TMNT - Schicksal? von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 2: In letzter Sekunde ----------------------------- Aus Bernadettes Sicht: Erst musste ich mich wieder einmal mit dieser Tussi und ihren Untergebenen herumschlagen und dann bekam ich auch noch die voller Breite von Tante Tina zu spüren. Als hätte ich nicht genug mit mir herumzutragen, musste sie schon mit der nächsten Predigt um die Ecke kommen. Was denkt sie sich eigentlich?! Sie sollte wohl eher hinter mir stehen und mir nicht noch vorwerfen, ich müsste mich der Gesellschaft „anpassen“. Ist ihr mal in den Sinn gekommen, dass man in einer Familie sich gegenseitig den Rücken stärkt, oder gilt dies nun auch nicht mehr? Gott ich könnte schreien! Ich könnte alles zunichtemachen, wenn es mir möglich wäre. So viel Wut steckt in mir und das ist nicht das Einzige. Ich habe einfach das Gefühl, dass alle verrückt geworden sind und ich stecke mittendrinn in der Scheiße. Andererseits hätte ich es mir auch denken können, dass ich gerade von meiner „allerliebsten“ Tante nichts Anderes zu erwarten habe. Denn gerade sie hatte mich in der Früh noch mit diesem rosa Fetzen und mit dem Tadel genervt, ich müsste mich mal „weiblicher“ anziehen. Als wenn sich sowas auf eine bestimmte Farbe beschränken würden. Sie hat sie doch nicht mehr alle! Ich kapier das nicht! Ich bin nun mal ich und nicht so, wie sich das ein anderer erwarten würde. Das ist nun mal so und wann akzeptieren sie alle das endlich?! Vermutlich wird das in den nächsten tausend Jahren nicht passieren. Da kann ich mir das wohl getrost abschminken. Nur, ich fühl mich einfach von Tante Tina hintergangen und das ist ein verdammtes Scheißgefühl! Viel besser kann man das wohl nicht beschreiben. Wenn ich mich schon nicht auf meine ehemaligen „Freunde“ verlassen konnte, so will ich das zumindest von meiner Familie erwarten können. Ich brauche keine Belehrungen und dass ich von oben herab angesehen werde. Das muss ich schon in der Schule ertragen und da sind die Lehrer nicht die Einzigen. Ich will einfach nur jemandem, der mir zuhört und der mir vielleicht sogar einen Ratschlag gibt. Ist denn das wirklich so schwer, oder komme ich doch von einem anderen Planeten, wodurch dies überhaupt nicht möglich ist? Seit diesem Tag spreche kein Wort mehr mit meiner Tante und meide sie so gut es eben geht. Es würde sich ohnehin nichts bringen, auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln. Es würde nur in einem weiteren Streit ausarten. Sobald ich das Haus betrete, verschwinde ich schnurstracks in mein Zimmer und dieses wird jedes Mal abgesperrt. Das gilt auch, wenn ich es wieder verlasse. Schließlich habe ich keinen Nerv dafür, noch weitere „Geschenke“ darin entdecken zu müssen. Diese Bluse hat gereicht und kein solch weiteres Kleidungsstück wird es je wieder betreten. Dasselbe gilt auch für Tante Tina. Zwar versucht sie weiterhin, auf mich einzureden, aber wenn sie glaubt, sie könnte mich mit ihren Worten fertigmachen oder umpolen, dann hat sie sich gewaltig geschnitten. Ich kann verdammt noch mal stur werden! Auch wenn sie mir damit gedroht hat, die Schlösser austauschen zu lassen, werde ich nicht von meinem Standpunkt abweichen. Da kann sie noch lange warten, bis sie schwarz wird und sollte dies eines Tages tatsächlich der Fall sein, so werde ich mir anders zu helfen wissen. Wozu gibt es denn Vorhängeschlösser? Da kann sie