Wunsch und Wahrheit von caladriuss ================================================================================ Epilog: -------- Die Wohnung lag in vollkommener Finsternis. Kein Licht, keine Kerze brannte. Nur der Bildschirm meines Laptops erhellte mein Arbeitszimmer, tauchte es in steriles blau. Joey nannte diese Atmosphäre gerne kalt und gruselig, aber ich fand, es gab kein besseres Klima, um klare Gedanken zu fassen. Bei diesem Licht konnte ich perfekt die ganze Welt ausblenden. Ich konnte vergessen, dass mein Arbeitszimmer verglichen zu meinem Büro wirklich winzig und dass es draußen eiskalt war, stürmte und schneite. Ich konnte sogar vergessen, dass ich allein war. Es gab nur mich und meinen Laptop. Allerdings kam ich trotz dieser perfekten Arbeitsatmosphäre einfach nicht voran. Ich hatte eine neue Software entwickelt, die so genial war, dass sie meiner Firma Milliarden einspielen würde - wenn ich sie endlich mal fertigstellen konnte. Es fehlte ja auch nicht mehr viel. Nur ein kleiner Bug, den ich noch beseitigen musste, damit es perfekt war. Doch irgendwie gelang mir das heute einfach nicht. Vor mir blinkte der Cursor erwartungsfreudig im stetig gleichen Takt, als würde er mich verhöhnen. »Schreib doch endlich was, ich warte« Es war doch nur eine Kommandozeile. Ich hatte in meinem Leben schon so viele geschrieben, so viel programmiert. Zugegebenermaßen waren nicht alle Programme ganz legal, aber zweifellos genial und ausgefeilt. Das hier war meine Paradedisziplin, aber im Moment hatte ich eine totale Denkblockade. Ärgerlich, sehr ärgerlich. Ich knirschte mit den Zähnen, starrte den Cursor vernichtend an. Jaja, blink du nur! Ich zuckte zusammen, als plötzlich zwei Hände über meine Brust strichen. Selbst durch mein Hemd hindurch spürte ich, wie kalt sie waren. Ich legte den Kopf in den Nacken, um einen Blick auf denjenigen zu erhaschen, der hinter mir stand, doch bevor ich ihn in der Dunkelheit erkannte, spürte ich kühle Lippen auf meinen. „Weißt du, dass du in diesem Licht immer ein bisschen wie ein Psychopath aussiehst?“ Jaja, das hatte er schon öfter festgestellt. Anfangs meinte er sogar, er fände mich unheimlich, wenn ich auf meinem Bürostuhl hockte und konzentriert den Bildschirm anstarrte, weil das Licht mir eine geisterhafte Aura verlieh. Ich dagegen fand, es gab einfach keine bessere Position, um nachzudenken. „Und weißt du, dass du eiskalt bist?“, hauchte ich. Ich spürte sein Lächeln, als er liebevoll an meiner Unterlippe nagte. „Draußen ist ja auch ein richtiger Schneesturm, aber ich nehme nicht an, dass du mal aus dem Fenster geschaut hast.“ Seine eine Hand wanderte über meinen Hals zu meinem Kinn, kraulte mich dort leicht. „Ärgert dich der Cursor schon wieder?“, fragte er frech. Ich knurrte leise. Auch wenn ich in dem sterilen Licht seine Augen nur spärlich ausmachen konnte, wusste ich einfach, dass sie mich gerade spöttisch anfunkelten. „Ist ziemlich kalt hier drin. Warum hast du dir die Heizung nicht angemacht?“ „Ist mir nicht aufgefallen.“ „Typisch! Wenn du arbeitest, vergisst du die Welt.“ Er seufzte leise, küsste mich auf die Stirn. „Ich komm aus dem Schneesturm und deine Haut ist ganz kalt.“ Kopfschüttelnd ließ er von mir ab. „Zieh dir einen Pullover über und dann komm in die Küche. Ich hab was zum Essen mitgebracht.