TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 50: Versprochen ----------------------- Aus Raphaels Sicht: Verdammt! Diese Mistkerle! Wenn ich die in die Hände bekomme, werde ich sie wie einen Zahnstocher zerbrechen! Rasend vor Wut stehe ich dicht gedrängt bei den anderen und starre in die Richtung, in der diese Feiglinge verschwunden sind. Ich würde sie am liebsten zur Strecke bringen, aber jetzt müssen wir erst einmal von hier weg. Das Feuerzeug, welches von dem Anführer der Purple Dragons weggeschmissen wurde, ist knapp neben einer Ölspur gelandet und im wahrsten Sinne des Wortes wird es für uns brenzlich. Funken haben diese erreicht und die ersten Flammen bahnen sich ihren Weg. Wir dagegen sind rund herum von der Mauer eingeschlossen. Es scheint kein Entkommen zu geben. Doch als ich nach oben blicke, sehe ich mehrere Fenster und auch meine Brüder haben diese nun entdeckt. „Sofort da rauf!“, befielt Leo uns, aber das braucht er uns nicht zweimal sagen. Schon hebe ich Bernadette wieder hoch, halte sie dabei mit einer Hand fest und klettere mit der anderen nach oben. Donnie ist der Erste, der dort ankommt und schmettert seinen Bo gegen die Scheiben, aber wenn er nicht schneller macht, sind wir alle geliefert! „Beeil dich!“, schreie ich ihn an. Von ihm kommt nur ein hysterisches „Ich mach ja schon!“, ehe er sich dann mit voller Wucht und mit dem Panzer voraus durch die bereits angeknackste Fensterscheibe wirft. Leo blickt ihm sofort hinterher, aber unserem Genie ist nichts passiert. Er ist sicher gelandet, konnte sich von dieser Höhe sogar abrollen und nun deutet er uns mit der Aufforderung: „Jetzt kommt endlich!“ Zum ersten Mal hat Donnie mal ohne lange nachzudenken gehandelt. Sowas kenne ich gar nicht von ihm, da er sonst jede einzelne Möglichkeit durchgeht, ehe er mal endlich die Kurve kriegt und etwas tut. Im Normalfall hört man ihn irgendetwas daher murmeln. Nur hier geht es um das nackte Überleben, in der man keine Zeit hat, um nachzugrübeln. Genau das muss auch er kapiert haben, weswegen er sogar im wörtlichen Sinne körperlichen Einsatz gezeigt hat. Mir bleibt aber keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn das Gebäude geht gleich in die Luft und keiner von uns hat Lust darauf, sich das Inferno vom Nahen anzusehen. Leo und Mikey sind die Nächsten, die hinausspringen. Mein Engel und ich folgen ihnen gleich darauf hinterher. Meine Arme schützend um sie gelegt, stürze ich mich aus dem Fenster, kann aber sogar direkt auf meinen Beinen landen. Kaum, dass ich auf dem Boden angekommen bin, nehme ich wie die anderen sofort die Beine die Hand und renne, was das Zeug hält. „Schnell, schnell, schnell! Sonst gibt´s gleich Schildkröten-Flambé!“, brüllt Mikey neben mir, nachdem ich aufgeholt habe. Kann er selbst nicht einmal bei dieser Situation seine Klappe halten?! Wäre ich nicht gerade damit beschäftigt, so schnell wie möglich das Weite zu suchen, so hätte ich meinen Bruder angeschnauzt, dass er sich seine blöden Kommentare sparen kann. Doch erst einmal müssen wir zusehen, dass wir so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone gelangen. Es knallt, die erste Explosion ist zu hören, doch dabei scheint es sich vermutlich nur um eine einzelne Spraydose gehandelt zu haben, die wahrscheinlich aus einer der Kisten herausgefallen war. Zu wenig wurden wir davon erschüttert, sodass es uns wirklich schaden könnte. Dafür ist die Explosionsquelle zu weit weg. Dies reicht jedoch schon aus, um bei meinem Engel etwas auszulösen. Bernadette schreckt komplett zusammen und krallt sich fester an mich. Sie hat höllische Angst, gibt aber keinen Ton von sich. Sie zittert einfach, während sie ihr Gesicht bei