Besuch aus Amerika von phean ================================================================================ Kapitel 5: Eisschokolade ------------------------ Samstag, 22. Juni Er drückte auf die Klingel und wartete. Nervös sah er sich um. Vor der Wohnung standen ein paar Blumentöpfe und ein einladendes Schild mit der Aufschrift ‘Takaichi‘ hing an der Tür. Ein Patamon „hielt“ das Schild. Takeru musste es entworfen haben. Immer noch recht nervös spielte er an seinen Fingern herum. Ihm war es unangenehm hier zu sein, doch als er mit dem Gedanken spielte zu gehen, wurde auch schon die Türe geöffnet. „Hallo … Davis, nicht wahr?“ Der Junge nickte, „ja, Guten Tag Frau Takaichi … ist Takeru da?“ „Ja, komm rein, ich hol ihn schnell, dann muss ich auch gleich weg“, lächelte sie. Sie verschwand im Flur, währenddessen trat Davis ein und zog sich die Schuhe aus, er stellte sie ordentlich neben die des Blonden – so vermutete er. Da kam auch schon Frau Takaichi zurück, schlüpfte in ihre Schuhe und verabschiedete sich von dem Jungen. Sie schloss die Tür hinter sich und etwas verwirrt blieb Davis an Ort und Stelle stehen. Unschlüssig sah er sich um, er war noch nie zuvor hier gewesen. Er hatte es sich anders vorgestellt und ihm war unwohl. Da kam der Blonde aus einem Zimmer und musterte den jungen Anführer. „Hallo Davis, was machst du denn hier?“, verwundert trat er ein paar Schritte auf den Braunhaarigen zu, „komm doch rein.“ Langsam ging Davis zu dem Träger der Hoffnung, „entschuldige, ich hoffe ich störe nicht“, murmelte der Jüngere. „Nein, überhaupt nicht, ich bin nur etwas verwirrt“, lachte TK. „Ja …“, Davis sah zur Seite und kratzte sich an der Wange, dann seufzte er, „… ich wusste nicht, wohin ich sollte … Ken ist in den letzten Tagen etwas seltsam, mit Yolei will ich nicht reden, mit Kari kann ich nicht reden und Cody versteht vermutlich gar nicht, worum es geht … und von Willis … ach der kann mir gestohlen bleiben“, knurrte er. Grummelnd ging er zu einer Wand und betrachtete die Bilder, die dort hingen. Es war ein altes Familienbild darunter, auf dem Takeru mit Matt und seinen beiden Eltern darauf war. Sie sahen glücklich aus. Wirklich fasziniert konnte er seinen Blick erst davon abwenden, als TK neben ihn trat. „Ok … aber was gibt’s denn?“, wollte der Blonde wissen und sah von Davis zu dem Bild dann wieder zurück. Er lächelte milde, bei Davis Blick. „… w-was?“ „Wegen was bist du denn dann hier?“, versuchte es TK erneut. Der Braunhaarige seufzte, „es … es ist …“, die Nervosität kam zurück. „Komm setz dich“, der Ältere deutete auf das Sofa. Seufzend ließ sich der Anführer darauf nieder, er holte tief Luft, „… es geht um Hikari …“, brachte er es schließlich raus. Überrascht hielt Takeru in seiner Bewegung inne, er hatte sich gerade auf den Weg in die Küche machen wollen. Er drehte sich zu dem anderen um. Der Blonde wusste um die Gefühle des Braunhaarigen für das Mädchen – wie jeder andere auch, schließlich brachte Davis das immer deutlich zum Ausdruck. Aber seit wann sprach er denn mit ihm darüber. „Ach so? Um was denn?“, fragte er noch nach, damit er wusste, was der Braunhaarige auf dem Herzen hatte. „Willis“, nannte sein Gast noch einen zweiten Namen. Immer noch sah der Blonde verwirrt zu ihm. „Ich glaube, dass sich Willis an Hikari ran macht“, schrie es Davis schließlich heraus. Er war aufgesprungen und sah jammernd zu seinem Freund. „Und was soll ich da jetzt machen?“ „Ich weiß nicht“, kraftlos ließ sich Davis zurück auf das Sofa fallen. ❀ ❀ ❀ „Ok, nochmal von Anfang, wieso denkst du, dass Willis wegen Kari hier ist?