zusehen, wie ich das durchsetze und selbst wenn es nicht klappen sollte, ziehe ich einfach zu einen meiner Brüder. Einer von ihnen wird mich schon aufnehmen und selbst wenn nicht, lebe ich halt auf der Straße. Irgendeinen Weg werde ich schon finden, egal welche Probleme noch auftreten werden. Da mach ich mal auf beinhart, wenn es sein muss. Mir ist das alles egal. So einfach lasse ich mich nicht ins Bockshorn jagen! Mir reicht es schon, wenn ich meine Fäuste in der Schule unter Kontrolle halten muss. Obwohl ich nicht nur einmal bereits davon Gebrauchen machen wollte. In meinem Zimmer kann ich dagegen machen, was ich will und sei es hundertmal das Haus meiner Tante. Es ist mein Reich und hier herrschen meine Regeln! Noch weitere Tage habe mich darüber ärgern müssen. Es ist einfach beschissen gewesen und ich musste da leider alleine durch. Noch dazu bin ich ständig aufs Neue mit diesem Thema konfrontiert worden und mir ist nichts Anderes übriggeblieben, als die Zähne zusammenzubeißen. Das Einzige, was mich ein wenig ruhiger stimmt, ist, dass heute Freitagnachmittag ist und ich somit diese Woche schon irgendwie überstanden habe. Es waren nur noch einige Stunden mit Lucinda mit ihrer Clique zu ertragen, die mir tagein tagaus auf dem Pelz gerückt waren. Übers Wochenende können sie mir aber getrost gestohlen bleiben. Ich kann endlich mal für die nächste Zeit die Schotten dichtmachen und sie mal vergessen. Mir hat es schon gereicht, dass ich wegen dieser arroganten Kuh sogar zum Direktor musste. Grund war, dass ich die Tussi angeblich verletzt haben soll. Nur weil ich ihr unabsichtlich eine blutige Nase verpasst habe, habe ich den vollen Anschiss bekommen! Dabei habe ich einfach nur die Toilettentür aufgerissen und sie stand mit dem Gesicht genau davor. Wie hätte ich das bitte sehen können und warum musste sich unbedingt frontal davorstellen?! Klar, dass sie dann vor Schmerzen wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rennen und alles mit ihrem Blut vollspritzen musste, aber da ist sie einfach selbst schuld. SSKM – Selbst schuld, kein Mitleid - Was musste sie mir auch bis auf Klo folgen und mich dort weiter nerven? Hätte sie mich in Ruhe gelassen, wäre das nicht passiert. Da hätten wir sogar beide uns etwas ersparen können, aber anscheinend bettelt sie danach. So „tragisch“ ist das im Übrigen nicht einmal. Ok, es tut verdammt weh, wenn man im nächsten Augenblick eine Tür gegen das Gesicht geklatscht bekommt, aber das ist verdammt noch mal nicht mein Problem und ich habe gewiss kein Mitgefühl für diese Schlange. Wenn sie so blöd ist, geschieht es ihr nur recht und für kurze Zeit stand das Universum sogar hinter mir. Nur leider hatte sie sich das Blatt schnell gewendet, als wenn es nicht eh schon zu meinem Alltag dazugehören würde. Total hysterisch hatte Lucinda behauptet, ich hätte sie geschlagen und wäre zu ihrem Pech nicht die Klotür mit den „Beweisen“ gewesen, so hätte man das ihr auch noch geglaubt und ich hätte noch größeren Ärger bekommen. So ist es nun etwas anders gekommen, aber ob ich dies gutheißen soll, weiß ich bis heute nicht. Schließlich musste Tante Tina ebenfalls im Büro des Rektors erscheinen und von beiden Seiten bekam ich eine Standpauke zu hören, die sich gewaschen hatte. Von Rücksichtsvollsein bis hin zum „vorbildhaften“ Verhalten innerhalb der Schule war die Rede. Dass es aber auch eine andere Sichtweise gab, war den