TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 5: Von jedem genervt ---------------------------- Aus Raphaels Sicht: Immer höher klettere ich hinauf, wobei ich mit meinen Händen so fest an der Mauer kralle, sodass diese zwischen meinen Fingern zum Bröckeln beginnt. In mir spüre ich keine Ruhe und ich mache solange weiter, bis ich dann das nächste Dach erreicht habe. Leicht keuchend stehe ich für einen Moment wie angewurzelt da und höre, wie mein Herz noch immer so schnell schlägt. Verdammt noch mal! Wann hört das jetzt endlich auf?! Seit sie sich von mir verabschiedet hat und diese Worte von ihr mein Hirn nicht mehr verlassen wollen, ist das schon so und ich kann es einfach nicht abstellen. Dabei bin ich schon einige Meilen von Bernadettes Zuhause entfernt und dennoch habe ich immer noch dieses Gefühl, als wenn sie noch neben mir stehen und mich anlächeln würde. Als würde sie im nächsten Augenblick etwas zu mir sagen. Das ist doch echt zum Verrücktwerden! Wieso will mir dieser Schwachsinn nicht aus dem Kopf?! Knurrend schlage ich schließlich auf ein paar Lüftungsrohre ein, die sich gerade zu meinen Füßen befinden. Die kommen mir gerade recht. Als würde der Teufel persönlich in mir wüten, schlage ich einfach darauf ein, bis diese nur noch verbeult sind und ich dann endlich zufrieden von ihnen ablasse. Das hat einfach gutgetan. Es gibt nichts Besseres als etwas zu zerstören, damit man sich besser fühlt. Ehe ich aber meinen Weg wieder fortsetze, lasse ich meine Gelenke knacken. Erst der Nacken und dann kommen schon meine Finger dran, bis ich mich schließlich wieder in Bewegung setzte. Über mir ist die Nacht pechschwarz und obwohl New York wieder einmal mit seinen Lichtern um die Wette kämpft, strahlen über mir kleine, weiße Sterne. Nur an manchen Stellen werden sie von den Wolken verdeckt, als würden sie selbst wie Ninjas in Aktion treten und dort im Schutz der Dunkelheit auf der Lauer sein. Irgendwie ein verrückter Gedanke, aber es bringt mich zum Schmunzeln. Vielleicht, weil daran etwas Ironisches ist. Die Sterne sind immer da, doch nicht immer von jeden sichtbar. Ich bleibe sogar wieder stehen und blicke zum Himmel empor, um diesen Gedanken noch einmal festzuhalten. Doch das ist nicht der einzige Grund dafür. Irgendwie genieße ich es, allein in die Ferne blicken zu können. Ob man es glaubt, oder nicht, es hat etwas Beruhigendes an sich und in Gegensatz zu den Lichtern hier unten, haben die dort oben keinen Stress. Jeder Einzelne von ihnen leuchtet einfach für sich, ohne dabei für wen anderen eine Konkurrenz zu sein. Als wäre es jedem von ihnen scheißegal, was der andere tut. Gerade will ich noch weiter in meine Gedanken abdriften, als plötzlich eine nervtötende Stimme hinter mir nach mir ruft: „Hey Raphi! Schön dich zu sehen Bro! Na, wie war bei dir die Patrouille?“ Genervt rolle ich mit den Augen. Kann ich denn für eine Nacht nicht alleine sein? Muss Mikey mir jetzt wirklich auf die Pelle rücken? „War nicht viel los.“, antworte ich trocken schließlich doch und das auch noch mit einem genervten Unterton. Dabei stimmt das nicht einmal und obwohl wir uns heute möglichst früh auf dem Weg gemacht haben, wünschte ich gerade, es wäre nicht so gewesen. Andernfalls hätte ich Bernadette nicht getroffen. Sie wäre vermutlich irgendwann mal alleine nach Hause zurückgekehrt und dann wäre es vollkommen anders gekommen. Nur kann ich Mikey das nicht erzählen und nichts sagen, würde mich nur umso verdächtiger machen. Ich kenne meinen Bruder. Die Nervensäge würde so oder so keine Ruhe geben, bis endlich etwas aus mir herauskommt. So neugierig, wie der nun mal ist, will er einfach alles wissen. Da sage ich lieber gleich was. Nur scheint Mikey mich in ein Gespräch verwickeln zu wollen, worauf ich momentan überhaupt keinen Bock habe. „Ach, bei dir auch? Bei mir war völlig tote Hose. Außer, dass ein paar Betrunkene die Straßen