West Coast von Blaubeere20 ================================================================================ Kapitel 6: Hühnersuppen & Nackte Oberkörper ------------------------------------------- Ryou’s Sicht: Es war pure Erlösung, als ich Setos gut beheiztes Haus betrat.Ich zog mir meine nassen Schuhe und Socken aus, worauf mir Seto Hausschuhe aus Kunststoff gab, damit das Wasser sich nicht im Stoff sammelte. Unsere Klamotten tropften pausenlos auf den beigen Teppich. In der unteren Etage befanden sich das Wohnzimmer und die Küche. Oben müssten Schlafzimmer und Bad gewesen sein. Ich denke, es gab nicht viele, die sich so einen Luxus leisten konnten. Wie ich entnehmen konnte, hatten die meisten Bewohner nahe der Küste nur ein einstöckiges Haus mit nur einem Zimmer. Es war alles blitzeblank sauber geputzt, es lag Nichts am falschen Ort und es hatte alles generell einen sehr geordneten Effekt. Ich blinzelte einige Male verwirrt, während ich mich fragte, ob das in den Augen der Küstenbewohner ein Haus oder eine Mini-Villa war. “Zeit zum Umsehen hast du später, jetzt musst du erstmal sauber werden!”, erinnerte mich Seto und führte mich die Stiegen hoch. Er öffnete die Türe zu einem großen Schlafzimmer, in welchem ein Doppelbett stand. “Hier legst du dich rein, nachdem du geduscht hast. Das Bad ist direkt neben uns - such dir einfach ein Handtuch aus dem Kasten aus”, er klang wieder sehr monoton. Ich nickte und ging ins Badezimmer. Es war sehr geräumig und die überwiegende Farbe war weiß. Ein sehr schön verarbeiteter weißer Kasten, der an rechts an der Wand stand, war zu sehen. Ich öffnete diesen und griff zu einem blauen Handtuch. Daraufhin zog ich mich aus, legte meine nassen Klamotten erstmal auf die Waschmaschine und stieg in die Badewanne. Dann erkannte ich, dass vier verschiedene Duschgels, die auf einem weißen Brett, das wahrscheinlich extra hier draufgeklebt wurde, standen. Drei Shampoos fanden ebenfalls ihren Platz. Eigentlich eine sehr gute Idee; man musste sich nicht bücken, um nach den Flaschen zu greifen. Ich stellte das Wasser auf eine eher heiße Temperatur ein und ließ es über mich prasseln. Erlösung, oh mein Gott, Erlösung. Das Wasser rann mir den Körper entlang und fühlte sich so befreiend an. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich willig dazu war, es kurz abzudrehen und meine Haare einzushampoonieren. Welches hätte ich nehmen sollen? Neugierig schnupperte ich an allen dreien, doch jedes von ihnen hatte eine ähnliche Duftnote; nämlich einen sehr dezenten Vanilleduft. Ich nahm das, an dem ich zuletzt gerochen habe und massierte es in mein weißes Haar. Auch die Duschgels öffnete ich chronologisch und schnüffelte daran. Da roch ein besser, als das andere! Seto war anscheinend jemand, der es mochte, gut zu riechen. Verlegen musste ich kurz schmunzeln. Ich entschied mich für das silberne Fläschchen, dessen Inhalt wunderbar nach Zimt und Äpfeln roch, das wahrscheinlich aus einer Weihnachtskollektion stammte. Ich drehte das Wasser wieder auf und spülte mich ab, bevor das ganze Bad nach Apfel und Zimt roch. Das heiße Wasser lief meinen dünnen Körper hinunter und ich zitterte schon lange nicht mehr. In dem Moment, in dem ich Setos Haus betrat, fühlte ich mich geborgen und hatte nicht mehr das Bedürfnis, so weit weg, wie möglich, zu rennen. Ich war nun in einem geschlossenen Komplex und das Wasser war schon sehr weit weg. Das erbarmungslose Wasser, das mich nicht mehr loslassen wollte… ein kurzer Kälteschauer lief mir über den Rücken. Nicht mehr daran denken, Ryou. Alles ist gut. Sauber und erfrischt stieg ich aus der Wanne und trocknete mich mit dem großen, blauen Handtuch ab. “Und was soll ich jetzt anziehen…”, fragte ich mich selber und kam mir etwas dumm vor. “Seto!”, rief