beiden Herrschaften zunächst egal gewesen und ich wurde mit allem Möglichen bombardiert. Als wenn einer der beiden auch nur einen Hauch einer Ahnung hätte, wie es in diesem Gebäude tatsächlich abläuft. Hier geht es vielmehr darum, von Menschen wie Lucinda nicht verschlungen zu werden, ohne dabei auch noch den Verstand zu verlieren. So wie sie und manch andere Schüler diesen Ort tyrannisieren, ist es schon nicht mehr normal und keiner bekommt dies mit. Ich habe sogar den Eindruck, dass es in meinem Fall sogar immer schlimmer wird. Denn früher wurde ich einfach gemieden und wie Luft behandelt. Damit kam ich auch noch irgendwie zurecht. Ich hatte mich sogar daran gewöhnt. Nur scheint es meiner Peinigerin nicht mehr zu reichen und so wurde ich in letzter Zeit viel mehr aktiver gemobbt. So oft hätte ich die Chance gehabt, ihr eine zu verpassen, oder sie gar zu erwürgen und trotzdem kam es nie dazu, weil ich einfach dagegen ankämpfe. Würde ich mich wegen weiteren Ärger und Co. nicht so sehr unter Kontrolle halten, wäre es vermutlich noch schlimmer. Wobei mir diese Aktion vollkommen gereicht hat. Was hat sie davon, wenn sie mich schikaniert und mich zur Weißglut bringt? Will sie mich endgültig aus dieser Schule vertreiben, oder mich gar ins Irrenhaus bringen? Oder hat sie einfach nur einen Knall und wird verrückt, wenn sie mich nur sieht? Ich habe keine Ahnung, vielleicht trifft sogar beides zu. Ich weiß nur, dass ich dieses Weibsstück abgrundtief hasse. Meiner Meinung nach hatte sie es mehr als nur verdient, dass sie mal die Quittung für ihre Handlung bekommt. Nur versuchte sie diese Situation auszunutzen und mich als die rücksichtslose Täterin hinzustellen. Immer wieder behauptete Lucinda, ich hätte dies mit Absicht getan und ich wäre auch noch so dreist gewesen, ihr aufzulauern. So ein Schwachsinn! Diese dämliche Kuh hat noch einen größeren Dachschaden, als was man ihr zutrauen würde und sie ist so falsch wie eine Schlange. Da diese Sache aber weder beweisbar, noch von jemandem anderen bezeugt werden konnte, stand es Aussage gegen Aussage. Am Ende hieß es dann noch „In dubio pro reo – Im Zweifel für den Angeklagten“. Mein einziges Glück an diesem Tag war, dass Tante Tina dem Direktor nicht gesagt hatte, wie sehr ich dieses Miststück verabscheue. Sonst hätte er zu großer Wahrscheinlichkeit zu ihren Gunsten entschieden. Da bin ich mir sicher. Stattdessen musste sich der Herr mit der Glatze eingestehen, dass ich bei einer zugemachten Tür nichts sehen konnte, weswegen die ganze Angelegenheit als unglücklicher „Unfall“ abgestempelt wurde. Jedoch betonte er zudem auch noch, dass dies auf keinen Fall noch einmal vorkommen dürfte. Sonst würde er andere Saiten aufziehen. Damit sie alle zufrieden waren, gab ich hiermit das Versprechen, etwas mehr Rücksicht zu nehmen. Auch wenn ich lieber mich übergeben hätte, als diese Worte über mich zu bringen, aber was tut man nicht alles, damit man endlich seine Ruhe hat. Doch für Lucinda war das Endergebnis wie ein weiterer Schlag ins Gesicht. Das konnte man ihr deutlich ansehen. Sie hatte sich wahrscheinlich erhofft, dass ich bestraft werden würde und die Tatsache, dass es nicht geschah, ließ sie nur weiterkochen. Das rieb sie mir dann auch noch unter die Nase, als das Gespräch zu Ende war. Wir hatten kaum den Raum verlassen und die Tür hinter uns zugemacht, als sie mich schon aufhielt und mich böse anfunkelte. Sie