meinem Hals vergräbt und sich nicht traut, auch nur für eine Sekunde aufzusehen. Als wenn sie für heute nicht schon genug durchgemacht hätte. Könnte ich es ihr ersparen, so würde ich es tun. Doch erst einmal müssen wir uns in Sicherheit bringen. „Es wird alles …“, will ich schon zu ihr sagen, damit ich sie etwas beruhigen kann, aber meine restlichen Worte verwandeln sich in einem Schrei um. Das Lagerhaus, es explodiert und eine gewaltige Druckwelle reißt uns alle miteinander von den Füßen. Es gibt keine Chance. Meterweit werden wir durch die Luft geschleudert. Ich kann nichts dagegen tun! Um mich herum ist ein Höllenlärm, sodass man eigentlich taub werden müsste, während wir wie Geschosse durch die Luft sausen. Instinktiv umschlinge meine Arme noch dichter um meinen Engel und presse meine Lider fest zusammen. Ich muss sie schützen! Bei allem, was mir heilig ist, ihr darf nichts passieren! Ich will sie nicht verlieren! Ich pralle plötzlich mit meinem Panzer hart gegen etwas auf. Ich weiß im ersten Augenblick nicht, was das war, aber es gibt mir so einen starken Stich, sodass mir für eine Sekunde die Luft wegbleibt. Ohne nachzudenken und ohne es zu wollen, lockere ich automatisch meinen Griff und das war ein gravierender Fehler. Ich spüre wie Bernadette mir entgleitet. Augenblicklich reiße ich die Augen auf und muss mit Entsetzen feststellen, dass sie von mir geschleudert wird. Nein! Ich versuche nach ihr zu greifen, aber ich erreiche sie nicht mehr. Es ist bereits zu spät. Meine Finger gleiten an ihren vorbei. Wie ein gefällter Baum stürze ich zu Boden, während Bernadette bereits verschwunden ist. Als hätte sie sich augenblicklich in Luft aufgelöst. Ich muss sofort zu ihr! Noch liege auf dem Boden und so sehr ich mich auch quäle, mir fällt es in den ersten Sekunden schwer, mich irgendwie zu bewegen. Der Aufprall hat mir einiges an Energie gekostet. Doch das wird mich nicht lange aufhalten. Mühselig rolle ich mich zur Seite, damit ich mich von meinen Knien abstützen kann. Doch kaum, dass ich mich etwas aufgerafft habe, werde ich von etwas getroffen. Mein Bein! Ich sacke wieder zusammen, wo ich noch kurz dabei war, aufzustehen. Ich bin eingeklemmt! Ein großer Gesteinsbrocken hat mich getroffen und mein Bein vollkommen unter sich begraben. En höllischer Schmerz durchfährt meinen Körper und ich schnappe nach Luft. Verdammte Scheiße, jetzt nicht das auch noch! Ich will aufstehen, doch erst einmal, muss ich diesen verdammten Brocken von mir wegbekommen. Mit aller Kraft, die mir noch zur Verfügung steht, versuche ich ihn von mir wegzudrücken. Jedoch bewegt er sich kaum vom Fleck. So sehr ich mich auch dagegenstemme, es rührt sich rein gar nichts und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, kommen noch weitere „Geschosse“ auf mich zu. Steine, Mauerstücke, Metall, ich werde von diesen Dingen bombardiert, bis ich sogar vollkommen davon begraben werde. Mühselig versuche ich mich zu schützen, indem ich mich zusammenkrümme und meine Arme über meinen Kopf schwinge. Es donnert und kracht. Vieles prallt sogar gegen meinen Panzer ab, wenn nicht schon bereits die ersten Risse entstanden sind. Von überall höre ich diesen Lärm, bis endlich Stille herrscht. Es ist vorbei, es hat aufgehört. Nichts rührt sich mehr. Skeptisch blinzle ich und versuche mich dabei zu bewegen. Meine Arme kann ich gerade noch von meinem Kopf nehmen. So eng ist es hier. Ich bin umgeben von Schutt und Trümmern. Die Luft ist staubig und ich kann kaum atmen. Doch das ist nicht das einzige Problem. Mein Bein schmerzt höllisch. Es ist kaum zum Aushalten und ich kann mich in diesem Zustand kaum bewegen. Bei jeder kleinsten Veränderung durchfährt mich ein