TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 23: Krank sein? Nein danke. ----------------------------------- Erzählersicht: Dass Raphael für heute die Nase voll hat, ist ihm deutlich anzusehen. Allein schon, wie er dasitzt und seinen Kopf weiterhin in den Nacken gelegt hat, ist seine Erschöpfung deutlich spürbar. Teilweise ist er bereits mit seinen Gedanken woanders, weswegen Leo diesem nur verständnisvoll zunickt, ehe er seine Hand von dessen Schulter nimmt und sich den anderen Brüdern widmet, welche von ihrer Begeisterung darüber, dass Raphael der Erste von ihnen ist, der offiziell eine Freundin hat, kaum abzubringen sind. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich ein Mutant und ein Mensch zusammengefunden haben und gerade das sieht man, ihrer Meinung nach, nicht alle Tage. Am liebsten hätten Mikey und Donnie mit dem Glückspilz noch ordentlich gefeiert, sodass die Bude wackelt, aber zu ihrem Pech lehnt der Geschaffte dies, mehr als nur deutlich, ab: „Kein Interesse, ich mach mal ´nen Abgang.“ Mit diesen Worten erhebt sich Raphael, wenn auch etwas schwerfällig, von der Couch und schlurft in sein Zimmer. Dass er seine Brüder einfach so im Regen stehenlässt, von denen zwei ihm auch noch verdattert hinterherstarren, ist ihm im Moment vollkommen egal. Er will einfach nur seine Ruhe haben. „Muss er ausgerechnet jetzt den Partymuffel spielen? Dabei gibt es doch etwas zu feiern! Voll öde!“, meckert Mikey leicht beleidigt, wagt es aber nicht, seinen Bruder mit der roten Maske hinterherzueilen und diesen zu seinem Glück zu „zwingen“. Zudem hätte Donnie den Witzbold so und so aufgehalten. Bemühend dessen Reaktion nachzuvollziehen, belehrt er Mikey: „Gönn ihm doch die Ruhe. Du wärst auch ziemlich ko, wenn dir das passiert wäre.“ „Wenn mir das passiert wäre, wären meine Batterien immer noch aufgeladen und bereit für weitere Action.“, widerspricht dieser dem Technikgenie, während er zusätzlich noch grinsend seine Arme verschränkt und sich mit einer angeberischen Pose vor Donnie positioniert. Der Angesprochene hingegen lacht nur spöttisch: „„Klar doch“, die Wahrscheinlichkeit, dass du nach sowas noch top fit bist, liegt bei 25:1000, also plustere dich nicht so auf.“ „Mach mal halblang, Technikguru. Das hast du dir gerade aus den Fingern gesaugt, aber selbst, wenn deine „Theorie“ stimmen sollte, Bruderherz, besteht bei mir dennoch eine gute Chance.“, kontert der Orangemaskierte und lacht, während er ein weiteres Mal seine Pose zum Besten gibt. Selbst Donnie muss sich diesmal kugeln, auch wenn er dies mehr wegen der albernen Art seines Bruders tut. Dennoch haben die beiden gerade viel Spaß. Im Vergleich zu ihnen wirkt Leo dagegen viel mehr angespannt und auch beunruhigt. Auch wenn er damit gewartet, bis Raphael sich zurückgezogen hat, so kann und will er es jetzt nicht weiter vor den anderen verbergen. Doch die beiden sind gerade zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie ihren Anführer wahrnehmen, geschweige ihm zuhören würden. Viel zu sehr sind sie in ihren Albernheiten vertieft. Dass es sich im Grunde um dasselbe Thema handelt, scheint in diesem Fall irgendwie bei keinem sichtbar zu ein. Zwar haben alle es schon geahnt, dass sich zwischen Bernadette und Raphael etwas anbahnen könnte, dafür waren die „Zeichen“ für sie alle zu offensichtlich, aber es gab auch die Befürchtung, dass es vielleicht eher eine einseitige Sache bleiben könnte. Während Donnie und Mikey mehr gehofft haben, dass das Paar zueinanderfindet, wünschte sich der Blaumaskierte hingegen, dass es bei einer einfachen