TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 43: Alles nur eingebildet? ---------------------------------- Aus Raphaels Sicht: Wo ist sie?! Bitte lass ihr nichts zugestoßen sein! Sie wird sich noch verlaufen und wer weiß, was dann passieren könnte. Ein weiteres Mal habe ich versucht Bernadette zu erreichen, aber sie hat sich bisher nicht gemeldet. Bei jeder Minute, die vergeht, mache ich mir umso mehr Sorgen um sie. Ich hätte nicht weggehen dürfen! Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen! Wieso konnte ich nicht zumindest in der Nähe bleiben? Wie konnte sie das Dach überhaupt verlassen? All jeglicher Zorn, den ich zuvor gespürt hatte, ist so stark in die Enge gedrängt worden, wodurch ich diesen kaum mehr fühlen kann. Das Einzige, was ich jetzt nur noch wahrnehme ist Angst – Angst um Bernadette. Doch egal wohin ich auch laufe und wo ich sie auch suche, sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Sie kann aber noch nicht soweit gekommen sein! Mit ihren Möglichkeiten braucht sie vermutlich einige Stunden, bis sie vor ihrer Haustür steht. Wo verdammt noch mal steckt sie nur?! Als ich gerade dabei bin, die nächste Straße abzusuchen, erhalte ich plötzlich eine Nachricht. Ob es endlich von ihr ist?! Aufgeregt hole ich das Handy heraus. Doch als ich es aufklappe, merke ich enttäuscht, dass es nur von Donnie ist, der mich gerade nervt. Was will der Heini jetzt von mir?! Ich habe andere Sorgen, um die ich mich jetzt kümmern muss. Doch anstatt die SMS zu ignorieren, öffne ich sie und darin steht: « Bernadette geht es der Situation entsprechend gut. Sie ist zu Hause. Ich bin derweil dort. Komm dazu, ich muss dringend mit dir reden. » Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Hat Bernadette meinen Bruder etwa angerufen, dass er sie abholen soll? Ist sie etwa so verzweifelt gewesen, sodass sie sich einfach einen meiner Brüder anvertraut hat, während ich wie ein Trottel die ganze Gegend nach ihr absuche und was zum Kuckuck macht er noch dort?! Warum hat sie sich nicht bei mir gemeldet? Soll ich etwa vor lauter Sorge einen Herzinfarkt bekommen?! Um nicht weiter unnötig in der Gegend herumzustehen, antworte ich Donnie mit den Worten «Bin unterwegs» und mache mich so schnell wie möglich auf dem Weg. Mein Bruder mit der lila Maske befindet sich auf dem gegenüberliegenden Haus. Armeverschränkend wartet er dort auf mich. Doch kaum, dass ich mich ihm nähere, verfinstert sich sein Gesicht. Sein Blick zeigt sowohl Vorwurf, wie auch Sorge und ich weiß nicht, an wen die gerichtet ist. Vermutlich werde ich mir nun etwas anhören könne, dass ich Bernadette alleine gelassen habe, aber was mischt er sich schon wieder ein und was macht er hier überhaupt?! Er sollte besser die Fliege machen. Ich muss zu Bernadette und sehen, ob es ihr wirklich gut geht. Kaum aber, dass ich vor ihm stehe, fängt schon seine Predigt an: „Sag mal, was ist passiert?“ „Das geht dich nichts an Donnie!“, schnauze ich ihn an, aber er lacht nur sarkastisch, bis er angefressen meint: „Genau dasselbe hat sie auch zu mir gesagt und das auch noch im selben Ton. Wo warst du überhaupt?! Warum streifte sie alleine durch die Gegend? Ich dachte, du wärst bei ihr!“ „Wenn du mich provozieren willst, bist du auf dem besten Weg dorthin. Ich sage es dir noch einmal: Das geht dich nichts an und jetzt lass mich vorbei. Ich muss zu ihr.