Usually... von Hupfdohle (...she would never) ================================================================================ Kapitel 21: Dschungel-Wanderung ------------------------------- Nach einem etwas anderen Frühstück versammelten sich alle Teilnehmer und Guides samt Gepäck um Robin und warteten, bis sie ihre Ansprache begann. Vivi stand wie die letzten Male schon bei Corsa, mit welchem sie sich angeregt unterhielt. Ace versuchte scheinbar, bei dem Gespräch Fuß zu fassen, wurde aber ignoriert. Lysop saß ein Stück weiter weg auf dem Boden und atmete etwas panisch in eine Tüte, während sich seine beiden Crewmitglieder das Lachen verkneifen mussten. Zorro hielt ihm eine Wasserflasche vors Gesicht, welche Lysop jedoch aufs Genauste inspizierte, bevor er einen Schluck nahm. Zorro musste unweigerlich kichern. „Da ist schon Nichts drin.“ Diese Aussage brachte auch Nami zum Prusten und Lysop fuhr aufgebracht herum. „Ihr zwei seid echt fies. Wieso hast du mir auch Ameisen gebracht?“ Zorro zuckte mit den Schultern. Lysop wollte unbedingt etwas Neues ausprobieren und war sehr neugierig auf das brasilianische Frühstück. Anfangs hatte es ihm auch sehr gemundet, bis er seinen Guide nach den Zutaten fragte. Bevor die Diskussion um das Frühstück jedoch in die zweite Runde ging, machte sich die Anführerin der Crew bemerkbar. „Ich bitte um Ruhe.“ Robin räusperte sich und nach Frankys schrillen Pfiff hörten auch die letzten Frauen auf zu reden. „Heute werden wir die Insekten- und Vogelbegehung sowie das Piranha-Fischen am Mittag gemeinsam durchführen. Danach werden wir uns in unsere Dreiergruppen aufteilen und verschiedene Orte im Amazonas-Gebiet erkunden, sodass wir flexibler agieren und mehr beobachten können, insofern es keine Trampeltiere unter uns gibt.“ Ein tödlicher Blick traf Ace, welcher verlegen lächelte. Scheinbar wusste er, worauf seine Chefin da anspielte. „Heute wird auch unsere erste Nacht unter freiem Himmel sein. Nach dem Fischen checkt ihr bitte alle eure Rucksäcke. Die Ausrüstung wird von euren Guides ausgegeben.“ Perona hatte an diesem Morgen miserable Laune. Genervt rollte sie mit ihren Augen und bedachte die Dreiergruppe ihr gegenüber mit einem eisigen Blick. Sie schienen sich prächtig zu amüsieren. Ätzend, wie sie miteinander lachten. Und Zorro wirkte so gelassen und natürlich in der Gegenwart dieser Kuh. Der Grünhaarige spürte einen durchdringenden Blick auf sich und griff schon rein aus Reflex nach Namis Hand. Ihm entging jedoch, wie sich die Wangen der Frau neben ihm rot färbten und sie ihre Augen auf die verschränkten Hände richtete. Sie hielten Händchen und unterhielten sich alle. Bis Zorro ein paar Schritte nach vorn machte und Nami automatisch mit ihm ging. Der Grünhaarige schien etwas verwirrt und blieb stehen. Sein Mund zuckte amüsiert, als er sich zu der Frau umwandte und ihre verschränkten Hände sah: „Wir Guides sollen nochmal kurz zu Robin, bevor es losgeht.“ Die Orangehaarige nickte und bewegte sich keinen Millimeter, lies aber auch nicht seine Hand los. Ihr Gehirn fing langsam an zu arbeiten. Was wollte er ihr damit sagen? Er wirkte, als würde er auf etwas warten. Alle anderen Teilnehmer waren zu ihren Bungalows unterwegs, nur die Guides standen weiter vorn bei Robin. Mit einem Mal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie sollte ihn loslassen, damit er zu seiner Teambesprechung konnte. Nami zog ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. Das Blut schoss ihr in Sekundenschnelle in die Wangen, ihr Herz polterte drauf los. Was war nur in sie gefahren?! Nami wäre am liebsten im Erdboden versunken. Mit rotem Kopf lief sie zu Lysop zurück, der sich ein anzügliches Grinsen nicht verkneifen konnte. „Na, wieder deine rosa-rote Brille abgesetzt?“ Böse funkelte die Orangehaarige ihn an. „Sei ja ruhig. Ich war nur in Gedanken. Und jetzt komm, wir brauchen deinen Fotoapparat!“ Nami und Lysop drückten gerade wild auf seiner Kamera herum und nahmen nichts um sich herum wahr, als Zorro schwer beladen das Bungalow betrat. Er verfrachtete alles in eine Ecke und streckte sich. „Was hast du denn hier fotografiert? Ich dachte, du hast eine Freundin“, kicherte Nami und hielt sich den Mund vor Lachen, während ihre Augen jeden Zentimeter des Bildschirms regelrecht aufsogen. Lysop zog beide Augenbrauen nach oben und warf ihr einen belustigten Blick zu. „Also bitte. Gestern warst du fast hysterisch und jetzt kleben deine Augen förmlich an ihm.