Yasashikunai Mirai von Harulein (Tsuzuku x Meto) ================================================================================ Kapitel 24: [meto] Act 23 ------------------------- Als ich am Morgen um sieben vom Piepen des Weckers aufwachte, lag Tsuzuku neben mir, er schlief wieder auf dem Bauch liegend, mit dem Gesicht zu mir. Sein schwarzes Haar verdeckte jedoch sein Gesicht, sodass ich nicht gleich erkennen konnte, ob er einen schönen Traum hatte oder nicht. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und strich seine Haare beiseite, davon wachte er auf, zog die Nase kraus und blinzelte. „Guten Morgen, mein Herz“, sagte ich und lächelte. „Mh“, machte er, sah mich an. „Meto … mach bitte den Wecker aus …“ Ich drehte mich um, schaltete den Wecker aus, und spürte einen Moment später, wie Tsuzuku mich von hinten umarmte und sich eng an mich schmiegte. „Willst du kuscheln, Baby?“, fragte ich, wiederum lächelnd, weil es süß war, wie er sich anschmiegte. „Tsu will Liebe …“, antwortete er in Babysprache und mit süß verstellter Stimme. Ich drehte mich in seinen Armen zu ihm um und küsste ihn, er erwiderte das ganz süß und sehnend, wie ein kleines Kind. „Liebe machen?“, fragte ich, auf sein Spiel eingehend, und streichelte über seinen Oberkörper, der ja immer noch mit meinem pastellfarbenen Kätzchenschlafanzug-Hemd bekleidet war. Er sah mich mit großen Augen an, schüttelte den Kopf und antwortete mit derselben kindlichen Stimme: „Tsu will schmusen …“ Ich lachte, weil es eben ziemlich niedlich war, wie er sich so süß und kindlich gab, küsste ihn wieder und nahm ihn nun auch meinerseits in meine Arme. Zwar verstand ich nicht so ganz, was ihn gerade dazu bewegte, das Kind in sich so nach außen zu zeigen, aber ich hatte auch kein Problem damit. Tsuzuku kuschelte sich eng an mich, ich küsste und streichelte ihn, es wurde eine richtig schöne Schmuserei, nur ohne die übliche sexuelle Erregung. Er war so sehr im Kind-Modus, dass erwachsenere Regungen solcher Art in diesem Moment außen vor blieben. „Wollen wir nicht bald mal aufstehen?“, fragte ich irgendwann. Tsu schüttelte den Kopf und zog eine Schnute. „Mag nicht aufstehen …“ In dem Moment ließ sein Bauch jedoch ein unmissverständliches Knurren vernehmen. „Komm, mein Schatz, ich mach uns ein schönes Frühstück“, sagte ich. Tsuzuku sah mich an, schmuste sich noch ein wenig an mich, blinzelte bittend und fragte ganz lieb und ein bisschen schüchtern: „… Fütterst du mich?“ „Und Frühstück im Bett, oder was?“, fragte ich und lachte. Tsuzuku nickte begeistert. „Füttern im Bett!“ Ich konnte ihm ja sonst schon nicht widerstehen, wenn er mich um etwas bat, und wenn er so niedlich war wie jetzt, erst recht nicht. Was sollte ich ihm abschlagen, wenn er meinen süßen Kätzchenpyjama trug und mich so mit großen Augen bittend ansah? „Okay, ich hol das Essen her“, sagte ich. „Aber das machen wir nicht zur Gewohnheit, okay?“ Tsuzuku strahlte mich an wie ein kleiner Junge, küsste mich und dann ließ er mich los, aber nur, damit ich aufstehen und in die Küche gehen konnte. Es dauerte seine Zeit, bis ich ein kleines Frühstück gemacht hatte, und als ich alles auf einem Tablett anrichtete, hörte ich auch schon, wie Tsuzuku im Schlafzimmer ein wenig ungeduldig wurde: „Meeeto … Tsu hat Hunger …“ Ich ging mit dem Tablett in den Händen rüber und da saß er schon aufrecht im Bett. Ich stellte das Tablett auf dem Bett ab, setzte mich zu meinem Schatz und stupste ihm auf die Nase. „Braves Tsu, hast schön gewartet“, lobte ich ihn, nahm einen Apfelschnitz vom Teller und hielt ihm den unter die Nase. „Mund auf!“ Er machte brav den Mund auf und nahm das Apfelstückchen an, schien es auch zu genießen, kaute, schluckte und bat sogleich um mehr, bekam es auch. Ein wenig unheimlich war mir seine Babymasche schon gerade, er spielte sie länger und intensiver aus als sonst, möglicherweise steckte irgendwas dahinter. Während ich ihn also fütterte und für jeden Bissen lobte, fragte ich mich, ob dieses Spiel irgendwie mit gestern Abend zusammenhing, mit seiner entsetzlichen Einsamkeit und unserem Streit, als ich spät in der Nacht nach Hause gekommen war und ihn betrunken und verletzt vorgefunden hatte. Tsuzuku bemerkte irgendwie, dass ich nicht ganz bei der Sache war, und er forderte meine Aufmerksamkeit ein, zupfte an meinem Top und bat ganz direkt: „Tsu will Küsschen …“ Ich sah ihn an, und irgendwie war der Blick seiner dunkelbraunen Augen nicht ganz klar, da war irgendwo wieder so eine Traurigkeit in ihm. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und tupfte meine Lippen zärtlich auf die seinen, er schmiegte seinen Kopf an meine Hand und erwiderte den Kuss ganz weich und lieb. „Bist du gerade ganz liebesbedürftig, mein Herz?“, fragte ich leise und streichelte seine Wange. Und auf einmal sah er ganz furchtbar traurig aus, seine Augen füllten sich mit Tränen, ich nahm ihn sogleich in meine Arme und er weinte, klammerte sich an mich. Ich spürte richtig, wie zerrissen er war zwischen dem Kind in sich und dem erwachsenen Mann, der er nun mal war, er strahlte beides zugleich aus, und so hielt ich in diesem Moment einen Menschen im Arm, der selbst nicht wusste, ob er Erwachsener war oder Kind. „Nicht weinen, Tsu, alles gut …“, sagte ich leise und streichelte über seinen zitternden Rücken. Ich sah über seine Schulter und da saß Ruana neben meinem Kopfkissen. Ganz kurz löste ich mich von Tsuzuku, griff nach meinem Teddymädchen und drückte sie ihm in die Arme, umarmte ihn dann wieder, fühlte Ruana weich zwischen uns. „Ruana ist bei dir“, sagte ich und lächelte ihn an, dachte daran, dass ich ja seine Sonne war. „Ich hab dich sehr lieb, Ruana hat dich auch lieb, du bist nicht allein.“ Tsuzuku barg sein Gesicht an meinem Hals, ich spürte seine Tränen auf meiner Haut, und es dauerte noch ein wenig, bis er sich wieder gefangen hatte. „Was hat dich denn jetzt so traurig gemacht?“, fragte ich danach. „Weiß nicht, ich … irgendwie tut mir wieder alles so weh … und … manchmal will ich einfach wieder klein sein … und gehalten werden, verstehst du?“, antwortete er, seine Stimme zitterte noch vom Weinen. „Ich weiß, dass das … dieses Kindische … das ist auch Borderline … aber …“ „Tsu, das ist mir egal und das weißt du“, unterbrach ich ihn. „Was denkst du von mir, wenn ich so bin, so kindisch und so …? Denkst du dann nicht, dass ein Mann von Mitte Zwanzig nicht so sein sollte?!“ Ich merkte ihm an, dass er schon wieder sehr gegen sich selbst ging in seinem Selbsthass, und dachte meine Worte kurz durch, bevor ich sie aussprach: „Tsuzuku, schau mich doch mal an. Schau mich an, schau Ruana an, guck wie ich aussehe, wie ich bin und das alles. Sieht das für dich großartig erwachsen aus?“ „… Nein …“, antwortete er leise. „Na siehst du. Ich bin, wie ich bin, und du auch, du bist, wie du bist. Manchmal hältst du mich, bist stark und ‚der Mann‘ von uns beiden, und manchmal bist du eben auch anders, brauchst selber Küsschen und willst von mir gehalten und gefüttert werden“, sagte ich, sah ihn an und umarmte ihn wiederum, drückte ihn fest an mich. „Tsuzuku, weißt du … ich denke, so ist das mit uns beiden. Ich lege da keinen fremden Maßstab mehr an, ich sehe nur dich und mich. Und deshalb darfst du auch mal wie ein Kind sein, ich liebe dich auch dann.“ Tsuzuku sah mich an, mit einer Mischung aus Unglauben und Freude, und einen Moment später küsste er mich mit einer solchen Liebe, dass er uns beide umwarf und ich mich unter ihm in die Kissen gedrückt wiederfand, und allzu deutlich seine übersprudelnden Gefühle spürte, wie sein schmaler, warmer Körper sich eng an meinen drückte und meine kleine Ruana und ich eine volle Ladung ‚heftig verliebter Tsuzuku‘ zu spüren bekamen. Als er den innigen, leidenschaftlichen Kuss schließlich wieder löste und wir uns beide wieder aufrichteten, kribbelten meine Lippen ein wenig, so heftig hatte er mich geküsst. Ich lächelte, streichelte noch ein wenig seinen Arm und sah, wie er sich unbewusst über die Lippen leckte, in einer Weise, die mir zeigte, dass er sich wieder als erwachsener Mensch fühlte. Dennoch frühstückten wir weiter im Bett, und nun fütterten wir uns gegenseitig, was jedoch fühlbar weniger mit Babymasche zu tun hatte, viel mehr war es nun einfach ein Ausdruck unserer gegenseitigen Verliebtheit. Dass Tsuzuku binnen weniger Augenblicke zwischen übersprudelndem Glück und tiefer Traurigkeit hin und her sprang, und mal das bedürftige Kind und dann wieder den heftig verliebten Mann zeigte, sein ständiges Auf und Ab und Hin und Her, ich kannte ihn längst gut genug, um mich einigermaßen daran gewöhnt zu haben, und ich fand, dass ich doch ganz gut damit umging. Und anscheinend sah er das genauso, zumindest sagte er das: „Meto … weißt du, dass du wirklich, wirklich toll bist?“, fragte er und sah mich dabei so ernst an, dass ich deutlich spürte, er hatte darüber nachgedacht. „Wie du das alles machst … mit mir umgehst … mich hältst und liebst und einfach nicht aufgibst … Ich liebe dich dafür.“ Ich sah ihn einen Moment lang an, er wirkte mit einem Mal so klar und stark, so als hatte er gerade einen guten, ehrlichen, klaren Blick auf sich und mich. „Danke, mein Herz“, antwortete ich. „Ich liebe dich auch.