Hands of blood von lunalinn (Zabuza/Haku) ================================================================================ Kapitel 17: Fight ----------------- Als er wieder zur Besinnung kam, fühlte er jeden Knochen überdeutlich in seinem Körper schmerzen. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war…doch viel konnte es nicht sein, denn das Blut tropfte immer noch aus seiner Nase. Die Welt bestand aus einem undeutlichen Farbengemisch, das ihm nur noch mehr Kopfschmerzen bereitete. Er kniff die Augen zusammen, blinzelte mehrmals…dann erst fiel ihm das Brennen an seinen Handgelenken auf und er erstarrte. Diese verdammten Schweinehunde würden also das Gleiche mit ihm abziehen, wie sie es mit Mangetsu getan hatten. Zähneknirschend rüttelte er an den massiven Fesseln, die an den Gitterstäben befestigt waren. Auch wenn er wusste, dass er sich bloß die Haut vom Fleisch scheuern würde, konnte er nicht damit aufhören. Seine Hände waren viel zu groß, also würde er das Eisen auch nicht abstreifen können. Er würde hier knien oder wahlweise stehen und zusehen müssen, wie Haku in diesem Käfig um sein Leben kämpfte. Zabuza war selten Zuschauer gewesen – dafür hatte er bisher zu viel Ärger gemacht. Nun würde er es sein müssen und er war sicher, dass diese Show ein Exempel für alle statuieren sollte – sowohl für aufmüpfige Kämpfer als auch für die Huren. Zabuza spürte, wie etwas in ihm aufstieg, das er sehr lange nicht mehr gefühlt hatte: Panik. Wenn man das Adrenalin im Käfig gewohnt war, stumpfte man für alles andere ab. Fast alles zumindest…und Haku gehörte nicht dazu. Zabuza taumelte leicht, als er sich aufrappelte und sich gegen die Eisenstangen lehnte, in die noch leere Arena blickte. Kaum jemand hielt sich in diesem Bereich auf, so nah an den Menschen, die wie mehr wie Tiere behandelt wurden. Zu gefährlich, falls einer aus der Reihe tanzte und durch das Gitter griff, um einem der Zuschauer den Schädel mit bloßen Händen zu zertrümmern. Zabuza war mit je einem Paar Handschellen an den Stäben fixiert worden – er hatte genug Reichweite, um dem zu entgehen. Nein, er war nicht hier, um zu sterben, sondern um zu bereuen. Er war der Ehrengast, dem nichts entgehen sollte…bis zum Ende – und das war schlimmer als der Tod. Er würde alles mitansehen, egal, wie es ausging und viele Möglichkeiten gab es da nicht. Würde irgendjemand für Haku aufstehen und sein Leben fordern? Zabuza bezweifelte, dass der Junge die Menge für sich gewinnen könnte – und selbst wenn doch, würde Gato das nicht mitmachen. Ihm wurde die Kehle eng, als ihm wieder klar wurde, dass Hakus Schicksal hier drin besiegelt werden würde. Er warf einen Blick nach oben, wo sich die Plätze langsam füllten…lange würde es nicht mehr dauern. Pain und Kakuzu konnte er nicht entdecken – noch nicht. Sicher würden sie Gatos als Aufforderung getarnten Befehl nicht missachten…sie würden das hier genauso genießen wie dieser Scheißkerl. Sie alle würden sich an diesem verfluchten Massaker ergötzen und er würde tatenlos zusehen müssen. Zabuza schloss kurz die Augen, versuchte sich zu beherrschen…er war doch kein beschissener Jammerlappen! Anstatt sinnlos zu verzweifeln, musste er sich irgendwas überlegen…irgendwas tun…und wenn er seinem Schützling nur beistand. Haku war ein Kämpfer, vielleicht nicht körperlich, aber von seinem Wesen her…er würde nicht aufgeben! Er hatte sich sogar gegen seinen Sturschädel durchgesetzt, sich nicht einschüchtern lassen. Vielleicht saßen hier ein paar seiner Freier, die sich für ihn einsetzen konnten…auch wenn ihm der Gedanke die Galle hochtrieb, wäre das eine Möglichkeit. Und dann