TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 28: Eine schöne Zeit im Park ------------------------------------ Aus Raphaels Sicht: Zärtlich spüre ich ihre Lippen auf meine. Leicht kitzelnd und doch mit einem verführerischen Druck scheinen sie sich miteinander verschmelzen zu wollen. Ich fühle in mir, wie dieses berauschende Gefühl anwächst und allmählich die Oberhand über meinen Körper übernimmt. Mein Verstand sagt mir, dass es nicht gerade der richtige Augenblick für das Alles wäre. Immerhin wirkt es fast so, als wenn ich Bernadettes Not irgendwie ausnutzen würde. Dabei habe ich sie eigentlich nur dazu gebracht, mal ihre Probleme für einen Moment zu vergessen und den Druck in ihr herauszuschreien. Sie hat das mehr als nur bitter nötig gehabt. Allein schon wie ich sie am Belvedere Castle erlebt habe, wie sie mit sich selbst rang und versuchte, das Geschehene zu vergessen, wollte ich einfach nicht mehr lange dastehen und nichts tun. Sie so zu sehen, nagte an mir und ich erkannte einfach keinen Sinn mehr daran, das Ganze „unter dem Teppich zu kehren“, oder gar zu „beschönigen“. Es musste raus und wenn, dann mit Nachdruck. Sodass Bernadette selbst fühlen musste, wie es ist, einmal so richtig alles aus sich herauszuschreien. Genau dieser Gedanke brachte mich auf diese Idee. Warum sollte dies nicht auch wortwörtlich genommen werden? Jeder andere schwammige Einfall hätte Bernadette nur noch tiefer in den Sumpf der Traurigkeit und des Selbstzweifels befördert und wenn sie glaubt, dass ich das zulasse, dann irrt sie sich! Sie ist stark, das weiß ich. Allein schon, was sie bisher geschafft hat, ist eine Wahnsinnsleistung und trotzdem sieht sie es nicht mehr. Nur weil keiner mal die Glubscher aufmachen und hinter der Fassade dieser Intrige blicken will. Allein der Gedanke an ihrer Familie führt schon zu Kopfschmerzen. Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass sie tatsächlich so „schlimm“ ist, wie es den Anschein hat. Viel mehr sind Bernadettes Verwandten zu sehr mit sich und ihren eigenen Problemen beschäftigt, als dass sie überhaupt mal etwas mitkriegen würden. Dabei sollten sie das und wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich denen das auch mal verklickern und das höchst persönlich! Da es mir nun mal nicht möglich ist, muss ich nun auf anderen Wegen meiner Freundin zeigen, dass sie das nicht alleine durchstehen muss und dass sie aufhören soll, sich komplett zu verkriechen. Erstens passt es mal schon gar nicht zu ihr und zweitens wird diese Schlampe namens Lucinda irgendwann mal die Retourkutsche zu spüren bekommen. Da werden wir ja sehen, ob die dann immer noch so große Töne spucken kann, oder ob sie doch mal von ihrem hohen Ross herunterkracht. Ob sie dann aber mal zur Besinnung kommt und mal nachdenkt, was sie da überhaupt angerichtet hat, wage ich stark zu bezweifeln. Die hat doch so viel Ehrgefühl und Verstand, wie ein anderer Dreck unter dem Fingernagel. Dass Bernadette und ich nun auf dem Boden liegen und unseren Gefühlen hingeben, hatte ich nach meinem erfolgreichen Plan nicht bedacht. Ich weiß nicht einmal, was ich mir im Nachhinein vorgestellt hätte. Soweit ging mein Plan im Grunde nicht. Viel mehr war es mir wichtig, mein Mädchen wieder lachen zu sehen und ich habe es auch geschafft. Bernadette strahlt wieder übers ganze Gesicht und sie küsst mich, als gäbe es kein Morgen mehr. Wäre da nur nicht gerade mein Kopf im Weg, welcher diesen schönen Moment zu zerstören droht. Mein Herz sagt mir ständig, dass ich es einfach zulassen soll. Es ist ja nicht gerade so, als wolle Bernadette es nicht, also warum schaltet sich mein Verstand ausgerechnet jetzt ein, wo ich ihn am wenigsten gebrauchen kann? Ich will nur sie und trotzdem zwingt mich etwas