TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 44: Bitte rede mit mir ------------------------------ Aus Bernadettes Sicht: Was in aller Welt geht hier nur vor? Warum sehe ich einen Typen, der meinen verstorbenen Vater ähnelt? Ich will einfach nicht glauben, dass das ein Zufall sein könnte. Dafür spricht vieles dagegen. Erstens ist es doch seltsam, dass nur ich diesen Kerl sehe. Weder bei beim Spaziergang mit April, noch die Momente auf Coney Island können ein Zufall gewesen sein. Einmal oder zweimal lasse ich es ja noch irgendwie durchgehen, aber ein weiteres Mal am selben Tag ist unmöglich. Zweitens taucht er immer dann auf, wenn ich mit anderen Leuten unterwegs bin. Als würde er nur auf den richtigen Moment warten, um sich mir zu zeigen und jedes Mal verschwand er spurlos. Als wäre er ein Geist. Sowohl bei April, wie auch die Situation nach den Schießbuden tauchte der Kerl einfach im Schutz der Masse unter. Doch wie konnte er nur im Spiegelkabinett einfach so verschwinden? Ich verstehe bis jetzt noch nicht, wie Cori und Mia ihn nicht sehen konnten. Dabei müsste er doch vor mir rausgekommen sein, oder ist er in diesem Irrgarten gar zurückgegangen, sodass ich buchstäblich an ihm vorbeigelaufen bin? Fakt ist, dass jeder, mit dem ich dies erlebt habe, mich angesehen hat, als hätte ich den Verstand verloren. Ich habe diesen Typen aber wirklich gesehen und an Zufälle will ich einfach nicht glauben. Selbst wenn ich mir anhören musste, dass jeder Mensch angeblich einen „Zwilling“ auf der Welt hat. Meinetwegen kann das ja sein, aber auf gar keinen Fall hat das mit meinem Vater zu tun. Viel eher vermute ich da, dass mit mir ein abgekartetes Spiel getrieben wird. Denn warum zum Henker bin ich die Einzige, die davon mitbekommt? Beweisen kann ich dies allerdings nicht und von außen muss es ja aussehen, als wäre ich nicht mehr ganz dicht. Auch heute musste ich mir diesen Blick wieder antun und die Mädels mussten dabei nicht einmal den Mund dazu aufmachen. Ich habe schon verstanden, was in ihren Köpfen vor sich gehen musste. Ich lasse es mir aber nicht nehmen, dass hier irgendetwas faul ist. Auch wenn mir keiner glaubt, irgendwie werde ich herausfinden, was da wirklich abgeht. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Die Mädels waren mir jedenfalls keine große Hilfe. Sie glaubten sogar, dass ich mit ihnen scherzen würde, auch wenn ich sie eigentlich vom Gegenteil überzeugen wollte. Wenn sie diesen Kerl doch auch gesehen hätten. Dann wäre vielleicht so manches einfacher. Zumindest hätte ich dann nicht das Gefühl bekommen, ich wäre völlig von der Rolle. Mia fragte mich sogar, ob das vielleicht eine lebensechte und provisorische Idee für eines meiner neuen Geschichten gewesen wäre. Als hätte ich versucht, sowas persönlich nachzustellen, nur um dies selbst auf direkte Weise fühlen und später niederschreiben zu können. So ein Schwachsinn! Warum hätte ich das aus heiteren Himmel machen sollen? Erstens würde das überhaupt nicht zu mir passen, weil ich mir sämtliche Szenen lieber im Kopf vorstelle und zweitens hätte ich die beiden wohl eingeweiht. Doch meine Freundinnen wollten mir einfach nicht glauben. Auch als ich darauf beharrte, habe ich dabei nur skeptische Blicke, sowie amüsiertes Lachen geerntet. Wäre ich in diesem Augenblick nicht so aufgeregt gewesen, so