Bitterkeit von SchattenWeltxX ================================================================================ Prolog: -------- Der Himmel hängt im tristen grau. Die Straßen der Stadt, überflutet von den Tränen der Wolken, wie ihre Mutter den Regen nannte. Noch heute fragt sich das einsame, blonde Mädchen, was denn den Himmel so sehr zum Weinen bringen kann, das seine nassen Perlen oft tagelang nicht versiegten. Verloren in Gedanken und Erinnerungen an die bunten Kindertage, richtet sie ihr Haar und streicht das graue Kleid faltenfrei. Sie zieht sich die einfachen, schwarzen Schuhe über die Füße, den roten Regenschirm hinterlässt sie bewusst an der Garderobe. Er ist in seiner Farbe viel zu regierend in ihrem unscheinbaren Leben. Leise, um nicht die Aufmerksamkeit der nebenan Wohnenden zu wecken, zieht sie die Tür in das Schloss und fliegt still und leichtfüßig die Treppen hinunter, um sich schlussendlich in einer Pfütze stehend, auf dem Gehsteig wieder zu finden. Sie beobachtet den schillernden Regenbogenfilm im trüben Wasser, auf dem schwarzen Asphalt. Als Kind war sie fest davon überzeugt, es wäre das Werk von Feen, Elfen oder Kobolden. Erst ihr Vater klärte sie auf, dass es sich nur um die Überreste von Benzin auf der Fahrbahn handelt. Wehmütig setzt sie ihren Weg fort. Treibt sich selbst vorbei an Ladenzeilen und Verkaufsständen. Der Gang zum Stadtarchiv ist nicht weit und ihre Arbeit dort ist nicht aufregend, das muss es auch nicht. Es reicht aber um sie am Leben zu halten. Sie ist beschäftigt, das reicht. Somit kommt sie immerhin nicht in den Zweifel beladenen Genuss sich wieder und wieder zu fragen, wo denn ihr Platz ist. Hat sie überhaupt irgendwo Platz? Hin und wieder, wenn sie eines der Mädchen trifft, mit denen sie einst die Schule besuchte, glaubt sie so etwas wie Neid fühlen zu müssen. Die meisten von ihnen waren doch bereits die Karriereleiter empor gestiegen oder konnten mit Familien und Häusern am Stadtrand prahlen. Aber sie? Wo steht sie? Das blonde Mädchen von vierundzwanzig Jahren bewohnt nur eine Einzimmerdachgeschosswohnung in der es im Sommer viel zu heiß und im Winter viel zu kalt ist. Sie arbeitet in dem kleinen, stickigen Archiv im Gewölbe des Rathauses, umringt von Papierbergen aus Zeitungen und Akten bestehend. Die Staubschicht auf manch einem Regal ist sicherlich im Abstand um viele Jahre älter als sie selbst. Das Tageslicht schaffte es nur selten durch die kleinen Kellerfenster. Immerhin, sie muss sich nicht mit den Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe auseinandersetzten. Sie muss keine Inhaltslosen und nichtssagenden Konversationen führen und muss auch nicht in geheuchelten Floskeln über ihre nicht vorhandene Bewunderung zum Erfolg ihres Gegenübers sinnieren. Nein, sie kann in dem großen, fast vergessenen Räumen für sich sein. Allein. Wie immer. Und doch, tief in ihrem Inneren schlug die Sehnsucht nach Veränderung Purzelbäume. Die Sehnsucht auszubrechen, etwas anderes zu tun. Allein, nicht den gewohnten Heimweg einzuschlagen, sondern einen Umweg zu gehen, bedeutete Chaos. Schon der Gedanke, nicht Punkt Zwölf Uhr ihr Mittagsmahl am Brunnen vor dem Rathaus zu sich zu nehmen, löste Panik in der jungen Frau aus. Sie hat sich selbst fest gefahren. Weiß sich selbst kaum zu retten. Sieht die Möglichkeit nicht, die sie aus ihrem Trott holen kann. Ihr eigenes, vor sich hin fristendes Leben, langweilt sie. Aber sie hat einen Entschluss gefasst, sie wird ihr Leben ändern. Morgen schon, wird alles anders sein! Sie wird anders sein! Das junge Mädchen wird tot sein! Sie wird aufhören langweilig zu sein! Sie wird aufhören zu existieren! Usagi Tsukino hat mit jungen vierundzwanzig Jahren, für sich ganz alleine entschieden ihr trist-graues Leben zu beenden. Mit einem Lächeln auf den zarten Lippen blickt sie auf die staubigen Papierreihen. Morgen schon wird alles anders sein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)