Ein Licht der Hoffnung von Hailight ================================================================================ Kapitel 2: Schlag auf Schlag ---------------------------- ----- Mir war vorher nie aufgefallen, dass es Vögel in Ishgard gab. Kleine, ungefährliche, die sich vor Fenstern tummelten und einen gesanglich aus dem Schlaf holten. Viel sanfter, als es ein klassischer Wecker tun könnte. Oder Jemand, der dazu beauftragt wurde, Jemanden zu wecken. Ich murrte genüsslich, als ich zwinkerte, es als zu hell befand und mich noch einmal auf die Seite drehte, nur um weiter liegen zu bleiben. Vielleicht war es noch früh… vielleicht hatte ich noch Zeit. War es doch so, dass ich in den letzten Tagen immer von einer Person aus dem Bett geworfen wurde und… Meine Erinnerungen kehrten vage zurück. Die letzte Nacht. Alarmiert behielt ich die Augen offen, starrte auf den Wecker auf meinem Nachtschrank und erkannte, dass es bereits Vormittag war. Hatte man mich schlafen lassen? Langsam richtete ich mich auf, mein Kopf fühlte sich schwer an und mein Magen knurrte so tief, als würde eine Chimära in ihm hausen. Ich hatte so unverschämten Hunger… Was war ein Traum und was war tatsächlich passiert? Ein Hämmern dröhnte in meinem Schädel und ich legte die Hand an den Schopf, grübelte weiter. Die Ascians… die Toten… daran erinnerte ich mich. An die grausigen Bilder…. Und an das Gefühl danach… an einen Kuss. Überrascht hob ich die Brauen, betastete meine Lippen und fand natürlich nichts vor. Aber ich war mir sicher. Und diese Stimme…? Gänzlich überfragt seufzte ich und stand auf. Ich hatte lange genug im Bett gelegen und ehe ich mir seltsame Fragen beantworten konnte, sollte ich endlich etwas gegen dieses Grummeln tun. Beinahe nachlässig richtete ich mich her und trat vorsichtig aus meinem Zimmer. Es war wie immer eine bedeutsame Stille anwesend, bei der mir auffiel, dass die Jungen des Grafen wohl nicht zurückgekehrt waren. „Ich hoffe, es kostet dich nicht so viel Kraft, Estinien… du musst das nicht tun.“ Es war der Graf und ich hielt mich bedeckt, als ich unbemerkt an dem Torbogen zum Saal stehenblieb. „Macht Euch keine Gedanken. Es ist… keine Belastung.“ Das war sie wieder… diese ruhige Stimme und ich spähte vorsichtig hervor. Ich war dumm, wenn ich Jemand anderen erwartete, wo Graf Fortemps bereits den Namen genannt hatte, aber die Tonlage von Estinien war mir bekannt. So ist’s gut… So richtig konnte ich es nicht glauben… hatte ich es nicht doch nur geträumt? Ein wirrer Traum, aber eben nur ein Traum… „Ich werde mich dann mal auf den Weg machen.“ „Sehr wohl. Pass auf dich auf.“ „Tze…“ Er drehte sich um und ich zog mich hastig und lautlos zurück, öffnete schnell die Tür meines Gemaches und zog sie kurz darauf wieder zu. Wie albern… erst zu lauschen und dann so zu tun, als wäre man gerade eben erst aus dem Raum gekommen. Doch ich hatte es zeitlich gut getimt, denn just in diesem Moment trat Estinien in den Flur. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte und schaute ihn nur an, sobald er auch mich entdeckt hatte. Er blieb stehen. „Guten Morgen….“, es war nur ein kläglicher Versuch normal zu wirken, aber irgendwie war ich doch verstört und es war mir peinlich. „Guten Morgen, Prinzessin.“, er verschränkte die Arme, grinste und schien sich sehr an meine erboste Miene zu erfreuen. Ich mochte es nicht, wenn er mich so nannte. „Hüte mir schön das Haus, bis ich wieder da bin.“ Na, damit hatte er mir schon die nächsten ungestellten Fragen beantwortet…. Bis auf eine, die auch ungestellt blieb. „Du kannst dich auf mich verlassen.“, erwiderte ich ernst und er lachte. Man könnte meinen, dass er sich wieder über mich lustig machte… „Das weiß ich doch.“ Aber er schaffte es im selben Zug mich wieder eines Besseren zu belehren. Und dann ging er. „Es ist bisher noch keine Nachricht bei uns eingetroffen, Alphinaud.“ Ich hatte nichts anderes erwartet, als mich der Graf erst begrüßte und mir dann direkt diese Information weiter reichte. Aus welchen Gründen er mich hatte so lange schlafen lassen, war mir weiterhin unbekannt, zumal ich gegen den Zwang ankämpfte, mich dafür zu entschuldigen. Nichtsdestotrotz hatte ich den Schlaf gebraucht… was waren das nur für seltsame Nächte. „Sind Artoirel und Emmanellain wieder heimgekehrt?