unsicher machen, gibt es kaum jemanden, der wirklich was angestellt hat. Vor eine Stunde wäre vielleicht was gewesen, aber ich habe dann gesehen, dass die Polizei mit denen schon zurechtkommt. Also …“ erzählt Mikey, ohne dabei eine Pause zu machen. Holt der irgendwann mal auch Luft? Er quasselt einfach wie ein Wasserfall weiter und er merkt nicht einmal, dass ich ihm so gut wie gar nicht zuhöre. Wäre er nicht so eine Nervensäge, hätte ich ihn komplett ausblenden können. Jedoch bohrt sich seine Stimme wie eine unerträgliche Gelse in meinem Schädel und es hilft nicht einmal, ihn irgendwie zu ignorieren. Noch dazu steht er mir leider zu nahe und selbst, wenn ich einfach abhauen würde, würde er mir einfach nur folgen. Abgesehen davon, dass wir beide uns ohnehin mit den anderen treffen müssen. Um das Ganze nun mal abzukürzen, unterbreche ich den Heini kurzerhand: „Willst du mich jetzt die ganze Nacht anschwafeln, oder kommst du endlich mal zum Ende?!“ „Heyhey! Wieso wieder so mies gelaunt? Was ist denn dir über die Leber gelaufen?“, fragt er mich dann leicht beleidigt und gleichzeitig verwirrt, aber ich antworte nicht darauf. Mir ist allerdings schon lange aufgefallen, dass er jedes Mal seine Hände schützend vor sich hält, wenn ich ihn kurz anschnauze. Wohl als Verteidigung, oder wie darf ich das verstehen? Ach egal! Das ist Mikey, er ist nun mal „etwas“ durchgeknallt. Was soll ich da also groß erwarten? Solange er mir nicht zu sehr auf die Pelle rückt, ist noch alles in Ordnung. Schließlich machen wir uns, nachdem das mal „geklärt“ ist, gemeinsam auf dem Weg und suchen die anderen beiden. Am liebsten wäre ich gerne noch länger alleine über die Dächer gesprungen und hätte noch etwas nachgegrübelt, aber es wurde beschlossen, dass wir uns zu einem bestimmten Zeitpunkt wiedertreffen und dann zusammen in die Kanalisation zurückkehren. Meine Brüder und ich haben noch nicht lange Meister Splinters „offizielle“ Erlaubnis bekommen, die Stadt vor dem Bösen zu beschützen und es wurde dafür die eine oder andere Regel aufgestellt. Anscheinend kann er sich noch immer nicht daran gewöhnen, dass wir langsam erwachsen werden und auf uns selber aufpassen können. Dabei hat er uns doch von klein auf trainiert und er weiß, was wir können und was nicht. Allein schon wegen der Sache mit Shredder sollte mehr herausspringen und damals hatte er sogar selbst zugegeben, dass wir schon so weit sind. So ganz will der alte Herr uns allerdings noch nicht von der Leine lassen. Ein wenig mehr Vertrauen wäre mal angesagt, doch wenn ich meine Meinung dazu sage, wird das schön ignoriert, oder es entsteht daraus eine Endlosdiskussion, die zu nichts führt. Zwar hätte ich meine Brüder zum Teil auf meiner Seite, aber die Loyalität Meister Splinter gegenüber geht nun mal vor. Manchmal nervt das Ganze, aber er ist unser Vater und was ich so von den Menschen mitbekommen habe, ist, dass das bei denen nicht viel anders ist. Bei den einen Familien kommt es sogar stärker rüber, was bei anderen weniger der Fall ist. Manchmal frage ich mich, ob gerade diese Eltern überhaupt wissen, was sie in einer Familie eigentlich tun sollten. Trotzdem, in unserem Fall ist es etwas Anderes! Wir sind schließlich Ninjas, fähige und starke Krieger und keine kleinen Kinder mehr, die sich nicht selbst beschützen können. Schließlich haben wir schon Einiges erlebt und vielen Idioten den Arsch versohlt. Nicht selten haben wir vier die eine oder andere „Show“ abgezogen und so schnell werden die uns garantiert nicht vergessen. Da lege ich meine Hand ins Feuer. Wegen Mikey bin ich mir allerdings manchmal nicht so sicher, ob unsere „geheimen“ Ninja-Aktionen, nicht doch einmal das Blatt wenden könnte, so wie der sich oft aufführt. Gut, keiner von uns kann wirklich von sich behaupten, dass mal nichts schiefläuft. Immerhin muss ja der Spaß nicht darunter leiden, wenn wir mal wieder gebraucht