“ Nach dem gemütlichen Bettfrühstück standen wir dann auf, Tsuzuku ging als Erster zum Duschen, zog meinen Schlafanzug schon auf der Bettkante aus und lief dann einfach nackt rüber ins Bad. „Tsu, nimm die Sachen doch mit“, rief ich ihm noch nach, weil ich eigentlich keine Lust hatte, ihm hinterher zu räumen, aber da rauschte schon das Wasser in der Dusche. Und so sammelte ich gleich alles, was in die Wäsche gehörte, zusammen auf und füllte eine Waschmaschine, räumte die sauberen Sachen in den Schrank, und nahm mir vor, heute Nachmittag die nasse Wäsche dann aufzuhängen. Als Tsuzuku dann aus der Dusche kam, zog ich mich aus und ging selbst duschen, während er den Rest seiner Morgenroutine erledigte. „Hilfst du mir heute Nachmittag? Ich glaube, wir beide müssen hier mal ein bisschen Haushalt machen“, sagte ich, als ich unter der Dusche stand. Tsu stand gerade vor dem Spiegel, er drehte sich zu mir um, schien einen Moment darüber nachzudenken, dann sagte er: „Klar.“ Und dann: „Du hast heute Morgen keine Arbeit, oder?“ „Nein, ich hatte doch letzte Woche nen Termin beim Urologen bekommen …“ Der Termin war noch eine Folge unseres Besuchs bei Dr. Ishida, der hatte mich an einen Urologen überwiesen, welcher sich dann in der vergangenen Woche bei mir gemeldet hatte. Es ging immer noch um meine Verspannungen, ich wollte das einfach noch mal abklären, auch wenn das furchtbar peinlich werden würde. Tsuzuku lachte. „Ich würde dich ja gerne begleiten, aber ich muss arbeiten …“ „Hauptsache, du hilfst mir heute Nachmittag dabei, dass wir beide hier mal aufräumen“, erwiderte ich. „Soll doch gemütlich in unserer Wohnung sein, oder?“ Er nickte wieder, auch wenn ich merkte, dass er eigentlich wenig Lust auf Hausarbeit hatte. Der Rest des Morgens lief ab wie immer, Tsu stand rauchend am Küchenfenster, als ich geduscht und angezogen dazu kam. Gefrühstückt hatten wir ja schon, und so aß ich jetzt nichts, stattdessen stand ich ebenfalls am Fenster und Tsuzuku legte seinen Arm um mich, nachdem seine Zigarette aufgeraucht im Aschenbecher gelandet war. „Ich liebe dich, Baby“, sagte er, nachdem wir eine Weile einfach schweigend da gestanden hatten, und gab mir einen Kuss aufs Haar. „Lass dir von dem Arzt nachher nichts sagen, ne?“ „Was sollte ich mir von ihm sagen lassen?“, fragte ich. „Na ja, falls der was dagegen hat, dass wir miteinander schlafen und so … Solche Ärzte haben gerne mal ein Problem damit, dass Menschen Analsex haben … Lass dir nicht einreden, dass ich dich dazu überredet hätte oder so was …“ Ich hörte irgendwie heraus, dass diese Vorstellung für Tsuzuku eine gewisse Angst bedeutete. Er hatte Angst, dass ich mich beeinflussen ließ und etwas glaubte, das gegen ihn sprach … „Du hast mich nicht überredet“, widersprach ich und sah ihn an. „Und das werde ich auch so sagen, wenn mich jemand fragt. Ich schlafe mit dir, lasse dich in mich eindringen, weil ich das will, wirklich will, und ich lasse mir das nicht von irgendwem ausreden, das kannst du mir aber glauben!“ Tsuzuku lächelte, dann küsste er mich. „Danke, Baby.“ Kurz darauf gingen wir beide aus dem Haus, ich begleitete Tsu zu seiner Bahn und machte mich dann auf den Weg ins städtische Krankenhaus, in dem sich auch die Urologen-Praxis befand, wo ich den Termin hatte. Und als ich dann da im Wartezimmer saß, wünschte ich mir doch, dass Tsuzuku mitgekommen wäre. Klar, er konnte sich wegen so was nicht frei nehmen, fehlte sowieso schon oft genug bei seiner Arbeit, ich musste da jetzt allein durch und eigentlich konnte ich das auch. Aber ein wenig unsicher war ich eben doch und es hätte mir gefallen, wenn Tsuzuku mit seiner offenherzigen Art, die Dinge auszudrücken, bei mir gewesen wäre, um mir Sicherheit zu geben und vielleicht für mich manches auszusprechen. „Asakawa Yuuhei, bitte“, wurde ich schließlich von der Sprechstundenhilfe angesprochen, ich stand auf und sie geleitete mich ins Zimmer des Arztes. Mein Herz klopfte aufgeregt und wieder wünschte ich mir, Tsu wäre bei mir, würde meine Hand halten. Ich dachte angestrengt an seine Worte von vorhin, davon, dass ich mir nichts einreden lassen sollte. Wie sollte ich, mit meinem Sprachfehler und meiner Unsicherheit, einem Arzt verständlich machen, dass ich den Sex mit meinem Freund liebte und einfach nur ein Mittel gegen diese Verspannungen wollte, mehr nicht? Der Arzt war ein Mann von vielleicht Mitte Vierzig und musterte mich ein wenig, als ich den Raum betrat. Ich trug zwar heute für meine Verhältnisse recht gewöhnliche Kleidung, aber meine blauen Haare, die Piercings und mein Tattoo sprachen eben immer für sich. Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber dem Schreibtisch und natürlich versagte mir meine Sprache augenblicklich den Dienst. Ich brachte nur ein ganz leises „Guten Tag“ heraus. „Sie wurden mir von Dr. Ishida überwiesen, richtig?“, fragte der Arzt, auf dessen Namensschild der Name Abe stand. Ich nickte nur, kämpfe innerlich mit meiner Unsicherheit, spürte, wie sich mein Unterleib anspannte und die Enge in meinem Hals mir das Sprechen weiter unmöglich machte. „Dr. Ishida sagte nur, dass Sie ein Problem mit Muskelverspannung haben. Können Sie mir genauer beschreiben, wo diese Verspannung liegt und inwiefern sie ein Problem darstellt?“ Mir stieg die Röte ins Gesicht, ich blickte auf meine Hände. Ich verstand Tsuzukus Ängste vor Ablehnung nur allzu gut, fühlte ich sie in diesem Moment doch selbst. Er hatte Recht gehabt, als er mich vor ein paar Wochen gefragt hatte, ob mein Sprachfehler und die Verspannung mit meiner Unsicherheit zu tun hatten, weil ich eben schwul war und wusste, dass andere das ablehnten. „Ich …“, begann ich schließlich leise, „… einen Freund … habe …“ Vor lauter Angst brachte ich wieder die Reihenfolge der Worte durcheinander, und das machte mich noch unsicherer. „Einen … festen Freund … verstehen Sie?“ „Sie sind homosexuell?“, hakte Dr. Abe nach. Ich nickte. Der Arzt sah mich einen Moment lang nur an, ich konnte seinen Blick nicht recht deuten, dann fragte er: „Und Sie haben Analsex mit Ihrem Freund?“ Ich nickte wieder, sah auf meine zitternden Hände. „Ich … das mag … aber … manchmal … da … bei mir alles … so verspannt und … tut weh … dann …“ „Sind Ihnen die Risiken solcher Praktiken bekannt?“ Ich nickte. „… Ich … das aber … trotzdem mag … und will … Mein Freund … sehr lieb ist und … ganz vorsichtig … aber … manchmal … da bin ich … da unten einfach … so zu …“ Ich dachte an Tsuzukus Worte von vorhin, an seine Angst, und versuchte, eine Art Mauer um mich zu bauen, damit mich kein Zweifel erreichen konnte. „Aus ärztlicher Sicht kann ich Ihnen da nicht viel sagen, außer dass es in dem Bereich eben einige Risiken gibt“, sagte Dr. Abe dann. „Der Muskel kann beschädigt werden, es gibt immer wieder Fälle von inneren Blutungen, und alle möglichen Geschlechtskrankheiten sind da auch sehr verbreitet. Auf dem Erotikartikel-Markt gibt es verschiedene Mittel, die angeblich entspannend wirken sollen, aber die kann ich als Arzt nicht so einfach absegnen.“ Ich konnte nichts antworten. Die Worte machten mir Angst, säten doch fiese Zweifel in mir. „Ich kann Ihnen nur raten, beim Auftreten solcher Verspannungen auf den Verkehr zu verzichten. Im Allgemeinen rate ich von Analverkehr sowieso ab, es ist einfach nicht gesund. Und wenn Ihr Partner Sie zu überreden versucht …“ „Das macht er nicht!“, unterbrach ich den Arzt und sprang auf, hatte auch meine Sprache wieder gefunden. „So was macht er einfach nicht! Er will mir nicht wehtun, auf keinen Fall, und ich will einfach nur irgendein wirksames Zeug haben, was mich … da unten halt entspannt!“ Ich hatte genug, die Situation zerrte so an meinen Nerven, dass ich keinen anderen Weg wusste als einfach zu gehen. Und so stand ich auf und verließ die Praxis ohne ein weiteres Wort, weil dieser Arzt anscheinend nicht gewillt war, mir das zu verschreiben, was ich brauchte. Auf dem Weg nach Hause kam ich dann in die Nähe des Sexshops, den ich ja nun schon kannte, und kurzentschlossen ging ich da hinein, um nach einem Entspannungsmittel oder dergleichen zu fragen. Sicher kannte dieser Travestit, der dort verkaufte, sich damit aus und hatte vielleicht auch so etwas da. Mit dem „Nein“ des Urologen gab ich mich jedenfalls absolut nicht zufrieden. „Ah, das Sahnestückchen“, begrüßte mich der Verkäufer sofort, als ich den Laden betrat. „Heute mal allein hier? Was kann ich denn für dich tun?“ Ich lächelte leicht, ob des Kompliments und seiner offenherzigen Freundlichkeit, meine Sprache war noch nicht wieder ganz sicher und ich brauchte einen Moment, bis ich sagen konnte, warum ich hier war: „Haben Sie …“, begann ich, doch ich wurde gleich wieder unterbrochen, der Travestit strahlte mich an und sagte: „Sag gerne ‚Du‘, und nenn mich Charlize, okay?“ „Meto“, nannte ich kurz meinen Namen und begann dann von neuem: „Hast … du irgendwas … ‘ne Creme … oder so was … zum Entspannen? Also …“, ich wurde wieder mal klatschmohnrot, „ … so für den Hintern … wenn man … manchmal so … verspannt ist?“ „Hast du das manchmal?“, fragte Charlize und sah mich mitfühlend an. „Armes Sahnestückchen, so was ist deprimierend, oder?“ Ich nickte nur. „Aber ich glaube, ich hab da was für dich, Schätzchen.“ Mit diesen Worten verschwand er zwischen den Vitrinen und kam wenig später mit einer kleinen Schachtel zurück, die er öffnete und eine kleine Sprühflasche ans rote Licht des Shops beförderte. „Das ist ein Entspannungsspray, extra für analen Spaß, wenn man sich manchmal nicht richtig locker machen kann. Alles getestet und einwandfrei, verträgt sich mit jedem Gleitgel und so weiter. Geht auch prima, wenn du dazu noch ‘nen kleinen Plug hast, dann kann dein Schatz dich nebenbei noch anders verwöhnen, während du den drin hast und der das Dehnen übernimmt.“ Er zog noch einen Gegenstand aus der Schachtel, einen kleinen schwarzen Plug mit einem Ring am Ende, wie ich ihn hier auch schon gesehen hatte, und fügte hinzu: „Das Teil ist extra für Anfänger und für süße Sahneschnittchen, die manchmal ein bisschen verspannt sind. Und so, wie ich deinen Schatz einschätze, hat der auch Geduld mit dir, der geht nicht gleich so ran, oder?