Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 52: Schöne Zeiten ------------------------- Dienstag, 11. Dezember Nachdenklich beobachtete Koushiro Mimi. Sie passte im Unterricht ungewohnt gut auf. Sie war nun keine schlechte Schülerin, das wollte er wirklich nicht sagen, doch sie meldete sich öfter als sonst. Dabei war sie irgendwie verändert. Etwas war mit ihr los, doch er konnte nicht wirklich sagen, was es war. Er war einfach zu schlecht. Er sollte Menschen besser deuten können. Weiterhin grübelnd bemerkte er gar nicht, wie er immer wieder aufgerufen wurde. Doch leise Zurufe retteten ihn. Und diese kamen gerade von Mimi. So überstand er den Tag doch er war immer noch in Gedanken versunken. „Koushiro, was ist denn mit dir los?“, wollte das Mädchen wissen. Verwirrt sah er auf und in die goldbraunen Augen der Jüngeren. „Nichts, wieso?“ „Naja … wir haben aus und du sitzt immer noch da …“, sie deutete auf den Tisch, auf dem noch alle seine Sachen lagen. „Oh …“, er begann langsam seine Sachen zusammen zu packen und überlegte weiter. Eigentlich stimmte es nicht, dass nichts war, aber wie sollte er ihr das sagen? „Na komm, wir wollten doch noch zusammen Essen und in den Park“, trieb sie ihn an. ❀ ❀ ❀ Dick in ihre Jacke gepackt saß Mimi in dem kleinen versteckten Pavillon im Park. Das war immer ein Ort für Koushiro und sie gewesen. Selbst jetzt im Winter war es noch schön hier. Der Schnee hatte es nicht auf die Bank geschafft. Zum einen war er recht zugewachsen und zum anderen hielt das Dach den Schnee zurück. Seufzend kuschelte sie sich enger an ihren Freund und genoss das Gefühl der Sicherheit. Wenn es auch nicht so ausgeprägt war, aber ihr war Koushiro sehr wichtig. Die Brünette schloss die Augen und gab sich dem Gefühl weiter hin. „Mimi?“, durchbrach seine Stimme die Stille. Durch den gefallenen Schnee erschien die Umgebung ruhig und es war seltsam diese Stille zu stören. Allerdings wollte Koushiro das klären. „Mh?“, brachte sie hervor und hörte aufmerksam zu, was er wollte. „Ich möchte dich etwas Wichtiges fragen.“ „Was denn?“, verwundert hob sie den Kopf und sah neugierig zu ihm. Solch einen Gesprächsanfang kannte sie von ihm gar nicht. Nachdenklich musterte Koushiro sie wieder. Wie sollte er nur beginnen? Das war schwierig. „Was willst du denn wissen?“, hakte sie nach und wollte nicht länger auf die Folter gespannt werden. „Was ist mit dir los?“, wollte er wissen. „Was meinst du? Nichts, wieso denn auch? Was sollte denn sein?“, verwirrt zog sie ihre Augenbrauen hoch. Koushiro verzog unglücklich seinen Mund, dabei stach es ihm auch im Herzen. Irgendwas war nicht richtig. Das hatte er sich eigentlich schon lange gedacht, doch er hatte nichts sagen wollen. Immerhin war das alles was er je gewollt hatte. Er liebte Mimi. Sie war ihm das wichtigste auf der Welt. Aber vielleicht war auch das der Grund, warum er das nicht machen sollte. „Koushiro … was ist los? Kou …“, sprach sie leise und eindringlich. Dabei streckte sie sich leicht. Sie legte ihre Hände auf die des Älteren und wollte ihm in die Augen sehen, doch dieser wich leicht ihrem Blick aus. Er musste seinen Mut fassen. Irgendwo versteckte sich dieser in ihm. Er konnte nicht völlig ohne Mut auf diese Welt gekommen sein. „Was empfindest du für mich?“, wollte er daher geradeheraus wissen. Der Rothaarige erhob sich und atmete tief durch, dann drehte er sich um und fixierte sie festen Blickes. Das musste er nun machen. Er wollte es wissen. „Was?