TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 12: Allein gelassen --------------------------- Aus Raphaels Sicht: Genervt trabe ich hinter meinen Brüdern her, welche fröhlich vor sich hin lachen und durcheinander quatschen. Manches kann ich nicht verstehen, aber vielleicht liegt es einfach daran, dass ich versuche sie auszublenden. Zurzeit gehen sie mir gehörig auf die Nerven. Können die jetzt nicht einfach mal die Klappe halten? Ich will unsere Patrouille einfach hinter mich bringen, damit wir endlich nach Hause können. Doch sie sehen das scheinbar anders. Besonders der Technikfreak und der Vollspinner höchst persönlich haben sich einen Narren an Bernadette gefressen, sodass es einem nur schlechtwerden könnte. Nur unser Anführer sieht so aus, als hätte er einen Stock verschluckt. So steif ist er momentan und das er ist mit Sicherheit nicht seit kurzem so. Seit er das mit mir und meiner heimlichen Menschenfreundin herausgefunden hat, ist er nur noch angespannt und auf der Hut. Als müsste er ständig aufpassen und seine Sinne schärfen, damit ja nichts schiefgeht. Was für ein Schwachsinn, aber soll er doch, wenn es ihm glücklich macht. Zumindest bin ich nicht der Einzige, der angepisst ist, auch wenn meinen Brüdern das wohl entgeht. Murrend setze ich meinen Weg hinter den anderen fort und hoffe, dass wir das Ganze schnell hinter uns bringen können. Wir sind immerhin schon die halbe Nacht unterwegs. Zu tun gab es für uns einiges. Da mussten wir uns nicht einmal aufteilen, um etwas zu erleben. Jetzt, wo wir in schnellen Schritten unterwegs sind, ist es nun etwas ruhiger. Dies bleibt allerdings nicht lange so, da Donnie nun einen Gang runterschaltet, bis wir schließlich nebeneinander rennen. Stur versuche ich zunächst nicht darauf zu achten und laufe einfach weiter. Ich befürchte nämlich, dass es nun um allgegenwertige Thema geht, was ich ohnehin schon nicht mehr hören kann und leider spricht mich Donnie genau auf das an: „Hey Raphi! Das Mädel hat ganz schön was auf dem Kasten! Ich hätte nicht gedacht, dass sie sogar ein wenig von Technik versteht. …“ „Willst du etwa sagen, dass du sie für dumm gehalten hast?“, schnauze ich ihn an, während mir wieder die Galle emporsteigt. Wie er das gesagt hat, klang es tatsächlich danach. Als wäre Bernadette wohl nur an Klamotten und Co. interessiert und hätte sonst nichts in der Birne. Es kann nun mal nicht jeder so ein Technikguru sein wie er! Überrascht schaut mich mein Bruder an und versucht mir zu erklären, dass er das nicht so gemeint hat: „Jetzt mal halblang Raphi, das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass sie ein wenig von Technik versteht und das interessiert normalerweise nicht jedem. Genauso wenig könntest du das von anderen Bereichen behaupten. Filme wären da ein gutes Beispiel, oder soll ich dir noch ein paar andere aufzählen?“ Auf die letzte Frage hin murmle ich nur, dass er einfach seine Klappe halten soll, jedoch versteht er mich nicht. Bevor er dann auch noch nachhaken kann, hat sich schon meint zweiter Bruder zu uns nach hinten gesellt. Wie hätte ich auch glauben können, dass sich gerade Mikey bei diesem Thema ausklingt. Gerade er scheint so happy über die Situation zu sein, als wäre er ein kleines Kind, welches sich über einen Ausflug, oder sich über ein neues Spielzeug freut. So muss auch er seinen Senf dazugeben, nachdem er unser „Gespräch“ mitbekommen hat: „Humor hat sie aber auch. … Sie hat viel über meine Witze gelacht.“ „Bist du dir sicher, dass sie das nicht aus reiner Höflichkeit gemacht hat?