“, blaffe ich zurück und hoffe, dass er jetzt endlich die Klappe hält. Ich habe nämlich keine Zeit für sein Gequatsche, aber Donnie hält mich auf. Mit einem einzigen Seitschritt versperrt er mir den Weg. Er drückt mich sogar mit einem Schwung zurück, als ich ihn gerade zur Seite stoßen wollte. Verwirrt, wütend und mit weit aufgerissenen Augen starre ich ihn. Ich verstehe gerade nicht, wieso er mich nicht vorbeilassen will. Doch kaum, dass ich wutentbrannt in sein Gesicht sehe, erkenne ich den Beschützerinstinkt in seinen Augen. Will er mir jetzt ernsthaft weismachen, dass mein eigener Bruder Bernadette vor mir beschützen muss?! Empört über diese Erkenntnis, will ich ihn nun zurechtweisen, denn es besteht kein Grund dafür. Jedoch will er mich nicht vorbeilassen und keift mich stattdessen an: „Ich glaube kaum, dass sie dich sehen will! Denn kaum habe ich sie beim Fenster abgesetzt, hat sie mir dieses quasi vor der Nase zugseschlagen. Übrigens geht es mich sehr wohl etwas an! Schließlich war ich es, der sie an deiner Stelle von einem Penner gerettet hat, der sie gerade vergewaltigen wollte!“ Erschrocken darüber, was ich da gerade eben gehört habe, starre ihn sprachlos an. Das hat er jetzt nicht gerade gesagt oder? Das kann einfach nicht wahr sein! Was um Himmels Willen ist passiert, nachdem ich sie auf dem Dach zurückgelassen habe?! Aufgrund meiner geschockten Reaktion seufzt mein Bruder, bis er dann weiterredet und mir dabei noch weitere Vorwürfe macht: „Du hast mich schon richtig verstanden Raphi! Genau das ist vor kurzem passiert und wäre ich nicht dank der Patrouille zufällig in der Nähe gewesen, so wäre sie von diesem besoffenen Irren nicht so schnell weggekommen! … Ich weiß zwar nicht, was genau davor gewesen ist, aber eines ist mal klar: Sie hat sich verletzt. Irgendwo muss sie heruntergefallen sein und jetzt schleift sie ihren rechten Fuß hinter sich her, aber nicht nur, dass sie humpelt, sie hat außerdem noch eine große Schnittwunde auf der Innenseite ihrer linken Hand. … Mein Gott Raphi, jetzt rede schon! Was ist zum Henker ist zwischen euch vorgefallen und wo warst du überhaupt?!“ Geschockt über diese erschreckenden Infos, die mich wie eine Flutwelle überrollt haben, muss ich mich erst einmal an einer nahgelegenen Mauer abstützen. Gedanklich bin ich wieder auf dem Dach, wo ich Bernadette zurückgelassen hatte. Sie musste diese wohl mit Hilfe der Feuerleiter verlassen haben, aber die war doch am unteren Ende zerstört. Ich habe das gesehen, als ich anfing, nach ihr zu suchen. Doch was ist, wenn sie dieses rostige Ding doch benutzt hat? Dann muss sie am Ende runtergefallen sein. Anders könnte ich mir ihre Verletzungen nicht erklären. Wenn das wahr ist, wie lebensmüde muss man da sein?! Sie hätte sich dabei auch das Genick brechen können und wenn es nicht schlimm genug gewesen wäre, jetzt muss ich auch noch hören, dass ein Vergewaltiger hinter ihr her war! Wäre Donnie nicht da gewesen, dann … nein, ich will mir das gar nicht ausmalen, was dann hätte passieren können und ich Idiot habe es auch noch soweit kommenlassen! Momentan habe ich einfach nur das Gefühl, als würde mir jemand gerade den Boden unter den Füßen wegreißen. Könnte ich mich in diesen Augenblick nicht an der Wand anlehnen, so hätte mir dieses erdrückende Gefühl vermutlich bereits den letzten Rest gegeben. Während ich nun so dastehe, fordert mich Donnie nun ein weiters Mal auf, endlich mit der Sprache rauszurücken. Doch diesmal klingt er anders, als würde versuchen wollen, sich in mich hineinzuversetzen, „Es … es ist alles aus dem Ruder gelaufen.“, stammle ich, nachdem ich endlich meine Stimme wiedergefunden habe. Donnies Mimik, der mich zunächst so zornig angesehen hatte, wird etwas milder. Anstatt mir eine weitere Predigt an den Kopf zu werfen, berührt er mich vorsichtig an der rechten Schulter und sagt ganz ruhig: „Komm, lass uns nach Hause gehen und dann erzählst du mir alles.