ich und hoffte, er würde mich hören. Er antwortete nicht, was mich etwas panisch machte. Ich konnte doch nicht einfach nur mit einem Handtuch bekleidet zu ihm watscheln. Ich legte es zur Seite und hatte den Bademantel, der an einem der Kleiderhacken der Türe hing. Bevor ich danach greifen konnte, klopfte es. “Machst du einen Spalt auf? Ich habe hier frische Klamotten für dich”, Seto stand davor. Ich machte die Türe einige Zentimeter auf und Seto steckte seine Hand durch, die ein graues Shirt, eine weiße Boxershorts und eine weiße Hose hielten. “Danke”, ich nahm mir die Sachen und machte wieder zu. Schnell schlüpfte ich in den Pijama und betrachtete mich im Spiegel; das Shirt ging mir bis zur Mitte der Oberschenkel und die Hose musste ich raufkrempeln. Seto war nunmal sehr groß. Mit den übergroßen Sachen verließ ich das Bad und legte mich, wie vereinbart, in das große Doppelbett. Ich kuschelte mich unter die Decke. Seto war nicht im Zimmer, was mich vermuten ließ, dass er gerade in der Küche etwas isst oder sich einen Tee gönnte. Aber er war doch noch von Kopf bis Fuß durchnässt und roch nach Salzwasser und Algen? Ich habe auf jeden Fall nicht gesehen, dass er nach mir ins Bad gegangen ist. Ich vergrub mein halbes Gesicht unter der Decke und genoss die Wärme. Im Zimmer stand eine kleine Theke mit einem Telefon, ein großer Ganzkörperspiegel, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch mit einem Laptop drauf und ein Regal mit vielen Mappen und Ordnern. Ich fragte mich, was er wohl arbeitete. So, wie er mit seinem Mantel und seinen polierten Schuhen aussah, wirkte er wie ein Geschäftsmann. Ich hörte, wie Seto die Stufen raufkam. Er hielt ein großes Tablet mit grünem Tee und Hühnersuppe in auf den Händen. Vorsichtig balancierte er die dünne Platte und stellte sie mir auf den Schoß. “Du musst dich unbedingt wieder aufwärmen, bevor du noch eine bestialische Grippe kriegst”, die Worte klangen zwar liebevoll, aber passten mit dem ernsten Ton gar nicht zusammen. “Danke”, mir stieg der Duft der dampfenden Suppe in die Nase. “Ich bin duschen”, gab Seto von sich und verschwand aus dem Raum. Er wollte zuerst sichergehen, dass ich versorgt war, bevor er sich um sich selbst kümmerte… Dadurch, dass er seine herzerwärmende Aktion mit solch kühlen Tönen seiner Stimme mischte, gab dem ganzen eine ganz eigene Wirkung. Er hätte das eigentlich nicht tun müssen - er hätte genau so beim Zeitpunkt der Flut davonlaufen können, nachdem er all seine Freunde gewarnt und weggeschickt hatte. Seto hätte mich meinem Schicksal überlassen können, weil er nicht für mich verantwortlich war. Wieso hat er so viel aufs Spiel gesetzt, um mich aus den Gewässern zu holen? Ich merkte, wie sich der Schock wieder in mir breit machte. Augenblicklich schüttelte ich mich und versuchte, die Gedanken bei Seite zu schieben. Ich begann, meine Hühnersuppe zu essen, die zu meiner Überraschung außergewöhnlich gut schmeckte. So gut, dass es keine Fertigsuppe sein konnte. Das Gemüse war fein geschnitten und das Fleisch war ordentlich zerkleinert. Hatte mir Seto etwa extra eine gekocht? Man hörte, wie im Badezimmer das Wasser floss. Ich fragte mich, ob er immer nach Lust und Laune entschied, welches Shampoo oder Duschgel er benutzen will. Eine Sekunde später fragte ich mich, ob es sein Parfum oder nur die Gerüche seiner Hygieneutensilien waren, die ich roch, als er mich am Kragen packte und ganz nah bei sich hatte. In diesem Moment war ich so sehr von seinem Duft abgelenkt, dass ich gar nicht klar denken konnte. Und diese Augen… Es dauerte lange, bis ich die kleine Schüssel mit Suppe fertig gegessen hatte - ich war sehr empfindlich auf heiße Speisen und Getränke. Als nur noch der Tee übrig blieb, stellte ich diesen auf die kleine Theke neben