mich zu zügeln. Als wäre es falsch. Ach was, scheiß drauf! Ich will mich nicht mehr zurückhalten. Sie will es doch auch. Wieso mache ich mir also solch einen Stress, wenn er doch nur unbegründet ist? Es ist ja nicht so, als hätte sie nicht jederzeit von mir runtergehen können. Zumal auch sie damit angefangen hat, unsere momentane Lage für sich auszukosten. Da steige ich nur allzu gerne mit ein. So strecke ich meine Hände nach Bernadette aus. Während ich mit der Einen um ihren zarten Rücken fasse, greife ich mit der Anderen um ihre Hüfte. Meine Liebste hat derweil ihre Hände auf meine Brust gelegt. Durch dass ich sie aber nun dichter an mich drücke, rutscht sie mit ihnen nun zu meinen Schultern. Doch irgendwie ist es für mich auf der Rückenposition etwas unangenehm und das wird vermutlich an den harten Betonboden liegen. Auch wenn mein Panzer mich schützt, ist meine derzeitige Lage einfach nicht sehr bequem, weswegen ich mich vorsichtig zur Seite rolle und dabei stets darauf achte Bernadette nicht fallen zu lassen. Nun liegen wir beide auf dem Boden, wobei Bernadette nun ihren Kopf auf meinen ausgestreckten Arm gelegt hat, nachdem unsere Lippen sich wieder voneinander gelöst haben. Verführerisch schaut sie mich nun mit halboffenen Augen an, während sie immer noch ruhig daliegt. Wie ein Engel sieht sie aus. Es fehlen eigentlich nur noch die Flügel, aber die braucht sie nicht. Schließlich ist sie bei mir und ich will sie einfach nur näher bei mir haben. Mit meiner freien Hand gleite ich nun um ihren Körper und schiebe sie etwas dichter zu mir, woraufhin sie auf einmal ein wenig kichert. Ist sie etwa dort kitzlig? Bis jetzt ist mir das noch nie aufgefallen und ich wusste bis dahin auch nichts davon. Da bin ich wohl nicht der Einzige, der voller Überraschungen ist. Bernadette hat anscheinend auch das eine oder andere Geheimnis, von dem ich noch nichts weiß und diese Tatsache macht die Situation umso reizvoller. Ich will sie einfach ergründen. Verspielt wandere ich nun mit den Fingern zärtlich an ihrem Körper entlang und ernte dafür wieder ein etwas zurückhaltendes Lachen. „Sind wir etwa kitzlig?“, frage ich sie flüstern und grinse dabei schelmisch. „Wer weiß? Vielleicht ein wenig.“, bekomme ich in derselben Lautstärke von ihr als Antwort zu hören, sowie auch ein keckes Schmunzeln. Während nun meine Hand auf ihrem Körper ruht, ist sie nun diejenige, die mit den Fingern weitermacht. Doch sie gleitet damit an meiner Brust entlang, bis sie nun an mein Gesicht angekommen ist und sanft über meine Narbe streicht, die eine Seite meiner Oberlippe ziert. Eigentlich warte ich nun darauf, dass sie mich darauf anspricht. Denn sie betrachtet es nachdenklich. Bis jetzt hat sie nämlich nie ein Wort über meine Narbe verloren und mich auch nicht mal danach gefragt. Am Anfang war mir das nie so bewusst gewesen, doch seitdem ich mit ihr zusammen bin und wir nun viel öfters Körperkontakt haben, dachte ich, sie würde es eines Tages tun. Auch jetzt wäre wieder so ein Moment da, an dem sie mich einfach fragen könnte und doch sagt sie nichts. Vielleicht ist es ihr auch egal. Immerhin gehört das nun mal zum Kämpfen dazu. Meine Brüder und ich haben allesamt Schrammen von irgendwelchen Abenteuern davongetragen und eigentlich ist dieses Thema auch nicht mal so wichtig. Was zählt, ist, dass Bernadette und ich zusammen sind. Alles andere ist mir so was von schnuppe. Nun gleitet sie mit ihrer Hand an meiner Wange entlang. Ich fühle förmlich die Wärme, die daraus ausgeht und auch wie dieses prickelnde Gefühl tief in mir wieder stärker wird. Ich genieße förmlich ihre zärtliche Art und schließe für einen Moment die Augen. Es ist einfach so berauschend und meiner Meinung nach könnte es ewig so weitergehen. In meinen ganzen