“ Zugegeben, mich ließ die Begegnung nicht los. Ich wollte nur gegen alle Widrigkeiten, nur geträumt zu haben, wissen, wer sich im Haus befand. „Nein… sie sind unterwegs und übernehmen einige meiner Pflichten.“ Also waren sie nicht da gewesen. „Und Estinien….?“ „Er ist auf der Jagd und kehrt in den Abendstunden wieder zurück.“ Nachdenklich legte ich die Hand ans Kinn und biss mir auf die Unterlippe. Wenn sich das alles nur nicht so real angefühlt hätte… wenn mein Herz nicht immer wieder einen verräterischen Sprung machen würde, wenn ich daran dachte, dass nur er übrig blieb. „Wie geht es euch?“ Ich fragte mich, ob Estinien meine Unruhe weiter getragen hatte… oder es der Graf war, der anwies, mich schlafen zu lassen…. Ich wusste zumindest, dass ich dem Hausherren keine weiteren Sorgen machen wollte und am allerwenigsten ihm zutraute, einfach so mein Gemach zu betreten… herrjee… das war aber auch eine absurde Vorstellung. „Mir geht es ausgezeichnet.“, endlich antwortete ich auch und löste mich aus meiner Gedankenblase, um frei zu lächeln. „Ich fürchte nur, dass ich Hunger habe.“ Der Graf nickte, trat zur Seite und wies den Weg zum Speisesaal an. „Ich sage meinen Dienern Bescheid.“ Es ließ sich so viel besser denken, wenn der Magen gefüllt war. Es lag mir nicht im Sinn, Umstände zu bereiten, aber der Graf wirkte nicht so, als wäre dies der Fall. Er wirkte weites gehend offener und er leistete mir Gesellschaft. Oder ich ihm? Jedenfalls musste ich nicht fragen, ob ich heute hinausgehen konnte und ich war nicht erbost über diese Tatsache. Beim Schach forderte ich meine Revanche ein und ich holte sie mir, war doch keiner da, der mich ablenkte. Carbuncle war der einzige Zuschauer – ich wollte ja den Schein wahren, ein Beschützer zu sein – während wir uns ein wenig unterhielten und der Tag in seiner Schnelligkeit an mir vorbeizog, dass ich glaubte, eben erst aufgestanden zu sein. Mein Kopf schmerzte nicht mehr, aber ich erwischte mich dabei, wie ich in den Abendstunden auf die Uhr schaute. Der Graf hatte sich zurückgezogen als Lord Aymeric eintraf und sie etwas zu besprechen hatten. Es ging sicherlich um die Beisetzung und ich blieb zurück. Etwas legerer hatte ich es mir auf dem feinen Sofa bequem gemacht und ein weiteres Buch aus der schier endlosen Bibliothek des Hauses Fortemps gegriffen, während die Uhr in meinen Ohren tickte. In welchem Zeitfenster kam der Drachenreiter für gewöhnlich zurück..? „Du bist spät dran. Ist etwas passiert?“ Ich musste eingedöst sein. Noch immer hockte ich auf dem Sofa, das Buch war mir aufs Gesicht gerutscht und ich schob es hinunter und schaute mich um. „Nicht der Rede wert. Es sieht wohl danach aus, dass die meisten Drachen sich ruhig verhalten und auf etwas warten. Ich hatte bei all dem Spaß nur die Zeit vergessen… “ Irrte ich mich oder hörte sich Estinien angespannt an? Flink stand ich auf und legte das Buch beiseite. Der Graf und er befanden sich im Nebenraum und dieses Mal trat ich offen, aber ohne Worte in den Raum. Man sollte nicht denken, ich wäre neugierig, uhm… auch, wenn ich das war. Jedoch vom Inhalt abgesehen, fiel mir sofort etwas anderes auf. Estiniens Haltung. Er hatte nicht wie üblich die Arme verschränkt, sondern eine Hand an der Taille positioniert, die andere lag ebenfalls an der gleichen Stelle über seinem Bauch. Das machte mich skeptisch, aber damit war ich wohl allein. „Ich ziehe mich erstmal zurück und dann…“ Und dann, was? Die Blicke der Beiden streiften mich und ich schob fragend eine Braue hoch. Was dann?? „Wie du wünschst. Die Diener bringen dir etwas zu Essen.“ „Nicht nötig.“ Das Grinsen des Drachenreiters kam stockend und ich wunderte mich wirklich, wieso es nur mir aufzufallen schien. „Ich bin echt pappesatt.“ Er war ziemlich salopp und eindeutig genervt…. Und ein wenig taten sie so, als würde ich gar nicht bei ihnen stehen. Der Blick des Grafen erreichte mich tatsächlich erst zum Schluss, um mir eine gute Nacht zu wünschen, ehe er sich abwandte. Estinien dagegen drehte mir einfach so den Rücken zu und ging. Das war komplett verwirrend. Als würden Minuten wie Sekunden verstreichen, blieb ich einfach an Ort und Stelle stehen, unschlüssig, ob ich nun zu Bett gehen sollte, oder nachforschen. Eigentlich erübrigte sich die Entscheidung. Flüchtig fragte ich die Dienerschaft welchen Weg ich gehen musste, wenn ich zu dem Zimmer wollte und ich war wieder ganz hingerissen von den etlichen Antiquitäten, die sich hier befanden. Fortemps war wirklich eine angesehene Adelsfamilie... Als ich schlussendlich die Zimmertür fand, zögerte ich. Es war nicht mein Gemach, aber der Ort, wo ich hin wollte. Vielleicht schlief er ja schon…? Vielleicht war das ziemlich unverschämt ihn jetzt zu behelligen… Was erhoffte ich mir von dem Besuch…? Eine Antwort? Ein schweres Ächzen drang durchs Holz. In der Stille schien es plötzlich so unendlich laut, dass ich mich erschrak. Es kam aus dem Zimmer und es war auch seine Stimme! „Estinien?