Usually... von Hupfdohle (...she would never) ================================================================================ Kapitel 11: Speedboot-Vergnügen ------------------------------- Pünktlich um 9 Uhr standen alle mit ihren Rucksäcken vor dem Hoteleingang. Mit dem letzten Guide Smoker, einem kettenrauchenden, grimmigen Mann mittleren Alters, und mehreren, unbekannten Gästen wartete die Truppe auf den Bus, welcher sie zum Hafen transportieren sollte. Zorro schickte ein stilles Stoßgebet in den Himmel, dass heute niemand auf seinem Schoß sitzen würde. Nach nur wenigen Minuten kam ein Bus zum Stehen, welcher um einiges besser in Schuss war als der gestrige und alle Gespräche wurden unterbrochen. Nami hatte sich mit Lysop zusammengetan, da Vivi immer noch an dem blonden Schnösel hing. Franky übernahm das Steuer und erzählte den Businsassen einige Fakten zur Geschichte und besonderen Gebäuden. „Hier seht ihr das Teatro Amazonas. Von der Genehmigung bis zur Einweihung vergingen 15 Jahre, das konnte damals nur durch den Kautschukboom finanziert werden. Nachdem der abgeebbt war, wurden kaum noch Aufführungen in der Oper veranstaltet. Erst in den 1980er Jahren konnte man das alte Teil retten und restaurieren.“ Ein eindrucksvolles Gebäude konnte Nami zu ihrer linken entdecken. Die äußere terrakotta-farbene Fassade bestand aus großen, weißen Säulen, während die Kuppel des Opernhauses farbenprächtig erstrahlte. „Wahnsinnig schön“, flüsterte Nami völlig im Anblick dieses Wahrzeichens versunken, von Lysop erntete sie gedankenversunkenes Nicken. Schon kurze Zeit später fuhren sie etwas langsamer an einem riesigen Stahlgebäude vorbei: „Das, meine lieben Leute, ist ein Werk von-“ Franky wurde unsanft von hinten unterbrochen. „Von Gustav Eiffel. Die Mercado Adolpho Lisboa.“ Der Großteil im Bus verdrehte die Augen und Franky grummelte genervt vor sich her. „Dieser alte Besserwisser. Bäääh ich weiß das korrekte, brasilianische Wort für die Markthalle. Ich bin Gott“, äffte Franky Corsa nach. Robin musterte ihn schmunzelnd. Ihr Kollege war einfach unverbesserlich, er liebte es, ihren Teilnehmern etwas über die Stadt zu erzählen. Um die Stimmung im Bus aufzulockern, stieß sie den Blauhaarigen leicht in die Seite und nickte ihm zu, dass er fortfahren solle. Ein sanfter Ausdruck schlich sich auf seine Züge, er war dankbar für Robins stete Ruhe. „Ja, im normalen Jargon sagen wir Markthalle dazu. Die Kautschukbarone haben es sich in ihrem Boom sehr gut gehen lassen. Noch heute kann man dort von Souvenirs bis hin zu Gemüse, Obst und frischem Fleisch alles ergattern.“ Bei den letzten Worten erklang ein erstickter Schrei und Aces Nase drückte sich an die Seitenscheibe des Busses. „Fleisch!“ Kurz vor dem Hafen erblickten sie etliche alte Häuserfassaden. Mit fasziniertem Blick stupste Nami ihren Sitznachbarn an: „Sieh nur, Lysop! Das sind alles nur Fassaden, die Reste von den Häusern scheinen verfallen zu sein.“ Dieser Anblick zeigte die Ansicht von 1990. Gitterfenster und -geländer säumten die Fassaden, verschnörkelte Dachstützen gaben trotz Rost eine Vorstellung, wie schön dieser Stadtteil früher gewesen sein musste. Wenige Meter weiter hielt Franky bereits den Bus am Parkplatz des Porto de Manaus. „So Leute, nehmt eure Rucksäcke und wichtigstes Hab und Gut. Der Rest wird hier überwacht“, Franky übernahm wieder die Führung und begutachtete die koffergroßen Rucksäcke der weiblichen Teilnehmer. „Ladys, ihr wisst schon, dass wir außer Wanderschuhen, regen-sicherer Kleidung und Wechselklamotten plus wenige Hygieneartikel nichts weiter benötigen?“ Sein Blick blieb vor allem an Nami und Perona hängen, welche beide unschuldig auf den Boden starrten. „Ich habe aber leider keine andere Möglichkeit, meine Sachen zu verpacken“, grinste die Pinkhaarige frech, was Franky aber nicht beirrte: „Tja Schätzchen, darauf sind wir jedes Mal vorbereitet.