gab es noch Kisame und diesen ominösen Typen, der sie hier rausholen sollte. Vielleicht war die Sache schon in Gange und man kam rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern, wenn Haku auf Zeit spielte. Es war naiv, ja, aber es verhinderte, dass er seinen Ängsten nachgab und wie ein Wahnsinniger herumbrüllte. Das würde Haku nicht helfen…ebenso wenig, wie seinen Mageninhalt zu seinen Füßen zu verteilen. Zum Teufel, er war nicht nur der Mann, der ihm etwas bedeutete, er war auch sein Mentor. Er musste sich auch so verhalten! Jedoch fiel es ihm schwer, seine Fassung zu bewahren, als er den Jungen erblickte, wie er zum Käfig geschliffen wurde. Ihn so zu sehen, machte es realer...aber wenigstens schienen sie ihm bislang nichts weiter getan zu haben. Haku trug immer noch dieselbe Kleidung wie zuvor, wenigstens handelt es sich dabei um Hosen. Die braunen Augen glitten unruhig umher – bis sie ihn entdeckten und direkt las er Erleichterung in seinem Blick. Obwohl Zabuza ihm nicht würde helfen können, schien seine Anwesenheit etwas zu bewirken…immerhin. Er presste sich gegen die Gitterstäbe, während er zu dem Jungen sah, der soeben in den Käfig geschubst wurde. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis Haku den Abstand zwischen ihnen überbrückt hatte und durch die Gitter nach seinen Händen griff. „Zabuza…“ Anscheinend wusste der Junge nicht, was er sagen sollte, so dass nur sein Name über seine vollen Lippen glitt. Der Hüne lehnte seine Stirn gegen das Gitter, selbst nicht wissend, was er von sich geben sollte. Er umklammerte die zierlichen Hände mit seinen Pranken, als hinge sein Leben davon ab…und ihm graute es vor dem Moment, in dem er loslassen musste. „…es tut mir so leid“, wisperte Haku. „Ich…ich habe es wirklich nur für uns getan…ich wollte n-“ „Ist egal!“, unterbrach er ihn harsch, fuhr aber sogleich fort. „Das ist jetzt egal, Haku…und es ändert auch nichts.“ Er sah, wie sich der Junge auf die Lippe biss und traurig den Blick senkte. „Hey! Sieh mich an!“, knurrte er. „Ich meinte damit, dass du dich auf nichts anderes als deinen Gegner konzentrieren sollst…hast du verstanden?“ Eindringlich schaute er seinen Schützling an, der irritiert zurücksah…dann aber entschlossen nickte. „Ja!“ „Gut“, meinte Zabuza, obwohl nichts gut war. „Mach dir keinen Kopf…und sieh zu, dass du Zeit schindest! Ich weiß nicht, gegen wen du kämpfst, aber du bist schnell…und du bist geschickt.“ Haku hing an seinen Lippen, nickte jedes Mal wieder. „Mach den Typen müde, wenn’s geht und lass dich ja nicht packen! Wenn er dich kriegt, versuch das zu treffen, wofür du nicht viel Kraft aufwenden musst. Du weißt, was ich meine?“ „Augen oder Intimbereich“, erwiderte Haku sofort und er nickte. „Genau, da wo’s richtig wehtut…mir ist scheißegal, wie du deinen Hals aus der Schlinge ziehst – nur tu’s!“ Er zuckte leicht, als Haku eine Hand löste und sie durch die Stäbe schob, um seine Wange zu berühren. Ganz sanft fuhr er mit dem Daumen über seine Haut, wobei sein Blick kurz an seiner vermutlich sehr lädiert aussehenden Nase hängen blieb. „Zabuza…was auch passiert“, hörte er ihn leise sagen. „Ich…danke, dass du für mich da warst…dass du mich immer beschützt hast.“ „Lass den Dreck!“, zischte der Hüne. „Du wirst nicht…dir wird nichts-“ „Nein, Zabuza!“, ließ Haku ihn nicht ausreden. „Ich will, dass du weißt, dass du mir immer das Wichtigste warst…und auch immer sein wirst. Ich liebe dich.