“ Ich dagegen erwidere nichts darauf, aber dafür werfe ich ein Blick auf Bernadettes Fenster. Es ist verschlossen und noch dazu sind die Vorhänge zugezogen. Als würde sie damit signalisieren wollen, dass nun niemand zu ihr darf. „Sie wird dir jetzt nicht öffnen Raphi. Lass sie jetzt, vielleicht besteht morgen die Möglichkeit, mit ihr zu reden. Also komm jetzt.“, fordert mein Bruder mich auf. Ich dagegen nicke ich nur und folge ihm schließlich. Der Gedanke daran, was ihr passiert ist und was beinahe geschehen wäre, während ich nicht da war, spukt mir immer noch im Kopf und eines weiß ich, ich werde mir niemals verzeihen. Aus Bernadettes Sicht: Letzte Nacht konnte ich kaum schlafen und das lag nicht nur daran, dass mir sowohl der Fuß, wie auch die Hand höllisch wehtat. Es ist einfach zu viel passiert und ich kann einfach nicht glauben, dass es zwischen mir und Raphael nun aus ist. Wegen eines sinnlosen Streites verlor ich mit einem Schlag das Vertrauen zu der Liebe meines Lebens. Bei ihm hatte ich mich doch immer so sicher und geborgen gefühlt. Bei ihm konnte ich so sein, wie ich nun mal bin und doch war trotz allem dieses Mistrauen – nur warum? Warum quälte es ihm so sehr, dass wir uns öfters nicht sehen konnten? Er war doch nicht der Einzige, der dies aushalten musste. Wie oft habe ich schon mit den Gedanken gespielt, bereits am Tag bei den Jungs aufzutauchen. Wäre da nicht die Tatsache, dass sie in der Kanalisation schwer zu finden sind und ich noch mein eigenes Leben in die Reihe bringen muss. Immer wieder gingen mir seine Worte durch den Kopf, die er mir vorwarf. Hatten seine Brüder wirklich so viel Einfluss darauf, sodass er nun selbst an unserer Beziehung zu zweifeln begann? Jedoch ergibt dies keinen Sinn! Ihm war es doch stets egal, was die anderen von ihm und seine Angelegenheiten dachten. Warum also ist es ihm jetzt so wichtig und warum denke ich überhaupt an ihn? Ich müsste ihn hassen, ihn verachten, oder sonst irgendetwas tun. Er hat mich verletzt und im Stich gelassen. Also warum stelle ich mir all diese Fragen? Ich spüre doch diesen Zorn in mir und doch kann ich einfach nicht anders. Ich will es verstehen und ich will wissen, warum es nur so weit kommen konnte. Die ganze Nacht über hatte ich bitterlich geweint. Ich fühlte mich so fertig und alleingelassen, sodass ich es nur spärlich übers Herz brachte, mich nach einer Weile April anzuvertrauen. Schluchzend erzählte ich ihr mit meinem eigenen Handy, was passiert war. Irgendwie musste ich meinen Frust loswerden und nur ihr konnte ich mich irgendwie öffnen. Ich brauchte einfach jemanden zum Reden und dem ich noch vertrauen kann. Es ist einfach beschissen, dass ich mich nicht an jeden wenden kann, den ich möchte. Denn nicht nur, dass ich vor meiner eigenen Familie meinen Kummer nun verbergen muss, ich kann mich nicht einmal bei meinen Freundinnen aus der Schule ausheulen. Die Einzige, die noch in Frage kommt, ist nun mal April und ich war einfach nur froh, als ich endlich ihre Stimme hörte. Zunächst war die ehemalige Reporterin einfach nur überrascht, dass ich sie so spät noch anrief, aber sie merkte sofort, dass ich jemanden brauchte und so hörte sie mir zu. Einen Rat konnte sie mir jedoch nicht wirklich geben. Sie meinte nur, dass ich mich jetzt beruhigen sollte, bevor ich die nächste Entscheidung treffen würde, die ich nachher vielleicht bereuen könnte. Es war nicht viel, aber zumindest konnte ich mit jemanden reden. Mehr kann ich wohl nicht verlangen und ich muss nun selbst zusehen, wie es weitergehen wird, aber momentan weiß ich es einfach nicht. Es steht sozusagen in den Sternen und es gibt für mich derzeit nur eines, von dem ich wirklich sicher bin: Ich will für die nächste Zeit weder Raphael, noch jemand anderes von seiner Familie sehen. Der Zorn in mir ist viel zu groß, als dass ich es ertragen könnte, wenn einer