“ Mit einem boshaften Grinsen angelte er mehrere, große Wanderrucksäcke aus dem Bus heraus. „So, ihr habt 10 Minuten. Packt ein, was wichtig ist. Alles andere bleibt hier.“ Panisch krallte sich die Orangehaarige den Rucksack und öffnete völlig unbedacht etwas abseits auf dem Parkplatz ihren Koffer, ihre Freundin begab sich zur Unterstützung an ihre Seite. Der Koffer von Nami gab eine enorm große Menge an Klamotten und Schuhen Preis, von denen nur wenige Sachen dschungel-tauglich erschienen. Vor ihren schokoladenbraunen Augen erhoben sich ihre High Heels, welche sie auf dem Hinflug getragen hatte. „Die Stelzen sollten schon mal da bleiben“, grunzte ein belustigter Zorro und bedachte sie mit einem bedeutungsschweren Blick. Wütend wie eine Furie entriss Nami ihm ihre Schuhe und ließ sie sogleich wieder in den Koffer segeln. „Danke, aber ich kann das auch alleine!“, giftete sie ihn an, woraufhin sie nur einen tadelnden Blick von Vivi erhielt: „Nami, er hat Recht. Du brauchst wasserfeste Wanderschuhe.“ „Ja, Mama“, seufzte die Orangehaarige, während sie verzweifelt nach einem geeigneten Paar Schuhe griff. Auch Law hatte sich zu der kleinen Gruppe gesellt und bedachte Nami mit einem besorgten Blick: „Hat dein Knöchel darin genug Platz?“ Seine Fürsorge rührte Nami. Normalerweise würde sie alles stehen und liegen lassen, nur um diesen Traummann vor den Altar zu schleifen. Aber leider durfte sie die Pläne nicht machen, weshalb sie ihm lediglich ein kurzes Nicken auf seine Frage gab. Vivi hielt ihr sogleich eine Regenjacke, Cape und etwas beständigere Hosen hin. „Danke dir! In dem ganzen Chaos habe ich überhaupt keinen Überblick“, seufzte die junge Frau dankbar. Die Blauhaarige verdrehte daraufhin spielerisch ihre Augen: „Das liegt wohl daran, dass ich den Großteil deines Koffers gepackt habe, während du dich mit der Kopfschmerztablette begnügt hattest“. Missmutig erinnerte sich Nami an diesen schrecklichen Anfang der Reise, wurde jedoch jäh unterbrochen, als ihr schwarzer Spitzen-BH in die Höhe glitt. „Ohjaaa, Baby. Das wäre scharf. Hier, den musst du definitiv einpacken!“, grinste Ace und man konnte ihm auf fünf Kilometer Entfernung anerkennen, welch schmutzige Gedanken ihm gerade durch den Kopf geisterten. Zorro und Law starrten gedankenverloren auf den BH, bis sich Law mit roten Wangen entschuldigte. Er müsse wohl noch einmal dringend seinen Arztkoffer checken. Als sich Nami wieder von ihrem Schock erholt hatte, riss sie Ace ihren BH aus der Hand und verpasste ihm eine saftige Kopfnuss. „Was wühlst du in meinen Sachen herum! Fass noch einmal etwas hier an und ich werde dich zerstückeln und heute Abend zum Lagerfeuer verspeisen!“, giftete sie ihn an und schlug gestresst die Hände über ihren Kopf zusammen. Zorro schien die verschärfte Situation geistesabwesend zu merken und zog seinen Kumpel von den zwei Frauen fort, während Ace verträumt seufzte: „Diese Frau hat es echt drauf, ein Vorspiel zu gestalten. Ich kann es kaum erwarten.“ Keine fünf Minuten später wurden alle Koffer der Frauen in den Bus verfrachtet und die Rucksäcke geschultert. Böse und schmollende Blicke trafen Franky, welcher den Bus sicherte und den Schlüssel an die Wachmänner übergab. Robin führte die Gruppe aus Teilnehmern und Guides durch den Hafen zu zwei Schnellbooten. Sie teilte ihren Crewmitgliedern kurzerhand mit, wie sie ihre Truppe aufteilen würden: „Zorro und Law, ihr schnappt euch die drei Frauen, den Lockenkopf und den blonden Schnösel, den kann ich auf meinem Boot mit Franky nicht gebrauchen. Wir nehmen den Rest.“ Sie wandte sich um und bedachte Ace mit einem strengen Blick: „Und du, mein Freund, wirst mit mir kommen, damit ich dich im Blick habe!“ Dem Arzt war aufgefallen, wie viel mehr Teilnehmer sie waren, als ursprünglich gemeldet: „Robin, wir wollten mit einem Boot fahren? Wo kommen diese ganzen weiteren Leute her?