schwor mir bittere Rache und dass ich noch mein blaues Wunder erleben werde. Sie würde mir keine Ruhe geben. Ich befürchte leider, dass das ihr bitterer Ernst war, aber was will sie von mir? Ich bin eh schon allein. All meine Freunde sind dank ihr von meiner Seite gewichen und ich musste bereits einige Schikanen von ihr und ihren Handlangern ertragen. Warum lässt sie mich nicht einfach in Ruhe und geht mir einfach aus dem Weg? Hätte dies meine Tante nur gehört, aber diese sauste so schnell wie möglich den Flur entlang, weil ihr der Besuch beim Direktor einfach nur peinlich war. Wie schon so oft, hatte sie mich einfach wieder alleingelassen, während mich die Brut des Teufels wieder in Beschlag genommen hatte. Mit ihren Worten versuchte sie mir ein weiteres Mal Angst einzujagen, aber ich bin nicht so wie die anderen. Wie stellt sich diese Tussi das überhaupt vor? Soll ich etwa auf Knien zu dem Miststück kriechen, sie anbetteln und ihr dann auch noch die Schuhe lecken? Sozusagen: „Danke, dass du mich gewähren lässt in deinem Schatten zu leben.“ – Wirklich?! Nein, soweit kommt´s noch! Anstatt aber, dass meine Tante endlich mal aufhorcht und mitkriegt, was hier gespielt wird, war ihr das alles nur peinlich und ich war in ihren Augen wieder einmal schuld daran. Als wenn ich für sie nur das Problemkind wäre und sie setzte, kurz nachdem wir endlich wieder unter uns waren, noch einen oben drauf, indem sie mir die nächste Predigt vorhielt: „Das kommt davon, wenn man sich von jeden und allen distanziert. Ich habe dir doch gesagt, dass du mit deinem Dickkopf nicht so weitermachen kannst. Irgendwann bricht dir das noch das Genick.“ Hallo?! Wer hat sich hier von wem distanziert?! Wohl bestimmt nicht ich! Sie ist es doch, die mich mit meinen Problemen allein lässt. Anstatt, dass sie sich endlich einmal in mich hineinversetzt und für einen kurzen Augenblick mal versucht, mich zu verstehen, macht sie mir nur Vorwürfe. Das ist doch alles zum Kotzen! Wenn es einen Gott gibt, dann hol mich bitte aus diesem verdammten Scheißleben raus! Wenn sich nicht bald irgendetwas ändert, dann … dann … . Ach, ich weiß auch nicht. Vielleicht wäre es wohl doch besser, sich seinem Schicksal hinzugeben. Ich müsste mir mal endlich nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen. Denn ich wäre dann so wie die anderen, einfach ein Mitläufer und da muss man nicht denken. Man muss einfach nur das nachplappern, was von oben gesagt wird. Das ist alles. Nur, nein, dass bin einfach nicht ich und ich will auch niemand anderer sein. Ich will mich einfach zu nichts zwingen lassen, der ich einfach nicht bin! Wer bin ich dann, wenn ich mich der „Macht“ und den Worten der Gesellschaft hingebe? Was wird aus mir, sollte ich tatsächlich kleinbeigeben und Lucinda quasi die Stiefel abschlecken? Nein, diesen Blödsinn kann und werde ich nicht mitmachen! Ich bin keine Puppe, die man so anziehen und anschmieren kann, wie es einem so passt. Ich bin keine Marionette, bei der man einfach an den Fänden ziehen kann, wie es einem beliebt! Ich gehöre niemandem und am wenigsten Lucinda. Auch wenn sie das vermutlich immer noch glaubt. Das lasse ich nun mal nicht zu! Ich will ich sein und mir treu bleiben. Wem das nicht passt, der kann mich mal kreuzweise und sollte mir besser aus dem Weg gehen. Viel lieber bin ich allein, als dass ich mich dem Gruppenzwang hingebe und wenn es noch weitere Jahre andauern