Yasashikunai Mirai von Harulein (Tsuzuku x Meto) ================================================================================ Kapitel 11: [meto] Act 11 ------------------------- Ich hatte eindeutige Träume manchmal. Träume, die mich mitten in der Nacht aufwachen ließen, mit klopfendem Herzen und Kribbeln im Bauch. Sie handelten ausnahmslos von Tsuzuku, von seinem warmen, wunderschönen Körper, seinen Händen und Lippen, seiner Lust und Leidenschaft, und sprachen eine deutliche Sprache darüber, wie lieb ich ihn hatte. Und in dieser Nacht, als er in meinen Armen lag, wachte ich davon auf, dass mein durch den Traum erregtes Glied gegen seine Kehrseite drückte. Es dauerte einen Moment, bis mir richtig klar wurde, in was für einer Position wir hier lagen, dass ich so lag wie er sonst, und er so wie ich, wenn er mit mir schlief. Es war zwar lange nicht das erste Mal, dass er in meinen Armen schlief, aber das erste Mal, dass mein Glied in erregtem Zustand seinen Hintern berührte und ich das bewusst mitbekam. Wie es wohl sein würde … Ich dachte an seine Worte davon, dass dieser Wunsch danach doch irgendwo in mir vorhanden sein musste, der Wunsch danach, dass ich auch mal in ihn eindrang, statt immer nur er in mich. Und auf einmal war sie da, die Neugier, wie es sich wohl anfühlte, Tsu’s enges, heißes Inneres um mein Glied zu spüren, mich in ihm zu bewegen, ihn auf diese Weise zum Stöhnen zu bringen. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los, ich berührte unter der Decke Tsuzukus Becken und zog ihn leicht an mich, stellte mir vor, wie es wäre, wenn er jetzt wach wäre und ich es versuchen würde. Ein bisschen Angst hatte ich noch davor, weil ich eben so unerfahren war und ihm nicht wehtun wollte. Aber der Gedanke an sich war jetzt in meinem Kopf und gefiel mir auch. Ich beugte mich halb über ihn, so gut es ging, mein Arm lag immer noch unter seinem Nacken, und strich ihm die schwarzen Strähnen aus der Stirn, hauchte einen Kuss auf seine Wange. Wie süß Tsuzuku aussah, wenn er so friedlich in meinen Armen schlief … So war kaum zu sehen, dass in seiner verletzten Seele ein furchtbares Ungeheuer lebte, das ihn so oft entsetzlich quälte und leiden ließ. Ich wusste jetzt ein wenig mehr darüber, nachdem er es mir gestern ja noch mal näher erklärt hatte, und zum Glück hatte das meine Sicht auf ihn und das Bild, das ich von ihm hatte, kaum verändert. Ich liebte ihn immer noch, so wie er war, und wusste, dass er mich ebenso liebte. Der Moment, als er an meiner Liebe gezweifelt hatte, hatte mir sehr wehgetan. Hatte wie eine geschärfte Messerspitze in mein Herz gestochen und mich erst sehr traurig und dann sehr wütend gemacht. Ich hatte mich gefragt, wie Tsuzuku nur nicht glauben konnte, dass er alles für mich war. Doch jetzt, wo er mir erklärt hatte, warum er solche Dinge sagte, dass es an dieser Krankheit lag, da hatte ich ihm längst verziehen. Der Versöhnungssex war einfach zu schön gewesen. MiA hatte mal zu mir gesagt, dass ich ein großes Herz hatte, und daran dachte ich jetzt. Mein Herz war groß genug, um Tsuzuku mit allen seinen Fehlern und Schwächen zu lieben, doch um zwei Menschen so zu lieben, reichte es nicht aus. Ein wenig fragte ich mich, wie MiA jetzt wohl lebte und ob er eine neue Liebe gefunden hatte. Vielleicht ja die Prinzessin, mit der ich ihn zuletzt gesehen hatte, oder irgendjemand anderes? Zu viel wollte ich nicht an ihn denken, und so sah ich Tsu wieder an, streichelte ihn unter der Decke und zog ihn noch ein wenig näher an mich. Meine Erregung war langsam wieder abgeklungen, was gut war, denn so konnte ich meinen Freund einfach so ein bisschen kuscheln, ohne dieses Drängen nach mehr. Ich gab ihm noch einen sanften Kuss auf die Stirn und schmiegte mich an ihn, war bald darauf wieder eingeschlafen. Ich wachte davon auf, dass ich eine warme Hand an meiner Schläfe spürte, ein sanftes Streicheln, und, ganz lieb und leise, Tsuzukus Stimme hörte: „Wach auf, mein Liebster.“ Er klang gleichzeitig leicht amüsiert und ich öffnete die Augen, sah ihn lächeln. „Aufstehen, du bist spät dran.“ „Mh?“, machte ich und sah, dass er schon fertig angezogen und sogar geschminkt war. Anscheinend hatte ich wirklich verschlafen. „Mir scheint, dein Wecker braucht neue Batterien“, sagte er. „Zumindest ist er irgendwann heute Nacht stehen geblieben.“ Mit einem Satz hatte ich mich aufgesetzt und Tsu zog mir grinsend die Bettdecke weg. „Wie spät?“, fragte ich. „Du hast ‘ne halbe Stunde für alles.“ Ich rechnete schnell: Duschen zehn Minuten, Schminken zehn Minuten, zehn Minuten bis zur Bahnstation. Frühstück fiel damit wohl aus. „Isst du dann alleine?“, fragte ich. „Ich hab schon gegessen. Bin früh aufgewacht.“ „Und da weckst du mich erst jetzt?“ „Tut mir leid, aber du hast so süß geschlafen …“ Ich verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. „Also echt, da lässt du mich einfach verschlafen …!“ Tsuzuku lachte, verbeugte sich spielerisch und entschuldigte sich nochmals. Und ich konnte ihm einfach nicht böse sein, weil er gerade offensichtlich glücklich war und ich auf keinen Fall riskieren wollte, dass seine gute Laune irgendwie getrübt wurde. Ich duschte in Rekordzeit, zog mich an, packte mein niedliches Arbeitsoutfit ein und schminkte mich im Schnelldurchlauf, was mir zum Glück trotz der Eile recht gut gelang. Ich schaute schnell noch in die Küche, an Tsuzukus Platz stand tatsächlich ein benutzter Teller, dann gab ich ihm einen schnellen Kuss und hetzte los zur Bahn. In der Bahn legte ich beim Makeup noch ein bisschen nach und hörte Musik über Kopfhörer. Dachte ein wenig an meinen Freund, der ja heute auch wieder arbeiten ging, und hoffte, dass er heute auch einen schönen Tag hatte. Von Tsu wanderten meine Gedanken weiter zu dem, was ich heute Nacht gedacht hatte, wegen dem Positionswechsel, den er sich ja so wünschte. Ich fühlte mich jetzt ein bisschen bereiter dafür und spürte eine leichte Neugier darauf, wie es sich wohl anfühlte. Auch, wenn mir die Vorstellung, dass er unter mir lag und sich von mir nehmen ließ, sehr ungewohnt war, einfach, weil ich seine dominante Art beim Sex so sehr gewöhnt war. Als ich im Café ankam, war Koichi schon da. Ich zog mich schnell um und half ihm dann mit den Aufgaben, die vor der Öffnung des Cafés erledigt sein mussten. Wir waren heute nur zu viert, Koichi, Satchan, Haruma und ich, und ich hoffte ein bisschen, dass nicht zu viele Leute kamen, damit es nicht ganz so stressig wurde. Koichi sah zuerst noch recht müde aus, wirkte ein bisschen unkonzentriert, aber im Laufe des Morgens fand er irgendwie zu seiner normalen Form zurück. Als wir um viertel vor zehn unsere erste Zigarettenpause machten, fragte er mich als erstes, ob Tsuzuku heute wieder arbeiten ging. Ich nickte und erzählte ein bisschen von dem Nachmittag gestern. Dass ich jetzt besser über Tsu’s Innenleben Bescheid wusste, über seine Gefühle und Schwankungen, sein Sich-selbst-wehtun und das alles. Ich hatte das Gefühl, dass ihn und mich das alles noch enger zusammengeschweißt hatte, und das erzählte ich auch Koichi. „Meto-chan, du bist so ein lieber Mensch, also wirklich“, sagte Koichi. „Du bist wahrscheinlich das Beste, was Tsu passieren kann.