“, überflüssigerweise klopfte ich sofort an der Tür und harrte aus. Man stürmte ja nicht einfach in fremde Räume… „Verschwinde!“, kam es nur zurück und ich rümpfte die Nase. Wie bitte?? Kurz verharrte ich, verzog dann aber das Gesicht und drückte die Klinke runter. Nicht verschlossen! Nicht nur er konnte einfach ungefragt eintreten! Aber dann verpuffte meine Schadenfreude über seine Nachlässigkeit im gleichen Moment als ich ihn auch schon sah. Es war ein fast steriles Zimmer, mit nur einem Schreibtisch, auf dem sich eine Wasserschüssel befand, einem kleinen Schrank ohne deutliche Habseligkeiten und einem schmalen Bett in der Ecke. Sein Speer stand unberührt hinter der Tür und in der Mitte jedoch hockte Estinien auf einem Stuhl, die Hand blutüberströmt am Unterbauch. Seine Hände waren bereits von der Rüstung befreit, nicht aber der restliche Körper. „Hab ich nicht gesagt, du sollst verschwinden?!“, stöhnte er erzürnt unter Schmerzen und sein Keuchen ließ mich aus der Lethargie fahren, die Tür von innen verschließen und zu ihm eilen. „Mach, dass du…“ „Halt den Mund.“ Schluss mit Höflichkeiten. Er war verletzt und ich hockte mich direkt zu ihm, dirigierte seine Hände beiseite, um mir die Wunde anzusehen. Wider Erwartens war er auch zu sehr mit sich selbst beschäftigt und ich betastete vorsichtig die Stelle um die Wunde herum. Das hob nicht gerade seine Stimmung, aber als ich aufsah, erkannte ich, wie er mit den Zähnen knirschte. Kein Elezen, der gern Schmerzen zugab… „Der Brustpanzer muss weg.“ Ich kam so nicht an die Wunde heran und ich stand sofort wieder auf, huschte mit den Augen über seine Rüstung und suchte nach den Scharnieren. „Was….?“ Estinien verstand nicht, reagierte auch nicht sonderlich auf meine Forderung, also lag es wohl an mir. „Etwas steckt in der Wunde…“ „Wirklich….“ Ein ironisches Grinsen versuchte sich auf seine Lippen zu stehlen. „Ich hab schon versucht dieses vermaledeite Horn herauszuziehen…“ Ich kam nicht umhin die Augen zu verdrehen, wartete jedoch auch nicht länger ab und trat näher an ihn heran. Sah auch nicht danach aus, als würde er sich wehren können, als sein Kopf in den Nacken sackte und ich endlich auch den Verschluss an der Schulter bemerkte. Hoch konzentriert widmete ich mich also seinen Schulterpanzerungen und so sehr ich darauf erpicht war, die Technik hinter den Rüstungen zu ergründen, so sehr wünschte ich mir nun, dass man nicht alles einzeln entfernen musste. Der Andere blieb mittlerweile still, atmete hastig und knurrte den Schmerz davon… als wäre er ein Wolf, der sich nicht anders zu artikulieren wusste. Ich versuchte durch die Schutzfront seines Helmes seine Augen zu erkennen, aber sie war abgedunkelt… er war noch bei völligem Bewusstsein. Wie töricht diese Wunde geheim halten zu wollen. „Warum hast du mich nicht direkt angesprochen..?“ Vier Scharniere an den Seiten musste ich öffnen, um endlich den Brustpanzer loslösen zu können. Seine blanke Haut kam zum Vorschein. Prompt wirkte Estinien, als könnte er besser Luft schnappen und obwohl er meinen mahnenden Blick erntete, war ihm wieder nach Lächeln zumute. „Dachte, du hättest … was anderes zu tun….“ „Ausruhen, meinst du?“ Wie stur er war! „Du bist ja gar nicht mehr nett….Ah!“ Meine Finger legten sich, wenn vielleicht auch etwas zu forsch um die Wunde und ich zuckte ignorierend zu seinem Wehklagen mit der Braue. Wenn er noch so gut reden konnte, war es wohl nicht lebensbedrohlich. „Das wird jetzt etwas wehtun….“ „Ach was… meinst du echt, dass…?