“ Genervt massierte sich die Schwarzhaarige auf diese Frage hin die Schläfen. Aber sie konnte und wollte dieses Thema nicht jetzt aufrollen, sonst würde sie einen ihrer Guides im Wasser versenken. Ace hatte scheinbar die Nacht vor der heutigen Abfahrt genutzt, um Party zu machen. Dabei hatte er mehrere Leute angeheuert, mit auf die Reise zu gehen, um sich etwas Kleingeld dazuzuverdienen. Normalerweise waren sie dafür nicht ausgestattet, aber sie hatte natürlich für alles eine Lösung gefunden. „Fragt euren nutzlosen Teamkameraden. Aber erst einmal müssen wir los, dass wir nicht in Verzug geraten.“ Alle Augen wanderten augenblicklich zu Ace, welcher abwehrend die Hände hob: „Hey hey, warum immer gleich ich? Es könnte auch Zorro gewesen sei- aua!“ „Geh und halt deine Klappe!“, knurrte der Grünhaarige genervt und wandte sich von ihm ab. Zorro stieg als erster etwas unbeholfen in das schwankende Boot. Warum nur tat er sich das jedes Mal an?! Nach ihm stiegen Vivi, Corsa und Lysop ein. Die pinkhaarige Nervensäge sprang ihn regelrecht an und wich nicht mehr von seiner Seite. Der Arzt half Nami zum Schluss in das Boot hinein und gab dem Bootsführer mit einem Nicken zu verstehen, dass es losgehen konnte. Lysop gesellte sich sofort zu dem Fahrer und blätterte dabei interessiert in seinem Flyer. Hin und wieder versuchten sich die beiden gebrochen zu verständigen. Der Wellengang schien ihnen heute gesonnen zu sein, die pralle Sonne strahlte auf die Bootsinsassen hinab und kaum ein Wölkchen war am Himmel zu sehen, während eine sanfte Brise Erfrischung bot. Perona hatte nach fünf Minuten Dauerquatschen ein Telefonat von ihrem Vater annehmen müssen, was Zorro durchaus begrüßte. Er flüchtete sich direkt auf den letzten freien Platz neben Nami. Als das Speedboot viele hunderte Schiffe und kleinere Kähne hinter sich ließ, legte der Fahrer einen Zahn zu und sprach weiterhin mit Lysop über die aktiven Industriebetriebe im Hafen. Mit dem Erhöhen des Tempos nahm das Schaukeln jedoch etwas zu, was sowohl Vivi als auch Zorro tief Luft holen ließ. Die Orangehaarige saß eingepfercht zwischen den beiden und bemerkte ihr Unbehagen. Sie nahm die Hand ihrer Freundin und stupste Zorro mit ihrem Ellenbogen an: „Schaut auf den Horizont. Es bessert eure Körperstabilität.“ Eine weitere hohe Welle kam und das Boot setzte hart in die Wellen ein, als die Besatzung etwas ins Straucheln kam und Nami ihren Knöchel kräftig belasten musste. Scharf zog sie die Luft ein und kniff ihre Augen zusammen, was dem Blick des Arztes nicht entging. Sofort rutschte er in das Sichtfeld der jungen Frau und musterte sie besorgt: „Alles okay? Hast du dich verletzt? Du musst dich dringend festhalten, die Bootsfahrt ist kein Zuckerschlecken.“ Nami biss die Zähne zusammen. Normalerweise würde sie auf Laws fürsorglichen Tonfall voll drauf eingehen, jedoch erinnerte sie eine erbrechende Vivi, dass sie gerade anderweitige Pflichten als beste Freundin hatte. So beruhigte sie Law und wandte sich an Vivi, hielt ihre Haare aus dem Gesicht und strich ihr behutsam über den Rücken. „Schau auf den Horizont, Vivi! Atme tief durch. Es ist nicht mehr weit.“ Als ihre Freundin sich besser fühlte, lehnte sich Nami etwas zurück und schloss ihre Augen. Wäre da nicht die endlos quatschende Frau, könnte sie sich fast ein wenig entspannen. „Zorro, du hast mir immer noch nicht erzählt, wer deine Freundin ist. Wie sieht sie aus? Wohnt ihr zusammen? Was macht sie denn? Und hat sie überhaupt so viel Geld?“ Dem Grünhaarigen war von der Bootsfahrt bereits schlecht und die ständigen Fragen sorgten für noch mehr Kopfschmerzen. Er fuhr sich seufzend über sein Gesicht und antwortete etwas barsch: „Warum ich dir nicht erzähle, wer sie ist? Weil sie am Leben bleiben soll!