“, Takeru hat für sie beide eine Eisschokolade gemacht und sie saßen zusammen auf dem Balkon. Er hatte sich eigentlich mit dem Thema, dass Davis für immer in Hikari verliebt sein würde, abgefunden, doch irgendwie fand er es nicht schön, dass Davis ihn in seine Probleme involvierte. „Naja, als ich ihn neulich mitgebracht habe, ist er sofort zu ihr gerannt und auch gestern war er die ganze Zeit bei den Mädchen, was soll ich denn sonst denken?“, schmollend trank er die Schokolade durch das Röhrchen. Takeru nickte wissend, ihm war das Ganze auch aufgefallen, aber er hatte nicht das Gefühl gehabt, dass Kari die Angebetete des Blonden war. „Weißt du, ich muss dir was gestehen“, durchbrach Davis schließlich das Schweigen der Beiden, „ich war immer auf dich eifersüchtig, aber ihr sprecht ja immer davon, dass ihr beste Freunde seid und daher … naja … egal … es wird dich vermutlich überraschen …“, er druckste herum und seufzte, „… ich … ich bin in Kari verliebt …“ Vorsichtig sah der Braunhaarige zu seinem Gegenüber auf. Der reagierte gar nicht auf die Aussage und sah ihn einfach an. Doch als er merkte, dass er darauf reagieren sollte, „ach … darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen …“, spielte Takeru einfach mal mit. Er selbst würde auch gerne loswerden, dass er die Braunhaarige sehr gerne hatte. Er wollte es nicht sehen, wenn die zwei zusammen wären. Doch er sagte nichts dazu, denn würde er es tun, dann würde er die Chance oder Hoffnung des Braunhaarigen zerstören. TK konnte und wollte ihn nicht verletzen. „Ja, ich weiß … darauf wäre man nun wirklich nicht gekommen …“, meinte Davis nachdenklich und ließ seinen Blick über die nahegelegenen Wohnhäuser schweifen. Takeru musste bei seinen Worten schmunzeln. Wie kam der Braunhaarige nur darauf, dass alle anderen – ihn eingeschlossen – noch nicht gemerkt hätten, dass Davis etwas für Kari empfand. Selbst Kari wusste von seinen Gefühlen, schließlich hatte er es laut heraus gerufen, als Willis ihr einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. Um nur ein Beispiel zu nennen. Der Blonde lehnte sich mit seinem Glas zurück und trank. Vielleicht sollte er seiner besten Freundin nachher schreiben. Nur um sicher zu gehen. ❀ ❀ ❀ „… ich versteh auch gar nicht, was Willis hier wirklich will … und wieso steht er ausgerechnet vor meiner Tür?“, regte sich Davis nun seit einer Stunde auf. Takeru hörte ihm aufmerksam zu, er hatte heute nichts vorgehabt, trotzdem könnte er sich etwas Besseres vorstellen, als Davis Liebeskummer zuzuhören. Aber er wollte Davis nicht vor den Kopf stoßen. „Und weißt du was er auch noch getan hat? Er hat meiner Mutter erzählt, dass ich ihn eingeladen habe, aber vergessen hatte ihr Bescheid zu geben“, vorwurfsvoll sah er seinen Freund an – er wartete wieder auf eine Reaktion. TK schreckte auf, „also sowas aber auch“, gab er kurzerhand von sich. „Und jetzt schläft er auch noch in meinem Bett und ich muss auf dem Boden schlafen …“, jammerte der Braunhaarige weiter. Der Ältere schmunzelte, hörte aber damit auf, als Davis ihn musterte. Er räusperte sich, „Wieso lässt du dir das auch gefallen?“, wollte er stattdessen wissen. „Ich weiß nicht, er ist so schnell, da kann ich gar nichts mehr sagen, außerdem wirkt er so, als wäre es die Wahrheit und ich komm dann nicht mehr dagegen an.“ „Ich verstehe. Kannst du nicht einfach im Bett deiner Schwester schlafen? Jun ist doch ausgezogen, oder nicht?