Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 34: Ausflug ------------------- Sonntag, 1. September „Wo sind denn Cody und Davis?“, verwirrt sah sich Ken um, „wollen wir nicht auf sie warten?“ Yolei stockte in ihrer Bewegung das Tor zur Digiwelt zu öffnen. Unauffällig tauschte sie einen Blick mit Takeru und Hikari. „Cody ist beim Kendo Training“, was tatsächlich der Wahrheit entsprach, der Blonde hatte ihn gefragt. Tatsache war aber auch, dass sie ihren Anführer nicht gefragt hatten, da sonst sofort Willis davon Wind bekommen hätte und sie wollten Yolei hier die Möglichkeit geben, mit Ken Zeit zu verbringen. „Davis sagte auch, dass er nicht kann, aber ich schreibe ihm nochmal eine Nachricht“, ging Kari flink dazwischen. Ken verzog seinen Mund. Er war sich dem nicht so sicher. Normal hätte der Anführer ihm sofort geschrieben, aber das hatte er nicht. Denn immerhin hätte dieser zuerst davon gewusst, dass sie einen Ausflug in die Digiwelt machen würden. Und er war sich auch nicht so sicher, ob Hikari ihm wirklich schreiben würde. Er sah doch, dass sie nicht auf dessen Avancen reagierte und sicher froh wäre, wenn er einmal nicht dabei war. Allerdings musste Ken auch zugeben, dass auch er froh darüber war, denn so musste er ihn nicht beschäftigen und sein blondhaariger Schatten war ihnen nicht dicht auf den Fersen. Das hatte zur Folge, dass er sich mit Miyako unterhalten könnte. Bei dem Gedanken wurde er glatt nervös und er biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Eine leichte Röte zog sich über seine Nase und beschämt sah er zur Seite. Demnach würde er sich mit Karis Antwort zufriedengeben. Auch wenn die beiden Älteren dabei waren, so war er nun doch mehr oder minder mit der Brillenträgerin allein. Und das freute ihn umso mehr. „Ok“, nickte der Schwarzhaarige. Kari drehte sich lächelnd zu ihrer Freundin, die von neuem begann. „Na dann, auf geht’s“, rief sie aus und öffnete das Tor zur Digiwelt. Kurz darauf wurden die Freunde auch schon von gleißendem Licht verschluckt. Wenige Sekunden später wurden sie von einem der zahlreichen Fernseher in der Digiwelt wieder ausgespuckt. Sie fanden sich auf einer Wiese wieder. Blumen blühten darauf und ihre Partner erwarteten sie schon. Natürlich hatte Hikari ihnen Bescheid gegeben, auch, dass nur sie vier kommen würden. So wären sie ungestört. „Hawkmon“, schloss Yolei ihren Partner herzlich in die Arme und erdrückte ihn fast genauso, wie auch schon einen Monat zuvor. „Aber Yolei, ich freu mich ja auch dich zu sehen“, begann der Vogel und versuchte sie in ihrer Umarmung zu stoppen, „doch könntest du mich mit deiner Freude nicht allzu sehr erdrücken? Ich bekomme bald keine Luft mehr …“ Hilflos flatterte es mit den Flügeln und versuchte es weiter. Schmunzelnd sah Ken zu dem Mädchen seiner Träume, während er selbst vor seinem Partner kniete. Wormmon hatte den Blick natürlich gesehen und freute sich, dass der Schwarzhaarige angeblich Gefallen an dem Mädchen gefunden hatte. Doch er verstand nichts davon, daher freute er sich einfach – anstatt etwas dazu zu sagen. Ebenso bedachten die vier Übrigen die Ältere mit einem milden Lächeln. Hikari war gerade dabei die Picknickdecke – welche sie mitgebracht hatte – auszubreiten, während Takeru bereits in der großen Tasche wühlte. Sie mussten den Beiden natürlich auch ihre Zeit geben, damit Miyako eine Chance hatte, also hatte Takeru Federballschläger mit eingepackt. „Hikari“, er erhob sich und streckte ihr einen der Schläger entgegen, „nimmst du