“ Ich nickte wieder, spürte, dass ich immer noch ein bisschen rot war und Charlize kaum ansehen konnte, während er sprach. „Ach Schätzchen, musst dich doch nicht schämen. Alles gut, ihr kriegt das schon hin.“ „Ich … war eben beim Urologen … und … na ja, der hat mich verunsichert …“, gestand ich. „Ach Gott, Ärzte … Die sind grad hierzulande ein bisschen … wie sagt man, verklemmt? Klar, manchmal gibt’s da Verletzungen, aber längst nicht immer. Man muss halt wissen, wie es richtig geht. Mach dir keine Sorgen, du merkst doch auch selber, was dein Popo mag und was nicht, oder?“ „Mhm …“ „Eben. Lass dir das Liebemachen nicht verderben, Sahnestückchen, dafür macht es viel zu viel Spaß. Ich hab selber nen Kerl zu Hause, und meinem Popo geht’s prima.“ Ich bezahlte das Spray und den Plug, Charlize verpackte beides in einer diskreten Tüte und ich verließ den Laden wieder, machte mich jetzt auf den Heimweg. Es war kurz vor Mittag und ich kaufte mir am Bahnhof ein kleines Bento, dann nahm ich die Bahn nach Hause. Auf dem Fußweg von der Bahn zur Wohnung fühlte ich mein Herz aufgeregt klopfen und spürte, ich hatte Lust, war leicht erregt. Das Gespräch mit Charlize hatte bei aller Peinlichkeit auch etwas Anregendes an sich gehabt, einfach durch das Thema, und als ich zu Hause angekommen die Wohnungstür hinter mir schloss und feststellte, dass Tsuzuku noch nicht wieder da war, fasste ich den Entschluss, es mir mal selbst gemütlich zu machen. Früher hatte ich mich zeitweise recht oft selbst befriedigt, aber tatsächlich war das viel weniger geworden, seit ich mit Tsu zusammen wohnte und wir eben so oft und schön Sex hatten, dass ich davon mehr als genug Befriedigung bekam. Aber nun war er noch auf seiner Arbeit, und ich allein zu Hause, mit einem Nachtschrank voller Sexspielzeug und einer heißen Lust im Körper. Warum auch nicht? Und nach dem anstrengenden Arzttermin konnte ich ein bisschen Entspannung gebrauchen, mein Hintern fühlte sich tatsächlich ziemlich angespannt an. Ich packte den Plug und das Spray aus, nahm beides mit ins Schlafzimmer und setzte mich aufs Bett, zog mich nackt aus und holte mir die Flasche Gleitmittel aus dem Nachtschrank. Rückwärts rutschte ich weiter aufs Bett, bis ich ganz darauf lag, winkelte die Beine an, tastete dazwischen, spürte die Spannung dort, mein Glied war hart, mein Hoden hatte ein wenig Druck, und alles dahinter war ganz angespannt und fest, ich bekam nicht mal meine Fingerkuppe in mich hinein. Mit geschlossenen Augen und versuchend, mich durch ruhiges Atmen zu entspannen, streichelte ich mich, massierte mit der einen Hand mein Glied und versuchte mit der anderen, mein Loch ein wenig locker zu machen. Schließlich öffnete ich die Augen wieder, tat mir etwas von dem Gleitmittel auf die Finger und versuchte es damit, doch irgendwas blockierte mich, verhinderte, dass ich mich entspannen konnte, sowohl körperlich, als auch mental. Wenn Tsu jetzt nach Hause gekommen wäre und mich so gefunden hätte … Sicher hätte ihm mein Anblick, wie ich hier nackt und mit erregtem Glied auf dem Bett lag, Lust gemacht, und er wäre enttäuscht gewesen, dass ich wieder so verspannt war. Was war das nur, was mich gerade so verspannen ließ? Hatte dieser Urologe mit seinen Worten bei mir tatsächlich so viel bewirkt, dass mein Körper jetzt Angst hatte und mein Loch sich nicht mehr von außen her dehnen lassen wollte? Ich spürte den typischen Druck, war erregt, und trotzdem ging es in diesem Moment nicht, egal wie viel Gleitmittel ich benutzte und wie sehr ich mich zu lockern versuchte. An das Spray traute ich mich nicht heran, mir klangen die Worte des Urologen im Kopf, dass er solche Mittel medizinisch nicht absegnen konnte. Und je mehr ich erfolglos versuchte, mich zu entspannen, umso mehr schwand meine Lust und ich spürte, wie es mich frustrierte. Und auf einmal wurde mir klar, dass ich Angst hatte, eine tief in mir lebende, alte Angst, davor, etwas Unrechtes, Schmutziges zu tun. Manchmal, in letzter Zeit sogar oft, war diese Angst weg, aber in diesem Moment war sie da und machte, dass ich nicht wagte, mich zu entspannen und die Lust, die noch in meinem Unterleib schwelte, auszuleben. Wenn Tsuzuku bei mir war, wir miteinander schliefen, dann tat er die schönen Dinge einfach, von denen er wusste, dass ich sie auch mochte und wollte, ich ließ mich von ihm mitreißen und traute mich auch selbst viel mehr. Er hatte diese Art, die mich verwandelte, mutiger und lockerer machte, und für die ich ihn so sehr liebte. Wenn er so zärtlich und leidenschaftlich zu mir war, wurde mein Loch manchmal fast von selbst weich, nahm sein Glied ganz leicht auf, doch jetzt, wo ich hier allein lag und versuchte, es mir selbst zu machen, blieb der Muskel so fest, dass ich kaum meinen Finger hinein bekam, selbst das Gleitmittel brachte nicht viel. Und ich spürte eben auch, es war ein mentales Problem, da würde auch das neue Spray nicht viel bringen. Schließlich, als sogar meine Erektion durch den Frust abklang, stand ich auf und zog mich wieder an, ärgerte mich über mich selbst, dass ich heute Morgen überhaupt bei dem Arzt gewesen war. Tsuzuku hatte Angst gehabt und mich gebeten, mir nichts sagen zu lassen, und er hatte Recht gehabt. Jetzt hatte ich den Salat, und ich konnte nur hoffen, dass diese Verspannung bald wieder verschwinden würde, spätestens dann, wenn Tsu sich nach Liebe und Lust sehnte und wieder mit mir schlafen wollte. Ich wollte ihm die Frustration ersparen, wusste ich doch, dass Frust und Enttäuschung für ihn das reinste Gift waren. Ich blieb noch eine Weile auf der Bettkante sitzen, dann stand ich auf, räumte alles wieder weg und ging ins Bad, räumte die Waschmaschine aus und stellte den Wäscheständer im Wohnzimmer auf, begann, die Wäsche aufzuhängen. Eigentlich hatte ich ja geplant gehabt, dass Tsuzuku und ich die Hausarbeit später gemeinsam machten, aber ich brauchte jetzt irgendwas zu tun. Als die Wäsche auf der Leine hing, wandte ich mich dem Bad zu und fing an, dort zu putzen. Zu Hause bei meinen Eltern war ich für mein eigenes Bad und mein Zimmer selbst verantwortlich gewesen, und so wusste ich, was ich tun musste, auch wenn ich es zu Hause natürlich oft auch vernachlässigt hatte, so wie ein jugendlicher Junge eben war … Umso mehr wunderte ich mich jetzt über mich selbst, dass ich tatsächlich hier, in meiner eigenen Wohnung, Gefallen daran fand, sie ab und zu in Ordnung zu bringen und alles wieder schön sauber zu machen. Als ich mit dem Bad soweit fertig war, dass man dem Raum nicht mehr allzu sehr das Fehlen einer Frau in unserem Haushalt anmerkte, ging ich ins Wohnzimmer und machte Musik an, so laut, dass ich es auch im Schlafzimmer hören konnte, und befasste mich dann damit, dort ebenfalls wieder Ordnung zu machen. Sowohl Tsuzuku als auch ich ließen unsere Kleider gern auf dem Boden zwischen Bett und Schrank liegen, und ich räumte einfach mal alles auf, sortierte schmutzige Sachen in den Wäschekorb und hängte alles, was noch okay war, in den Schrank zurück. Dabei fiel mir auf, dass Tsuzukus Hälfte unseres Kleiderschrankes inzwischen merklich voller war, er war ja in letzter Zeit doch einige Male shoppen gewesen und man sah seinem Klamottenfundus inzwischen kaum mehr an, dass er noch im letzten Jahr auf der Straße gelebt hatte, mit nichts als einer einzigen Reisetasche voller abgetragener Klamotten. Ich griff in seine Schrankhälfte und zog eine löchrige, schwarze Sweatjacke heraus, diejenige Jacke, die er immer getragen hatte, als ich ihn damals kennen gelernt hatte. Neben seinen neuen Sachen sah sie noch schäbiger und armseliger aus und strahlte immer noch die todtraurige, verzweifelte Aura aus, die Tsuzuku damals an sich gehabt hatte. Ich wunderte mich beinahe, dass er diese Jacke überhaupt noch besaß, er trug sie nämlich gar nicht mehr. Ich strich mit der Hand ein wenig über den abgetragenen Stoff und erinnerte mich daran, wie ich ihn kennen gelernt hatte, damals auf dem Stadtfest, wo ich versehentlich sein weniges Geld verstreut, mich entschuldigt und ihm beim Aufsammeln geholfen hatte. Wie er mich angesehen hatte, so unendlich einsam und traurig, und doch war er, dieser junge, einsame und verzweifelte Obdachlose, der damals keinen Glauben mehr an sich und sein Leben gehabt hatte, in dem Moment damals meine Rettung gewesen. Mit ihm hatte ich wieder sprechen können, er hatte mich davor bewahrt, mich vor der Welt zurückzuziehen, hatte meinen damaligen Plan, zu einer Art Hikikomori zu werden, aus meinem Kopf gelöscht, weil ich ihm hatte helfen wollen. Und während der darauf folgenden ersten paar Treffen, immer im Akutagawa-Park, wo ich ja dann auch neue Freunde gefunden hatte, hatte ich mir fest in den Kopf gesetzt, diesem Mann zu helfen, ihn zu retten, für ihn da zu sein. Anfangs hatte Tsuzuku Angst gehabt, hatte sich mir kaum öffnen können, doch als ich dann einmal wirklich zu ihm durchgedrungen war, ihm klar gemacht hatte, dass er mich nicht mehr so einfach los wurde, da war er mir zum liebsten besten Freund geworden, den ich je gehabt hatte. Ich lächelte bei der Erinnerung daran, obwohl die Zeit damals auch furchtbar hart gewesen war. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie er damals ganz zu Anfang oft vom Sterben gesprochen hatte, und wie schwer es ihm gefallen war, einen Sinn im Leben zu sehen. Aber irgendwann war das weniger geworden. Er hatte sich immer noch oft erbrochen, sich selbst verletzt, viel geweint, aber vom Sterben hatte er fast nichts mehr gesagt. Und ich wusste, das hatte mit mir zu tun, er hatte mich zu seinem Lebenssinn gemacht. Und dann, irgendwann, zuerst ohne dass ich es selbst bemerkt hatte, hatte er sich in mich verliebt. Mit einem nachdenklichen Seufzen hängte ich die Jacke zurück in den Schrank, machte die Musik wieder aus, ging rüber in die Küche und begann mit dem Kochen fürs Mittagessen. Ich wollte eigentlich mal ein neues Rezept ausprobieren, doch wir hatten schon wieder fast nichts mehr im Kühlschrank und ich hatte jetzt keine Lust, noch einkaufen zu gehen. Also blieb es wieder bei Nudeln mit Sauce, mir genügte das und ich wusste nicht, ob Tsuzuku überhaupt zum Mittag zu Hause sein würde oder ob er den ganzen Tag bei der Arbeit blieb. Aber als ich dann am Herd stand und gerade die Nudeln ins kochende Wasser tun wollte, hörte ich Tsu’s Schlüssel an der Wohnungstür, wie er hereinkam und seine Schuhe auszog. Ich kippte schnell die Nudeln ins Wasser und ging dann auf den Flur, um meinen Freund zu begrüßen, doch als ich ihn sah, war mir sofort klar, dass er nicht deshalb jetzt schon zu Hause war, weil er einfach Feierabend hatte. Ihm war anzusehen, er fühlte sich nicht gut, sah angespannt und niedergeschlagen aus. Und er roch nach Zigarettenrauch, sehr viel Zigarettenrauch, so als hätte er ein halbes Päckchen in eins weggeraucht. „Hey, Baby …“, begrüßte ich ihn, wollte ihn kurz umarmen, doch er wich mir aus, ging an mir vorbei ins Schlafzimmer, ließ sich dort aufs Bett fallen und blieb schweigend liegen. Ich ging in die Küche zurück, wusste nicht recht, was ich jetzt tun sollte. Erst einmal kümmerte ich mich ums Essen, fragte mich aber dabei sehr, was mit Tsuzuku wieder los war und was ich für ihn tun konnte. Schließlich, als das Essen soweit fertig war und nichts mehr anbrennen konnte, stellte ich den Herd aus und ging zu ihm ins Schlafzimmer, wo er immer noch still auf dem Bett lag und die Decke anstarrte. „Tsu? Ist was passiert, mein Herz?“, fragte ich, leise und vorsichtig. Er antwortete erst nicht, dann sagte er mit ganz seltsam klingender Stimme: „Geh weg.“ „Was ist denn passiert?“, fragte ich noch einmal. Tsuzuku sah mich an, sein Blick war so voller Zerrissenheit und Angst, dass ich erschrak, und dann sprang er plötzlich auf, explodierte geradezu und schrie mich an: „Geh weg, hab ich gesagt! Lass mich! Hau ab!“ Ich wich automatisch zurück, wusste einen Moment lang nicht, was ich denken, sagen, davon halten sollte. Unwillkürlich schoss es mir durch den Kopf, dieses Wort ‚Borderliner‘, und ich fühlte mich hilflos, wusste ja nicht, was überhaupt los war und was ich tun sollte. „Tsuzuku, was ist los?!“, wiederholte ich meine Frage noch einmal, wurde selbst lauter, als ich beabsichtigt hatte. Es war einfach so schwer, ruhig zu bleiben, wenn er mich so anschrie und dabei diesen Blick in den Augen hatte, diese Mischung aus Wut, Angst und Zerrissenheit. Ich bekam selbst Angst, befürchtete irgendwo in mir, dass er mich auf einmal hasste. Doch mit einem Mal, ebenso plötzlich wie seine Wut zuvor, fing er furchtbar zu weinen an, sank zu Boden, blieb dort heftig weinend und zitternd sitzen, begann wieder, sich zu kratzen und zog dann die Knie an, schlug mit seinem Kopf gegen seine Knie, immer wieder. Ich war total verunsichert, wusste nicht, ob ich ihn jetzt umarmen sollte oder nicht, und er schien es auch selbst nicht zu wissen. Doch schließlich kniete ich mich neben ihn, streckte meine Hand aus und berührte ganz vorsichtig seine Schulter, streichelte ein wenig und spürte dabei ganz nah, was für ein riesiger, entsetzlicher Sturm in ihm tobte. Eine Weile saßen wir ohne ein Wort da auf dem Boden, Tsuzuku weinte und ich streichelte seine Schulter und seinen Rücken, konnte jedoch nicht verhindern, dass er sich immer wieder wehtat, nur warten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Irgendwann, als ich kurz an das Essen in der Küche dachte, das jetzt sicher schon wieder kalt wurde, flüsterte Tsuzuku mit verweinter Stimme: „Meto … bitte, hass mich nicht …“ Ich hatte keine Antwort, hatte ich doch eben selbst Angst gehabt, dass er mich hassen könnte. „Es tut mir leid … ich … ich weiß nicht, was das gerade war … Ich will das nicht …“, sagte er leise. „Ich will nicht, dass das gerade passiert ist …“ „Was … was war denn los? Also, wie kam das?“, fragte ich ebenso leise und unsicher. „Ich … weiß nicht … Meto, ich hab Angst … Ich will dich nicht hassen …“, antwortete er. „Ich will dich lieben, immer nur lieben, nicht hassen, niemals … Wenn ich dich hasse … dann verlässt du mich doch … musst mich verlassen … wäre doch nur logisch und verständlich … aber wenn du mich verlässt, dann sterbe ich …!“ Seiner Atmung war das Weinen noch anzumerken, und schon füllten sich seine Augen erneut mit Tränen. „Tsuzuku, ich verlass dich nicht“, sagte ich und konnte dann nicht mehr anders, als ihn zu umarmen. Ich griff in sein Haar, drückte seinen Kopf sachte an meine Halsbeuge, und er ließ es zu, wenn auch ein wenig teilnahmslos. „Ich … will dich nicht hassen …“, flüsterte er wieder. „Du bist doch mein Liebster, meine Sonne …“ „Ich weiß …“, sagte ich und streichelte durch sein Haar. „Ich weiß das doch, mein Herz.“ „Aber … wenn ich so leer bin … nichts fühle … wenn in mir alles nur grauer Sand und Staub ist?“ „War das vorhin so?“ Er nickte an meiner Schulter. „Alles weg, wie ausgeschaltet …“ „Aber jetzt ist es wieder da?“ „Ja … Aber ich … ich hatte solche Angst …“ Er flüsterte wieder, hatte kaum Klang in der Stimme, und dann sagte er noch einmal: „Ich will dich nicht hassen …“ „Ich glaub dir, mein Herz. Ich glaube dir, dass du mich nicht hassen willst“, sagte ich und streichelte ihn weiter, hielt ihn fest, weil er mir wieder so furchtbar zerbrechlich erschien. In diesem Moment ließ sich ‚Borderline‘ nicht ignorieren, das spürten wir beide, es war da, doch wir dachten nur daran, sprachen es nicht aus. Das Wort hing greifbar in der Luft, mit allem, was damit zusammenhing, aber ich spürte sehr, dass Tsuzuku jetzt nicht die Kraft hatte, darüber zu sprechen. Und so blieb uns wieder nichts anderes übrig, als irgendwie mit dem Alltag weiter zu machen, statt tiefer darüber zu reden, was da eben passiert war und warum. Langsam stand ich auf, bot Tsu meine Hand an, er sah mich an, nahm sie und ich zog ihn hoch. „Was tun wir jetzt?“, fragte er unsicher. „Weitermachen“, sagte ich. „Leben, zusammen sein, nicht aufgeben.“ Er lächelte ein ganz klein wenig. „Einfach so?“ Ich umarmte ihn, hauchte einen Kuss auf seine Wange. „Ja. Einfach so. Und heute Abend liegst du wieder in meinen Armen.“ Ich spürte, dass es wirklich das Beste war in diesem Moment. So weiter zu machen wie sonst auch, nichts zu verändern, weiter zu leben und zu lieben, immer wieder, nach jedem Sturm. Wie sollte es auch anders gehen? Tsuzuku war nun einmal so und ich war sein Lebenspartner, wollte das sein für den Rest meines Lebens, also durfte ich mich in diesem Weg, den ich an seiner Seite gehen wollte, nicht durch die Stürme seiner verletzten Seele verunsichern lassen. Wir gingen rüber in die Küche und ich machte das Essen noch mal ein bisschen warm, dann aßen wir zusammen. Tsuzuku aß weniger als ich, aber er aß, und ich sagte nichts dazu. „Ich muss gleich noch mal zum Conbini runter …“, sagte er nach dem Essen. „Hab keine Zigaretten mehr und mein Feuerzeug macht‘s auch nicht mehr lange.“ Mir fiel wieder ein, dass der Kühlschrank auch fast leer war, und so sagte ich: „Wir gehen gleich zusammen einkaufen, okay? Essen ist auch nicht mehr viel da.“ Die Wäsche auf dem Wäscheständer im Wohnzimmer war noch nicht trocken, und so gingen wir doch zuerst einkaufen. Auf dem Weg zum Laden fragte Tsu mich nach dem Arzttermin vom Morgen, ich hatte den schon fast wieder vergessen. „War nicht so gut …“, antwortete ich. „Der Arzt da meinte nur, Analsex sei nicht gut und wir sollten das lassen. Will ich aber nicht, das lassen, ich mag das.“ Ich sah Tsuzuku an, lächelte leicht und fügte dann hinzu: „Ich war danach im Sexshop, der Verkäufer da hat mir so ein Spray und nen kleinen Plug empfohlen, hab ich auch gleich gekauft.“ Tsu lächelte, legte seinen Arm um mich, und erst jetzt hatte ich das Gefühl, dass er sich wirklich wieder gut und sicher fühlte. „Und? Gleich heute ausprobieren?“ „Vielleicht …“, sagte ich. „Ich hab‘s schon versucht, alleine, aber ich war komplett verspannt.“ „Bis jetzt hab ich dich doch immer irgendwie locker gekriegt, oder?“ „M-hm …“, machte ich, schmiegte mich an seinen Arm. Im Conbini war es relativ voll, es war die Zeit der Leute, die am späten Nachmittag noch mal einkaufen gingen, und da es ein recht kleiner Laden war, fiel es noch mal mehr auf. Ich suchte schnell alles zusammen, was ich zum Kochen brauchte, und ein paar Sachen zum Frühstücken, da stand Tsuzuku schon mit seinen Zigaretten an der Kasse. Als wir mit zwei vollen Einkaufstaschen wieder aus dem Laden kamen, wollte Tsu gleich wieder eine rauchen, aber ich hielt seine Hand fest. „Meinst du nicht, dass du heute genug geraucht hast?“ Er sah mich abwägend an, dann steckte er Zigaretten und Feuerzeug wieder in seine Jackentasche. „Hast Recht, Meto …“ Zurück in der Wohnung wandte ich mich, nachdem alle Einkäufe im Kühlschrank verstaut waren, dem Wäscheständer zu, und Tsu übernahm von sich aus das Wegräumen der getrockneten Sachen. Er war jetzt wieder richtig gut drauf, als wäre vorhin nichts passiert, und ich dachte ein wenig darüber nach, kam aber zu dem Schluss, dass das für den Moment erst mal gut so war, dass er solche Ausbrüche danach wegschob und nicht mehr daran dachte. Dadurch änderte sich zwar nichts und es würde wieder passieren, aber jetzt gerade sah es so aus, als würde ein nachträgliches Gespräch darüber nur einen weiteren Anfall verursachen. Und so hielten wir es wohl beide für das Beste, erst mal einfach normal weiter zu leben und die guten Gefühle zu genießen, wenn sie da waren. In diesem Moment kam Tsuzuku aus dem Schlafzimmer zurück, er hatte gerade den letzten Stapel Klamotten in den Schrank geräumt und ließ sich mit einem entspannten Seufzen aufs Sofa fallen. „Ich bin fertig, Baby“, sagte er. „Fertig und platt und durch.