Leben hätte ich es nie für möglich gehalten körperlich jemanden so nah zu sein, dass es einem auch die Sinne vernebelt. Stets war mir nur Kämpfen oder grobe Gewalt wichtig. Es gibt mir nun mal Kraft und ich liebes einfach, jemandem zu verdreschen. Jegliche Zärtlichkeit war für mich früher einfach nur sinnlos und teilweise sogar ein Fremdwort. Doch jetzt sehe ich das anders und ich genieße es in vollen Zügen. Bewusst atme ich nun tief durch und halte mein Gesicht ihrer Hand entgegen. Besonders, wenn ich meine Lider geschlossen halte, habe ich den Eindruck, als wenn ich dieses prickelnde Gefühl so deutlicher spüren könnte. Umso schöner ist es dann wieder, wenn ich meine Liebste wiederansehe und mir klar wird, dass das eben kein Traum gewesen ist. So ist es auch jetzt wieder, als ich schließlich meine Augen wieder öffne und in die wunderschönen graugrünen Augen sehe. Wie helle Smaragde schimmern diese und ich könnte mich darin verlieren. „Ich liebe dich.“, flüstert Bernadette nun mit einem lieblichen Lächeln und kuschelt sich dichter an mich. Liebevoll küsse ich sie zart auf der Stirn und entgegne ihr, dass ich sie ebenfalls liebe. Ich weiß nicht wie lange wir schon so dagelegen haben, aber irgendwann scheinen wir beide schon etwas steif von unserer Position zu sein, weswegen wir uns allmählich wieder aufrappeln. Aus Bernadettes Sicht: „Irgendwie fühle ich mich jetzt ein bisschen steif.“, muss ich Raphael gestehen, nachdem ich mich etwas gestreckt habe. Doch er schmunzelt darüber, meint aber dann: „Mir geht es nicht viel anders, aber du hast zumindest keinen „harten Rucksack“ bei dir, den du ständig tragen müsstest.“ Dabei knackt er etwas mit seinen Gelenken, was hauptsächlich seinen Nacken und seine Handgelenke betrifft. Er hat es wohl nicht immer leicht, was seinen Panzer angeht. Was aber nicht heißen soll, dass ihm das Ding nicht schon das eine oder andere Mal den Arsch gerettet, beziehungsweise nützlich gewesen ist. Ob er vielleicht damit sogar kugelsicher ist? Irgendwie kann ich es mir nicht so richtig vorstellen, aber weiß, was noch so alles in ihm steckt. Raphael ist ja immerhin gut darin, mich zu überraschen und das hat er auch heute wieder geschafft, sogar zweimal. Lächelnd blicke zum Himmel empor. Es ist immer noch finstere Nacht und ich denke auch gar nicht daran, es für heute gut sein zu lassen. Ich möchte auch jetzt noch die Zeit mit ihm verbringen. Wäre da nicht dieses steife Gefühl in meinem Nacken, so wäre ich noch gerne mit ihm liegen geblieben und hätte ihn dort unten noch weiter liebkost. Stattdessen reibe ich nun meiner rechten Hand gegen meinen Hals, als Raphael nun an meine Seite tritt und vorsichtig diese Stelle zu massieren beginnt. Zärtlich drückt er mit zwei Fingern dagegen, während ich mich wohlwollend an ihm angelehnt habe und es einfach genieße. „Deine Hände sind anscheinend nicht nur fürs Raufen gut.“, murmle ich vor mich hin, während mir nun eine angenehme Gänsehaut dem Rücken emporsteigt. Er erwidert nur ein „Ich weiß.“ und küsst schließlich die Stelle, die er gerade so schön massiert hat. „Hättest ruhig weitermachen können.“, gestehe ich ihm und tue dabei so, als würde ich schmollen. Raphael aber lacht nur und versichert mir: „Glaub mir, dass ist bestimmt nicht das letzte Mal gewesen.“ Mit diesen Worten dreht er mich zu sich, beugt sich zur mir runter und küsst mir nun auf dem Mund. „Es ist einfach schön mit dir.