“, entgegnete Mimi mit zitternder Stimme leise. Mit großen Augen sah sie auf und konnte nicht verhindern, dass ihre Hände ebenso zitterten. Sie lehnte sich wieder zurück und ihr wurde mit zugleich warm und kalt. Vor solch einer Frage hatte sie sich all die Wochen gefürchtet. Sie hatte gehofft, dass sie nie kommen würde. Noch bevor sie zu sehen waren, spürte Mimi die Tränen in ihren Augen brennen. „Ich möchte wissen, was du für mich empfindest“, kam es mit fester Stimme von Koushiro. Dabei konnte er beobachten wie die Unterlippe seiner Freundin zu zittern begann. Auch sah er den Glanz in ihren Augen. Seufzend ließ er den Kopf sinken. Eigentlich war das Antwort genug. Er verstand, wie er Mimi zu deuten hatte, wenn sie nicht sprach. Ihr fehlten kaum die Worte, doch nun taten sie es. Das konnte nur heißen, dass sie ihm nichts sagen konnte, was ihm gefallen würde. Sie würde ihn nicht anlügen, dafür war er ihr zu wichtig, das wusste er auch. „Ist gut“, brachte er über seine Lippen, doch nun war auch seine Stimme nicht mehr die stärkste. Zuerst senkte Mimi ebenso den Kopf, sie biss sich auf die Unterlippe, dann hob sie erschrocken wieder den Kopf. „Aber Kou …“, gab sie fast tonlos von sich. Die Tränen lösten sich aus ihren Augen und verschwommen nahm sie den jungen Mann vor sich wahr. Als sie schluchzte, riss nicht nur ihn das aus seinen Gedanken, auch Mimi schreckte hoch und war prompt auf den Beinen. Sie stürzte zu dem Rothaarigen und krallte sich in dessen Jacke, „… Kou …“, bat sie. Kurz schloss er die Augen und spürte in seinen eigenen Augen die Tränen. Dann öffnete er sie wieder und sah in die von Mimi. „Lüg mich nicht an“, ein Schluchzen konnte er unterdrücken, „bitte sag es mir …“, verlangte er. Dabei fasste er nach ihren Armen und wandte nicht den Blick ab. Er sah ihr direkt in die Augen und wollte eine Antwort. Er brauchte sie nicht unbedingt, doch er wollte es aus ihrem Mund hören. Sie sollte es sagen, denn eher musste sie es selbst hören, da war er sich sicher. „Ich …“, begann sie unsicher, „… ich hab dich lieb …“, sprach sie leise, „… ich liebe dich auch … aber nicht … nicht …“ „Nicht auf diese Art“, beendete er. Sie nickte und schluchzte erneut auf. Ihr Körper wurde geschüttelt und sofort schlang Koushiro seine Arme um sie. Weinend drückte sie sich an ihn und er wiederum zog sie enger an sich. Beide klammerten sich aneinander, denn sie wussten, was passieren würde, wenn sie es taten. So ließen sie einander nicht los, es fiel beiden einfach viel zu schwer. ❀ ❀ ❀ Schluchzend saß Mimi auf dem Boden. Sie hatte sich nicht mehr auf den Füßen halten können. Doch Koushiro war mit ihr auf den Boden gesunken, er wollte sie nicht loslassen. „Bitte lass mich nicht allein“, bat Mimi immer noch unter Tränen. Es war einige Zeit vergangen, die Sonne neigte sich bereits und es wurde kühler. Der Rothaarige zog sie enger an sich, „das werde ich nicht“, flüsterte er und hauchte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. „Es tut mir so leid“, entschuldigte sie sich, „es war dumm von mir“, weinend vergrub sie ihr Gesicht an seiner Jacke. „Ganz ruhig …“, sanft strich er über ihren Rücken, „du musst dich für nichts entschuldigen.“ „Doch … ich habe dich zu einer Beziehung gedrängt und das … das obwohl … obwohl ich wusste, dass meine Gefühle nicht dafür reichten … und du …“ „Ich liebe dich, Mimi“, lächelte Koushiro und drückte sie von sich, „ich liebe dich auch wenn du etwas anderes willst! Ich möchte, dass du glücklich bist“, flüsterte er. Verwundert sah sie zu ihm auf und konnte nur weiter schluchzen. Sie verstand nicht recht. Doch ihr Freund lächelte sie an, „ich möchte, dass wir wieder beste Freunde sind … so wie früher, dass wir uns alles erzählen.“ Sie sah sein Lächeln, doch er weinte auch weiter. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach ihm aus. Selbst noch weinend legte sie ihre Hand an seine Wange und wischte ihm die Tränen weg, doch es kamen wieder neue. „Was willst du damit sagen?