weiterer Stich, welches mich augenblicklich in meine Ursprungposition zurückzwingt. Mir bleibt daher nichts Anderes übrig, als liegen zu bleiben, bis mir irgendetwas einfällt, damit ich mich davon befreien kann. Noch immer herrscht diese unerträgliche Stille. Ich höre nur noch meinen eigenen Atem und meinen Herzschlag, welcher einer Dampframme gleicht. Ich muss hier unbedingt raus. Doch wie mache ich das, wenn ich mich kaum bewegen kann? Verdammt, irgendwie muss ich doch rauskommen! Ich kann doch hier nicht einfach so versauern! Ich muss sofort zu ihr. Felsenfest entschlossen, nicht sofort die Flinte ins Korn zu werfen, beiße ich die Zähne zusammen, als ich einen weiteren Versuch starte. Dabei balle ich meine Hände zu Fäuste, stütze ich mich auf und drücke die Trümmer über mir weg. Schweiß perlt an meiner Stirn herunter. Ich muss viel Kraft anwenden, um überhaupt etwas ausrichten zu können. Ich spüre, wie viel Energie mir bereits geraubt worden ist, was mich aber nicht davon abhält, es weiter zu versuchen. Endlich, ein paar von diesen Steinhaufen habe ich wegschieben könne. Zwar stecke ich immer noch fest, aber das Loch, was dadurch entstanden ist, bietet mir die Möglichkeit, frische Luft zu schnappen. Trotz des Staubes kann ich nun die salzige Brise wahrnehmen, was mich nur noch mehr anspornt, endlich von hier wegzukommen. So nehme ich weitere Stücke ins Visier. Sei es Metall oder Gestein, das spielt keine Rolle. Irgendwie werde ich hier schon rauskommen und wenn ich dabei selbst zur Dampframme werde! Ich hoffe nur, dass es Bernadette irgendwie gut geht. Der Gedanke an sie lässt die schlimmsten Befürchtungen in mir hochkommen. Ich muss unbedingt zu ihr, ich hätte sie niemals loslassen dürfen! „Raphi! Wo bist du?!“, höre ich Leo auf einmal brüllen und ich horche auf. Es klingt, als wenn er ganz in meiner Nähe wäre. Auch Mikey ruft nach mir und seine Stimme klingt verzweifelt: „Yo Bro, wo bist du? Melde dich!“ Vermutlich können sie mich unter dem ganzen Schutt nicht sehen und wenn ich nicht gleich ein Lebenszeichen von mir gebe, werden sie einfach an mir vorbeigehen. Zunächst nur röchelnd kann ich mich melden, ich schreie aber nach einem kurzen Atemzug noch einmal um Hilfe: „Ich bin hier. … Ich bin hier!“ Noch zweimal muss ich denselben Satz von mir geben, bis ich endlich gefunden werde. Nach und nach wird über mir der Schutt zur Seite geräumt. Leo ist der Erste, der mich sofort entdeckt und so schnell wie möglich die nächsten Trümmer von mir rollt. Als Mikey schließlich mit Leos Hilfe den riesengroßen Brocken von meinem rechten Fuß schiebt, schreie ich vor Schmerz auf. Doch viel mehr ist es ein Befreiungsschmerz, der zwar noch höllisch brennt, aber nach und nach etwas abklingt. Am Ende kann ich etwas erleichtert aufatmen und ich bin froh, meine Brüder zu sehen. „Raphi! Dein Bein, du bist verletzt!“, stellt Mikey auf einmal fest und wirkt so, als ob es schlimmer aussehen würde, als was es der Fall ist. „Ach wirklich, du Blitzmerker?! Das hätte ich jetzt nicht geglaubt!“, kommt es nun sarkastisch vor mir. Glaubt er etwa ich spüre das nicht?! Ich hätte ihn auch anschnauzen können, aber dafür habe ich weder die Nerven, noch das Interesse. Verdammt, diese Schmerzen brennen höllisch, aber wenn ich dieses Mutagen nicht in meinem Blut hätte, wäre es vermutlich schlimmer. Ich wäre wahrscheinlich jetzt tot und wäre ansonsten nicht nur mit einem verletzten Bein und einigen Schrammen davon gekommen. Doch bei dieser Erkenntnis reiße ich die Augen weiter auf und frage meine Brüder hysterisch: „Bernadette?! Wo ist sie?! Ist sie verletzt?! Ist sie am Leben?!“ Die beiden jedoch antworten nicht. Sie sehen mich nur traurig an. „Verdammt noch mal wo ist sie?! Bringt mich zu ihr! Sofort!