Freundschaft bleibt. Mit dem heutigen Abend aber muss er sich nun selbst eingestehen, dass seine „Befürchtung“ wahrgeworden ist. Wie er nun damit umgehen soll, bleibt ihm selbst allerdings ein Rätsel, denn er hat das Gefühl, dass er der Einzige ist, welcher an der heutigen Neuigkeit eher weniger Positives daran erkennt. Seufzend und wissend darüber, dass es momentan keinen Sinn machen würde, irgendwie an die beiden heranzukommen, wendet Leo sich von seinen Brüdern ab und marschiert geradewegs in den Trainingsraum. Dort will er trainieren, oder vielleicht sogar meditieren, um einfach allmählich wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Denn je mehr er darüber nachdenkt, dass sein hitzköpfiger, sturer Bruder sich in ein Menschenmädchen verliebt hat und die beiden sogar zusammengefunden haben, desto absurder und widersprüchlicher kommt ihm diese Tatsache vor. Er kann sich nun mal nicht vorstellen, dass dies gut gehen würde. Zu viele Verschiedenheiten glaubt er in dieser „Beziehung“ zu sehen, was zur großer Wahrscheinlichkeit zu massiven Problemen führen könnte und diese würden seiner Meinung nach nicht nur die zwei Liebenden betreffen, sondern auch die Familie. Doch das ist nicht das Einzige, was den Anführer bekümmert und zum Grübeln bringt, aber am liebsten würde er diesen Gedanken vollkommen aus seinem Verstand verbannen und nicht mehr wieder hineinlassen. Denn allein darüber nachzudenken, lässt seinen Wunsch, dass das Ganze irgendwie verhindern zu können, weiteranwachsen. Dennoch mischt sich immer wieder sein Ehrgefühl ein, welches sein mögliches Vorhaben wieder zum Wanken bringt. Wenig später betritt der Turtle den Raum. Die Atmosphäre hier lässt schon erahnen, dass seine Familie und er sich nicht nur einmal hier zusammengefunden haben. Allein schon die Waffen, die einen Teil der Mauer schmücken, zeigen jeden, der diesen Bereich des Zuhauses betritt, dass an diesem Ort kein „Kaffeekränzchen“ veranstaltet wird. Zumal auch die vergitterte, sechseckige Plattform in der Mitte, welchen den Brüdern in erster Linie als „Kampfarena“ dient, dieses Gefühl verstärkt. Auch sind überall Spuren von mehreren Kämpfen sichtbar. Seien es mehrere Einkerbungen von verschiedenster Tiefe an den Oberflächen, oder so mancher zerstörte Gegenstand, welcher nun „fein säuberlich“ in die vorgesehene Ecke abgelagert worden ist. Selbst einige, wenn auch eher beschädigte Trainingspuppen, sind hier auffindbar. Doch anstatt sich einen von ihnen zu widmen, damit der Anführer der Truppe sich daran austoben kann, geht jener einfach stumm an ihnen vor und beachtet diese Holzgestelle nicht weiter. Stattdessen marschiert Leo auf die Kampfarena zu, springt mit einem Satz darauf und zieht schon seine Schwerter aus der Verankerungen, welche sich gleich zu seiner Rechten befinden. Als würde er vor sich einen Gegner haben, geht er in Position. Dabei verlagert er sein Gewicht auf die linke Seite. Kaum dass sein Standbein fixiert ist, zieht er sein rechtes Bein noch etwas nach hinten. Die Finger um die Griffe seiner Katanas fixiert, atmet er tief durch, während er auch für einige Sekunden seine Augen schließt und auf den richtigen Moment wartet. Bildlich stellt er sich eine schattenartige Gestalt als Gegner vor, reißt nun seine Lider wieder auf und bewegt sich nun blitzartig, sodass ein Zuschauer Mühe hätte, jeden seiner Bewegungen zu folgen. Springend und mit vielen Drehungen versetzt, schwingt der gut ausgebildete Krieger seine Katanas, verfolgt seinen vermeintlichen Gegner und setzt seine Waffen gezielt ein. Als gäbe es kein Halten mehr, vollführt