“, mischt sich jetzt auch Leo ein, wobei dieser seine Abneigung gegen Bernadette zeigt. Es ist kaum zu überhören, aber er sollte lieber seine Schnauze halten! Was mischt er sich überhaupt ein, wenn ihm das total auf dem Panzer geht? Ein Wichtigtuer war er ja schon immer, aber an seiner Stelle hätte ich nicht einmal zugehört, oder hat er hier wieder einmal die Panik, dass etwas nicht stimmen könnte? Was glaubt er, was Bernadette ist? – Etwa eine heimliche Spionin, welche auch noch die Fähigkeit besitzt, ihren Opfern einer Gehirnwäsche zu verpassen? Der hat sie doch nicht mehr alle und die anderen beiden sind auch nicht viel besser! Gibt es eigentlich bei den dreien auch noch ein anderes Thema, oder gibt es jetzt nichts Wichtigeres zu tun?! Wie wäre es zum Beispiel mit der Patrouille, die wir jetzt eigentlich zu erledigen haben! Wütend beschleunige ich mein Tempo. Ich habe jetzt keinen Bock mir das Ganze anzuhören, geschweige auch nur eine Sekunde daran zu verschwenden, wenn meine Brüder wieder einmal ihre Meinung zu ihr äußern. Keiner von ihnen hat auch nur eine Ahnung von ihr! Niemand von ihnen kennt sie! So schnell ich nur kann, springe ich an jeden Einzelnen vorbei, bis ich schließlich die Führung übernommen habe und knurrend davonsause. Normalerweise hätte ich bei solch einer Aktion gerne nach hinten gesehen, nur damit ich die dummen Gesichter der drei genießen kann. Jedoch ist mir das im Moment nicht nur egal, ich will einfach weg von ihnen. Am liebsten wäre es mir sogar, wenn sie endlich aufhören würden, über Bernadette zu reden, aber das kann ich mir getrost abschminken. Aus Bernadettes Sicht: Am nächsten Morgen wachte ich noch etwas erschöpft in meinem Bett auf. Es war einfach eine kurze Nacht und wegen Raphaels merkwürdigen Verhalten ging mir noch einiges durch den Kopf, bis ich schließlich irgendwann mal eingenickt war. Natürlich war es wieder einmal meine Tante, die mich mit ihrer „süßen“ Stimme aus dem Traumland geholt hatte. Am liebsten hätte ich mich zur Seite gedreht, die Bettdecke über den Kopf gezogen und weitergeschlafen. Leider ging das nicht und zusätzlich wusste ich, dass ich wieder in die Schule musste. Abgesehen davon, hat es bei ihr so oder so keinen Sinn, wenn man auch nur ein Wort dagegen sagt. Da friert noch eher die Hölle zu, ehe dieser Frau mal gechillter den Tag bewältigt und mich dabei in Ruhe lässt. Davon kann man also höchstens nur träumen und so stemmte ich mich müde und seufzend von der Matratze. Kurz rieb ich meine Hände gegen mein Gesicht, damit das Aufwachen schneller voranging, stand danach murrend auf und machte mich schließlich für den Tag bereit. Der Morgen begann natürlich wie jeder andere, was ja auch nicht anders zu erwarten war. Wie es nun mal in diesem Haus so ist, so hatte ich mich ein weiteres Mal geweigert, auch nur irgendein Teil, die mir meine Tante vor die Zimmertür gelegt hatte, anzufassen. Stattdessen kam ich mit meinem gewohnten Stil die Treppe hinunter, was, wie ich es schon bereits vorausgesehen hatte, von meiner Tante missbilligt wurde: „Kindchen, hörst du mir überhaupt mal zu? Versuch es doch mal. Es wird dich ja nicht umbringen, wenn du mal etwas Neues ausprobierst.“ „Das hat rein gar nichts damit zu tun. Ich will einfach nicht, komm damit endlich klar!“, war meine Antwort darauf und ich marschierte einfach an ihr vorbei. Wer wohl hier nichts dazulernen wollte, war wohl sie! Auch wenn sie es einfach nicht lassen konnte, ihre absurden Bemühungen fortzusetzen. Sollte sie doch von mir halten, was sie wollte, ich hingegen hatte einfach nur vor, sie schlicht und einfach zu ignorieren. Immerhin hatte ich nicht den Nerv dafür, bereits am Morgen mit ihr zu streiten. Das würde ohnehin im Laufe des Tages kommen und davon war ich mehr als nur überzeugt. Doch da ich jetzt in der Schule bin, wäre es mir doch lieber gewesen, ich wäre zuhause geblieben. Denn natürlich ist es ja „ihre Hoheit“ höchst persönlich, die mich ein weiteres Mal im Schulgebäude beehrt und dabei hatte