hätte mich das wahrscheinlich noch mehr gekränkt. Schließlich bin ich weder eine Irre, noch lasse ich mich als solch eine abstempeln. Cori bemerkte es und versuchte dies dann mit einer Kugel Eis wieder gut zu machen. Dass sie mir weiterhin nicht glauben wird, ist mir bewusst, aber zumindest konnte ich sehen, dass weder sie noch Mia mir etwas Böses wollen. Da hätten sie wohl anders reagiert. Ich bin zwar nicht wirklich sauer auf sie, aber ich werde beweisen, dass ich keine Hirngespinste gesehen habe und wenn ich das alleine herausfinden muss. Noch lange grüble ich zu Hause darüber nach, aber ich kann einfach nicht verstehen, was es damit auf sich hat und warum ich auf einmal damit konfrontiert werde. Es ergibt einfach keinen Sinn. Egal wie ich es drehe und wende. Ich weiß nur, dass irgendetwas dahinterstecken muss. Vielleicht kann mir April dabei helfen. Auch wenn sie mir nicht glaubt, so schadet es nicht, einige Nachforschungen anzustellen und dafür ist sie genau die Richtige. Momentan kann ich nur im Bett liegen und diesen seltsamen Tag gedanklich noch einmal vor meinen Augen vorbeiziehen lassen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich was übersehen, nur was? Es bereits spät am Abend, als ein Klopfen mich aus meinen Gedanken aufschreckt. Es kam vom Fenster und ich ahne schon, wer das sein könnte. Ich weigere mich aber hinzugehen, denn ich will weder ihn, noch sonst jemanden von ihnen sehen. Das Klopfen meldet sich nun ein weiteres Mal. Es hört nicht auf und selbst als ich meine Ohren genervt zwischen dem Polster quetsche, endet es nicht. Wenn er es aber so haben will, dann bekommt er nun etwas von mir zu hören! Geplant hätte ich das ohnehin. So stehe ich schließlich verärgert auf, ziehe die Vorhänge zur Seite und reiße anschließend das Fenster auf. Zu meiner Überraschung ist es jedoch Donnie, der mich gerade beehrt. Dabei hätte ich eher mit seinem Bruder mit der roten Maske gerechnet. Besorgt sieht er mich an und fragt, ob er kurz reinkommen könnte: „Können wir reden? Wenn möglich, nicht hier draußen?“ „Was willst du Donnie?“, kommt als Gegenfrage zurück, bei er nun geknickt mir als Antwort gibt: „Ich glaube, du weißt, worum es geht.“ „Sorry, ich weiß es sehr wohl zu schätzen, dass du nur helfen willst und danke, dass du mich vor diesem Penner gerettet hast, aber für mich ist die Sache gelaufen. Also geh jetzt bitte.“, entgegne ich ihm. Ich will mich schon das Fenster schließen und auch die Vorhänge wieder zuziehen, aber der Lilamaskierte lässt nicht locker und drückt sogar seine Hand gegen die Fensterscheibe: „Bitte Bernadette, komm mit in die Kanalisation. Dann können wir alles klären.“ Entgeistert sehe ich ihn an und ich weigere mich, auch nur irgendetwas dergleichen zu tun: „Was gibt es da noch zu klären? Ich habe dir doch gesagt, die Sache ist gelaufen. Ich will einfach nicht. … Also nein danke, ohne mich und jetzt lass mich bitte in Ruhe und dasselbe gilt auch für den Rest von euch! Also erspart mir bitte weitere Besuche.