“, schreie ich sie weiter an. Wäre ich nicht verletzt, so wäre ich bereits von allein aufgestanden und hätte sie gesucht. Doch scheinbar bin ich leider auf Hilfe angewiesen. Die Schmerzen sind die Hölle, ich kann wahrscheinlich kaum aufrecht stehen, aber das wird mich garantiert nicht daran hindern, zu meinem Engel zu gelangen. Allerdings sehen das meine Brüder anders. Leo versucht mich sogar zu beruhigen, damit ich stillhalte: „Donnie ist jetzt bei ihr, aber du darfst dich jetzt nicht zu sehr bewegen. Also …“ „Einen Dreck mach ich! Und wenn ihr mich nicht sofort hinbringt, dann mache ich das eben allein und wenn ich dabei kriechen muss!“, unterbreche ich ihn. Denn seine Belehrungen kann er sich sonst wo hinstecken! Ich will zu ihr und etwas Anderes interessiert mich nicht! Verletzung hin oder her, mich wird nichts daran hindern, nach Bernadette zu sehen. Egal was meine Brüder auch sagen werden, sie werden mich nicht daran hindern! In mir kocht die Wut und meine Ungeduld ist bereits schon so groß, sodass ich drauf und dran bin, meine Worte in die Tat umzusetzen. Doch zu meiner Überraschung gibt Leo nach und meint seufzend: „Dann stützt dich wenigstens auf uns, wenn du schon so stur bist.“ Überrascht sehe ich ihn an und bei genauerer Betrachtung fällt mir erst gerade auf, dass ich nicht der Einzige bin, der verletzt ist. Leo scheint es neben den offensichtlichen Schrammen beim linken Arm verstärkt getroffen zu haben. So wie er diesen mit der Anderen abstützt, deutet es mehr darauf hin. Auch einige Schnittwunden zieren seinen Körper, wenn manche Stellen nicht sogar etwas stärker bluten. Selbst die Nervensäge neben ihm hat einiges abgekommen. Jedoch scheint er im Vergleich zu mir und dem Anführer noch am besten davongekommen zu sein. Er sieht nicht gerade aus, als er wäre direkt mit einem Felsbrocken zusammengekracht, so wie es bei mir der Fall gewesen ist. Wahrscheinlich wurde er hauptsächlich verschüttet und konnte sich als Erste aus dem Schutt befreien. Dann wird er wohl von uns dreien die meiste Kraft haben und das brauche ich ganz dringen. Schließlich helfen mir meine Brüder beim Aufzustehen. Es mühselig und nicht ohne Schmerzen verbunden. Mein verletztes Bein kann ich kaum abbiegen, geschweige richtig bewegen, weswegen ich es bei jedem Schritt hinter mich her schleifen muss. Wenn es aber keine andere Möglichkeit gibt, um zu meinem Engel zu gelangen, so ertrage ich diese Schmerzen ohne zu murren. Eher langsam geht es voran und wegen meiner Angst um Bernadette werde ich immer ungeduldiger, bis ich sie schließlich schon sehen kann. Nicht weit von uns entfernt liegt sie auf dem Boden. Donnie kniet neben ihr und ist dabei, einige kleinere Trümmer von ihr wegzuräumen. Auch er hat einiges abbekommen, was ihn aber nicht daran hindert, meiner Liebsten zu helfen. Was mir aber überhaupt nicht gefällt, ist sein Gesichtsausdruck, den er gerade zeigt. Es macht mir Angst. Er sieht so bedrückt und besorgt aus, als wäre die Lage schlimmer, als gedacht. Nein, bitte lass sie nicht sterben! Nein, bitte nicht! Kaum, dass ich nur ein paar wenige Schritte von ihr entfernt bin, stoße ich mich von meinen Brüdern ab. Ich falle zu Boden, krieche aber sofort zu ihr und sehe sie mit Schrecken an. Kreidebleich liegt sie da. Ihre Augen sind zwar leicht geöffnet und sie atmet, aber überall ist Blut. Wo ich auch hinsehe, die grausame Tatsache bleibt dieselbe. Viele Schnittwunden sind auf ihrem Körper sichtbar und auf ihre Stirn hat sie sogar eine Platzwunde. Was mich aber noch mehr erschreckt, ist dieses Stück Metall, welches aus der rechten Seite von ihrem Bauch ragt. Wie mit einem Pfeil ist die damit durchbohrt worden. Dass sie noch lebt, ist ein Wunder, bleibt meine Angst bestehen, dass sie jeden Augenblick ihren letzten Atemzug machen könnte. Das hätte niemals passieren dürfen! Ich hätte sie niemals loslassen dürfen! Ohne auf meine Brüder zu achten, rutschte ich weiter zu ihr, beuge mich über sie und versuche sie anzusprechen: „Bernadette, hörst du mich? Bitte mein Engel, sieh mich an!