Yasashikunai Mirai von Harulein (Tsuzuku x Meto) ================================================================================ Kapitel 37: [Meto] Act 36 ------------------------- Die nächsten Tage vergingen schnell und langsam zugleich. Langsam, weil Tsuzuku und ich uns beide die meiste Zeit frei genommen hatten (nur zwei Tage gingen wir beide arbeiten) und die meiste Zeit zusammen verbrachten. Und schnell, beinahe sogar etwas zu schnell, vergingen sie, weil der fünfte Juni immer näher rückte. Es war richtig sommerlich heiß inzwischen, und ich fragte mich schon, ob es mir in meinem süßen Hochzeitskleid nicht zu warm werden würde. Vier Tage vor unserer Hochzeit hatte Tsuzuku noch einen Termin bei Dr. Niimura, und ich begleitete ihn dorthin. Tsu wollte das, er wollte, dass ich da mit einbezogen wurde und über die Schritte in der Therapie Bescheid wusste. Der Arzt lächelte erfreut, als er aus dem Büro kam und mich neben Tsu sitzen sah. „Wie schön!“, sagte er. „Sie beide haben sich also wieder?“ „Ja“ antwortete Tsuzuku und legte seinen Arm um mich. „Sie wissen doch, ohne meinen Meto halte ich es nicht lange aus.“ „Und bei Ihnen ist auch alles okay?“, wandte sich Dr. Niimura an mich. Ich nickte. „Ja, alles wieder gut. Wir heiraten am fünften Juni.“ „Das ist ja schon in ein paar Tagen! Sie haben sich also weiterhin dafür entschieden?“, fragte der Arzt. Tsuzuku nickte, lächelte. „Ja. Ich will das wirklich.“ „Und Sie, Asakawa-san?“ „Ich auch“, antwortete ich. „Das ist schön, das freut mich für Sie. Wo wird Ihre Hochzeit denn stattfinden?“ „In Kyoto“, antwortete ich. „Da ist so ein Tempel, die ermöglichen das.“ Tsuzuku zog mich näher zu sich und flüsterte in mein Ohr: „Du sprichst ja richtig gut, Meto-chan! Ich bin stolz auf dich.“ Ich küsste Tsu’s Wange, und sah dann zu Dr. Niimura, der sich wirklich zu freuen schien, dass mit Tsuzuku und mir alles wieder okay war. Als wir dann im Büro des Arztes saßen, wieder in der gemütlicheren Sitzecke, da fragte Dr. Niimura zuerst an Tsuzuku gewandt: „Wie haben Sie es denn hinbekommen, dass Sie beide wieder zusammen sind?“ „Ich weiß nicht“ sagte Tsuzuku. „Irgendwie … hat Meto das gemacht, er hat mich einfach wieder aufgenommen.“ „Stimmt das, Asakawa-san?“ Ich nickte, ein wenig. „Ich wollte … ihn nicht so lange … allein lassen. Ich hab ihn ja auch vermisst, und ich lieb ihn so sehr …“ Dr. Niimura sah uns einen Moment lang nachdenklich an, dann sagte er: „Ich bin nicht sicher, ob wir vor Ihrer beider Hochzeit noch so ein psychologisches Fass aufmachen sollten … Aber zugleich denke ich, dass es da Dinge gibt, über die Sie sich beide Gedanken machen sollten. Wie wollen Sie es halten? Soll ich Ihnen jetzt sagen, was ich denke, oder wollen wir das auf nach der Hochzeit verschieben?“ Tsuzuku hob nur die Schultern, so als ob es ihm egal wäre. Und ich wusste keine Antwort. „Sie müssen mir schon irgendwie antworten“, sagte er Arzt. „Dann sagen Sie’s bitte“, antwortete Tsu, aber ich sah, dass er Angst hatte. „Geht auch nur … ein klein wenig?“, fragte ich den Arzt. „Also gut“, begann Dr. Niimura und sah uns beide an. Er wirkte ganz ernst und das, was er uns sagen wollte, war sicher sehr wichtig …: „Wenn Sie heiraten, dann tun Sie das bitte nicht in dem Wunsch, miteinander noch weiter zu verschmelzen. Heiraten Sie, weil Sie einander lieben, aber verschmelzen Sie nicht. Das ist ganz wichtig. Ich weiß, dass die Versuchung sehr groß ist, für Sie alle beide, aber es ist nun mal nicht gesund, und gut ist es auch nicht. Aoba-san, versuchen Sie, Ihren Mann zu lieben und dennoch nicht mit ihm eins werden zu wollen.“ „Das ist zu schwer“, sagte Tsuzuku leise, er blickte zu Boden und sah aus, als weinte er gleich. „Das kann ich nicht.“ „Das können Sie“, widersprach der Arzt. „Ich helfe Ihnen dabei. Erst mal heiraten Sie, und danach kommen Sie einmal in der Woche zu mir, und ich helfe Ihnen. Ich kann Ihnen beibringen, wie Sie eigenständiger leben und lieben können.“ Tsuzuku griff meine Hand, merklich haltsuchend, und ich hielt dann seine fest, streichelte seinen Handrücken. „Alles wird gut, mein Herz“, sagte ich. „Ich bin bei dir und wir heiraten ganz bald.“ „Ich … ich hab Angst …“, flüsterte Tsu mit hörbarer Verzweiflung in der Stimme. „Es wird alles gut. Wir kriegen das zusammen hin“, sagte ich wieder. Dr. Niimura sah erst mich an, dann Tsuzuku, und sagte dann: „Aoba-san, sehen Sie das? Dass Sie einen ganz wunderbaren Mann haben, der Sie sehr liebt?“ Tsu nickte nur, antwortete nichts. „Es wird Ihrer Beziehung nicht schaden, wenn Sie lernen, eigenständiger zu sein, und so langsam gesund werden. Im Gegenteil, es wird wahrscheinlich sogar besser werden.“ Dr. Niimura sah Tsu sehr wohlwollend und freundlich an, doch meinem Verlobten schien es immer noch sehr schwer zu fallen, ihm zu glauben. „Ich … ich kann das nicht …!“ Jetzt hatte Tsuzuku wirklich Tränen in den Augen. „Ich kann’s mir nicht vorstellen, ich krieg das nicht hin …!“ „Ist gut“, sagte Dr. Niimura. „Es fällt Ihnen wirklich sehr schwer, nicht wahr? Ich sehe, dass das sehr schmerzlich für Sie ist, Aoba-san.“ Dann sah er mich an. „Asakawa-san, wie sieht es bei Ihnen aus? Ist diese Vorstellung, eben nicht zu verschmelzen, für Sie ebenso schmerzhaft?