“ Ich lächelte. „Danke …“ Koichi nahm einen Zug von seiner Zigarette, blies den Rauch in die Luft und sah mich einen Moment lang einfach nur an. „Ich bin wirklich neidisch auf euch zwei“, sagte er dann. „Ihr habt euch, ihr haltet zusammen, fangt euch gegenseitig auf, und wie ich mir denken kann, habt ihr auch ein schönes Sexleben …“ Er blickte nach oben, zu den Wolken, und fügte hinzu: „Bei mir läuft im Moment nämlich echt gar nichts. Nichts in Sachen Liebe, nichts in Sachen Sex und schon gar keine so tolle Beziehung wie eure.“ „Gibt’s … kein Mädchen, … das du magst?“, fragte ich. „Doch, schon, da gibt’s eine. Du kennst sie vielleicht, sie heißt Mikan. Aber …“ Er lehnte seinen Kopf rückwärts gegen die Wand und schwieg einen kurzen Moment. „… Aber sie hat, bis ich sie letztens drauf angesprochen habe, nicht mal wirklich kapiert, dass ich ein Mann und keine beste Freundin bin. Und langsam hab ich es satt, dass die Mädels das nicht kapieren.“ „Na ja, du …“ Ich deutete mit einem Kopfnicken auf sein Aussehen. Koichi seufzte. „Ich weiß … Aber ich sehe nun mal gern so aus. Meto … sag mal, was meinst du, wie ich Mikan das alles verständlich machen kann?“ „Hm …“, machte ich, dann kam mir ein Gedanke: „…Zeig‘s …ihr. Du… musst sie ja nicht … gleich… küssen… oder so, aber … mach irgendwas, … wobei sie … nicht übersehen …kann, dass du … ein Mann bist …“ Koichi trat seine Zigarette aus, dann lächelte er mich an. „Okay, ich lass mir was einfallen.“ Es wurde dann natürlich, ausgerechnet wenn wir nur so wenige Mitarbeiter waren, heute ziemlich voll im Café. Ja klar, das Wetter war toll und deshalb waren viele Leute unterwegs. Auf der anderen Straßenseite gab es einen süßen und ziemlich großen Klamottenladen und eine spezielle Buchhandlung, die Scharen von jungen Mädchen anzog, die dann nach dem Shoppen zu uns kamen. Irgendwann war ich schon ein bisschen überfordert, weil ich im Gegensatz zu Koichi ja noch nicht so viel Übung darin hatte, irgendwelche Mädels zu unterhalten. Gegen Mittag zog ich mich ein bisschen raus, rauchte noch eine Zigarette im Hinterhof, ruhte mich einen Moment aus, aß ein bisschen was und schrieb dann eine Nachricht an Tsu, fragte, wie es ihm ging. Er schrieb fast sofort zurück, dass er sich gut fühlte, alles gut war und er die Arbeit auch hinbekam. Ich fragte, was er gerade machte, und er antwortete, dass er eine Idee für ein neues eigenes Tattoo hatte, an dem er jetzt zeichnete. Und dann, dass ihm die Idee gekommen war, dass er, wenn ich meines mal irgendwann erweitern und ganz färben wollte, das ja selbst machen konnte. Hm, ja, antwortete ich, das war irgendwie ein schöner Gedanke. „Eigentlich hasse ich es, dir wehzutun, aber die Idee, dass ich dein Tattoo erweitere, gefällt mir irgendwie“, schrieb er. Ich lachte kurz in mich hinein und schrieb zurück: „Ich mag den Gedanken auch irgendwie.“ Schaute auf die schwarzweiße, noch ungefüllte Zeichnung, die sich über meinen ganzen Arm hinzog bis auf meine Hand. Die Vorstellung, dass es mein über alles geliebter Freund sein würde, der diese Linien mit bunten Farben füllte, hatte wirklich was an sich. Ich ging wieder an meine Arbeit und hielt bis zum späten Nachmittag durch, dann machte ich noch eine Pause, zusammen mit Koichi. Ich erzählte ihm von der Idee mit meinem Tattoo und er fand’s süß, sagte, dass er sich das schon fast gedacht hatte. „Wozu hast du denn auch ‘nen Freund, der tätowieren kann, wenn nicht dafür?“, sagte er und lachte. Kurz darauf gab sein Handy ein leises Summen von sich, er zog es raus und sofort schlich sich ein hübsches Lächeln auf seine Lippen. „…Hast du… ‘ne Nachricht… von Mikan?“, fragte ich. Koichi nickte und hatte dieses Leuchten in den Augen. „Sie fragt, wann wir uns sehen können.“ „Frag… sie doch, …ob sie… heute Abend kann.“ „Soll ich?“ Ich nickte überzeugt. „Wäre doch… eine Gelegenheit … mit ihr drüber zu reden.“ „Okay … Na ja, irgendwann muss ich ja mit ihr darüber sprechen …“ Er schrieb die Antwort und wandte sich dann wieder an mich. „Meto-chan, fällt dir eigentlich auf, dass du mit mir schon ganz gut redest? Du stockst immer weniger und grammatisch richtig sprichst du auch.“ Ich nickte. Ja, das war mir schon selbst aufgefallen. Ich hatte inzwischen wirklich echtes Vertrauen zu Koichi, warum auch nicht, wo er doch Tsuzukus bester Freund war. Der Rest des Arbeitstages ging dann recht schnell um, und als ich mich danach umzog, beschloss ich, Tsu von seiner Arbeit abzuholen. Ich rief ihn kurz an, um zu wissen, ob er überhaupt noch dort und nicht schon auf dem Heimweg war, er war noch da und ich machte mich auf den Weg zu ihm. Als ich das Studio betrat, empfing mich diese Mischung aus leise gestellter Rockmusik und dem Summen der Nadeln und ich bekam augenblicklich Lust, irgendwann demnächst mal wieder was an meinem Tattoo machen zu lassen. Die letzte Sitzung war eine Ewigkeit her, das war noch letztes Jahr gewesen, und seitdem hatte ich auch nicht wirklich Lust darauf gehabt. Tsuzuku saß an einem der Tische, hatte einen Zeichenblock vor sich und arbeitete an einer Entwurfszeichnung, sah davon auf, als ich näher kam. „Hey, mein Süßer“, sagte er, stand auf und umarmte mich kurz. Ich warf einen Blick auf die Zeichnung. Sie zeigte eine geöffnete Schere, an deren Griff zwei Tausendfüßler krabbelten, und deren eine Spitze in einer schwarzen Wunde verschwand. Tsu bemerkte meinen Blick. „Das wird mein neues“, sagte er. „Wie findest du’s?“ „Hm…“, sagte ich, „Also, du musst zugeben, dass es ein bisschen … besorgniserregend aussieht, oder? Aber … irgendwie passt es zu dir.“ „Die Idee ist mir heute Morgen gekommen. Ich hab heute den ganzen Tag dran gearbeitet.“ „Und wo soll es hin?“ Er deutete auf seinen Hals, auf die von mir aus gesehen rechte Seite. „Und ich glaube, da geht mein erster Lohn für drauf.“ Dann schlug er den Zeichenblock zu und begann, seinen Arbeitstisch ein wenig aufzuräumen. Dabei schien ihm ein Gedanke zu kommen, denn auf einmal drehte er sich um und sah mich an. „Weißt du, wo ich heute Morgen vorbeigekommen bin?“ „Nein, wo denn?“ „An einem ziemlich interessanten Laden. Ich würde da gerne mal mit dir rein, vielleicht haben die sogar jetzt noch offen.“ „Was für ein Laden?“, fragte ich. „Lass dich überraschen.“ Er lächelte. Wir verließen das Studio, Tsu nahm meine Hand und führte mich durch die Straßen, bis in eine Gegend, die ich noch gar nicht kannte. Eine etwas zweideutige Gegend. Und das Haus, vor dem er schließlich stehen blieb, machte dem Ganzen alle Ehre. Rotes Licht leuchtete aus den Schaufenstern, in denen Dinge lagen, die eine eindeutige Sprache sprachen, und über der Tür hing ein rundes, rotes Schild mit der Aufschrift: ‚Love Paradise‘ „Tsu, das ist jetzt nicht dein Ernst …“, entfuhr es mir. „Hey, es ist nur ein Sexshop.