Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 58: Liebesengel Patamon ------------------------------- Samstag, 28. Dezember Die Mädchen hörten fasziniert, interessiert und auch leicht enttäuscht zu. Denn Fakt war, dass Hikari diese Erlebnisse nicht mit ihnen geteilt hatte. So mussten sie das aus den Erzählungen des Mädchens nun nachholen. Aber es war einfach nicht das gleiche. Mimi war sichtlich eingeschnappt, Sora etwas enttäuscht und Yolei verstand das überhaupt nicht. Denn für sie wäre es schön gewesen, wenn Kari es mit ihr geteilt hätte. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, ihre Beziehung auf Grund von ihrer besten Freundin und deren Pech zu verheimlichen. Also war sie auch traurig. „Echt? Das hab ich gemacht?“, verdutzt starrte Taichi seine kleine Schwester an. Er erinnerte sich gar nicht mehr an diesen Abend. Er wusste noch, dass er etwas getrunken hat, wie öfters um diese Zeit herum, doch dass an einem dieser Abende etwas passiert war, war ihm gar nicht mehr bewusst. Nie hätte er sich in einem nüchternen Zustand so benommen. Immerhin ging es hier um seine kleine Schwester. Und seine Schwester soll niemanden küssen und immer seine kleine Schwester sein. Das junge Pärchen hingegen stand nun wie auf dem Präsentierteller mitten auf der Wiese. Die drei Chinesen hatten sich bereits zu den Tischen mit dem Essen und Trinken verzogen. Sie hatten sich ihre Niederlage eingestanden. Daisuke hingegen stand immer noch ungläubig – aber mit einigem Abstand – bei ihnen. Er konnte nicht glauben, dass sie ihre Beziehung so lange geheim gehalten hatten. In gewissem Sinne hatten sie ihre Freunde belogen. Er konnte es einfach nicht glauben. ❀ ❀ ❀ Mittlerweile waren viele ihrer Gäste angekommen. Ihre asiatischen Freunde waren komplett da. Hikari hatte sich bereits mit Yuehon und Dien ausgetauscht. Auch Koushiro war froh, sich endlich mit ihnen unterhalten zu können. Jedoch ging es nicht nur den Zweien so, auch die anderen freuten sich bereits. Hilflos musste Miyako mit ansehen, wie Ken von einem kleinen schwarzhaarigen Mädchen angesprungen wurde. Lachend beobachtete Yamato diese Szene, er hatte das Mädchen bereits entdeckt gehabt. Gemächlich erhob er sich und ging zu den Zweien rüber. Ken hatte mittlerweile entdeckt, was ihn soeben überfallen hatte. Chichos grinste das Genie breit an und ließ ihre Finger gar nicht mehr von ihm. „Sorry, ich hätte es dir sagen sollen“, entschuldigte sich der Musiker und klopfte dem Jüngeren auf die Schulter. „Nein, nein, alles gut“, Ken ging in die Knie, damit das Mädchen von ihm runter konnte. Sie war deutlich gewachsen und kleidete sich auch anders. Von allen Anwesenden hat sie wohl in den letzten Jahren die größte Wandlung durchgemacht, obwohl die anderen japanischen Kinder sich auch gewandelt hatten. Immer wieder versuchte Miyako sich unauffällig zu nähern, doch dieses kleine Mädchen wollte einfach nicht gehen. Sie hing an ihm wie eine Klette. Nach einer halben Stunde hatte die Brillenträgerin herausgefunden, dass sie Mexikanerin war und in ihn verliebt war. Doch Ken war ihr Schwarm, daher würde sie ihn nicht einem etwa fünf Jahre jüngeren Mädchen überlassen. Gerade als sie sich wieder näherte, stolperte sie nach vorn und stieß gegen den Älteren. Erschrocken riss sie die Augen auf. „Ent-entschuldige“, stotterte sie mit viel Überraschung. Das hatte sie nicht erwartet, sie hatte