Du warst das Lied, welches im Hintergrund spielte von Elenya (One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Katzenjammer [Alt] ------------------ Eine Tatze in Nekus Gesicht weckte ihn unsanft und ließ ihn sich genervt umdrehen. "Mhm..." Das schreckte seinen Angreifer nicht ab und er tippte ihm erneut auf die Nase, so dass Neku träge die Augen öffnete. Für einen Augenblick glaubte er, Mr. Mew wäre wieder lebendig geworden. Im nächsten erkannte er, dass es nur der kleine rotgetigerte Kater war, den seine Frau vor einigen Wochen mit nach Hause gebracht hatte. Er streichelte ihm lasch über den Kopf. 'Guten Morgen auch...' Shiki hatte darauf bestanden, dass sie ihn behielten. Als Neku gefragt hatte warum, meinte sie nur, dass er sie an ihn erinnert. "Weil er rot ist?", war Nekus Frage und Shiki entgegenete nur: "Nein. Weil er ganz einsam war und mich bitterböse angefaucht hat und beißen wollte, als ich ihn hinter den alten Kisten hervorgeholt hab." Sie lächelte mild und Neku war wieder einmal erstaunt, was für gedankliche Brücken sie manchmal schlug. Dann erst fiel ihm auf, wie stark zerkratzt ihre Hände und Arme eigentlich waren, während sie dem Tier ein Schälchen mit Futter auf den Boden stellte und das Kätzchen nur misstrauisch mit angelegten Ohren unter dem Tisch hervorsah. Im Grunde hatte sie nicht ganz Unrecht. Er hatte sich zuerst auch sehr gegen sie gesträubt und mehr als nur gefaucht. Insgeheim fragte sich Neku, wie viele Kratzer er zu verschulden hatte, die sie einfach so hinnahm ohne sich zu beschweren. Und ob sie sich auch gut überlegt hatte, ob es das wirklich wert war. "Aber willst du ihn wirklich behalten?", fragte er dann nach einer Weile, in der er sich mit Shiki etwas abseits gesetzt hatte, um dem kleinen Kater etwas Luft zu gönnen. Der schlich sich bald schon doch bis zu seinem Futter und beeilte sich, das Schälchen zu leeren. "Ja. Schau nur, wie ausgehungert er ist. Ich bin mir sicher, mit genug Geduld können wir ihn wieder aufpeppeln. Er hat ganz bestimmt gute Manieren, wenn er sich eingelebt hat. Du solltest ihm auch eine Chance geben!", erklärte sie freudig und stahlte ihn an. "Ich weiß nicht recht", kam es nur unschlüssig von dem Rothaarigen. "Du hast dich schließlich auch weiterentwickelt!" Dazu konnte Neku nichts sagen. Wahrscheinlich hatte sie sogar Recht. Außerdem würde sie ihn sowieso nicht wieder hinaus in die kalte Welt werfen, egal welche Argumente Neku noch einfallen würden. Da war er sich ziemlich sicher gewesen. Was machte also eine Katze mehr? Und so kam es, dass sie neben der alten schwarzweißen Katze, die Shiki von ihrem Elternhaus mitgebracht hatte, auch das rote Katerchen in ihrer kleinen Familie aufnahmen. Tatsächlich wurde er mit der Zeit zutraulicher, ganz wie Shiki es vorausgesagt hatte. Aber nicht weniger frech, was nun also sogar dazu geführt hatte, dass er Neku weckte. Als er sich zu seiner Frau umdrehen wollte, bemerkte er, dass ihre Seite des Bettes bis auf ihr geliebtes Plüschtier leer war. Und das zu einem Sonntag und obwohl die Sonne noch nicht einmal aufgegangen war. Gähnend setzte er sich auf und sah sich um, unterdessen sprang der Kater wieder vom Bett und lief hinaus. Die Tür stand leicht offen und im Nebenzimmer brannte Licht. Das bedeutete, dass Shiki nicht nur kurz im Bad war. Neku fuhr sich durch die Haare, stand mühsam auf und verließ das Schlafzimmer. Shiki fand er dann vor ihrer Nähmaschine sitzend und in ihre Arbeit vertieft. Selbstredend. Immer noch in ihrem Nachthemd, mit einem zotteligen Dutt, damit ihr ihre braunen Haare nicht ins Gesicht fielen. Als er zu ihr ging, drückte er ihr einen müßigen Kuss aufs Schulterblatt