“ Langsam dreht sie ihren Kopf zu mir. Ihre Augen wirken so müde und so erschöpft und dennoch lächelt sie, als sie mich sieht. „Raphael …“, flüstert sie, mehr kann sie nicht sagen. Sie ringt nach Luft und ich möchte mir gar nicht ausmalen, welche Schmerzen sie gerade ertragen muss. Da sind meine ja lächerlich. „Halte durch, ja? … Wir werden das rausziehen und dich wieder aufpäppeln. Ok? Ich bin bei dir, also halte durch.“, flehe ich sie an, wende mich aber dann gleich zu Donnie, damit er endlich was tut. Er kennt sich schließlich von uns allen immer noch am besten damit aus, weswegen ich ihn sofort auffordere, ihr zu helfen: „Donnie, kannst du ihr dieses verdammte Ding nicht rausziehen? Sie …“ „Das kann ich nicht tun Raphi! Wenn ich das jetzt mache, wird sie uns in kürzester Zeit verbluten! Sie muss sofort in ein Krankenhaus, wo sie ärztliche Hilfe bekommt!“, versucht er, wenn auch etwas überfordert, mir zu erklären, während er heftig den Kopf schüttelt. Dabei fügt er noch hinzu: „Das muss operabel herausgenommen werden und ich bin leider nicht befähigt dazu, dass bei ihr zu machen. Wahrscheinlich braucht sie sogar eine Bluttransfusion. Ich will gar nicht wissen, wie viel Blut sie bereits verloren hat.“ Bedrückt nicke ich nur, aber ich habe verstanden. Bernadette muss schleunigst von einem Arzt behandeln werden. Jede Sekunde zählt! Als ich aber meine Arme unter sie fassen will, fragt mich Leo entsetzt: „Raphi, was hast du jetzt schon wieder vor?!“ „Wonach sieht es etwas aus?! Ich rette sie, was du glaubst du denn?!“, brülle ich ihn an, allerdings ernte ich dabei einen Gesichtsausdruck seitens meiner Brüder, als hätte ich sie nicht mehr alle. „Du kannst dich aber selbst nicht auf den Beinen halten, wie willst du sie dann tragen?!“, kommt es nun von ihm zu rück, aber das kann mich nicht daran hindern: „Das ist mir egal!“ „Spinnst du?! Du setzt nicht nur ihr Leben aufs Spiel, sondern deins mit dazu!“, keift der Anführer mich an, aber ehe ich was dazu erwidern kann, mischt sich Mikey nun ein: „Leute, jetzt chillt mal, bevor es noch schlimmer wird. Lasst mich das machen. Ich bin von uns allen noch am wenigsten verletzt.“ Nein, das mach ich und wenn sich meine Brüder auf dem Kopf stellen, wird sich nichts an meiner Meinung ändern! Ich will sie schon weiter anschnauzen, als ich plötzlich Bernadettes Finger auf meiner Hand spüre. Erschrocken sehe ich zu ihr. Sie jedoch lächelt weiterhin und flüstert: „Hör bitte auf sie.“ „Nein, ich muss das tun. Ich bin doch schuld! Ich hätte dich niemals loslassen dürfen!“, flehe ich Bernadette an, aber sie erwidert: „Nein … das bist du nicht. … Da konntest du nichts machen, genauso wenig wie ich. … Außerdem … habe ich mich doch auch nicht … festhalten können.“ Tränen bilden sich in meinen Augen. Noch nie habe ich das in ihrer Gegenwart gemacht, aber ich habe solche Angst um sie, wodurch mir alles andere scheißegal ist. Ich kann aber nicht auf ihre Bitte eingehen, ich will sie doch nicht schon wieder allein lassen. Gerade wo ich endlich wieder bei ihr sein kann, so will ich dableiben. Kann sie das nicht verstehen? „Ich will dich nicht schon wieder im Stich lassen.