“ Ich klappte den Wäscheständer zusammen, räumte ihn weg und setzte mich dann zu meinem Freund aufs Sofa, lehnte mich an ihn. Er legte seinen Arm um mich, beugte sich vor und strich sachte mit Lippen und Nase über meine Wange, schnupperte an meinen Haaren und flüsterte: „Lass uns schlafen gehen … und vorher nackt schmusen …“ Ich kicherte, küsste ihn, er grinste und sah dabei so wahnsinnig süß aus, dass ich ihn gleich noch mal küssen musste. „Kein Sex?“, fragte ich. Tsuzuku grinste wieder. „Nee. Nur Schmusen.“ „Aber nackt?“ „Natürlich, Baby.“ „So, wie ich dich kenne, mein Schatz, kommst du doch sowieso auch beim Küssen“, erwiderte ich und piekte ihn mit meinem Finger spielerisch in die Seite. Tsu lachte. „Da könntest du Recht haben …“ Und so lagen wir bald darauf zusammen im Bett unter der Decke, nackt umarmt und zusammen gekuschelt, aber nicht großartig erregt, ich selbst nicht und Tsuzuku auch nicht, ich spürte sein Glied weich und schlaff an meiner Hüfte. Schön war es trotzdem, diese Wärme und Nähe, ganz ruhig und lieb und süß, ohne dieses erregte Drängen, das zwar sonst auch schön war, wo wir uns aber zuerst nicht nach fühlten. „Ich liebe dich, Meto“, brach Tsu nach einer Weile die entstandene Stille und küsste mich. Ich lächelte an seinen Lippen, küsste ihn zurück, flüsterte: „Ich lieb dich auch.“ „Weißt du, wie glücklich du mich machst?“, fragte er und seine warme Hand streichelte zärtlich an meinem Nacken, so zart und liebevoll, dass ich eine leichte Gänsehaut bekam. „Ich hoffe, ich mache dich sehr glücklich“, entgegnete ich. „Tust du.“ Er lächelte und wurde dann ernst. „Ernsthaft, Meto, ich sag das nicht nur so. Du bist wirklich das Beste, was mir je passiert ist. Dass du das mitmachst … so was wie das heute Mittag … Ich weiß, das war für dich auch schwer, aber du bist nicht gegangen.“ „Ich kenn dich ja auch“, sagte ich. Tsuzuku vertiefte das Thema jedoch nicht weiter, und ich wusste, dass er spürte, wo seine Grenzen lagen, wo er nicht hingehen durfte in seinen Gedanken, und er passte in diesem Moment gut auf sich auf. Stattdessen schmiegte er sich noch ein wenig näher an mich, streifte mit seinen Lippen an meinem Hals entlang und atmete meinen Geruch ein. „Du riechst so gut …“ „Wonach denn?“, fragte ich und lächelte leicht. „Nach Meto, nach Liebster, nach Süßester-Mann-auf-der-ganzen-Welt.“ Tsu hauchte einen Kuss auf meine Haut, seufzte leise, es tat ihm sichtlich selbst gut, mich so zu berühren. Mit geschlossenen Augen vergrub er sein Gesicht an meiner Halsbeuge, ich hörte ihn tief ein- und ausatmen und wusste, er atmete weiter meinen Geruch, den er sehr zu lieben und zu genießen schien. Fast schien es sogar so, als berauschte es ihn, denn hatte er zuvor noch versichert, heute keinen Sex zu wollen, so spürte ich jetzt nur allzu deutlich, wie sein eben noch weiches Glied sich recht schnell hart und heiß aufrichtete und gegen meinen Bauch drückte. Er sah mich an, fragend, um Erlaubnis bittend, und der Ausdruck in seinen Augen hatte wirklich etwas von einem leichten Rausch, er schien geradezu ‚high‘ vor Liebe zu sein. „Kein Sex heute, hast du gesagt“, erinnerte ich ihn. „Vergiss das“, schnurrte er erregt in mein Ohr. „Ich will mit dir Liebe machen … vögeln … mit dir schlafen …!“ „Okay, was hältst du von ‘nem Kompromiss?“, fragte ich schnell. „Nur anfassen und küssen, nicht eindringen?“ „Aber warum?“ „Weil wir das vorhin ausgemacht haben: Nur nackt schmusen, kein Sex. Und da wird sich dran gehalten.“ Kurz dachte ich an die Warnungen des Urologen heute Morgen. Aber darum ging es mir gar nicht. Viel wichtiger war mir, dass Tsu sich an sein eigenes Wort hielt, so wie ich mich immer an meines zu halten bemühte. Er schien einen Moment lang darüber nachzudenken, dann lächelte er mich an, als hätte er eine gute Idee, ergriff meine Hand und führte sie an seinem nackten Körper hinab bis zu seinem Hintern. „Greif zu, Baby“, schnurrte er mir ins Ohr, und im nächsten Moment spürte ich seine Hand meinerseits an meinem Po, er zog mich eng an sich, sein erregtes Glied berührte meines, das von dieser Berührung ebenfalls langsam hart wurde. Sein süßer Hintern unter meiner Hand verführte auch geradezu zum Zupacken, ich tat es und hörte Tsuzuku aufseufzen, was so schön klang, dass ich gleich noch meine andere Hand dazu nahm und begann, ihn dort ein wenig zu massieren. Und er tat dasselbe bei mir, seine großen, schlanken, warmen Hände verwöhnten mich genauso, bis seine Finger schließlich begannen, zielsicher nach meinem Loch zu tasten, und es in die Berührungen mit einbezogen. Und als ich dann selbst meinen Finger zwischen seine Pobacken schob und vorsichtig gegen seine Öffnung drückte, stöhnte er so süß, seine Lippen waren noch nah an meinem Ohr und ich liebte den Klang seiner Stimme, wenn er solche Laute von sich gab. „Tsuzuku …“, kam mir sein Name über die Lippen, während mein Finger weiter zärtlich gegen seinen Eingang drückte, darüber strich, und ich spürte ein süßes, zuckendes Pulsieren darin, ein eindeutiges Zeichen, wie sehr er die Berührung dort unten mochte und genoss. „Das gefällt dir, oder?“, fragte ich. „Jaah … Das ist schön … so schön …!“ Und während ich ihn so verwöhnte und spürte, wie er geradezu unter meinen Berührungen zerschmolz und sich hingab, hatte er sich doch immer noch so weit beisammen, dass er für mich dasselbe tun konnte, seine Hand an meinem Po berührte mich ebenso, mit derselben Zärtlichkeit, die mir ebensolches Stöhnen entlockte. Und war ich heute Vormittag noch so verspannt gewesen, so ging es jetzt ganz leicht. Ich war selbst ein wenig verwundert, nahm es aber so an, dachte nicht weiter darüber nach. Ich mochte gar nicht mehr aufhören mit diesem Spiel, doch wenn wir noch ein wenig weiter gehen wollten, brauchte es Gleitmittel, und so löste ich mich kurz von meinem Freund, drehte mich um, nahm die Flasche mit besagtem Mittel aus der Nachttischschublade und legte die Taschentücher-Box in Reichweite. Sogleich war ich wieder bei ihm, flüsterte ihm zu: „Weitermachen …“ Tsuzuku lächelte, küsste mich, nahm mir die kleine Flasche aus der Hand und tat sich etwas von ihrem Inhalt auf die Finger, ich tat es ihm gleich, wir mussten beide aufpassen, dass das glitschige Zeug auch an seinem Bestimmungsort ankam und nicht ganz im Bettzeug landete. Tsu rieb es ein wenig zwischen seinen Fingern, dass es warm wurde, dann fühlte ich wieder seine Berührung an meiner Öffnung, dieses zärtliche und dennoch so bestimmte Tasten, mit dem er den Muskel langsam erweichte und seine Finger hineinschob. Und ich tat dasselbe für ihn, er war dort unten ganz offenbar ebenso empfindlich und erregbar wie ich, was ich ja inzwischen auch sicher wusste, nach den beiden Malen, die ich jetzt auch schon ihn genommen hatte. Ich spürte deutlich, er liebte dieses gegenseitige Tun, liebte es, mein Inneres zu ertasten und zugleich meine Finger in sich selbst zu spüren, beide Seiten der Medaille Sex, mich zu lieben und von mir geliebt zu werden. Es war schon nicht ganz einfach, ihn so zu verwöhnen, während er dasselbe mit mir anstellte, immer wieder unterbrach ich die Bewegung meiner Finger an und in ihm, weil er seine so zärtlich und fordernd zugleich in mich drängte, dass es meine Konzentration dahinschmolz. Und manchmal konnte ich nicht anders, als ihn nur anzusehen, das Spiel der Lust auf seinem Gesicht zu beobachten, was so unbeschreiblich schön aussah. „Meto …“, sprach er mich an, als ihm meine Hand mal wieder zu still war. „Warum hörst du auf?“ „Ich kann … mich nicht so gut konzentrieren … wenn du das gleichzeitig dasselbe mit mir machst … Das will ich ja auch genießen …“ Tsu lachte leise, küsste mich und fragte dann: „Was machen wir denn da?“ Ich lächelte, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Du kommst zuerst, dann ich?“, schlug ich vor, denn allein die Vorstellung, wie er in meinen Armen zum Höhepunkt kam und ich ihm dabei ins Gesicht sehen konnte, war so absolut verlockend … „Dann mach. Mach mich ganz verrückt …“, flüsterte er mit leicht rauer Stimme. „Gerne, mein Schatz.“ Und mit einem Mal küsste er mich, heftig, heiß und berauschend süß, ich spürte seinen aufgeregten, wild klopfenden Herzschlag überall, seine Wärme und dass er gerade sehr glücklich war. Seinen Kuss erwidernd, drängte ich zugleich meine Finger noch ein wenig mehr in ihn, er erbebte, stöhnte gegen meine Lippen, lauter, als ich in ihm jene erregbarste Stelle fand und dagegen drückte. Ich kannte das Gefühl ja selbst, doch Tsuzuku reagierte noch intensiver und heftiger als ich auf die Berührung dort, sein ganzer zerbrechlicher, zarter, warmer Körper erzitterte, er drückte sich hemmungslos an mich, seine Hand an meinem Hintern packte zu, zog mich an ihn, und für einen Moment waren wir so nah, so eng, dass wir eins wurden, verschmolzen, ohne dass wir im eigentlichen Sinne miteinander schliefen. Aber das hier genügte vollkommen, und als ich den Kuss kurz löste und ihn ansah, war da dieser unbeschreiblich schöne Ausdruck auf seinem Gesicht, der noch ein bisschen schöner wurde, als ich wieder die süße Stelle in ihm drückte, er schrie auf und kam, und als ich seinen Samen zwischen uns spürte, küsste ich ihn wieder, was sich so anfühlte, als ob einen Moment lang jede Grenze zwischen uns komplett aufgelöst wurde. Schwer atmend und mit hämmernden Herzen blieben wir eine Weile so liegen, wollten beide noch nicht recht zurückkehren aus diesem Gefühl von eins-sein, und so blieben wir noch ein wenig darin, ich war ja noch nicht gekommen. „Liebster …“, flüsterte Tsuzuku mit ganz weicher Stimme in mein Ohr, küsste mich und schob seine Hand dann zwischen uns, umfasste mein Glied, ich stöhnte auf. Ich barg mein Gesicht an seiner Halsbeuge, auf der Seite, wo das tätowierte Herz seine Haut zierte, und fühlte seine wundervollen, heißen Hände, die mich ganz gezielt geradezu verrückt machten, die eine immer noch an meinem Loch, die andere um mein Glied. „Meto …“, hörte ich seine gefühlvolle Stimme sanft flüsternd an meinem Ohr, „…mein Süßes …“ Er schien regelrecht betrunken vor Liebe, sodass ich mir beinahe schon wieder Sorgen machte. Aber ich sagte und tat nichts, wollte den Fluss seiner Gefühle so fließen lassen, das war vermutlich besser, als wenn ich ihn jetzt wieder auf den Boden geholt hätte. Er war in diesem Moment glücklich und das war gut so. „Ich liebe dich auch“, sprach ich leise, und er küsste mich auf meine Halsbeuge, leckte zärtlich über meine Haut. „Und jetzt mach, Tsu, bring mich zum Kommen.