“, sage ich schließlich mit einer sanften Stimme zu ihm, nachdem sich unsere Gesichter wieder voneinander gelöst haben. Er wiederum meint, dass die Nacht noch jung wäre und dass wir unsere gemeinsame Zeit auskosten sollten. Genau dasselbe habe ich mir auch gedacht und gerade weil wir beide uns in diesem riesigen Park befinden, würde ich dies nur allzu gern hier ausnutzen. So schlage ich etwas vor, was mir gerade in den Sinn gekommen ist: „Wenn wir schon mal hier sind, was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Spaziergang machen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, hake mich schon zu seiner Rechten ein. Er wiederum nickt einfach zustimmend. Wobei ich einfach glaube, dass es ihm ohnehin egal ist. Denn solange wir gemeinsam unterwegs sind, ist ihm zur großen Wahrscheinlichkeit alles recht und so schlendern wir in einem gemütlichen Tempo durch den Central Park. Uns beiden ist es dabei völlig gleich, welchen Weg wir einschlagen. Wir gehen einfach darauf los und nehmen ohne lange zu überlegen eine von den vielen Möglichkeiten, die uns gerade geboten wird. Durch dass wir den Park ganz für uns allein haben, werden wir weder gestört, noch könnte uns irgendetwas diesen Moment vermiesen. So folgen wir den ersten Pfad, der uns gerade sympathisch erscheint. Dieser führt uns durch einen Teil des Parks, der rundherum mit Pflanzen überseht ist. Verschiedene Blumen und Büsche, sowie Bäume und Sträucher bilden eine Art Labyrinth und der Weg an sich ist gekrümmt und verläuft in langen Kurven. An manchen Stellen erhebt sich eine leichte Steigung, die zu hügeligen Teilen des Parks hinweist. Steinerne Stufen führen zu dem gepflasterten Weg hinauf und auch hinab und gemeinsam mit den hölzernen Brücken bilden sie wieder neue Pfade. Als würde es niemals aufhören wollen, um etwas Neues zu entdecken. Eine Weile gehen Raphael und ich weiter. Meinen Kopf an seinem Arm gelegt, kuschle ich mich dicht an ihm. Es ist einfach schön und am liebsten wäre es mir, wenn die Nacht niemals enden würde. Mir ist jedoch bewusst, dass dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen wird, weswegen ich den Augenblick umso mehr genießen möchte. Nachdem wir eine Strecke hinter uns gelegt haben, setzen wir uns auf eine Bank. Rund um uns herum gibt es nichts außer Pflanzen und Gestein und niemand ist da, der diesen Augenblick stören könnte. Wir sehen uns an und in diesem Augenblick scheinen wir genau dasselbe zu denken. So beugt er sich zu mir hinunter, während ich mich im selben Tempo zu ihm emporstrecke. Als unsere Gesichter schon ganz nah sind, hält Raphael plötzlich inne. Als wenn ihm gerade etwas beunruhigen würde, so angespannt sieht er in diesem Augenblick zur Seite. „Was ist?“, frage ich ihn verwirrt, doch er deutet mir nur, dass er etwas gehört hat und ich daher auch leise sein soll. Weiterhin schaut er in die Richtung, aus der er etwas vernommen hat, während ich nun still versuche zu verstehen, was hier jetzt eigentlich abgeht. Was hat er denn gehört? Ich lausche und plötzlich höre ich ein Geräusch. Das muss es gewesen sein, was ihm so aufgeschreckt hat! Auch bei mir sind nun alle Sinne in Alarmbereitschaft, auch wenn mir vorhin nichts Besonderes aufgefallen war. Auch jetzt habe ich keine Ahnung, mit wem wir es nun zu tun haben könnte. Bei Nacht könnte es sich um alles Mögliche handeln. Von einem kleinen Eichhörnchen bis hin zu einem gefährlichen Schläger kann alles dabei sein. Doch, was machen wir jetzt? Am liebsten hätte ich ihn das schon in einem Flüsterton gefragt, aber Raphael erhebt sich nun langsam von der Bank, ohne dabei die Richtung, aus dem das Geräusch gekommen war, aus den Augen zu verlieren. Ich will schon aufstehen und Raphael folgen, aber er dreht sich kurz zu mir um und schüttelt ernst den Kopf. Das Geräusch wiederholt sich und es scheint sogar immer näher zu kommen. Je mehr ich hinhöre, desto mehr wird mir klar, dass es sich um Schritte handelt. Irgendwer streunt hier durch die Gegend. Gleichmäßig marschiert die unbekannte Person über den steinernen Boden und ich habe sogar den Eindruck, als würde diese