die Herausforderung an? Wir spielen um Leben und Tod“, scherzte er, „ein Duell im Morgengrauen …“ „Es ist Nachmittag“, korrigierte ihn die Jüngere und brachte ihn damit zum Grummeln, was sie leise kichern ließ. „Ach, die haben auch Morgengrauen gesagt, wenn es schon Abend war“, dabei wollte der Blonde ernst bleiben, damit ihm seine beste Freundin auch glaubte. Die musterte ihn nur weiterhin skeptisch, nahm den Schläger dann allerdings in die Hand. Patamon und Gatomon setzten sie noch ein paar Leckereien vor und dann stellten sie sich auf der Wiese gegenüber auf. Mittlerweile hatten auch Ken und Miyako auf der Decke Platz genommen und richteten automatisch ihre Blicke auf die Freunde. Verlegen strich sie sich die Haare hinters Ohr, auch wenn diese schon lange hinter ihrem Ohr waren. Daher zwang sie sich dann auch dazu ihre Finger davon zu lassen und strich stattdessen über Hawkmons Kopf. Dieser versteifte sich auf ihrem Schoß, aber ließ sie es machen, denn sie erdrückte ihn zumindest nicht. Und die Kopfmassage war eigentlich ganz angenehm. So schloss das Digimon seine Augen und lehnte sich gegen das Mädchen. Immer wieder sah Ken verstohlen zur Seite. Er bemerkte, dass sich Yolei ihre Haare ungewöhnlich oft hinter das Ohr strich. Vor allem, weil sie das sonst nie tat. Auch sah er einen leichten Schleier auf ihren Wangen und den gezwungenen Blick nach vorn. Beschäftigte sie etwas? Oder störte sie etwas? Nervte er sie? Wäre es besser gewesen, ebenso Zuhause zu bleiben? Aber er war hier. Und sie war auch hier. Und das wichtigste war wohl, dass weder Willis noch Davis hier waren. Und noch besser war, dass Takeru und Hikari beschäftigt waren. Ob nur gespielt oder echt, aber sie waren zusammen einige Meter weit weg. Und Yolei und er saßen hier auf der Picknickdecke. Digimon hin oder her. „Denkst du, dass sie es hinbekommen?“, besorgt aber unauffällig blickte Kari über ihre Schulter. „Wird schon – hier haben sie ja ihre Ruhe … abgesehen von Hawkmon und Wormmon“, murmelte Takeru und folgte ihrem Blick. Allerdings zog er die Jüngere gleich noch ein Stückchen weiter, damit die zwei auch wirklich die Chance nutzten. Natürlich hatten sie geplant gehabt nur zu viert zu gehen. Wenn es Kari doch auch ein wenig ein schlechtes Gewissen machte, dass sie Davis so bewusst ausschlossen. Und das nur wegen Willis und weil sie im gleichen Haus wohnten. Sie müsste sich bei ihm noch entschuldigen. „So Hikari, mach dich auf deinen schlimmsten Alptraum gefasst, der Aufschlag wird dich umhauen“, protzte er und brachte sich in Stellung. Die Brünette schluckte schwer und griff den Schläger fester. Doch schon verhaute er besagten Alptraumschlag, dabei hatte er es ernsthaft versucht – nur leider war er zu schnell mit dem Schläger gewesen und hatte einfach am Federball vorbei geschlagen. Prustend ließ Kari prompt ihren Schläger fallen und hielt sich lachend den Bauch. „Hee …“, beleidigt schob der Blonde seine Unterlippe vor, „das ist unfair – ich lach dich auch nicht aus. Heb den Schläger wieder auf.