“ Schwerfällig löste ich meine ineinander verschränkten Bein und stand auf. Mit dem Programm würde ich heute sowieso nicht mehr weiterkommen, also konnte ich den Laptop auch ausschalten. Als ich hinter mir die Tür zum Arbeitszimmer schloss, merkte ich, dass es im Wohnzimmer wirklich wesentlich wärmer war. Kein Wunder, wenn der Kamin brannte. Trotzdem kam Joey gleich angerannt und drückte mir ein Sweatshirt in die Hand. Dieser kleine Gesundheitsfanatiker! Nur weil ich während unserer Beziehung einmal krank geworden war, passte er jetzt auf wie ein Schießhund. Seiner Meinung nach war ich krank wehleidig und anstrengend, das wollte er sich nicht öfter als nötig antun. Ich sah das eher so: ich hatte die Erkältung durchlebt wie ein Mann, minimal klagend. Aber er hatte mich die ganze Zeit so aufopfernd gehegt und gepflegt, als würde er denken, ich müsste sterben und irgendwie war es ganz nett, wenn sich jemand so um einen kümmerte. Also hatte ich mir eventuell etwas länger und etwas mehr Pflege erjammert als notwendig. Na und? Er sah mich erwartungsvoll an, bis ich das Sweatshirt endlich übergezogen hatte. Aber als ich dann an ihm vorbei in die Küche gehen wollte, hielt er mich zurück, indem er einen Arm um meine Hüfte schlang. „Wo ist deine Brille?“ „Im Arbeitszimmer.“ Leise seufzend huschte er an mir vorbei. Ich wusste, was er jetzt tat. Derweil setzte ich mich schon mal an den Küchentresen und ließ meinen Blick über das Angebot schweifen. Indisches Essen, eine Kanne Tee und eine Flasche Wein. Hm, ob er einen netten Abend vor dem Kamin plante? Wir waren schon seit vier Jahren ein Paar. Erstaunlicherweise war es zwischen uns von Anfang an wirklich harmonisch abgelaufen, hatte nur wenige explosive Streitereien gegeben. Ich hätte mit wesentlich mehr Widerständen gerechnet, immerhin waren wir beide recht gegensätzliche Charaktere. Aber in den grundsätzlichen Dingen konnten wir uns sehr schnell einigen und das hatte es uns leicht gemacht, uns ganz aufeinander einzulassen. Und auch nach vier Jahren noch schafften wir es, das Feuer und die Leidenschaft am Leben zu erhalten. Besonders mit Abenden vor dem Kamin. Nach einem Jahr Beziehung waren wir tatsächlich zusammengezogen. Allerdings wollte er nicht zu mir in die Villa ziehen, weil die ihm zu groß und zu unpersönlich mit den vielen Angestellten war. Ich hingegen ließ mich wohl kaum in seine winzige Wohnung pferchen. Also war der für mich völlig logische Kompromiss ein eigenes Haus. Joey hatte mich anfangs dafür für geisteskrank erklärt und gemeint, ein Haus wäre doch viel zu groß für uns zwei. Aber man konnte nicht zu viel Platz haben - solange eine Putzfrau einmal die Woche kam und Staub wischte. „Dein Arbeitszimmer ist wirklich eiskalt.“, murrte Joey. Er kam zu mir. Mit eingeübter Routine schob er mir die Brille auf die Nase. „Der Arzt sagt, du sollst sie immer tragen und nicht nur zum Lesen.“ Darüber konnte ich nur die Augen verdrehen. Ich konnte auch ohne Sehhilfe noch gut genug sehen, nur natürlich wurden meine Augen nicht besser davon. Mokuba hatte Joey das verraten, sehr zu seiner Freude. Wenn es nach ihm ging, dürfte ich wirklich nie Kontaktlinsen, immer nur die Brille tragen. „Das kommt dir ja sehr entgegen.“, murmelte ich. „Durchaus.“ Er grinste anzüglich, wobei er mit beiden Händen durch mein Haar strich und mir tief in die Augen sah. „Mit Brille siehst du nun mal unschlagbar sexy aus.“ Er beugte sich zu mir und küsste mich intensiv. „Das betont deine wahnsinnig schönen Augen auf eine sehr erotische Weise.“ „Dann kann ich ja froh sein, dass nur du mich wie ein läufiger Hund anspringst.“ Er biss in meine Unterlippe. „Süßer, da sind einige, die dich nur zu gern mal bespringen würden. Aber ich werde jeden, der es versucht, gnadenlos wegbeißen.“ „Braves Hündchen.