“ Mit beiden Händen umgriff ich das bereits herausragende Knochenstück. Seine Haut gab meinen Fingern nach, sie glühte, brannte und ich wollte mir nicht vorstellen, was er gerade durchmachen musste. Er schrie kurz auf, atmete gehetzt und biss die Zähne erneut zusammen, als ich tiefer griff, besseren Halt bekam und mit aller Kraft zog. Ein Normalsterblicher sollte niemals auf diese Idee kommen, denn als ich das Horn endlich aus seinem Fleisch bekam, trat viel mehr Blut aus der Wunde. Estiniens Hände krallten sich fest in das Holz seines Stuhles, während ich den Knochen beiseite legte, eine Hand auf die Wunde platzierte und mit der anderen meine Waffe zückte. Physics! Das Grimoire in meiner Hand bündelte das Licht der Heilung und projizierte es sofort auf die Verletzung. Ich benötigte zwei Beschwörungen, um die Wunde zu schließen und erst dann veränderte sich auch endlich Estiniens Atmung, dessen Kopf wieder soweit in den Nacken gerutscht war, dass ich glaubte, er würde über die Lehne kippen. Seine Brust hob und senkte sich hektisch, seine Haut glänzte vor Schweiß und ich mochte mir nicht vorstellen, was das für Schmerzen waren… Grimmig klappte ich das Grimoire zu und steckte es in die Halterung zurück, bevor ich den Gegenstand vom Boden aufhob, den ich eben aus seiner Wunde gezogen hatte. „Du sagtest, es wäre nichts vorgefallen …! Dieses Horn ist so groß wie eine Smei-Klaue!“ Schwerfällig hob er den Kopf, als ich ihm genau dieses vor die Nase hielt. Wie hätte er das ohne eine heilende Hand bitte entfernen sollen? Wie, die Wunde schließen?? „Du solltest dir die Hände waschen…“ Ignorierte er einfach meine Warnung! Das Blut an meinen Händen interessierte mich wenig. Dachte er, ich sah solche Verletzungen zum ersten Mal? „Ich sitze nicht nur vor Büchern…“ Sein Seufzen war lang und tief, so als ob sich sein Leiden wohl etwas beruhigt hatte. All die Aufregung fiel allmählich von mir ab, als er sich gerade hinsetzte, jedoch noch immer ächzte. „Stimmt.“, pflichtete er mir bei, ließ eine Schulter kreisen und zog eine Grimasse. „Manchmal liegen die auch auf dir…“ Oh, hatte er gesehen, wie ich im Saal geschlafen hatte…? Er verunsicherte mich und er lenkte ab! Weiterhin verärgert schnappte ich nach Luft und starrte ihn an. Erkannte er den Ernst der Lage nicht? Und dachte er, ich würde nicht sehen, dass ihn noch immer Schmerzen plagten? „Brauchst du Hilfe bei der restlichen Rüstung?“ Ich gab nach, denn ich war gar nicht zum Streiten hier. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war ich aus Neugier zu ihm gekommen. „Hilfe? Willst du mir weiter beim Ausziehen helfen?“ Möglicherweise auch aus Sorge. Aber bei seinen Anspielungen war wohl auch das unbegründet und ich seufzte, wischte mir mit dem Handrücken über die Stirn und trat endlich einen Schritt zurück. Die Wunde sollte ihn ja nun nicht mehr kümmern, trotzdem sah er hinab, tastete nach der Stelle und nickte. „Gute Arbeit.“ Das hieß dann wohl so viel wie Danke. „Jetzt kannst du ja wieder gehen.“ Konnte ich das, ja? Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blieb demonstrativ stehen. „Hältst du mich für blind?“, entgegnete ich ihm trocken. Mir war entfallen, wann ich das letzte Mal so entrüstet war. Da hockte dieser Elezen vor mir, als wäre nie etwas gewesen, mit einem durchaus gut trainierten Körper voller blauer Flecken und einer frisch verheilten Wunde, die ihm das Leben hätte kosten können. Und er antwortete nicht. Es war ja nicht nur das Verschleiern von fast tödlichen Wunden. Es lag auch daran, dass er nicht nur wegen seiner Größe zu mir herab sah. Was brachte es ihm mich zu unterschätzen? Er konnte mich unmöglich noch für ein unbedarftes Kind halten! Nein, da war noch etwas Anderes und in meinem Kopf tauchten die zärtlichen Worte und die liebevollen Gesten der letzten Nacht auf. So, wie sich mein Gegenüber verhielt, musste es einfach nur ein Hirngespinst gewesen sein…. „Geh zur Wasserschüssel und ich gehe aus deinem Zimmer.“ Meine Bedingung. Sie war recht simple, aber ich konnte gut schlussfolgern. Er zog die geschwungenen Lippen zu einem strengen Strich und ich vermutete, dass er mich dabei verärgert musterte, weil ich wusste, dass er sich kaum bewegen konnte. „Musst du nicht mal ins Bett?“ Ich blieb ungerührt stehen und hob abschätzend beide Brauen. Er konnte mich nicht vergraulen. Es tat niemandem weh, sich helfen zu lassen. Ich fühlte mich auch ausnahmsweise einmal wahrgenommen… auch wenn ich mal der Sturere von uns sein musste. Ein genervtes Stöhnen und er schüttelte den Kopf, ehe er den Arm auf der Stuhllehne ablegte und die Schläfe an die Faust lehnte. „Tu', was du nicht lassen kannst.