von ihnen plötzlich vor meinem Fenster auftaucht. Jetzt aber heißt es für mich, eine möglichst reale Fröhlichkeit heraufzubeschwören, damit mir niemand Fragen stellt und das wird schwierig werden. Denn mein Herz ist einfach zerbrochen. Wenn ich könnte, so wie ich wollte, so wäre ich nicht einmal aus meinem Bett gekrochen. Doch wenn ich nicht will, dass jemand meine wahren Gefühle bemerkt, so muss ich wieder einmal gute Miene zum bösen Spiel machen. Zu meinem „Glück“ musste Tante Tina heute Morgen wieder früh raus, weswegen sie erst am Nachmittag meine Verletzungen bemerkte. Ich dachte mir einfach eine möglichst logische Story aus und log ihr vor, dass mir das beim Spaziergang passiert wäre. Irgendein Spinner hätte mich zu Boden gestoßen und beim Fallen hätte ich mich halt verletzt. Ich betonte sogar, dass ich schlicht und einfach unglücklich gefallen wäre, weswegen ich mir nicht nur überknöchelt, sondern mich auch noch wo geschnitten hätte. Dabei wäre alles so schnell gegangen, sodass ich nicht wusste, wie mir geschah. Etwas Besseres wollte mir einfach nicht einfallen und irgendwie klang das neben anderen Geschichten, die ich mir sicherheitshalber zurechtgelegt hatte, noch am logischsten. Tante Tina glaubte mir sogar und sie bekam nicht einmal mit, dass ich in Wirklichkeit eine schwere Last in meinem Herzen trage. Dieselbe Ausrede nutzte ich auch bei Cori und Mia, als sie mich in der Schule danach befragten. Dabei versuchte ich sie zu überzeugen, dass ich mich körperlich nicht so wohl fühlte und für den Rest der Woche nicht zum Treffen wegen der Literatur-AG kommen konnte. Zum einen stimmte dies ja auch, aber andererseits wollte ich erst einmal für mich allein sein. Es war ja schon schwierig genug, im normalen Unterricht gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Denn seelisch fühlte ich mich einfach grottenschlecht und konnte mich daher kaum konzentrieren. So wollte ich am Nachmittag meine Ruhe haben und mich nicht auch noch mit der Literatur-AG beschäftigen. Ich hatte einfach Angst, dass man mir schnell draufkommen würde, würde ich ständig unter Leute sein. Denn wie lange kann ich den anderen noch etwas vormachen? Mir geht es nicht gut und am liebsten würde ich diesen Schmerz einfach nur vergessen. Wenn ich könnte, würde ich dies auf der Stelle tun. An den ersten Tagen der Woche verbrachte ich meine meiste Zeit im Zimmer. Lange blieb es aber nicht dabei, denn ich hatte allmählich das Gefühl, mir würde so langsam die Decke auf dem Kopf fallen, weswegen ich mich, soweit es irgendwie möglich war, mit April traf. Jedoch wollte ich nicht über das eine bestimmte Thema sprechen, auch wenn meine Freundin das anders sah. Im Gegensatz zu mir traf sie sich ja auch weiterhin mit den Turtles in der Kanalisation und horchte die Truppe sogar aus. Ich wollte aber nie etwas von ihnen hören, geschweige an einen von ihnen denken. So wie es auch jetzt wieder der Fall ist, als wir neben einander spazieren gehen. „Meinst du nicht, dass wir mal langsam Licht in die Sache bringen sollten? Ich sehe doch, dass dich das quält.“, meint sie, aber ich schüttle nur den Kopf. Nein, ich habe einfach keine Lust dazu und das kann April meinetwegen einen Handstand machen, ich würde meine Meinung nicht ändern. Am liebsten hätte ich dies sogar laut ausgesprochen, als ich plötzlich stutzig werde. Gebannt sehe ich in eine bestimmte Richtung. Im Moment ist eine große Menschenmenge unterwegs und doch hat ein Mann stark aus ihnen herausgestochen. Das kann doch nicht sein, ich bilde mir das sicherlich nur ein! Verwirrt fragt mich April: „Hey, was ist los? Was siehst du denn?