“ Wie beim letzten Mal auch lasse ich Donnie einfach so stehen und schließe das Fenster wieder, während ich von dem Überrumpelten dabei beobachtet werde. Diesmal lässt er es schweigend zu und ich sehe noch diese Sorge in seinen Augen, bis diese hinter den Vorhangstoff verschwindet. Ich will einfach nichts davon hören. Er hat sogar ein verdammtes Glück gehabt, dass ich ihn nicht wieder so angeschnauzt habe, wie es beim letzten Mal der Fall gewesen ist. Denn ich habe die ganze Zeit über gespürt, wie sehr es in mir gebrodelt hat. Ich wollte ihn aber nicht anschreien, weswegen ich mich zusammenriss und das war nicht gerade einfach für mich. Ich weiß, dass Donnie es nur gut gemeint hat und helfen will, aber ich will es nicht. Es schmerzt zu sehr und ich möchte einfach nichts mehr davon hören. Ich glaube außerdem, dass ich mich in Raphaels Nähe mich nicht mehr beherrschen könnte und dann würde ich mich noch mieser fühlen. Hoffentlich lassen sie mich in Ruhe und hören endlich damit auf, mich aufzusuchen. Aus Raphaels Sicht: In einem sicheren Abstand habe ich von meinem Versteck aus alles beobachtet. Das Gespräch zwischen Bernadette und Donnie schien nicht gerade sehr gut gelaufen zu sein. Denn schon dreht sich mein Bruder kopfschüttelnd zu mir um. Mit etwas anderem habe ich nicht gerechnet. Sie wird wohl kaum ihre Fenster für einen von uns offenlassen. Nicht nachdem unser Streit so ausarten musste. Eigentlich müsste ich dort sein und selbst versuchen mit ihr zu sprechen. Niemals wollte ich, dass ihr etwas zustößt. Dass sie verletzt und dann noch bedrängt wurde, schmerzt in meine Seele und das muss ich ihr sagen. Streit hin oder her, aber das durfte nicht passieren und ich liebe sie doch! Tage und Nächte habe ich verstreichen lassen, um uns beiden etwas Zeit zu geben. Mir ist aber klargeworden, dass ich nicht ohne sie sein kann. Ich muss zu ihr, aber jedes Mal, wenn ich auf dem gegenüberliegenden Dach gestanden und sie aus der Ferne beobachtet habe, wusste ich nicht mehr, wie ich es ihr erklären sollte. All jegliche Worte verschwanden aus meinen Verstand und das macht mich noch ganz krank! Wie konnte ich es nur soweit kommen lassen?! Ich hätte nicht einfach so verschwinden sollen! Stattdessen wäre es besser gewesen, wenn ich sie einfach nach Hause gebracht hätte. Dann wäre sie niemals in diesem Schlamassel geraten, der durch meine Schuld verursacht wurde. Donnies Plan, an meiner Stelle bei ihr vorbeizuschauen und sein Glück zu versuchen, ist nun gescheitert. An sich hat seine Idee nicht einmal so dumm geklungen. Er meinte, dass Bernadette mich vermutlich nicht sehen will und dass er noch eher mehr Glück haben dürfte mit ihr zu sprechen. Damit wird er wohl recht haben und es hat am Anfang sogar danach ausgesehen, als könnte er es das auch schaffen. Doch wie das Ende dieses Gesprächs gerade ausgesehen hat, hatte sich das Genie der Familie anscheinend doch geirrt. Selbst er kommt nicht an sie ran, auch wenn sie es ihm zu verdanken hat, dass sie noch in derselben Nacht nach Hause kommen konnte. Ich hätte es wissen müssen, dass Bernadette auf stur stellt und niemanden an sich ranlässt. Doch noch mehr interessiert es mich, was sie nun zu meinem Bruder gesagt hat. Kurze Zeit später ist Donnie schließlich bei mir und berichtet mir: „Sie will nicht. Sie sagt, aus ihrer Sicht gäbe es nichts zu erklären und wir sollen sie alle in Ruhe lassen.“ Verstehend nicke ich nur zu seiner Zusammenfassung. Irgendwie war mir schon vorher klar, dass das nicht einfach werden dürfte. Ich muss es selbst versuchen. Es hilft nichts, wenn ich einen meiner Brüder vorschicke, auch wenn es Donnie gut gemeint hat. Ich habe diese Schuld auf mich geladen, also muss ich das auch wieder hinbiegen. „Geh du schon nach Hause, ich komme dann nach.