“ Das musste ich ihm nicht zweimal sagen. Er war gut darin, sehr gut, seine Hände kannten meinen Körper, taten genau das, was ich am liebsten mochte, und als ich stöhnend kam, mich über seine warme Hand ergoss, schien er das ebenso zu genießen wie ich. Danach lagen wir noch zusammen da, irgendwann löste ich mich vorsichtig von ihm, griff nach den Taschentüchern. Tsu gab ein unwilliges Brummen von sich, als ich ihn losließ, und als ich ihn fragend ansah, sagte er leise: „… Fühlt sich immer bisschen … einsam an, wenn du mich loslässt …“ „Ach, mein Herz …“, sagte ich, während ich die glitschigen Spuren unserer Lust beseitigte. „Ich kann dich doch nicht vierundzwanzig Stunden im Arm halten.“ „Ich weiß …“, antwortete er. „Ich sag nur, wie es sich anfühlt …“ Ich stand auf, warf die benutzten Taschentücher weg und kam dann zu ihm zurück, legte mich nah neben ihn. „Ich hätt’s dir nicht sagen sollen …“, sagte Tsuzuku leise und blickte hoch an die Decke. „Du kannst ja nichts daran ändern, dass ich so fühle …“ „Nein, da hast du Recht, das kann ich nicht ändern. Aber es ist trotzdem gut, dass du es sagst“, sagte ich. „Tsu, ich will, dass du mir immer sagst, wenn was los ist. Wenn ich nichts weiß, fühle ich mich nur noch hilfloser.“ Ich beugte mich über ihn, drückte einen lieben Kuss auf seine Lippen, strich durch sein schwarzes Haar. Er schmiegte sich an mich, griff in meinen Nacken und forderte einen weiteren Kuss ein, den ich ihm liebend gern gab, und auf einmal erschien er mir wieder wie ein zerbrechliches Kind, was meinen Beschützerwunsch weckte. Ich nahm ihn in meine Arme, zog ihn nah an mich, Haut an Haut, er vergrub sein Gesicht an meinem Hals und so blieben wir, bis erst er einschlief und dann ich. Mein Traum in dieser Nacht war dunkel, ein leerer Raum mit nur einem einzigen, schmalen Lichtstrahl. Tsuzuku und ich saßen zusammen auf dem kalten Boden, er lag in meinen Armen, ich spürte seine große Angst. Und als sich dunkle, böse Schattenwesen von den Wänden lösten und den verängstigt weinenden Mann in meinen Armen bedrohten, umarmte ich ihn fester, schützte ihn mit meinem Körper und schrie die Schatten an, sie sollten verschwinden, ihn in Ruhe lassen! Er hatte es nicht verdient, so zu leiden, warum ließen sie ihn nicht in Ruhe?! Warum quälten sie den liebsten, süßesten Menschen, den ich in meinem Leben hatte, so sehr?! Warum musste er, der so lieb und verletzlich war, solche Schmerzen erleiden, während andere, die ohne Einsicht anderen weh taten und sich auch nicht ändern wollten, ungestraft davon kamen und auch noch auf ihn herunterschauten!? Ich fuhr aus dem Schlaf hoch, realisierte, dass ich im Bett lag und er neben mir, er schlief tief und fest und sah ganz süß und weich aus. Ich streckte die Hand aus und strich ihm vorsichtig die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, tupfte meine Lippen auf seine Wange. Es war mitten in der Nacht und ich wollte ihn nicht wecken, widerstand der Versuchung, ihn wach zu küssen, stattdessen schmiegte ich mich einfach an ihn, zog die Bettdecke wieder hoch, sodass wir es schön warm hatten, und war dann auch bald wieder eingeschlafen. Als ich aufwachte, war Tsuzuku nicht mehr bei mir im Bett. Zuerst dachte ich, er war vielleicht schon in der Küche und rauchte, aber dann hörte ich ein eigenartiges Geräusch aus dem Bad, eines, das mich bedrohlich an eine frühere Zeit erinnerte … Ich sprang auf, lief über den Flur zum Bad und riss die Tür auf, und da saß er, mit nichts als Shorts bekleidet, auf dem Boden vor der Toilette. Mit der einen Hand hielt er sein Haar zusammen, die andere hatte er auf sein Herz gepresst, so als ob es ihm wieder sehr wehtat, kurz sah er mich an, dann würgte er wieder und erbrach. „Tsu, hey, was ist passiert?“, fragte ich und kniete mich zu ihm auf den Boden. „Ich … weiß nicht … mir ist so schlecht … und mein Herz tut so weh …“, antwortete er mit heiserer Stimme. „Ich hab … nicht mal was gegessen …“ Ich legte meine Hand auf seinen Rücken, streichelte ein wenig, spürte, wie er krampfte, und als er wieder erbrach, sah ich, es war nur Schleim. „War dir zuerst schlecht oder hat zuerst dein Herz wehgetan?“, fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht …“ Sein Körper unter meiner Hand spannte sich sehr an, und einen Moment später hörte ich ihn schmerzvoll aufkeuchen, ich nahm ihn sofort ganz in meine Arme und legte meine Hand auf die seine auf seinem Herzen. Er lehnte sich an mich, kraftlos und kaputt, hatte Tränen in den Augen, und ich wiegte ihn ein wenig in meinen Armen, streichelte über seinem Herzen, küsste ihn aufs Haar. Eine Weile saßen wir so auf dem Badezimmerboden, dann fragte ich leise: „Wollen wir nicht ins Schlafzimmer zurück?“ „Und dann?“ „Es ist noch früh genug, wir können noch ein bisschen liegen. Und dann können wir immer noch schauen, ob du heute arbeiten kannst oder nicht.“ „Ich bin doch gestern schon eher weggegangen … Wenn ich so weiter mache, bin ich den Job bald wieder los …“ „Dann gehst du heute arbeiten. Aber vorher können wir noch ein bisschen kuscheln, vielleicht geht’s dir dann auch besser, hm?“ Wir gingen also ins Schlafzimmer zurück, legten uns wieder hin, ich nahm ein Taschentuch und wischte Tsu damit die letzten Tropfen Schleim vom Mund weg, dann nahm ich ihn wieder in meine Arme und hielt ihn, ab und zu streichelte ich ihn über dem Herzen. „Meto?“, sprach er mich irgendwann leise an, „Ich weiß, du willst nicht, dass ich das so frage … aber ich versteh es einfach nicht: Was an mir liebst du?“ „Verstehst du das wirklich nicht?“, fragte ich, aber nicht vorwurfsvoll, sondern sanft und besorgt. Ich wusste, ich durfte ihm seinen Selbsthass nicht vorwerfen, das würde ihm nur wehtun, nichts helfen. Er schüttelte auf meine Frage hin den Kopf. „Nein …“ Ich sah ihn an, sah den Schmerz und die Selbstabwertung in seinen Augen, und die Angst. Ich griff in seinen Nacken, hob mit dem Daumen sein Kinn leicht an, sodass er mich ansehen musste, und bevor ich zu sprechen begann, wägte ich meine Worte genau ab, damit ihn nichts davon verletzte. „Tsuzuku, kannst du dich noch daran erinnern, wie wir uns damals kennen gelernt haben?“, fragte ich, und er nickte. „Und weißt du noch, dass ich davor ganz allein gewesen war? Ich hatte niemanden, ich war so kurz davor, mich für den Rest meines Lebens in mein Zimmer einzuschließen. Weißt du noch, dass dieser Tag damals, als wir auf dem Stadtfest zusammengestoßen sind, für mich mein letzter Versuch sein sollte, doch noch jemanden zu finden, mit dem ich sprechen kann? Tsu, du hast mich damals gerettet. Mit dir konnte ich sprechen, irgendwie hast du es geschafft, dass ich es wieder konnte, reden, ohne diesen Sprachfehler. Du warst da und mein Entschluss, dir zu helfen, hat mir den Glauben an mich selbst zurückgegeben. Jedes Mal, wenn ich es geschafft habe, dir ein noch so kleines Lächeln zu entlocken, war das das Größte für mich und ist es immer noch. Ich bin eben so, ich bin ein Altruist, ich liebe es, dich zu lieben und glücklich zu machen. Und außerdem … bist du so ein liebevoller, wunderschöner, faszinierender Mensch, Tsuzuku, auch wenn du das selbst nicht so sehen kannst.“ Er sah mich an und ihm war anzumerken, dass er versuchte, meine Worte in sich aufzunehmen. Ich wusste, er glaubte mir, nur schien zwischen ‚glauben‘ und ‚verstehen‘ ein großer Unterschied zu bestehen. Er glaubte mir, warum ich ihn liebte, aber er verstand es nicht, es drang nicht bis dorthin vor, wo es hin musste in ihm. Und mit einem Mal weinte er wieder, es ging so schnell, von einem Moment auf den anderen klammerte er sich bitterlich weinend an mich, flüsterte tränenerstickt: „Meto … ich … ich will es verstehen … ich will verstehen, warum du … mich liebst … aber … ich kann’s nicht … Ich seh’s nicht … ich sehe nicht, was … an mir liebenswert sein sollte … Was an mir ist so … dass du … es liebst … mich liebst?“ Ich wusste nicht, was das Richtige zu antworten war. Würde er sehen, was an ihm liebenswert war, wenn ich es ihm jetzt ganz genau sagte, oder würde es ihn wieder nicht richtig erreichen? Und so umarmte ich ihn einfach, drückte ihn ganz fest an mich und flüsterte nur in sein Ohr: „Vertrau mir, Tsuzuku … Bitte, vertrau mir, dass ich dich liebe.“ Er weinte noch ein wenig, irgendwann beruhigte er sich wieder, löste sich aus meiner Umarmung und stand auf. „Was machst du jetzt?“, fragte ich. „Ich geh duschen“, antwortete er, sah mich einen Moment lang einfach an und lächelte dann. „Oder willst du mitkommen?