ich noch gehofft, sie nicht gleich als Erste treffen zu müssen. Nur diesmal ist sie allein, was mich zuerst etwas stutzig macht. Normalerweise hat sie immer mindestens zwei, oder drei Leute bei sich, die unsere „Königin“ ständig mit Komplimenten überhäufen. In diesem Moment steht sie aber ohne irgendjemanden vor mir und ich lasse meinen Blick immer wieder in alle Richtungen schweifen. Mit der Befürchtung, ich könnte gerade in einem Hinterhalt gelandet sein, bleibe ich angespannt und vorsichtig. Es ist einfach nicht Lucindas Art, alleine ihre Opfer zu quälen. Nicht nur, dass sie einfach mehr Spaß an der Sache hat, sie „beweist“ jedes Mal den anderen, dass man sie ja nicht unterschätzen, geschweige sich mit ihr anlegen sollte. Was hat sie also vor? Mir gefällt das ganz und gar nicht, aber ich darf dieser Schlampe auf gar keinen Fall meine Unsicherheit zeigen. So sehr ich auch diesen Moment merkwürdig finde. Da es noch sehr früh ist und der Unterricht erst in einer halben Stunde beginnt, sind wir ziemlich allein. Zwar haben einige Lehrer und wenige Schüler das Gebäude schon betreten, doch diese sind bereits woanders und ich stehe immer noch im vorderen Teil der Aula. „Was willst du Lucinda?“, frage ich sie schließlich und versuche dabei so neutral wie möglich zu klingen. Mir graut es jetzt schon, ihre Anwesenheit zu ertragen und dabei hat der Tag erst gerade begonnen. Ich könnte theoretisch einfach gehen und sie wie einen begossenen Pudel in der Halle stehen lassen. Doch wer weiß, was sie wirklich im Schilde führt. Vielleicht steht einer ihrer Untergebenen in der Nähe und passt mich bei der nächsten Ecke ab. Da bringe ich es doch gleich hinter mich und versuche mich dann bei ihr hindurch zu schlüpfen, sollte die Gelegenheit passen. Die Blondine hingegen schaut mich nur mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an. Es wirkt irgendwie so, als ob sie etwas Bestimmtes planen würde und ich traue ihr keinen Millimeter über den Weg. Armeverschränkend geht sie nun um mich herum, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Also wirklich, was hat die Schlange nun jetzt wieder vor? Sie plant doch was. Als sie endlich ihre Runde beendet hat, fängt sie endlich an zu reden. In Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte meine Frage einfach gelassen und wäre stumm meinen Weg gegangen. Doch dafür ist es nun zu spät. „Was ich von dir will? Ganz einfach, du Möchtegernfranzösin. … Ich will, dass du mir bei einer Sache hilfst.“, antwortet sie mir, während sie wieder einmal mit ihren Locken herumspielt. Ich und ihr helfen?! Soweit kommt´s noch! Da beiß ich doch lieber in ein schimmliges Brot, bevor ich auch nur daran denke! Die hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun! Zuerst nimmt sie mir meine Freunde weg, quält mich aufs Übelste, droht mir und jetzt soll ausgerechnet ich ihr bei irgendeiner Sache helfen! Die spinnt doch! Wo sind die Typen mit der Zwangsjacke, wenn man die mal braucht. Am liebsten würde ich ihr genau diese Worte an den Kopf ballern, doch ich halte mich zurück. Denn bevor ich jetzt überstürzt handle und das Ganze in die verkehrte Richtung geht, versuche ich die Ruhe zu bewahren. Was jedoch alles andere als einfach ist. Schließlich wäre womöglich jetzt eine gute Gelegenheit, in der ich einfach ihre vollgeschminkte Fresse polieren könnte. Tief in mir schreit förmlich eine zweite Stimme danach, damit ich es endlich tue. Ich bin so nah. Es fehlt nicht mehr viel und sie würde mal so richtig meine Faust zu spüren bekommen, was sie schon längst verdient hätte, aber ich lasse meine rechte Hand einfach wieder sinken. Nein, ich bin besser als, auch wenn ich in Wahrheit nach Vergeltung lechze. Stattdessen erhebe ich kühn mein Haupt und sehe Lucinda nun so an, wie sie es normalerweise tut. „Warum sollte ich?