“ Zabuza ließ die Stirn gegen das Gitter sinken, sah dem anderen in die braunen Augen. Damals hatten ihn diese Augen an ein verschrecktes Reh erinnert…doch gerade wirkte Haku nicht wie das verstörte Kind, das ihm vor die Füße geworfen worden war. Trotzdem er mit seinem Tod rechnen musste, nahm er sich zusammen wie ein Mann…und er war stolz auf ihn. Besorgt, innerlich verzweifelt…aber auch unsagbar stolz. „Und…ich werde für uns kämpfen! Ich verspreche es dir!“ Zabuza rang sich ein schiefes Grinsen ab, zu mehr konnte er sich nicht zwingen. „Das weiß ich“, brummte er und Haku lächelte ihn so liebevoll an, dass sich das pochende Ding in seiner Brust zusammenkrampfte. „Versuch einfach…zu überleben.“ „Mach ich.“ Hinter ihnen füllten sich langsam die Plätze, so dass Hakus Geflüster beinahe unterging. Zabuza spürte die interessierten Blicke, die auf ihnen lagen…elende Gaffer. Nie hatte er den Leuten, die hierher kamen und auf ihre Leben wetteten, so viel Verachtung entgegen gebracht wie an diesem Tag. Es war so falsch…wieso stand Haku dort auf dem blutgetränkten Boden, während er auf der Seite dieser Arschlöcher stand…wie sie nur ein Zuschauer war. Mit dem Unterschied, dass er diese Scheiße beendet hätte, wäre es ihm möglich gewesen. Haku gehörte nicht hierher…ihm wurde schon wieder speiübel, vor allem als er ein Klatschen hinter sich vernahm. „Na na…nun müsst ihr euch aber voneinander lösen! Immerhin beginnt Hakus Kampf in wenigen Minuten…da soll er doch nicht abgelenkt sein?“ Zabuza fletschte die Zähne, warf dem Fettsack hinter sich einen todbringenden Blick zu; sollte Haku etwas passieren, würde er ihn auf die qualvollste Weise, die ihm einfiel, umbringen und wenn er dabei drauf ging! „Fahr zur Hölle!“, grollte er und verengte die Augen, als er Pain und Kakuzu erblickte, die sich dazu gesellten. Anscheinend wollten sie ihn im Blick haben, denn ein anderer Grund fiel ihm nicht dafür ein, dass sie sich alle so nahe dem Käfig aufhielten. Wie er sie alle hasste…vor allem Kakuzu, der gerade einen Blick auf die Uhr warf. Scheinheiliger Bastard…er würde sie allesamt töten! „Achte auf deine Manieren, Köter!“, fauchte Gato, räusperte sich dann aber. „Ich denke, es kann losgehen!“ Zabuzas Kopf ruckte nach oben und im selben Moment entzog ihm Haku seine Hände und wandte sich um. Der Moderator hatte begonnen, den Kampf anzukündigen und stellte soeben den Jungen vor, was allgemeine Überraschung auslöste. Ein paar dieser Schweine hatten die Nerven, zu johlen und zu pfeifen…nebst einigen unmoralischen Angeboten, doch schnell verstummten die Idioten wieder. Er sah, wie Haku die Schultern straffte, nicht mal mit der Wimper zuckte, sondern zur gegenüberliegenden Seite des Käfigs schaute. Natürlich war er angespannt, doch er gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. „…und nun zu seinem Herausforderer! Er hat hier schon einige Kämpfe bestritten…sein Name ist Waraji, der Samurai!“ Zabuza hörte, wie das Publikum erneut in Aufruhr geriet und ja, auch ihm war der Kerl ein Begriff. Er hatte nie gegen ihn gekämpft, aber laut den Gerüchten war er nicht schlecht. Samurai, huh? Er schnaubte leise, während er die bullige Statur des Typen musterte…angeblich hatte er seinen Spitznamen aufgrund eines Waffenkampfes in der Vergangenheit erlangt. Oder wegen der bescheuerten Frisur, denn der Kerl hatte sein buschiges, braunes Haar zu einem kleinen Zopf zusammengefasst. Tattoos und Narben zierten den nackten Torso, doch das war hier unten keine Besonderheit. Der Kerl wog mindestens das Doppelte und machte auch keinen nachsichtigen Eindruck, so wie er seinen Schützling fixierte. Wenn der richtig traf, würde er Haku vermutlich mit einem Schlag niederstrecken…und dann war der Junge der Gnade des Publikums ausgesetzt. Jetzt konnte er wirklich nur noch hoffen, dass