dem Bett und wartete, bis er abkühlte. Das Tablet ließ ich neben mir liegen. Seto betrat das Zimmer, nur mit einem Handtuch bekleidet und suchte sich aus dem Kleiderschrank einen weiteren Pijama aus. Ich versuchte mir so gut gut, wie möglich, nicht amerken zu lassen, dass sich beim Betrachten seines Körpers so einiges in mir regte. Er schnappte sich drei Kleidungsstücke und ging wieder ins Bad, um sich umzuziehen. “Scheiße”, entfuhr es mir leise, als ich wieder alleine im Zimmer war. Seto hatte einen perfekten Oberkörper; nicht allzu muskulös, sondern genau richtig. Ich rief mir das Bild nochmal ins Gedächtnis und musste schmunzeln. Nicht durchdrehen, Ryou… “Hast du dein Handy noch?”, fragte Seto, der augenblicklich wieder da war. Seine Sachen waren eher locker, aber nicht so übergroß, wie sie bei mir waren. Die nassen Haare ergaben trotzdem noch eine perfekte Frisur, er sah immer noch so gut aus. “Nein, habe ich im Wasser verloren…”, gab ich etwas abgelenkt von mir. Seto griff zum Telefon und wählte die Nummer meines Vaters. Ich wurde etwas nervös. “Herr Bakura, es tut mir Leid, dass ich Sie stören muss, jedoch habe ich gute und schlechte Neuigkeiten für Sie”, sprach Seto in den Hörer. Er erzählte von der Flut, von seinem Einsatz für mich, von der Flucht und letztendlich, dass ich bei ihm untergebracht war und hier übernachten würde. Währenddessen machte mein Dad keinen einzigen Mucks. Erst, als Seto mit Reden fertig war, äußerte sich mein Vater; “Danke. Danke, dass du dich so tapfer für Ryou eingesetzt hast. Ich… danke”. Mir wurde etwas komisch in der Magengrube - es war sicher nicht einfach zu hören, wie das eigene Kind beinahe ertrunken wäre. Als das Gespräch beendet war, verabschiedeten sich beide und Seto legte auf. Er trug das Tablet samt der Schüssel in die Küche. Ein Kribbeln durchzuckte meinen Körper bei dem Gedanken, die Nacht mit diesem gut aussehenden Kerl zu verbringen. Seto’s Sicht: Der Adrenalinschub war noch immer zu spüren, als wir mein beheiztes Haus betraten. Wir beide zogen unsere nassen Schuhe und Socken aus, worauf ich Ryou Hausschuhe aus Kunststoff gab, damit das Wasser sich nicht im Stoff sammelte. Unsere Klamotten tropften pausenlos auf meinen schönen, beigen Teppich. Die Putzfrau würde in nächster Zeit eine Menge Arbeit vor sich haben. Wir gingen vor bis zum Wohnzimmer, dessen Boden schnell nicht mehr so blitzeblank blieb. Ryou sah sich mit großen Augen um. Er beäugte das Wohnzimmer und spickte kurz zur Küche hinüber. Er war ganz fasziniert davon, wie groß mein Haus war. Ich muss zugeben, ich selber kannte keinen, der sich in der Nähe der Küste so einen Luxus gönnen konnte. Es sah so süß aus, wie Ryou begeistert durch den Raum sah, doch seine Gesundheit hatte Priorität. Er musste so schnell, wie nur möglich, wieder auf seine gewohnte Körpertemperatur zurückkommen, da er durch das Wasser und den Wind sehr stark unterkühlt war. “Zeit zum Umsehen hast du später, jetzt musst du erstmal sauber werden!”, erinnerte ich ihn und führte ihn die Stiegen hoch. Ich öffnete die Türe zum Schlafzimmer, in dem mein Doppelbett sofort ins Auge stach. “Hier legst du dich rein, nachdem du geduscht hast. Das Bad ist direkt neben uns - such’ dir einfach ein Handtuch aus dem Kasten aus”, ich klang sehr monoton. Ryou nickte und ging ins Badezimmer. Während er duschte, war ich in der Küche und bereitete die Zutaten für eine Hühnersuppe vor. Ich kochte einen halben Liter Wasser auf, leerte dieses in den großen Topf und gab eine Prise Salz dazu. Ich schnitt das Suppengemüse mit einem scharfen Messer in kleine Stücke und warf dieses ebenfalls ins leicht kochende Wasser. Bereits vorgekochte Hähnchenschenkel holte ich aus der Tiefkühltruhe heraus und wartete, bis sie auftauten. Währenddessen rührte ich