werden. Andernfalls ist Mickey, was die Unvorsichtigkeit angeht, der Spitzenreiter. Eigentlich wundert es mich, dass er bis jetzt noch nicht entdeckt wurde. Er ist zwar ein fähiger Ninja, aber meistens kann er seine vorlaute Klappe nicht halten und irgendwann wird ihm das mal das Genick brechen. Ich verdrehe bei diesem Gedanken meine Augen und knurre ein leichtes „Typisch Mikey“, weswegen ich gleich wieder den Blick meines Bruders mit der orangen Maske einkassiere. Na super! Toll gemacht Raphi! Jetzt kommt gleich wieder die nächste Ladung von seinem Geschwafel, auf die ich eigentlich keinen Bock habe. Drei, zwei, eins … „Hey, alles klar bei dir? Du bist heute irgendwie so komisch.“, fragt er mich schon, als wenn ich es nicht schon erwartet hätte. Ich murmle nur ein schnelles „Ja und beweg dich lieber.“, damit er mich wieder in Ruhe lässt und ich versuche jetzt einen Gang zu zulegen. Zu meinem Glück klappt das auch, weswegen Mikey erstmal damit beschäftigt ist, mir zu folgen und mit mir Schritt zu halten. Dabei grinse ich schelmisch über meinen kleinen Sieg. Anscheinend hat er das wohl gebraucht. Nach einiger Zeit erreichen wir endlich den Treffpunkt, wobei mein Bruder noch etwas keuchend hinter mir her trabt. Der sollte weniger dreifache Ladungen von Pizza in sich hineinstopfen, dann würde er nicht so schnell schlappmachen und länger durchhalten. Auch Leo und Donnie sind endlich angekommen und wie es mein dritter Bruder zuvor gemacht hat, fragen auch schon die beiden, ob irgendetwas Auffälliges passiert wäre. Knapp wiederhole ich nur das, was ich schon Mikey gesagt habe und auch er berichtet kurz. Wow, er kann sich doch kurzfassen! Das ist ja eine Meisterleistung! Vielleicht sollte ich ihn öfters herumhetzen, dann vergehen ihm vielleicht seine nervenraubende Ausfragerei und seine blöden Kommentare, die in die Endlosschleife ausarten. „Na dann Schluss für heute. Es wird Zeit, dass wir heimkehren.“, schlussfolgert unser Anführer und wir machen uns auf dem Weg. Geschickt springen und klettern wir hinunter, bis wir unbemerkt den nächsten Gullideckel aufreißen und durch den Schacht verschwinden. Es dauert einige Zeit, bis wir endlich daheim ankommen. In der Kanalisation erstrecken sich kilometerlange Tunnel, die wie ein kompliziertes Netzsystem den Untergrund durschlängeln. Wenn man sich hier unten nicht auskennt, glaubt man in einem Irrgarten gelandet zu sein, aus dem man nicht so schnell wieder herausfindet. In Laufe der Zeit haben meine Brüder und ich sie erkundet und sie für unsere Zwecke genutzt. Manchmal dienen sie uns auch als gute Abkürzung. Jedoch bin ich mir sicher, dass es immer noch Bereiche gibt, die wir immer noch nicht kennen. Selbst wenn diese quasi vor unserer „Haustüre“ stehen. Für solche Sachen haben wir aber dann unseren Computerheini. Nicht umsonst schleppt Donnie seine Ausrüstung ständig mit sich herum. Doch manchmal glaube ich sogar, dass er mit dem ganzen Zeug schläft. So wie er an diesen Geräten hängt, könnte man fast schon meinen, dass seine „Bindung“ und sein Interesse dazu ein bisschen zu viel des Guten sind. Also wenn es nach mir gehen würde, hätte ich den Krempel schon in die nächste Ecke geschleudert. Denn wozu braucht man den ständig. Naja, ich muss es ja nicht schleppen. Auch wenn mir Donnie damit manchmal wie ein Möchte-gern-Cyborg vorkommt, es ist nicht mein Problem. Kaum sind wir durch den Eingang in unser Zuhause gesprungen, werden wir bereits erwartet. Mit einer leicht ungeduldigen Miene tippt Meister Splinter mit seinem Gehstock gleichmäßig auf dem Boden. Na toll, das heißt nichts Gutes. Denn das macht er immer, wenn ihm etwas nicht passt und das ist in letzter Zeit nicht gerade selten. „Ihr seid spät dran meine Söhne.“, sagt er schließlich mit einem strengen Unterton. „Naja eigentlich sind wir sogar pünktlich. Wenn wir nach der Uhr von …“, will Donnie schon widersprechen, während er wieder auf seine Technikspielereien starrt, aber Leo stoßt ihm gleich in die Seite, mit der Aufforderung: „Sei lieber still.