“ Die Pinkhaarige schüttelte entrüstet ihren Kopf. „Meine Güte bist du gut gelaunt“, mit diesen Worten wendete sie sich ab und verwickelte den gutmütigen Arzt in ein Gespräch. Normalerweise würde Nami ihm sofort zu Hilfe eilen, jedoch sah ihr Sitznachbar noch hilfebedürftiger aus. Besorgt bot sie ihm ihre Wasserflasche an und gab ihm etwas unbeholfen einen leichten Klaps auf seine muskulöse Schulter. „Hier nimm einen Schluck und konzentriere dich auf den Horizont, auf die Wellengeräusche.“ Dankbar nahm er einen Schluck. „Danke dir.“ Er blickte sie von der Seite an und sah dabei zu, wie Nami ihre Augen schloss und tief durchatmete. Zorro musste sich wirklich korrigieren, kratzbürstig war nicht die passende Eigenschaft. Mit einem letzten Blick auf ihre winzigen Sommersprossen, die er erst heute bemerkte, wandte er sich ab, schloss selbst seine Augen und genoss die Ruhe. Knapp zehn Minuten später wurde das Speedboot etwas langsamer. Vivi blickte sich etwas gelassener um und weitete ihre Augen. „Seht nur! Links ist braunes Wasser und rechts ist das Wasser so klar!“, wie ein Kind beugte sie sich in die verschiedenen Richtungen und betrachtete das Naturschauspiel. Lysop schien ebenso verzückt und selbst der blonde Besserwisser hob vor Erstaunen eine Augenbraue. Zorro schmunzelte über die faszinierten Blicke. Auf jeder Tour konnte er diese beobachten. Ein leises Flüstern zu seiner Rechten unterbrach ihn in seinem Gedankengang. „Der encontro das aguas“, sprach Nami die Worte beinahe ehrfürchtig aus. „Ich hätte nie gedacht, ihn mal aus der Nähe zu sehen.“ Der Grünhaarige stutzte und sprach seine Gedanken laut aus: „Du kennst dich aus? Die meisten Touris haben schon ihre Schwierigkeiten, den Rio Negro zu kennen.“ Fast alle Blicke im Speedboot richteten sich auf Nami, welche mit so viel Aufmerksamkeit von Erwachsenen wenig anfangen konnte. Ihre Freundin schwoll vor Stolz die Brust, als sie in die Runde blickte: „Nami hat neben dem Lehramtsstudium auch noch einen Master in Geographie erworben.“ Bewundernd nickten die Bootsinsassen, ausgenommen von dem einzigen, blonden Mann an Bord. „Dann wirst du sicherlich erklären können, wie diese Erscheinung zustande kommt“, antwortete er schnippisch. Corsas arrogante Art störte Nami in diesem Moment herzlich wenig, als sie ihren Blick über den geteilten Fluss schweifen ließ und mit ihrer Erklärung anfing. „Der Rio Negro ist durch seinen Säuregehalt ein Schwarzwasserfluss und hat deshalb auch andere Temperatur- und pH-Wert-Eigenschaften. Der Rio Solimões, später Amazonas genannt, hat außerdem eine viel höhere Geschwindigkeit, weshalb die beiden Flüsse über elf Kilometer nebeneinander fließen.“ Perona wandte sich gähnend von dem Vortrag ab. Sie war hier doch nicht in der Schule. Solange diese Pute keine interessanten Fakten zu Alligatoren-Leder hatte, konnte sie sich getrost weniger lahmen Sachen widmen. Vivi grinste ihre Freundin noch breiter an, bemerkte dabei nicht den eingeschnappten Blondhaarigen ihr gegenüber. Zorro war beeindruckt. Attraktiv und gebildet. Er mochte Frauen, die sich mit Sachen beschäftigen konnten, welche nichts mit Mode, Promis oder Schminke zu tun hatten. Er wollte ihr gerade ein ehrlich gemeintes Kompliment machen, als ihm sein Freund und Arzt zuvorkam. „Wahnsinn Nami! Das hätte nicht mal jemand von uns besser erklären können“, sprudelten die Worte aus Laws Mund. Die Wangen der genannten Frau schimmerten plötzlich verdächtig rot. Ihr gefiel es, wenn sie mit Wissen statt Aussehen bei Männern punkten konnte. Sie richtete ihren Blick wieder gen Horizont und was sie erblickte, konnte sie nicht glauben. In weiter Entfernung sah sie rosafarbene Delfine aus dem Wasser ragen. Ehrfürchtig machte sie die anderen darauf aufmerksam: „Seht nur, die Amazonasdelfine! Was für ein Anblick!“ Alle Bootsinsassen verstummten, sogar Perona richtete ihren Blick auf die Tiere, was jedoch auch mit ihrer Farbe zusammenhängen könnte. Still ließ die Gruppe das seltene Phänomen auf sich wirken. Zorro war der Einzige, welcher nach kurzer Zeit seinen Blick abwendete und unauffällig die Orangehaarige musterte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)