“, sage ich zu ihm. Mein Bruder nickt, meint aber noch, bevor er verschwindet: „Ich weiß, du willst es wahrscheinlich nicht hören, aber … gib sowohl ihr als auch dir noch etwas Zeit.“ Zeit, das ist genau der Punkt, an dem ich schon einmal gescheitert bin. Selbst Dad hatte das gesagt, als ich ihn letztens um Rat gebeten hatte. Jedoch meinte er auch, dass er ein besserer Sensei für die Kampfkünste wäre, als für die Liebe und ich müsste selbst herausfinden, was mein Weg ist. Wenn ich da wohl mit der Wand geredet hätte, wäre ich vermutlich genauso schlau wie jetzt. Wie soll ich das bitte anstellen? Sie will ja nicht einmal mit Donnie reden und mit den hatte sie, bis auf seinen Technikfirlefanz, eigentlich keine Probleme gehabt. Doch nun kehrt sie auch ihm den Rücken zu und das zeigt mir nur, wie viel Wut in diesem Mädchen steckt. Ich seufze. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was ich nun machen soll und ich weiß nicht, ob es wirklich was bringt, wenn ich noch mehr Zeit verstreichen lasse. So wie es mir mein Bruder mit der lila Maske geraten hat. Ich muss mit ihr reden, so viel steht fest. Wenn Bernadette es nur zulassen würde. Sie will mich ja nicht sehen, aber an ihr Handy geht sie auch nicht. Es wirkt sogar so, als hätte sie das Ding absichtlich abgeschaltet, nur damit ich sie nicht erreichen kann. Ich muss also persönlich zu ihr, es hilft alles nichts. Auch wenn es Donnie gerade vor mir versucht hat und selbst an sein Vorhaben gescheitert es, werde ich trotzdem nichts unversucht lassen. Ich muss mit ihr sprechen und selbst wenn sie mit Donner und Krawall ihre Wut auf mich niederprasseln lässt, so will ich es durchziehen. Vielleicht habe ich danach bessere Chancen, mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Somit nehme ich Anlauf und springe auf das gegenüberliegende Dach. Geschickt klettere ich schließlich bis zum ersten Stock hinunter und klopfe etwas zaghaft an die Fensterscheibe. Etwas dumpf bekomme ich gerade mit, wie Bernadette sich darüber beschwert: „Das gibt’s doch nicht?! Haben die es immer noch nicht verstanden?! Ich will niemanden sehen!“ Wohl bewusst, was auf mich zukommen wird, verharre ich auf der Stelle und klopfe ein weiteres Mal. Ich will sie sehen und ich will mit ihre sprechen. Es gibt kein Weg zurück. Schließlich kommt doch eine Reaktion von ihr, nachdem ich schon beinahe geglaubt habe, dass ich mich „im Regen stehen lässt“. Bernadette reißt, nachdem sie den Vorhang ein weiteres Mal weggezogen hat, wutentbrannt das Fenster auf und starrt mich an. Zunächst kann ich nichts sagen. Mein Mund ist wie zugekleistert. Ich sehe sie einfach an, bis ich schließlich erschrocken bemerke, dass sie ihr Amulett nicht mehr trägt. Das sichtbare Symbol unserer Liebe, mit dem sie mir mal eine Freude gemacht hatte, ziert nicht mehr ihren schönen Hals. Habe ich es nun endgültig vermasselt? Liebt sie mich tatsächlich nicht mehr und verliere ich sie nun für immer? Verzweifelt suche innerlich nach meiner Stimme und bitte sie schließlich mit mir zu reden: „Ich weiß, dass du mich nicht sehen willst, aber ich muss mit dir reden Bernadette.