“ Sie sieht mich besorgt an, aber was soll ich schon darauf erwidern? Das, was ich da gerade gesehen habe, kann unmöglich sein, weswegen ich ihr einfach nur schnell darauf antworte: „Ach nichts. Ich dachte nur, ich hätte da was gesehen. War sicher nur eine Einbildung.“ Ich hoffe es zumindest und gehe schließlich weiter. Zu meiner Überraschung fragt sie diesbezüglich nicht weiter nach. Stattdessen bittet sie mich, mir das noch wegen Raphael zu überlegen. Jedoch habe ich dazu nur geschwiegen. Was soll ich auch dazu sagen? Irgendwie kommt mir jedes Wort wie eine Verschwendung vor und dafür ernte ich nichts weiter als Frust und Wut. Ich bin daher nur froh, dass mich die junge Frau allmählich damit in Ruhe lässt, aber vermutlich gilt dies nur für heute und sie wird mich beim nächsten Mal wieder darauf ansprechen. Doch dann werde ich ihr dieselbe Antwort geben. Absichtlich habe ich für den Rest Woche wenig Zeit mit Cori und Mia verbracht. Abgesehen davon, dass ich mit ihnen nicht über meine derzeitigen Probleme reden kann, kenne ich sie noch nicht so lange und auch noch nicht so gut. Vertrauen muss man sich erst verdienen. Das habe ich in meinem Leben bereits gelernt und um das zu schaffen, braucht es Zeit. Dank April bin ich nun wieder soweit aufgebaut, wodurch ich mit den beiden nun doch nach Coney Island fahren kann. Eigentlich wollte ich das wegen Raphael auf das nächste Wochenende verschieben, aber dadurch, dass sich die Umstände geändert haben, habe ich es mir anders überlegt. Ich hätte aber wahrscheinlich so oder so keine Chance gehabt, da sie unbedingt mit mir diesen Samstag dort verbringen wollen. So sicher bin ich mir aber immer noch nicht, ob es eine gute Idee ist. Einerseits will ich keine Spaßbremse sein und ihnen den Tag vermiesen, aber ich brauche doch Ablenkung und zwar etwas, womit ich mit meinen Gedanken vollkommen woanders sein kann. An der rechten Hand gepackt, zerrt mich Cori nun durch die Gegend. Zu meiner Linken marschiert Mia, die sich bereits etwas Zuckerwatte besorgt hat. Die Blondine sieht diese etwas skeptisch an und meint: „An deiner Stelle würde ich lieber nach den Attraktionen etwas essen.“ „Das ist doch nur Zuckerwatte und kein Hotdog, also mach keinen Stress.“, grinst die Angesprochene und verputzt genüsslich denn Rest des rosa Zuckers. „Ich hoffe auch, du bereust es dann nachher nicht. Du weißt ja, was passieren kann.“, klinke ich mich schmunzelnd ein und wir drei lachen. Obwohl mir immer noch nicht danach ist, aber ich hoffe, das lässt sich für ein paar Stunden ändern. Das Erste, was wir besuchen, sind die kleinen Schießbuden, bei denen wir unser Geschick unter Beweis stellen. Einem Clown aber mit Hilfe einer Wasserpistole eine aufgepumpte Ballonnase zu verpassen, ist ja keine große Kunst für mich. Dennoch ist es so richtig amüsant mitanzusehen, wie Cori ein wenig damit kämpft und versucht, einen Konkurrenzkampf daraus zu veranstalten. Ich habe aber schon bereits nach wenigen Sekunden die Nase vorn, weswegen sie und Mia um den zweiten Platz ringen. Ich stehe einfach daneben und sehe ihnen grinsend dabei zu. Es ist einfach zum Totlachen. Was für mich aber schon die ganze Zeit komisch ist, ist, dass ich das Gefühl habe beobachtet zu werden. Das kann aber nicht sein. Ich bin wahrscheinlich schon paranoid, oder es liegt einfach daran, dass ich immer noch in meine Gedanken abschweifen, wenn ich es am wenigsten will. Besser ist es wohl, ich denke nicht daran und genieße einfach den Tag. Das habe ich mir auch verdient. Somit schlendere ich mit den beiden weiter und probiere mit ihnen eine Möglichkeit nach der anderen aus. Wie am Anfang der Woche angekündigt, sitzen wir wenig später in einem Wagon von dem Cyclone und diese Attraktion macht ihren Namen wirklich alle Ehre. Die Kurven sind wirklich nichts für schwache Nerven und allein die Höhe ist beachtlich. Was ich aber bei den Achterbahnen so schade finde, ist, dass sie schnell wieder vorbei sein können, was ich auch hier wieder erlebe. Dennoch war die Fahrt cool und ich wäre gerne noch eine Runde gefahren, aber das wird wohl nichts werden. Obwohl ich zuvor nichts gegessen habe, ist selbst mir etwas flau im Magen geworden. Bei Mia ist die Sache etwas schlimmer, weswegen sie bei der nächsten Gelegenheit eine Toilette aufsucht. „Wir haben dich gewarnt.