Leo eine Technik nach der anderen und spürt in sich eine brodelnde Energie, als müsse er diese mit Hilfe seiner Schwertkunst aus seinem Körper treiben. Dabei wendet er selbst so viel Kraft an, sodass er nach einiger Zeit wieder innehalten muss, während er keuchend und mit Schweißperlen an der Stirn auf seine Hände starrt. Seufzend steckt er die Schwerter zurück an ihrem Platz und setzt sich anschließend hin. Denn um wieder innerliche Ruhe zu finden, will er nun meditieren und dafür braucht er seine Waffen nicht. Er hat sich aber kaum in der Mitte der sechseckigen Plattform niedergelassen, als der Turtle bekannte Schritte wahrnimmt und folglich weiß, dass er jetzt nicht mehr allein ist. Die Ruhe ist somit dahin, aber aus seinem Mund kommt keine Beschwerde. Stattdessen neigt er kurz und respektvoll sein Haupt, während Meister Splinter immer näher zu seinem Sohn schreitet. Bereits am Eingang hat die mutierte Ratte Geräusche vernommen und folglich seinen Sohn bei seinem Training beobachtet. Dass es aber vermutlich nicht darum geht, ahnt Leo bereits, während er stumm und ruhig darauf wartet, dass sein Vater ihn anspricht. „Der Sturm, der so lange gewütet hat, hat sich anscheinend endlich gelegt.“, meint Meister Splinter und bleibt, mit seinem Stab in seinen Händen, ein paar Schritte vor Leo stehen. Auch wenn sein Vater oft gerne in Rätseln redet, weiß der Blaumaskierte meist, was dieser damit meint. So ist es auch diesmal, als er sein Gesicht zu ihm wendet und diesen leicht besorgt ansieht. „Ihr wisst also bereits Bescheid Meister Splinter?“, fragt er dennoch nach und sein Vater nickt. In Gegensatz zu Leo strahlt die mutierte Ratte eine Ruhe aus. Wie es auch die anderen beiden Turtles tun, so scheint auch er keine Probleme mit dieser Beziehung zu haben. Doch ob er sich tatsächlich darüber freut und ohne Bedenken damit einverstanden ist, ist trotz allem nicht klar erkennbar. Dies kann der Vormund der Turtles gut verschleiern. Dass Leo allerdings Probleme mit Raphael und Bernadette zu haben scheint, ist für diesem unbestreitbar. „Die Wände hier unten haben Ohren mein Sohn. Auch wenn ihr immer noch glaubt, ich würde so manches nicht mitbekommen.“, fügt Meister Splinter hinzu und Leo wirft nur murmelnd ein „Ich verstehe.“ in den Raum. Die mutierte Ratte zwirbelt nun wieder an ihrem Bart, während der Meister seinen gelehrigen Schüler skeptisch ansieht und da dieser nichts weitersagt, beharrt er nun auf eine Erklärung, was dessen Unruhe betrifft: „Mir ist allerdings nicht entgangen, dass du mit der Beziehung deines Bruders mit diesem Menschenmädchen alles andere als einverstanden bist! Was bedrückt dich?“ Leonardo sieht auf, wo er noch zwischendurch mit den Gedanken woanders war und demnach seinen Blick zunächst in die Leere gerichtet hatte. Doch da er nun direkt auf dieses Thema angesprochen wird, steht er nun auf und während er leicht nachdenklich auf der Plattform umherwandert, klagt er nun seinem Vater sein Leid: „Es ist nicht so, als würde ich mich nicht für ihn freuen. Raphi ist schließlich der Erste von uns, der das geschafft hat, von dem wir anderen bis jetzt nur „geträumt“ haben. Auch wenn ich immer noch nicht ganz nachvollziehen kann, was er da verzapft hat, aber … ich bin mir einfach nicht sicher, ob das richtig ist. Ich meine, was ist, wenn etwas dabei schiefgehen sollte? Wenn …“ Auf einmal bricht der Anführer mitten in seinem Redeschwall ab und bleibt im selben Augenblick stehen. Als wäre gerade die nächste Befürchtung wie ein Kopfkino in sein Gehirn gesaust, ist er nun still. Doch sein Vater unterbricht ihn dabei und holt ihn aus seinen Gedanken wieder heraus, als er ihn mit einer väterlichen Stränge fragt: „Woran zweifelt dein Vertrauen Leonardo? Liegt es an Bernadette, oder ist es doch dein Bruder, weswegen deine Bedenken so stark sind?