Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 65: Urlaub ------------------ Freitag, 03. Januar Gähnend streckte sich Mimi und rieb sich dann die Oberarme, „man ist das kalt.“ Vorsichtig sah Hikari zu der Älteren. Die gesamte Fahrt über hatte sie sich überlegt, wie sie mit Mimi ins Gespräch kommen könnte, ohne dass die anderen zwei, etwas bemerkten. Doch das war kaum möglich gewesen. Sie saßen im Zug zu viert und Yolei berichtete von Ken und sich. Natürlich freute sie sich, doch den Vorfall von Silvester hätte die Yagami schon gern erklärt gehabt. „Es war eine tolle Idee vor den Prüfungen noch etwas Urlaub zu machen“, lächelte Mimi und sah sich am Bahnhof um. „Noch schöner ist es, dass deine Tante eine kleine Pension in den Bergen mit Onsen hat“, lachte Miyako. Das war fast schon wie im Film. „Ja, seid froh, dass ihr mich kennt“, grinste Sora und schulterte ihre Reisetasche, „für den Preis haben wir wirklich Glück.“ „Da würden wir vermutlich sonst nirgendwo bekommen“, stimmte Hikari zu. Durch Sora hatten sie Rabatt bekommen. Eigentlich wollte ihre Tante es ihnen schon komplett erlassen, doch da hatten sich die Mädchen gesträubt. Etwas wollten sie schon zurückgeben, daher hatte Kari auch noch ein kleines Präsent dabei. Und sie zahlten etwa die Hälfte der eigentlichen Kosten. Zusätzlich kamen noch die Zugfahrt hinzu und nun der Weg zur Pension. Schwer atmend liefen die vier durch den kleinen Ortsteil weiter in Richtung Berge. „Wie ist deine Tante denn so?“, wollte Yolei irgendwann wissen. Sora drehte sich zu der Jüngeren um und lief einige Schritte rückwärts, „ich weiß nicht mehr genau. Es ist schon lange her, dass ich sie gesehen hatte. Aber ich habe sie als sehr liebevolle und fürsorgliche Frau in Erinnerung. Sie hat sich immer gut um mich gekümmert. Egal ob ich Sorgen oder Ängste hatte. Sie wollte immer alles wissen und hat alles mit mir gemacht.“ „Also ist sie wie du“, kicherte Mimi und belächelte ihre beste Freundin und ihre Worte. „Wie meinst du das?“, fragte die Rothaarige verwundert. „Du beschreibst hier das Idealbild einer Mutter und das bist du auch“, stimmte Hikari zu. „Ich? Eine Mutter?“ „Unsere Digi-Mutter“, lachte Mimi. „Mama, sind wir bald da?“, fragte Miyako in einem kindischen Ton. „Hört auf damit“, Sora lief puterrot an und wandte sich wieder von den Mädchen ab, zum Glück hatten sie es bald geschafft. Die Pension erstrahlte recht abseits in einem warmen Licht. Um den Eingang und die Fassade waren mehrere Lichter aufgestellt und Lampions hingen von den Dachbalken. Das Haus war matt gestrichen und verschneite Blumentöpfe standen an den Seiten. Beim öffnen der Tür kam ihnen erst einmal ein Schwall warmer Luft entgegen und drinnen war alles dezent, aber einladend dekoriert. „Hallo Tante“, begrüßte Sora die ältere Frau hinter der Rezeption und wurde von dieser direkt in eine Umarmung gezogen. Die Mädchen erkannten die Ähnlichkeit sofort. Sie hatte die gleichen Züge wie Soras Mutter, doch ihr Blick wirkte nicht ganz so ernst. Sie war freundlicher. Vermutlich durch ihre Arbeit und dadurch etwas weniger verbittert. „Hallo Sora, oh wie sehr ich dich vermisst habe“, freute sie sich, „sind das deine lieben Freundinnen, von denen du berichtet hast.“ „Ja, das sind Mimi Tachikawa, Miyako und Hikari Yagami“, stellte Sora sie vor. Freundlich reichte die Dame ihnen die Hand. „Nett euch kennenzulernen, es freut mich, dass ihr hier seid. Ihr müsst eine anstrengende Reise hinter euch haben, wie wäre es, wenn ich euch erst das Zimmer zeige, dann das Bad und ihr gleich einmal etwas entspannt. Wenn ihr fertig seid, wird es auch Abendessen geben“, schlug sie vor. „Gerne“, für Mimi klang das toll, sie wollte schon so lange wieder in ein heißes Bad. Sie folgte der Tante durch das Haus in ein Zimmer im ersten Stock. „Wenn ihr wieder hier heraus geht, müsst ihr dem Gang weiter folgen und die Treppe hinunter, dort geht es zum Onsen“, erklärte sie. „Ist das zum Schutz für die Gäste“, fragte Miyako interessiert nach. „Ja, die Gäste der Pension haben so ihren eigenen Eingang, die Gäste des Onsen haben einen eigenen Bereich. Das macht es hier angenehm ruhig“, bestätigte die Tante, „und wenn ihr fertig seid, kommt einfach wieder an die Rezeption, dann zeig ich euch das Abendessen.