L'amour de Fayette von Sky- ================================================================================ Prolog: Here We Are Again... ---------------------------- Wer sagt, das Leben sei ein Zuckerschlecken, der hat entweder ein Rad ab, oder er sollte mal ernsthaft über seine Ernährung nachdenken. Zwar pflegte Forrest Gump zu sagen, dass das Leben wie eine Pralinenschachtel sei, aber das ist eine etwas zu simple Veranschaulichung. Eigentlich ist es eher wie eine Achterbahn. Es hat seine Höhen und Tiefen und manchmal geht es auch in einen Looping oder eine Schraube. Auf jeden Fall ist es eine absolute Nervensache und manchmal ist einem auch zum Kotzen zumute. Fakt ist jedenfalls, dass jeder so seine guten und schlechten Momente im Leben hat. Genauso wie es keinen Menschen gibt, der absolut perfekt ist. Nein verdammt, jeder Mensch hat mindestens eine Macke, die ihn eben nicht perfekt macht. Und wer von sich behauptet, perfekt zu sein, der hat eine Schraube locker, oder es handelt sich um eine Mary Sue. Und keiner mag Mary Sues, außer Mary Sues selbst. Naja… Ich weiß schon… Das Thema hatten wir schon mal gehabt. Da hatte ich ja lange und breit über zehn Dinge von mir gesprochen, die ich am liebsten sofort loswerden will. Angefangen von meinem mädchenhaften Namen über mein mädchenhaftes Aussehen bis hin zu dem Dilemma, dass ich so gerne etwas mannhafter sein würde, aber nun mal damit gestraft wurde, mit einem androgynen Aussehen geboren zu werden. Mit Sicherheit denkt ihr euch: Fayette mit seinen Problemen. Der jammert immer nur rum und beschwert sich. Dem kann man es nicht recht machen. Zu meiner Verteidigung will ich aufbringen, dass es mir in der Vergangenheit nicht gerade einfach gemacht wurde, mein mädchenhaftes Aussehen zu akzeptieren. Nein, mir wurde fast die gesamte Schulzeit von einem miesen Drecksarsch schwer gemacht, der wirklich jeden Anlass nutzte, um sich darüber lustig zu machen, dass ich wie ein Mädchen aussah. Das ging bis zur High School so, woraufhin ich so einige Komplexe entwickelt habe. Noch nie war ich so froh gewesen, diesen Mr. Drecksarsch los zu sein, aber diese jahrelangen Schikanen seinerseits sind trotzdem nicht so ganz spurlos an mir vorbeigezogen. Ich begann mich selbst für mein androgynes Aussehen zu hassen und wünschte mir nichts Sehnlicheres, als ein bisschen männlicher zu sein. Und wenn es wenigstens nur einen Bartwuchs bedeutet hätte. Wobei… dann hätte ich vielleicht wie ein billiger Conchita Wurst Verschnitt ausgesehen, was die Sache wohl auch nicht besser gemacht hätte. Außerdem hatte ich noch ein viel schlimmeres Problem, welches mir übrigens auch ein paar meiner Beziehungen ruiniert hat, zusätzlich zu dem androgynen Aussehen: seit einem schweren Sturz von der Treppe im Alter von 12 Jahren wurde ich jedes Mal, wenn ich auf den Mund geküsst wurde bzw. selber jemanden küsste, ohnmächtig. Das war nicht sonderlich förderlich für mein Ego, dass ich jedes Mal in Ohnmacht fiel, wenn es zu einem Kuss kam. Es war wirklich frustrierend und hatte auch zur Folge, dass meine letzte Beziehung in die Brüche ging. Damit war die Geschichte aber noch nicht vorbei, denn der Faktor Ironie scheint in meinem Leben wohl eine ziemlich große Rolle zu spielen. Und das nicht nur, weil ich selber zu einer gewissen Selbstironie neige. Es kam nämlich so, dass Mr. Drecksarsch wieder in mein Leben zurückkehrte, kurz nachdem meine letzte Beziehung gescheitert war. Er wollte mich für einen Job als Fotomodel engagieren, so zumindest war seine Erklärung. Es gab ziemlich viele Streitereien zwischen uns, vor allem weil ich immer noch so einen Hals auf ihn hatte und ihn am liebsten eigenhändig erwürgt hätte. Zugegeben, er hat es mir auch nicht sonderlich leicht gemacht, was aber auch daran lag, weil er sich nach wie vor wie ein arroganter Drecksarsch aufgeführt hat. Und dann kam das, was man wohl wirklich