“ Das tut er auch abrupt und wir schauen nun stumm und gespannt zu unserem Vater und Sensei, welcher nur mit seiner rechten Hand über seinen Bart streicht. Ohne weiter etwas zu sagen, wendet er sich schließlich von uns ab, weswegen meine Brüder und ich uns für einen Moment gegenseitig verwirrt anstarren und dann wortlos mit den Schultern zucken. Genau das habe ich gemeint. Auf der einen Seite will unser Vater uns als Ninjas fordern. Er verlangt stets Höchstleistungen und andererseits behandelt er uns immer noch wie Kinder. Als könnten wir nicht selbst entscheiden, was richtig ist und was ist – Lächerlich! Ob sich das jemals ändern wird? Solange er nicht endlich kapiert, dass uns niemand auch nur das Geringste anhaben kann, wage ich es zu bezweifeln. Dabei ist es so einfach, diesen Möchtegernganoven das Fürchten zu lehren. Allein der Gedanke an die nächste Prügelei lässt meine Vorfreude darauf aufkeimen, aber solange der alte Herr noch die Oberhand hat, wird sich momentan wohl kaum etwas ändern. Da müsste schon etwas Gravierendes passieren, wie zum Beispiel … . Moment, ich bin so sehr in Gedanken gewesen, dass mir das Thema mit Bernadette komplett entfallen ist. Erst jetzt wird es mir wieder bewusst und neben meinen Brüdern passt mir der Gedanke ganz und gar nicht. Ich gehe lieber, bevor mir noch ungewollt irgendetwas herausrutscht. Mit einem Kopfschütteln verabschiede ich mich schließlich auch und sehe zu, dass ich mich verziehe: „Ich hau mich dann mal aufs Ohr.“ Dass ich tatsächlich müde bin, ist gerade eher zweitrangig, aber das wissen die drei nicht und das auch gut so. So strecke ich mich beim Gehen, während ich den anderen den Rücken zugewandt habe und verschwinde schon in mein Zimmer. Meine Brüder lasse ich einfach stehen. Sollen sie doch ihrem Alltag nachgehen, ich will einfach allein sein und die Ruhe genießen. Leo wird vermutlich nur an weiteren Plänen arbeiten und Donnie wird ihm dazu technisch zur Seite stehen, oder an seinen „Projekten“ herumbasteln. Was Mikey machen wird, ist klar: Fernsehen! Etwas Anderes macht er ja nie, was nach unseren nächtlichen Patrouillen betrifft. Mir ist allerdings egal, was sie sich alle mit einander in den Kopf setzen. So lange sich mich nicht stören, können sie ja tun und lassen, was sie wollen. Außerdem will ich für heute mit niemandem reden. Mikey ist mir für heute schon genug auf die Nerven gegangen. Da brauche ich jetzt nicht auch noch den Rest der Runde. Ich dagegen habe fürs Erste über einiges nachzudenken. Wodurch mir jede einzelne ruhige Minute, in der mir niemand weiteres auf die Nerven fällt, nur rechtkommt. Ich höre hinter mir nur ein desinteressierte „Nacht“, während ich mich von ihnen entferne. Gut, die Chance, dass ich weiterhin meine Ruhe habe, ist nun gestiegen. Kaum, dass ich in meinem Zimmer die Tür hinter mir zugeworfen habe, schmeiße ich mich mit einem Schwung auf mein Bett und seufze. Irgendwie bin ich ganz schön k.o.. Dabei habe ich heute nicht allzu viel gemacht. Das bisschen Zusammenschlagen von Metall und das bisschen Klettern macht mir im Normalfall nichts aus. Ich habe sogar niemandem verprügeln, geschweige meine Sais benutzen können. Dabei habe ich sie heute, nach dem Training, extra noch geschärft. Doch im Gegensatz zu sonst, habe ich diesmal einen Menschen kennengelernt und gerade dieses Mädchen will mich trotz dieser Umstände wiedersehen. Ich verstehe immer noch nicht ganz, warum Bernadette am Ende ihre Angst abgelegt hat. Auch wenn ich sie zweimal gerettet habe, hätte das noch nicht lange bedeutet, dass sie sich dadurch umstimmen lässt und dann meinte sie noch von sich aus, dass sie mich mal treffen möchte. Ihre Worte kamen, wie aus dem Nichts und klangen so selbstverständlich, als wäre ich ein stinknormaler