“ Ich sah meinen Freund an, der denselben Blick in den Augen hatte wie damals, als wir zusammen im Love-Hotel gewesen waren. Und dieser Blick ließ sich gut mit dem Wort ‚Abenteuerlust‘ beschreiben. Ich brauchte einen Moment, bis ich darauf klarkam, was er vorhatte. Die kleine Abteilung in der Drogerie, wo es Kondome und Gleitmittel gab, war eine Sache, aber ein richtiger Sexshop war noch mal was ganz anderes. Ich war zwar ja wirklich nicht prüde oder so, aber es fühlte sich eben eigenartig an, vor so einem Laden zu stehen. Und gleichzeitig, wenn ich ganz ehrlich war, dann war diese leichte Aufregung auch irgendwie erregend. Tsuzuku machte zwei Schritte auf die Tür des Ladens zu, drehte sich dann zu mir um und hielt mir seine Hand hin. „Komm, so schlimm ist das nicht. Sieh’s mal so, das sind alles Sachen, die deine Lust steigern sollen. Und du schämst dich doch auch nicht, wenn ich mit dir schlafe, oder?“ Ich schüttelte ergeben den Kopf, nahm seine Hand an und wir betraten den Laden, der tatsächlich noch geöffnet hatte. Drinnen herrschte rotes Licht, die Musik bestand mehr aus dem Seufzen und Stöhnen einer weiblichen Stimme, als aus Gesang, und wie in einer Art sehr seltsamem Museum standen überall Vitrinen und Regale mit Sachen drin, die ich noch nie gesehen hatte. „Was … hast du eigentlich vor?“, fragte ich leise. „Nichts Bestimmtes. Ich würde nur … gerne mal das eine oder andere ausprobieren.“ In dem Moment kam von irgendwoher eine Person, die weder männlich noch weiblich, aber sehr, sehr aufgetakelt aussah, auf uns zu. „Ah, wie süß, ein Pärchen!“, rief er oder sie erfreut, wobei ich wegen der rauen, rauchigen Stimme auf einen Mann tippte. „Sucht ihr was Bestimmtes oder schaut ihr euch erst mal nur um?“ „Wir schauen erst mal“, antwortete Tsu, woraufhin der Mann wieder zwischen die zahllosen Vitrinen im roten Dämmerlicht verschwand. Wir sahen uns jetzt genauer in dem Laden um, ich eher vorsichtig, während Tsuzuku eindeutig neugierig auf die Sachen war. Das einzige Spielzeug in der Richtung, das ich wirklich kannte, waren die Augenbinden, von denen es hier einige gab. „Guck mal, Meto“, sagte er und deutete grinsend auf ein paar mit schwarzem Leder gepolsterte Handschellen und ein daneben liegendes, langes breites Kunstlederband. Anscheinend weckte das hier seinen Spieltrieb. Und irgendwie fand ich diese Seite an ihm süß. Er wirkte so gleichzeitig kindisch und erwachsen, gelassen und aufgeregt. „Kannst du dir das vorstellen? Dich von mir fesseln zu lassen?“, fragte er, etwas ernster. „Ich weiß nicht … Ich hab mir das noch nie so wirklich vorgestellt.“ „Stell‘s dir mal vor. Würdest du es nicht gerne mal ausprobieren?“ Ich stellte mir das vor, ich liegend mit den Händen über dem Kopf und er über mir, wie er mir diese Handschellen anlegte, mir die Augen verband und mich so nahm. Augenblicklich verspürte ich ein leichtes Kribbeln im Bauch und dieses Ziehen, das Zeichen, dass diese Vorstellung irgendwas an sich hatte, was mir gefiel. „Weiß ich nicht …“, antwortete ich. „Na ja, ich … ich weiß immer nicht so recht, was ich von so was halten soll.“ „Weil es … so ein Tabu ist?“, fragte Tsuzuku. „Weißt du, für mich gibt es solche Tabus nicht. Für mich gibt es nur das, was du willst und was ich will. Und Lust, die sich wahnsinnig gut anfühlt und die ich ausleben will. Daran sehe ich nichts Verwerfliches, und wenn dir die Vorstellung, dass ich dich fessele, gefällt, dann sag das und wir probieren es aus.“ „… Ein bisschen Kribbeln im Bauch hab ich schon …“ „Na, siehst du. Und vertraust du mir auch genug dafür?“ Ich spürte in mich hinein, fühlte mein großes Vertrauen zu ihm und nickte. „Ja. Tu ich.“ Tsuzuku lächelte mich an, dann drehte er sich um zu dem travestitischen Verkäufer, der uns aus einiger Entfernung beobachtete, und deutete auf die Vitrine. „Können Sie uns die aufschließen?“ „Aber gerne doch, ihr zwei Hübschen. Was hättet ihr denn gern?“ „Die Handschellen da und das Lederband“, antwortete mein Freund mit derselben Ruhe, mit der er auch im Restaurant etwas zu trinken hätte bestellen können. „Uhh, habt ihr bisschen was Ausgefallenes vor?“, fragte der Verkäufer und zwinkerte mir zu, bevor er Tsu die beiden Sachen in die Hand gab. Das schwarze, wahrscheinlich künstliche Leder sah weich und anschmiegsam aus, ich streckte die Hand danach aus und es fühlte sich genauso angenehm an, wie es aussah. Trotzdem klopfte mein Herz ziemlich stark, beim Gedanken daran, wozu diese Sachen gut waren. Ich war das eben einfach nicht gewöhnt. Der Verkäufer verschwand mit den beiden Sachen in Richtung Kasse. „Seht euch ruhig noch ein bisschen um!“ „Und du?“, fragte Tsuzuku mich. „Möchtest du auch irgendwas ausprobieren?“ Er legte die Hand auf meine Schulter, zog mich näher zu sich und flüsterte mir ins Ohr: „Worüber würdest du dich freuen, mein Süßer?“ Ich nahm mich endlich mal zusammen, sagte mir, dass es nichts gab, was mir irgendwie peinlich sein musste, und das Tsu mit seiner Ansicht zu diesen Dingen Recht hatte. Etwas weniger aufgeregt, traute ich mich jetzt auch, mir die Sachen in den Vitrinen und Regalen genauer anzusehen, entdeckte alles Mögliche und erinnerte mich auch daran, dass ich manches davon früher schon einmal gesehen hatte, wenn ich, um mich ein bisschen selbst zu erregen, im Internet gewisse Filme gesehen hatte. Schließlich fielen mir ein kleines, anscheinend zu Vibration fähiges Plastik-Ei mit Regler und Schnur, und eine hübsche kleine Flasche auf, auf deren Etikett ‚Love Chocolate‘ stand. Die Atmosphäre im Laden regte mein Kopfkino an und ich verspürte wieder dieses leichte, eindeutige Kribbeln, als ich mir vorstellte, wie Tsu ganz sanft mit diesem vibrierenden Ei über meine Haut fuhr. Die Flasche, die offenbar so was wie Schokosirup enthielt, stand in einem offenen Regal, ich nahm sie heraus und hatte sofort ein Bild im Kopf, wie ich dieses wahrscheinlich sehr süße Zeug auf Tsuzukus schöne helle Haut tropfte und dann ableckte. „Na, hast du was gefunden?“, fragte er hinter mir, streckte die Hand aus und strich kurz über meinen Rücken. Sein Blick fiel auf das Etikett der Flasche und er lächelte. „Willst du mich damit vernaschen?“ Ich sah ihn an und nickte. „Süßes Zeug, weil du süß bist.“ Deutete dann auf das Plastik-Ei mit dem Regler. „Und das da mag ich, glaube ich, auch.“ Tsuzuku grinste. „Okay. Sag mir dann zu Hause, was ich damit machen soll.“ Ich wurde sofort klatschmohnrot, was Tsu mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm und seine Hand an meine Seite legte. Er winkte den Verkäufer heran, der die Flasche und das Ei mit zur Kasse nahm, jedoch nicht ohne eine Bemerkung dazu, dass ich ja angeblich so niedlich war mit meiner schüchternen Zurückhaltung. Tsu warf ihm einen leicht ärgerlichen Blick zu, den der jedoch nicht bemerkte, das Geld von mir entgegennahm und die Sachen in einer weißen, recht diskreten Tüte verpackte. Ich war froh, als wir wieder aus dem Laden raus waren, wieder im normalen Licht und außerhalb dieser stark anzüglichen Atmosphäre. Tsuzuku nahm wieder meine Hand, wirkte regelrecht euphorisch und konnte, als wir in der kaum besetzten Stadtbahn nach Hause saßen, kaum die Hände von mir lassen. Er berührte mein Bein, ließ seine Hand von meinem Oberschenkel rauf zu meinem Bauch wandern und zog mich dann an sich, beugte sich vor und barg sein Gesicht an meinem Hals. „Tsu…!