“ Erschrocken weiteten sich Davis Augen, „ja, das schon, aber das könnte ich niemals … Zum einen ist ihr Zimmer wie ein ätzendes Wesen, dass dich verschlingt, sobald du es betrittst. Nicht zu vergessen, dass es voll von Postern und Bildern von deinem Bruder ist …“, nur der Gedanke an diesen Raum, ließ Davis schütteln, als würde ein kalter Schauer über seinen Rücken wandern. „Ich dachte, diese Phase hätte sie hinter sich“, Takeru schnappte nach Luft, das war wirklich gruselig, „und zum anderen?“ „… zum anderen, sie merkt es, wenn ich ihrem Zimmer auch nur zu nahe komme … Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn sie feststellen sollte, dass ich in ihrem Bett schlafe.“ „Achso, verstehe …“, TK grübelte weiter, aber ihm fiel nichts mehr ein. ❀ ❀ ❀ „Also, vielen Dank, dass du dir Zeit für mich genommen hast …“, murmelte Davis und schlüpfte in seine Schuhe, „… ich weiß das wirklich zu schätzen“, er lächelte milde, „… bitte sag niemanden, was ich dir über Hikari gesagt habe“, hoffnungsvoll sah er zu dem Älteren auf. Dieser nickte langsam, immer noch mit dem Hintergedanken, dass es sowieso alle wussten, aber er tat seinem Freund den Gefallen. „Denkst du … ich hätte eine Chance bei ihr?“, um eine positive Antwort flehend, musterte Davis den Blonden. Sein Herz schlug schneller, er brauchte jetzt eine gute Nachricht. Takeru überlegte, dabei sah er seinem Freund lange in die Augen, „wieso denn nicht?“, er zuckte mit den Schultern. Davis Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, „… meinst du auch … ich sollte es ihr sagen?“ Lange sahen sich die zwei Jungen an. TK wusste darauf keine Antwort mehr. Sollte er ihm sagen, dass er es tun sollte und damit riskieren, dass er seine beste Freundin verlor, oder sollte er es verneinen und damit die Hoffnungen des Braunhaarigen zerstören und seine beste Freundin behalten? Er seufzte und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, da solltest du auf dein Gefühl hören, das kann niemand für dich entscheiden“, antwortete er schließlich, was weder ‘ja‘ noch ‘nein‘ hieß. Damit konnte er sich anfreunden. „Damit hast du wohl Recht …“, seufzte Davis, „das kann niemand für mich entscheiden, aber ich will das nicht entscheiden“, brummte er. „Das versteh ich … das ist nie leicht, aber es ist etwas, was nur du sagen kannst, also …“ „Ja … ich weiß …“, der Braunhaarige lächelte. „Aber eine gute Sache hat es doch“, Takeru erwiderte das Lachen. „Welche denn?“ „Du musst es nicht gleich entscheiden. Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass Willis wegen Hikari hier ist, kannst du dir nicht sicher sein … und damit hast du noch zwei oder drei Tage Zeit, um darüber nachzudenken …“, der Blonde zuckte mit den Schultern. Sein gegenüber dachte einen Moment darüber nach, „da hast du wohl auch wieder Recht … ich werde es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen … Kann ich dir schreiben, wenn ich immer noch nicht zu einer Entscheidung komme?“ TK stockte und schluckte schwer, ehe er zögerlich zustimmte. „Natürlich … wir sind doch Freunde“, er lächelte schräg. Auf seine Brust legte sich ein schweres Gefühl. Es drückte. „Danke, dir“, grinste Davis breit, er hob seine Hand, in die Takeru einschlug, „wir sehen uns dann …“, er winkte noch zum Abschied und verließ dann die Wohnung. ❀ ❀ ❀ Noch lange nachdem die Türe schon ins Schloss gefallen war, starrte Takeru auf diese. Er hatte mit seinen Worten zugelassen, dass er möglicherweise seine beste Freundin verlor, aber er wollte den Braunhaarigen nicht verletzen. Er konnte nicht für Hikari entscheiden, wen sie treffen durfte und mit wem sie zusammen kommen dürfte. Das musste sie selbst machen, so wenig