Mensch. Ich checke das einfach nicht. Klar, die Vorstellung meiner Brüder und mir war immer da, dass wir uns einfach den Menschen zeigen könnten, ohne uns auf einen möglichen Kampf oder dergleichen einstellen zu müssen. Selbst als Kids war es nicht selten unser Wunsch, einfach auf der Oberwelt herumzuspazieren. Wie oft wir damals schon von einem Loch heraus alles beobachtet haben und uns gewünscht haben, wir wären genauso wie sie. Doch nun hat ein Menschenmädchen von sich aus bereiterklärt, sich mit mir zu unterhalten und will mich sogar mal wiedersehen. Nie hätte ich gedacht, genau das irgendwann mal von jemandem zu hören und doch kam dies. Sogar völlig unerwartet. Wenn ich heute nicht an diesem Ort zurückgekehrt wäre, hätte ich das wohl niemals erlebt. Wenn ich sogar genau darüber nachdenke, weiß ich nicht einmal so richtig, warum ich unbedingt wieder dorthin wollte. Ich hatte einfach den Eindruck, dass ich einfach dort nach dem Rechten sehen musste. Ihr Blick von letzter Nacht ging mir einfach nicht aus dem Kopf und irgendwie wollte ich sie einfach wiedersehen. So dämlich und so unvorstellbar das auch klingen mag. Ich wollte einfach wieder dorthin, aber ich hätte niemals damit gerechnet, sie tatsächlich dort wieder zu treffen. Als ich sie gestern vom Schatten aus beobachtete, war ich noch besorgt, ob sie nicht doch verletzt war. Ich konnte zwar noch verhindern, dass sie von dem Truck erfasst wurde, aber Bernadette hätte sich schon beim Sturz etwas getan haben können. Andererseits verstehe ich nicht, warum es mich bereits gestern so sehr gekümmert hat. Ich habe insgesamt schon so viele Leute aus einer lebensbedrohliche Gefahrenzone gezogen, oder so manche daran gehindert, die Unschuldigen zu verletzen. Das schließt Männer, Kinder, wie auch Frauen mit ein. Warum also war das bei ihr etwas Anderes? Ich kann es mir irgendwie nicht erklären. So sehr ich auch darüber nachgrüble. Es ergibt einfach keinen Sinn. Dasselbe gilt auch, als sie mit mir sprach. Dabei war ich gestern doch im Schatten verborgen. Wie konnte sie mich dort überhaupt wahrnehmen? Hatte sie vielleicht doch etwas sehen können? Nein, das kann nichts sein. Da wäre ihre Reaktion von heute anders verlaufen. Sie wäre vermutlich nicht einmal zurückgekommen, weil sie dann bereits Angst gehabt hätte. Jedoch ist sie mutiger, als sie aussieht. Das habe ich bereits gestern feststellen können. Wie sie auf einmal mit einer energiebetonten Stimme in meine Richtung rief und mit ihrem Handy herumfuchtelte. Jedes andere Mädchen wäre sofort schreiend davongelaufen und erst gar nicht in diese Gasse geflüchtet. Auch heute hat sie mich überrascht und das nicht nur einmal. Au Mann, dass Mädel ist echt kompliziert. Mir platzt gleich der Schädel. Selbst wenn sie nicht da ist, macht sie mich beinahe verrückt. Davon dürfen die anderen auf keinen Fall etwas erfahren! April und dieser Vern sollten eigentlich die einzigen Menschen sein, denen wir uns zeigen, aber jetzt ist es anders. Es ist ein weiterer Mensch hinzugekommen. Dabei hat uns Meister Splinter mehr als nur einmal eingebläut, wie gefährlich das für uns ist. Nicht jedem können wir trauen, aber das braucht man mir nicht sagen. Mir ist selbst klar, was alles auf dem Spiel steht. Es geht immerhin um die Familie und um unsere „Sicherheit“. Andererseits kann ich es mir nicht vorstellen, dass Bernadette es weitererzählen würde. Sie sieht mir einfach nicht danach aus. Dennoch ist es besser, wenn der Rest erstmal nichts von ihr erfährt und dafür muss ich vorsichtig sein. Zum Glück sind wir meistens jeweils alleine unterwegs, wenn wir auf Patrouille sind. Nur selten kommt es vor, dass wir zu zweit, oder sogar zusammen die Stadt unter die Lupe nehmen. Es geht einfach schneller, uns aufzuteilen, damit mir einfach größere Gebiete unter die Lupe nehmen können. Jedoch wird die Tatsache, dass ich mich einem Menschen gezeigt habe, nicht