“, rufe ich ihr noch zu, doch sie hat dabei nur die Augen verdreht, ehe sie hinter der Tür verschwunden ist. „Ich glaube, wir sollten als Nächstes etwas Ruhiges wählen, oder zumindest etwas, was auf dem Boden stattfindet.“, kichert Cori und ich stimme ihr lachend zu. Doch als ich zur Seite blicke, werde ich wieder still. Einige Meter weiter sehe ich wieder diesen Mann, den ich schon mal gesehen habe. Dunkle Haare, helle Haut, einen Schnauzbart im Gesicht und diese Nase … er sieht doch aus wie … nein, das ist unmöglich! Das kann nicht sein! Völlig vergessen, dass ich eigentlich nicht alleine hier bin, folge ich den seltsamen Fremden und lasse Cori einfach stehen. Dieser ist gerade dabei wieder bei der nächsten Ecke zu verschwinden, als ich von meiner Freundin wieder „wachgerüttelt“ werde, welche mich überaschenderweise eingeholt hat: „Hey Bernadette, was ist mit dir? Du bist auf einmal so blass. Geht es dir nicht gut?“ Bei ihren Fragen schüttle ich nur den Kopf und antworte ihr: „Ja, ich glaube schon. Ich dachte nur, dass ich jemandem gesehen habe, den ich von früher kenne.“ Natürlich hakt sie gleich nach, woraufhin ich unschlüssig meine vorige Antwort wiederhole: „Ich weiß nicht. Ich kann das nicht wirklich erklären, aber er sieht jemanden sehr ähnlich, den ich mal kannte.“ „Wen meinst du? Vielleicht jemand aus deiner alten Schule?“, fragt die Blondine weiter, aber ich schüttle darauf den Kopf und erwidere: „Nein, das war niemand von der Schule. … Ich dachte, ich hätte meinen Dad gesehen, aber das kann nicht sein. Er ist seit zehn Jahren tot.“ „Ach, das ist sicherlich nur ein Zufall gewesen. Soweit ich weiß, hat jeder Mensch auf der ganzen Welt einen „Klon“, also jemanden, der einem sehr ähnlichsieht. Vielleicht war das auch so einer, oder es ist nur ein Zufall gewesen, dass er deinem Vater ähnelt.“, behauptet Cori, ich dagegen bin mir da nicht so sicher. Ich habe einfach kein gutes Gefühl bei der Sache, was ich auch laut ausspreche: „Das mag vielleicht sein, aber das glaube ich irgendwie nicht. Irgendetwas stimmt da nicht.“ Ich kann mir selbst nicht erklären warum, aber ich habe solch ein unangenehmes Gefühl bei der Sache. Außerdem habe ich ihn schon einmal gesehen, als ich mit April unterwegs war und es kann auf gar keinen Fall sein, dass es in New York noch einen gibt, der meinem verstorbenen Vater so ähnlich sieht. Es kann also kein Zufall gewesen sein. Verunsichert folge ich Cori schließlich zurück zu den Toiletten, wo wir Mia abholen und weiter durch die Gegend schlendern. Die nächste Attraktion ist das Spiegelkabinett. Wir teilen uns auf und jede von uns versucht als Erste dieses zu verlassen. Es ist aber leichter gesagt, als getan und die Spiegel sind sehr raffiniert aufgestellt worden. Nicht nur einmal bin ich dagegen gerannt. Es macht aber Spaß. Ich habe sogar den Vorfall von vorhin schon fast wieder vergessen, als ich ihn plötzlich wiedersehe. Das kann jetzt nicht wahr sein?! Nicht schon wieder! Er steht einfach da und sieht mich sogar kurz an, bis er wieder abhaut. Jetzt reicht es mir! Das kann doch wirklich kein Zufall sein, dass ich ihn sehe und weil ich keine Lust mehr auf diese Scharade habe, will ich mir den Kerl schnappen. Ich habe einfach keine