“ Ich musste tatsächlich einen Moment lang in mich hinein fühlen, um zu wissen, was von dem, was ich empfand, meine eigenen Gefühle waren. Ich war oft so sehr auf Tsuzuku konzentriert, dass mir seine Gefühle manchmal schon beinahe wie meine eigenen erschienen. War das die Verschmelzung, die Dr. Niimura meinte? „Ich weiß nicht … Vielleicht ist das schon längst passiert, dass wir so eins geworden sind … Ich selbst … ich kann allein sein, aber, na ja, ich bin dann immer in Sorge, weil ich weiß, dass Tsuzuku eben nicht lange ohne mich sein kann, und wie sehr er dann leidet … Ich will für ihn da sein und für ihn sorgen … Verstehen Sie?“ „Ja, ich verstehe Sie“, sagte der Arzt. „Aber, sehen Sie, Ihr Mann ist erwachsen, er ist kein Kind, auch wenn er sich wie eines empfindet. Asakawa-san, es ehrt Sie, dass Sie so fürsorglich sind und ihn beschützen wollen, aber verstehen Sie, es ist nicht gesund und sorgt auch nicht dafür, dass Ihr Mann lernt, auch mal alleine zu sein.“ Dr. Niimura wollte noch etwas sagen, aber in dem Moment sprang Tsuzuku auf, sagte nur „Ich kann das nicht!“ und lief hinaus, schlug die Tür laut hinter sich zu. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich sitzen bleiben oder ihm folgen sollte, und entschied mich dann, das zu tun, was mein Gefühl mir sagte: Ich stand auch auf, entschuldigte mich bei Dr. Niimura und lief dann raus, wo Tsuzuku auf einer der Wartebänke saß. Er weinte, und ich setzte mich zu ihm und umarmte ihn. „Ich … ich kann das einfach nicht, Meto“, schluchzte er. „Ist gut, mein Herz, ist okay.“ Eine Weile saßen wir so, Tsu lehnte sich an mich, und ich hatte ein Taschentuch, mit dem ich seine Tränen trocknete. Dann kam Dr. Niimura aus seinem Büro. „Es ist in Ordnung, Aoba-san. Gehen Sie nach Hause, heiraten Sie in aller Ruhe, und dann, nach der Hochzeit, sehen wir uns hier wieder, in Ordnung?“ Tsuzuku antwortete nicht darauf, nickte nicht mal. Wir standen dann auf und gingen. Ich wusste nicht recht, was ich denken sollte: Irgendwie schien es richtig zu sein, was der Arzt gesagt hatte, aber wenn es Tsuzuku so sehr verletzte, was sollte ich dann davon halten? Tsuzuku sagte den ganzen Weg nach Hause über kein Wort. Er hatte immer wieder Tränen in den Augen, und ich vermutete, dass er zu viel Angst hatte, um etwas dazu zu sagen, wie er sich gerade fühlte. Ich griff seine Hand und hielt sie fest, einfach um ihn spüren zu lassen, dass ich bei ihm war. Als wir dann wieder zu Hause ankamen, weinte er nicht mehr. Ich sah ihn an und er hatte einen etwas eigenartigen, schwer zu deutenden Ausdruck in den Augen. Und kaum hatte ich die Tür unserer Wohnung hinter uns wieder geschlossen, fiel Tsuzuku geradezu über mich her, umarmte mich von hinten und presste sich an mich, seine Lippen an meinem Hals und seine hungrigen Hände unter meinem T-Shirt. Er atmete laut und schnell, küsste meinen Körper wie ein in Einsamkeit Ertrinkender, mit Angst und Verlangen zugleich, und ich spürte, wie er hart wurde. „Tsu? Was ist los?“, fragte ich. „Ich hab Angst, Meto. Bitte … schlaf mit mir …!“ „Hilft dir das?“ „Ja …!“, flüsterte er in mein Ohr, „Vögel‘ mich, Liebster … Ich will spüren, dass du mein Mann bist …!“ Einerseits fand ich es ja irgendwie echt süß, wenn er so anhänglich und verlangend war, schließlich fühlte ich mich dann sehr von ihm geliebt. Aber auf der anderen Seite war da das, was Dr. Niimura von gesundem Beziehungsverhalten gesagt hatte … Tsuzuku bemerkte natürlich, dass ich zögerte, und er presste sich noch fester an mich. „Bitte, Meto … Nimm mich, Liebster, bitte …!“, bat er. Wie sollte ich da ablehnen, wenn er mich so inständig darum bat, geradezu anflehte? Er musste furchtbare Angst haben, und ich wollte nicht, dass er so litt. Und so nahm ich ihn an der Hand und führte ihn in unser Schlafzimmer, wo er sofort anfing, sich auszuziehen. Ich tat es ihm gleich, zog mich ebenso aus, und als ich dann nackt zwischen seinen Beinen auf dem Bett kniete, umarmte Tsu mich, ganz fest und sehnsüchtig. Der Sex, den wir dann miteinander hatten, fühlte sich ein wenig anders an als sonst: Alles, was wir in diesem Moment miteinander taten, schien diese eine Bedeutung zu haben, die weniger eine lustvolle, als vielmehr eine emotionale, auf Tsu’s Gefühlsbedürfnisse angepasste Richtung hatte. Ich liebte und nahm ihn in dem Gedanken, für ihn zu sorgen, weil ich trotz dessen, was der Arzt gesagt hatte, immer noch das Gefühl hatte, dass das richtig war: Tsuzuku zu versorgen, ihn mit meiner Liebe zu ‚füttern‘, weil er das brauchte. Danach weinte Tsu wieder ein wenig, lächelte dabei aber und versicherte mir, dass es Freudentränen waren. Ich küsste ihn und dachte daran, wie sehr ich diese Seite an ihm liebte, die zu so überbordenden Gefühlen imstande war und vor Glück weinte. Auch, wenn es oft schwer war, zog mich seine Emotionalität immer noch unheimlich an. Sie band uns zusammen, eng aneinander, mit einem roten Band, so stellte ich mir das vor. „Danke, mein Süßes“, sagte Tsuzuku leise und schmiegte sich an mich. „Das hat … wirklich sehr gut getan …“ „Hab ich gern gemacht“, antwortete ich und lächelte, woraufhin er mich ganz zärtlich küsste. Dann wurde er ernst, blickte hoch an die Decke und sagte: „Ich … ich weiß gerade nicht, was ich von Dr. Niimura halten soll. Ein Teil von mir ist so, dass ich gerade gar nicht wieder zu ihm hin gehen will. Ich weiß nicht, ob ich ihn jetzt hasse oder nur Angst habe … Aber ich fühle das, ich will das nicht, dass er so was sagt. Ich würde … wieder abhauen …“ „Denk da jetzt nicht so sehr drüber nach. Wir heiraten erst mal, und danach sehen wir weiter“, sagte ich. „Und du? Denkst du darüber nach?