“ Eine angespannte Stille breitete sich über uns aus, als ich schlussendlich nickte und die Schüssel von seinem Tisch neben ihm auf dem Boden platzierte. Ich versuchte mich an den Verschlüssen seiner Beine und Füße, hockte so gesehen vor ihm und kam mir seltsam beobachtet dabei vor. Ich erkannte an seinen Schienbeinen dunkelrote, frische Blutergüsse, das Metall hatte sich in seine linke Wade gefressen und einen leichten Schnitt mit geplatzten Adern hinterlassen. Er war ziemlich lädiert… „Eine ganze Horde ist auf mich losgegangen….“, begann er ruhig zu erzählen und blies dabei die Wangen auf. Ich sah auf, aber er hatte den Blick abgewandt. Immerzu sah ich nur die untere Partie seines Gesichtes, einen Teil seiner hohen Wangenknochen und die Lippen… ich wusste nicht einmal, welche Augenfarbe er hatte… Meine Finger legten sich sanft auf den Schnitt, er zischte kurz und schnalzte dann mit der Zunge. Ich griff nach dem Lappen in der Schüssel und säuberte die Stelle vorsichtig. „Wie konnte das passieren…?“, „Ich war abgelenkt.“, gab er zu und er regte den Muskel, als ich ihn geheilt hatte und aufstand. Wieder drehte er den Kopf zu mir. „War mit den Gedanken woanders…“ Wieso fühlte es sich an, als wüsste ich, was er meinte? „Hmm...“ Ich war bemüht mich um seine Wunden zu kümmern, auch wenn Estinien plötzlich entschied, mich abermals dauerhaft dabei zu beobachten. Wie ich an seine Seite trat und die Armschützer löste. Dabei wurde ich langsam nervös. Mir war nicht bewusst gewesen, dass man unter all der Rüstung nichts weiter trug…. Ich trat hinter ihn und er lehnte sich bereitwillig nach vorn, so dass ich den hinteren Schutz komplett abnehmen konnte. Auch sein Rücken war voller Blessuren… markante, deutliche Muskeln waren sichtbar, um viele Schäden abzuhalten, dennoch waren sie voller Flecken. Er streckte sich, als ich meine Hand auf seine Wirbelsäule legte, den Heilzauber sprach und ich jede einzelne Regung unter den Kuppen spürte. Ich biss mir auf die Unterlippe… Was noch fehlte war der Helm… an den Lendenbereich wollte ich mich partout nicht wagen und es war für mich auch viel zu aufregend, als länger zu warten, um das Gesicht des Anderen endlich sehen zu können. Langsam ging ich um ihn herum, die Haut betrachtend und doch fiel mir noch eine weitere Sache in diesem Raum auf. Ich blieb stehen und weitete die Augen. „Was sind das für Blätter…?“ Ein Porzellanteller stand auf dem kleinen Schrank neben uns und er war von grünen rauen Blättern bedeckt. „Thanalan-Minze…“ Mein Herz klopfte schneller „… sie heilt und schmeckt irgendwie.“ Ja, das wusste ich. Sie schmeckte wirklich… frisch… und ich rieb die Lippen aufeinander, ehe ich wieder zu Estinien zurücksah. Hatte er sich damit verraten oder war ich paranoid…? Brauchte ich mehr Beweise? Kurz öffnete ich den Mund, schloss ihn aber wieder unverrichteter Dinge. Ich konnte nichts von dieser Schutzhaube ablesen, also lief ich nun weiter um ihn herum, blieb direkt vor ihm stehen und hob die Arme zu seinem Helm. „Das reicht.“ Seine Hände umgriffen meine. „Du hast genug getan.“ Er senkte den Kopf, zog meine Arme mit hinab, hielt mich aber weiterhin fest. Seine Laune war wirklich wechselhaft und ich zog die Stirn in Falten. Das war nicht das Gleiche, wie mich abzuweisen, weil es ihm nicht behagte, Hilfe von mir zu bekommen. „Warum darf ich dein Gesicht nicht sehen…?“ Vielleicht war es so, als wäre meine ganze Diplomatie vor der Tür stehen geblieben und wartete darauf, dass ich raus kam? Vielleicht war ich hier in diesem Zimmer dem Schneid begegnet, der nicht nachgeben wollte…. Vor allem, wenn er bemerkte, wie nah er dem Ziel war. Ich wollte meine Antwort und ich wollte die Reaktion in den Augen lesen… Ein leichtes Lachen trat über seine Lippen. „Das erzähle ich dir ein andermal.“ Ich war enttäuscht. Enttäuscht, dass er nicht aufsah, enttäuscht, dass er mich damit auch losließ… Ich war mir sicher… „Alphinaud…“ Als ich mich abwandte und tatsächlich beschloss zu gehen, sagte er meinen Namen. “Willst du nicht lieber zurück nach Eorzea?” Enttäuscht darüber, dass er mir nicht von selbst sagte, dass er mein nächtlicher Besucher war. Stattdessen das! Er stellte eine Frage, die mich erschütterte. Das sah man auch in meinen Gesichtszügen. Ich hatte mich nicht verhört… Ich sollte gehen? „Ein ruhiges und friedliches Leben führen und weggehen von der Gewalt der Länder?