“ Die Orangehaarige hatte ein Bild entdeckt, auf welchem Zorro nur mit einem Handtuch bekleidet im Bungalow stand. Nami hatte ihm daraufhin ein Kissen ins Gesicht geworfen, mit der Bitte, dass er sich schnellstmöglich etwas anzog. Davon hatte Lysop wohl ein Bild gemacht. „Ach quatsch, Lysop. Ich habe da nur was im Hintergrund-“, wollte sich Nami herausreden, als sie plötzlich zusammen mit Lysop kreischte. Zorro war an sie beide herangetreten und wollte den Auslöser der scheinbar witzigen Diskussion sehen. Er legte beiden einen Arm um und wollte über ihre Köpfe schielen, als Lysop vor Schreck die Kamera fallen lies. „Na, was schaut ihr hier an? Klingt ja fast nach etwas Verbotenem“, frohlockte er aufgrund ihrer Gesichtsausdrücke. Beide blickten geschockt hinter sich und Nami eilte schnell zu der Kamera, um sie abzuschalten. Lysop grinste und lehnte sich zurück. Auf die Ausrede war er jetzt aber mal gespannt. Die Orangehaarige schickte giftige Blicke in die Richtung des Schwarzhaarigen, während sie fieberhaft nach einer Ausrede suchte, welche Zorro so langweilen würde, dass er nicht weiter darauf einging. Und dann schlich sich ein schelmisches Grinsen auf ihre Züge. „Lysop hat Perona fotografiert.“ „WAS?!“ Die Stimme des Genannten überschlug sich beinahe, während Zorro ihm einen abschätzigen Blick schenkte und sich wieder der Ausrüstung widmete. Puh. Da hatte sie noch mal Glück gehabt. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern und drückte Lysop die Kamera in seine Hand. „Sorry, aber anders hätte ich ihn nicht ablenken können.“ Bevor es richtig heiß im Dschungel wurde, machte sich die große Gruppe auf, um die Vielfalt der Insekten und Vögel im Amazonas-Gebiet zu erkunden. Sie mussten eine Weile wandern, bis der Dschungel dichter wurde und die Lichtungen kaum mehr zu erkennen waren. Ab dann gab es keine Wege, einfach nur den Regenwald in all seiner Pracht. An einem markierten Bereich löste sich die Truppe etwas auf, um den Regenwald zu durchforsten. Lysop watete mit seinen Gummistiefeln hinter Nami her, penibel darauf bedacht, nichts zu berühren, was lebte, bis er plötzlich stehen bleiben musste. Die Frau vor ihm ging zu Boden und setzte sich direkt auf die feuchte, bewachsene Erde, in den Matsch hinein. Ihre Beine waren mit Blättern und morschen Ästen bedeckt, vor ihr lagen unbekannte Früchte, welche einen süßen Duft verströmten. Kaum wahrnehmbare Krabbeltiere bahnten sich ihren Weg durch die unendlichen Weiten des Dschungels. Die schokoladenbraunen Augen richteten sich gen Himmel, die sattgrünen Baumkronen standen sehr dicht und konzentriert beieinander, nur an manchen Stellen bahnten sich Sonnenstrahlen ihren Weg durch das Blätterdach gen Boden. Nami war nach Weinen zumute - vor Glück. Eine Gänsehaut breitete sich aus. Natürlich kannte sie die Gegebenheiten des Regenwaldes sowie Bilder und Videos aus ihren Seminaren und Vorlesungen, aber nie hätte sie es für möglich gehalten, diese Flora und Fauna hautnah zu erleben. Lächelnd schloss sie ihre Augen, versuchte mit allen Sinnen dieses Wunder wahrzunehmen. Unweigerlich musste sie an ihre Freundin denken, sie war ihr unendlich dankbar, dass Vivi ihr diese Möglichkeit geboten hatte. Lysop hinter ihr war damit beschäftigt, fleißig aus weiter Ferne kleine Tiere und besonders farbenfrohe Pflanzen zu fotografieren. An einem Baum gelehnt machte Nami noch eine Person aus. Der Grünhaarige schien ihnen gefolgt zu sein. Seine Augen waren ebenso in die Höhen der Bäume gerichtet und ein zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Ein spitzer Schrei durchbrach ihre Stille und alle Blicke richteten sich auf einen bunten Vogel, ein paar Meter über ihren Köpfen. Der Hauptteil seines Gefieders war schwarz und gelb, aber das Interessante war sein bunter Schnabel. „Ein Tukan“, flüsterte die junge Frau ehrfürchtig. Sie wurde von Lysop angestupst, welcher ihr ungeduldig noch etwas anderes zeigen wollte. Circa 5 Meter entfernt von ihnen saß ein Schmetterling auf dem Boden, welcher gerade Nektar aus heruntergefallenen Açaí-Beeren saugte. Er war faustgroß und strahlend blau. „Das ist der Himmelsfalter. Dieses kräftige Blau entsteht nur durch die Interferenz von Licht.