“, flüsterte ich. „Nicht hier …!“ „Entschuldige … Aber … ich kann mich gerade kaum beherrschen.“ Ich küsste seine Wange und flüsterte: „Wir sind ja gleich zu Hause.“ „Wollen wir das gleich heute Abend machen?“, fragte er, sah mich an, seine dunklen Augen leuchteten. Ich nickte, hauchte: „Ja, ich bin jetzt auch … ein bisschen erregt …“ „Das ist schön.“ Er lächelte wieder. Ich sah ihn einen Moment lang an und dachte, dass es von mir aus immer so sein konnte, dass er einfach glücklich war und sich so sehr darüber freute, dass ich ihn liebte. Zu gern wollte ich alles tun, was ich konnte, damit er sich so oft wie möglich so gut fühlte. Als wir aus der Stadtbahn ausstiegen und nach Hause liefen, klopfte mein Herz wie wild. Wir liefen schnell, konnten es beide kaum noch erwarten, Tsu hielt meine Hand ganz fest, und die Treppen rauf rannten wir fast, ich zog schnell den Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche, wollte die Tür aufschließen, da drehte Tsuzuku mich zu sich um, sah mir einmal tief in die Augen und knutschte mich dann rückwärts gegen die Tür, atemlos, leidenschaftlich, unkontrolliert. Ich griff in seinen Nacken, klammerte mich an ihn und spürte, wie ich heiß wurde, sammelte gerade noch so viele Hirnzellen zusammen, dass ich Tsu dann vorsichtig, aber bestimmt von mir schob, den Schlüssel umdrehte, die Tür öffnete, uns beide in die Wohnung schob und die Tür hinter uns wieder zuschlug. Sofort, als wir drinnen waren, machte Tsuzuku weiter, küsste mich wieder und wieder, zerrte an meiner Jacke, bis er sie mir ausgezogen hatte, ich zog ihm seine ähnlich ungestüm aus und er drängte mich rückwärts ins Schlafzimmer, wo ich mich aufs Bett setzte und so schnell wie möglich meine Schuhe auszog, während er dasselbe tat, um sich dann wieder auf mich zu stürzen, mich weiter auszuziehen und immer wieder zu küssen. Seine warmen Hände schlüpften unter mein Shirt, zogen es mir über den Kopf aus, tasteten über meine Haut, während seine Lippen von den meinen zu meinem Hals hinabwanderten und er sich an mich drückte, sodass ich seine Erregung spüren konnte. Ich ließ mich auf den Rücken sinken und zog ihn mit, meine eine Hand auf seinem Rücken, die andere in seinem schwarzen Haar. Er sah mich an, und ich sah dieses erregte Glühen in seinen Augen und das kleine Lächeln auf seinen Lippen, er fühlte sich gut, und ich lächelte zurück, zog ihn zu mir runter und küsste ihn mit derselben Leidenschaft wie er mich zuvor. Tsuzukus Hand schob sich zwischen uns, er nestelte an meinem Hosenbund herum, bis der Kopf aufsprang, zerrte mir die Hose vom Hintern und kämpfte sich dann selbst aus seiner engen Jeans, wandte dabei nicht ein einziges Mal den Blick von mir ab. „Tsu …!“, sprach ich atemlos, „Mach mal langsamer. Sonst ist es so schnell wieder vorbei …“ Er hielt inne, atmete einmal tief ein und aus und antwortete: „Hast Recht.“ Ging aus dem Zimmer, hob im Flur die weiße Tüte auf, die ich dort einfach mit meiner Tasche zusammen fallen gelassen hatte, und kam mit ihr in der Hand zu mir zurück. Ich zog meine Hose ganz aus und rutschte rückwärts weiter aufs Bett, während Tsuzuku die Sachen aus der Tüte nahm und auf die Bettdecke legte. Kondom und Gleitmittel holte er auch gleich dazu, dann kam er zu mir aufs Bett, legte sich ganz nah neben mich und schloss mich in seine Arme, barg sein Gesicht an meinem Hals, ich hörte ihn tief und schnell atmen. „Ich liebe dich, Meto“, flüsterte er und streifte mit seinen weichen Lippen sanft über meine Haut. „So sehr …“ Und wie schon bei dem stürmischen Kuss an der Tür eben spürte ich, dass er ganz seinen Gefühlen hingegeben war, sich nicht beherrschte oder kontrollierte. Er war einfach er selbst und fühlte sich offensichtlich gut dabei, was wiederum mich glücklich machte. „Vertraust du mir?“, fragte er. „Fühlst du dich ganz sicher bei mir?“ „Ja, natürlich tu ich das“, antwortete ich. „Das weißt du doch.“ „So natürlich ist das nicht“, sagte er, beugte sich über mich und sah mich ernst an. „Das, was ich mit dir vorhabe, ist nicht so ganz ohne, und ich muss wirklich wissen, ob dein Vertrauen dafür reicht. Du musst ganz ehrlich sein. Wenn du es auch nur ein bisschen nicht möchtest, lassen wir es. Sobald du merkst, dass dir was unangenehm ist, sagst du ‚Stopp‘ und ich höre sofort auf.“ Er legte seine Hand auf meine Brust, streichelte ganz sanft und liebevoll, und ich blickte hoch an die Decke, schloss die Augen und fühlte in mich hinein, ob mein Vertrauen wirklich so groß war, wie ich dachte. Ich wusste, warum er so ausdrücklich nach meinem Vertrauen fragte. Es war ihm anzumerken, dass er dabei an die Störung dachte (deren Namen zu denken auch mir seltsam schwer fiel), und an seinen eigenen Machtwunsch, den er zu kontrollieren versuchte. Doch ich sah keinen Grund, mein großes Vertrauen in ihn zu schmälern. Er war doch immer noch derselbe Mensch und ich vertraute auch in seine große Liebe zu mir. Er würde mir nicht wehtun, es sei denn, ich wollte es. Und so sprach ich aus meiner vollsten Überzeugung: „Tsuzuku, ich vertrau dir. Ich fühle mich ganz sicher bei dir und du kannst mir auch gern zutrauen, dass ich dich schon aushalte. Ich kenn dich doch.“ „Sicher?“, fragte er. Ich lächelte. „Ganz sicher.“ Er beugte sich über mich und küsste mich. „Du machst mich so glücklich, Meto!“, lächelte er und strich mit den Fingerspitzen über mein Tattoo und meine linke Brustwarze. Ich mochte das sehr an ihm, wenn er sich zuerst kontrollierte und dann doch sehr glücklich war, wenn ich ihm sagte, dass er sich gern locker lassen konnte. Irgendwie machte ihn das süß. Tsuzuku richtete sich wieder auf und zog endlich seine Shorts aus, sodass ich seine Erregung, die ich eben schon gespürt hatte, sehen konnte. Und ich fand ihn einfach wunderschön, wenn er so geil auf mich war und sich nicht schämte, das zu zeigen. Daran, dass ich sein erregtes Glied schön fand, merkte ich immer wieder deutlich für mich selbst, dass ich den männlichen Körper liebte und absolut anziehend fand, und Tsuzuku war für mich sowieso der allerschönste Mann auf der ganzen Welt. „Was willst du jetzt machen? Was soll heute unser Vorspiel sein?“, sprach er mich lächelnd an und deutete auf die Sachen, die wir gekauft hatten. Ich setzte mich auf und nahm die Flasche mit dem Schokosirup in die Hand, sah meinen Freund an und sagte leise, versuchend, verführerisch zu klingen: „Ich will dir das auf die Haut tun, überall hin, und dann will ich dich vernaschen.“ „Mmmmh…“, machte er, schnurrte fast schon. „Vernaschen willst du mich?“ „Ja. Du bist schließlich süß.