“, fragte Tsu. „Nein. Wir schieben das jetzt ganz beiseite.“ Der Rest dieses Tages lief dann irgendwie … normal ab. Als wäre nichts gewesen, oder als versuchten wir wirklich, nicht daran zu denken. Gegen Abend fuhren wir mit der Stadtbahn bis zum Strand und machten dort am Meer einen Spaziergang. Immer wieder blieben wir zusammen stehen und umarmten einander, und einmal sagte Tsuzuku: „Ich bin so froh, dass ich dich heiraten kann, Meto.“ „Ich auch“, sagte ich und küsste ihn. „Und dass ich dich habe. Ich liebe dich nämlich.“ Später, zu Hause im Bett, lagen wir Hand in Hand, sprachen nicht viel, fühlten nur beide, dass wir zusammen waren. Irgendwann drehte Tsuzuku sich auf die Seite, mit dem Rücken zu mir, und bat mich, ihn so zu umarmen. Ich tat es, schmiegte mich an seine Kehrseite und küsste seinen Nacken, roch den Duft seiner Haare und dachte: „Mein süßer Mann … Mein kleines Löffelchen …“, während mein Arm über seiner Seite lag. Und in dieser Haltung schliefen wir irgendwann ein. Am nächsten Morgen war ich wieder einmal als Erster wach. Tsuzuku lag in meinen Armen, nur hatte er sich irgendwann nachts umgedreht, lag jetzt mit dem Gesicht zu mir, welches allerdings von seinen Haaren fast verdeckt wurde. Ich strich ihm die schwarzen Strähnen aus der Stirn und sah ihn an, fand ihn wie immer wunderschön, wie er so friedlich schlief. Ich schloss wieder die Augen, nicht um zu schlafen, sondern nur, um zu hören, ohne zu sehen. Irgendwo sang ein Vogel, vielleicht in einem der Kirschbäume unten vor dem Haus, und ich lauschte einen Moment, achtete dann wieder mehr auf Tsuzukus ruhigen, schlafenden Atemzüge und die leisen, seufzenden Laute, die er im Schlaf manchmal von sich gab. Es erinnerte ein wenig an eine im Schlaf schnurrende Katze, und ich fragte mich, ob er träumte. Eine Weile lagen wir einfach so, Tsuzuku schlief und ich sah ihn an, streichelte ein wenig seinen Arm, bis rauf zu seiner Schulter. So lange, bis sich der Ausdruck auf seinem schlafenden Gesicht auf einmal irgendwie anspannte, leidend wurde. Zuerst wusste ich es nicht so recht einzuordnen, doch als Tsu deutlich unruhiger wurde und ihm ein leises „Nein … nicht … nicht gehen … bitte …“ entkam, beschloss ich, ihn zu wecken. Ich berührte seine Arme, sprach ihn leise an, doch zuerst wachte er davon nicht auf. Stattdessen sah ich Tränen in seinen Augenwinkeln und er sprach im Schlaf lauter: „Nicht gehen … bitte, lass mich nicht allein!“ „Tsuzuku, ich bin da, ich bin bei dir“, sagte ich und rüttelte ihn ein wenig. „Wach auf, mein Herz, du träumst.“ Er zitterte, und dann fuhr er mit einem Mal hoch, riss die Augen auf, atmete laut und schnell. „Tsu, ich bin da“, wiederholte ich, setzte mich auf und umarmte ihn. „Du hast geträumt, nur geträumt, es ist alles gut.“ „Nicht gehen …“, sagte er wieder, der Albtraum steckte ihm noch sichtlich in den Knochen. „Ich bin da, Tsuzuku, und ich gehe nicht. Du hast geträumt, das war nur ein Albtraum.“ Er sah mich an, und dann fing er an zu weinen. Ich umarmte ihn fester, hielt und wiegte ihn, bis er sich wieder ein wenig beruhigt hatte. „Tsu, mein Herz …“, sprach ich ihn leise an und küsste ihn auf die Stirn. „Nicht weinen …“ Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, blinzelte und schniefte. „Sorry …“ „Alles gut, mein gefühlvoller Schatz Denk nur daran, wir heiraten in drei Tagen.“ Ich lächelte ihn an, so strahlend wie ich nur konnte, dachte daran, dass ich mit meinem breiten Lächeln Tsuzukus Sonne war. „Und bis zu unserer Hochzeit ist es wieder gut.“ Tsuzuku antwortete nichts darauf, schmiegte sich einfach nur an mich. „Du bist immer schon meine Sonne, Meto“, sagte er dann, fast so als könnte er meine Gedanken lesen. „Schon vom ersten Tag an, damals im Badehaus. Du brauchst nur zu lächeln und zu strahlen und schon kann ich alles, was mir weh tut, vergessen …“ „Manchmal wünschte ich, ich könnte dich ganz heilen …“, sagte ich leise. „Ich auch. Ich wünsche mir das auch oft“, sagte Tsuzuku. „Dass deine Liebe und dein Lächeln mich gesund machen könnten, ja … Aber es geht nicht, das weiß ich. Darum sei einfach weiter meine Sonne, das geht und das kannst du.“ Ich lächelte, war seine Sonne, und er küsste mich. „Ich liebe dich, Metolein.“ Tsu lächelte jetzt auch, drückte mich an sich. „Mein Sonnenschein.“ Wir standen dann bald auf, fingen an, uns für den Tag fertig zu machen. Duschen gingen wir wieder zusammen, wuschen uns wie immer gegenseitig, und danach ging es weiter mit abtrocknen, rasieren und ein bisschen schminken. Als wir dann zusammen frühstückten, schien zuerst alles wieder gut zu sein, auch wenn Tsuzuku wieder fast nichts aß. Aber das war ja oft morgens so, er aß immer noch nicht viel. „Gehst du heute arbeiten?