“, schnurrte ich. Kleine Neckereien mussten einfach sein. Alles andere hätte nicht zu uns gepasst. Er drückte mir noch einen Kuss auf, ehe er sich mir gegenüber an den Tresen setzte und das Essen verteilte. Eigentlich gab es bei uns eher selten Essen vom Lieferdienst. Joey kochte gern mit Leib und Seele und er konnte das wirklich gut. Meistens kümmerte er sich um unser Abendessen. Dafür sorgte ich dafür, dass jemand einkaufen ging und das Haus sauber hielt. Auch wenn Joey mich damit aufzog, dass ich unfähig wäre, einen Haushalt allein zu schmeißen, kamen wir damit wunderbar zurecht. Und er erwartete doch nicht ernsthaft, dass ich persönlich den Staubwedel schwang. Nur wenn er länger arbeiten musste, brachte Essen von auswärts mit. Er hatte Grafikdesign studiert und arbeitete für eine kleine Firma, die sich gerade emporarbeitete. Mit meiner Hilfe könnte sie es natürlich ganz schnell nach oben schaffen, aber ich mischte mich da nicht ein, so war der Deal. Heute hatten sie sich einer kleinen Anwaltskanzlei präsentiert, um deren Werbekampagne zu übernehmen. War wohl ganz gut gelaufen, wenn ich den Wein betrachtete. Alkohol gab es bei uns wirklich nur selten und auch diese Flasche würde heute nicht geleert werden. Aber zum Anstoßen oder zum Einleiten eines romantischen Abends war es hin und wieder okay. Ich probierte das mitgebrachte Essen. Argh, war das scharf! Hastig griff ich nach meiner Teetasse. Jaja, Wasser und Tee halfen nicht gegen Schärfe, aber es linderte zumindest kurzzeitig das Brennen. Joey musterte mich belustigt. „Scheinbar hab ich die Portionen verwechselt.“ Er tauschte unsere Teller, aber ich sah in seinen Augen ganz genau die Schadenfreude. Im Gegensatz zu mir liebte er scharfes Essen. Er zog mich gern damit auf, wie wenig ich das abkonnte, was er so liebte. Ich knurrte leise. Manchmal machte er das mit Absicht, einfach nur weil er fand, dass ich so bezaubernd mit geröteten Wangen aussah. Mir stieg die Schärfe immer gleich zu Kopf. Auch jetzt spürte ich, wie mir warm wurde. Er schob sich demonstrativ eine große Portion von diesem scharfen Teufelszeug in den Mund und beobachtete mich frech grinsend. Misstrauisch probierte ich mein Essen. Wehe, das war auch scharf! Nein, zum Glück nicht. Ich konnte es einfach nicht ab, wenn meine Nahrung versuchte, mir die Zunge zu verätzen. Essen durfte einfach nicht wehtun. Als wir aufgegessen hatten, zog Joey mich direkt zu dem Teppich vor dem Kamin. Ein extraweicher Kuschelteppich, eine seiner ersten Anschaffungen. Er meinte damals, wenn man schon einen Kamin hätte, müsse man es sich davor auch gemütlich machen können. Das taten wir inzwischen ziemlich regelmäßig. Gerade im Winter hatte es schon einen gewissen Reiz, zu zweit die Wärme des Feuers zu genießen. Joey gesellte sich mit zwei Gläsern Rotwein zu mir und ließ sich ebenfalls auf dem Boden nieder. Während er mir ein Glas reichte, kicherte er leise. „Du hast immer noch ganz rote Wangen.“, neckte er. Ja, ich spürte die Hitze auch noch sehr deutlich. „Teufelsfraß!“, murrte ich. Lächelnd beugte er sich zu mir und küsste mich zärtlich. „Süßer, du bist wirklich niedlich mit so roten Bäckchen. Und ich liebe dich - auch wenn du nichts Scharfes verträgst.“ „Ich dich auch, du Sadist!“ „Diesmal war es keine Absicht.“ Er schmiegte sich in meine Arme, kuschelte sich an meine Brust. Ich seufzte leise. Heute war er eindeutig liebesbedürftig. „Wie war eure Präsentation?“ „Wir haben den Auftrag.“ „Glückwunsch.“ Schmunzelnd küsste ich ihn auf den blonden Schopf. „Ihr habt ja auch hart dafür gearbeitet.“ „Stimmt. Aber es tut gut, wenn es sich auch auszahlt.“ Er sah zu mir auf und seine Augen funkelten neckisch. „Auch wenn es natürlich ein bisschen unfair ist, dass wir so hart schuften müssen, um einen minimalen Erfolg einzufahren, während du dich mal zwei Tage vor den Laptop hockst und dafür dann ein paar Millionen verdienst.“ „Milliarden für dieses Programm, wenn ich es richtig vermarkte.“ „Jaja, und die kriegst nicht du sondern die Firma.“ Seine Hand wanderte unter mein Sweatshirt und mein Hemd und strich über meine bloße Haut. „Aber du kriegst ein großes Stück vom Kuchen ab.“ „Ist ja auch meine Idee, mein Programm und meine Firma.