soll, ich werde es durchziehen! Langsam schlurfe ich durch die Straßen. So wie an anderen Tagen zuvor bin ich auch heute wieder einmal alleine unterwegs, um meinen Kopf freizubekommen. Das Leben kann manchmal echt grausam sein und hätte dieses ein Gesicht, so würde es mal ein ordentliches Veilchen von mir bekommen. Vielleicht würde es dann mal zur Besinnung kommen und an der Sache endlich mal etwas ändern, aber was rede ich da? Selbst wenn es so wäre, würde sich vermutlich nicht viel daran ändern. Meine Hände in die Hosentaschen gesteckt, blicke ich die ganze Zeit stur in eine Richtung, während ich in meine Gedanken versunken bin. Da heute wieder einmal so ein mieser Tag war, was fast eh schon zur „Normalität“ gehört, habe ich mich nach der Schule einfach in die nächste U-Bahn gesetzt und bin losgefahren. Ich wollte einfach nicht nach Hause, ich wollte nach dem Scheiß einfach meine Ruhe haben. Jetzt schlendere ich während der Dämmerung auf dem Gehsteig, welcher mit vielen Geschäften zugepflastert ist. Da ich aber so sehr nachgrüble, nehme ich meine Umgebung nur sehr vage wahr, weswegen ich erschrocken aufblicke, als plötzlich ein Mann mich beinahe niederstößt. „Hey, können Sie nicht aufpassen!“, schreie ich ihm hinterher, doch er dreht sich nicht einmal für eine Sekunde um, sondern rennt einfach weiter. Vermutlich hat mich dieser Kerl nicht einmal gehört, so eilig, wie der es hatte. Was mit dem wohl los ist? Der hat sie wohl nicht mehr alle beisammen, Idiot! Ich will schon schnaufend weitergehen, als ich schon den Grund für den plötzlichen Zusammenprall mitbekomme. Aus dem großen Kaufhaus, der nicht weit von mir entfernt liegt, kommt Rauch heraus und damit bleibt es nicht. Plötzlich höre ich laute Geräusche. Das Klirren von Glas und das Abfeuern von Schusswaffen lassen mich in binnen von Sekunden aufschrecken. Was geht hier auf einmal vor?! Meine Augen weiten sich und immer mehr Menschen verlassen hastig und mit voller Angst das Gebäude, aus dem der Rauch noch immer wie aus einer Dampflokomotive qualmt. Hustend kämpft sich die Menge voran und es ist nicht verwunderlich, dass ich auch diesmal herumgeschubst werde. Von allen Seiten bekomme ich es zu spüren und es ist schon erstaunlich, dass ich nicht schon endgültig zu Boden gestoßen und dann auch noch niedergetrampelt werde. Es ist ein schier endloser Kampf, bis ich mich doch aus dem Haufen befreien kann. Doch dann bleibe ich wie angewurzelt stehen und starre wieder in die Richtung, aus der diese „Völkerwanderung“ gekommen war, während ich heilüberfordert mit dieser Situation kämpfe. Mein Puls rast und unzählige Frage strömen mir durch den Schädel. Warum renne ich nicht auch weg und wieso bleibe ich immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle stehen? Die Gefahrenquelle ist immerhin nicht weit weg von mir. Ich habe echt keine Ahnung. Wie an dem Beton festgewachsen, bin ich starr vor Schreck und starre nun auf das Feuer, was sich immer mehr zwischen den Qualm hervordrängt und sogar größer wird. Um mich herum wird es immer lauter. Sirenen heulen von Weitem und von Inneren des Gebäudes höre ich Schreie und Kampfgeräusche. Mein Hirn befiehlt mir ständig: Lauf verdammt noch mal endlich weg! Jedoch rühren sich meine Beine kein Stück. Es ist, als könnte ich mein Körper nicht mehr kontrollieren! Erst als ein Mann durch das kaputte Fenster geschleudert wird, machen meine Füße