“ Es ging ihm nicht nur darum, dass ich Ishgard verlassen sollte. Hielt er mich für einen Feigling? In mir brach ein Damm. „Ich bin an allem schuld.“, rutschte mir heraus und ich ballte die Hände zu Fäusten, fühlte das getrocknete Blut an meinen Fingern und spürte das Beben in meinen Knochen. „Dass Uldah im Umsturz lebt, dass meine Freunde verschwunden sind, sie tot oder verloren sein könnten und alles auf den Schultern des Krieger des Lichts ruht, ohne dass er an irgendeiner Sache beteiligt war!“ Aufgebracht richtete ich den Blick gen Boden und fühlte, wie sich mein Puls beschleunigte. „Wie kannst du daran schuld sein?“ Wie ich… die Bilder kehrten in meinen Kopf zurück. Wie meine eigenen Kameraden die Waffen gegen mich erhoben, uns als Verräter des Landes brandmarkten, nachdem wir als Bund gegen das Primae Problem vorgegangen waren … nachdem wir Eorzea Einen wollten! Wie mir bewusst wurde, dass ich so schrecklich arrogant war, nicht erkannt zu haben, wie viele Strippen ich gezogen und dass ich alle im selben Zug wieder verloren hatte! „Alphinaud?“ Mein Atem stagnierte. Es fühlte sich für einen Augenblick an, als würde etwas meine Kehle zuschnüren. Nicht jetzt….! Verbissen kniff ich die Augen zusammen, verkrampfte die Hände. Oh Gott… „Alphinaud!“ „Schon gut!“, mit viel Konzentration schnappte ich nach Luft und versuchte mich an andere Gedanken zu klammern. Ich sah die weißen Punkte wieder vor Augen und öffnete sie rasch, als ich mich zwang, einen tiefen Atemzug zu nehmen und sich mein Körper wieder beruhigte. Zusammenreißen! „Schon gut…“, wiederholte ich nun leiser, rang abermals nach Sauerstoff und schaute zu ihm zurück. Es war an mir vorüber gegangen, dass Estinien aufgestanden war und den Stuhl umgeworfen hatte. Er sah verschreckt aus und ich… ich war schlussendlich mit der Situation überfordert. „Gute Nacht.“ Rasch zog ich die Tür auf und verschwand ebenso gehetzt hinter ihr. Ich rannte davon. Ich verbarrikadierte mich in meinem Zimmer und kroch unter die Decke. Es war finster. Es war still. Und ich hatte Angst einzuschlafen… ++# Einerseits fühlte ich mich ruhiger, als der kurze Sprint endlich abgeebbt war, ich meine Hände gewaschen und mich zurückgezogen hatte. Andererseits fühlte ich mich niemals so eingesperrt wie in diesem Moment. Meine Arme lagen um meine angewinkelten Knie und ich starrte die Tür an, lauschte den Geräuschen des alten Gebäudes und blieb wach. Stundenlang, zermürbt, bis zum Morgengrauen. Ich bekam keinen Besuch… selbst, wenn er es gewagt hätte, meine Tür war abgeschlossen. Es gab keine Zweifel, dass er es war. Der Irrtum war ausgeschlossen und ich verankerte die Zähne in der Unterlippe. Gedankenverloren betrachtete ich meine Hände, strich mir über die Innenflächen und sinnierte. Was war eigentlich meine Erwartungshaltung? Wollte ich umsorgt werden? Wollte ich, dass er mir so nah kam? Mich berührte…? Nur ein Nebel der Erinnerungen war zurückgeblieben, aber ich fühlte die Gänsehaut, die sie verursachte und lehnte die Stirn gegen die Knie. Mein Körper war ausgelaugt, all das machte mir zu schaffen und trotz der Decke über meinen Beinen war mir kalt. Das hielt ich nicht aus…. als die Vögel wieder begannen, so glückselig zu trällern, wie es mich noch am gestrigen Tag erfreute, riss mir der Geduldsfaden. Ich konnte dieses Haus nicht länger ertragen! Meine Glieder wirkten anfangs wie Blei und dennoch zwang ich mich, schnell zu sein, mich herzurichten und das Zimmer zu verlassen. Vorsichtig sah ich mich um, das Grimoire in der Halterung und fest entschlossen, mich nicht aufhalten zu lassen. Frische Luft… danach verlangte es mich so sehr, dass ich keine anderen Gedanken mehr hegen konnte. „Geht nicht raus.“ Aufgeschreckt wirbelte ich im Foyer herum und stand dem Grafen gegenüber. „Ishgard ist Euch nicht wohlgesinnt….“ War das die Wahrheit? Die sie hinter dem Tuch einer umschmeichelnden Lüge versteckt hatten? „Ich geh nicht lange aus.“ „Ich bitte Euch….