in unsere Richtung kommen. Gespannt und mit einem fragenden Blick schaue ich zu meinem Liebsten. Er deutet mir nur mit seinen Händen, dass ich möglichst ruhig bleiben soll und springt schließlich auf dem nächsten Baum. Wo er noch gerade vor mir gestanden hat, ist er nun irgendwo in der Baumkrone verschwunden. Das Einzige, was hindeuten könnte, wo Raphael nun genau ist, ist das kurze Rascheln, was nun auch verstummt. Was hat er denn vor!? Doch bevor ich schon verstehen kann, was das werden soll, höre ich im selben Augenblick eine fremde Männerstimme, welche in die Dunkelheit ruft: „Hallo, ist da wer?“ Plötzlich erkenne ich zwischen den ganzen Pflanzen, wie eine kleine Lichtquelle hin und herschwingt. Wieder schaue ich in die Richtung, in der mein Freund verschwunden ist, aber dort regt sich nichts und von außen hin scheint es so, als wäre ich allein. Vermutlich will er sich jetzt vor dem Fremden verbergen und wartet nun zwischen den Ästen ab, bis der Kerl wieder verschwunden ist. Ein mulmiges Gefühl überkommt mich. So ganz geheuer ist mir das nicht und Raphael hätte mich ruhig mit sich auf dem Baum nehmen können, oder glaubt er, ich könnte mich nicht ruhig verhalten? Ich weiß zwar, dass ich nicht alleine hier bin und dass er rechtzeitig eingreifen würde, wäre es notwendig, aber anders wäre es mir trotzdem lieber gewesen. Stumm warte ich nun ab, was als Nächstes passiert, bis ich allmählich erkenne, wer da gerade auf mich zukommt. Ein dürrer und eher älterer Herr mit grauen Stoppeln am Kinn leuchtet mit seiner Taschenlampe umher. Obwohl die Laternen hier gerade noch genug Licht spenden, aber vermutlich handelt es sich um einen Parkwächter, der gerade seine Runden macht. Zumindest schreit seine Uniform förmlich danach, die ich gerade noch kann. Ich bleibe weiterhin noch auf der Parkbank sitzen und versuche mir nichts anmerken zu lassen, als der Mann mich nun entdeckt und seine Taschenlampe genau auf mich richtet. Mit meinen linken Arm versuche ich mich vor dem direkten Schein zu schützen und kneife dabei etwas die Augen zu. „Nanu? Haben wir etwa einen Mitternachtsbesucher? … Was machst du denn hier um diese Uhrzeit? Kinder wie du gehören ins Bett.“, fragt der Kerl etwas spöttisch, während er weiterhin die Taschenlampe auf mich gerichtet hält. Die Bezeichnung, ich sei noch ein Kind, gefällt mir überhaupt nicht und dementsprechend verziehe ich auch ein Gesicht. Schroff lasse ich mir von ihm nicht sagen, was ich zu und zu lassen habe: „Erstens bin ich kein Kind mehr und zweitens geht es Sie nichts an, was ich in der Nacht mache, oder wo ich meine Spaziergänge mache. Würden Sie jetzt endlich einmal die Taschenlampe weglegen, damit ich wieder was sehen kann? Das Ding tut in den Augen weh!“ Ich weiß, dass das nicht gerade höflich von mir gewesen ist, aber warum sollte ich auch vor jemanden wie ihm Respekt haben, wenn er mich doch glatt als Kind abstempelt. Bei sowas habe ich nun mal schnell beleidigt. Der Kerl aber lacht nur über meine nicht gerade diskrete Bemerkung und zielt glücklicherweise mit seiner Taschenlampe nun woanders hin. Die direkte Beleuchtung hat schon beinahe in den Augen gebrannt. Doch er verlangt schließlich von mir, dass ich mich gefälligst auf dem Weg nach Hause machen soll: „Nachts ist es gefährlich hier draußen. Da sollte ein Mädchen wie du nicht hier alleine herumlungern. Nicht dass du auch noch von einem Verrückten überfallen wirst. In dieser Stadt gibt es genug von dieser Sorte und ich muss es ja wissen. Schließlich begegnen mir als Parkwächter die seltsamsten Leute. … Also mach dich besser auf dem Heimweg, bevor deine Eltern noch eine Vermisstenanzeige wegen dir aufgeben müssen.