“, frage ich sie trocken, wobei ich es nicht verhindern kann, dass ich dies mit einem leicht genervten Unterton tue. Ich muss mich unter Kontrolle halten! Es fällt mir jedoch schwer, es nicht einfach sein zu lassen und stattdessen direkt zu handeln. Allein die Erinnerung an die letzten Geschehnisse und ihre jetzige „Bitte“ lassen einfach die Galle in mir hochsteigen. Wenn sie mich provozieren will, ist sie auf dem besten Weg dahin. Ich würde es ihr auch nicht empfehlen, es weiterhin zu tun. Denn auch bei mir wird es einmal ein Ende geben, was mein Geduldsfaden angeht. Doch jetzt will ich dieser Schnepfe einfach nicht den Moment gönnen, dass sie mich gerade wieder zur Weißglut bringt. Dafür ist mein Stolz viel zu groß. Lucinda hingegen lacht kurz auf und meint arrogant: „Tu nicht so, als wenn du es selbst nicht wüsstest. Du weißt doch, dass alles im Leben einen Preis hat und selbst in deinem Fall wäre ich bereit, ein Auge zuzudrücken. … Schon mal daran gedacht, diese Gelegenheit zu nutzen? Möchtest du an ein erbärmliches Dasein nichts ändern? Es geht ganz leicht und es würde sich für dich mehr als nur lohnen. … Du müsstest dafür einfach nur tun, was ich dir sage. Das ist alles.“ Ich hätte mir ja denken können, dass diese dumme Kuh nun mit dieser miesen Tour kommt. Doch ich bin weder bestechlich, noch lasse ich mir irgendetwas einreden und dumm bin ich schon gar nicht! Um aber nicht einfach auf meinen Zorn zurückgreifen zu müssen, kontere ich sie stattdessen mit etwas Anderem: „Hast du nicht genug helfende Hände, die dir die ganze Drecksarbeit abnehmen? Warum solltest du daher deine Zeit mit mir verschwenden?“ Jetzt habe ich den Ball zurückgespielt. Doch was ich dafür ernte, gefällt mir ganz und gar nicht. Sie lächelt und bei diesem falschen Grinsen verstärkt sich einfach nur das Gefühl: Da ist doch was faul! Ich spüre förmlich schon, wie sich alles in mir zu verkrampfen beginnt, weil ich mich einfach nicht meinem Zorn hingebe und es endlich durchziehe. Dabei ist es doch so verlockend und dennoch sagt mir mein Verstand, dass ich es nicht darf! Niemand ist da, der das beobachten könnte und diese Pute schreit scheinbar schon nach einer saftigen Abreibung! Wieso muss alles so kompliziert sein?! Bernadette, ruhig bleiben. Geh einfach weiter und lasse sie einfach stehen. Sie hat das gesagt, was sie sagen wollte und damit bleibt es einfach. Geh ja nicht näher darauf ein, sonst hast du schon verloren. Da ich einfach ihren Blick momentan nicht mehr ertragen kann, will ich diesen Gedanken schon in die Tat umsetzen, als Lucinda mich plötzlich an der Schulter packt und mit einem Ruck zurückschubst. Sie legt es wirklich darauf an und irgendwann mal werde ich mich nicht mehr beherrschen können, das versichere ich ihr! „Anscheinend muss ich lauter sprechen, denn du hörst mir nicht zu! … Ich will, dass du mir hilfst und wenn dir das gelingt, wirst du dafür auch belohnt werden. Je nachdem, wie gut du deine Sache machst, wird etwas dabei für dich rausspringen. Geht das endlich mal in deinem kleinen Erbsenhirn rein, oder ist dieses so mickrig, dass nicht einmal diese Info bei dir ankommt?!“, sagt sie anschließend sehr provokant, wobei man am Ende mehr als nur deutlich ihre Drohung heraushören kann. Wer glaubt sie eigentlich, wer sie ist, dass sie mir einfach so Befehle erteilen kann? Ich bin weder ihre Dienstmagd, noch ihr Laufbursche! Ihr Geschwafel kann sie sich sonst wo hinstecken, ich gehe sicherlich nicht auf ihre Forderung ein! Egal was sie mir auch dafür anbieten mag, es wird sich nichts an meiner Situation ändern! Sie wird mich weiterhin hassen und fertigmachen und das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche! Zornig sehe ich sie an und rede auch so auf sie ein: „Erstens, was könntest du mir schon anbieten, damit ich dir helfe? Und zweitens, warum sollte ich? Du bist immerhin diejenige, die mein Leben auf dem Kopf gestellt hat. Nie in Leben werde ich dir helfen! Egal was ich dafür „kriegen“ würde, ich mache das sicher nicht!