“ In ihrem Gesicht kann ich förmlich sehen, was sie sich gerade denken muss: Wie kann er hier nur aufkreuzen?! Der hat sie doch nicht mehr alle, er soll verschwinden! Doch ich werde nicht so schnell wieder abhauen. Ich muss und werde auch mit ihr reden. Sie muss wissen, dass es mir wirklich leidtut. Ich will, dass sie das von mir hört. Bernadette hat jegliches Recht auf mich sauer zu sein. Schließlich habe ich sie allein zurückgelassen und ich kann mir das nicht einmal selbst verzeihen. Dennoch flehe ich innerlich, dass sie mir noch eine Chance gibt und wenn ich es nur irgendwie schaffen kann, dass ich sie nicht ganz verliere, wäre es für mich mehr als genug. Noch immer wütend hält sie ihre Arme verschränkt. Ich kann dabei ihre verbundene Hand sehen, von dem mein Bruder mir erzählt hat und das lässt mein Hals noch etwas enger zusammenschnüren. So warte ich nur, bis sie mich dann anbrüllt: „Du hast echt Nerven hierher zu kommen! Am liebsten würde ich dir so sehr eine scheuern, sodass sich dein Schädel um 180° dreht! … Und ein für alle Mal: Ich will nicht reden, weder mit dir, noch mit Donnie, oder mit sonst irgendjemandem aus deiner Familie! Verstanden?! Lasst mich endlich in Ruhe!“ „Bernadette, es tut …“, versuche ich ihr zu sagen, aber sie schneidet mir in dieser Sekunde das Wort ab: „Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wo hinstecken! Verdammt noch mal, du hast mich im Stich gelassen! Ich hatte eine Mordsangst! … Aber wozu sage ich das? Es ist doch eh egal.“ Niedergeschlagen seufzt Bernadette und macht sogar für einen Moment die Augen zu, als würde sie versuchen, sich zu beruhigen. Doch dann sieht sie mich wieder an. Enttäuschung, Schmerz und Wut spiegeln sich darin wieder und mit den Worten „Geh jetzt einfach.“ schließt sie das Fenster und geht. Aus Erzählersicht: Nachdem Donnie ins Versteck zurückgekehrt ist, erzählt er dem ungeduldigen Mikey von seiner Begegnung mit Bernadette, die leider nicht sehr positiv war. „Soll ich es versuchen? Bis jetzt habe ich es immer geschafft, sie zum Lachen zu bringen.“, meint der Orangemaskierte und ist sofort bereit, seinen Plan in die Tat umzusetzen, aber der Turtle mit der Brille erwidert nur: „Ich glaube kaum, dass es was bringt, wenn einer von uns das macht. Ich fürchte, dass Raphi das alleine irgendwie regeln muss. Jedoch liegen seine Chancen eher bei 1:1000.000, wenn ich mir die momentane Lage vor Augen halte.“ „Ist sie etwa so angepisst?“, will Mikey von ihm wissen, da er sich versucht, dieses kurze Treffen vorzustellen, aber da lacht Donnie sarkastisch: „Ha, „angepisst“ ist noch milde ausgedrückt. Wenn sie unseren Bruder statt meiner Wenigkeit in Empfang genommen hätte, wäre das der Besuch wohl schlimmer ausgefallen. Wobei ich mir jetzt vorstellen könnte, dass Raphi in diesem Augenblick bei ihr ist. Sonst hätte er mich nicht vorrausgeschickt.“ „Eijeijei, dabei dachte ich immer, dass der Liebeskummer vor ihrer Beziehung schon furchtbar genug gewesen wäre, aber das ist ja noch schlimmer. … Er hat einen gravierenden Fehler gemacht, das ist nicht zu leugnen, aber ihn so zu sehen …“, meint Mikey, beendet seinen Satz aber nicht. Der Lilamaskierte hingegen kann sich schon denken, was sein Bruder damit meint. Er nickt zustimmend, fügt aber noch hinzu: „Ich glaube aber, dass wir auch nicht gerade ganz unschuldig sind.