dieser Typ dumm oder langsam war…und dass Haku vergaß, dass er Gewalt verabscheute. Wenn er hier zögerte, würde ihm der Kerl alle Knochen im Leibe brechen. Der Mistkerl hatte schon so ein richtiges Arschloch-Gesicht…und würde ihn quälen, wenn er konnte, daran hegte Zabuza keinen Zweifel. Vor allem, als sich der Typ die Lippen leckte…und Zabuza damit zum Knurren brachte; hätte er dort drin gestanden, er hätte ihm dieses dreckige Grinsen aus der hässlichen Visage geprügelt! Fest umklammerte er die Gitterstäbe und ignorierte dabei Gato, der nur wenige Meter entfernt von ihm stand. Hier zählte gerade nur Haku…und dessen Miene war wie in Stein gemeißelt, zeigte keine Angst. Stattdessen streifte der Junge soeben sein Obergewand ab, was auch die beste Idee war, denn der langärmlige Fetzen hätte ihn nur behindert. Abermals pfiffen Leute aus dem Publikum, doch Haku blieb die Ruhe selbst, auch als Waraji bellend auflachte. „Was wird das, Schätzchen?“, fragte er belustigt. „Willst du mich mit deiner Hühnerbrust verführen?“ Kein Muskel zuckte in Hakus Mimik, die braunen Augen strahlten eisige Kälte aus. Zabuza hatte ihn selten so gesehen, doch es ließ ihn hoffen. „Das ist doch wohl n Witz!“, quatschte der Kerl weiter. „Du taugst höchstens dazu, mir die Eier zu kraulen!“ Haku zuckte nicht mal mit der Wimper, angesichts dieser widerlichen Bemerkung. „Bist du fertig?“, erwiderte er kühl. „Oder willst du mich mit deinem dummen Gequatsche zu Tode langweilen?“ Einerseits war Zabuza stolz darauf, dass sich sein Schützling nicht aus der Ruhe bringen ließ und so schlagfertig reagierte – andererseits hätte er nicht unbedingt auf Provokation gesetzt. Nicht, wenn man nur 40 kg wog und seinem Gegner gerademal bis zur Brust ging. Warajis Gesicht lief vor Wut rot an, wobei das Gelächter des Publikums nicht gerade hilfreich war. Aber gut, vielleicht machte sich Haku gerade auch beliebt bei ihnen…schlecht wäre das nicht. „Ich werde dich leiden lassen, du kleine Schlampe!“, zischte Waraji nun und ließ seine Fäuste knacken. „Ich entlock dir Töne, die hat noch keiner von dir gehört!“ Haku schwieg, wirkte jedoch relativ unbeeindruckt. Stattdessen nahm er eine Position ein, die Zabuza ihm einst gezeigt hatte…ein guter Ansatz, denn so hatte er einen festen Stand und konnte besser reagieren. Waraji schien irritiert, dass Haku überhaupt etwas machte, so wie er ihn anglotzte. Dann jedoch machte er einen Seitwärtsschritt und hob drohend die Fäuste, ehe er sich auch schon auf den Jungen stürzte. Angespannt beobachtete Zabuza, wie Haku dem ersten Schlag auswich und direkt wieder auf Abstand ging. Er hielt sich also an seine Ratschläge, achtete darauf, dass Waraji nicht zu nahe an ihn rankam – die Pranken hätte er auch nicht abwehren können. Eine richtige Taktik schien der Kerl nicht zu haben, wirkte viel mehr wie ein Stier in der Raserei – und Haku stellte in diesem Sinne das rote Tuch da. Bisher klappte das mit dem Ausweichen noch relativ gut, aber wie lange würde das so weitergehen? Auch Haku wäre irgendwann erschöpft, also hoffte Zabuza, dass der Junge bald eine Lücke fand und diese nutzen konnte. „Komm her, du Fotze!