die Suppe, zu welcher ich lange Nudeln dazugab. “Ich darf nicht…”, redete ich leise zu mir selber. “Ich darf keinesfalls nett klingen”, ich starrte in die brodelnde Suppe, bevor ich die Herdstufe runtersetzte. Ich durfte Ryou nicht mit fürsorglicher Stimme und einem warmen Lächeln verraten, dass er mich anzog. Es durfte nicht passieren, dass ich Gefühle jeglicher Art vor ihm deutlich machte; ich musste die Finger von ihm lassen, musste mich stets darum bemühen, ernst und eher kühl zu klingen. Die Hühnerkeulen wurden von mir in den Topf geworfen, bevor ein kleiner Suppenwürfel ebenfalls Platz dort fand. Ich setzte mich zum Küchentisch und ließ die Suppe ersteinmal schwach köcheln. Ich hatte Ryou das Leben gerettet, was eine sehr starke, psychische Bindung bei ihm ausgelöst haben musste. Wenn man einem Menschen vor einer verherenden Situation bewahrt, fühlt er vor allem noch in der Schockphase, die unterschiedlich lange dauern kann, zu seinem Retter hingezogen. Das Opfer findet überwiegend nur noch Sicherheit bei seinem Retter und könnte sich nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu sein. Ich war mir nicht sicher, ob dieser Effekt bei Ryou schon zugeschlagen hatte, doch es würde passieren. Und ich wusste genau, dass ich nach der ersten Umarmung nicht mehr die Beherrschung gehabt hätte, zu widerstehen. So musste ich von Anfang an alle Gefühle in der Stimme und im Gesichtsausdruck verbergen. Es war der beste Ausweg. Lautlos erhob ich mich und kochte Wasser im Kocher auf, um Ryou einen grünen Tee zuzubereiten. Die Tasse kam auf ein Tablet. Ich hoffte, dass ihn der Tee und die Suppe genug aufwärmen würden. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sehr er um sein Leben gefürchtet hat. Er hatte so viel Angst, als er unter Wasser war. Er schrie und schrie, doch die Angst ging nicht weg. Er suchte nach Luft, war kurz vor dem Ersticken. Seine braunen Augen ließen Todesangst aufblitzen, sein Hals war angespannt. Der Körper wurde spielend herumgeschwemmt, der Kleine wusste gar nicht, wie ihm geschieht. Die hervorgerufenen Bilder lösten Schmerzen in mir aus. Ich wünschte ihm so sehr, dass das nicht die bleibende Erinnerung seines Urlaubs werden würde. “Seto!”, kam es laut aus dem Badezimmer. Ryou schien mit Duschen fertig gewesen zu sein, doch er hatte nichts Frisches zum Anziehen. Ich stieg die Stufen rauf und suchte ihm aus meinem Kleiderschrank zwei Pijamateile aus. Alles, was ich hatte, war ich ihm viel zu groß, da er ein ganzes Stück kleiner war, als ich. Beim Gedanken, wie süß er darin aussehen würde, musste ich schmunzeln. Ich griff die Sachen und klopfte an die Badezimmertüre. “Machst du einen Spalt auf? Ich habe hier frische Klamotten für dich”, ich wartete, bis er aufmachte. Die Türe ging einige Zentimeter auf und ich steckte meine Hand durch, die ein graues Shirt, eine weiße Boxershorts und eine weiße Hose hielt. “Danke”, kam es von Ryou, bevor er wieder zumachte. Ich ging wieder in die Küche und rührte die Suppe ein paar Mal um. Es war völlig ausgeschlossen, dass Ryou in dieser Nacht von Albträumen verschont geblieben wäre. Der Kleine würde im Schlaf wimmern und sich unruhig wälzen, die Augen zusammenkneifen und um Hilfe rufen. Und dann, wenn er vor Schreck aufwacht, wird er sich an mich klammern und nicht mehr loslassen. Vielleicht sogar nie wieder loslassen. Er wäre auf mich angewiesen… Ich machte den Herd aus und goss die Suppe in eine kleine Schüssel, die ich neben den Tee stellte. Vorsichtig nahm ich das Tablet hoch und ging die Schritte bis zum Schlafzimmer, in dem Ryou hoffentlich im Bett liegen würde. Ich hoffte, dass er es warm und kuschelig hatte. Als ich das Zimmer betrat, stellte ich die dünne Platte behutsam auf Ryous Schoß; “Du musst dich unbedingt wieder