“ Im Abseits von den beiden entfernt, lehnt Leo gerade armeverschränkend an einer Mauer. Von dem Gespräch hat er alles mitbekommen. Jedoch hat er sich davor gehütet da mitzureden, um ja keinen weiteren Streit heraufzubeschwören. Davon gab es in letzter Zeit viel zu viele in der Kanalisation, aber viel mehr beschäftigt ihn etwas Anderes. Während er seinen Brüdern zugehört hat, hat er sich auch mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Vieles geht ihm durch den Kopf, so wie zum Beispiel auch Was-wäre-wenn-Fragen. Zum einen fragt er sich, was passiert wäre, wenn er nichts zu der Beziehung zwischen seinen hitzköpfigen Bruder und Bernadette gesagt hätte. Zum anderen grübelt er darüber nach, was passieren würde, wenn die beiden nicht mehr zueinanderfinden werden. Denn auch er hat Raphaels Trübsal mitbekommen. Wenn sie sich nicht gerade über das eine bestimmte Thema gestritten haben, so ist zwischen ihnen ständig diese Funkstille. Dabei beschäftigt sich Raphael kaum mehr mit seinem Training. Er macht nur noch mehr das Nötigste und dann auch nur, wenn es ihm befohlen wird. Ansonsten weigert er sich, den Boxsack oder ein anderes Gerät für seine Freizeit zu nutzen, was er sonst immer gern getan hat. Mit seinen Brüdern redet er auch nur, wenn es wirklich notwendig ist. Besonders bei Leo ist er abseits der vorkommenden Zankereien still geworden und selbst diese sind von Tag zu Tag weniger geworden, was die Brüder sehr beunruhigt. Die meiste Zeit verbringt er in seinem Zimmer, oder er schleicht wie ein Geist durch das Zuhause der Mutanten. Aufheitern lässt er sich von niemandem. Er regt sich sogar nicht auf, wenn Mikey ihm aus Spaß wieder einen kleinen Streich gespielt hat. Der Rotmaskierte merkt es nicht einmal. Zu sehr ist er in seinem Trübsal gefangen und dies konnte Leo Tag für Tag beobachten. Der Anführer macht sich Sorgen um ihn und er fragt sich auch, wie es Bernadette in diesem Moment gehen würde. Auch wenn er die Beziehung der beiden nie verstanden hat, so sieht er in ihr eine gute Freundin, die er wie seinen Bruder ungewollt geschadet hat. Leo ist sich genau bewusst, dass er nicht nur eine kleine Teilschuld zu dieser Angelegenheit beiträgt, weswegen er etwas dagegen unternehmen will. Doch für heute möchte er die Situation ruhen lassen, da er bei diesem Gefühlsstau nichts erreichen würde. Allein schon, wie er bald darauf Raphael nach Hause kommen sieht, erkennt er an dessen Stimmung. Weswegen sein Vorhaben gleich am nächsten Morgen beginnt. Draußen ist es noch dunkel und dies nutzt er, um sein Heim verlassen zu können. Unter dem Vorwand, er würde in der Kanalisation ein stundenlanges Einzeltraining absolvieren, verlässt der Blaumaskierte mit Meister Splinters Einverständnis das Zuhause. Sein Ziel ist jedoch die Oberwelt. Nachdem er den Schacht verlassen hat, folgt er den Weg zu Bernadettes Haus, wo er von einem sicheren Versteck aus wartet. Lange muss er nicht dort verharren. Obwohl es Sonntag ist, verlässt Bernadettes Tante bei Sonnenaufgang das Gebäude. Mit einer großen und länglichen Tasche in der einen Hand und ihrem Handy an ihr rechtes Ohr gedrückt, redet sie gerade mit einer Freundin: „ … Ich kann es kaum erwarten, dass ich zu dir komme. … Natürlich habe ich alles für unseren Thementag mit. Das habe ich alles noch gestern besorgt. Du weißt ja, dass ich während der Woche kaum Zeit dafür habe. … Mein Bernadettchen? Nein, sie schläft heute mal aus. Sie war gestern mit ihren neuen Freundinnen in Coney Island unterwegs. Du glaubst ja gar nicht, wie froh ich bin, dass sie endlich mal wieder unter die Leute geht, aber alles Weitere erzähle ich dir dann nachher, bis dann.