Die Schöne und das Monster von c_Nana (Engel) ================================================================================ Kapitel 5: Freund und Feind --------------------------- Diesmal träumte ich etwas ganz seltsames. Nicht das was ich sonst geträumt hatte. Es war so durcheinander. Zento sagte irgendetwas von einem Experiment und Lilly… Ich weiß es einfach nicht mehr. Ich schreckte hoch und schlug mir den Kopf auf. „Ah, scheiße!“ Ich sah hoch und blickte an ein großes, altes Rohr. Es war total schmutzig und rostig. Wo bin ich? „Hallo? Ist da wer?“ Eine unbekannte Stimme schallte durch den Raum. Ich antwortete. „Ja hier! Wer bist du?“ Meiner Hände waren mit einem Seil zusammen gebunden. Dementsprechend war es schwer auf zustehen. Ich zog mich an der Wand hoch, die hinter mir war. Anscheinend hatten sie mich in eine alte Lagerhalle gesteckt. Ich seufzte. Was soll ich jetzt nur machen? Und welches Experiment? Was auch immer sie vorhaben ich weiß mich zu wehren. Gott sei Dank hatte mich meine Mutter mal in so ein Kampfkunstlager für unentdeckte Talente geschickt. Damit bin ich sehr gut vorbereitet. Auch gegen… Zento, schoss es mir durch den Kopf, auch von dir lasse ich mich nicht mehr unterkriegen! Ich hörte plötzlich Schritte. „Wer ist da?“ meine Stimme klang ungewöhnlich laut hier. „Ich, immer noch.“ „Toll, vielen Dank das hilft mir jetzt weiter.“ „Natürlich!“ „Komm raus! Oder ich komme zu dir! Ich habe den schwarzen Gürtel!“ Okay das war gelogen. Den schwarzen hatte ich nicht aber ich war richtig gut im Kämpfen. Kein einfacher Anfänger aus der fünften Klasse, oder so ähnlich. „Jetzt komm schon raus!“ Drohte ich ihm. „Schrei doch nicht so. Ich bin doch hier.“ Ruckartig drehte ich mich um. Und es war… „Newo!“ Automatisch machte ich mich bereit zum kämpfen... Mit gefesselten Armen. Was macht der denn hier? „Ja ich bin es! Schön dich wieder zusehen meine Süße.“ Er verbeugte sich tief. Ich runzelte die Stirn. „Was tust du?“ Dann blickte er hoch, ich sah zur Seite. Du bist mit Zento befreundet. Ich schau dir lieber nicht in die Augen. „Warum nicht?“ „Warum was?“ Newo lehnte lässig gegen die Mauer. „Warum willst du mir deshalb mir nicht in die Augen schauen? Sind meine Augen dir nicht gut genug?“ Halt. „Wie, warum weißt du das jetzt schon wieder?“ „Meinst du, dass ich denke meine Augen sind dir nicht gut genug?“ „Hä, nein wieso, ich… Wie kommst du jetzt schon wieder darauf?“ Ich lief rot an. Vor Wut oder vor Scham? Ich wusste es nicht. Vielleicht beides. „Das ist zu gut. Wie immer!“ Er brach in Gelächter aus. Aber er sagte; Wie immer. „Wie immer? Ich kenn dich doch gar nicht so lang. Wie meinst du das?“ Newo hielt inne, sein Kopf sank nach unten. „Verdammt.“ Fluchte er. „Na gut, ich habe mich verraten. Eher, als ich es eigentlich wollte.“ Verraten? Er scharrte mit dem Fuß am Boden herum. „Du erinnerst dich nicht?“ „Ich wüsste nicht an was!“ Trotzdem war ich stinksauer. „Erkennst du mich wirklich nicht?“ Er lief ein paar Schritte zu mir. „Hör auf mit dem Quatsch! Sag mir lieber wer oder was du wirklich bist!“ Zischte ich zurück. „David“ Er machte eine Pause. „Ich bin David, aber nicht irgendeiner. Ich bin der, der dir das Leben gerettet hat. Und dafür bist du mir auch etwas schuldig!“ Mein Herz blieb stehen. „Niemals“ zischte ich. „Niemals bist du mein David! Er ist nämlich seit über sechs Jahren nach Japan gezogen und hat mich im Stich gelassen! Du hast dich nicht einmal richtig von mir verabschiedet!“ Newo, oder bessergesagt David ging einen Schritt zurück. Wurde dann aber auch richtig wütend. „Weißt du wie verdammt schwer es war mich von dir zu trennen? Ja, ich habe dich im Stich gelassen, gerade da wo deine Mutter schwer krank war! Und ja ich habe mich nicht verabschiedet aber das hat auch einen guten Grund!“ „Ach ja und was? Der muss gut sein, dass ich dir alles verzeihen kann!“ „Ich wollte dich vor Zento und den anderen schützen!