“ „Vielen Dank“, erwiderten die Mädchen im Chor und schlossen dann leise die Tür hinter sich. „Deine Tante ist eine ganz liebe Frau“, stellte Miyako fest. „Hast du etwas anderes erwartet?“, wollte Sora verblüfft wissen. „Nein, ich meine … äh … alle sind nett … nur …“, verhaspelte sich die Lilahaarige. „Lasst das doch jetzt und wir entspannen ein bisschen“, ging Mimi dazwischen und hatte bereits ihre Sachen gepackt. Von einem kleinen Stapel hatte sie sich einen Yukata genommen und verteilte die restlichen an die Mädchen. Gemeinsam machten sie sich auf zu der Umkleide. „Sind wir die einzigen Gäste hier?“, fragte sich Mimi, als sie aus keinem der Zimmer etwas hörte. „Scheint irgendwie so“, murmelte Sora zustimmend. Aber sie fühlten sich unter sich auch viel wohler. Damit fiel es ihnen auch leichter sich flott umzuziehen und in den Baderaum zu gehen. Staunend sahen sie sich um und Mimi war schon so ungeduldig, dass sie gleich in das heiße Wasser wollte. Doch zuvor mussten sie sich noch abwaschen. In Reih und Glied setzten sie sich auf die kleinen Bänke und wuschen sich. „Ah wie warm“, quietschte Mimi und zuckte erst zusammen, ehe sie sich komplett in das heiße Wasser gleiten ließ. „Wolltest du in einen Eispool?“, fragte Miyako nach und schwamm ein Stück in das Becken rein. „Nein, es ist schön so. Nur wir … hier … allein und das warme Wasser“, seufzte die Brünette. „Vermisst du Taichi gar nicht?“, wollte Sora wissen. Mimi sah zu ihrer Freundin und überlegte. „Das ist schwer zu sagen“, gab sie ehrlich zu, ihr Herz verkrampfte sich leicht, „ich … ich bin sauer, enttäuscht, traurig, verletzt … Er hat …“ „Er hat scheiße gebaut“, mischte sich Hikari harsch ein. Sie war auch noch sauer auf ihren Bruder deswegen. Das war einfach nur dämlich von ihm gewesen. „Und Mimi“, sprach sie laut aus, weil sie das endlich los werden wollte, „es tut mir leid was ich an Silvester gesagt hatte, aber … aber …“ „Ich weiß doch, dass du das nicht so gemeint hast“, lächelte die Ältere und winkte ab, „er hat es verdient“, zwinkerte sie, „und das mit dir und Takeru ist doch auch süß.“ Die zwei Mädchen lächelten sich an und Hikari ging es schon viel besser damit. „Zurück zu Tai …“, brachte Miyako sie wieder auf Kurs. „Ach ja … ich … ich will nicht … ich will nicht vorschnell sein. Er hat mir einmal weh getan.“ „Daher soll er auch leiden?“, die Augen der Brillenträgerin weiteten sich. „Nein … nicht leiden, aber ich will es in meinem Tempo machen und momentan kann ich nicht mehr und ich kann mich auch nicht zu sehr darauf einlassen, weil ich sonst wieder das Gefühl habe, verletzt werden zu können … und wer weiß, vielleicht entscheiden sich meine Eltern wieder umzuziehen“, gab sie leise von sich. „Ich hoffe doch nicht“, schüttelte Sora den Kopf. Die Mädchen lächelten sich kurz an, bevor sie sich wirklich der Entspannung hingaben und sich zurücklehnten. Das Wasser war wunderbar warm und über ihnen funkelte der Sternenhimmel. Als es zuzog und leicht zu schneien begann wurden sie aus ihren Gedanken geweckt und beschlossen langsam hinaus zu gehen. Vor allem, weil sie langsam ein Hungergefühl überkam. ❀ ❀ ❀ Im kleinen Essbereich der Pension saßen sie gemütlich beisammen. Außer ihnen waren doch noch einige andere Gäste da. Ein älterer Herr, ein Pärchen und eine Mutter mit zwei kleinen Kindern. Die Mädchen sahen sich interessiert um, dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf das Essen vor sich. „Das sieht verdammt lecker aus“, schwärmte Yolei. „Oh ja“, nickte Mimi. Sie begannen zu essen und brachten dabei kein Wort heraus. Erst in ihrem Zimmer begannen sie zu lachen. Mimi legte sich auf ihren Futon und streckte sich mit dem Bauch nach oben aus. „Ein schöner Abschluss und der Beginn eurer Hinrichtung“, lachte sie und sah zu Sora und Kari auf. „Wie bitte?“, Sora zog eine Augenbraue hoch, „war in deinem Glas Alkohol?“ „Nicht dass ich wüsste“, begann sie unwillkürlich zu kichern. „Aber es stimmt schon, erst in zwei Monaten könnt ihr wieder so richtig entspannen“, stimmte Miyako zu. Sora nickte. „Du zumindest“, zwinkerte Kari und lachte auf. Sie nahm auf ihrem Futon Platz. „Stimmt, unsere Prüfungen sind zeitgleich, oder?