“ Bei dieser Frage wird der Turtle unschlüssig. Für ihn ist klar, dass er Raphael vertraut, auch wenn dieser sich öfters wie ein hitzköpfiger Bulle aufführt und dabei alles in den Boden rammt, was ihm in die Quere kommt. Auch Bernadette hat bereits sein Vertrauen gewonnen, weswegen es auch nicht direkt an ihr liegt. Dennoch hat der Turtle Zweifel. Freundschaft ist für den Blaumaskierten kein Problem. Auch wenn er am Anfang etwas skeptisch über die neue Freundin war, welche auch noch zunächst verheimlicht wurde, so tat er dies nur, um seine Brüder zu schützen. Würde es nach Leo gehen, würde er höchstpersönlich Freundschaften mit anderen Menschen schließen. Allein die Neugier und der Wunsch danach sind genauso groß, wie bei den anderen drein und dies war bereits, als sie alle noch Kinder war. Sein Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein gegenüber seiner Familie allerdings hindern ihn daran. Was die Liebe angeht, zweifelt Leo und dies kann er nicht einfach so abstellen. „Es liegt nicht wirklich an den beiden. Es ist nur … Ich weiß auch nicht.“, meint Leo etwas unbeholfen, kann aber dennoch nicht die passenden Worte finden. Er gesteht somit, dass er selbst keine Ahnung hat, was ihn wirklich daran stört. Viel eher hat er Angst, dass es mit den beiden womöglich nicht gut gehen könnte. Dass sie vielleicht zu verschieden sind, als dass solch eine Beziehung wirklich möglich wäre. Währenddessen hat Meister Splinter seinen Sohn die ganze Zeit beobachtet. Zum einen versteht er dessen Kummer, jedoch versucht er ihm nun väterlich Mut zu zusprechen: „Ich verstehe deine Sorge mein Sohn. Du willst einfach nicht, dass Raphael das Herz gebrochen wird. Doch was das Leben für uns bereithält, können wir nie wirklich voraussehen. Wie können es nur erahnen und selbst dann kann sich wieder alles ändern. Wichtig ist, dass du für deine Familie da bist und dein Vertrauen zu ihnen nicht verlierst. Du und deine Brüder seid ein Team, ein zusammengeschweißtes Band. Zweifelst du, wird sich dieses Band nach und nach lösen, bis es endgültig zerreißt.“ Leo hört seinem Vater aufmerksam zu. Auch wenn dieser wieder einmal etwas in Rätseln spricht, weiß er, was er zu tun hat. Aus Bernadettes Sicht: Müde und erschöpft öffne ich am nächsten Morgen ruckartig meine Augen, nachdem mich plötzlich ein schrillendes Geräusch aus dem Schlaf gerissen hat. Als würde etwas in einem rasanten Tempo auf mein Hirn einschlagen, während meine Ohren dabei beinahe explodieren, ist es nun mit der Ruhe dahin. Was soll die Scheiße?! Kann man mich nicht einmal in Frieden lassen und wo kommt das verdammt noch mal her?! Normalerweise ist es ja meine Tante, die mich jeden Morgen mit ihrer „süßlichen“ Stimme weckt und mich so wieder auf dem Boden der Tatsachen bringt. Sei es auch meist durch geschlossener Tür, aber diesmal ist es vollkommen anders. Mal abgesehen davon, dass ich wieder einmal voll verpennt habe, zuzusperren, müsste sie vermutlich schon eine Weile weg sein. Schließlich wusste ich bereits gestern, dass heute ihr großer Tag ist und sie daher sicherlich schon früh aufgebrochen ist. Wie spät es tatsächlich ist, weiß ich nicht und es interessiert mich auch nicht die Bohne! Dieser Lärm allerdings rauft mir momentan jeden letzten Nerv! Irritiert, wütend und erschrocken zugleich blicke ich hastig um mich. Doch ich kann