“ Eigentlich erwarte ich jetzt, dass dieses Miststück darauf vor Wut abhebt und mich mit ihren „Beschimpfungen“ volltextet. Doch zu meiner Überraschung geschieht genau das Gegenteil. Sie lacht einfach. Sie lacht in diesem Moment sogar so sehr, als wenn ich gerade einen tollen Witz erzählt hätte. Was geht gerade mit der ab? Sind nun auch die letzten Sicherungen bei ihr durchgebrannt? Ohne auf mich zu achten, lacht Lucinda einfach weiter. Mir dagegen ist alles andere als zum Lachen zu mute. Nicht nur, dass mir die Situation gerade unheimlich vorkommt, ich habe das Gefühl, dass ich jetzt auch noch ausgelacht werde. Doch dabei bleibt es nicht, ihr Lachen macht mir ungewollt sogar etwas Angst. Als wüsste sie etwas, was ich noch lange nicht wissen werden. Die Alte muss nun endgültig verrückt geworden sein! Grimmig starre ich sie nur an und unterdrücke diese Angst, bis sie plötzlich innehält, wieder ernst wird und mich schließlich böse anfunkelt: „Was ich dir anbiete, ist deine Freiheit in dieser Schule, du nichtsahnender, dummer Armleuchter! Ein kleines Geschenk, wovon andere nur träumen könnten, hätte sie an deiner Stelle diese Chance. … Doch bilde dir ja nicht ein, dass du meine Großzügigkeit noch mehr beanspruchen könntest. Wie gesagt, alles hat seinen Preis. Denn mein Angebot gilt nur, wenn du genau tust, was ich von dir verlange. Erst dann wirst du nichts von mir befürchten müssen und nie wieder leiden müssen. Du wirst sogar ein Teil meiner Clique sein und niemand wird es je wieder wagen, dir spöttisch entgegenzutreten. … Na, klingt das nicht wundervoll?“ „Warum bist du so „nett“ zu mir? Ich bin für dich doch nur ein Dorn in deinem überschminkten Auge. Außerdem würdest du nur damit bezwecken, dass ich nicht mehr das Opfer in deinem kranken „Spiel“ bin. Warum also das Ganze?“, hake ich nach. Ich bin mir sicher, dass da mehr dahintersteckt, als was diese Teufelsbrut gerade zugeben will. Also wo ist genau der Haken bei dieser Sache? In Laufe dieses „Gespräches“, wenn man das hier überhaupt so nennen kann, kommt diese arrogante Kuh nun mit der nächsten Frage, wobei ich sogar hellhörig werde: „Sagt Prof. Willows dir etwas?“ „Sprichst du mich etwa wegen ihrem Test an?“, frage ich sie und langsam wird mir klar, worauf dieses Miststück hinauswill. Diese Professorin ist nämlich eine von den wenigen Lehrern an dieser Schule, die sich von Lucinda nicht einfach so einlullen lässt. Sie ist nicht nur sehr streng, sie kann ihre Schüler leicht durchschauen, ob die Arbeit ehrlich gemacht wurde, oder nicht. Keine Ahnung, wie Prof. Willows das macht, aber sie schafft es fast jedes Mal. Selbst für mich ist das Fach Geschichte nicht sehr einfach und trotzdem habe ich im schlimmsten Fall eine Drei bei ihr geschafft. Meine Befürchtung ist allerdings, dass mich meine Erzfeindin nun bitten wird, dass ich den kommenden Test für sie mitschreibe. Denn die meisten Leute in meiner Klasse sind in Geschichte eher schlecht, was wohl nicht wirklich verwunderlich ist. Prof. Willows macht es nämlich keinem leicht. Nicht selten gab es bei ihr schon Tränen, wie eine korrigierte Arbeit zurückgegeben wurde. Die, die allerdings gut sind, sind die Einserschüler und ich schlussfolgere einmal, dass nun diese Aufgabe auf mich übertragen wird. Warum ist ganz klar. Meine Noten liegen in Geschichte zwischen eins und drei. Das heißt, es würde weniger auffallen, sollte dieses Miststück von mir abschreiben wollen. Natürlich gibt es auch noch einige mehr, die wie ich zwischen