“, fragte ich ihn. Tsu zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht …“ „Ich geh nicht. Ich will nur nachher noch zu Koichi, mein Kleid noch mal anprobieren“, sagte ich. Tsuzuku sah mich einen Moment lang an, dann blickte er zu Boden und sah auf einmal wieder so traurig aus. „Hey, was los?“, fragte ich besorgt und berührte ihn an der Schulter. „Weiß nicht …“, antwortete er leise und mit Tränen in den Augen. „Es tut einfach wieder alles so weh …“ „Hast du Angst, vielleicht wegen der Hochzeit?“, fragte ich leise. Tsu sah mich erschrocken an. „Denkst du, ich kriege kalte Füße?“ „Nein, das glaube ich nicht, und das meine ich auch gar nicht. Aber, weißt du, so eine Hochzeit ist nun mal ‘ne große Sache, und es wäre nur normal, wenn du vorher ein bisschen Angst hast. Das haben viele, das ist wahrscheinlich ziemlich normal.“ „Wärst du nicht enttäuscht von mir, weil ich jetzt doch Angst habe?“ „Nein“, sagte ich. „Du bleibst ja trotzdem bei deiner Entscheidung für mich.“ „Mh …“, machte er, „Vielleicht habe ich da wirklich Angst … Aber was mache ich damit?“ „Aushalten und nichts ändern. Es ist ‚nur‘ Angst, sie ist da und tut weh, aber sie gründet nicht auf Tatsachen, verstehst du? Du willst mich heiraten, und ich will dich, und das ändern wir jetzt nicht mehr, nur weil die blöde Angst dir fiese Sachen zuflüstert.“ Ich schwieg einen Moment, dachte über meine nächsten Worte nach, dann sagte ich: „Tsu, ich bin ja jetzt bei dir, wir können also immer zusammen die Realität überprüfen und du kannst mir sagen, was in dir vorgeht, okay?“ Tsuzuku nickte, sah mich an. „Liebst du mich?“ Ich lächelte. „Ja. Sehr.“ „Begehrst du mich?“ „Vollkommen. Total, ja.“ „Und willst du mich heiraten?“ Ich beugte mich vor, zog ihn zu mir und küsste ihn. „Ja, will ich.“ „Was wirst du machen, während ich nachher bei Koichi bin?“, fragte ich dann. Tsu zuckte wieder mit den Schultern. „Wie wär’s, wenn du zum Akutagawa-Park fährst und da ein bisschen abhängst, mit unseren alten Freunden?“, fragte ich. „Oder zu Hitomi, wenn sie mag?“ „M-hm …“, machte er. „Du kannst auch Shoppen gehen oder so. Ich will nur, dass du irgendwas machst, unter Leute gehst, damit die Angst in dir nicht so viel Raum bekommt.“ Tsuzuku grinste, als ich ‚Shoppen‘ sagte. Dann drückte er mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und sagte: „Weißt du, Meto, dass du mich glücklich machst?“ „Weil ich dich zum Shoppen schicke?“ „Nein. Also doch, ja, das auch. Aber vor allem, weil du dir immer solche wahnsinnige Mühe gibst mit mir. Ich fühle das, wie du dich um mich sorgst und versuchst, mir nicht weh zu tun, und das, obwohl ich oft so bin, dass man mir so wahnsinnig leicht weh tun kann … Manchmal tut mir alles weh, da kann man fast nichts richtig machen, aber du versuchst es trotzdem.“ „Ist doch meine Aufgabe“, sagte ich. „Was wäre ich dir denn für ein Ehemann, wenn ich nicht alles versuchen würde, damit es dir gut geht?“ „Ich nehme das jedenfalls nicht für selbstverständlich“, erwiderte Tsuzuku. Ich wusste nicht recht, was ich darauf sagen sollte, denn die Situation hatte schon wieder etwas leicht Schwankendes an sich, also küsste ich meinen Bald-Ehemann einfach und sagte dann: „Mach dir einen schönen Vormittag, mein Herz. Und heute Nachmittag gehen wir mal wieder zum Schwimmen, wäre das schön?“ „Ja … Ich glaub, es geht auch wieder mit Schwimmen, wegen dem Verband …“ „Tut nicht mehr weh?“ „Nein …“ Tsu berührte mit der rechten Hand den Verband am linken Arm und sagte dann: „Vielleicht geh ich auch zuerst mal zu Dr. Ishida und lasse den Verband mal anschauen, kann ja auch sein, dass der schon abgenommen werden kann.“ „Mach das. Und danach machst du es dir schön, okay?“ Tsuzuku und ich gingen dann gemeinsam aus dem Haus. Er ging dann in Richtung unserer Hausarztpraxis weiter, während ich die Bahn zu Koichis Wohngegend nahm. Die Bahn fuhr einen ziemlichen Umweg und noch während ich darin saß, bekam ich von Tsu eine Nachricht, dass es beim Arzt sehr voll war und er erst mal zu Hitomi ging. Er schrieb noch, sie hatte jetzt eine eigene Wohnung, die ganz in der Nähe unseres Zuhauses lag, und dann fragte er mich, ob wir nachher zusammen noch mal zu Dr. Ishida gehen wollten. „Okay“, schrieb ich zurück. „Und danach Schwimmen?“ „Ja. Da freu ich mich auch schon drauf.“ Die Bahn hielt, ich stieg aus und lief die Strecke zu Koichis Wohnung zu Fuß weiter. Ich wusste, dass er zu Hause war, aber es dauerte einen Moment, bis er auf mein Klingeln die Tür öffnete. Seine Haare waren offen und ein wenig wirr, und er war ungeschminkt, trug nur Shorts und ein T-Shirt. „Hey, Meto … Sorry, ich hab total verschlafen …“ „Hast doch auch frei heute. Ich wollte auch bloß mein Kleid und die Wäsche noch mal zusammen anprobieren …“ „Komm rein, setz dich ins Wohnzimmer, ich räum schnell ein bisschen auf“, sagte Koichi, ich ging durch ins Wohnzimmer, und Koichi verschwand in seinem Schlafzimmer, ich hörte Geräusche, die nach Aufräumen klangen. „Hab ich dich echt wach geklingelt?