“ Die Jüngste schüttelte den Kopf, „Mitte Februar.“ „Dann hab ich einen halben Monat länger, das kann ich verkraften“, lachte die Rothaarige. „Das schafft ihr schon, wir drücken euch die Daumen“, spornte Yolei an. „Aber Tai und Davis müssen wir auch durchbringen“, scherzte Kari. „Stimmt, dann wird’s wohl nichts, aber es ist ein zu verschmerzendes Opfer“, lachte Mimi. „Also ich glaub schon, dass bei dir was drin war“, lachte Sora. ❀ ❀ ❀ „Hi“, lächelte Willis, „darf ich reinkommen?“ Und schon ging ihm sein Lächeln wieder auf den Keks. Davis hatte nicht mehr als einen genervten Blick für ihn übrig. In Jogginghose und viel zu großem Shirt war er an die Tür gegangen, weil er allein Zuhause war. Seufzend senkte er den Kopf, „ja, klar“, das machte es jetzt auch nicht mehr schlechter. Nun konnte er versuchen ein normales Verhältnis zu Willis aufzubauen. Seit der Party war er schlecht drauf und um niemandem auf die Nerven zu gehen und weil er sich Yolei nicht antun wollte, hielt er sich selbst von Ken fern. Er folgte dem Blonden, der sich noch kurz die Schuhe ausgezogen hatte, ins Wohnzimmer. „Ich hab ein paar Spiele für die Xbox dabei“, grinsend wandte er den Kopf um und hielt einige Hüllen hoch. „Klar, warum nicht“, Davis zuckte lustlos mit den Schultern, „ich hol was zu trinken“, er drehte sich um und holte aus der kleinen Kammer zwei Flaschen Cola und zwei Gläser. Bei seiner Rückkehr hatte Willis bereits ein Spiel eingelegt, die zwei Controller bereit gelegt und auf dem Sofa Platz genommen. Davis schenkte ihnen ein und er sah sich das Spiel an. Autos. Er überlegte, dann kam auch schon der Titel. Dirt. Sein Gesicht verzog sich. Er mochte Rennspiele nicht, ihm waren Fußballspiele lieber. „Damit fangen wir nur an“, grinste Willis. „Wie lange willst du denn bleiben?“, fragte der Brünette vorsichtig. „Ach nur ein bisschen, du bist doch sowieso allein, dann kann dir nicht langweilig werden“, lachte Willis und suchte sich bereits ein Fahrzeug aus. Der Igelkopf wusste nicht, wieso sich sein Gegenüber das Spiel geholt hatte. Das war so schlecht in seinen Augen und jetzt zwang er ihn regelrecht das zu spielen. Murrend nahm er den Controller vom Tisch und machte es ihm nach. Schneller als er dachte, fuhren sie schon ihre Runden und Davis verlor jedes Mal haushoch. „Mensch, jetzt streng dich mal an“, lachte Willis. „Wieso denn? Hat doch sowieso keinen Sinn“, knurrte Daisuke. „Oh doch, du kannst immer noch was rumreißen.“ Verwirrt drehte sich Davis zu dem Jüngeren. War das noch auf das Rennen bezogen? In seinen Ohren irgendwie nicht. „Ich gebe nicht auf, selbst wenn es verloren scheint. Immerhin kann man immer noch etwas retten und mit seiner eigenen Beichte, überdenken sie es vielleicht noch einmal.“ „Warte …“, der Anführer drückte Pause, „von was sprichst du?“ Wallace lachte auf, „das weißt du doch“, er sah zu seinem japanischen Freund, „nur weil sie einen Freund hat, heißt das nicht, dass sie nicht vielleicht auch Gefühle für dich hat. Sie weiß nichts von deinen Gefühlen und solange du ihr diese nicht offen legst, kann sie immer noch denken, dass sie keine Chance bei dir hat, obwohl sie auch Gefühle für dich hat“, sprach der Blonde. Davis Gesichtsausdruck wurde immer verwirrter. Sein Freund sprach irgendwas von Gefühlen und kam nicht zum Punkt. Er dachte schon, der Satz endete überhaupt nicht mehr. Doch dann tat er es und Willis sah ihn erwartungsvoll an. „Was willst du mir sagen?“, kam es etwas trottelig von ihm. Schmunezlnd nickte Willis, „sprich noch mal mit ihr und sag ihr, was du fühlst“, lange sah er ihn an, „also ich gebe nicht auf. Ich versuche noch mein Glück und ich werde kämpfen“, grinst er dann breit. Davis Augen weiteten sich leicht, als ihm klar wurde, dass Willis nicht aufgab. Wenn Willis noch um Karis Herz kämpfte, dann musste auch er noch einmal alles versuchen, denn zumindest gegen den Blonden wollte er nicht verlieren. „Ok, ich mach mit“, nickte der Brünette und nahm sich den Controller um noch einmal alles zu geben und ihn einzuholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)