“ Zabuza krampfte die Finger um die Stäbe, während er zusehen musste, wie der sogenannte Samurai einen Treffer in dem hübschen Gesicht landete. Der Schlag riss den zierlichen Jungen von den Beinen, jedoch rollte der sich reflexartig am Boden ab, versuchte schnell wieder auf die Beine zu kommen. „Bleib ruhig auf den Knien~“, säuselte Waraji und griff in Hakus zu einem Dutt gebundenes Haar. Blut tropfte aus seiner Nase, doch in seinem Blick stand kalte Wut. Zabuza fühlte sich, als hätte man ihn gerade in Eiswasser getaucht – das war gar nicht gut. Er hörte, wie Haku keuchte, an den Haaren brutal hochgerissen wurde und ihn das Knie des Mannes frontal ins Gesicht traf – noch mehr Blut besudelte den Boden. Zabuza wurde Angst und Bange, als er seinen Schützling sah, wie dieser im Griff des Mannes hing. Da war nicht mehr viel mit Körperspannung…und dennoch wollte er nicht glauben, dass es damit vorbei war. Waraji grinste breit, während er sich zu dem Jungen vorbeugte. „War’s das schon, Püppi? Hä? Vielleicht sollte ich dich hier vor allen bumsen, damit die wenigstens auf ihre Kosten k-Scheiße!!“ Und das war es wirklich, denn ohne Vorwarnung war Haku vorgeschossen und hatte seine Zähne in die Nase des Mannes geschlagen. Warajis Schrei schallte durch die Arena, aufgeregtes Gemurmel ertönte…und so schnell schien Haku nicht loslassen zu wollen. Im Gegenteil, er biss nur noch fester zu, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt…die blasse Haut stand im schaurigen Kontrast zu den roten Schlieren in seinem Gesicht. Zabuza erinnerte er an einen Piranha, so wie er an dem Zinken des Mannes riss – doch als dieser auf ihn einzudreschen begann, musste er loslassen. Beeindruckt sah Zabuza zu, wie sich Waraji die Hände auf sein Gesicht presste…Blut sickerte durch seine Finger. Haku derweil schien noch benommen von den Schlägen zu sein, doch er rappelte sich taumelnd auf. Seine braunen Augen wirkten glasig, so als sei er nicht richtig anwesend – und das war ungünstig. Bevor er den Namen des Jungen rufen konnte, hatte Waraji schon aufgebrüllt und sich auf ihn geworfen, der nur noch die Arme hochriss, um sich schützen zu können. Ein Schrei entwich den vollen Lippen, als ihm das Gewicht des Mannes die Luft aus den Lungen presste. Zabuza presste sich gegen die Gitterstäbe, während sein Herz raste…und er hoffte, dass der Kurze keine gebrochenen Rippen hatte. „Du verdammte Schlampe!“ Zabuza rüttelte an den Handschellen, als er sah, wie Haku unter dem Mann begraben lag…seine langen Haare hatten sich einem Fächer gleich um seinen Kopf ausgebreitet. Scheiße…lange würde er die Arme nicht oben halten können – sein Gegner drückte sie jetzt schon erfolgreich runter. „Haku!“, entfuhr es ihm panisch und er hörte ein leises Schnauben neben sich. „Den Jungen kannst du vergessen.“ Zabuza knurrte zornig, machte einen Satz zur Seite – doch die Fesseln hielten ihn an Ort und Stelle. Kakuzu, der ein Stück von ihm entfernt stand, blickte unbeeindruckt zu dem Spektakel. „Ich bring dich um…dafür bring ich dich um!“, grollte er und meinte es ernst. Die emotionslosen, grünen Augen schenkten ihm nur kurz Aufmerksamkeit. „Ich werde darauf warten.“ Und er klang so zufrieden, dass es schon nicht mehr als Gleichgültigkeit durchging…Zabuza beließ es dabei. Der Kerl war es nicht wert…Haku brauchte ihn und – er stockte, als er sah, wie Waraji den Jungen würgte. Dieser versuchte den Griff zu lösen, wand sich panisch hin und her…eine Hand tastete hektisch über den Boden, durch seine Haare. Abermals brüllte er den Namen des Jungen und es war ihm so scheißegal, wie man ihn angaffte…er sollte dort drin sein! Bei Haku! Eben diesem schien der Sauerstoff auszugehen, seine Berührungen erlahmten…die Gegenwehr wurde schwächer. Die hässliche Visage seines Gegners zeigte ein triumphales Grinsen…doch es erlosch in der nächsten Sekunde…und ein gellender Schrei ertönte. Zabuza realisierte es nicht mal sofort, er sah nur neues Blut…und wie Waraji schreiend den Kopf hin und her warf. Dann fiel ihm die silberne Nadellanzette auf, die im rechten Auge steckte. Zabuza dachte