“ Als wenn er nicht merkwürdig wäre. Am liebsten hätte ich diesen Gedanken laut ausgesprochen, aber ich lasse es lieber sein. Bevor er mir noch weiter auf dem Geist geht, gehe ich lieber. Zumal er ohnehin keinen blassen Schimmer hat, was merkwürdig wirklich bedeutet. Schließlich kenne ich einige, die wirklich nicht der Norm entsprechen und da meine ich meine Mutantenfreunde, von dem einer sogar irgendwo auf dem Baum hockt. Vermutlich beobachtet er alles, was hier unten passiert und das gibt mir sogar ein bisschen ein sicheres Gefühl. Denn sollte der Kerl auf falsche Gedanken kommen, so wird er dies schneller bereuen, bevor er auch nur um Hilfe schreien kann. Irgendwie ist es schon praktisch, einen Freund zu haben, der ein gut ausgebildeter Kämpfer ist und Fähigkeiten wie der eines Ninjas besitzt. Auch wenn ich ihn in diesem Augenblick lieber gerne direkt bei mir gehabt hätte. „Allein“ in einem Park zu sein sieht doch wirklich etwas merkwürdig aus und auf seine Weise hat der Parkwächter doch recht: Es gibt genug verrückte Menschen, von denen man sich besser in Acht nehmen sollte und da bietet gerade ein Park bei Nacht nicht gerade den besten Schutz. Im meinen Fall allerdings bin ich nicht allein. Das weiß der Kerl mit dem Stoppeln im Gesicht allerdings nicht, weswegen ich seiner „Bitte“ nachgehe. Ich habe mich schon von der Parkbank erhoben und will schon losmarschieren, als der Parkwächter auf einmal meint, er würde mich begleiten: „Damit dir nichts passiert, führe ich dich zum nächsten Ausgang.“ Skeptisch schaue ich ihn an und er scheint meinen Blick sofort verstanden zu haben. Denn schon lacht er, während er sich mit der freien Hand am Kopf kratzt: „Ach keine Sorge! Ich würde niemals auf solche Gedanken kommen. Immerhin bin ich hier, um nach dem Rechten zu sehen. Du kannst mir also in Ruhe vertrauen.“ Na das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Etwas unsicher folge ich schließlich dem Mann in Uniform und Taschenlampe, welcher nun einige Schritte vorausgeht. Noch einmal schaue ich noch zurück um Raphael erspähen zu können. Jedoch ist er immer noch versteckt und länger kann ich hier nicht stehen bleiben, sonst würde der Parkwächter noch Verdacht schöpfen. Schleunigst eile ich ihm hinterher. Die Sache ist mir nicht so wirklich geheuer, weswegen ich aus Schutzreaktion meine Arme verschränke und etwas Abstand von ihm halte. Hoffentlich gelangen wir schnell zum nächsten Ausgang. Auch wenn der Kerl ein Parkwächter ist, traue ich ihm nicht. Eine Weile folgen wir dem Weg, bis ich schließlich von weitem das Tor sehe, die zur Straße führt. Schnell versuche ich den Kerl abzuwimmeln: „Gut, danke für Ihre Begleitung, aber den Rest schaffe ich schon alleine. … Ich wünsche Ihnen noch eine angenehme Nacht.“ Ohne auf eine Antwort seitens des Fremden abzuwarten, laufe ich einfach an ihm vorbei, bis ich mich nach dem Durchgang hinter der nächsten Mauer anlehne und erleichtert aufatme. Ich bin schon so oft in der Nacht unterwegs gewesen, aber noch nie war mir jemand so zu wider wie dieser Mann. Während des Weges spürte ich seinen Blick und er hatte auch etwas an seinen Augen, was mir gar nicht gefiel. Deswegen versuchte ich stets einen Abstand zu halten und holte sogar sicherheitshalber mein Handy aus der Hosentasche. Das wollte ich ihm als Warnung signalisieren und ich war sogar froh, dass ich das gemacht habe. Denn zuvor war er mir etwas zu nahe gewesen und ich glaubte auch kurz seine Hand an meinen Po gespürt zu haben, als er zwischendurch langsamer geworden ist. Doch als ich darauf reagierte zog er diese schnell zurück und tat so, als wenn nichts passiert wäre. Erst als ich das mit meinem Handy gemacht habe und etwas schneller ging, ließ er weitere solcher Aktionen bleiben. So bin ich froh, dass ich ihn wieder los bin und kann nun erleichtert aufatmen. Wo Raphael nun ist? Ich glaube kaum, dass er immer noch im Baum hockt, nachdem mich der Parkwächter „rausgeschmissen“ hat. Vermutlich ist er uns heimlich gefolgt und wartet schon irgendwo auf mich. Ich muss ihn suchen gehen. Nur wo fange ich an? Kaum, dass ich mich wieder von der Wand abgestoßen habe und mich schon umsehen will, taucht mein Freund wie aus dem Nichts vor mir auf. Ich kann mir gerade noch einen kurzen Schrei verkneifen. Verdammt, wie ich es hasse, wenn er mich so erschreckt! „Hey, ich bin´s.