gerade kaum etwas sehen, denn alles wirkt für mich noch so verschwommen. Ich bin immerhin gerade erst, wenn auch ungewollt, aufgewacht. Da kann von „Muntersein“ kaum die Rede sein, aber dieses bohrende Geräusch macht mich noch ganz wahnsinnig, weswegen ich nun hastig meine Hände gegen mein Gesicht reibe. Irgendwie muss ich ja „wach werden“. Erst als ich wieder halbwegs sehen kann, bemerke ich auf mein Nachttischschränkchen einen altmodischen, goldenen Wecker, der noch immer keine Ruhe gibt und stattdessen immer noch sein ohrenbetäubendes „Konzert“ gibt. Grummelnd erhebe ich mich etwas, damit ich das blöde Ding endlich erreichen kann und ihn mit einem ordentlichen Schlag zum Schweigen bringe. Endlich, es ist still! Mein Gott, wie erholsam das ist. Das war ja schon höchste Eisenbahn! „Was soll dieses Theater bei dieser Herrgottsfrühe?“, frage ich noch immer empört und reibe mir dann ein weiteres Mal die Hände gegen mein Gesicht. Denn die Müdigkeit habe ich noch immer nicht ganz abgeschüttelt. Was macht dieses Ding überhaupt in meinem Zimmer?! Ich seufze, denn ich bin mir jetzt schon sicher, dass meine Tante wieder einmal etwas damit zu tun hat, weswegen ich genervt und ruckartig die Bettdecke von mir ziehe. Nie hat man seine Ruhe und gerade die hätte ich bitter nötig! Ich fühle mich seit letzter Nacht immer noch kaputt und ich weiß nicht, ob das an gestern liegt, oder an den furchtbaren Wecker. Was es auch ist, ich bin einfach angepisst. Wütend schaue ich zu dem Ding herunter und bemerke erst jetzt, dass eine Notiz beigelegt worden ist. Ich rolle allerdings nur mit den Augen. Denn eigentlich befinden wir uns im Zeitalter des Handys, da hätte man mir auch ´ne WhatsApp oder zumindest eine SMS schreiben können. Ach, was soll´s. Noch immer genervt nehme ich das Stück Papier schließlich in die Hand und lese die kurze Nachricht: « Guten Morgen Bernadettchen. Ich bin schon unterwegs, aber ich dachte mir, dass du meinen kleinen Helfer gut gebrauchen kannst. Wir wissen ja beide, dass du gerne mal verschläfst. Daher habe ich ihn schon mal für die passende Uhrzeit eingestellt. Gehe ja liebevoll mit ihm um! Nicht, dass du meine Uhr in die nächste Ecke wirfst. Wir sehen uns übrigens erst in einer Woche. Ich weiß nicht, ob es vielleicht länger dauern könnte, aber sollte ich schon früher zurückkommen, werde ich dir auf jeden Fall noch rechtzeitig Bescheid geben. Ich will aber, dass du dich jeden Tag bei mir meldest. DAS IST MIR WICHTIG, also VERGISS es bitte NICHT! Sobald ich angekommen bin, werde ich dir eine Nachricht schicken, um welche Uhrzeit es bei mir am besten geht. Also mach´s gut und sei ja artig. Liebe Grüße, deine Tante» Kopfschüttelnd rolle ich noch einmal mit den Augen und lasse sogar einen genervten Seufzer von mir geben. Diese Nachricht ist einfach nur lächerlich! Sie tut ja so, als würde ich sie nicht kennen. Dabei weiß ich ja, was für Macken sie hat und nicht selten habe ich bei ihr den Eindruck, dass sie nicht mehr alle beisammenhätte. Es bringt sich aber eh nichts, sich aufzuregen. Erstens ist sie nicht da und zweitens würde sie mir, so wie immer, sowie so nicht zuhören. Moment, ich bin allein! Das heißt: Keine Kontrolle, freier Durchgang, was das Haus betrifft und keine Geheimniskrämereien, was meine nächtlichen Ausflüge angehen! Super! Allmählich weicht meine schlechte Stimmung von mir und ein kleines Lächeln zeigt sich in meinem Gesicht. Auch wenn der Morgen nicht gerade rosig angefangen hat, so ist die Erkenntnis, dass ich zumindest eine Woche meine Ruhe von meiner Tante habe, einfach nur wohltuend und