“ Ich fand, es war nur fair, wenn dann für mich auch ordentlich etwas vom Gewinn abfiel. Immerhin profitierten davon ja mehr als genug Leute. Alle Angestellten meiner Firma, Geschäftspartner und natürlich die Kunden. Außerdem hortete ich es ja nicht einfach nur, sondern spendete viel und unterstützte einige soziale Projekte. Joey seufzte leise, kratzte über meine Bauchmuskeln. „Zum Glück muss ich meinen Erfolg nicht an dir messen.“ „Das wäre illusionär.“ Schmunzelnd kraulte ich sein Kinn und küsste ihn flüchtig. „Keine Sorge, das würde ich auch nie erwarten. Ich bin stolz, dass du deinen eigenen Weg gehst.“ Er gluckste leicht. „Und egal wie erfolgreich du bist, ich kann mir immer auf die Fahne schreiben, dass du bei mir allein schwach wirst.“ Neckend biss er in meine Unterlippe, während seine Hand über meine Brust immer höher glitt und mich dazu anhalten wollte, mein Oberteil auszuziehen. „Keine Angst, dass ich mich verkühlen könnte?“, fragte ich spitz. Unbeeindruckt schob er meine Kleidung weiter nach oben, bis ich seiner stummen Aufforderung nachkam. „Inzwischen dürfte es warm genug sein, damit keine Gefahr besteht. Und wenn dir doch kalt wird, heiz ich dir schon ein, versprochen.“ Innerlich konnte ich darüber nur den Kopf schütteln, während er es mir gleich tat und seinen Pullover in die Ecke feuerte. Eigentlich war es immer so, dass er mich irgendwann aus meinen Klamotten schälte. Er hatte eine seltsame Affinität dazu, mich möglichst unbekleidet vor dem Kamin zu haben, weil seiner Meinung nach meine Haut im Licht des Feuers unglaublich attraktiv schimmerte. War mir egal, ich hatte kein Problem damit, vor ihm nackt zu sein. Allerdings fand ich, dass er dann fairerweise auch gleichziehen sollte, was er inzwischen auch bereitwillig tat. Und dass es meistens im Laufe des Abends in eine erotische Richtung lief, konnte mir nur recht sein. Zufrieden ließ er seine Hände über meine Brust gleiten, während sein Blick über meinen Oberkörper glitt. Dann wanderten seine Finger weiter in mein Haar und strichen immer wieder dadurch. Er beugte sich vor und küsste mich. „Du bist so schön.“, wisperte er. „Sagst du jedes Mal.“ Ich war stolz darauf, ihm zu gefallen, aber wie ich fand, war er eigentlich wesentlich ansehnlicher gebaut. Sportlicher, muskulöser. Auch wenn ich regelmäßig Sport machte, konnte ich einfach nicht so viel Masse aufbauen wie er. Ich war schon immer schlank gewesen und ich konnte es einfach nicht ändern, egal was ich tat. Vielleicht war es auch besser so, denn wie Joey meinte, gefiel ihm genau dieses athletisch schlanke, gazellengleiche so sehr. Lächelnd hauchte er mir noch einen weichen Kuss auf die Lippen, ehe er sich wieder eng an mich schmiegte. Mich überkam jedes Mal ein wohliger Schauer, wenn ich seine warme Haut direkt an meiner spüren konnte. Eine ganze Weile genossen wir die ruhige Atmosphäre und die Wärme in trauter Zweisamkeit, während wir den Wein tranken. Joey fuhr dabei immer wieder mit seinen Fingern meine Muskulatur nach, während ich seinen blonden Schopf kraulte. Diese Abende hatten etwas sehr Entspannendes an sich, ließen mich jedes Mal sämtlichen Stress vergessen. Wer hätte jemals gedacht, dass mir so ein Blödsinn wie kuscheln tatsächlich gefallen könnte? Tat es. Ich zuckte zusammen, als Joey mir plötzlich in die Halsbeuge biss. „Nicht einschlafen!“, raunte er. Ich knurrte leise. Was erwartete er denn, wenn es so gemütlich war? Da war ein bisschen dösen doch erlaubt, oder? Aber wie sollte ich ihm böse sein, wenn er sogleich besänftigend über die malträtierte Stelle pustete und seichte Küsse darauf verteilte? „Vielleicht sollten wir einfach ins Bett gehen.“, schlug ich vor. Man könnte ja auch da noch ein bisschen wach bleiben und gemeinsamen Aktivitäten nachgehen. Doch statt aufzustehen, drückte er mich auf den Rücken und machte sich auf mir schwer. „Bleiben wir lieber hier.