“ „Na, dann mach mal“, sprach er lächelnd und legte sich wieder hin. Ich zog eben noch meine Shorts aus, dann öffnete ich die Flasche, der ein berauschend süßer Duft nach Schokolade entstieg, und beugte mich über Tsu, tropfte das süße Zeug auf seinen Bauch, in seinen Nabel, auf seine Rippenbögen und schließlich auch auf seine Brustwarzen. Er legte den Kopf in den Nacken und seufzte angetan, noch ehe ich überhaupt begonnen hatte, den Sirup wieder abzulecken, anscheinend erregte ihn bereits der Gedanke daran. Und als ich es dann tat, die flüssige Schokolade zärtlich von seiner glatten, weichen Haut leckte, da stöhnte er auf, sein Körper bog sich mir entgegen. Seine Nippel wurden hart unter meiner Zunge, mein Zungenpiercing berührte kurz den kleinen Metallstab in seiner Brustwarze und das wiederum erregte mich weiter. „Meto …“, kam ihm mein Name über die Lippen, er hob sein Becken ein wenig an und ich sah hin, zu seiner lustharten, geröteten Erregung, dann zu seinem Gesicht. „Meto, … kannst du …? Nur ein bisschen, bitte …!“ Es war offensichtlich, was er wollte, und ich war auch bereit, es ihm zu geben. Irgendwann war immer das erste Mal und nachdem er das ja letztens auch für mich getan hatte … Ich rutschte ein Stückchen in Richtung Fußende, kniete mich zwischen Tsuzukus Beine und beugte mich über seine Körpermitte. Zuerst leckte ich den Schokosirup aus seinem Nabel und spielte dabei ein bisschen mit dem Piercing, dann atmete ich einmal tief durch und tropfte ein bisschen was von dem Schokosirup aus der Flasche auf sein Glied. Er stöhnte, zuerst leise, dann merklich lauter, als ich meine Lippen auf seine Erregung senkte und den Sirup zärtlich ableckte. Ich schmeckte die Süße und die zarte Haut, mein Herz klopfte wie verrückt und ich spürte Tsuzukus erregten Pulsschlag unter meinen Lippen. Kurz richtete ich mich auf und sah hoch zu seinem Gesicht, auf das sich Lust und Genuss malten. Er hatte diese süße kleine Falte zwischen den Brauen und auf seinen Lippen lag ein kleines Lächeln, bevor er sich auf die Unterlippe biss und einen leisen, erregten und beinahe gequälten Laut von sich gab. „Mach … weiter …!“ Ich beugte mich wieder runter, küsste ganz leicht und vorsichtig, tat mit ihm fast genau das, was er letztens auch mit mir gemacht hatte. Nur, dass ich ihn damit nicht zum Kommen bringen wollte. Ich wollte ihn nur erregen, damit er mich gleich so hemmungslos nahm, wie ich es mochte. Schließlich verließ ich den Platz zwischen seinen Beinen wieder und legte mich neben ihn. Tsuzuku sah mich fragend an und ich küsste ihn auf den Mund, ließ ihn die an meinen Lippen verbliebene Süße schmecken. „Und jetzt?“, fragte er leise. „Jetzt du.“ Ich lächelte ihn an. „Du hattest doch auch noch was vor.“ „Und du willst das auch?“ Er sah mich liebevoll an. Ich nickte und spürte meine eigene Neugierde. Wenn ich an die Fesseln dachte, die da auf der Bettdecke lagen, dann fühlte ich wieder dieses Kribbeln und das erregte Ziehen im Bauch, und auch mein Herz sagte „Ja“ dazu. Ich spürte, dass ich Tsuzuku wirklich vollkommen vertraute. Mir war in diesem Moment alles von wegen irgendeiner Störung völlig egal, er war in meinen Augen einfach nur er, und ich wollte ihn in mir, mich ihm hingeben, und dass er mir zeigte, was er fühlte. Tsuzuku erhob sich, griff nach den Handschellen und dem Lederband und fragte ohne weitere Umschweife: „Welches möchtest du?“ Ich musste einen Moment überlegen. Die Handschellen hatten eine relativ lange Kette, gerade lang genug für ein bisschen Bewegungsfreiheit, aber trotzdem kurz genug, um mir bestimmt ein Gefühl von Gefesselt-Sein zu geben. Das Band dagegen wurde sicher eng um die Handgelenke gewickelt und bot weniger Spielraum, wenn es richtig gebunden war. Und da ich ja keinerlei Erfahrungen damit hatte, entschied ich mich schließlich für die Handschellen und deutete darauf. Tsu löste schnell die beiden kleinen Schlüssel, die mit einem kleinen Ring an der Kette befestigt waren, sah mich mit diesem Leuchten in den Augen an, dieser beinahe wahnsinnigen Verliebtheit, und kniete sich dann über meine Beine, sodass ich schon mal nicht aufstehen konnte. Zuerst streichelte er mich ein wenig, fuhr mit der Hand über meinen Bauch und berührte dann mein hartes Glied, nur ganz leicht, gerade so, dass ich aufseufzte. Seine warmen Hände wanderten über meinen Körper nach oben, er beugte sich über mich und berührte meine Arme, zuerst meinen linken, tätowierten, dann den rechten, führte sie dann so, dass ich sie schließlich über meinen Kopf hob. Ich sah ihm ins Gesicht, als er die Handschellen nahm und sie über meinem Kopf um meine Handgelenke legte. Er blickte mir tief in die Augen, seine strahlten erregt, er leckte sich unbewusst mit der gespaltenen Zungenspitze über die Lippen und ich erkannte Gefühle in seinem Ausdruck, die er außerhalb unseres Schlafzimmers immer zu verbergen und kleinzuhalten versuchte. ‚Du gehörst zu mir, Meto‘, sagten seine Augen. ‚Gib dich mir hin‘ Ich lächelte. Das war mein Tsuzuku, wie ich ihn am liebsten hatte. Selbstbewusst, leidenschaftlich und liebevoll. Die schönste Seite an ihm. Die Handschellen klickten leise, dieses typische Geräusch, das mir klar machte, dass ich jetzt nicht zurück konnte. Doch es fühlte sich nicht unangenehm an. Vielmehr wurde das Kribbeln stärker und ich spürte, wie mein Glied an Härte noch ein wenig zulegte. Tsuzuku griff hinter sich und hatte dann das Plastik-Ei und den Regler in der Hand. Er sah es sich kurz an, schaute nach, ob auch Batterien darin waren, und schob dann den Knopf am Regler langsam ein wenig hoch. Es gab ein leises Summen von sich und ich sah, wie es in seiner Hand vibrierte. „Da hast du uns aber ein schönes Spielzeug ausgesucht“, sagte er. „Und? Was soll ich als Erstes damit machen?“ „Mach, was du willst“, flüsterte ich. „Ich vertrau dir.“ Tsu beugte sich über mich und fuhr dann langsam mit dem vibrierenden Ei über meine Bauchdecke. Es kitzelte ein bisschen, fühlte sich aber auch unheimlich schön an, besonders, als er die Intensität ein wenig steigerte und das Ei rauf zu meiner Brust führte. Ich seufzte angetan. „Magst du das?“, fragte er lächelnd, und dann: „Darf ich dir die Augen verbinden?“ Ich nickte nur und hob den Kopf ein wenig an, er nahm das schwarze Tuch und band es mir um, sodass ich nichts mehr sah. Sofort fühlte sich die Vibration auf meiner Haut intensiver an und ich hörte Tsuzukus erregten, tiefen Atemzüge deutlicher. Ich machte mir ganz bewusst, dass ich jetzt mit gefesselten Händen und verbundenen Augen unter ihm lag, und der Gedanke daran erregte mich weiter, fühlte sich noch besser an, als ich gedacht hatte. Anscheinend stand ich wirklich ein wenig auf so etwas. Ich hörte Tsuzuku leise lachen, es klang so, als sei ihm eine gute Idee bekommen, und im nächsten Moment spürte ich das vibrierende Ei auf meiner rechten Brustwarze. Augenblicklich schoss mir ein Gefühl purer Lust durch den Körper, ich stöhnte auf, dieses Gefühl von Vibration auf der zarten, sich durch diesen Reiz erregt festigenden Haut war so wahnsinnig schön! „Das ist schön, oder?“, hörte ich Tsuzuku mit liebevoller Stimme fragen. „Jaah … mehr …!