das brauch ich einfach. Sorgen habe ich zwar auch so, aber ich kann mich zumindest zuhause ohne jegliche Probleme zurückziehen. So stehe ich schließlich vom Bett auf. Ich wäre auch weiterhin zufrieden meinen Alltag nachgegangen, hätte mich da dieses plötzliche, beklommene Gefühl nicht „wachgerüttelt“. Ich muss mich sogar am Nachttisch festhalten. Irgendwie ist mir etwas schwindlig und müde bin ich auch immer noch. Als würde etwas an meinen Kräften zerren, was ich gerade noch nicht wirklich bemerkt hatte. Nur warum? Liegt es womöglich daran, dass ich so lieblos aus dem Schlaf gerissen wurde? Vielleicht sollte ich erst einmal Energie tanken, dann wird es mir sicherlich bessergehen. Mein erstes Ziel ist somit die Küche. Weiterhin begleitet von diesem seltsamen Gefühl, gehe ich die Treppen hinunter. Allerdings stolpere ich bei den letzten Stufen. Gerade noch habe ich mich am Geländer festhalten können. Das hätte schiefgehen können. Kopfschüttelnd setze ich mich wieder in Bewegung. Ich lasse mich doch von der Müdigkeit nicht einfach so ins Bockshorn jagen. Auch wenn die letzte Nacht ganz schön an meinen Kräften gezerrt hat und ich mich auch heute wieder mit meiner Erkältung durchschlagen muss, will ich mich einfach nicht davon unterkriegen lassen. Dennoch, es lässt sich nicht so einfach abschütteln und immer wieder muss ich niesen. Ständig überkommt mich diese Müdigkeit, mir ist kalt und ich habe sogar einen ständigen Drang etwas zu trinken. Meine Kehle fühlt sich total trocken und rau an. Als wäre sie ein ausgetrockneter Brunnen, während ich immer wieder nach einem Taschentuch greife. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich überhaupt nicht wohl. Viel eher würde der Begriff „scheiße“ besser dazu passen. Denn nach meinem Frühstück habe ich mich, so wie immer, in die Schule begeben und ich fühle mich keine Sekunde besser. Im Gegenteil, mir kommt es sogar vor, dass die Erkältung nur stärker werden würde. Vielleicht hätte ich doch zuhause bleiben sollen, aber jetzt bin ich nun mal hier und muss meinen Alltag durchziehen. Allerdings weiß ich nicht, ob ich meine momentane Lage vielleicht doch nicht nur als Pech sehen soll. Denn egal wohin ich auch gehe, überall ernte diese angewiderten Gesichter und sogar noch mehr. Meine Klassenkameraden ekeln sich sogar so sehr vor mir, sodass sie mir im Großen und Ganzen aus dem Weg gehen. Zumindest werde ich für heute nicht angerempelt und selbst das Beschießen mit den Papierkügelchen fällt heute aus. Vermutlich wird befürchtet, dass ich mit meinen „Niesattacken“ zum Gegenschlag aushole, würde sie mir wieder auf dem Wecker fallen. Dabei will ich einfach nur meine Ruhe habe. Ich komme allerdings nicht drum herum, dass ich Kommentare wie Schnodderkanone, oder Bazillenschleuder ernte. Als hätten sie alle nicht selbst mal eine Erkältung gehabt und dieses beschissene Gefühl durchmachen müssen. Naja, immerhin werden meine Nerven diesmal nicht zu sehr strapaziert. Mir geht es zwar gesundheitlich immer noch nicht gut, aber ich bin sogar mit dem Wenigen zufrieden, was mir zugeschmissen wird und selbst Lucinda gehört zu den Kandidaten, die lieber Abstand von mir halten. Sie geht sogar so weit, sodass sie immer darauf achtet, mehrere Meter von mir entfernt zu bleiben. Dabei hält sie sich auch die Hand vors Gesicht. Als wäre die Luft allein schon von meiner Anwesenheit verpestet worden. Wäre ich nicht so ausgelaugt, so hätte ich absichtlich mehr ihre Nähe gesucht, nur damit sie mal etwas „leidet“. Stattdessen kämpfe ich immer wieder gegen meine Müdigkeit, so wie auch gegen dieses