“ Frech grinsend senkte er seine Lippen auf meine Brust und verteilte feine Küsse auf meiner Muskulatur. „Wir könnten uns gegenseitig ein bisschen einheizen.“, schnurrte er in erotischem Ton. Ganz meine Rede. Und bei der Wahl der Örtlichkeit war ich ja flexibel, auch wenn ich persönlich fand, dass Liebe vor dem Kamin immer romantischer klang als es eigentlich war. Aber bitte, ich musste ja nicht unten liegen. Ich genoss seine Behandlung sehr, wenn er wie jetzt gezielt erregend meinen Körper erkundete. Das konnte er wirklich gut, effektiv und sinnlich. Ich hungerte regelrecht nach seiner Aufmerksamkeit und seinen so wohltuenden Berührungen. Bei ihm konnte ich mich einfach bedenkenlos fallen lassen. Ich keuchte leise, als er mit den Zähnen federleicht über meine Bauchdecke schabte, ehe er sich über meine Champagnerrinne wieder nach oben bis zu meinem Gesicht küsste. Als er mich in einen intensiven Kuss verwickelte, nutzte ich die Gelegenheit und rollte uns herum. Inzwischen war das Feuer im Kamin fast erloschen. Nur noch ein schwaches Glimmen der Glut spendete ein klein wenig Licht. Inzwischen war es auch ein wenig kühler im Zimmer geworden, aber das störte mich nicht. Eine Decke, die auf dem Sofa gelegen hatte, und Joeys Körper spendeten mehr als genug Wärme. Er lag dicht an mich geschmiegt an meiner Seite, umklammerte mich fest, während er seinen Kopf auf meinem Arm abgelegt hatte und mir damit die Blutzufuhr abschnürte. Meine Fingerspitzen fühlten sich schon ein wenig taub an, aber ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Auch wenn er nur döste, wollte ich ihn nicht unnötig aufschrecken. Joey fand kleine Liebesabenteuer vor dem Kamin unendlich romantisch, gerade im Winter und der Gedanke klang zugegebenermaßen immer recht nett. Ich sah das allerdings eher so: während wir miteinander schliefen, hatte ich immer das Gefühl, meine dem Kamin zugewandte Seite würde verbrennen, denn Joey konnte natürlich nie still liegen, sondern zelebrierte die kleinen Rangeleien und Machtkämpfe, die für uns einfach dazugehörten. In dem Fall brachten sie uns jedoch manchmal gefährlich nah ans Feuer, was Joey im Eifer des Gefechts nie so recht bemerken wollte. Vielleicht ging es ihm dabei wie mir, dass mich dieser Hauch von Gefahr zusätzlich erregte, aber unser Sex war immer großartig, auch ohne äußere Anreize. Danach schmiegte er sich an mich, so besitzergreifend und gleichzeitig einfach liebesbedürftig und verschmust. Für mich war das das allerbeste daran, einfach nur seine Nähe, Wärme und Zuneigung so intensiv zu spüren, wenn sich die Erregung gelegt hatte. Es gab nichts Schöneres, als mit diesem Gefühl einzuschlafen. Vor dem Kamin musste ich allerdings immer aufpassen, dass ich wach blieb. Ohne Feuer wurde es in der Nacht hier unten doch recht kühl und der Boden war steinhart, das federte auch der Teppich nicht ab. „Weißt du, was ich an diesen Abenden am meisten liebe?“, fragte Joey träge. Seine Stimme klang schon ganz verschlafen und sein warmer Atem streifte mein Kinn. „Dass ich in dieser Atmosphäre in deinen Armen vor dem Kamin einschlafen kann und trotzdem am nächsten Morgen im Bett aufwache.“ Was für ein Kunststück! Als ich zu ihm sah, schenkte er mir ein freches Lächeln und seine nur noch halbgeöffneten Augen funkelten mich neckisch an. Er beugte sich vor und küsste mich überaus liebevoll, ehe er sich wieder an meine Schulter schmiegte. Lautlos seufzend strich ich über sein Haar. Er schlief meistens irgendwann einfach ein und ich konnte ihn hier ja nicht liegen lassen. Also kümmerte ich mich dann notgedrungen um das Löschen des Kamins und trug ihn in unser Bett. Manchmal hatte ich den leisen Verdacht, dass er sich nur schlafend stellte, um getragen zu werden. Allerdings würde ich mich nie darüber beschweren. Dafür waren diese Momente einfach zu besonders. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)