“ Schon legt sie auf, verstaut die Tasche in ihrem Auto und steigt schließlich selbst ein. Leo wartet noch einen Moment, bis die Frau losgefahren und dann um die Ecke gebogen ist. Erst dann wagt er sich aus seinem Versteck. Während sie mit sich selbst beschäftigt war, hat der Blaumaskierte das Haus abgecheckt. Im zweiten Stock hat er schließlich ein Fenster bemerkt, welches um einen Spalt offen steht und genau dieses sucht er nun auf. Kaum dass er nach einer kurzen Kletteraktion dort angekommen ist, nutzt er eines seiner Katanas, um die Fensterverriegelung von außen zu lösen. Diese schnappt auf, wodurch der Turtle das Fenster nun ganz öffnen und schließlich hineinklettern kann. Er landet in ein Schlafzimmer, verlässt dieses jedoch sofort wieder, um Bernadettes Zimmer aufzusuchen. Für ihn ist es ein Glück, dass nicht noch mehr Personen in diesem Haus wohnen. Sonst könnte er sein Vorhaben nicht durchsetzen, geschweige sich einfach so hier zu dieser Tageszeit aufhalten. Als er schließlich die Treppe zum ersten Stock heruntergeht, sucht er nach der richtigen Zimmertür. Erst beim Übernächsten wird er fündig, wo er das Mädchen noch in seinem Bett schlafen sieht. Der Schlaf ist jedoch alles andere als ruhig. Vielmehr wirkt es, als ob Bernadette einen Albtraum haben würde, bei der sie etwas Unverständliches vor sich her murmelt. Vorsichtig nähert Leo sich der Schlafenden und rüttelt sie sanft bei der Schulter, um sie zu wecken: „Hey, wach auf. Es ist alles gut. Es ist nur ein Traum, dir passiert nichts.“ Aus Bernadettes Sicht: Mit einem Schlag öffne ich erschrocken die Augen und schnappe nach Luft, während ich mich wie ein Klappmesser von meinem Bett erhebe. Oh Gott, das war nur ein Traum, oder wohl eher ein verfluchter Albtraum. Ich dachte schon, ich würde da niemals mehr rauskommen. Mich schaudert es, wenn ich nur daran denke. Weswegen ich nun mit meinen Händen gegen mein Gesicht reibe, damit diese Müdigkeit von mir abperlt. Doch kaum dass ich diese wieder wegnehme, erblicke ich Leo, der mich mit einer besorgten Miene anstarrt. Nicht damit gerechnet, dass er genau vor mir ist, schreie ich kurz auf, was auch ihm etwas zusammenzucken lässt: „Ah! … Sag mal spinnst du Leo?! Was ist in aller Welt machst du hier?! … Wie … Wie bist überhaupt hier reingekommen?!“ „Ich bin ein Ninja und Ninjas finden immer einen Weg, aber beruhige dich erst einmal.“, erklärt er mir, aber das macht mich noch wütender: „Ich soll mich beruhigen?! Hast du sie nicht mehr alle?! Du spazierst einfach in aller Herrgottsfrühe in mein Zimmer und du sagst mir, dass ich mich beruhigen soll?! … Wieso bist überhaupt hier?!