einfach zu verbergen sein. Auf keinen Fall dürfen die anderen etwas mitbekommen. Nur bin ich mir auch bewusst, dass meine Brüder meine Schritte verfolgen werden, sobald sie auch nur kurz Verdacht schöpfen. Ich muss aufpassen, damit ich nicht auffliege. Oh Mann, ich stelle mir jetzt gerade vor, wie es wohl wäre, wenn plötzlich alles rauskommt. Sowohl Leo als mein Anführer, so wie auch Meister Splinter würden mir eine Standpauke verpassen und ich dürfte zusätzlich die nächste Zeit im Hashi verbringen. Wobei auch Mikey und Donnie sich mit Sicherheit einklinken werden. Gerade in diesem Moment bei Bernadette. - Aus Bernadettes Sicht: Wütend gehe ich in meinem Zimmer auf und ab. Das kann doch echt nicht wahr sein! Nicht nur, dass sie mich heute eingesperrt hat, jetzt hat sie mir auch noch Hausarrest verpasst! Das ist Freiheitsberaubung! Nur weil ich ihr von gestern nichts erzählen wollte und heute quasi „ausbrechen“ musste, bestraft sie mich. Diese Frau macht mich noch ganz krank! Hat es denn nicht gereicht, dass sie versucht, mich umzupolen, oder dass sie mir wegen Lucinda in den Rücken gefallen ist? Jetzt darf ich auch nicht einmal ohne ihre Erlaubnis das Haus verlassen! Ich darf nur noch zur Schule gehen und muss danach direkt nach Hause kommen. Ansonsten holt sie mich persönlich ab und wenn ich dabei einige Stunden im Schulgebäude verbringen muss, bis sie endlich da ist. Hat meine Tante neben ihrem Job als Sekretärin überhaupt noch ein Leben, oder warum muss sie sich in meines ständig einmischen und alles auf dem Kopf stellen? Sie hat sie doch nicht mehr alle! Ich bin verdammt noch mal ein Teenager! Da habe ich es schon schwer genug und trotzdem funkt sie mir immer wieder dazwischen. Als wenn sie wegen alles die Kontrolle haben müsste, aber hat sie schon mal davon gehört, dass ich erstens meine Freiheit brauche und dass ihr zweitens meine Freizeit einen feuchten Dreck angeht? Wohl eher nicht, sonst wäre sie schon längst draufgekommen, dass sie alles noch nur noch schlimmer macht und der „beste“ Teil kommt ja noch: Sie hat auch noch die Frechheit besessen, sich bei meiner Mutter über mich zu beschweren! Während ich unterwegs war, hat Tante Tina sie doch glatt während der Arbeit angerufen und ihr sonst was aufgetischt. Dabei hat sie leider noch Glück gehabt, dass sie meine Mutter gerade noch in ihrem Hotel erwischt hat. Diese war gerade eine Stunde davor in Peking gelandet und hatte für den Rest des Tages frei. Eigentlich hatte sie ja vorgehabt, die Umgebung zu erkunden, aber daraus wurde ja nichts. Nur weil sie sich die Leier von meiner Tante anhören lassen musste und zu meinem Übel ging das scheinbar solange, bis sie sich auch noch von ihr überzeugen ließ. Dabei behauptete diese Frau sogar, wie schwierig es mit mir doch wäre und dass ich angeblich immer bockiger und launischer werde. Nichts würde ich auf die Reihe bekommen und stattdessen nur in Schwierigkeiten geraten. Zwar hat meine Mutter ihr am Anfang nicht geglaubt, aber wie ich meine Tante kenne, hat sie sie solange genervt, bis sie schließlich doch nachgegeben hat. Nur damit es endlich einmal Ruhe gab. Das Resultat war dann, dass meine Mutter per Videochat mit mir geredet, oder wohl eher mit mir geschimpft hat. Eine Belehrung nach der anderen musste ich über mich ergehen lassen und der krönende Höhepunkt war, als sie meinte: „Ich befürchte, ich muss deiner Tante rechtgeben. Solch ein Verhalten darf einfach nicht vorkommen. Du musst dich zusammenreißen und dich bemühen, sonst wirst du eines Tages tatsächlich vollkommen alleine dastehen. Dann wird es allerdings zu spät sein, noch irgendetwas daran zu rütteln.