“ Immer noch glucksend bückte sie sich danach und nahm ihn wieder in die Hand. Dieses Mal traf Takeru den Federball auch – dieser flog allerdings nur die Hälfte vom Weg. Seufzend machte sich der Ältere auf den Weg, doch schon rannte Kari nach vorn und schnappte ihn ihm unter der Hand weg. „Lass das mal Profis machen“, lachte sie und zwinkerte ihm zu. Sie ging an ihren Platz zurück und wirbelte herum. Noch ehe es sich TK versah, hatte sie bereits zum Aufschlag ausgeholt und zielte mit dem Ball auf ihn. Er sauste durch die Luft und lächelnd parierte der Blonde. Es ging einige Zeit hin und her. Bis er schließlich bei Takeru erneut herunterfiel. Er brauchte wieder zwei Versuche, bis er es richtig schaffte. Doch er schaffte es wieder nicht richtig. Er zielt fünf Meter zu weit nach rechts. Eilig sprang Kari hinterher. Sie wollte sich nicht die Blöße geben, dass sie gegen ihn verlor. Gerade noch so schaffte sie es, allerdings musste nun ihr bester Freund rennen. Was wiederum zur Folge hatte, dass sie dem Ball hinterher musste. Sie erwischte ihn, verlor aber das Gleichgewicht und landete der Länge nach auf der Wiese. Die Luft presste es ihr aus der Lunge und sie spuckte das Blatt aus, was irgendwie seinen Weg in ihren Mund gefunden hatte. „Bäh …“, sie reckte ihren Kopf etwas in die Höhe, ehe sie ihn seufzend wieder sinken ließ, „aua …“, murrte sie, „aua“, kam es noch einmal, als sie einen dumpfen Aufprall auf ihrem Bein vernahm. „Das war Absicht“, rief sie Takeru verärgert zu, wenn sie sich ihm auch nicht zuwandte. „Beweis es“, grinste er breit und kam zu ihr gelaufen. Neben ihr ging er in die Knie und versuchte ihr in die Augen zu sehen, „bequem?“, er grinste noch breiter. „Total“, erwiderte sie dann. „Also willst du nicht mehr weiterspielen?“, wieder formte er einen Schmollmund. „Aber … bequem“, lachte sie erneut. „Ach ja?“, schelmisch zogen sich seine Mundwinkel nach oben. Takeru legte den Schläger beiseite und beugte sich kurzerhand über das Mädchen. Seine Hände platzierten sich auf ihrer Taille und augenblicklich begann er sie zu kitzeln. Lachend krümmte sie sich und konnte sich nur wehren, indem sie sich aufsetzen würde, doch durch das Lachen gestaltete sich das gerade schwierig. Sie fand die nötige Kraft dazu nicht, daher wand sie sich unter ihm und versuchte sich abzurollen. Nach mehrmaligen Versuchen schaffte sie es, sich auf den Rücken zu drehen. Takeru zog sie unter der Bewegung mit, dass er nun wirklich über sie gebeugt war. Noch gerade so hatte er es geschafft sich abzustützen, damit er nicht auf die Jüngere fiel. Beide starrten sich aus großen Augen an. Seine Hände waren nur knapp neben ihrem Körper und er war ihr nun doch sehr nahegekommen. Kari schluckte. Ihr Herz schlug laut gegen ihre Brust und sie hörte ein Rauschen, das sie nicht aus den Ohren bekam. Von ihrer Atmung wollte sie gar nicht erst anfangen. Am liebsten würde sie nun aufhören zu atmen. Takeru ging es nicht anders, auch ihm schlug das Herz bis zum Hals. Peinlich berührt hatten sich seine Wangen gerötet. Ein eiskalter Schauer jagte seinen Rücken hinunter und er war froh, dass nur Ken und Miyako hier waren. Wäre Taichi anwesend, hätte dieser ihn sicher schon von seiner Schwester weggezerrt und ihm einen Mindestabstand verpasst. „Ent-entschuldige …“, murmelte Takeru und lehnte sich zurück, darauf bedacht, etwas von ihr weg zu rutschen. Kari indessen füllte sich noch nicht in der Lage sich aufzusetzen. Ihre Wangen waren dunkelrot und sie glaubte, dass ihr eigentlich Dampf aus den Ohren kommen müsste. Sie schloss die Augen und versuchte zu Ruhe zu kommen. Ihren Herzschlag zu verlangsamen. Als sich Takeru über sie beuge – er hatte sich mittlerweile wieder erhoben, streckte er ihr eine Hand hin. Erst da realisierte sie, dass sie noch im Gras lag. Sie ergriff seine Hand und brauchte gleich darauf seine zweite, dann stand auch sie wieder. ❀ ❀ ❀ Verlegen starrte Yolei immer noch vor sich hin und strich Hawkmon über den Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, also schwieg sie lieber. Sah immer wieder mit geröteten Wangen nach rechts. Doch sie traute sich nicht. Allerdings sollte sie etwas sagen. Es war schon viel zu lange still. In ihrem Kopf war alles so wirr. So war sie doch sonst nicht. Innerlich raufte sie sich gerade die Haare. Da war es seine Stimme, die leise die Luft erfüllte. „Wer denkst du, wer gewinnt?