es ihm auch gefiel. Seufzend lief er zurück und schaltete die Kaffeemaschine an, er brauchte ihn ganz dringend, ihm war plötzlich so kalt. Er sah auf das Thermometer und brachte nur ein verächtliches Schnauben hervor, als er die Anzeige mit den ’32 °C‘ las. Er holte sich sein Notizbuch – plus Stift – und sein Handy aus seinem Zimmer und der Kaffee war fertig. Zusätzlich mit der Tasse in der Hand setzte er sich wieder auf den Balkon. Er schlug das Buch auf und schrieb einige Sätze. Da fiel ihm ein, was er eigentlich tun wollte – Hikari schreiben. Er musste sie das nun ganz dringend fragen… Heute, 12:38 Takeru: Hallo Hika, ich hab eine ganz dringende Frage … Hikari: Hey Taku, was gibt’s denn? Takeru: Du glaubst nicht, wer gerade hier war :D Hikari: Wenn du das fragst, dann kann ich das wohl gar nicht erraten xD Takeru: Doch, eigentlich schon, aber gut … ich sag‘s dir … Davis war grad hier … Hikari: Wieso denn das? Ich meine … ich weiß nicht was ich meine, aber für mich erschien es immer so, als würde er zwar mit dir reden, aber nicht über private Dinge … Takeru: Da bin ich ganz deiner Meinung … er wollte über Willis reden … Der Junge überlegte, ob er auch sagen sollte, dass er über das Mädchen sprechen wollte, entschied sich dann aber dagegen. Er legte kurz das Handy beiseite und lief zurück in die Wohnung, er schaltete die Musikanlage an und sofort ertönten die melodischen Töne von ‘Mucc‘ – seiner Lieblingsband. Als er wieder hinaus trat, erwartete ihn Hikari bereits aufgeregt – sie hatte ihm einige Nachrichten geschickt. Hikari: Ach ja? Hikari: Über was denn? Hikari: Taku? Hikari: Jetzt sag schon!!! Hikari: Bitte, es ist dringend! Sag was er wollte!! Hikari: … Hallo??!!! Takeru: Haha :D Du bist niedlich wenn du etwas unbedingt wissen willst Hikari: Lass das! Und jetzt sag schon! Takeru: Ist ja gut :) Davis ist genervt, weil sich Willis unbedingt bei ihm eingenistet hat … Hikari: Ach so … Nicht mehr? Takeru: Doch, er sagte, dass er meint, dass Willis wegen dir hier sei … Ist das wahr? Hikari: Wie kommt er denn darauf? Takeru: Ich hab keine Ahnung … Hikari: Willis ist wegen Yolei hier, so hat er es zumindest gesagt Takeru: Echt?? Hikari: Ja, aber sag es auf keinen Fall den anderen!!! Takeru: Versprochen! Er zog eine Augenbraue hoch. Er wusste nicht so recht, weshalb er es keinem sagen durfte … Das Einzige was er sich denken konnte, war, dass es wegen Yolei selbst war. Er hatte oft mit Hikari geredet, sie hatte ihm anvertraut, dass die Lilahaarige in Ken verliebt war oder für diesen zumindest starke Gefühle hatte. Was er jedoch kurz darauf selbst bemerkte … Schließlich war das Mädchen wie Davis … sie machte ebenfalls keinen Hehl aus ihren Gefühlen. Aber er tat seiner besten Freundin den Gefallen, er wollte ihre Gefühle oder die Gefühle der Brillenträgerin nicht verletzen. Seufzend legte er das Handy beiseite und sah in den Himmel, manchmal war er einfach zu freundlich, so würde er vermutlich nie eine Freundin finden. Aber von einer Aussage seiner besten Freundin, hatte er erfahren, dass er genau wie sein Bruder war – ein Frauenmagnet. Kaum hatte sie ihn darauf hingewiesen, hatte er es zum ersten Mal selbst bemerkt. Zuvor war ihm nie aufgefallen, wer alles zu seinen Basketballspielen gekommen war. Etwa 80 Prozent davon waren weiblich … Er hat sich mächtig erschrocken, als sie alle seinen Namen kreischten. Lachend dachte er an den Tag zurück und griff wieder nach seinem Notizbuch, er musste weiter schreiben, sonst würde er nie fertig werden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)