aufwärmen, bevor du noch eine bestialische Grippe kriegst”. Mein Blick war keinesfalls einladend. “Danke”, Ryou blickte gerührt auf das Essen. “Ich bin duschen”, verkündete ich und verschwand aus dem Zimmer. Ryou war gut versorgt und nun war es endlich Zeit für mich, auch meinen Körper vom unangenehmen Geruch und Dreck zu befreien. Wir hatten inzwischen schon viel vom Boden nass gemacht, als wir das Haus betraten und herumgingen. Den Küchensessel, auf dem ich saß, konnte ich wegschmeißen. Im Bad sah ich Ryous schmutzige, nasse Wäsche. Es war das schwarze Hemd, das sein Vater für ihn bei mir gekauft hatte. Ein Knopf fehlte bereits und der Stoff war schon ganz ausgeleiert. Es machte den Kleinen bestimmt traurig, das Willkommensgeschenk schon am ersten Tag nach seiner Ankunft zerstört zu sehen. Ich beschloss, ihm ein neues zu schenken. Gleich morgen würde ich wieder meine Filiale betreten. Angeekelt streifte ich meine Kleidung ab und legte diese auf die Waschmaschine. Es kam mir die Frage, ob es sich überhaupt lohnte, die Sachen zu waschen. Ich war kurz davor, sie wegzuschmeißen, aber mit dem Gedanken wollte ich mich nicht herumschlagen. Stattdessen stieg ich in die Wanne und ließ das Wasser über mich prasseln. Es fühlte sich so erfrischend und wohltuend an, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis ich zum Shampoo griff. Auf den zweiten Blick erkannte ich, dass eine Falsche offen war; diese musste Ryou benutzt haben. Ich sah zu den Duschgels, wo ebenfalls eines davon nicht zugemacht wurde. Kurz lachte ich auf; “Zimt und Äpfel”. So warm das Wasser auch war, ich beeilte mich mit dem Duschen, um wieder schnell bei Ryou sein zu können. Eilig trocknete ich mich mit einem Handtuch ab, welches ich mir um die Hüften band. Vor dem Spiegel kämmte ich mir die Haare noch zurecht, trug mein Deo auf und verließ das Bad. Es war nicht die beste Idee, halbnackt vor Ryou zu treten, doch ich hatte keine Geduld mehr, mir Kleidung auszusuchen, bevor ich unter die Brause durfte. Ich betrat das Schlafzimmer, schenkte dem Weißhaarigen keinen einzigen Blick. Blickkontakt wäre nun wirklich das Dümmste gewesen. Etwas angespannt schweifte ich mit meinem Blick über meine Schlafklamotten, ehe ich mich entschied und den Raum wieder verließ. Wie mich der Kleine wohl angeschaut hat? Schnell zog ich mich im Bad um und warf hing das Handtuch auf. “Wenn du jetzt da raus gehst und dich zu ihm legst”, begann ich, in den Spiegel zu reden. “Unterlässt du alle Versuche, ihn zu berühren”, beendete ich mit strenger Stimme meinen Satz. So streng ich auch klang, wusste ich, ich würde zu einer hohen Prozentigkeit scheitern. So gelassen, wie möglich, betrat ich das Schlafzimmer wieder; “Hast du dein Handy noch?”. “Nein, habe ich im Wasser verloren…”, gab Ryou etwas abgelenkt von sich. Flink griff ich zum Telefon und wählte die Nummer von Herrn Bakura. Es läutete zweimal, bevor er abhob. “Herr Bakura, es tut mir Leid, dass ich Sie stören muss, jedoch habe ich gute und schlechte Neuigkeiten für Sie”, sprach ich in den Hörer. Ich erzählte ihm von der Flut, von meinem Einsatz für Ryou, von der Flucht und letztendlich, dass sein Sohn sicher bei mir untergebracht war und hier übernachten würde. Währenddessen kam kein einziger Mucks von der anderen Leitung. Erst, als ich fertig war, äußerte sich der Mann; “Danke. Danke, dass du dich so tapfer für Ryou eingesetzt hast. Ich… danke”. Wie musste es sich anfühlen, wenn das eigene Kind fast ertrunken wäre? Als das Gespräch beendet war, verabschiedeten wir uns beide und ich legte auf. Ich trug das Tablet samt der Schüssel in die Küche. Ein Kribbeln durchzuckte meinen Körper bei dem Gedanken, die Nacht mit diesem süßen Honigröllchen zu verbringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)