als absoluter Supergau bezeichnen konnte. Als ich mich nämlich von meinem Liebeskummer in einem Club zusammen mit meinem schwulen besten Freund erholen wollte, da ist mir das wohl schlimmste Malheur passiert, das mir wohl passieren konnte. Und nein, ich bin nicht mit Seth im Bett gelandet. Es war noch viel schlimmer. Als ich mich im Club komplett abgeschossen hatte, bin ich mit Mr. Drecksarsch wieder zusammengeprallt. Mit dem Ergebnis, dass ich irgendwie bei ihm zuhause gelandet bin… nackt in seinem Bett. Ja, ihr habt richtig gehört. Ich war so besoffen, dass es dazu geführt hat, dass ich mit dem Kerl geschlafen habe, den ich am liebsten für immer aus meinem Leben gestrichen hätte. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen: ich war der Untere bei der ganzen Geschichte. Und anstatt, dass es nur bei dem einen Mal blieb, kam es irgendwie wieder dazu, dass ich mit ihm schlief. Da fragt man sich doch ernsthaft: wie sehr muss das eigene Ego im Arsch sein, dass man mit dem schlimmsten Feind in die Kiste springt? Ja, genau das habe ich mich auch gefragt, vor allem weil ich die ganze Zeit nur mit Mädchen zusammen war und auch sonst nie wirklich Interesse an Jungs hatte. Ich fühlte mich mehr denn je wie ein Mädchen und habe mich gehasst. Aber dann hat mir ausgerechnet jener Mensch, den ich mehr als alles andere auf der Welt hasste, mir seine wahren Gefühle gestanden und ich erfuhr, dass Mr. Drecksarsch doch nicht so ein Drecksarsch war, wie ich immer gedacht hatte. Denn Fakt war, dass er selber sehr viel hatte durchmachen müssen. Er hatte früh seinen Bruder durch einen tragischen Unfall verloren, als sie beim Spielen im Eis eingebrochen waren, während die Mutter stockbesoffen im Haus gewesen war und nicht hörte, wie ihre Kinder um Hilfe schrieen. Danach war er in eine Pflegefamilie gekommen. Als er mich zum ersten Mal sah, dachte er, ich sei ein Mädchen und hatte sich in mich verliebt. Wie man als Schwerverliebter nicht anders reagierte, küsste er mich, woraufhin ich entsetzt zurückwich und die Treppen hinunterstürzte und mir dabei den Kopf heftig aufschlug. Ja genau, Mr. Drecksarsch war Schuld an meinem Kussproblem. Geschockt, dass ich seinetwegen einen so schweren Sturz hatte, bekam er Angst davor, noch jemanden zu verlieren, nachdem er schon seinen Bruder nicht retten konnte. Er begann mich deshalb zu tyrannisieren, weil er diese Gefühle nicht zulassen wollte. Er dachte, dass es das Beste wäre, wenn wir Feinde wären, weil er mich ansonsten nur in Gefahr bringen würde. Tja, das war die Geschichte von meinem Unfall, der zu meinem Kussproblem führte. Nachdem er mir offen und ehrlich von seinen Gefühlen und Problemen erzählt hatte, gelang es mir, ihn besser zu verstehen und da hatte ich auch längst erkannt, dass er nicht der miese Drecksarsch war, der er immer vorgab zu sein. Nein, eigentlich war er ein ziemlich einsamer Mensch, der entsetzliche Angst davor hatte, jemanden zu verlieren und lieber alle von sich stieß, als wieder diesen Schmerz von damals erleben zu müssen, als er seinen Bruder und Jahre später auch noch seine Pflegefamilie verlor, die ihn adoptiert hatte und für ihn wie eine richtige Familie war. Und dann war auch noch seine beste Freundin an den Folgen ihrer Magersucht verstorben. Wer konnte ihm da verübeln, dass er so war wie er war? Ich hatte wirklich großes Mitgefühl für ihn und ich konnte ihn dann einfach nicht mehr hassen. Nein, ich hatte mich da schon längst in ihn verliebt gehabt, auch wenn das ziemlich schwer zu schlucken war, weil ich mich immer für heterosexuell gehalten habe. Naja, inzwischen kann ich sehr gut damit leben, bisexuell zu sein. Immerhin muss ich ja auch damit leben, quasi ein Zwischending von Mann und Frau zu sein. Zwar habe ich immer noch meine gewissen Ego-Probleme, vor allem weil ich Schwierigkeiten mit meinem androgynen Aussehen habe. Aber inzwischen