etwas in ihrem Rücken gespürt, dass sie nach vorn hat stolpern lassen. Sie wollte sich umsehen, doch Ken fixierte sie ebenso überrascht und brachte selbst kein Wort heraus. „Also das war amateurhaft“, lachte Takeru und hatte seine Freundin genau beobachtet. Der Blonde war sichtlich erleichtert, dass er das nun in aller Öffentlichkeit machen konnte. Er konnte sie in den Arm nehmen, Händchen halten und auch küssen. Nun hatte er mit angesehen, wie Kari einen doch recht großen Bogen geschlagen hatte und ihre Freundin auf den Schwarzhaarigen geschubst hatte. Diese gab sich nun ganz unschuldig. „Als ob du das besser könntest“, provozierte Mimi, „das war eine der besten Ideen innerhalb der letzten Monate.“ „Jahre … Jahrzehnte wohl eher“, lachte Takeru und provozierte selbst zurück. Damit zog er sich wohl gerade den Zorn aller Mädchen auf sich oder zumindest der hier Anwesenden. „Mach es besser“, blaffte nun auch seine brünette Freundin und verschränkte auffordernd die Arme vor der Brust. „Ist das eine Wette?“, er zog die Augenbraue noch oben. Abschätzend begutachtete Kari ihn, „und wenn?“ „Dann will ich einen Preis, sollte ich es schaffen.“ „Und das wäre?“, nun schluckte sie doch leicht. Auch Sora und Mimi warteten gespannt seine Antwort ab. Doch der Junge beugte sich zu seiner Freundin und achtete darauf nur in ihr Ohr zu sprechen. Seine Hand legte er von hinten auf ihre Hüfte, „da würde mir so einiges einfallen“, antwortete er nur und spürte, wie sie sich beschämt verkrampfte. Lachend lehnte er sich zurück und betrachtete sie fasziniert. Kari löste sich von dem Blonden und wich den Blicken aller aus. Als sie einen verwirrten laut vernahm, hob sie den Kopf wieder. Wie aus dem Nichts hatte Takeru einen kleinen Zweig hervor gezaubert. „Was ist das?“ Auf ihre Frage hin begann er zu grinsen und griff nach ihrem Handgelenk. Mit einem Ruck zog er sie an sich und schlang den freien Arm um sie, seinen anderen mit dem Zweig hob er in die Höhe und küsste sie ohne Vorwarnung. „So ein Zweig ist das“, zwinkerte er und blickte zu den zwei anderen Mädchen. „Das ist perfekt“, klatschte Mimi in die Hände und lachte. Die Brünette starrte mit großen Augen zurück und fühlte sich einmal mehr peinlich berührt. Doch Takeru winkte bereits Patamon zu sich. Er sprach leise mit seinem Partner und gab ihm den Zwei in die Pfote. Dann flog es los. Gespannt beobachteten sie das Digimon. Es flog einige Kreise und ließ den Zweig dann über Ken und Miyako fallen. Diese stand bei dem Schwarzhaarigen, wie auch Chichos, Matt und Daisuke. Irritiert hatte Ken danach gegriffen, was ihm da auf den Kopf gefallen war. Miyako starrte ebenso mit großen Augen darauf und lief auch sofort puterrot an. „Ahh ist das ein Mistelzweig?“, Chichos strahlte über das ganze Gesicht und hakte sich bei dem Älteren unter. In ihr machte sich Vorfreude breit und auffordernd sah sie zu dem Schwarzhaarigen auf. Doch dieser ignorierte das Mädchen und sah stattdessen verlegen zu der Brillenträgerin, die zwar deutlich Abstand hielt, aber trotzdem bei ihnen stand. Bei einem kurzen Blick nach oben sah er noch ein kicherndes Patamon und entdeckte auch eine kleine Gruppe, die verstohlen zu ihnen blickte. Seufzend wandte sich Yolei etwas ab. Ein Kuss unter dem Mistelzweig. So wie sich die Mexikanerin an ihn hängte, würde sie ihn gleich darunter küssen. Da hatte sie keine Chance. Doch noch als sie