“, fragte ich. „Nein, alles gut, ich war schon wach … Ich war nur ein bisschen … beschäftigt …“, sagte er und kam dabei zurück ins Wohnzimmer, hatte mein Kleid in der weißen Hülle dabei. Ich sah ihn nur an, konnte mir denken, was er getrieben hatte, bevor ich geklingelt hatte. „Tsuzuku würde jetzt garantiert eine schlüpfrige Bemerkung machen …“, sagte Koichi und grinste schief. „Und ja, er hätte Recht.“ „Ist doch nichts dabei“, sagte ich nur. „Das tun wir doch alle mal.“ Ich nahm mein Kleid und das Wäscheset entgegen und Koichi ließ schnell die Jalousien der Wohnzimmerfenster herunter, damit ich mich ausziehen konnte. Während ich meine alltägliche Männerwäsche (aka Shorts mit Teddys drauf) gegen das weiße, niedliche Set aus Straps-Corsage, Slip und weißen Netzstrümpfen eintauschte, wandte Koichi höflich den Blick ab, aber als ich es dann anhatte, sah er doch wieder hin. „Sieht schon auch ziemlich heiß aus, das Ganze“, sagte Koichi. Er lächelte und fragte dann: „Fühlst du dich darin denn wohl?“ Ich sah an mir herunter, fühlte in mich hinein, und spürte, ja, ich fühlte mich gut in diesen Sachen. Ich mochte das inzwischen richtig gern, mein Schwul-sein so deutlich zu zeigen. Es erinnerte mich nicht mehr an die Scham aus meiner Kindheit, sondern an den wunderbaren Sex mit Tsuzuku, den ich so sehr liebte, diesen Mann und den Sex mit ihm. Ich nickte auf Koichis Frage hin. „Ja, total.“ „Ich glaub, Tsuzuku wird das echt lieben“, erwiderte Koichi. „Es steht dir total gut, und ich glaube, Tsu fährt voll auf so was ab.“ „Ich freu mich auch schon drauf“, sagte ich. „Auf die Feier und die Zeremonie und die Nacht … Ich kanns kaum noch erwarten …!“ „Das sieht man dir an, Meto, deine Augen leuchten richtig.“ Das Hochzeitskleid dann über die süße Wäsche anzuziehen, war dann ein klein wenig kompliziert, aber Koichi half mir. Er bot auch an, dass er mich dann am Tag der Hochzeit schminken könnte. „Hast du schon eine Idee, wie dein Makeup aussehen soll?“, fragte er, als ich fertig im Kleid vor ihm stand. „Noch nicht so richtig“, sagte ich und nahm die lange Lockenperücke in die Hand, um sie aufzusetzen. „Ich würde dir ja empfehlen, es eher dezent zu halten. Das Kleid allein ist schon so viel und es ist ja auch schon ganz schön warm draußen. Ich hab da auch schon ne Idee für ein richtig süßes Wohlfühlmakeup. Man neigt ja an Hochzeiten dazu, viel zu viel Style aufzulegen, und gerade du als Braut willst natürlich toll aussehen. Aber vergiss nicht: Du willst ja auch tanzen und essen. Und ich glaube, es wäre außerdem ziemlich nervig, wenn du dich in der Hochzeitsnacht dann erst abschminken und die Kontaktlinsen und falschen Wimpern rausnehmen müsstest.“ „Und was hast du für ne Idee?“, fragte ich, während ich die Perücke ordnete. „Ich dachte da an ein ganz einfaches Makeup, nur Puder, Rouge, Lippenstift, Lidschatten, Eyeliner und Mascara. Keine Kontaktlinsen, keine falschen Wimpern und nur ein kleines bisschen Glitzer. Weil, erstens sollte es wie gesagt praktisch sein, damit du dich wohl fühlst und auf deine Hochzeit konzentrieren kannst, statt auf dein Make-up achten zu müssen. Und zweitens fände ich es gerade an eurer Hochzeit schön, wenn man auch dir ein wenig ansieht, dass ihr beide Männer seid. Denn weißt du, Meto, du siehst nicht nur als mädchenhafte Puppe toll aus. Du bist ein ziemlich hübscher Kerl, und auch wenn du ein Kleid trägst, darf man das gerne ein bisschen sehen.“ Ich errötete ein wenig, als Koichi das sagte. Vielleicht, weil ich so vor der Hochzeit doch auch ein bisschen aufgeregt war. Ich zog mich dann wieder um und Koichi packte das Kleid und die Wäsche wieder in seinen Kleiderschrank. „Was machst du jetzt noch?“, fragte er dann. „Tsuzuku muss zu unserem Hausarzt wegen des Verbands, da gehe ich mit, und wenn der Verband dann ab ist, wollen wir heute noch Schwimmen gehen“, antwortete ich. „Na dann, viel Spaß beim Schwimmen.“ Koichi lächelte und öffnete die Wohnungstür. Zum Abschied umarmte er mich kurz und sagte noch: „Ich freu mich auch sehr auf eure Hochzeit. Grüß Tsu ganz lieb von mir, ja?“ „Mach ich.“ Am Bahnhof schrieb ich Tsuzuku eine Nachricht, fragte ihn, wo er jetzt war und ob wir uns bei der Arztpraxis treffen wollten. Er antwortete, dass er schon fast da war, also nahm ich dann die nächste Bahn in die Richtung. Als ich dort ankam, stand Tsuzuku vor der Tür und rauchte. Ich dachte an heute Morgen und mir fiel auf, dass er da nur eine einzige Zigarette gebraucht hatte. Vielleicht wurde es ja mal weniger mit seinem Rauchen, ich hoffte es, weil ich mir Sorgen wegen seines Herzens machte. Wir wussten ja immer noch nicht so wirklich, was da mit ihm los war, ob er vielleicht die Herzkrankheit seiner Mutter geerbt hatte oder nicht … Als er mich sah, ließ er die Zigarette fallen und trat sie aus, dann kam er auf mich zu und umarmte mich. „Na, mein Liebster?“ Ich küsste ihn kurz auf den Mund, dann antwortete ich: „Nur noch mal das Kleid anprobiert.“ „Ich platze fast vor Spannung, wie du in dem Kleid aussehen wirst.“ „Du siehst es ja bald“, sagte ich. „Ach ja, und ich soll dich ganz lieb von Koichi grüßen.“ „Danke.