diesen Noten bei dieser Lehrerin hin- und herschwanken. Jedoch sind zwei von ihnen zurzeit schwer krank und müssen die Prüfung so oder so nachholen und was die Restlichen betrifft, die hat Lucinda schon durch. Ein weiteres Mal würde auffallen, sollte sich die Schnepfe „zufällig“ wieder dort hinsetzen und das war beim Letzten Mal schon sehr knapp, wenn ich mich richtig erinnere. Eines wäre da noch. Lucinda würde damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens hätte sie auf meine Kosten gute Chancen auf eine gute Note und zweitens würde sie endlich ihr Ziel, auch mich um den Finger zu wickeln, endlich erreichen. Nicht nur einmal hat sie mir bereits verkündet, dass dieser Tag eines Tages kommen würde und vermutlich glaubt sie jetzt auch noch daran. Doch da werde ich sie mächtig enttäuschen, aber erst einmal muss ich aus dieser Nummer hier raus. „Lass mich raten, du willst, dass ich den Test für dich schreibe, stimmt´s?“, lege ich nun meine Vermutung klar, nachdem mir ein Licht aufgegangen war, woraufhin Lucinda provokant in die Hände klatscht: „Bravo, sie hat es begriffen! … Gut gemacht, aber das Leckerli gibt es erst danach, ja?“ „Hör auf mit der Scheiße und lass es doch von jemandem anderen schreiben! Es gibt mit Sicherheit jemand, der besser ist als ich. Also warum kommst du ausgerechnet zu mir? Da werden deine Chancen auf eine gute Note wohl kaum so hoch sein, wie bei deinen üblichen Helfern.“, versuche ich nun von mir abzulenken. Ich hoffe inständig, dass Lucinda nicht so weit denkt und diesen „Vorschlag“ sogar in Betracht zieht. Es wäre nicht einmal gelogen, jedoch weiß sie das leider selbst: „Glaub mir, es gibt genug Schleimer, die leicht eine Eins bei Prof. Willows schreiben. Allerdings bin ich nicht dumm und lasse mich selbst ins offene Messer laufen. Wo ich doch weiß, dass mit dieser arroganten Professorin nicht zu spaßen ist. Daher brauchst du nicht glauben, dass du dich einfach so leicht aus dieser Affäre ziehen kannst.“ „Ich bin aber nicht verrückt und halte meinen Kopf für dich hin! Sieh selbst zu, wie du das machst! Vielleicht fängst du mal an zu lernen, dann würdest du dir das vielleicht sparen. Das wäre mal ein kleiner Tipp am Rande und der wäre kostenlos und ohne irgendwelche Bedingungen. Und übrigens: Dass mit der „Einladung“ als „freies Mitglied“ in deiner Clique kannst du dir in die Haare schmieren! Wenn du glaubst, dass ich dir das einfach so abkaufe und so verzweifelt bin, dann hast du sie nicht mehr alle und jetzt lass mich in Ruhe!“, sprudelt es nur so aus mir heraus, sodass ich damit kämpfen muss, nicht noch weiter zu gehen. Die Energie in mir hat einfach die Überhand übernommen. Wenn Lucinda so weitermacht, rennt sie bald wirklich in meine Faust, das garantiere ich ihr! Sie jedoch starrt mich zunächst nur geschockt an. Vermutlich hat sie mit einer anderen Antwort gerechnet, oder sie glaubt einfach, dass ich so schwach bin, dass ich nach jedem Strohhalm greife. Doch da hat sie sich getäuscht. Ich gehe auf solche Deals nicht ein und wenn sie noch weiter darauf baut, dann hat sie wirklich noch weniger in Birne, als was ich sowieso bereits vermutet habe und das wäre nicht gerade viel. Entschlossen stehe ich vor ihr und hoffe, dass dieses „Gespräch“ nun ein Ende hat. Doch dann merke ich bei ihr, wie sie wie ein Vulkan zu brodeln beginnt, bis sie mich dann auch noch bedroht: „Ich glaube kaum, dass du in deiner Position eine andere Wahl hast! An deiner Stelle würde ich das Angebot lieber annehmen, sonst wird es für dich noch schlimmer werden, als was es ohnehin schon ist! … Ich habe dich gewarnt!“ Mit diesen Worten wendet sich die Blondine endlich von mir ab und lässt mich einfach stehen. Doch nach einigen Metern, dreht sie ihren Kopf nach hinten und ruft mir noch zu: „Überlege es dir gut, was du tust. Bis zum Test hast du noch Zeit. … Wenn nicht, … dann weißt du ja, was dir blüht.