“ „Toll, aber du siehst ja wie das geklappt hat! Das war alles umsonst. Du hast ganz umsonst alles kaputt gemacht! Jetzt sitzen wir beide in der Tinte!“ Newo knirschte mit den Zähnen. „Du bist so was von blind!“ „Wieso denn?“ „Weil du den richtigen Hintergrund immer noch nicht erkannt hast! Schon damals nicht!“ „Doch natürlich wusste ich ihn damals! Rate mal warum ich, nachdem du gegangen warst die Nächte durchgeheult hab! Aber jetzt…“ Ich ließ mich auf den Boden sacken. Das war alles zu viel für mich und ich musste erst einmal alles richtig verarbeiten. Jemand sprang von oben herab. Natürlich mussten es Lilly und Zento sein. „Ohh wie süß. Ein Wiedersehen alter Freunde. Ich glaube ich muss gleich weinen.“ Lilly schluchzte künstlich und rieb sich die Augen. Sie wurde ernst. „Schluss der Freudentränen. Du kommst mit mir mit. Es ist so weit.“ Sie zeigte auf Newo. Zento wandte sich zu mir und sah mich eindringlich an. Dann zu Newo und dann wieder zu mir. Er flüsterte mir etwas ins Ohr. „Bist du jetzt immer noch abgeneigt?“ Ich bekam eine Gänsehaut. Wieso. Kann. Ich. Mich. Nicht. Wehren? Zento lächelte mich an, zog die Augenbraue hoch und fragte: „Und?“ Ganz ruhig Nara. Das macht er nicht zum ersten Mal mit dir. Du weißt, dass er nur mit dir spielt. Hör auf deinen Verstand. Leider war mein Verstand auf Standby und nicht fähig irgendetwas zu tun. Aber ich hatte trotz alledem eine Idee. Ich nickte. „Wirklich?“ Zento musste sich das Lachen sehr verkneifen. „Ich glaube nicht.“ Lilly tänzelte umher. „Zento! Können wir dann loslegen?“ Er nickte, sah mich an und musste wieder lachen. Lilly sah wütend aus. „Was ist denn so witzig an dem Biest?!“ „Nichts, lass uns loslegen.“ Zento nahm mich bei der Hand. Lilly schleifte Newo am Boden entlang. „Warum nimmst du die Marionette mit, Lilly?“ Ich sah Newo an. Sie zog ihre Peitsche. „Ich will doch nur, dass er sieht, was wir mit seiner großen Liebe anstellen.“ Zento spannte seine Hand an und versteifte sich. Sie nahmen uns durch die ganze Halle mit, an einigen echt schauderhaften Sachen vorbei. In manchen Ecken lagen Skelette, in anderen wieder irgendwelche Leute, die nicht wirklich gesund aussahen. Die Halle zog sich und es dauerte wohl eine Ewigkeit bis wir vor einen der riesigen Ventilatoren stehen blieben. Trotz, dass wir stehen blieben, ließ Zento meine Hand nicht los. Newo meldete sich zu Wort: „Nur über meine tote Leiche!“ Er starrte mit weit geöffneten Augen auf dieses riesige Ding. „Du wirst dadurch gehen ob du willst oder nicht!“ fauchte Lilly. „Ich kann dich auch gern töten um dich mit zu schleppen. Aber dann wäre es nicht mehr so witzig. Und außerdem; Leichen sind tot, dass musst du mir nicht extra sagen!“ Sie fuchtelte mit ihren Händen umher und sagte etwas Unverständliches. Der Ventilator blieb stehen. Lilly grinste vor sich hin. Sie machte den Mund auf um irgendwas zu sagen, doch plötzlich fing er an, sich wieder zu drehen. Zento schlug sich mit der Hand an den Kopf. „Verstehe, dann eben Plan B.“ Er schüttelte den Kopf. Newo, der noch immer wie gefesselt auf den Ventilator starrte meinte das Plan B uns alle frei zu lassen beinhaltet. Darauf bekam er keine Antwort. „Also“ Zento zog mich an meiner Hand mit sich nach vorn an den Ventilator. Mein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem rotierenden Ding entfernt. Was zur Hölle soll das denn werden? Ich wurde von Zento hochgehoben und auf den Arm genommen. Er zählte langsam von Drei rückwärts. „Drei“ „Was tust du? Du-du willst doch nicht etwa…?" „Zwei“ „Nein es muss doch einen anderen Weg geben!“ Ich strampelte herum. „Eins“ Er lächelte. „Was?!