“, ängstlich legte sie ihren Kopf schräg. „Lass uns wieder einfach Freunde sein“, sprach er. Für den Nerd war es schwer, das zu sagen. Es fiel ihm nicht leicht. Er wollte sie natürlich weiter bei sich haben und würden sie nur wieder Freunde sein, dann würde er sie wieder frei geben. Doch es ging nicht anders. So konnte sie nicht glücklich sein und so wäre er am Ende auch nicht mehr glücklich. Sie sollten es beenden, bevor es noch schlimmer werden würde. „Aber dann lässt du mich ja allein“, beschwerte sich die Jüngere und schlug ihm gegen die Brust. Betrübt ließ Koushiro das zu und beobachtete die Jüngere dabei, wie sie auf ihn einschlug. Sie tat es nicht fest, doch verzweifelt. Er spürte, wie sie davor Angst hatte allein gelassen zu werden. Aber was war es, dass ihr solche Angst machte? „Mimi“, flüsterte er und weinend lehnte sie sich gegen seine Brust und erneut legte er seine Arme um sie. „Ich verlasse dich doch nicht … nicht auf diese Weise, ich werde immer noch für dich da sein. Aber nur solange du das auch willst“, lächelte er und strich ihr wieder über den Rücken. „Nein“, sie schüttelte an seiner Brust den Kopf, „du darfst mich nie verlassen. Du bist mein bester Freund. Ich will dich nicht hergeben“, wimmerte sie, „ich liebe dich.“ Lächelnd bedachte er sie und schob sie erneut von sich, dabei legte er eine Hand unter ihr Kinn, „ich liebe dich auch und deswegen will ich, dass du glücklich wirst … das kannst du mit mir nicht.“ Die Brünette stockte und schluckte schwer, „… aber wieso nicht? Wieso kann ich mit dir nicht glücklich werden? Das wäre schön“, sprach sie hoffnungsvoll. Seufzend strich ihr der Ältere einige Strähnen aus dem Gesicht, „es wäre schön … aber nicht richtig“, lächelte er traurig. Koushiro spürte, dass mehr hinter alledem steckte und er bemerkte – jeder Blinde konnte es bemerken – dass es mit Taichi zu tun hatte. In welchem Ausmaß das war, wusste er nicht, doch etwas war anders zwischen ihnen. Und er war sich sicher, dass da mehr war. „Ich bin immer für dich da und du kannst mir wirklich alles erzählen“, wiederholte er. „Wenn ich nur könnte.“ „Sei nicht mehr traurig … wir hatten doch eine schöne Zeit und auch wenn wir nur wieder beste Freunde sind, ... heißt das doch nicht, dass wir keine mehr haben werden. Wir werden weiterhin Zeit miteinander verbringen. Du wirst mir immer wichtig sein, egal was passiert“, erklärte Koushiro. Schniefend sah das Mädchen zu ihm auf, „… aber Kou … ich … es …“ „Entschuldige dich nicht mehr“, er beugte sich zu ihr und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, in den er alle Liebe gab, die er für sie aufbrachte. „Aber du sagst das so leicht, dass ich nicht mehr traurig sein soll“, schluchzte sie wieder, „wie kannst du trotzdem so lieb sein, obwohl ich so gemein zu dir war?“ Izzy seufzte und legte ihre Hände auf ihre Wangen, „es ist gut … ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmt, ich hätte es ausschlagen können.“ „Ach Kou …“, wieder vergrub sie ihr Gesicht. „Mimi, hör auf zu weinen. Sei wieder das starke Mädchen, dass ich kenne.“ Schniefend blickte sie auf. „Kann ich das wieder?“ „Da bin ich mir ganz sicher, du kannst wieder die werden, die du warst. Aber du wirst nie wieder die gleiche sein, die du jemals warst“, sprach er aus und erkannte, wie verwirrt sie war. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Mimi, die Ereignisse, die Dinge, die wir erleben, als das prägt uns und wir werden zu dem, zu was sie uns machen. Wir können immer wir selbst sein, doch wir werden von allem gezeichnet und werden uns stetig verändern. Du kannst wieder die starke Frau werden, die du wirst, doch das, was du erlebt hast, in Amerika oder was zwischen uns passiert ist, das wird in deinen Gedanken hängen bleiben. Es verändert dich, doch im Grunde kannst du immer noch – immer wieder – diese starke Person sein und werden. Auch wenn du einmal der Schwäche verfällst“, erklärte er und hoffte, ihr zu helfen. Denn es fühlte sich nicht mehr an, als wäre das wirklich die Mimi. Er wollte nicht die Mimi von früher zurück, doch sie sollte zu ihrer alten Stärke finden. Nachdenklich bedachte sie ihn, nickte dann aber langsam, „ich versuchs, wenn du bei mir bleibst.“ „Immer!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)