“ Fasziniert beobachtete Nami den Schmetterling, während Lysop ein Bild knipste. Zorro trat leise an seine Gruppe heran und hockte sich lächelnd zu Nami. „Mit dir komme ich mir ganz schön überflüssig vor. Du weißt ja wirklich alles, kleiner Streber.“ Normalerweise wäre sie direkt auf seine Spitze angesprungen, aber die Orangehaarige merkte anhand seines Tonfalls, dass er sie nicht aufziehen wollte. Vorsichtig strich Nami über den bewachsenen Boden. „Man kann noch so viele Uni-Abschlüsse haben und trotzdem können wir nur erahnen, wie es in dieser Welt hier aussieht.“ Diese Frau vor ihm brachte ihn noch um den Verstand. Sie war in jeglicher Hinsicht liebenswert. Bevor er aber weiter seinen Gedanken nachhängen konnte, erweckte ein Geräusch seine Aufmerksamkeit. Er bedeutete seinen beiden Teammitgliedern leise zu sein, am Boden zu verweilen. Seine Augen suchten die Äste ab und er dirigierte alle etwas mehr nach links, ohne viel Lärm zu machen. Mit seinem Zeigefinger am Mund machte er beiden klar, dass es gleich etwas zu entdecken gab. Obwohl niemand etwas sagte, war der Regenwald voller Geräusche. Vogelgeschrei, Zirpen und Blättergeraschel. Und plötzlich turnten zwei Kapuzineräffchen über ihre Köpfe hinweg von Ast zu Ast. Niemand sagte etwas. Es war still, aber wiederum auch laut. Kein Wort kam ihnen über die Lippen, aber die Geräusche der Natur drangen an ihre Ohren und erfüllten sie mit Klängen, welche einzigartig waren. Nami, Zorro und Lysop verbrachten eine halbe Stunde damit, auf dem Boden zu sitzen und dem Treiben des Dschungels zu lauschen. Lysop fotografierte exotische Tiere, außergewöhnliche Pflanzen und sogar seine Teammitglieder. Sie entdeckten einen Baum mit riesigen Wurzeln, die man hochklettern konnte. Aufgrund der derzeitigen Trockenzeit sah es aus, als wäre der Baum samt Wurzeln ausgehöhlt. Lysop stellte den Timer ein, während er auf die beiden diskutierenden Freunde zulief. Er kletterte hinter den beiden die Wurzeln hinauf, legte ihnen jeweils einen Arm um die Schulter und grinste in die Kamera. Aufgrund Lysops Armen wurden Nami und Zorro näher aneinander gedrückt und sahen sich plötzlich peinlich berührt in die Augen, erst einige Sekunden später blickte Nami mit einem unsicheren Lächeln in Lysops Kamera. Der Grünhaarige wollte seine Verlegenheit über die Nähe zu Nami schleunigst überspielen. „War das jetzt so schlimm, Hilfe anzunehmen?“ Er hatte ihr geholfen, auf die Wurzeln zu klettern, um ihren Knöchel zu schonen, was Nami jedoch vehement abgelehnt hatte. Der Dritte im Bunde hatte die Diskussion mit seiner Anwesenheit vorerst beendet, aber noch schienen sie nicht fertig zu sein. Die Orangehaarige verdrehte die Augen über das Gentlemen-Gehabe. „Ich wäre sicherlich auch allein hochgekommen. Ist ja nicht so, als wäre ich eine gebrechliche, alte Frau.“ Zorro wollte keinen großen Streit vom Zaun brechen und trat den Rückzug an. Er kletterte ein Stück weiter und sprang leichtfüßig zu Boden. „Bitte, nur zu. Ich halte mich fern.“ Die junge Frau verdrehte die Augen. Bisher war es heute ein wunderschöner Tag. Sie sollten wirklich aufhören, sich sinnlos zu bekoffern. Und eigentlich wollte Zorro ihr nur helfen, was aber bedeutete, dass er ihr näher als sonst war. Nami klammerte sich an den Wurzeln fest und sprang ebenfalls aus einer günstigen Höhe ab. Als sie auf dem Boden aufkam, entwich ihr ein Zischen. Verdammt! Ihr Knöchel brannte auf einmal wieder mehr als zuvor. Sie war ungünstig aufgekommen und musste zur Entlastung kurz in die Hocke gehen. Zorro nahm es im Augenwinkel wahr, war sich aber unsicher, ob er auf sie zugehen sollte. Ein Signal lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch auf sein Funkgerät. „Wir gehen erst mal wieder zurück zur Turtle Lodge.“ Mit einem kleinen Ächzen stand die Orangehaarige wieder auf und klopfte sich auf ihre Hosen. Zorro durchbohrte sie mit seinem nichtssagenden Blick und doch wusste Nami instinktiv, was er wollte. Ihr Finger deutete in südöstliche Richtung und mit einem Nicken wandte sich der Guide von ihr ab und stapfte langsam in die gezeigte Richtung zurück ins Camp. Als Nami endlich ins Bungalow kam und ihren Knöchel entlasten konnte, war Zorro bereits unter der Dusche. Auf ihrem Bett fand sie eine kühlende Creme, welche er ihr hingelegt haben musste. Sie verstanden sich wirklich stumm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)