“, sage ich betrübt, aber Bernadette schüttelt leicht den Kopf: „Das tust du doch nicht. … Ich sehe aber, … dass du selbst verletzt bist. …“ „Aber …“, will ich schon erwidern, aber sie hört nicht darauf, sondern besteht weiterhin darauf, dass ich sie Mikey mitgeben soll: „Kein Aber. … Bitte vertrau deinen Brüdern und vertrau mir. … Ich werde durchhalten. Das verspreche dir. … Komm einfach nach, wenn du kannst, … ok?“ Wie kann sie das jetzt nur von mir verlangen? Jetzt, wo ich sie endlich wiederhabe, will ich sie erst gar nicht wieder gehen lassen, aber scheinbar habe ich keine andere Wahl. Ich muss es zulassen, so schwer es mir auch fällt. Mein Engel hat nicht mehr viel Zeit. Das ist mir voll bewusst und so sage ich mit schwerem Herzen: „Ok, ich verspreche dir, dass ich sofort kommen werde, sobald ich kann. Ich will nur, dass du kämpfst.“ „Das werde ich, mein Schattenkrieger.“, antwortet sie und Mikey tritt nun näher, während er meint: „Keine Sorge Bro. Ich passe auf sie auf und ich werde sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen. Du kannst auf mich zählen.“ Überzeugt sieht er mich dabei an, ich jedoch kann nichts mehr darauf erwidern. Ich bin einfach zu sehr überfordert, weswegen ich nur schluckend nicke und ein Stück zur Seite rutsche. Mikey kniet sich neben Bernadette, fasst mit beiden Händen langsam unter ihrem Körper und hebt sie schließlich vorsichtig hoch. Dennoch schnappt sie vor Schmerz kurz nach Luft, ehe sie sich in seinen Armen wieder beruhigt. „Wo ist das nächste Krankenhaus Donnie?“, fragt Leo nun unser Technikgenie, der seine Geräte, wie auch immer die das Ganze halbwegs heil überstanden haben, für sich sprechen lässt: „Wenn Mikey sich südlich hält, müsste er nach zwei oder drei Blocks das nächsten Krankenhaus erreichen. Aber beeil dich und sei vorsichtig.“ Sein letzter Satz hat nun direkt den Angesprochenen gegolten. Mein Bruder mit der orangen Maske nickt verstehend und dreht sich schon in die besagte Richtung. Doch bevor er losrennt, sagt Bernadette noch zu mir: „Wir sehen uns Raphael. … Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich noch mehr.“, entgegne ich ihr, ehe sie in Mikeys Armen verschwindet und ich in voller Sorge meinen Kopf hängen lasse. Aus Bernadettes Sicht: Nur ungern lasse ich Raphael da allein. Viel lieber wäre ich jetzt bei ihm, aber ich spüre auch, wie sehr meine Kräfte nachlassen. Ich bin so müde und mir ist auch so kalt. Jeder einzelne Bereich meines Körpers schmerzt und in meinem Schädel poltert eine Dampframme. So sehr auch Mikey sich bemüht, mir nicht zusätzlich wehzutun, versetzt mir doch jede einzelne Bewegung einen weiteren Stich. Besonders die Ruckartigen erschweren es mir ruhig zu bleiben und ich habe das Gefühl, als ob das Metall sich noch tiefer in mein Fleisch bohren würde. „Halte durch, wir sind bald da!“, bittet er mich, aber ich reagiere nicht darauf. Viel zu sehr konzentriere ich mich darauf, dass mir meine Augen nicht zufallen, was auch dem Orangemaskierten nicht entgeht. Leicht hysterisch versucht er mich wachzuhalten: „Hey, hey, hey, nicht einschlafen! … Bleib wach Bernadette! … Erzähl mir was, irgendetwas Lustiges!“ Hat er was auf dem Kopf abbekommen? Wie kann er jetzt von mir erwarten, dass ich ihm etwas Lustiges erzähle? Entgeistert schaue ich ihn an, aber als ich immer noch nichts sage, bittet er mich wieder darum. „Bei mir gab´s nicht wirklich … etwas Lustiges in letzter Zeit. Ich war …“, fange ich an, höre aber dann wieder auf. Ich bin so müde, aber Mikey drängt mich weiter mit ihm zu reden. Er meint sogar: „Komm schon Kleines, erzähl mir meinetwegen irgendetwas, aber rede einfach, ok? Solange du irgendetwas sagst, ist alles gut.“ Der hat gut reden. Ihm steckt ja auch kein überdimensionaler Spieß im Bauch. Nicht er ist es, der zu viel Blut verloren hat und dem zusätzlich alles wehtut. „Wir sind gleich da.