“ Siegessicher darüber, dass ich in ihren Augen keine andere Wahl habe, als mich meinem Schicksal hinzugeben, lacht sie, während sie in den nächsten Korridor schreitet. Schon ist sie verschwunden und ich stehe immer noch wie angewurzelt da, während ich mit meiner Wut kämpfe. Die hat doch echt Nerven! Woher nimmt sie sich überhaupt das Recht, über andere zu entscheiden?! Was frage ich daher überhaupt? Es ist schließlich Lucinda, über der ich meinen Kopf zerbreche, während meine Nerven Achterbahn fahren. Neben der Wut, mit der ich die ganze Zeit ringe, spüre ich sogar Angst. Ob ich will oder nicht, aber sie hat es geschafft, dass sich die Sorgen in mir schleichend ausbreiten. Irgendwie fürchte ich mich sogar schon vor den Konsequenzen, wenn ich nicht tue, was sie von mir verlangt. Ihre Warnung, dass alles noch schlimmer für mich werden würde, lässt sich einfach nicht ignorieren. Dennoch schreit alles in mir, das ja nicht zu tun. Mag meine Lage jetzt noch so schwierig sein und mir die letzten Kräfte rauben, aber ich bin trotzdem nicht bereit meinen Hals für Lucinda zu riskieren. Was, wenn ich erwischt werde? Wegen sowas und gerade wegen ihr will ich nicht noch mehr Ärger bekommen. Davon hatte ich nämlich in letzter Zeit genug. Außerdem gibt es noch weitere Gründe gegen dieses „Angebot“: Wer sagt mir, ob sich diese Teufelsbrut überhaupt an unserer „Abmachung“ halten wird? Vermutlich werde ich weiterhin als Mobbingopfer hingestellt und das, was ich „dafür“ getan haben werde, bleibt im Dunkeln und verrottet dort. Sowas ändert sich einfach nicht, geschweige so schnell. Des Weiteren würde ich gegen all meine Prinzipien verstoßen und mich für sie, nach allem was ich je dagegen unternommen habe, endgültig verbiegen. Dann hätte Lucinda im Ganzen gewonnen und das kann und werde ich nicht zulassen! Schnaubend marschiere ich schließlich in meine Klasse und lasse die alltäglichen Strapazen über mich ergehen. Jedoch habe ich zusätzlich noch weitere Sorgen. Den ganzen Tag hindurch geht mir Lucinda mit ihrer Drohung nicht mehr aus dem Kopf. Ich gebe es nicht gerne zu, aber seitdem sich die Mobbingattacken verstärkt haben, ist die Angst vor den möglichen Konsequenzen stärker geworden. Wer weiß, was sie diesmal vorhat und worauf ich mich vorbereiten muss. Das Problem ist, dass ich allein bin und selbst die Lehrer sind keine große Hilfe für mich. Außerdem macht es mir diese arrogante Ziege nicht gerade leicht auf andere Gedanken zu kommen. Jedes Mal, wenn sie an mir vorbeigeht, setzt sie diesen drohenden Gesichtsausdruck auf und rempelt mich sogar an, wo sie sonst stets den direkten Körperkontakt zu mir gemieden hat. Schließlich bin ich für sie nichts weiter als eine mickrige Made. Während des Unterrichts erhalte ich sogar kleine Briefchen und darin steht nur ein Satz: „Du weißt, was dann passiert.“ Sie meint es bitter ernst, aber genauso stehe ich felsenfest für mich selbst ein. Um ihr sogar zu zeigen, dass ich mich nicht so leicht unterwerfe, versuche ich sie so weit wie möglich zu ignorieren, aber selbst nach der Schule muss ich noch darüber nachdenken. Ich brauche Hilfe. Tante Tina kann ich aber gleich wieder vergessen. Bei ihr würde ich kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, denn sie würde mir so oder so in den Rücken fallen. Vermutlich würde sie mir sogar raten Lucindas „Bitte“ nachzugehen, damit ich mich endlich der sozialen Gesellschaft anschließe. Daher gehe ich stumm an ihr vorbei und verziehe mich gleich in mein Zimmer. Eine Weile schlürfe ich dort, wie ein Tiger in seinem Käfig, auf und ab. Ich muss unbedingt mit jemanden reden. Die Sorge zerreißt mich förmlich und ich habe keine