“ Tsu lächelte. Wir betraten die Praxis, und es war immer noch recht voll, aber Tsu hatte sich wohl vorhin angemeldet und so mussten wir nicht mehr allzu lange warten, bis er drankam. „Ah, Aoba-san“, begrüßte ihn Dr. Ishida. „Wie geht es Ihnen? Ich habe mit Dr. Niimura telefoniert, Sie waren kurz bei ihm in der Klinik auf Station, ist das richtig?“ Tsuzuku nickte. „Ja.“ Ich sah ihm an, dass die Situation ihm unangenehm war. Schließlich hatte er beim letzten Mal, als Dr. Ishida ihn auf seine Essstörung angesprochen hatte, fluchtartig die Praxis verlassen. „Und jetzt hatten Sie sich auch selbst verletzt?“, fragte Dr. Ishida mit Blick auf den Verband an Tsu’s Unterarm. Tsu nickte nur. „Darf ich mir das mal anschauen?“, fragte der Arzt. Tsuzuku setzte sich und ich tat es ihm gleich, setzte mich nah neben ihn. Dr. Ishida begann, Tsu den Verband abzunehmen, und ich sah zum ersten Mal die Schnitte, die Tsuzuku sich zugefügt hatte, und die zu unserer heftigen Auseinandersetzung geführt hatten. Die Madonna hatte einiges abbekommen, und auch der Drache, es waren ungefähr zehn Schnitte und sie waren zum Teil auch noch leicht gerötet. Tsu sah nicht hin, er blickte auf meine Hand auf seinem Bein, so als ob er den Anblick seiner Selbstverletzung gerade kaum ertrug. Fürchtete er vielleicht sogar, dass Dr. Ishida ihn dafür verurteilte? Der Arzt sah sich die Verletzungen genau an, berührte sie auch vorsichtig, und dann sagte er: „Ich glaube, den Verband lassen wir jetzt ab. Es heilt besser, wenn Luft darankommt.“ „Kann ich damit jetzt schon wieder Schwimmen gehen?“, fragte Tsuzuku. „Müsste eigentlich möglich sein. Nur, gehen Sie nicht zu lange ins Wasser, und bitte nicht in ganz heiße Becken. Kühles Wasser ist besser.“ „Ist ja kein Onsen, wo wir hingehen, nur ein Schwimmbad.“ „Passen Sie gut auf sich auf“, sagte Dr. Ishida, dann sah er mich an: „Asakawa-san, achten Sie bitte auch auf Ihren Freund. Wenn die Verletzungen sich stärker röten oder sonst irgendwas sich verändert, gehen Sie beide raus aus dem Wasser, okay?“ Ich nickte. Als wir die Praxis dann wenig später wieder verließen, sagte Tsuzuku leise: „Ich weiß gerade gar nicht, ob ich Koji überhaupt bitten will, das zu reparieren …“ Er berührte seinen linken Arm und fügte noch hinzu: „Vielleicht will ich, dass das jetzt so bleibt …“ „Kannst du ja auch selbst entscheiden“, sagte ich. „Ist ja dein Tattoo …“ Wir gingen eine Weile ohne ein Wort nebeneinander her, dann fiel mir etwas ein und ich fragte ihn: „Was hat Hitomi denn jetzt gesagt? Kommt sie auch?“ „Ja, sie freut sich sogar total drauf. Sie war seit Jahren auf keinem Fest mehr. Und dass Ami auch kommt, ist gut, dann findet sie leichter Anschluss.“ Wir fuhren mit der Stadtbahn erst mal wieder nach Hause. Aber Tsu wollte dann gleich wieder los, er sagte, dass er richtig Lust aufs Schwimmen hatte. Also packten wir unsere Badesachen zusammen und fuhren in Richtung Strand, wo das große Schwimmbad war. Auf dem Weg kamen wir an dem Hotel vorbei, in dem wir damals, im letzten Herbst, ein Paar geworden waren. „Ist es echt erst letzten Herbst gewesen?“, fragte Tsuzuku nachdenklich, als wir davor kurz stehen blieben. „Mir kommts wie ne Ewigkeit vor, viel länger …“ „Ja“, sagte ich. „Mir kommt es auch länger vor. Wir sind noch kein Jahr zusammen … Aber es fühlt sich so an, als ob wir schon wahnsinnig lange zusammen sind …“ Ich sah ihn an, drückte seine Hand und fügte dann hinzu: „Vielleicht, weil es so eine intensive Zeit war … Solche Zeiten kommen einem vielleicht immer so lang vor …“ „Bin ich … anstrengend?“, fragte Tsu leise. Ich trat vor ihn, nahm seine beiden Hände und sah ihn an, küsste ihn auf den Mund. „Tsuzuku … Du bist eine intensive Persönlichkeit, und ich hab mich ganz klar dafür entschieden, mein Leben mit dir zu teilen. Egal, ob es manchmal anstrengend ist, ich liebe dich und ich will bei dir bleiben.“ Es fühlte sich wichtig an, an diesem Ort, wo unsere vormalige Freundschaft zu einer Liebesbeziehung geworden war, meinem Mann jetzt noch einmal, wieder und wieder, zu sagen, dass ich ihn liebte und mein Leben mit ihm verbringen wollte. Es war ganz klar, schon so lange, dass Tsuzuku mein Mann fürs Leben war! Hätte MiA mir eine so intensive, berauschende Zeit schenken können? Ich glaubte es nicht. Hatte ich MiA überhaupt wirklich geliebt? Jedenfalls war die kurze Beziehung mit ihm an sich bei weitem nicht so stark gewesen wie das, was mich schon zuvor mit Tsuzuku verbunden hatte und nun immer stärker wurde. Und auch, als ich mit MiA zusammen gewesen war, war die Zeit deshalb intensiv gewesen, weil Tsuzuku auch da gewesen war. Wir gingen weiter bis zum Schwimmbad, betraten es, und nachdem wir bezahlt hatten, gingen wir uns gleich umziehen und abduschen. Ich sah Tsuzuku dabei zu, während ich mich selbst wusch, und achtete ein wenig auf seinen Arm, ob die Schnitte röter wurden oder so blieben. Als wir die Halle mit den Becken betraten, steuerte Tsu gleich auf die kleine Grotte zu, die es hier gab, er nahm meine Hand und führte mich dort hinein. Es war niemand anderes dort und wir setzten uns, wobei Tsu sich gleich ohne Umschweife über meine Beine kniete und mich umarmte. „Liebster … weißt du eigentlich, dass du im Wasser noch viel heißer bist?“ „Wieso das denn?