Schwindelgefühl. Ich muss mich ständig zusammenreißen, dass ich nicht umkippe. Weswegen ich öfters wo länger sitzen bleibe und stur in die Leere starre. Am besten ist es wenn ich mich nach der Schule gleich wieder ins Bett verkrieche und dabei etliche Taschentücher bereithalte. Gerade haben wir Sportunterricht. In meinem Zustand weiß ich selbst, dass das nicht gerade klug ist, jetzt mitzumachen. Ich fühle ja, wie erschöpft ich bin, aber für meine Sportlehrerin ist sowas nur eine faule Ausrede, um sich vor dem Sportunterricht zu drücken. Eigentlich bin ich ja keine schlechte Sportlerin. Ich bin zwar keine Übereifrige, die fast schon süchtig nach Herumgerenne, etc. ist, aber ich bin auch keine Niete. Sozusagen schwimme ich da irgendwo in der Mitte herum, was für mich auch ok ist, aber heute scheint irgendwie nichts zu klappen. Neben dem Aufwärmtraining ist heute Laufen angesagt. Da ich aber weiß, dass eine Diskussion mit Mrs. Hobbs nicht viel bringen wird, reiße ich mich zusammen und mache einfach mit. Natürlich bin ich heute nicht in Bestform, weswegen ich die Letze bin. Ich bin sogar so weit hinten, sodass ich von der Trainerin ständig angestachelt und angepöbelt werde, endlich einmal mein Tempo zu beschleunigen. Ich kann aber nicht und kann für heute nicht mehr geben, was ich es eh schon tue. Zu meinem Übel wird mir nach einiger Zeit so schwindelig, sodass ich kaum etwas erkennen kann. Selbst die Worte der Sportlehrerin kann ich nur noch gedämpft hören und schon ist es geschehen. Ich stolpere über meine eigenen Füße und stürze zu Boden. Anstatt, dass mir aber irgendjemand zur Hilfe eilt, laufen die anderen einfach weiter oder lachen mich aus. Ich höre nur dumpf das Gelächter, während ich mühselig versuche, mich wieder aufzurappeln. Wieder muss ich heftig niesen und ich spüre, dass das Schwindelgefühl immer stärker wird. Ich bin einfach nur erschöpft. Nach kurzer Zeit ist meine Sportlehrerin zu mir geeilt und reißt mich mit einem Ruck vom Boden. Enttäuscht und belehrend muss ich mir jetzt ihre Vorwürfe anhören: „Schwach, das ist einfach nur schwach! Was ist nur los mit dir?! Das ist das Schlechteste, was ich je gesehen habe und ich habe schon einiges hinnehmen müssen, aber das ist ja lächerlich! … Nimm dir ein Beispiel an deinen Mitschülerinnen! Lucinda, Mona und Phoebe sind heute in Bestform. …“ Noch weiter geht das Gezeter weiter und dass Lucinda dabei wieder einmal ins Rampenlicht gestellt worden ist, war ja nur zu erwarten, aber ich bin nicht gerade in der Verfassung, meiner Lehrerin bis zum Ende zuzuhören. Selbst, wenn ich es gewollt hätte, ich fühle mich einfach nur scheiße. Während ich darauf bedacht bin, mich auf mein Gleichwicht zu konzentrieren, fällt der dürren Frauen doch mal auf, dass es mir alles Andere als gut geht. Sie legt ihre Hand auf meine Stirn und meint entsetzt: „Du brennst ja förmlich.“ Die Erkenntnis darüber, dass ich anscheinend Fieber habe, gefällt mir ganz und gar nicht. Ich habe immerhin heute noch etwas vor, da kann ich das absolut nicht gebrauchen. Gerade weil ich mich am Abend wieder mit Raphael treffen will, ist das einfach nur schlecht und dass mir meine gestrige Dusche wohl nicht geholfen hat, ärgert mich umso mehr. Ich will nicht krank sein! Ich hasse es einfach! „Es geht mir gut.