und umarmte ihre Mitte. Sie schaltet die Nähmaschine aus, während er seinen Kopf auf ihrer Schulter ablegte. "Hey... Hab ich dich geweckt?", sprach sie sanft und dreht sich leicht zu ihm, dadurch konnte er ihr Lächeln ausmachen. "Nicht du...", er legte seinen Kopf leicht schief, so dass er gegen ihren lehnte, "Was machst du?" "Ich nähe." Das wusste Neku. Er schloss die Augen und ihm fiel auf, dass er doch noch müder war, als er gedacht hatte. Als sie mit ihren Händen über seine strich, zwang er sich, die Augen wieder zu öffnen. Ein Häufchen lilafarbener Stoff. "Aber was nähst du - um diese Uhrzeit?" Neku konnte ihr verlegenes Lächeln nun förmlich spüren: "Ein Jäckchen." Er sah genauer hin und zog sie dabei etwas näher an sich. "Mit Katzenohren?" Soweit er das beurteilen konnte, war sie damit sogar fast fertig, was hieß, dass sie schon eine ganze Weile daran saß. "Gibt's ein Problem damit?" Neku versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. "Ich glaube... du hast ein Katzenproblem, mein Kätzchen." Shiki drehte sich in seinen Armen, sodass sie ihn amüsiert ansehen konnte: "Und ich glaube, du bist noch müde." Darauf grummelte er nur und zog sie von ihrem Hocker mit sich auf das Sofa, auf dessen Lehne die alte Katzendame ruhte. Shikis halbherzige Proteste ignorierte er. "Du kannst das auch später beenden. Es tut dir nicht gut, wenn du immer die halbe Nacht durchmachst", erklärte er ruhig aber bestimmt "Mir geht's super!" Shiki zappelte etwas, bis sie wenigstens bequem auf ihm lag. "Du hast trotzdem noch sieben Monate Zeit, bis die Katzenohrenjacken und -pullis und -strampler fertig sein müssen. Besser, du überarbeitest dich nicht." Gedankeverloren, strich er ihr über den Kopf und beschäftigte sich mit ihrem Haarknoten. "Sagt wer?" Ganz aufgegeben, wieder aufstehen zu wollen, hatte Shiki es noch nicht, aber wenn sie so mit dem Kopf auf seiner Brust und seine Hand lose auf ihrer Hüfte lag, war das eigentlich ganz angenehm. Außerdem war sie durchaus müde. "Dein Mann." Neku hatte schließlich ihre Haare aus dem losen Dutt befreit und ließ den Haargummi neben das Sofa fallen. Sein Blick fiel für einen Moment auf den Kater, der es sich inzwischen auf dem Hocker bequem gemacht hatte und ihn zufrieden anblinzelte. 'Und deine Katzen', fügte er gedanklich noch hinzu. Aber das könnte er ihr später beim Frühstück erklären, wenn sie ihn erneut fragen würde, was genau ihn aufgeweckt hatte. Nachdem sie nun aber zur Ruhe gekommen war und - wie er sie kannte - sich vorerst nicht noch einmal losreißen würde, konnte er sie auch ohne Bedenken von ihrer Brille befreien. "Das ist unfair", protestierte sie schließlich gespielt ärgerlich und hob den Kopf etwas, um sein Gesicht ausmachen zu können. Er sah sie nur herausfordernd an und legte einen Arm um ihre Schultern. "Ich liebe dich", bot er mit dem Anflug eines Grinsens an, womit sie nicht gerechnet hatte, so dass sie ihr Gesicht wieder unter seinem Kinn versteckte. Manchmal war das bis heute noch zu viel für sie. "Ich weiß!", nuschelte sie etwas zu hastig gegen seine Haut. Und nach einem Moment, in dem er sch zurücklehnte, flüsterte sie erneut mit einem Lächeln: "... Ich weiß. Ich dich auch." Sie schloss dann ihre Augen und lauschte noch ein Weilchen auf eine eventuelle Antwort, hörte aber nur das regelmäßiges Atmen ihres Mannes. Bis sie bald auch selbst einschlief. Niemand außer Mr. Mew hörte, wie im Schlafzimmer Shikis Handy vibrierte und so bekamen Beat und Eri erst Stunden später ein Antwortselfie auf das Bild ihres grandiosen Schneemannes, den sie bei ihrem Skiurlaub in den Alpen gebaut hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)