“ Ich lächelte zurück. „Immer gern, mein Schatz.“ Das gemeinsame Duschen war dann wieder so schön wie immer, warm und zärtlich, wir wuschen uns gegenseitig und dazwischen küssten wir uns, wobei ich dann auch sein neues Tattoo mal richtig als neuen Teil seines Körpers ‚begrüßte‘ und mit ein paar lieben Küsschen bedachte. Nach dem Duschen und der darauf folgenden Morgenroutine machte ich Frühstück, allerdings nur für mich allein, weil Tsu schon zuvor gesagt hatte, dass er sich heute wirklich nicht traute, etwas zu essen, nachdem ihm vorhin so schlecht gewesen war. Aber ich überzeugte ihn, statt der Zigarette eine Tasse schwarzen Tee zu trinken, was er auch tat, und ich buchte das mal als Erfolg. Nach dem Frühstück gingen wir zusammen raus, zur Bahn, und auf dem Bahnsteig umarmte ich ihn, streichelte seine Wange, sah ihm in die Augen und sagte: „Pass heute schön auf dich auf, mein Herz, und heute Abend machen wir es uns schön, okay?“ „Wie schön?“, fragte er. Ich küsste ihn, und mir war egal, ob es jemand sah. „Wunderschön. Gemütlich und warm und mit ganz viel Liebe. Und wenn du dich heute mal nicht gut fühlst, dann denk ganz fest daran, dass du heute Abend wieder mit mir schlafen kannst, und freu dich darauf. Ich versprech’s dir, heute Abend wird schön.“ Tsuzuku strahlte mich an, dann drückte er mich ganz fest an sich. „Meto, ich liebe dich!“ Dann nahm er die Bahn in Richtung Studio und ich die nächste zum Café. Bis zum Mittag lief dann alles so wie immer. Koichi und ich hatten alle Hände voll zu tun damit, die Mädchen (und gelegentlich auch auftauchenden männlichen Gäste) zu bedienen. Satchan hatte eine Neuerung eingeführt, sie hatte ein paar Instant-Kameras angeschafft und ab sofort bot das Café Sofortbilder von uns Mitarbeitern zum Verkauf an. Das brachte den Laden ganz schön in Schwung und sorgte dafür, dass wir unsere Mittagspause dann auch wirklich brauchten. Während der Arbeit hatte ich keine Gelegenheit gehabt, auf mein Handy zu schauen, und so fand sich, als ich es in der Pause hervorholte, eine Nachricht von Tsuzuku darauf: „Meto, mein Liebster, es funktioniert wirklich! Ich denke die ganze Zeit an dich, fühle, dass du mich liebst, und ich freue mich so wahnsinnig auf heute Abend! Ich hab mir was ausgedacht, weißt du, wir machen unser Erstes Mal sozusagen nochmal, was hältst du davon? Nur schöner und besser und so, dass dir morgen früh nicht so der Hintern weh tut. Und ich hab noch was für dich, was Schönes, eine Überraschung, die siehst du dann. Ich liebe dich. Tzk“ Ich lächelte, drückte mein Handy an meine Brust, hob es dann an meine Lippen und hauchte einen Kuss auf die Nachricht, dann schrieb ich zurück: „Das ist wirklich schön, mein Herz, fühl dich ganz und gar geliebt von mir, denn das tue ich, ich liebe dich. Und ich freu mich auch schon auf heute Abend, das wird ganz bestimmt total schön. me+0“ „Na?“, fragte Koichi neben mir und grinste. „Ist Tsuzuku mal wieder zum Turteltäubchen mutiert?“ Ich musste lachen. „Ja, anscheinend schon.“ „Ich find’s immer noch total schön, das mit euch beiden.“ „Gestern hatten wir nen ziemlichen Streit …“, sagte ich und erinnerte mich kurz daran, an den Knall gestern Mittag. „Und heute Morgen hab ich Tsu mit Herzschmerzen im Bad gefunden. Aber jetzt geht’s ihm wieder gut und das zählt.“ Koichi sah einen Moment lang besorgt und nachdenklich aus, dann lächelte er. „Ja, da hast du Recht. Das zählt, die Momente, wenn es ihm gut geht. An die schlechten Dinge denkt er selber viel zu viel, das müssen wir nicht auch noch tun.“ Der Nachmittag ging ebenso mit Arbeit herum, und erst, als ich in der Bahn zurück nach Hause saß, schaute ich wieder auf mein Handy und fand eine Reihe von Nachrichten vor, die Tsuzuku mir seit dem Mittag geschrieben hatte: „Meto, ich freu mich so auf nachher!“ und „Liebster, ich werd dich zu Boden knutschen!“ und „Komm, antworte mir, dass dein süßes kleines Loch sich schon auf meinen Schwanz freut, Baby!“ Ich wurde nicht mal mehr rot bei diesen eindeutigen Worten, zu sehr freute ich mich selbst darauf, nach Hause zu kommen, von ihm empfangen zu werden und mit ihm zu schlafen, ich hatte keinen Zweifel daran, dass er mich schon erwartete und sich geradezu auf mich stürzen würde. Den Weg von der Bahnstation nach Hause lief ich schnell, mein Herz klopfte aufgeregt und ich spürte, wie sich vorfreudige Erregung in mir breit machte. Und als ich die Treppen hoch gelaufen war und unsere Wohnungstür öffnete, war da zwar ein kleiner Moment der Angst, dass mich drinnen vielleicht doch ein niedergeschlagener Tsuzuku erwartete, doch diese Angst wurde augenblicklich vertrieben, denn er kam mir gleich entgegen, strahlte vor Freude, umarmte und küsste mich. „Du hast mir gar nichts geantwortet, Baby“, flüsterte er, klang aber überhaupt nicht traurig oder sauer. Viel mehr klang seine Stimme nach einem verspielten Schnurren, und das, was er dann sagte, machte die Sache eindeutig: „Das kann ich dir so nicht durchgehen lassen, mein Lieber, das gibt eine saftige Strafe.“ Ich spielte mit, sah ihn mit großen Augen an und fragte: „Was für eine Strafe?“ Er lächelte selbstsicher. „Das erfährst du noch früh genug.“ Und dann küsste er mich wieder, fordernd und beinahe ein wenig grob vor Verlangen, drängte mich dabei rückwärts in Richtung Schlafzimmer. Auf dem Bett war schon alles vorbereitet, die Decke war beiseite geschlagen und auf dem Laken lagen neben der Flasche mit dem Gleitgel auch die Sprayflasche und der Plug. „Eigentlich wollte ich es ja heute ohne die Handschellen … Aber da du nicht brav warst, Meto-chan, und mir einfach nicht zurück geschrieben hast, muss ich jetzt ein wenig umplanen, damit du deine Strafe bekommst.“ Tsuzuku sah mich an, zuerst gespielt streng, ganz in seiner Rolle, dann einen kurzen Moment lang ernst fragend, er wollte sichergehen, dass ich auch wirklich mitspielen wollte und er mich zu nichts zwang. Ich nickte leicht, wie ein Schauspieler, der unauffällig und ganz kurz aus der Rolle fiel, so dass die Kameras es nicht bemerkten. Dieser Moment war ein aufregendes Spiel, Tsuzuku und ich spielten beide gern, und nachdem wir uns nun gegenseitig versichert hatten, dass wir beide dasselbe wollten, ging es weiter, das Liebesspiel. Tsu ging zum Nachtschrank und nahm die Handschellen heraus, ich zog mich derweil aus, und als ich bis auf die Shorts nackt war, kam er auf mich zu, drängte mich mit einem weiteren Kuss zum Bett, bis ich darauf saß und er sich über meine Beine kniete. Er lächelte mich an, legte die Handschellen neben mir ab und griff dann mit beiden Händen in meinen Nacken, um mich wild und ungehalten zu küssen. Seine weichen, wundervollen Lippen pressten sich fordernd auf die meinen und seine gespaltene Zunge drängte heiß in meinen Mund, traf auf die meine und lud sie zum Spielen ein, worauf ich liebend gern einging, doch heute nicht so ebenso fordernd wie er, sondern empfangender, ich wollte dieses Mal wieder mal ein bisschen devot sein. Mit einem Mal unterbrach er den Kuss, sah mich an, grinste und griff dann einfach in meinen Schritt, zog den Bund meiner Shorts ein wenig vor und sah hinein, während seine Hand meinen Rücken hinab wanderte und hinten in meine Shorts schlüpfte. Das selbstsichere Grinsen auf seinen Lippen, der verspielte Schalk in seinen braunen Augen, das war er wieder, der selbstbewusste, starke, und vor allem glückliche Tsuzuku, der genau wusste, was er wollte, und den ich von allen seinen vielen Facetten am allermeisten liebte. „Dein süßer Schwanz freut sich ja schon auf mich“, sagte er, unverblümt und liebevoll zugleich. „Er wird schon ganz rot vor Freude. Aber es tut mir leid, ihn enttäuschen zu müssen, heute darf er nicht rein.“ Mit diesen Worten schob er an meinem Hintern seine Finger zwischen meine Pobacken und ertastete meinen Eingang, der bei dieser Berührung sofort ein wenig zu zucken begann. „Ahh, sehr gut, da freut sich auch schon was auf mich. So ein süßes, kleines, heißes Loch … ob es ihm wohl gefallen wird, wenn ich heute ganz besonders lieb zu ihm bin?“ „Ganz bestimmt“, sagte ich leise und seufzte gleich darauf, ob der bestimmenden und dabei so zärtlichen, liebenden Berührung dort. Tsuzuku stand wieder auf, bedeutete mir, dass ich weiter aufs Bett rutschen sollte, und zog mir dann einfach die Shorts aus, sodass ich ganz nackt vor ihm lag. Er blieb einen Moment stehen und sah mich an, mit diesem selbstsicheren Lächeln auf dem Gesicht, dann begann er, sich selbst auszuziehen. Danach kam er, jetzt selbst komplett nackt, zu mir aufs Bett, hatte die Handschellen in der Hand und ich hob meine Arme über meinen Kopf, damit er sie mir anlegen konnte. Während er meine Hände fesselte, sah ich seinen Körper an, ließ meinen Blick von seiner schmalen Brust mit den Tattoos, dem Implantat und den gepiercten Nippeln über seinen flachen Bauch mit dem Bauchnabelpiercing bis zu seiner Körpermitte wandern, wo sein erregtes, steifes Glied, sein weniges Schamhaar und sein Hoden, dem die Lust ebenso anzusehen war, meine Aufmerksamkeit für sich einnahmen. Er lächelte, als er meine Blicke bemerkte, und küsste mich. „Gefällt er dir, mein Schwanz?“ „Weißt du doch“, antwortete ich und lächelte ebenso. Tsuzukus Hand drückte die Kette der Handschellen ins Kissen, sodass ich mich von ihm dominiert fühlte, und die Art, wie wir miteinander sprachen und welche Worte er wählte, waren zu gleichen Teilen Spaß, Erregung und Liebe. „Warum haben wir damals eigentlich kein Bett mit Stange am Kopfende gekauft?“, fragte er dann und bewegte sich dabei in Richtung Fußende, wo er sich zwischen meinen Beinen, die ich bereitwillig spreizte, niederließ. „Es gab keins“, antwortete ich. „Schade.