unweigerlich daran, wie oft Haku die Dinger in seinen Haaren versteckt hatte, um zu ihm zu gelangen. Tiefe Erleichterung überkam ihn, auch wenn das gegen die Regeln war – drauf geschissen! Hauptsache, Haku lebte! Dieser kniete röchelnd auf dem Boden, robbte ein wenig zur Seite und Zabuza fielen seine geröteten Augen erst jetzt auf. Kein Wunder, wenn er die deutlichen Würgemale an seinem Hals betrachtete; Haku wäre eben beinahe erdrosselt worden. Die Übelkeit zerrte heftig an Zabuza und er atmete durch – jedoch nicht lange. „Haku!! Scheiße, Haku, pass auf!!“, brüllte er, kaum dass er sah, dass sich Waraji die Nadel aus dem Auge riss. Sah nicht besonders appetitlich aus, doch halbblind oder nicht, der Kerl war noch nicht geschlagen. Haku japste auf, startete einen verzweifelten Versuch, sich zur Seite zu werfen, doch da packte Waraji schon seine Haare. Ein fester Ruck und schon hatte er eine ganze Strähne herausgerissen, doch Haku bekam keine Zeit, sich um seine blutende Kopfhaut zu kümmern. Der Junge versuchte, Abstand zwischen ihn und seinen Gegner zu bringen, doch der ließ das nicht zu. Innerlich erstarrte Zabuza, als erneut am Hals gepackt und ein Stück über den Boden gehoben wurde. Warajis entstelltes Gesicht mit dem zerstörten Auge und der ramponierten Nase wirkte wie eine Grimasse aus einem Horrorfilm. Haku klammerte sich an den Arm, der ihn hielt, während er nach ihm trat und dabei wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappte. Der Mann warf ihn daraufhin gegen die Gitterstäbe – und Hakus schmerzerfüllter Aufschrei fuhr Zabuza durch Mark und Bein. „Haku! Steh auf, Haku!“ Der zusammengesackte Junge hob schwach den Kopf, warf ihm einen knappen Blick auf, ehe er zitternd aufstand. Viel zu langsam…er musste sich verletzt haben. Zabuza riss wieder an seinen Handschellen, spürte Wut und Verzweiflung in sich aufsteigen…und schnell drehte er sich zu den Männern neben sich, die sich den Kampf ebenfalls ansahen. „Holt ihn da raus!“, blaffte er. „Holt ihn da raus! Schickt mich rein, keine Ahnung, aber holt ihn raus, verdammt! Er wird sterben!“ Gato belächelte ihn wie ein Kind, während die anderen beiden starr zu dem Jungen sahen. Emotionslos. Weil er ihnen egal war. „Das ist seine gerechte Strafe! Also sieh schön zu…“ „Bitte! Verdammt, ich…“ Zabuza biss sich auf die Innenseite seiner Wange und es kostete ihn all seinen Stolz, die nächsten Worte hervorzubringen. „…ich…flehe dich an. Hol ihn da raus! Lass ihn nicht sterben!“ Gato sah ihn perplex an, doch im nächsten Moment zeigte sich wieder diese ekelhafte Schadenfreude in seinen Zügen. „Sieh an…der Dämon kann also doch gezähmt werden“, höhnte er. „Leider ist es zu spät…jammerschade.“ Zabuza schnappte mit den scharfen Zähnen nach ihm, woraufhin der Mann vor Schreck zurückwich. Feige Sau…er würde ihn töten! Grollend wandte er sich wieder dem Kampf zu…doch…als solchen konnte man es nicht mehr bezeichnen. Panische Angst überkam ihn, als er sah, wie Waraji Haku im Nacken packte und seinen Kopf immer wieder gegen die Stäbe schlug. Dann ließ er ihn fallen und trat ihm solange in die Rippen, bis sich sein Schützling kaum noch rührte. Zusammengekauert lag er da, doch Waraji gab ihm keine Zeit, sich zu sammeln. Abermals packte er in die langen Haare, die Zabuza immer gern mit den Fingern durchkämmt hatte, und schleifte Haku daran über den Boden. Haku versuchte, sich dagegen zu stemmen, doch ihm fehlte längst die Kraft, so dass er hinterher gezerrt wurde. Sein hübsches Gesicht sah furchtbar aus, er bekam kaum die Augen richtig auf, Blut floss aus Mund und Nase. Leise ächzte er, als Waraji ihn losließ und wieder trat – diesmal in den Magen. Die Menge tobte durcheinander…und die wenigsten waren Haku zugetan. Mordlust lag in der Luft…die meisten wollten ihn tot sehen. Zabuza spürte, wie seine Beine nachzugeben drohten; das durfte nicht das Ende sein! Es durfte einfach nicht vorbei sein! Fieberhaft rüttelte er an den Stäben und schrie sich heiser…rief Hakus Namen…immer wieder. „Steh auf! Haku, bitte!! Scheiße, lass ihn los, du Missgeburt! Komm her, verdammt!! Lass ihn in Ruhe, du feige, einäugige Drecksau!!