“, stöhnte ich, woraufhin er die Intensität noch etwas höher stellte und ich vor Lust aufschrie. Ich spürte, wie mein Glied pochte, fühlte den Lusttropfen hinablaufen und dann, wie Tsu von meinen Beinen aufstand, hörte ihn nach dem Gleitmittel greifen. „Mach die Beine auseinander und zieh die Knie an“, sprach er, ich tat es und fühlte kurz darauf seine Hände an meinem Becken, er kniete zwischen meinen Beinen und zog meinen Hintern auf seine Oberschenkel. Ich krallte meine Hände ins Kopfkissen, die Kette der Handschellen klapperte und ich hörte Tsuzuku wieder leise lachen. Wahrscheinlich spürte er es jetzt, dieses Machtgefühl, das ihn so erregte. Was das wohl an sich hatte, das ihm so gut gefiel? Ich versuchte, ihn zu verstehen, wollte wissen, was daran ihn anmachte. Er hatte mir erklärt, dass es vor allem das Wissen darum war, dass ich zu ihm gehörte, und der für ihn so wahnsinnig wichtige Gedanke ‚Du bist mein, Meto‘. Dass er große Lust empfand beim Gedanken daran, mir sein Siegel aufzudrücken. Während ich daran dachte, hatte er schon begonnen, meinen Eingang zu erweichen und zu dehnen, das Gleitmittel in mir zu verteilen, was sich, gefesselt und augenverbunden wie ich war, noch mal intensiver anfühlte. Tsuzukus Finger strich in mir fest über jene süße Stelle, ich keuchte vor plötzlicher Erregung, doch das war noch lange nicht alles, was er mit mir tun wollte. Obwohl er es sicher kaum noch aushielt und bestimmt wahnsinnig erregt war, drang er noch nicht in mich ein, stattdessen hörte ich wieder das Ei summen. Ich ahnte, was er vorhatte, und mein Eingang zog sich reflexartig zusammen. „Entspann dich, mein Liebster“, sprach Tsuzuku und streichelte meinen Bauch. „Das wird schön, glaub mir.“ Der liebevolle Klang seiner Stimme, seine eine Hand an meinem Bauch und die andere, die mich zwischen den Beinen streichelte, das sorgte dafür, dass ich mich wieder entspannte, und als ich das vibrierende Ei an meinem Eingang spürte, fühlte sich das gut an. Tsu zog die darin befestigte Schnur heraus, das spürte ich ebenso deutlich wie den sanften, aber bestimmten Druck des Ei’s gegen mein Loch. Vibration als sexueller Reiz war mir neu, bis heute Abend hatte ich keine solche Erfahrung gemacht, nicht mal, wenn ich es mir selbst machte. Und jetzt gleich zwei Mal, erst eben an meinen Nippeln und nun gleich in meinem Innern, es war auf jeden Fall eine neue Erfahrung. Eine, die ich liebend gern mit Tsu zusammen machte. Langsam schob er das Plastik-Ei in mich und stellte dann vorsichtig die Vibration wieder ein wenig höher. Beugte sich über mich, stützte seine Hand über meinen Kopf auf, hielt die Kette der Handschellen fest und drückte einen lieben Kuss auf meine Lippen. Mein Inneres summte vor Vibration und ich stöhnte in den Kuss, spürte das wahnsinnig starke Kribbeln in meinem Bauch. „Ist das schön?“, fragte Tsuzuku. „Fühlt sich geil an, oder?“ „Jaah…!“, keuchte ich und spürte daraufhin, wie er die Vibration noch stärker stellte. Ich schrie auf vor Lust und Ekstase, wünschte mir, mich selbst anfassen zu können, fühlte deutlich die Handschellen, das weiche Leder, das sie polsterte, und dieses … ja, geile Summen in mir. „Tsu …! Ich … ich komm‘ gleich …!“ Fast sofort reduzierte er die Intensität und zog vorsichtig das Ei an der Schnur aus meinem Innern, in mir blieb ein Nachhallen der Vibration zurück. „Tsuzuku …“, sprach ich ihn an. „Ohhh … nimm mich endlich, ich will eins mit dir sein!“ Er wartete einen Moment, damit er und ich nicht mehr ganz so heiß waren und nicht sofort kamen. Ich hörte, wie er sich das Kondom übers Glied zog. Aber dann zog er mich näher, hielt mein Becken fest und drang in mich ein, stieß fast sofort zu, und ich hörte seinen lustvollen Aufschrei. „Meto, ohhhh …!“ Seine Hand umfasste mein Glied und ich stöhnte erlöst, er rieb mich unkontrolliert, wahnsinnig erregt, während er weiter in mich stieß, leidenschaftlicher, tiefer, immer heißer und hemmungsloser. Ich wusste, danach würde es wahrscheinlich wehtun, aber das war mir gerade so was von egal. Ich hatte Tsuzukus Lust und Hemmungslosigkeit gewollt und bekommen, und in diesem Moment war es nur gut, oh, so gut! Der Höhepunkt war heiß, so heiß, und heftig, fühlte sich irgendwie ein wenig anders an als sonst und dauerte auch länger. Mein ganzer Körper zitterte und ich verlor für einen Moment beinahe das Bewusstsein, bekam nur ganz am Rande mit, dass Tsu kurz nach mir ebenfalls kam. Sein tiefes Stöhnen hallte in meinen Ohren und ich wünschte mir, ihn jetzt sehen zu können, wie sich vollkommene Erregung und die Erlösung danach auf sein schönes Gesicht malten. Er sank vornüber auf mich, stützte sich rechts und links von mir ab, und eine Weile blieben wir so, schwer atmend und erfüllt von den Nachwellen der Lust. Schließlich zog er sich langsam und vorsichtig aus mir zurück, blieb aber noch ein wenig so über mich gebeugt. „Meto …“, flüsterte er mit weicher Stimme. „Ich liebe dich.“ „Ich lieb dich auch“, antwortete ich, klang ganz müde. „Und … danke.“ „Wofür?“ „Dass ich das immer wieder mit dir machen darf. Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet.“ „Ich … denke schon, dass ich das weiß.“ Ich spürte seine Hand an meinem Kopf, er löste die Augenbinde und zog sie weg, sodass ich ihn wieder sehen konnte. Dann griff er nach den Schlüsseln der Handschellen und öffnete sie, nahm sie mir ab und streichelte meine Arme. „Meto, ich brauche dich“, sprach er. „Ich brauche dich für mein ganzes Leben. Ich will keinen Tag mehr ohne dich sein.“ Ich lächelte, hob die Hand und berührte sein Gesicht, strich ihm die verschwitzten schwarzen Haarsträhnen aus der Stirn und streichelte seine Wange. „Ich bleibe bei dir“, sagte ich leise, griff in seinen Nacken und zog ihn für einen Kuss zu mir herunter. Seine Lippen schmeckten süß, waren ganz warm und weich, und ich spürte etwas in diesem Kuss, Tsuzukus beinahe schon wahnsinnige Liebe zu mir und eine noch leise Angst davor, irgendwann mal ohne mich sein zu müssen. Ich wollte ihm diese Angst so gern nehmen, doch ich wusste, wirklich ganz konnte ich das nicht. Es war das Ungeheuer in seiner Seele, das ihm diese Angst einredete, und dagegen kam ich nicht an. Tsuzuku stand auf, warf das Kondom weg und räumte die anderen Sachen gereinigt in die Schublade auf seiner Seite unseres Bettes. Dann zog er die Bettdecke hoch, legte sich neben mich und deckte uns beide zu. Ich legte meinen Arm um ihn und zog ihn an mich. „Tut’s weh?“, fragte er leise. „Ein bisschen“, antwortete ich. „Aber das ist okay. Ich bin eben kein Mädchen.“ „Ich hab wieder die Kontrolle verloren …“, sagte er und blickte hoch an die Decke. „Ich wollte das. Tsuzuku, ich mag das, wenn du so hemmungslos geil bist, ich will das und du musst dir da rein gar nichts vorwerfen. Das hab ich dir schon mal gesagt und das kannst du mir ruhigen Gewissens glauben.“ Seine Antwort war ein ganz besonders zarter Kuss. Eine ganze Weile blieben wir so liegen, umarmt und müde, fast wäre ich schon eingeschlafen, doch da spürte ich ein leichtes Zittern neben mir, hörte einen leisen Laut und sah Tsuzuku an. Er hatte Tränen in den Augen und sah auf einmal furchtbar traurig aus, der kleine Laut war so etwas wie ein leises Schluchzen und kam wieder über seine Lippen, als ich ihn ansah und automatisch meine Hand streichelnd auf seiner Seite bewegte. „Hey, was hast du?