“ Seine Sorge war so deutlich auf seinem Gesicht zu sehen. Er behandelte mich wie einen seiner Söhne. Ich war nicht Haurchefant… Niemand, dem er eine Bitte aufzwingen konnte. Ich brauchte diesen Abstand und ich drehte ihm den Rücken zu, griff nach der Klinke und stürmte hinaus. Der Soldat vor der Tür war zu langsam in früher Stunde und er sah mir nur überrascht nach, ohne sich vom Fleck zu rühren. Es war als wäre ich schon wieder auf der Flucht! Warum ich überhaupt rechtfertigen wollte, wie viel Zeit ich für meinen Rundgang benötigen würde.. ich musste das nicht! Und ich würde beweisen, dass diese Übervorsorge unbegründet war. Auch ich war ein Mitglied der Morgenröte und ich wusste auf mich selbst aufzupassen… Meine Hand legte sich auf das Gestein eines alten Hauses, als ich endlich stehenblieb. Die Ferula Zeile hatte ich schon erreicht und die Straßen waren so leer, als gäbe es eine Ausgangssperre. Herrje… gab es die denn? Darauf hatte ich nicht geachtet und ich beobachtete nun die Umgebung aufmerksamer, schaute meinem Atem nach, als er in weißem Dampf aufstieg und lehnte mich gegen die Hauswand. Ich musste aufpassen und überlegte, ob ich erst einmal zum ‚Vergessenen Ritter‘ ging. Die Warnung des Grafen war natürlich trotzdem in meinen Ohren geblieben und ich zog die Kapuze meines Mantels über den Schopf und schlich weiter. In der Bar hatten wir immerhin die ersten guten Auskünfte erhalten und wenn einer wusste, ob wir tatsächlich Ziele diverser Einheiten waren, dann musste es der Wirt wissen. Hoffentlich hatte Tataru genug Vertrauen aufgebaut… Ein Knacken ließ mich hochfahren und umherschauen. Noch immer wirkte alles ausgestorben und ich konnte nicht deuten, woher ich das Geräusch vernommen hatte… nirgends erkannte ich Bewegungen und verengte die Augen. Schnee rieselte hinab und die Straßen blieben grau, obwohl es die Sonne zum Teil schon über die Mauern geschafft hatte. Der Ursprung des Geräusches blieb mir fern. Hmpf… Wie konnte man hier leben..? Ich schüttelte den Kopf und mahnte mich selbst. Das hatte ja wenig mit wollen zu tun… und wenn wir erst Erfolg hatten, Aymeric Missgunst und Lügen aufklärte, dann konnte dieser Ort auch schön sein… gewiss. „Mist…“, Meine eiskalte Hand umfasste den Griff des ‚Vergessenen Ritters‘, aber er gab nicht nach. Die Tür war verriegelt. War es noch zu früh oder schon zu spät? Aufgewühlt spähte ich durchs Fenster, aber es war dunkel. Keiner war da. Doch dann fiel mir ein, dass es noch einen Hintereingang gab. Möglicherweise war der Wirt dort beschäftigt, um den Armen ein wenig zu helfen und ich zog den Mantel enger, kehrte um und ging die Treppe hinunter zu den baufälligen Brücken und den offenen Gefällen hinter den Mauern. Hier ging die untere Schicht ein und aus und hier verblieben all die Obdachlosen und armen Menschen. Die Hierarchie war unbarmherzig und sobald ich die Ebene der Adligen verließ, hatte ich auch schon ein unangenehmes Gefühl im Rücken. Jemand verfolgte mich. Jemand, dem die Unbarmherzigkeit nicht behagte und der Ungerechtigkeit Herr werden wollte… Dafür benötigte ich kein bestätigendes Knacken am Boden, denn sobald ich meine Schritte beschleunigte, hörte ich Schritte anderer und je länger ich nun rannte, desto mehr wurden es… Meine Wahrnehmung hatte mich im Stich gelassen… Mir war bewusst, dass ich nicht mit einer Meute Verfolger zum Hintereingang rennen konnte, gab es doch nur diesen einen Weg und wenn die Tür ebenfalls verschlossen sein würde, war ich in der Falle. Entsetzt jedoch stellte ich fest, dass es auch auf der tiefsten Etage Sackgassen gab und ich genau in so eine gerannt war. Es gab kein Entkommen mehr, da konnte ich noch so lange nach einem Versteck suchen. Hier war ich vollkommen auf mich allein gestellt, denn ich hatte das Gefühl, die Mauer hinter mir ragte direkt in den Himmel. „Hey, du Ratte!“ Entgeistert fand ich mich damit ab und drehte mich um. Das war ja wirklich wunderbar, denn ich sah mich drei vermummten Männern gegenüber gestellt. Nicht ganz eine Meute, aber ausreichend. Es waren Menschen, keine anderen Rassen und sie alle überragten mich mindestens um einen Kopf. Das war einfach merkwürdig… da rannte ich spontan davon und direkt in die Arme von … ich wusste nicht wem. „Wer seid ihr?“ Ein guter Anfang, um zu fragen. „Was glaubst du, wer du bist??“, kam als Antwort und ich schob die Brauen zusammen. Schwerhörig oder taub? Lohnte es sich, die Frage zu wiederholen? „Streunerst hier rum, als würde die Stadt dir gehören! Wir wissen, was ihr getan habt!“ Es lohnte sich nicht und ich seufzte tonlos, ehe ich hinter mich griff und das Grimoire zückte. „Entweder ihr verschwindet auf der Stelle oder ich helfe euch dabei.