endlich, was ich will. Mit einem Satz sprinte ich vor Schreck los. Ich will einfach nur weg von hier. Ich renne aber nicht einfach zurück, woher ich gekommen war, sondern stürme quer über die Straße. Hupend und mit viel Geschimpfe weichen die einzelnen Fahrzeuge mir aus, aber ich achte nicht darauf. Ich höre sie nicht einmal wirklich, da mich zu sehr die Angst gepackt hat. Vielmehr nehme ich nur dumpfe Geräusche wahr und an der Front steht quasi mein Herz, welches nicht aufhören will, wie wild zu pochen. Immer weiter drängt es mich nach vorn. Doch plötzlich stolpere ich über meine eigenen Füße und knalle unsanft auf dem Asphalt. Ich versuche mich wieder aufzurappeln, aber was ist mit mir nur los?! Meine Beine sind vor Angst wie gelähmt. Ich komme kein Stück voran und meine Kraft ist wie erloschen! Als würden meine Füße nur noch aus Gummi bestehen. Mein Gesicht wendet sich zur Seite, denn das nächste Fahrzeug ist gerade dabei auf mich zu zurasen. Mit wilden Gehupe versucht mich der Lenker des Lkws darauf aufmerksam zu machen, dass er jetzt nicht einfach so bremsen kann. Doch ich kann mich nicht vor der Stelle lösen. Ich habe Angst, bin darin gefangen und sehe schon das Ende meines erbärmlichen Lebens in Form dieses Trucks immer näherkommen. Das Quietschen von Rändern, mein Herz, alles wird immer lauter und in wenigen Sekunden werde ich zermalmt werden. Auch wenn das nichts bringt, presse ich die Augen fest zusammen und versuche mich mit meinem rechten Arm zu schützen. Ich schreie. Ich schreie, was meine Stimmbänder nur so hergeben können und warte darauf, dass es endlich passiert. Doch auf einmal werde ich mit einem Ruck von der Straße geholt. Zwei mächtige Arme haben mich gepackt und mich noch rechtzeitig weggezerrt, bevor mich der Lkw überfahren konnte. Quietschend höre ich, wie dieser an mir vorbeirast. Doch ich sehe nichts. Meine Augen sind fest verschlossen und ich habe zu große Angst diese wieder zu öffnen. Ich spüre nur, wie ich mit schnellen Bewegungen weggetragen werde. Mein Kopf ist gegen die Brust meines Retters gedrückt und mein Haar wirbelt wild in der Luft. Mein Herz rast. Es pocht so laut, sodass es zerspringen könnte und ich zittere am ganzen Körper. Es hört erst dann allmählich auf, als ich endlich mitbekomme, dass es bereits vorbei ist und ich meine Augen endlichen wieder öffnen kann. Verwirrt und noch immer ängstlich, sitze ich mitten auf dem Gehweg und kann nicht glauben, was da gerade passiert ist. Ich höre immer noch, wie mein Herz ungewöhnlich schnell schlägt und meine einzelnen Glieder beben immer noch vor Angst. Was war da auf einmal los? Wieso konnte ich mich auf einmal nicht bewegen und wer war der Mann, der mich gerettet hat? Ich bin mir sicher, dass das ein Mann war. Denn ich spürte trotz meiner Angst seine starken Muskeln. Ich versuche mich zu beruhigen. Jedoch ist es leichter gesagt als getan. Es scheint mir sogar fast so, als wenn es unmöglich wäre. Denn die Angst nagt an meinem ganzen Körper und ich kann einfach nicht glauben, was da gerade passiert ist. Langsam und bewusst atme ich tief durch. Ich darf jetzt nicht einfach so ausflippen, ich muss runterkommen, egal wie. Wie viel Zeit wohl vergangen ist, vermag ich momentan nicht einschätzen zu können, aber mir fällt plötzlich auf, dass ich gerade vollkommen alleine bin. Wild blicke ich um mich. Wo ist er und wieso ist er wieder verschwunden? Ich kapiere einfach