“ Er beugte sich vor und flüsterte mit leicht rauer Stimme in mein Ohr: „Ganz viele Wassertröpfchen auf deiner Haut … in deinen Haaren … und deine Haut wird so weich und warm … Du spürst mich … ich bin auch ganz nass … und …“ Seine Hand wanderte meinen Rücken hinab, schob sich einfach so hinten in meine Badeshorts und ertastete mein Loch …: „… Und dein süßes kleines Loch fängt schon an zu zucken, wenn du mich nur bei dir spürst …“ Ich konnte nicht anders, als bei diesen seinen schamlosen Worten und Taten wieder einmal zu erröten, und Tsuzuku nahm das mit einem leisen Lachen zur Kenntnis. „Ich freu mich schon so auf unsere Hochzeitsnacht“, flüsterte er und küsste mich dann. „Da gehen wir auch erst baden, das Zimmer hat ja ein Ofuro, und dann lieb ich dich, ganz romantisch …“ „Mal ohne Toys?“, fragte ich und lächelte. „Muss auch mal ohne gehen“, antwortete er und küsste mich wieder. Auf einmal hörten wir zwei weibliche Stimmen näher kommen, und tatsächlich kamen kurz darauf eine junge Frau und ein kleines Mädchen in die Grotte. Tsuzuku stand sofort von meinen Beinen auf und setzte sich neben mich, ich sah leichte Röte auf seinen Wangen. Das kleine Mädchen, vielleicht vier oder fünf Jahre alt, sah mich mit großen Augen an, ehe sie zu der jungen Frau, vermutlich ihre Mutter, auf den Schoß kletterte. „Mama? Der Mann da, der ist aber bunt!“, sagte die Kleine und sah mich dabei an. „Ganz bunt sein Arm, und seine Haare sind blau …“ Die Mutter sah mich entschuldigend an, aber ich lächelte zurück. Es störte mich nicht, dass die Kleine mein Aussehen auffällig fand, ich wusste ja, dass ich auffiel. „Gefällt dir das?“, fragte die Mutter das Mädchen. „Er sieht aus wie ein Einhorn-Regenbogen, schön bunt!“ Die Kleine strahlte mich an, und ich konnte nicht anders, als sie auch anzulächeln. Dann sah ich zu Tsuzuku, rechnete schon damit, dass ihm die Situation unangenehm sein könnte, aber er schien sich über das Kompliment des Mädchens genauso zu freuen wie ich. Zwar verbarg er seinen linken Unterarm unauffällig mit dem rechten, doch er schien sich wohl zu fühlen. „Der andere ist nicht so bunt …“, sagte die Kleine nachdenklich und sah Tsuzuku an. „Aber auch angemalt … Wie kommt das, dass die Farbe im Wasser nicht weg geht?“ „Die ist in der Haut drin, die geht nicht weg“, erklärte die Mutter. „Manche Leute mögen das, sich Farbe in die Haut machen zu lassen, die sind dann ihr ganzes Leben lang angemalt.“ „Warum?“, fragte das Mädchen. Ich sah wieder zu Tsuzuku, und der sah das kleine Mädchen an und antwortete: „Weil wir das schön finden.“ Das schien sie dann doch nicht so ganz zu verstehen. „Tut das nicht weh?“ „Doch, ein bisschen. Aber wir finden bunt sein so toll, dass uns der Schmerz egal ist“, sagte Tsu und mir fiel auf, dass seine Stimme ganz weich klang. Bisher hatte ich geglaubt, dass er keine Kinder mochte und nicht gut mit ihnen umgehen konnte. Doch in diesem Moment merkte man ihm an, dass es ihm gefiel, diesem kleinen Mädchen die Fragen zu beantworten. Die Mutter des Mädchens sah ein wenig unsicher aus, so als ahnte sie, dass sie uns bei etwas gestört hatte. Sie wandte sich an die Kleine und fragte: „Möchtest du ins Spielbecken gehen?“ „Au ja!“ Und so verließen die beiden die Grotte wieder, wobei das Mädchen sich noch mal umdrehte und uns zuwinkte. Als die beiden weg waren, fragte ich meinen Verlobten: „Ich dachte schon, du magst keine Kinder?“ „Nicht mögen … nein, das nicht. Nur, na ja, ich weiß oft nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll. Zum Glück hab ich nicht oft mit Kindern zu tun … Sie sind noch so … prägbar, verstehst du? Was man als Kind erfährt, das bleibt fürs Leben, und wenn ich länger mit einem Kind zu tun hätte, dann hätte ich Angst, ihm irreparable Schäden zuzufügen …“ Tsuzuku blickte einen Moment zur Decke der Grotte, dann fügte er noch hinzu: „Wenn ich … damals, mit den Mädchen, mit einer von ihnen ein Kind gezeugt hätte … das wär echt schlimm gewesen. Ich bin wirklich froh, dass das nicht passiert ist. Ich wüsste nicht, wie ich ein Kind erziehen sollte. Ich weiß so oft nicht mal, wie und wer ich selbst bin, wie sollte ich da einem Kind diese Sicherheit vermitteln, die es braucht?“ „Deshalb bist du so froh, dass ich ein Mann bin, oder?“, fragte ich. „Unter anderem deshalb, ja.“ Tsu lächelte ein wenig. „Mit dir kann so was einfach nicht passieren, und Ruana ist eben ein Teddy, kein lebendiges Kind.“ Er sah mich ernst an und fragte dann: „Hättest du denn irgendwann ein Kind gewollt, wenn ich nicht wäre?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Tsu, ich bin so was von stockschwul, und das ist mir schon klar, seit ich an so was denken kann. Ich hab mich nie zu irgendeinem Mädchen hingezogen gefühlt, und von daher hat sich der Gedanke an Kinder bei mir gar nicht eingestellt.“ Tsu lächelte erleichtert. „Das ist gut.“ „Und außerdem …“, fügte ich grinsend hinzu und knuffte meinen Verlobten spielerisch gegen den Oberarm, „… bist du doch quasi mein Kind. Ich muss dich füttern und zum Schlafen in meine Arme nehmen, und damit bin ich vollauf zufrieden und ausgelastet.“ Tsuzuku errötete und wusste sichtlich nicht, was er darauf antworten sollte. „Hey, ich tu das gern!“, bekräftigte ich noch einmal. „Wirklich?