Ahnung, wie ich jetzt mit dem Ganzen umgehen soll. Mein Blick fällt auf meinen Laptop und mir kommt eine Idee. Wenn ich schon mit Tante Tina nicht darüber reden kann, dann vielleicht mit Dorian, oder Paul. Bei Mom wird die Sache wohl eher schwieriger sein, da ich keine Ahnung habe, ob sie unterwegs ist, oder nicht. Bei den anderen beiden ist die Chance immerhin noch größer. So nehme ich das Ding an mich und versuche per Videochat den ersten meiner Brüder zu erreichen. Eine Weile warte ich geduldig, aber Dorian meldet sich nicht. Seufzend versuche ich es nun bei Paul. Vielleicht habe ich bei ihm mehr Glück und er geht zumindest ran. Durch dass der Altersunterschied zwischen uns beiden sieben Jahre ist, habe ich nicht so die Bindung zu ihm, wie zu meinem anderen Bruder, aber ich brauche jetzt einfach jemanden, mit dem ich reden kann. Eine Weile sitze ich etwas ungeduldig vor dem Bildschirm, bis sich endlich etwas tut. Doch statt dem Videochat kommuniziert Paul per normalen Chat mit mir und dass auch nicht gerade sehr lange, da er noch zu tun hat. Daher komme ich erst gar nicht dazu, ihm von meinen Problemen zu erzählen und bin nun wieder allein. Ich seufze enttäuscht. Denn wenn ich mal jemandem brauche, dann ist niemand da. Ob ich heute vielleicht Raphael wiedersehen kann? Er ist schließlich noch der Einzige, mit dem ich überhaupt noch reden kann. Ihm kann ich zumindest vertrauen, denn ich weiß, dass er mit zuhört. Ich hoffe nur, dass er heute wiedererscheint und an mein Fenster klopft. Momentan brauche ich einfach nur jemandem, der sich meine Sorgen anhört und der mir keine Vorwürfe dabei macht, geschweige mir vorhält, was ich zu tun, oder zu lassen habe. Es ist bereits die Nacht hereingebrochen und ich warte ungeduldig am Fenster auf Raphael. Schon den ganzen Tag sehne ich mich danach, jemandem mein Herz ausschütten zu können und mein Freund scheint in meinem Leben der Einzige zu sein, an dem ich mich wenden kann. Ich hoffe nur, dass er diesmal besser gelaunt ist, als das letzte Mal und vielleicht sind seine Brüder diesmal nicht dabei. Ich mag sie, aber jetzt brauche ich einfach nur jemanden, dem ich mich voll und ganz anvertrauen kann und bei so was bin ich mir bei Mikey, Donnie und Leo nicht so sicher. Zumindest kenne ich sie dafür noch zu wenig. Die Zeit vergeht und ich sitze immer noch an derselben Stelle und sehe hinaus. Von Raphael fehlt jede Spur. Er ist zu seiner üblichen Zeit nicht gekommen. Ob er diesmal wieder einmal viel zu tun hat? Vielleicht ist heute Nacht einfach mehr auf den Straßen los, sodass er gemeinsam mit seinen Brüdern eingreifen muss. Wahrscheinlich klingt das jetzt irgendwie egoistisch von mir, aber irgendwie wünschte ich mir, ich könnte ihn jetzt einfach herbeirufen. Ich weiß, dass er kein Seelentröster oder so etwas in der Art ist, aber irgendwie brauche ich ihn jetzt. Ich habe sonst niemanden. Traurig sehe ich aus dem Fenster hinaus. Irgendwie habe ich das Gefühl, alleingelassen worden zu sein. Mit niemandem kann ich reden, obwohl mir einiges auf dem Herzen liegt, welches so schwer ist, dass es mit einem Felsbrocken Konkurrenz machen könnte. Ich seufze schwer und frage mich, warum das immer mir passieren muss. Eine Antwort finde ich auf diese Frage nicht. Schon so oft habe ich sie mir selbst gestellt und bin auf keinen grünen Zweig gekommen. Dass Raphael jetzt nicht bei mir ist, betrübt mich umso mehr, dabei bräuchte ich einfach nur seine Anwesenheit. Er müsste nicht einmal etwas sagen, aber wenn ich so darüber nachdenke, komme ich mir so egoistisch vor und ich hasse dieses Gefühl! Beschämt und von mir selbst enttäuscht, schüttle ich seufzend den Kopf, bis ich mich dann schlafen lege. Es hat ja ohnehin keinen Sinn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)