nicht, dass mein Retter einfach so weg ist. Ich verstehe nicht einmal, was da vorhin passiert war. Das plötzlich brennende Haus, die Schreie, der Lärm, nichts ergibt auch nur ansatzweise einen Sinn. Langsam, aber doch kann ich mich wieder beruhigen und meine Glieder wieder bewegen. Dennoch fühle ich mich steif, als ich mich vorsichtig wieder aufrapple und mich gegen eine Laterne anlehne. Den Blick zum brennenden Kaufhaus behalte ich weiterhin. Irgendwie wollen mir meine Fragen nicht aus dem Kopf und was ist mit meinem Retter passiert, der so plötzlich wieder verschwunden ist? So schnell der Unbekannte gekommen war, um mich zu retten, so schnell war er auch wieder fort. Wie geht das und noch viel wichtiger ist, wer war er? Ich horche auf. Die Sirenen werden immer lauter und schon tanzen sowohl die Feuerwehr, wie auch die Polizei und der Krankenwagen an. Ich sehe gerade, wie Männer und Frauen in ihren Uniformen herumlaufen. Wasserschläuche werden herausgeholt und die Flammen werden mühselig gelöscht, während die Straße abgesperrt und nach Verletzten gesucht wird. Ich will das nicht mehr sehen. Ich will einfach nur noch weg. Wenn nur meine Beine mitspielen würden. Sie fühlen sich so komisch an und dennoch kann ich nicht hierbleiben. Ich muss zumindest in die Gasse. Dort kann ich mich ein wenig ausruhen. Langsam und vorsichtig entferne ich mich schließlich vom Ort des Geschehens. Das ist doch alles zu viel für mich und ich spüre, dass ich nur wenig Kraft in meinen Beinen habe. Dennoch gehe ich wackelig in die nächste Gasse hinein und setze mich erst einige Meter später wieder auf dem Boden. Mein Herz meldet mir immer noch, dass noch keine Ruhe in mir herrscht und ich bin von dem allen immer noch geflasht. Ich muss das Ganze erst einmal sacken lassen. Somit versuche ich mich zu beruhigen und atme tief durch. Alles ist gut Bernadette, du bist jetzt in Sicherheit. Komm einfach runter und beruhige dich. Langsam, aber doch herrscht nun in mir Stille, bis ich plötzlich innehalte. Da ist doch jemand! Ich fühle es, aber als ich mich umblicke, kann ich niemandem sehen. Es ist total verrückt, aber das Gefühl bleibt. Hier in meiner Nähe muss jemand sein. Ich kann denjenigen zwar nicht sehen, aber ich bin mir sicher. Nur, was mache ich jetzt? Ich bin nicht gerade wirklich fähig dazu, irgendetwas zu machen, oder mich gar zu verteidigen. Ich fühle mich schwach und mein unruhiges Herz hat momentan immer noch die Oberhand. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht und ich starre weiterhin stumm in den Schatten. Verschiedene Fragen kommen mir in den Sinn, welche die Situation nicht geraden einfacher machen. Denn wer ist die Person, die dort lauert? Ist das vielleicht einer der Täter, der für das Feuer verantwortlich ist, oder ist das einfach nur ein Obdachloser, der sich halt hier in der Nähe aufhält und vielleicht sogar irgendwo sturzbetrunken auf dem Boden liegt? Nein, das kann nicht sein. Solch ein Typ würde sich nicht bemühen, still zu sein. Denen ist doch sowas scheißegal, er wäre mir sogar vorher aufgefallen, aber wer könnte dann dort sein? Vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein, weil ich einfach mit der Situation noch überfordert bin. Dass ich Angst habe, ist nicht zu leugnen und vielleicht spielt mir der Verstand deshalb einen Streich, aber irgendwie will ich nicht daran glauben. Ich habe keine Ahnung, was jetzt wirklich der Fall ist, aber ich muss es herausfinden. Es bringt sich nichts, wie ein Idiot in die Gegend zu starren und außerdem macht mich diese Ungewissheit einfach nur Angst. Mit einem Ruck stehe ich schließlich auf und drehe mich genau in die Richtung, aus der ich den Fremden vermute. „Hallo? Ist da wer? … Kommen Sie raus! Sonst rufe ich die Polizei!