Jung und wunderschön von Zoja (Dark x Link) ================================================================================ Kapitel 2: When I go to heaven, please let me bring my man ---------------------------------------------------------- „Wirst du mich lieben, auch wenn ich nicht mehr jung und schön bin?“ Ein einziges Mal hatte ich mich getraut, Link diese Frage zu stellen. Es war einer der letzten Tage des Sommers gewesen, der lauwarme Hauch strich verspielt durch die Blätter des Baumes über unseren Köpfen, von denen sich einige bereits, wenn auch voller Farbe, tot und starr zu uns gelegt hatten. Eng aneinander gekuschelt lagen wir da, das Gras im Rücken, den Sternenhimmel vor Augen und die Nacht um uns herum. Ein atemberaubendes Gefühl. Beinahe so herrlich wie das, als Link mich zum ersten Mal berührt hatte. Auch dieses Mal dachte ich, es würde sich um Freiheit handeln, wurde jedoch bald darauf eines Besseren belehrt. Freiheit ist, wenn man nichts zu verlieren hat. Und ich habe jemanden zu verlieren, der mir wohl wichtiger als mein eigenes Leben ist. Link. Mein Gesicht in seine Halsbeuge drückend, wurde ich erneut von seinem wunderbar vertrautem Geruch eingehüllt, ganz wie bei unserer ersten Begegnung. Nur, dass ich ihn dieses Mal genau zuzuordnen wusste. Es war der Geruch vom endlosen Himmel, der sich über uns erstreckte, vom Grün der Wiesen, die unter unseren nackten Körpern wuchsen und vom grenzenlosen Mut, vermischt mit dem Schweiß unseres vorherigen Liebesspieles. Ich lieben diesen Geruch so sehr. Er steht für all das unendlich Schöne und Grausame, das ich zusammen mit ihm erleben durfte. Die vielen Streite, die Tränen und der Schmerz, doch auch die unzähligen Momente der grenzenlosen Liebe und Leidenschaft. Alles hatte ich kennengelernt, während ich bei ihm war. Und ich bin dankbar für jede winzige Kleinigkeit, so dankbar. Sämtliche Momente, Empfindungen und Erinnerungen sind unbezahlbar. Am Liebsten hätte ich sie in Flaschen gefüllt, um sie immer wieder neu erleben zu können. Doch was mir anstatt voller Behälter geblieben ist, sind ihre Spuren in mir, durch die ich geformt wurde. Spuren von Link, der mich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin. Auch dafür liebe ich ihn. Und so wagte ich es in dieser Nacht, ihm die eine Frage zu stellen, die mich bereits seit dem Beginn unserer Beziehung quälte. „Wirst du mich lieben, auch wenn ich nicht mehr jung und schön bin?“ Langsam drehte Link seinen Kopf zu mir, die wunderschön blauen Augen durch das fehlende Licht verdunkelt und unlesbar. Mein Herz pochte schnell, immer schneller, laut, immer lauter, als würde es jede Sekunde aus meiner Brust und in Links offene Hände flüchten. Jemandem sein Herz schenken. Jemandem seine Gefühle anvertrauen. Zumindest würde er so verstehen, wie schwer diese handvoll Buchstaben wogen. Sie trugen die Ziffern meines eigenen Lebens. Auch wenn ich dadurch nicht mehr bei ihm sein könnte, so hätte er wenigstens Gewissheit, dass er mir viel bedeutet hat. Vielleicht sogar zu viel. Ist es schlimm, wenn man einen Menschen mehr liebt, als sich selbst? „Nein.“ Wenn dieser Mensch einen selbst nicht liebt, dann ist es schlimm. Links Antwort glich einem Pfeil, der mein Herz ruhig stellte. Blutend und mit einer klaffenden Wunde, aus der meine strahlende Hoffnung floss, aber ruhig. Schwer schluckte ich, blinzelte die Tränen weg und wollte ihm ein gehauchtes – zu mehr wäre ich wohl nicht fähig gewesen - „Wie bitte?“ entgegnen, doch kein Laut verließ meine Kehle. Was hatte ich eigentlich erwartet? Ein „Ja“ und bestenfalls noch einen bestätigenden Kuss dazu? Weswegen sollte er mich denn noch lieben, wenn mein Körper voller Falten war? Für meinen Charakter, meine Seele, wenn man so wollte? Als ob. Verglichen mit ihm war ich das kleine, graue Mäuschen, von niemandem gesehen. Ein merkwürdiges Schattenwesen, langweilig, tot, sobald er mich verließ. „Für mich wirst du immer schön bleiben, wunderschön. Und jung im Herzen. Du bist unglaublich wichtig, wertvoll und ich genieße jede Sekunde, die ich mit dir verbringen darf.