“ Doch Waraji schenkte ihm keine Beachtung…stattdessen stellte er seinen Fuß auf Hakus Kehle. Sein Schützling lag kraftlos auf dem Rücken, versuchte verzweifelt, den Fuß davon abzuhalten, ihm den Kehlkopf zu zerquetschen. Doch er hatte keine Kraft mehr…und Warajis Gewicht reichte aus, um ihm die Luft immer mehr zu nehmen. Er müsste nur einmal zutreten…und Zabuzas Welt läge in Scherben. In verfickten Scherben, die ihn mehr zermürben würden, als alles, was man ihm antun könnte. „Haku…“ Nicht der Junge…er sackte auf seine Knie, die Handschellen klimperten schrill. Er würde ihm nicht helfen können, würde versagen…und die Erkenntnis ließ seine Augen brennen. Er war keine Memme, sondern ein Mann…Männer heulten nicht, aber…das hier, das zerriss ihn. Ohne Haku würde alles keinen Sinn mehr machen. Er liebte diesen Jungen…er brachte Seiten an ihm zum Vorschein, die er selbst nicht gekannt hatte. Haku war das verdammte Licht in dieser Hölle…er brauchte ihn! Wie durch ein Wunder löste sich Warajis Fuß von der Kehle des Jungen, der sofort hustete und röchelte. Was war passiert? Hatte Gato den Kampf unterbrochen? Nein, der sah auch verwirrt aus…die Menge beschwerte sich ebenfalls lautstark. Zabuza verstand immer noch nicht, doch seine Hoffnung erlosch, als sich ein sadistisches Grinsen auf Warajis Gesicht legte. In der nächsten Sekunde packte er den Arm des Jungen, riss diesen in einem ungesunden Winkel herum – und trat mit dem Fuß mit voller Wucht in die Elle. Hakus Schrei ließ seinen Magen rebellieren…doch es ging noch weiter. Waraji setzte er sich auf die Brust des Jungen und begann auf ihn einzuschlagen. Er würde ihn totprügeln…und Zabuza schrie seine Wut heraus. Es war zu spät…alles würde zu spät sein. Die ganze Zeit hatte er genau das befürchtet…dass es so enden würde. Zabuza wusste nicht, wie er mit dieser Schuld je leben sollte. Haku hatte das für ihn getan, für sie beide, damit sie frei sein konnten. Wie lange hatte er den Jungen von sich gestoßen, ihn verletzt, um ihm genau das zu ersparen, was nun geschah? Hätte er nur niemals nachgegeben…oder ihn wenigstens davon abgehalten, sich in Gefahr zu begeben. Vielleicht hätte er ihn öfter trainieren müssen, ihm mehr zeigen sollen. Wenn er an Muskelmasse zugelegt hätte, stabiler gebaut gewesen wäre…aber Haku war nun mal so, wie er war. Nichts Hilfreiches hatte Zabuza getan, ihnen beiden lediglich einen kurzen Moment Zweisamkeit ermöglicht…und nun konnte er nichts machen, außer zuzusehen, wie das Wichtigste in seinem erbärmlichen Leben barbarisch totgeschlagen wurde – so wie er selbst viele Menschen getötet hatte. Zabuza lehnte die Stirn an die kalten Gitterstäbe und auch, wenn es ihn schmerzte…er sah hin. Er musste hinsehen, durfte Haku nicht allein lassen…musste seinen Namen rufen, bis er heiser war, ihm zeigen, dass er nicht allein war. Bis zum Ende. Doch dann ertönte ein ohrenbetäubendes Scheppern, ein Schuss, auf den noch viele weitere folgen sollten…und wenn sie noch nicht in der Hölle gewesen wären, dann wären sie es spätestens in diesem Augenblick gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)