das dachte, trat der Schwarzhaarige an sie heran. Chichos hatte er stehen lassen und langte mit dem Finger unter ihr Kinn. Er drückte ihren Kopf nach oben und presste seine Lippen auf ihre. Erschrocken schnappte Miyako unglücklich nach Luft, weshalb der Kuss etwas schräg wurde. Ihre Augen weiteten sich und sie klammerte sich an ihrem Shirt fest. Ken hatte die Augen geschlossen, wenn er auch verwirrt war, dass der Kuss sich seltsam anfühlte. Langsam öffnete er seine Augen und löste sich bei ihrem Blick von ihr. Seine Hand mit dem Mistelzweig nahm er herunter. „Was ist los?“, wollte er ruhig wissen, alle um sie herum ignorierte er. Miyako rang deutlich nach Luft und Worten, sie wusste es nicht zu formulieren. „Hab ich was falsch gemacht?“, Ken wurde nervös und unsicher, „ich … ich hätte … hätte das nicht tun sollen.“ „Ja, das hättest du nicht, nie im Leben“, wie erstarrt brachte Davis diese Worte hervor, „wie kann man Yolei küssen?“ Doch die zwei ignorierten den Brünetten, der auch eine Kopfnuss von Yamato bekam. Auch er hatte das Einschreiten der Jüngeren bemerkt. „Nein …“, hauchte sie. „Aber was dann? Ist es …?“, wollte Ken weiter wissen. Yolei wurde gerade klar, dass er genau das selbe empfinden musste wie sie, daher griff sie nach seinem Hemd und zog sich daran leicht hoch, denn er war, obwohl er jünger war, größer als sie. So legte sie sanft ihre Lippen auf seine. Dieser Schritt hatte sie unglaublich viel Mut gekostet, doch Ken hatte ihr diesen Mut gemacht. Ihr Herz flatterte aufgeregt und jetzt fühlte es sich so gut an, wie sie es sich gedacht und immer vorgestellt hatte. Sie spürte seine Arme und ihr wurde noch wärmer als zuvor schon. Als sie sich von ihm löste, waren ihre Wangen deutlich gerötet und sie erkannte ein Glitzern in seinen Augen. Sanft lächelte er sie an. „Ich liebe dich“, flüsterte sie. Dabei weiteten sich seine Augen etwas, doch er spürte das beschleunigende Herzklopfen in der Brust, „ich dich auch“, wurde ihm nun völlig bewusst. Immer noch etwas ungläubig begann Miyako zu lächeln. Ein Traum ging gerade in Erfüllung. Und da küsste er sie schon wieder. ❀ ❀ ❀ „Das ward ihr“, Ken wusste noch nicht ab er dankbar oder verärgert war. Daher klang der Satz auch nach beidem. Die kleine Gruppe wandte sich zu dem Schwarzhaarigen um. „Was?“, tat Takeru noch ganz unschuldig ab. „Du hast Miyako erst geschubst und du hast den Mistelzweig fallen lassen“, dabei streckte er Patamon das Zweigchen entgegen, „und vermutlich wurdest du von ihm beauftragt“, dabei sah er den Blonden an, Patamon saß auf dessen Kopf. „Und wenn?“, Takeru verkniff sich das Lächeln. Auch die Mädchen waren etwas vorsichtig. „Dann danke“, lächelte Ken und entschied sich dankbar zu sein, „ihr habt mir sehr geholfen.“ „Hilfreich war es vielleicht auch, dass wir Willis zu Digitamamon geschickt hatten“, lachte Mimi. „Ihr wisst, dass Davis denkt, dass er etwas von Kari will?“, wandte der Schwarzhaarige ein. „Ach ja?“, verwundert sahen sich die Mädchen an. „Nein, nicht er auch noch, sie ist meine Freundin“, widersprach TK, „sie ist mein Mädchen!“, zitierte er Davis. Kari begann zu kichern, da sie die einzige Anwesende war, die diesen Satz zuordnen konnte. „Aber Davis hat gesehen, dass sie TKs Freundin ist und jetzt müssen wir noch Wallace klar machen, dass Miyako deine Freundin ist“, überlegte Sora, „sie ist doch deine Freundin?