“ Super! Gleich die Nächste, die mir in den Rücken fällt und glaubt, dass ich an allen schuld wäre, was mir passiert! Tretet noch weiter auf mich ein, ich liege ja nur schon auf dem Boden! Am liebsten hätte ich meine Mutter sogar mit diesen Worten konfrontiert. Ich hätte es sogar gerne per Videochat hineingebrüllt, aber ich bin in diesem Augenblick so buff und so enttäuscht gewesen, sodass es mir einfach die Sprache verschlagen hat. Das war nicht einmal das Einzige, was ich in diesem Moment fühlte. Ich hätte vermutlich auch nicht dir richtigen Worte gefunden, weil ich zudem noch so sauer war und wahrscheinlich hätte man mir sogar das Wort abgeschnitten. So wie es auch sonst immer der Fall ist. Jetzt bin ich in meinem Zimmer und grüble weiter zornig über mein beschissenes Leben nach, während ich meiner Wut Luft mache. Ich habe sogar nach meinem Polster gegriffen und für einige Sekunden so laut hineingeschrien, sodass ich danach nach Luft ringen musste. So wütend und unendlich enttäuscht bin ich und wenn ich wollte, könnte ich noch einiges aus meinem Zimmer zerschlagen, aber ich habe es dann doch seinlassen. Es bringt sich doch eh nichts, wenn meine Sachen für meinen Zorn herhalten müssen. Viel lieber würde ich meiner Familie den Marsch blasen, aber in diesem Haus habe ich einfach keine Chance, geschweige irgendwelche Rechte. Ich kann nur das tun, was mir irgendwie möglich ist und dazu zählt auch mein Zimmerschlüssel. Diesen habe ich noch rechtzeitig in meinen Schuhen versteckt. Denn ich habe genau gewusst, dass Tante Tina die Gunst der Stunde nutzen und mir den Schlüsselbund konfiszieren wollte. Doch da schaute sie dumm durch die Röhre, als sie weder bei mir, noch in meiner Tasche diesen einen Schlüssel fand und das war auch das Einzige, worüber ich mich in diesem Haus kurz freuen konnte. Wenn auch diese „Freude“ nicht lange anhielt. Ich bin doch nicht bescheuert und händige ihr die einzige Möglichkeit, ein bisschen Privatsphäre zu haben, freiwillig raus. Dann habe ich erst recht nichts mehr, in der ich mich ein bisschen „schützen“ und zurückziehen kann. Es reicht schon, dass ich die Strafe „einfach so“ über mich ergehen lassen muss, obwohl das nicht nur unfair, sondern auch total bescheuert ist. Ich werde wie eine Kriminelle behandelt, als wäre mit einem Päckchen mit Drogen erwischt worden. Die haben sie doch nicht alle! Mir bleibt aber nichts Anderes übrig, als zu „gehorchen“, sonst habe ich nicht einmal das letzte Bisschen an Ruhe und die brauche ich mehr als nur dringend. Sonst explodiere ich noch! Wenn ich könnte, wie ich eigentlich wollte, dann hätte ich schon so manches gesagt, beziehungsweise getan. Nur am Ende hätte ich das dann wieder bereut und es sogar selbst schlimmer gemacht. Nur was soll ich machen? Mein Leben ist beschissen und ich fühle mich seitens der Familie total hintergangen und missverstanden. Sie behandeln mich wie den letzten Dreck, so wie es auch in der Schule ist. Dabei habe ich überhaupt nichts verbrochen. Ich schwänze weder die Schule, noch treibe ich Unfug, oder tyrannisiere die Leute in meiner Umgebung. Mein Pech ist nur, dass Lucinda mich nicht in Ruhe lässt und jede Möglichkeit nutzt, um mich fertig zu machen. Das Ergebnis ist, dass ich dann nicht nur alleine dastehe, sondern auch, dass mir niemand glaubt. Ich bin allein. Vermutlich würde sich für mich vielleicht erst dann etwas ändern, wenn ich aufhöre, ich zu sein. Damit andere aus mir das machen können, was angeblich „das Beste“ für mich ist. Ich wäre dann nichts weiter als eine Puppe, die man nach Belieben anziehen und einstellen kann, wie man es gerade braucht. Dann sage ich nur das, was man hören will und tue nur das, was „sich gehört“. Vielleicht holen sie mich dann in die Gruppe der Mitläufer, damit es tagein tagaus so weitergeht. Erst dann hätte ich wahrscheinlich meine „Ruhe“. Wenn ich so darüber nachdenke, kommt mir mein Essen wieder hoch. Mir graust davor und alles in mir sträubt sich dagegen. Dieser Gedanke ist einfach nur widerwärtig, aber vermutlich würde nicht einmal das klappen. Wenn ich weiterhin so viel Pech habe, wie bisher, dann ist dieser „Plan“ sowieso