“, rufe ich mutig in den Schatten hinein und hole währenddessen mein Handy aus der Hosentasche. Naja, eigentlich brauche ich ja nur schreien, denn die Polizei ist ja schon in der Nähe, aber das Herausziehen meines Handys gibt mir irgendwie ein bisschen Sicherheit. So dumm es auch klingen mag. Eine Weile hält noch die Stille an, doch dann höre ich eine tiefe Stimme, die ruhig zu mir spricht: „Ist alles in Ordnung bei dir? Bist du verletzt?“ Verwirrt über die Gegenfragen schüttle ich den Kopf und murmle leicht stotternd: „Ähm, … nein. Ich bin nicht verletzt. Mir geht es … soweit gut. … Glaube ich.“ Was sollen diese Fragen? Wer ist das? Ist das vielleicht derjenige, der mich vor dem Tod bewahrt hat? Könnte das wirklich mein Retter sein? Ich muss ihn das fragen, aber irgendwie hat mich doch wieder der Mut verlassen. Mein Mund scheint auch irgendwie zugeklebt zu sein. Ich zögere. Durch dass ich ihn nicht sehen kann, spuken gerade so viele Fragen und Gedanken durch meinen Schädel, wodurch mir immer unwohler wird. Es ist einfach diese bescheuerte Ungewissheit, die alles noch schlimmer macht. Eine Weile bleibe ich stumm stehen und auch der Unbekannte sagt kein Wort. Ständig starre ich in den Schatten, aber ich kann nicht einmal Umrisse erkennen und das macht mich umso ängstlicher. Es lässt einfach meine Fantasie verrücktspielen. Denn warum versteckt er sich? Hat er doch etwas mit dem Vorfall zu tun und versucht sich deswegen vor der Polizei zu verbergen? Nur warum hat er mich dann gerettet und warum sollte er jetzt mit mir reden und sich um mein Wohlbefinden sorgen, wenn er doch einfach abhauen könnte? Das ergibt doch alles keinen Sinn! Es sind so viele Fragen, aber keine Antworten in Sicht und die Angst macht es mir nicht leichter. Jedoch werde ich nichts erfahren, wenn ich noch weiterhin so starr wie Salzsäule stehen bleibe und wie eine Bekloppte in die Dunkelheit starre. Schließlich kann ich mich doch noch überwinden und frage ihn: „Wer sind Sie?“ „Ich bin einfach jemand, der auf andere aufpasst und vor dem Bösen beschützt.“, meint dieser dann nach einer langen Pause, wobei seine Worte so zögerlich geklungen haben. Als wenn er nicht mit mir reden dürfte. So kommt es mir vor. Seine Antwort bewirkt bei mir allerdings, dass sich mehr Fragen auftürmen und das zerreißt mich beinahe. Doch noch ehe ich weiter etwas sagen kann, meint er schließlich: „Sorry, aber ich muss jetzt los. Du solltest besser auch nach Hause. Vergiss am besten, was passiert ist. Das wäre besser für dich.“ Verwirrt über den überraschenden Abschied, verpasse ich es, ihm noch nachzurufen. Stattdessen höre ich plötzlich seltsame Geräusche. Es klang so, als wenn der Fremde gerade von Boden weggesprungen wäre und nun an der Hausmauer entlang klettern würde. Verwirrt schaue ich automatisch nach oben und glaube kurz einen Schatten gesehen zu haben, der im nächsten Augenblick wieder verschwunden ist. Noch eine Weile lasse ich meinen Blick dort gerichtet und wieder kommt mir die Frage: Wer ist er? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)