“ Kens Stimme zitterte leicht. Er war nervös, wusste gar nicht wohin mit seinen Händen. Normal war er die Ruhe selbst, doch bei Miyako war das anders. Bei ihr gab es keinen klaren Gedanken. Also fing er ganz unverbindlich an, so wie sie es bei dem Fußballspiel getan hatte. Noch immer freute er sich über diesen Zwischenfall. Wie auch sie scheinbar die Anwesenheit des Blonden nicht mochte. Dass ihr seine Gegenwart missfiel, gefiel wiederum ihm. Vielleicht empfand sie dann doch mehr …? Das Genie konnte er sich beim Thema Frauen wirklich in die Haare schmieren. Und mit wem könnte er sich dabei am besten austauschen? Sein Blick ging zu Takeru. Doch dieser hatte nur Augen für Hikari, man sah die deutlichen Gefühle zwischen den Beiden, doch keiner brachte den Mund auf. Dann war da noch Daisuke, doch der würde Hikari ewig hinterher trauern, wenn das mit TK endlich klappen würde. Cody war auch nicht so passend, er war klug, doch war das nicht sein Themengebiet. Bei den Älteren traute er sich nicht so ganz. Der Einzige, der wirklich Glück hatte, schien Yamato zu sein. Taichi war bei der Nachricht, dass Mimi und Koushiro ein Paar waren, zusammengebrochen. Joe war von einer Beziehung sicher auch noch weit entfernt, wenn er auch mehr vom weiblichen Körper verstand als andere. Doch das musste Ken wohl alleine schaffen. „Also, was denkst du?“, widerholte er seine Frage, da sie immer noch nicht geantwortet hatte. Miyako schluckte schwer, „ich denke niemand … aber es verliert auch niemand“, sprach sie leise und fasste sich dann ein Herz und drehte sich zu ihm. Doch schon wieder wurde sie rot, denn sein Blick brannte sich ihr ein und er lag immer noch auf ihr. „Schließlich zählt niemand mit … aber … gehen egal mit welchem Ergebnis beide als Gewinner hervor“, lächelte sie und sah über den Rand ihrer Brille zu ihm. Da hörten sie schon ein Lachen und sahen hin. „Stimmt … beide scheinen gewonnen zu haben“, lächelte der Schwarzhaarige. Dann erst bemerkten sie, in welcher Lage sich ihre beiden Freunde befanden. Schnell sahen sie weg und senkten peinlich berührt den Blick. Yolei biss sich auf die Unterlippe. Jetzt könnte ihre Chance, auf die sie schon so lange wartete, doch endlich gekommen sein. Oder nicht? „Ken … ähm …“ „Ja?“, hörte sie seine hoffnungsvolle Stimme. „Wenn … wenn wir das nächste Mal … hier … hierher, also in die Digiwelt gehen … dann … k-könnten … könnten ja auch nur … nur wir beide allein … herkommen“, krampfhaft schloss sie die Augen und erwartete den harten Aufprall der Realität, doch er blieb aus. Stattdessen spürte sie eine Hand auf ihrer – welche sich in Hawkmons Gefieder gekrallt hat. Dieser war sichtlich erfreut und befreite sich aus dem Griff seiner Partnerin. Es gesellte sich gleich zu Gatomon und Patamon am Rand der Decke. Ängstlich strich das Digimon sich mit den Flügeln über den Kopf, in der Hoffnung, dass keine Federn ausgefallen waren. „Das würde mich sehr freuen“, lächelte Ken, als sie ihren Blick endlich wieder auf ihn gerichtet hatte. „Bingo“, hauchte sie glücklich, aber vollkommen ohne Ton. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)