“ Abwartend sahen die Mädchen Ken an, dann an ihm vorbei und beobachteten die verliebte Miyako glücklich lächelnd und leicht torkelnd. „Das … äh … ich … ähm … ich geh sie mal fragen“, verabschiedete sich Ken und lief seiner Freundin hinterher, denn für ihn war das klar. Denn Mädchen war das auch klar, doch sie sollten das schon irgendwie klären. ❀ ❀ ❀ „Hallo Mimi“, grüßte Michael. Der Brünetten trat ein Lächeln auf die Lippen und mit Vorfreude, dass ihre Freunde aus Amerika da waren, drehte sie sich um und erstarrte leicht. Mit großen Augen sah sie einem Strauß Blumen entgegen. Schwer schluckend sah sie von diesem zu dem Jungen der sie hielt. „Hier … die sind für dich“, lächelte er. Ihre Augen wurden noch ein Stückchen größer. Dieses Lächeln kannte sie nur zu gut. Es war sein verliebtes Lächeln. Sie sah sich um. Sora und Yamato, sowie Hikari und Takeru musterten sie neugierig. Daisuke hat den Blonden auch schon entdeckt, genauso Miyako. Doch der Brünetten war gerade sehr unwohl. Sie schluckte erneut. „Lass … lass uns … lass uns woanders reden …“, sagte sie leise und betrachtete ihn weiter. Verwirrt legte er den Kopf schräg, er verstand nicht ganz. „Komm“, sie griff an den Blumen vorbei und drehte ihn um, ehe sie ihn Richtung Wasser schob. Dann ging er endlich selbst los. Mimi beschlich ein mulmiges Gefühl, als sie Michael folgte. Ihr war unbehaglich und sie sah sich unauffällig um, dabei wusste sie selbst nicht, wieso sie das tat. Er führte sie aus der großen Masse und ging mit ihr hinunter zum See. Nebeneinander blieben sie stehen und starrten auf das Wasser. Eine Zeit blieb es still und sich betrachteten die Reflexion des Mondes auf der Oberfläche. Dann ging Mimis Blick in den nächtlichen Himmel hinauf und sie fühlte sich besser. Wie könnte sie sich unter einer solchen Pracht an leuchtenden Punkten unwohl fühlen. Sie entspannte sich, jedoch war da immer noch Michael mit seinem Strauß Blumen. Unsicher sah sie zu ihm, der sich zu ihr gedreht hatte. „Mimi … die sind für dich“, wiederholte er sich. Sie hob ihre Hände abwehrend und sah leicht unglücklich zu ihm. „Michael … bitte … nicht …“, flüsterte sie. „Mimi … lass mich … bitte. Ich weiß nicht wie das ging“, schüttelte er den Kopf, „mit diesem Programm von Izzy … da … da können wir uns … wir können wieder zusammen sein“, lächelte er strahlend, „jede Tag können wir uns in der Digiwelt sehen oder auch über diese uns besuchen“, seine Lächeln wurde breiter. Der Brünetten wurde unwohler. So hatte sie das nicht gewollt. Ihr lief es kalt den Rücken runter. Es war nicht so, als würde sie ihn nicht sehen wollte, aber sie wollte ihn nicht so haben. Er war ihr Freund. Ein guter Freund. Er war ihr sehr lieb geworden, doch als ihr fester Freund war er nicht das, was sie wollte. Sie spürte, wie ihr das nur einer geben konnte. Doch diesen wollte und konnte sie nicht mehr an sich heran lassen. Das hatte er versaut. „Lass es uns noch einmal versuchen“, bat er, „es hat sich doch nichts geändert.“ „Michael … ich kann nicht …“, sie schüttelte den Kopf. „Aber Mimi“, er trat weiter auf sie zu und streckte seine freie Hand nach ihr aus. „Michael …“, bat sie noch einmal und trat einen Schritt nach hinten. „Hee“, ertönte da eine Stimme und die zwei drehten sich erschrocken um. Mimis Augen weiteten sich überrascht, als sie den Braunhaarigen erblickte. Was tat er hier? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)