“ Vor Angst klammerte ich mich an ihn. „Null“ Zento sprang durch die Höllenmaschine hindurch. Alles verlief wie in Zeitlupe. Ich hörte neben dem ohrenbetäubenden Surren des Motors ein leises stöhnen und bemerkte wie Zento heftig zusammen zuckte. Als wir auf der anderen Seite angekommen waren und er richtig stand ließ er mich herunter. Es war dunkel und ich konnte nur wenig sehen, aber ich bemerkte, dass er an der Schläfe entlang der Wange sehr blutete. Oh Gott war ich das? Er lehnte sich an die Wand und rutschte nach unten. Ich stand wie angewurzelt da ohne etwas sagen zu können. Das Blut tropfte auf den Boden und bildete eine immer größer werdende Pfütze. Ich riss mich aus meiner Trance und ging langsam zu ihm hin. „Du-du hast dich verletzt.“ Er stand auf, ging ein paar Schritte und strauchelte. „Warte lass mich sehen.“ Wieder ging ich auf ihn zu. „Nein es ist nur ein kleiner Kratzer. Es geht schon.“ Ich rollte mit den Augen. „Jetzt zeig schon.“ Kurz bevor ich ihn richtig sehen konnte, stieß er mich weg. Aber mit so einer Kraft, dass ich gegen die andere Seite der Röhre anschlug. Au! Verdammt ich wollte dir doch nur helfen. Idiot! „Bleib weg von mir.“ „Ist wohl auch besser so.“ Ich hielt mir den Mund. Er drehte sich zu mir und lief auf mich zu. „Was hast du gerade gesagt?“ Zento war sauer. Er kam mir immer näher. Ich blieb stehen. Sein halbes Gesicht war voller Blut und es hörte einfach nicht auf. Er lief weiterhin auf mich zu und zog einen Dolch. Er holte aus aber seine rechte Hand landete nur knapp neben meinem Kopf. Der Dolch fiel nach unten, ich fing ihn auf und er muss irgendeinen Knopf betätigt haben, denn der Ventilator kam zum Stehen. „Was hast du Miststück mit Zento gemacht?“ Hysterisch schrie Lilly als sie den Dolch in meiner Hand sah. Ich ließ ihn fallen. Newo blieb noch weiter hinten. Zento stieß sich von mir und der Wand ab. Lilly ging zu ihm hin und wollte ihm helfen, wurde wie ich aber einfach weggeschubst. „Zento…“ Sie wirkte verletzt. Das geschieht dir verdammt noch mal recht! Nennt mich Miststück… „Lass mich dich verarzten. Du verblutest sonst.“ Nun ließ sich Zento doch noch verarzten. „Okay lass uns aufbrechen.“ Meinte Zento. Wieder nahm er meine Hand, zögerte aber vorher. Ich wehrte mich nicht. Wenn ich mich wehre bringt es nichts. Ganz im Gegenteil. Also ließ ich mich mit ziehen. Wir schlurften eine ganze Weile weiter in der Röhre entlang und hielten uns, wenn ein Abzweig kam immer links. Einmal wäre ich fast gestolpert, aber Gott sei Dank konnte ich mich rechtzeitig auffangen bevor ich mit Zento zusammen krachte. Lilly sang nebenbei Lieder die ich nicht verstand. Sie waren höchst wahrscheinlich in einer anderen Sprache oder so. Wir legten eine kurze Pause ein, dass Lilly Zento’s Verband am Kopf neu machen konnte. Es dauerte aber nicht lang, gingen wir weiter. Ich hatte nicht viel Zeit zum Verschnaufen und hatte bald keine Kraft mehr. Wir wurden langsamer und irgendwann blieben wir ganz stehen. Newo war die ganze Zeit still und starrte auf den Boden. Er bemerkte, dass ich ihn anstarrte, schaute kurz zu mir und wurde rot, blickte dann aber wieder zu Boden. Er hat sich wirklich geändert. Ich wurde traurig. Was ist in der Zeit in Japan vorgefallen und stimmt das wirklich was er meinte? Dass er so fühlte wie... ich? Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er wieder bei mir ist, mehr oder weniger. Warum bist du dann weggezogen wenn du mich doch so mochtest? Ich muss dich wieder kennenlernen. Aber was ist, wenn er sich vollkommen geändert hat? Ich habe mich auch geändert. Du bist da nicht der einzige, schätze ich. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. „Wir sind da.“ Wir blickten auf eine robuste Eisentür. Lilly legte eine Hand an die Tür, murmelte etwas und die Tür öffnete sich wie von selbst. Grelles Licht blendete mich. Zento ließ meine Hand los und stellte sich zwischen mich und Newo, der dicht hinter mir stand. Ich ging hinein. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten und ich einigermaßen wieder richtig sehen konnte bekam ich einen Schock. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)