“ Sie sahen sich auf meine Worte hin an und lachten. Solche Reaktionen waren mir nicht neu. Nein, viel eher erinnerten sie mich an die Kristallstreiter… an diejenigen, die mich hintergangen und mich fallen gelassen hatten. Mein Kiefer spannte sich, als ich die Augen auf die vielen Seiten vor mir richtete, sie blätterte, während sich meine Gegenüber noch köstlich amüsierten, mit Schwertern, Äxten und Stöcken in den Händen. Nicht mehr lange! Ich war wütend, denn mich zu unterschätzen war fatal. Flüsternd sprach ich die Formeln, meine Gegner wieder im Blick, während sie sich langsam beruhigten und mir wieder ihre Aufmerksamkeit schenkten. Das Grimoire leuchtete und nun endlich erkannten sie, was ich tat. Hatten sie diese Magie noch nie gesehen? „Habt ihr euch entschieden?“, fragte ich besonnen und abwartend, ob sie klüger waren als sie aussahen. Dann hoben sie ihre Waffen im Anschlag und ich wurde eines Besseren belehrt. „Du entkommst uns nicht!“, rief der Kerl mit der Axt und schwenkte sie im großen Bogen. Ein Wunder, dass er seine Kameraden nicht traf, doch wenn ich mir die Klinge so betrachtete, schätzte ich, dass sie eh stumpf war. Sie rannten los und genau in diesem Augenblick machte ich einen Ausfallschritt, schwang die Hand über die schimmernden Letter und beendete den Zauber. Ein rubinrotes Leuchten trat aus den Zeilen hervor, vermengte sich zu einer Masse und noch fünf Yalme von mir entfernt nahm sie die Form eines roten Carbuncles an. Meine neueste Technik! Kurzzeitig liefen die Männer langsamer, ließen sich jedoch nicht gänzlich beirren und verringerten den Abstand rapide. Carbuncle orientiert sich in Ruhe um und ich streckte den Arm durch, rief meinen Befehl zum Angriff und er setzte sich mit einem Sprung in Bewegung. Er war schnell und die Wucht seiner so scheinbar kleinen Beine schleuderte zwei der Gegner mit einer einzigen Berührung zurück. Sie schrien und verloren die Waffen aus den Händen, ehe sie hart auf dem Boden aufschlugen. Der Dritte war intuitiv in Deckung gegangen und keine zwei Yalme vor mir holte er mit seinem Schwert aus. Featherfood Im Zeitraum eines Wimpernschlags wich ich seinem Angriff aus, ohne mich optisch zu bewegen. Ich hatte mich nicht umsonst für eine Klasse entschieden, in der ich flexibel war und der Mann taumelte völlig entsetzt an mir vorüber, von seinem eigenen Schwung gehetzt und im nächsten Zug rauschte auch schon eine rote Kugel an mir vorbei, rammte sich gegen den Rücken des Angreifers und katapultierte ihn gegen die Mauer der Sackgasse. Er war ausgeknockt, bevor er sich versehen konnte und Carbuncle landete sicher auf seinen vier Pfoten. Kinderspiel…. „Na warte, du…!“ Rasch drehte ich mich zurück und war es nun selbst, der intuitiv einen weiteren Schritt zur Seite machte und kurz darauf einen brennenden Schmerz im Gesicht spürte, ehe etwas klirrend gegen das Gestein flog. Das war knapp. Meine linke Wange fühlte sich heiß an und ich spürte sofort die warme Flüssigkeit hinabrinnen. Ein Schnitt…. durch einen Shuriken…. „Schurken…“ Einer der anderen beiden Kerle hatte sich schon wieder von seinem Sturz erholt. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass er der Schurkengilde angehörte oder zumindest dessen Waffen nutzte. Bei Fernkämpfer gegen Fernkämpfer war es die Intensität der Angriffe, die den Sieger hervorbrachte und ich wischte mir mit dem Handrücken über meine Wunde, nur, um das bestätigende Blut zu sehen. Sein Kamerad lag noch, also hatte er weitaus mehr zu bieten, als die anderen Beiden. „Jetzt lernst du mich kennen.“ Seine beiden Hände langten in seine tiefen Taschen und als er sie wieder hinauszog, hatte er Unmengen von den winzigen Klingen zwischen den Fingern. Das könnte auf Dauer unangenehm werden. „Nimm da-!“ Ein ohrenbetäubendes Donnern beschallte mit einem gleißenden Blitz die Umgebung. Ich hatte kaum das Kinn recken können, da war schon etwas Leuchtendes vom Himmel gefallen und zerbarst den Boden unter unseren Füßen. Der Luftdruck drängte mich einige Schritte zurück, riss die Kapuze von meinem Kopf und ich hielt die Hand schützend vor mir, ehe ich versuchte etwas zu sehen. Carbuncle war verschwunden. Die Magie hatte sich in Luft aufgelöst und der Schurke, noch eben im Angriffsmodus war etliche Yalme zurückgeworfen worden. Der Lichtkegel vor mir verblasste langsam und ich erkannte rote Konturen… nicht möglich…! Estinien war vom Himmel zu mir herabgestürzt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)