“ „Ja!“ Wir verließen die Grotte dann und gingen noch ein paar Bahnen schwimmen. Beziehungsweise, ich schwamm drei oder vier, dann hatte ich keine Lust mehr und setzte mich an den Rand, während Tsuzuku weiter machte. Ich fragte ihn, ob es ihn denn nicht erschöpfte, und er antwortete, dass er sich mal wieder auspowern musste. Entsprechend müde war er dann, als wir das Bad wieder verließen, und als wir mit noch leicht feuchten Haaren in der Bahn nach Hause saßen, schlief er neben mir fast ein. „Wir sind gleich zu Hause, da kannst du besser schlafen“, sagte ich, ließ aber zu, dass er sich an mich lehnte. „Kannsu … mich dann … in‘ Schlaf schmusen?“, fragte er mit schon vor Müdigkeit ganz schwerer Stimme. „Klar, wir kuscheln uns schön zusammen und dann träumst du was Schönes.“ „Meto?“ „Hm?“ „Ich lieb‘ dich …“ Ich legte meinen Arm um ihn und hauchte einen Kuss auf sein Haar. „Ich liebe dich auch.“ Zu Hause angekommen, zog Tsuzuku sich schon im Flur aus und ging gleich ins Bett. Ich hängte noch unsere Handtücher und Badesachen auf, dann ging ich zu ihm, er lag schon unter der Decke, eingekuschelt wie ein kleines Kind. Ich zog mich auch aus, legte mich zu ihm, fühlte, dass er unter der Decke nackt war, und er, schon halb im Schlaf, schmiegte sich eng an mich. „Liebster?“ „Ja?“ „Kannst du das … bitte immer so machen?“ „Was denn?“ „Bei mir liegen und mich im Arm halten …?“ „Tu ich doch.“ „Ich hab so Angst alleine …“ „Ich bin ja da …“ „Nicht weggehen …!“ „Ich geh nicht weg.“ Es dauerte einen Moment, bis ich bemerkte, dass er soeben eingeschlafen war. Er sprach im Schlaf, sagte immer wieder, dass ich nicht weggehen sollte, und seine Stimme klang dabei fast wie die eines kleinen Jungen, und ganz ängstlich. „Tsuzuku“, sprach ich ihn an und rüttelte ihn ein wenig. „Wach auf, ich bleibe doch bei dir …!“ Er öffnete die Augen, sah mich an, und klammerte sich mit einem Mal ganz fest an mich. „Nicht schlecht träumen, mein Herz …“, flüsterte ich. Tsu sah mich einen Moment lang an. „Meto …?“, fragte er dann, „Ich würde gern … mit dir … zusammen schlafen …“ „Tun wir doch.“ „Das meine ich nicht.“ „Sex?“ Er nickte. „Zusammen einschlafen, dabei …“ „Geht das denn?“ „Klar geht das.“ „Und wie möchtest du’s?“ „Dich in mir …“ Er drehte sich in meinen Armen um, schmiegte seinen Rücken an meine Vorderseite, und sagte, ganz leise: „Ich will … dein kleines Löffelchen sein …“ Ich tastete über seinen nackten Körper nach unten, mit der einen Hand, während mein anderer Arm ihn an mich drückte. Streichelte seinen Hintern und fand die Öffnung, die bei der Berührung durch meine Finger weich und pulsierend reagierte. Tsuzuku seufzte leise, und weil ich ja keine Hand frei hatte, griff er selbst nach dem Gleitgel auf dem Nachtschrank und reichte es mir. Es ging ganz leicht, ihn weit und empfänglich zu machen, er war so sehnsüchtig, und dadurch, dass er fast schlief, so entspannt … Ihn zu berühren, erregte mich recht schnell, und so, wie er sich rückwärts an mich presste, wurde ich bald hart. Halb seitlich, halb auf dem Bauch liegend, rieb ich mich an ihm, bis sein Eingang um meine Finger weich genug war, sodass ich in ihn dringen konnte. Ich umarmte ihn und er seufzte leise, atmete tief ein und aus. „Soll ich mich bewegen?“, fragte ich leise. „Nur ein bisschen …“, flüsterte Tsuzuku. „Ich will … davon einschlafen …“ Und so bewegte ich mich nur ganz langsam und vorsichtig, und weil mir danach war, fing ich an, leise ein Schlaflied zu summen. Ich hörte, wie Tsu leise seufzte, spürte seine Wärme und wie weich und entspannt er war, und irgendwann hörte ich ihn nur noch leise atmen. Ich hob den Kopf und sah, dass er tatsächlich schlief. Mit einem Gefühl von unglaublich warmer Zärtlichkeit drückte ich ihn sanft an mich, küsste liebevoll seinen Nacken. Es war ungewohnt, in ihm zu sein, während er schlief, und ich fragte mich, ob und wie ich so kommen sollte. Und so blieb ich eine Weile einfach so, genoss Tsuzukus Nähe und Wärme, und streichelte ihn einfach. Sein Glied war zwar hart, doch er schlief so tief und fest, dass er nur schlafend seufzte, als ich es berührte. Einen Moment lang nickte ich selbst ein, dieses Gefühl von Ruhe und absoluter Nähe hatte mich ebenso einschlafen lassen. Doch kurz darauf war ich wieder wach, und beschloss dann, mich ganz vorsichtig rauszuziehen. Ich streichelte Tsu dabei, hielt mit Armen und Beinen weiter Körperkontakt zu ihm, während ich mich langsam zurückzog. Mein Glied war noch so hart, dass ich das Gefühl hatte, kommen zu müssen, und weil ich aber befürchtete, Tsuzuku zu wecken und zu ängstigen, wenn ich jetzt aufstand und mir im Bad einen runterholte, blieb ich bei ihm. Mit einem Arm umarmte ich ihn, mit der anderen Hand fing ich an, mich zu berühren, und es ging dann ziemlich schnell, ich ejakulierte gegen seinen Rücken. Vorsichtig drehte ich mich halb um, griff nach der Taschentücherbox und wischte meinen Samen von meiner Hand und Tsu’s Körper weg. Er wachte davon nicht auf, gab nur einen leisen Laut von sich, mehr nicht. Und so schmiegte ich mich einfach wieder an ihn und schlief dann irgendwann so ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)