“ Die letzte Frage hätte ich mir sparen können, aber durch meine Hysterie ist das einfach aus mir herausgeplatzt. Die eigentliche Frage wäre wohl eher, was er ca. um sechs Uhr morgens bei mir zu suchen hat. Wo er und seine Brüder normalerweise erst in der Dunkelheit die Kanalisation verlassen. Doch ich komme erst gar nicht dazu ihn das ergänzend zu fragen, denn schon geht das Geleier von gestern Abend munter weiter. Der einzige Unterschied ist, dass es sich merkwürdiger Weise diesmal um Leo handelt, der mich nervt. Gerade er sollte sich doch am meisten freuen, dass es zwischen mir und Raphael aus ist. Es hat ihn ja noch nie gepasst. Doch anscheinend ist es nicht so, denn er bittet mich, mit ihm zu reden: „Bernadette, ich bin hier, weil ich mit dir sprechen will und du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich das nicht ohne Grund mache.“ Auffordernd, wie auch weiterhin besorgt, sitzt der Blaumaskierte an meinem Bett. Doch ich habe keine Lust, ihm Rede und Antwort zu stehen. Was glaubt er eigentlich, wer er ist, dass er einfach so in mein Zuhause hineinspazieren kann? Ich bin fertig mit dieser Familie und ich will, dass Leo sofort wieder geht und damit er das checkt, sage ich ihm genau das, was ich auch den anderen beiden an die Birne geknallt habe: „Ich habe es deinen Brüdern bereits gesagt und ich werde es auch dir jetzt sagen: NEIN, ich will nicht! Ich will einfach meine Ruhe von euch haben und dabei bleibt es!“ Wäre Leo vor meinem Fenster, so hätte ich dieses eiskalt vor seiner Nase zugeknallt. Dadurch aber, dass er in meinem Zimmer ist, sieht die Sache schon wieder anders aus. Leo geht nicht und er lässt auch nicht locker: „Ich werde aber im Gegensatz zu den anderen nicht so einfach gehen, bis du mit mir geredet hast.“ „Und warum glaubst du, sollte ich das machen?“, frage ich ihn empört, doch er verschränkt leicht schälmisch die Arme, als er mir antwortet: „Weil ich, wie du sicherlich weißt, mich bei Tageslicht nicht auf der Straße blicken lassen kann. Erst bei der Abenddämmerung kann und werde ich gehen. Bis dahin werde ich hierbleiben und ich hoffe inständig, dass du dann endlich bereit bist mit mir zu reden, oder mir zumindest zuhörst.“ Am liebsten würde ich den Blaumaskierten hochkantig rausschmeißen. Er weiß aber genauso gut wie ich, dass ich das niemals machen werde, solange draußen die Sonne scheint und bis diese wieder untergeht, habe ich noch viele Stunden vor mir. Leo kann von Glück reden, dass ich auch nach all dem es niemals zulassen werde, dass einer von ihnen entdeckt wird und genau hier liegt ja das Problem, oder wohl eher die Erpressung. Wieso macht er das? Erstens sieht das dem großen Anführer überhaupt nicht ähnlich und zweitens: Was hat er davon? Es wird sich nichts ändern! Auch wenn er mich dazu zwingt, mit ihm zu reden. Meine Entscheidung steht fest: Zwischen mir und Raphael ist es aus. Da fährt die Eisenbahn drüber. Was mich jetzt allerdings ärgert, ist, dass er geplant haben muss, in der Morgendämmerung zu mir zu kommen. Denn so hat er mich am Haken. Vermutlich werden die anderen auch noch eingeweiht sein. Anders könnte ich es mir nicht erklären. „Von mir aus bleib hier. Du kannst wirklich von Glück reden, dass ich niemanden hintergehe und dass meine Tante heute den ganzen Tag außer Haus ist. Sonst hättest du ganz schöne Schwierigkeiten.“, füge ich noch hinzu und ziehe schließlich die Bettdecke von mir weg. „Hör mal, ich will dich weder quälen, noch sonst irgendetwas in dieser Richtung. Ich will nur mit dir reden. Also bitte tue mir diesen einen Gefallen und ich werde dich dann nicht mehr belästigen, in Ordnung?“, versucht es Leo erneut, aber anscheinend habe ich eh keine andere Wahl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)