“, behaupte ich und versuche das Ganze irgendwie runterzuspielen. Doch es scheint nichts zu nützen, ich werde einfach zur Schulschwester geschickt. Ob ich will oder nicht spielt keine Rolle. Während die anderen ihr Lauftraining fortsetzen, zerrt mich Mrs. Hobbs in ihr Büro. Vielmehr ist es eine kleine Kammer neben der Garderobe und von hier aus ruft sie beim Telefon die Schulschwester an. Bis sie kommt, soll ich hier sitzen bleiben, denn meine Lehrerin scheut keine Zeit mehr, ihren Sportunterricht weiter hinauszuzögen. Zumindest waren das ihre Worte, bis sie die Tür hinter sich zugeknallt hat. Ich seufze nur und warte auf die Schulschwester. Was bleibt mir auch anderes übrig? Es dauert auch nicht lange, bis die pummelige und etwas kleinere Dame im weißen Outfit und mit der dunklen Haut mich abholt und ins Krankenzimmer zerrt. Schon nach kurzem Hinsehen murmelt sie vor sich hin, dass ich gar nicht gut aussehe und ich denke mir nur, dass sie das sowieso immer zu jedem sagt. Mrs. Brown ist nämlich einer der wenigen Angestellten in diesem Irrenhaus, die immer freundlich ist. Selbst wenn einer simuliert, drückt sie ein Auge zu. Denn auch wenn sie es nicht sagt, bekommt sie es immer mit und sie hat viel Verständnis für uns Schüler. Außer es kommt zu häufig vor, dann kann selbst diese gutmütige Person zu einer Furie werden. Einmal habe ich das sogar erlebt und da war ich noch nicht lange an dieser Schule. Damals war es einer meiner Klassenkameraden, der es ein bisschen übertrieb. Als ich dann zu Mrs. Brown kam und um ein Pflaster bat, war sie gerade dabei, dem Jungen eine lange Standpauke zu erteilen. Das war kein schöner Anblick und seit diesem Tag habe ich sehr viel Respekt vor ihr. Heute sitze ich aber ungewollt im Krankenzimmer und muss mich untersuchen lassen. Ich hasse es einfach krank zu sein. Abgesehen von den Symptomen geht mir die Untersuchung mächtig auf dem Zeiger. „Kindchen, ich fürchte dich hat es ordentlich erwischt. Vermutlich ist es nur eine harmlose Grippe, aber du darfst auf keinen Fall Sport machen, wenn du Fieber. Das ist gefährlich und kann alles noch schlimmer machen. Am besten gehst du jetzt nach Hause, trinkst viel Tee. Wenn es dir ein bisschen besser geht, gehst du auf der Stelle zum Arzt, damit er dir etwas Ordentliches verschreiben kann. … Was die Schule angeht, wirst du erst einmal den der Woche zu Hause bleiben.“, klärt mich die dunkelhäutige Frau auf und sieht mich dabei besorgt, wie auch streng an. Dass ich in meinem Zustand Sport betrieben habe, scheint ihr überhaupt nicht zu gefallen, aber mir gefällt nicht, dass ich krank bin. Wenn das außerdem meine Tante erfährt, werde ich womöglich wieder mit Sorge überschüttet, sodass ich darin zu ertrinken drohe. Sie traut mir ja jetzt kaum was zu. Weil ich krank bin, wird sie mich wieder behandeln wollen wie ein kleines Kind. Ich kann nur hoffen, dass die Schule Tante Tina nicht Bescheid geben wird, aber vermutlich stehen meine Chancen dafür eher schlecht. Mrs. Brown fügt schließlich hinzu, dass sie meinem Klassenlehrer eine Nachricht für das Klassenbuch schreiben wird. So erspar ich es mir extra einen Beleg von meinem Hausarzt zu organisieren und kann somit dem Ärger ein wenig entgehen. Glücklich bin ich trotzdem nicht und das liegt nicht nur daran, dass es mir nicht gut geht. Wenn es aber bis heute Abend nicht besser wird, muss ich es absagen. Ob ich will oder nicht, spielt keine Rolle. Daher bleibt mir nichts Anderes übrig, als weniger später meinen Rucksack zu nehmen und mich auf dem Heimweg zu machen. Doch zunächst torkle ich in die Apotheke, wo ich mir etwas gegen die Symptome hole. Dass ich nebenbei auch noch einen Husten dazubekommen habe, erschwert die Sache. Ich fühle mich einfach nur mies und auch wenn ich es zunächst nicht wollte, so sehne ich mich umso mehr nach meinem Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)