unvorstellbar. Für alle Beteiligten wäre es nur das Beste und damit schließe ich mich selbst mit ein, dass man mich für immer in Ruhe lässt. Lieber möchte ignoriert, als so behandelt werden. Noch immer zornig ziehe ich schließlich meine Kleidung aus, schmeiße sie in den Wäschekorb und gehe anschließend ins Bad, wo ich mich unter die Dusche stelle. Das Einzige, was mich jetzt halbwegs beruhigen kann, ist Wasser. Abgesehen davon fühle ich mich ohnehin nicht wohl in meiner Haut, als wäre ich von dieser Ungerechtigkeit in Form von Dreck und Schleim nur so überseht. Ich sehne mich schon danach, endlich davon befreit zu werden. So drehe ich den Hahn auf und lasse den warmen Wasserstrahl auf meinen nackten Körper hinabfließen. Kaum spüre ich die einzelnen Tropfen auf meinem Kopf und auf meiner Haut, merke ich bereits, dass sich bereits etwas tut. Trotz meiner Wut fange ich an, mich allmählich zu entspannen. Es ist beinahe so, als wenn in diesem Augenblick all meine Sorgen weggewaschen werden. Wie eine dicke Schicht aus Schmutz, gleitet der Zorn von mir herab und erleichtert atme ich dabei tief durch. Zwar bedecken meine Haare nun mein Gesicht, aber ich wische die Haarsträhnen einfach mit meinen Händen weg und hebe sogleich meinen Kopf etwas an, damit das Wasser mich direkt bei der Stirn berührt und anschließend langsam an mir herunterwandern kann. Für Außenstehende mag sowas vielleicht bescheuert klingen, aber das Wasser ist einfach mein Element. Schon als kleines Kind bin ich gerne geschwommen und sogar getaucht. Das hat sich bis heute nicht geändert. Da kann es schon passieren, dass ich länger als andere unter der Dusche stehe, oder mir ein langes, heißes Bad gönne. Für mich gibt es nichts Besseres, als den inneren Frieden durch dieses Element zu finden. Das Einzige, was dem noch nachkommen würde, wäre die Musik, aber jetzt brauche ich das Wasser. Es hilft mir einfach. Leider verschwindet dieses angenehme Gefühl wieder, sobald ich einige Zeit lang den Hahn wieder abgedreht habe. Dann kommt die negative Tatsache zurück und ich stehe damit wieder allein da. So ist es auch diesmal als ich nach einer gefühlten halben Stunde aus dem Bad komme. Mit einem Badetuch um Körper und einem Handtuch um meinen Kopf gewickelt, setzte ich mich traurig und enttäuscht auf mein Bett. Es ist einfach frustrierend und ich weiß einfach nicht, wie ich aus diesem Scheiß wieder rauskomme. Warum muss ich zu allem Übel auch noch allein sein? Eigentlich wünsche ich mir nur eine vertraute Person, mit der ich über alles reden kann, ohne mich dabei schlecht zu fühlen, oder mich dabei verstellen zu müssen. Ist denn das wirklich zu viel verlangt? Ist solch ein Wunsch tatsächlich vergeblich und nur in Träumen zu finden? Anscheinend schon, sonst müsste ich mich das nicht ständig fragen, geschweige darauf hoffen. Vermutlich muss ich die Tatsachen, so wie sind, einfach akzeptieren. So schwer es mir auch fällt, aber ich will einfach nicht. Langsam lasse ich mich zurückfallen und starre zur Decke hinauf. In diesem Augenblick kommt mir Raphael wieder in den Sinn und ich muss trotz meines schlechten Tages sogar ein wenig lächeln. Obwohl ich mich am Anfang vor ihm gefürchtet habe, muss ich feststellen, dass er etwas an sich hat, was ich davor einfach nicht gesehen habe. Meine Angst war einfach im Weg, bis ich mich dazu entschlossen hatte, ihm eine Chance zu geben und ich muss sogar zu geben, dass ich ihm am Ende irgendwie in mein Herz geschlossen habe. So seltsam es auch klingen mag. Denn als ich mit ihm auf dem Dach gequatscht habe, habe ich sogar für einen Moment den Eindruck gehabt, als wenn wir uns schon lange kennen würden. Es mag zwar nur ein Gefühl gewesen sein, aber es ist zumindest das Einzige, was heute irgendwie schön gewesen ist. Tja, ob ich ihn wohl mal wiedersehen? Es wäre schön, aber ich weiß es nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)