“, fragte ich besorgt. Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht …“ „Gar nicht? Du bist traurig und weißt nicht, warum?“ „Eigentlich müsste ich jetzt doch glücklich sein, oder?“, fragte er und die Tränen liefen über sein Gesicht. „Eben war ich es auch noch, wirklich. Aber … weißt du, es springt einfach so um, auf einmal tut alles nur noch weh …“ „Sind da jetzt irgendwelche Gedanken in dir?“, fragte ich. „Gedanken, die dich traurig machen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nicht mehr als sonst … Es sind nur meine Gefühle, die einfach wehtun.“ „Und kann ich was tun?“ „Bleib … einfach bei mir … und halt mich fest.“ Das tat ich. Ich nahm Tsuzuku fest in meine Arme, hielt ihn, streichelte ihn, und als er stärker weinte, versuchte ich, ihn zu beruhigen, suchte nach lieben Worten, sprach auf ihn ein, dass alles gut und ich ja bei ihm war, dass ich ihn nicht verließ und ihn sehr liebte. Irgendwann beruhigte er sich wieder und schlief in meinen Armen ein, wenig später war auch ich eingeschlafen. Als ich aufwachte, lag er noch immer nah neben mir, so nah, dass das erste, was ich bewusst spürte, seine nackte Haut war, meine Hand ruhte unter der Decke an seiner Hüfte, und seine Hand war zwischen uns, an meiner Brust. Es war noch dunkel draußen, wir hatten also noch Zeit. Mir fiel wieder ein, dass der Wecker ja nicht funktionierte, dachte daran, dass wir heute sowieso einkaufen gehen mussten. Ich hatte nur Vormittagsschicht heute, danach konnten wir ja in die Stadt gehen. Über diesen Gedanken wurde ich langsam wacher und spürte so auch die Folgen von gestern Abend, ein leichtes, aber deutliches Ziepen in meinem Hintern. Das kam eben davon, dass ich es beim Sex gern etwas heftiger und wilder mochte, dass es mir so gefiel, wenn Tsuzuku sich so gehen ließ. Ich dachte noch ein bisschen darüber nach, nachdem das gestern ja so viel Neues enthalten hatte. Erinnerte mich an das schöne Gefühl des vibrierenden Plastik-Ei’s auf meiner Brustwarze und daran, wie ich selbiges Ei bald darauf in mir gespürt hatte. Irgendwie brachte mich das auf den Gedanken, dass ich mir ein anderes Mal, als wir miteinander geschlafen hatten, gewünscht hatte, es ungeschützt zu tun, dass kein Kondom zwischen uns war und er sich in mein Inneres ergoss. Ich fand diese Vorstellung romantisch. Etwas von ihm in mir zu haben, das auch noch ein wenig blieb, nachdem er sich aus mir zurückgezogen hatte. Ebenso wie er, der er, nachdem er meinen Samen geschluckt hatte, dasselbe gesagt hatte. Mein nächster Gedanke war, dass wir beide am besten mal zu einem Arzt gingen, damit Tsu sich auf gewisse Krankheiten testen und ich mich untersuchen lassen konnte, wegen der Verspannungen, die zwar jetzt seit einer Weile nicht mehr gewesen waren, aber ja immer wieder vorkommen konnten. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie wir einem normalen Arzt erklären sollten, dass wir ein Paar waren und was wir nachts zusammen taten, aber der Gedanke, dass wir das tun sollten, uns untersuchen lassen, blieb hängen. Ich blieb so liegen, bis Tsuzuku aufwachte. Anscheinend hatte er schön geträumt, denn das erste, was er tat, war, mich zu küssen. „Guten Morgen“, lächelte ich. „Morgen, mein Liebstes.“ Er lächelte zurück und küsste mich wieder. „Ich hab von dir geträumt.“ Ich lachte leise. „Und was?“ „Du warst einfach da und hast mich gehalten.“ Er schob seine Hand zwischen uns und streichelte mein Tattoo. Ich drehte mich ein wenig zur Seite und spürte, wie er die bunten Linien mit den Fingern nachfuhr, seine Hand dann weiter zu meinem Arm wandern ließ und über die noch schwarzweißen Linien dort strich. „Irgendwann mach ich dir das mal bunt“, sagte er. Wir blieben noch ein kleines bisschen so liegen, dann standen wir beide auf und begannen, uns für den Tag fertig zu machen. „Tsu?“, sprach ich meinen Freund an, als er unter der Dusche und ich vor dem Spiegel stand. „Du hast doch jetzt auch ‘ne Krankenkassenkarte, oder?“ „Ja, hab ich seit dem Tempel. Warum?“ „Weil ich heute Nachmittag gerne mal mit dir zum Arzt möchte. Wegen so gewisser Krankheiten, dass du dich da mal testen lässt. Sicher ist ja sicher und … weißt du, ich will auch mal … ohne Kondom mit dir schlafen.“ „Du weißt aber doch, dass ich nicht einfach so zu Arzt gehen kann“, antwortete er und stellte das Wasser aus. „Der würde mich doch gleich wegen Untergewichts ins Krankenhaus schicken.“ „Das glaube ich nicht mal. Außerdem kann dich auch ein Arzt zu nichts zwingen.“ „Haben Ärzte da nicht so eine Pflicht?“ Ich drehte mich zu ihm um und fragte vorsichtig: „Sag mal … wieso hast du eigentlich solche Angst vor Krankenhäusern?“ Tsuzuku nahm sein Handtuch, wickelte es sich um die Hüfte und kam aus der Duschkabine. „Ich … weiß nicht … Ich hab einfach Angst, vor den Menschen und der Atmosphäre da. Und davor, über Nacht dableiben zu müssen, alleine zu sein, ohne dich.“ Ich konnte nicht anders, als ihn zu umarmen, obwohl er noch ganz nass war. „So sehr brauchst du mich?“, fragte ich und sah ihn an. „Ich würde dich doch jeden Tag besuchen. Ich lass dich nicht alleine.“ „Ich habe trotzdem Angst. Ich … will nicht … so unter Kranken sein, verstehst du?“ Ja, ein bisschen verstand ich das. Niemand war schließlich gern im Krankenhaus. Doch Tsuzukus Angst davor schien über das Normale hinauszugehen, ließ mich an Leute denken, die sich vor Spinnen oder engen Räumen sehr fürchteten. „Was genau …“, begann ich vorsichtig, „… befürchtest du denn?“ Tsuzuku schmiegte sich in meine Umarmung und ich kam mir vor, als müsste ich ihn vor etwas beschützen. „Dass ich dann …“, sprach er leise, „mein letztes bisschen Normalität verliere und völlig durchdrehe. In mir ist noch ein kleiner Rest gesundes Ich und das will ich nicht verlieren.“ „Ach, Tsu …“ Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn. „Rede dich doch nicht immer so kaputt, mein Schatz. An dir ist so viel mehr Schönes, als du gerade denkst.“ Er antwortete nichts darauf, löste sich von mir und begann, sich abzutrocknen und dann anzuziehen. Ich schminkte mich fertig und ging dann als Erster in die Küche, um schon mal das Frühstück zu machen. Tsuzuku kam bald nach und zündete sich erst mal seine allmorgendliche Zigarette an, stand am offenen Fenster und rauchte, während ich aß. „Okay“, sagte er schließlich, drückte die Zigarette aus und setzte sich mir gegenüber auf seinen Platz an unserem Küchentisch. „Wir können heute Nachmittag mal zum Arzt gehen. Aber nur, wenn es um Geschlechtskrankheiten und deine Verspannungen geht. Sobald der von meinem Gewicht und so anfängt, bin ich weg.“ Ich lächelte. „Mehr wollte ich auch gar nicht.“ „Wirklich?“, fragte er. „Ich meine, willst du nicht, dass sich ein Arzt um mein Problem mit dem Essen kümmert?“ „Ich denke einfach, es bringt nichts, wenn wir da ‘nen Arzt einschalten und du das aber nicht willst. Der kann doch auch nicht viel mehr tun als ich. Und ich kenne dich, der nicht.