Lust mehr, von ihm weiter aufgelauert werden. So schnell ich nur kann, folge ich ihm. Jedoch ist er immer schneller als ich. Kaum, dass ich um die Ecke gebogen bin und glaube diesen Kerl gleich erwischen zu können, ist er schon wieder woanders und diese Spiegel machen es noch schwieriger. Was wird hier nur gespielt?! Immer weiter hetze ich mich durch das Labyrinth. An Mia und Cori denke ich schon gar nicht mehr. Vermutlich sind sie bereits wieder draußen, aber das interessiert mich im Moment nicht. Ich will endlich diesen Kerl zur Rede stellen. Warum verfolgt er mich?! Er muss mich von irgendwo kennen, sonst würde er ja nicht dieses Spiel mit mir treiben und ein Zufall ist das auf gar keinen Fall, genauso wenig ist das eine Einbildung. So laufe ich durch die Gänge. Ich habe schon völlig den Überblick verloren, als ich schließlich wieder nach draußen gelange. Wie bereits erwartet, haben die beiden auf mich gewartet und sprechen mich besorgt an: „Alles in Ordnung bei dir? Wir glaubten schon, du kommst gar nicht mehr raus.“ Ich jedoch ignoriere das und frage sie stattdessen, ob sie einen Mann gesehen hätten. Ich bekomme jedoch nur als Antwort, dass niemand vor mir das Kabinett verlassen hätte. „Sag bloß, du hast diesen Kerl da drin wiedergesehen?“, fragt Cori und ich nicke. Doch weder sie noch Mia haben eine weitere Person in diesem Kabinett gesehen, aber das kann nicht sein! Ich habe mir das nicht eingebildet! Da war ein Typ, der sah genauso aus wie mein Vater, bevor er starb. Ich bin völlig verwirrt und trotzdem bin ich felsenfest davon überzeugt, was ich gesehen habe. Da gibt es keinen Zweifel. Für Cori und Mia muss das aber aussehen, als hätte ich den Verstand verloren. Sie sagen es zwar nicht, aber ihre Blicke sprechen Bände. Aus Erzählersicht: In einem gewissen Abstand von dem Geschehen entfernt, beobachtet Lucinda gemeinsam mit Amy, wie Bernadette ihre Beobachtung beteuert, bis die drei schließlich den Ort verlassen. Lachend und siegessicher genießt die Blondine diesen Moment. Die Dunkelhaarige jedoch bleibt ernst und meidet den Blick in diese Richtung. „Das klappt ja wie am Schnürchen.“, murmelt sie voller Freunde, wird aber dann von Amy unterbrochen: „Lucinda, ich glaube, wir sollten damit aufhören. Das geht jetzt endgültig zu weit.“ „Sind wir etwa weich geworden Amy? Hat dich etwa dieser bescheuerte Mentor auch noch um die Finger gewickelt? Dabei warst es doch du, die bei dieser Internetsache mitgemacht hatte, wenn ich dich daran erinnern darf.“, kontert die Blondine feindselig, was Amy etwas einschüchtert. Es hindert sie aber nicht daran weiterzureden: „Ich weiß und ich bereue es auch. Wir sind damals schon viel zu weit gegangen und das …“ „Und das hier ist meine Rache und du pass besser auf, was du sagst! Schließlich warst du es, die mir einst die Sache wegen ihrem Vater erzählt hat und genau das werde ich mir zu Nutze machen.“ unterbricht Lucinda die Dunkelhaarige mit einem scharfen Ton. Dennoch will Amy mit der Sache aufhören und das will die Hasserfüllte verhindern: „Ist das etwa der Dank dafür, was ich alles für dich getan habe? Wer hat denn dafür gesorgt, dass du und dein Schwarm zusammengekommen seid? Richtig, das war ich und nicht diese Möchtegernfranzösin, mit der du einst befreundet warst! Sie hat ja nicht einmal gewusst, dass du schon immer in diesen Typen verknallt warst und warum? Weil sie sich nie um dich geschert hat, also warum tust du das jetzt für sie?! Sei jetzt nicht schwach, hast du mich verstanden?!“ Zögerlich nickt Amy und sagt nichts weiter darauf. Stattdessen sieht sie Bernadette nach und hofft, dass es niemals zu dem kommen wird, was Lucinda noch geplant hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)