“, sagt er plötzlich, was mich aber verwundert. Habe ich denn etwa schon mein Zeitgefühl verloren? Mikey springt schließlich über mehrere Etagen, von einem Dach herunter, wobei ich mich dabei zusammenreißen muss, dass ich nicht vor Schmerzen schreie. Dicht an der Wand gedrückt, blickt er nun mit mir um die Ecke einer Seitenstraße und vermutlich fragt er sich, wie es nun weitergeht. Er kann ja nicht einfach so mit mir hineinspazieren und zusätzlich hat jedes Krankenhaus mindestens beim Eingang eine Überwachungskamera. Wenn er mich jetzt einfach so dort ablegt, wird er mit Sicherheit erwischt. Das wird nun knifflig. Doch dann hält direkt vor dem Gebäude ein Krankenwagen an. Zwei Männer steigen aus und gehen schließlich hinein. Mikey meint zu seiner Freude, dass das die Gelegenheit wäre. Für ihn scheint das ja ein Wunder zu sein, wenn man das überhaupt so nennen kann. „Schaffst du es dann noch, um Hilfe zu rufen?“, fragt er mich, aber ich antworte einfach darauf: „Klar und wenn nicht, werden die mich auch so finden. … Mit dem Ding im Bauch … bin ich ja kaum zu übersehen.“ „Jetzt ist wirklich nicht die Zeit zum Scherzen.“, belehrt er mich, was mich ironischer Weise erheitert: „Und das sagt ausgerechnet der Witzbold, … dem selbst bei der miesesten Situation ein Kommentar einfällt … und noch vor Kurzem von mir verlangt hat, … etwas Lustiges zu erzählen.“ Mikey verdreht die Augen, was man bei ihm ja selten sieht, aber dann schreitet er kopfschüttelnd zur Tat um. Sicherheitshalber sieht der Orangemaskierte sich noch einmal bewusst um, ehe er dann mit mir losstürmt und mich direkt neben Krankenwagen ablegt. Nur in diesem Winkel kann er von den Kameras nicht erwischt werden und noch rechtzeitig in die Dunkelheit verschwinden. Bevor er jedoch wieder auf und davon ist, verabschiedet er sich mit der Bitte, dass ich durchhalten soll: „Komm ja nicht auf die Idee zu sterben. Ich schwöre dir, ich hole dich wieder ins Leben zurück.“ Ich grinse ihm nur hinterher. Glaubt er wirklich, dass nicht leben will? Gerade, wo ich doch endlich mit meinem Schattenkrieger wieder zusammengekommen bin, will ich das umso mehr. Besser ist es aber, nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen versuche ich, nach Hilfe zu rufen. Meine Stimme klingt schwach und ich habe Angst, dass mich niemand noch rechtzeitig hört, bevor mir tatsächlich die Kraft ausgeht. Nach einem weiteren Fehlversuch starre ich einfach zum Himmel empor. Ich habe sogar geglaubt, dass es zwecklos ist, bis ich schließlich doch entdeckt werde. „Schnell, sofort eine Trage!“, höre ich einen Mann rufen, aber irgendwie klingt seine Stimme schon etwas dumpf. Nur so nebenbei bekomme ich mit, wie ich auf eine Trage gehievt werde und gleich darauf ins Krankenhaus gebracht werde. Kaum dass sich die Eingangstür hinter mich geschlossen hat, stürmt eine Ärztin auf mich zu. Dumpf bekomme ich mit, dass sie Fragen stellt, die zunächst noch nicht direkt an mich gerichtet sind, sondern an die beiden Sanitäter. Jedoch hat keiner der beiden eine Ahnung, wie ich so plötzlich vor dem Gebäude auftauchen konnte. Die Ärztin wendet sich schließlich an mich, versucht mich wachzuhalten und fragt auch nach meinen Daten. Nur mühselig kann ich den Mund aufmachen und ihr irgendwie antworten. Doch bis auf meinen Namen und mein Alter kann ich nichts mehr sagen, denn weiter komme ich nicht. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Ich nehme kaum irgendetwas mehr wahr. Alles um mich herum scheint in Watte gepackt zu sein und allmählich in der Dunkelheit zu verschwinden, bis plötzlich alles schwarz ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)