“ Sein ehrliches Lächeln galt nur mir, mir allein, genau wie der zärtliche Kuss, der direkt danach seine Worte perfektionierte. Glückseligkeit ergriff von mir Besitz, glich seiner damaligen Wärme, doch viel vertrauter. Ich will ihn nicht verlieren. Das mag der Wahrheit entsprechen, ist aber nicht alles, was in mir vorgeht. Ich will nicht, dass eine andere Person für ihn wichtiger ist als ich. Ich brauche ihn, weil es einen Menschen geben muss, den ich bedingungslos lieben kann, für den ich sorgen kann und der meinem Leben Bedeutung gibt. Mir ist wohl bewusst, dass damit der Egoismus aus mir spricht. Aber das ist schon in Ordnung. Im Endeffekt sind wir alle Egoisten, suchen alle nach etwas oder jemandem, mit dessen Hilfe wir uns von der Sinnlosigkeit des Lebens ablenken können. Sicherlich dachte Link auf dieselbe Weise. Auch ein Engel ohne Flügel hat seine Fehler, den Fehler der Menschlichkeit. Vielleicht ist das der Grund, weswegen ich nie als vollständiges Schattenwesen akzeptiert wurde. Weil immer ein kleines Fünkchen Mensch in mir gesteckt hatte, ein kleines Fünkchen Licht im Dunklen. Wie auch in Link ein kleiner Schatten lebt, erzeugt durch all das Leid, das er bereits sehen musste, er, als Held. Und vielleicht liebe ich ihn deswegen. Warum ich nur 'ich' sage? Liebend gerne würde ich 'wir' sagen können, ja. Aber es könnte immer noch eine Lüge sein, nach all den Jahren. Auch das ist schon in Ordnung. Zweifel gehören zu einer Beziehung dazu. Genau wie Vertrauen. Vertrauen... „Mir ist kalt.“ Für Außenstehende mochten diese Worte unangebracht, ja sogar sinnlos erscheinen, doch Link verstand. Es ging nicht um die Aussage an sich, sondern um die Bedeutung, die sich dahinter verbarg. Mir ist kalt. Ich offenbare dir meine Schwäche. Ich vertraue dir. Lange Zeit kamen mir nicht einmal solche, für andere einfache, Worte über die Lippen, immerhin wurde mir jahrelang beigebracht, bloß keine Schwäche zu zeigen. Mittlerweile war es natürlich geworden. Link wusste ebenfalls, wie wertvoll sie waren und vor allem, wie viel Überwindung es mich lange gekostet hatte und immer noch kostet, meine Gefühle in Worte zu fassen. Doch momentan war alles so unglaublich einfach, beinahe zu einfach. Es glich dem ehemaligen Szenario im Tempel, nur wir beide, selbst die Dunkelheit konnte mir hier keine Qualen bereiten. „Ich liebe dich.“ Stille. Nicht einmal der Wind machte sich die Mühe, meine Unsicherheit zu verbergen. War ich zu leichtsinnig gewesen? Trotz der angenehmen Wärme durchfuhr ein Zittern meinen Körper, Hilflosigkeit breitete sich in mir aus. Nie zuvor hatte ich mich getraut, ihm offen zu sagen, wie ich fühle. Zu viel Angst vor Einsamkeit lauerte tief in meinem düsteren, lange durch Peitschenhiebe gequältem Herzen. Vielleicht hatte ich ihn überfordert, vielleicht würde er nun vor mir flüchten, sich vor mir ekeln? Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht alleine sein. Ganz langsam, ganz vorsichtig versuchte ich einen Blick auf Links Gesicht zu erhaschen, machte dabei so zaghafte Bewegungen, dass es schien, als hätte ich Angst geschlagen zu werden, sobald es bemerkt wurde. Als hätte ich Angst vor Schmerzen. Das habe ich auch. Ich habe Angst vor Schmerzen, große Angst. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen zogen seine Arme, zog er mich in eine noch innigere Umarmung. Und nun war es an mir, zu verstehen. ~ „Wirst du mich lieben, auch wenn ich nicht mehr jung und schön bin?“ Nur die Zeit besitzt die Gabe, solch eine Frage zu beantworten. Hand in Hand gehen wir den wohlvertrauten Weg entlang, der frisch gefallene Neuschnee, die Schönheit und Reinheit unter unseren Füßen, begleitet unsere Schritte mit einer sanften Melodie. Winzig kleine Schneeflocken tanzen um uns herum, gleichen Erinnerungen, jede von ihnen einzigartig und unmöglich zu ersetzen. Ich frage mich, ob ich glücklich wäre, wenn ich jetzt sterben würde. Das wäre ich. Genau so möchte ich sterben, in einem See voller Erinnerungen. Ich will, dass all diese Erinnerungen sich um meinen vertrockneten Körper herum zur Ruhe legen, jede einzelne von ihnen, ein Lächeln auf ihren unsichtbaren Lippen. Vor dem See bleiben wir stehen, sehen uns an. Die Gesichter voller Falten, endlose Liebe im Blick. Und springen. Bleib an meiner Seite, bis die Stille der Dunkelheit folgt. Die Stille kommt immer näher. Wenn ich nun in den Himmel komme, so lasst mich Link mit mir bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)