komme ich mit meinem Kussproblem viel besser klar als vorher und ich falle nicht mehr in Ohnmacht. Allerhöchstens wird mir nur ein wenig schwindelig, mehr nicht. Und den Rest kriege ich vielleicht auch hin, zumindest hoffe ich es. Inzwischen sind sechs Monate vergangen, seit ich meinen geliebten Mr. Drecksarsch wiedergesehen habe. Nachdem wir uns gegenseitig unsere Gefühle gestanden hatten, hatte ich ihn zu einer Ausstellung nach Chicago und dann nach Deutschland begleitet. Wir hatten übrigens eine tolle Zeit. Chicago war großartig und wir waren in einem echt schicken Hotel. Leider ist aber etwas dazwischengekommen, als wir in Deutschland waren: Rion hatte sich da nämlich eine ziemlich schwere Erkältung eingefangen und lag drei Tage mit Fieber im Bett. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, habe ich es auch ein Stück weit genossen, ihn zu pflegen und mich um ihn zu kümmern. Er ist halt jemand, der immer so ganz cool und überlegen tut, da genieße ich halt auch mal die Momente, in denen ich mal der Stärkere bin. Naja, jedenfalls sind jetzt sechs Monate vergangen und inzwischen hat sich auch so einiges getan. Denn ich bin kürzlich bei Rion (so übrigens der Name von Mr. Drecksarsch) eingezogen und unsere alte Feindschaft ist längst wieder vergessen. Nun steht die Weihnachtszeit an und mit ihr auch gleich neue Probleme. Denn ausgerechnet zur wichtigsten Zeit des Jahres muss mein bester Freund Seth unter Liebeskummer leiden. Das Problem war halt, dass er jemand war, der nach einer ernsten Beziehung suchte. Er hörte die Hochzeitsglocken läuten, sein Freund der Barkeeper aber nicht. Dieser verdammte Bastard hatte ihn einfach kurz vor Weihnachten abgesägt und nun ist es mein Job, ihn wieder aufzubauen. Zusätzlich habe ich auch noch meine großen Probleme. Denn es ist eine neue Person aufgetreten. Er heißt Alex Templer, lässt sich aber nur bei seinem Künstlernamen Sunny Daylight nennen. Nun fragt ihr euch sicher, wer zum Teufel Sunny ist. Nun, es ist der Bruder von Rions bester Freundin, die an Magersucht gestorben ist. Er ist selbst ein sehr erfolgreiches Model. Ein androgynes Model, wohl gemerkt. Mit einer guten Laune ausgestattet, als hätte er Sonnenstrahlen zum Frühstück gehabt und mit einem enormen Selbstbewusstsein, dass man glatt neidisch werden konnte. Ja, ich bin verdammt neidisch auf den Kerl, vor allem weil Sunny im Gegensatz zu mir sehr stolz auf sein androgynes Aussehen ist. Er ist einfach so bei uns aufgetaucht, weil seine Eltern die Feiertage im Ausland verbringen und er bei Rion nach dem Rechten sehen wollte. Nun gut, sie sind halt Freunde und da sollte ja nichts Falsches dabei sein, aber mir passt es einfach nicht, wie sehr er an Rion klammert. Auch wenn es mir nicht passt, aber ich hab momentan echt verdammt große Eifersuchtsprobleme, weil dieser Sunny ständig an uns kleben muss. Und zu allem Unglück ist er ein verdammt lieber Kerl, der anscheinend alles versuchen will, um auch mit mir gut auszukommen. Eigentlich ist er der netteste Typ, den man sich vorstellen kann, aber er hat alles, was ich nicht habe. Er ist selbstbewusst, er steht zu seinem androgynen Aussehen und nimmt es auch mit Humor. Und ich weiß nun mal, dass Rion auf Androgyne steht. Da ist es doch klar, dass ich eifersüchtig bin. Da ist mein Problem, dass ich immer noch keinen Plan habe, was ich Rion zu Weihnachten schenken soll, mein geringstes Problem. Ich frage mich wirklich, was ich machen soll… Ach verdammt… warum muss auch die Liebe immer so kompliziert sein? Wenn es doch wenigstens eine Komplettlösung gäbe, damit ich wenigstens weiß, was ich tun soll. Vor allem bin ich einfach nur verunsichert. Was soll ich davon halten, dass Sunny so an uns klebt? Ist er nur zu Besuch hier oder hat er vielleicht tatsächlich vor, mir Rion auszuspannen? Ich hab echt keine Ahnung… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)