“, versucht mich zu beruhigen, blickt aber sicherheitshalbe um sich, um sicher zu gehen, dass ihn niemand sieht. „Mensch Raphael, mach das nie wieder! … Mir war schon dieser Kerl so unangenehm, da brauch ich sowas nicht auch noch!“, schimpfe ich. Ich versuche aber dabei nicht allzu laut zu sein, damit der Typ nicht wieder aufkreuzt. Wenn der mich hört, sieht er mit Sicherheit nach, was da los ist und auf dem habe ich momentan keinen Bock. Gerade in diesem Punkt scheinen Raphael und ich uns einig zu sein. Denn auch er war von diesem Kerl nicht gerade begeistert. Abgesehen davon, dass jener uns gestört hat, ist mein Freund ebenfalls nicht von ihm begeistert: „Das ist mir nicht entgangen. Ich habe nur darauf gewartet, dass er eine falsche Bewegung macht. Hätte ich es doch gemacht, als er deinen Arsch begrapscht hat. Ich ..!“ „Vielleicht war es auch besser so. Mir hat es war auch nicht gepasst, aber zumindest hat er mich danach in Ruhe gelassen. Ich glaube nicht, dass er wirklich ein Perverser ist, sonst hätte er es schon längst zu weit getrieben. Schließlich wusste er ja nicht, dass du uns gefolgt bist.“, meine ich und versuche Raphael dabei etwas zu beruhigen. Es ist immerhin nichts passiert und dafür bin ich auch dankbar. Raphael dagegen scheint immer noch auf 200 zu sein. Mit verschränkten Armen steht er da und lässt seine aufgestaute Wut freien Lauf: „Kommt gar nicht in Frage, dass ich dich mit DEM alleine lasse! Da hätte sonst noch was passieren können! … Der hat nur Glück, dass er nicht einer von diesen typischen Verbrechern ist, dann hätte ich ihn schon längst zusammengefaltet!“ „Nun komm wieder runter Raphael, lass uns einfach gehen, bevor er wiederauftaucht.“, schlage ich ihm schließlich kichernd vor und knuffe ihm dabei in den Arm. Bevor das Ganze noch ausartet, ziehe da mal sicherheitshalber einen Strich, worauf Raphael sich murrend einlässt. Kurz schnauft er, ehe er mich schließlich wieder hochhebt. Sein Gesicht aber verrät mir, dass er zu überlegen scheint. „Was ist?“, frage ich ihn, aber er schüttelt nur kurz den Kopf und meint: „Ach nichts weiter. Bevor wir hier noch Wurzel schlagen, was hältst du davon, wenn wir zu mir gehen?“ „Bist du krank?“, kommt es mir wie aus der Pistole geschossen, was den Mutanten aber nur verwirrt: „Wie kommst du denn darauf?“ „Na, weil du sonst nie willst, dass ich zu dir nach Hause komme. Normalerweise bist du mit mir lieber allein und das geht nun mal besser, wenn du bei mir daheim bist, oder wenn du mit mir durch die Gegend streifst.“, argumentiere ich und bin weiterhin verblüfft. Schließlich kann er schnell eifersüchtig werden, wenn sich seine Brüder um mich scharen. Dabei bräuchte er das nicht einmal. Der Einzige, für dem ich mich interessiere, ist nun mal er und daran wird sich nie etwas ändern. Auch wenn er sich manchmal aufführt, wie ein kleiner Junge, der sein geliebtes Spielzeug beschützen muss. Dass er aber diesen Vorschlag wirklich ernst meint, überrascht mich, aber ich willige ein. Erstens habe ich die Bande schon eine Weile nicht gesehen und zweitens wäre ich doch blöd, wenn ich ihm das ausreden würde. Also ist es beschlossene Sache und wir machen uns auf dem Weg in die Kanalisation. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)