“ Er grinste wieder. „Wirklich schade.“ „Ich kann mich ja an den Kissen festhalten“, sagte ich. „Das wirst du auch müssen, Baby. Denn ich werde jetzt etwas tun, das dich hoffentlich total verrückt macht, so sehr, dass deine Hände Halt brauchen.“ Tsuzuku grinste wieder, leckte sich dann lasziv über die Lippen und legte dabei kurz die beiden Spitzen seiner Zunge übereinander, zeigte mir, dass ihn diese selbstgeschaffene Anomalie seines Körpers mit Stolz erfüllte. Er sah mir einmal betörend tief in die Augen, seine Hände griffen an meine Hüfte und mit einem Mal fand ich mich auf dem Bauch liegend wieder, er hatte mich einfach umgedreht. Und kaum hatte ich mich wieder zurechtgefunden, spürte ich eine weiche, warme Berührung an meinem Hintern, erkannte erst eine Sekunde später, dass es sich um Tsuzukus Lippen handelte, die meine Pobacken mit zärtlichen Küsschen bedachten. Ich seufzte erregt, und dann fiel mir wieder ein, was er in unserer Liebesnacht letztens getan hatte, es hatte mich wirklich verrückt gemacht und war doch so unglaublich schön gewesen. Eben jenes war er jetzt im Begriff wieder zu tun, er gab ein leises „Mmmh“ von sich, einen Laut von Hunger und Genuss, hauchte noch ein Küsschen auf meine Pobacke und dann spürte ich seinen Finger dazwischen tasten, mich ein wenig säubern, falls notwendig. Er schien zufrieden mit mir, ließ erneut ein „Mmmmh …“ vernehmen und nun waren es sein Atem und sein Gesicht, die ich an meinem Hintern spürte, ehe er die Ritze mit seiner Hand ein wenig spreizte und ich seine warmen, göttlichen Lippen an meinem längst vorfreudig zuckenden Eingang fühlte. Ich stöhnte laut auf, selbst von der Intensität der Berührung überrascht, es war so heiß und intim, noch intimer als wenn er mit seinem Glied in mich eindrang. Und als ich seine Zunge dort spürte, diese süße, zärtliche, einzigartige Zunge, die frech und spielerisch gegen mein Loch stupste und dann sogar ein wenig hineindrängte, da musste ich schreien, meine Hände ins Kissen krallen, die Augen schließen, meinen Rücken durchbiegen und meinen Körper reibend ins Laken drücken. „Tsu…zuku … oh Gott … aahhhh …!“ „Wie du das liebst … du bist so süß … so wahnsinnig süß …!“, antwortete er, um sogleich damit fortzufahren, mich an meinem Hintern um den Verstand zu küssen … Als er schließlich damit fertig war, war ich komplett willig, heiß und verrückt im Kopf, und dort unten allein von seinem Speichel schon so feucht, dass es eigentlich keines Gleitgels mehr bedurfte. Er nahm trotzdem noch welches dazu und griff sich dann außerdem noch das Spray. „So, das war die Strafe, mein Süßer“, sprach er und ich war mir sicher, dass er lächelte. „Bist du jetzt schön verrückt und entspannt, sodass wir zum nächsten Teil übergehen können?“ Ich nickte, drehte den Kopf zu Seite und sah ihn an. Irgendwann, während seine Lippen und Zunge mich sehr gekonnt und überzeugend für mein Nicht-Beantworten seiner liebestollen Nachrichten bestraft hatten, war mir ein wenig die Sprache abhandengekommen und so nickte ich nur. „Sehr gut“, erwiderte er und gleich darauf spürte ich den kühlen Sprühnebel aus der Sprayflasche, wie sich die unzähligen winzigen Tröpfchen um meinen Eingang verteilten. Die Zeit, bis sich der versprochene Entspannungseffekt einstellte, nutzte Tsuzuku, um unter meinen Körper zu greifen, zwischen meinen Beinen, und meinem erregt pochenden Glied ein wenig Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Er massierte es, zärtlich und fordernd zugleich, seine warmen Hände wussten genau, was sie zu tun hatten, spielten mit meiner Vorhaut und Eichel, sodass ich wiederum laut stöhnte, wieder und wieder, bis er hatte, was er wollte: Meinen Lusttropfen, den er verrieb und dann seine Hand an seine Lippen hob und ableckte. Als er dann wieder nach meinem Loch tastete, war es ganz weich und locker, nahm seine Finger sofort auf, sodass er schon einen Moment später meine Prostata gefunden, gedrückt, und mir so einen ekstatischen Schrei entlockt hatte. „Meto …“, flüsterte er verführerisch meinen Namen, „Erlaubst du, dass ich jetzt ein wenig egoistisch bin und dich gleich nehme, ohne noch mehr Vorspiel und ohne den Plug?“ „Klar“, antwortete ich, meine Stimme klang schon ganz weich. „Mach’s wie damals, bei unserem Ersten Mal, nimm mich mit deinem ganzen Verlangen, und leg deine Hände auf meinen Rücken, stoß so in mich, sei der selbstsichere, verrückt verliebte Tsuzuku, den ich so sehr liebe.“ Ich hörte ihn lachen, er klang so glücklich und sicher, und dann senkte er sich auf mich nieder, stützte seine Hände zuerst noch rechts und links neben mir ab, während er in mich eindrang, sein heißes, hartes Glied in mein weiches, ebenso heißes Inneres drängte. Er schrie auf, seine schöne Stimme erbebte vor Ekstase, und sein Körper stieß sogleich zu, schnell und zuckend, ließ mich augenblicklich ganz dahinschmelzen und in seinem Rhythmus aufgehen. „Nimm mich …“, kam es mir über die Lippen. „Komm, nimm mich ran … leb es aus … die ganze Vorfreude, die ich dir seit heute Morgen versprochen habe …! Tsuzuku, ich liebe dich, und ich liebe es, wenn du so bist, so glücklich und selbstsicher und geil.“ Seine Antwort war ein unglaublich süßer, zärtlicher Kuss in meinen Nacken, dann legte er seine großen, warmen, wundervollen Hände auf meinen Rücken, drückte mich mit seiner Kraft und dem Gewicht seines Körpers in die Matratze und begann, richtig in mich zu stoßen, sich wieder und wieder erst ein wenig rauszuziehen, um dann erneut in mich zu drängen, so hart und glühend heiß, dass ich mich ganz zerschmelzend fühlte. Ich stöhnte haltlos, gab mich ihm vollkommen hin, während er seine Lust laut herausschrie, dabei immer tiefer in Ekstase versank, tiefer in mich drängte, zuckte und bebte, mehr und mehr und mehr, bis er mit einem atemlosen Lustschrei zum Höhepunkt kam und seinen Samen erbebend in mein Inneres ergoss. Keuchend sank er auf mich, ich spürte seinen hämmernden Herzschlag ebenso wie meinen eigenen, seinen heißen Atem in meinem Nacken und seine nassgeschwitzte Haut auf meiner, hörte die süßen, glücklichen Laute, die er von sich gab, weil die Lust noch ein wenig weiter durch seinen Körper flutete. Noch war sein Glied nicht wieder weich, noch zuckte es in meinem Innern, und das genügte, damit ich, als er noch einmal ein wenig stieß, selbst auch endlich zum Höhepunkt kam. „Ich liebe dich … mein Meto … du bist meiner, ganz allein meiner …“, flüsterte Tsuzuku, seine Hände streichelten meine Seiten. „Willst du mir gehören, für immer?“ „Ja“, antwortete ich. „Das will ich.“ Er richtete sich langsam auf, zog sich vorsichtig aus mir zurück, berührte meine gefesselten Hände und ließ sich dann neben mich sinken, öffnete die Handschellen und nahm meine Hand in die seinen. Er sah den Ring an meinem Finger an, den Verlobungsring, fuhr zärtlich mit dem Zeigefinger über das Silber und den kleinen Diamanten und drückte dann liebevoll seine Lippen darauf. Zuerst sah es so aus, als wollte er noch etwas sagen, doch dann schüttelte er lächelnd den Kopf, küsste mich auf den Mund und stand dann auf einmal auf, lief nackt rüber ins Wohnzimmer und kam mit einem Blatt Papier in der Hand zurück. „Ich hatte dir eine Überraschung versprochen, und hier ist sie“, sagte er und legte sich wieder zu mir, sodass ich sah, das Blatt war beschrieben, kurze Zeilen in Tsuzukus Handschrift, drum herum gemalt sah ich kleine rote Herzen. „Und was ist das?“, fragte ich. „Ich hatte dir mal ein Liebesgedicht versprochen, weißt du noch?“ Ich nickte, lächelte, und er hielt mir das Blatt einfach hin. „Lies, Meto.“ Ich wusste es nicht mehr ganz genau, aber möglicherweise war es das erste Mal, dass ich ein Gedicht las, das Tsuzuku selbst geschrieben hatte. Seine Worte waren dieselben, die er auch benutzte, wenn er mir seine täglichen Liebeserklärungen machte, er benutzte dieselben Koseworte und auch sonst trug dieses Gedicht seine unverkennbare Handschrift. Während ich es las, und gleich noch ein zweites Mal las, sah er mich erwartungsvoll an, und ich spürte seine Liebe zu mir ganz stark und intensiv. Wärm‘ mich, meine Sonne, dass ich nicht vor Kälte sterbe. Halt mich, mein Liebster, dass mein Herz nicht noch mehr zerbricht. Lieb mich, mein Süßes, dass ich weiß, wer ich selbst bin. Ohne dich zerbreche ich, verliere mich, erfriere im Dunkeln. Küss mich, süßer Mund, dass mir warm wird. Umarme mich, du meine Stärke, dass ich nicht falle. Sei immer bei mir, Liebster, dass ich weiß, du verlässt mich nicht. „Tsuzuku … mein Gott, das ist so schön …!“, kam es mir schließlich leise über die Lippen, und ich umarmte ihn. „Danke, mein Herz, vielen Dank!“ „Gefällt’s dir?“, fragte er, ein wenig unsicher. „Ja, sehr. Mir hat noch nie jemand ein Gedicht geschrieben … und schon gar kein so schönes.“ „Ich hab das heute Morgen bei der Arbeit geschrieben, ich konnte an nichts anderes mehr denken, bis ich es fertig hatte“, sagte er. „Meto, du hast mich heute so glücklich gemacht! Ich kann kaum glauben, dass das funktioniert hat, ich hab wirklich immer an dich gedacht, und als es in mir fast wieder dunkel werden wollte, da hab ich ganz fest dran gedacht, dass wir heute Abend miteinander schlafen werden, und das hat wirklich geholfen …“ „Das ist wirklich schön“, antwortete ich und kuschelte mich an ihn. „Das ist nämlich genau das, was ich will: Dass du glücklich wirst.“ Kurz dachte ich an den Schreck von heute Morgen, als es Tsuzuku so schlecht gegangen war, und ich war überglücklich, dass dieser Tag ein so schönes Ende genommen hatte, Tsu sich so geliebt von mir fühlte, selbst so glücklich war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)