“, sagte ich. Tsu lächelte, ein süßes Lächeln. „Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe, Meto?“ Wir machten uns beide auf den Weg zur Arbeit, fuhren bis zur Station Innenstadt zusammen und ich hatte das Gefühl, dass der Tag heute ganz okay wurde. An der Bahnstation umarmte ich Tsu, küsste ihn und wünschte ihm einen schönen Vormittag, er lächelte und sagte, dass er sich Mühe geben wollte. Ich dachte daran, wie er gestern Abend nach dem Akt so plötzlich zu weinen angefangen hatte, und an das, was er mir über sich und Borderline, über seine scheinbar aus dem Nichts kommenden Stimmungsschwankungen gesagt hatte. Angesichts dessen ahnte ich, dass Tsuzuku wenig Einfluss auf seine eigene Gefühlslage hatte, und wünschte ihm einfach wortlos viel Glück, dass er den Tag heute ohne Abstürze überstand. Als ich dann in der Umkleide hinter dem Caféraum stand und mich umzog, kam Koichi herein, noch ungeschminkt und in Straßenkleidung. Ich sah sofort, dass es ihm nicht wirklich gut ging, er setzte sich und seufzte schwer. „Alles … gut?“, fragte ich vorsichtig. Er schüttelte den Kopf. „Mikan hat mich gestern Abend versetzt. Wir wollten uns in ‘nem Restaurant treffen und sie ist nicht aufgetaucht.“ Er klang wirklich niedergeschlagen und ich setzte mich neben ihn, sah ihn aufmerksam an. „Hast du sie angerufen?“ „Ja, mehrmals sogar, aber sie ist nicht rangegangen.“ Er blickte zu Boden und sah auf einmal furchtbar traurig aus, blinzelte und stützte dann den Kopf in die Hände. „Ich hab so Angst, dass … dass sie … mich nicht mehr mag …“ Weiter sprach er nicht, seine Stimme klang tränenerstickt, und dann weinte er, schluchzte, fuhr sich immer wieder mit der Hand über die Augen. Ich legte meinen Arm um seine Schultern und fühlte mich noch befangener, wie wenn Tsuzuku vor mir weinte. Weil ich Koichi zum ersten Mal weinen sah. Er war doch sonst immer so fröhlich und ausgeglichen. Zwar hatte ich ja schon mal ein bisschen geahnt, dass auch er manchmal so seine traurigen Momente hatte, aber das jetzt so direkt zu sehen, wie jemand wie Koichi weinte, fühlte sich furchtbar an und ich litt richtig mit ihm mit. „Das … schon wieder … wird …“, sagte ich leise, verfiel vor Mit-Traurigkeit wieder in meinen Sprachfehler. „Sie … dich bestimmt … noch mag …“ „… Meinst du?“, fragte er und schniefte. „Warum geht sie dann nicht ran, wenn ich sie anrufe?“ „Vielleicht … sie sich … nicht traut … weil sie … dich auch so … mag?“ „Das … kann eigentlich nicht sein …“ „Weißt … du’s?“ Koichi schüttelte den Kopf. Und ich kam mir wieder vor wie früher, als ich mich so um Tsu gekümmert hatte. Wie jemand, der gern anderen half und für sie stark war, wenn sie selbst sich gerade nicht so stark fühlten. Anscheinend war ich so. Ich half gern, wo ich konnte, war gern für jemanden da, und war glücklich, wenn ich denjenigen wieder ein bisschen glücklich machen konnte. Ich zog mich fertig um und Koichi tat es mir gleich, versteckte seine Traurigkeit unter Makeup und seiner Arbeitsuniform. Ich hatte aber das Gefühl, dass es ihm ein wenig besser ging, und als er mich anlächelte, bevor wir uns an die Arbeit machten, erschien mir dieses Lächeln einigermaßen ehrlich. Ich hoffte so sehr für ihn, dass ich in Bezug auf Mikan Recht hatte und sie ihn vielleicht einfach nur aus Unsicherheit versetzt hatte. Der Vormittag verlief recht schleppend, es war ruhig und wir hatten nicht sehr viel zu tun. Die heute eher wenigen Gäste waren nicht so anspruchsvoll wie sonst, und so konnte Koichi sich ein paar mehr Pausen nehmen, während denen ich seine Arbeit übernahm, so gut ich konnte. „Danke, Meto-chan“, sagte er mittags, als ich neben ihm im Hinterhof stand und ihm beim Rauchen zusah. Ich selbst wollte heute nicht rauchen und konnte mich glücklich schätzen, nicht so abhängig davon zu sein wie Koichi und Tsuzuku. „Wofür … danke?“, fragte ich. „Dafür, dass du mich ein bisschen vertrittst. Es ist eigentlich nicht meine Art, jemandem meine Arbeit aufzudrücken, aber ich kann mich heute einfach nicht richtig konzentrieren.“ „Ist okay … Ich doch … gerne arbeite.“ Ich lächelte. „Und … heute Nachmittag?“ „Ich hab auch gleich Feierabend“, sagte Koichi. „Du, wollen wir nicht vielleicht … heute zusammen was machen, du, ich und Tsu?“ „Ich weiß nicht … Also, er und ich … wollten gleich … zum Arzt, … wegen … so Sachen, die wir mal klären müssen … Aber danach … geht’s vielleicht … dass du zu uns kommst.“ Koichi lächelte. „Okay, dann ruft mich an, ja?“ Und so machte ich mich nach der Arbeit auf den Weg zum Tattoo-Studio, um Tsuzuku abzuholen und dann mit ihm zum Arzt zu gehen. Einmal, als wir hier in der Stadt gewesen waren, um die Wohnung anzuschauen und uns mit der Stadt vertraut zu machen, hatte ich auch eine Arztpraxis ausfindig gemacht und da man das ja brauchte, wenn man umzog, eine Hausarztpraxis in der neuen Stadt, hatte ich mich da auch schon gleich vorgestellt. Auf dem Weg dorthin hielt Tsu haltsuchend meine Hand, ich spürte seine Angst. „Denk dran, was ich dir heute Morgen gesagt habe“, flüsterte ich ihm zu. „Und wir machen das zusammen, so wie wir alles zusammen machen.“ „Sobald der von was Psychischem anfängt, bin ich weg“, sagte er und blickte auf die Straße. Die Praxis war ziemlich voll, es waren nur noch ganz genau zwei Plätze im Wartezimmer frei und an der Rezeption stand eine Schlange von Leuten. Zuerst wurde Tsu’s Griff um meine Hand stärker, dann ließ er sie los und als ich ihn ansah, war da diese Panik in seinem Blick, er blickte unruhig um sich und wirkte fast wie ein verängstigtes Tier. Wahrscheinlich schlug ihm das Herz jetzt bis zum Hals. Ich sah winzige Schweißtröpfchen auf seiner Haut. „Setz dich schon mal und gib mir deine Karte, ich mach das“, sagte ich. „Du mit deinem Sprachfehler?“, fragte er, klang ironisch vor Angst. „Ich schaff das schon“, antwortete ich und lächelte ihn ermutigend an, dachte: ‚Stark sein, Meto, du kannst das‘ Tsuzuku wagte sich zu den Leuten ins Wartezimmer und ich stellte mich an der Schlange an. Es ging recht langsam voran und ich schaute durch die geöffnete Tür des Wartezimmers immer mal wieder zu meinem Freund, der scheinbar ruhig dort saß und dem ich mit meinem auf ihn geübten Blick ansehen konnte, dass er seine harte Schale aus Straßenzeiten aufgesetzt hatte. Hoffentlich, dachte ich, löste die Angst in ihm nicht zu viel Schmerz aus. Als ich endlich dran war, war ich fast so aufgeregt wie Tsu und brachte zuerst kein Wort raus, legte nur unsere Gesundheitskarten hin. „Sie wünschen?“, fragte die Sprechstundenhilfe. „Mein Freund … und ich … möchten … Arzt sprechen … heute.“ „Haben Sie viel Zeit?“, fragte sie mit Blick auf die vielen Leute. Ich nickte. Wir hatten ja heute, soweit ich wusste, nichts anderes mehr vor. Die Frage war nur, ob Tsuzuku so lange durchhielt. Die Frau nahm die Karten, las sie ein, gab etwas in ihren Computer ein und sagte dann: „Setzen Sie sich dann ins Wartezimmer, Sie werden aufgerufen.“ Es dauerte sehr, sehr lange. Zum Glück war der Platz neben Tsu frei und ich konnte neben ihm sitzen. Ich spürte, wie er immer unruhiger wurde, wie es hinter seiner auf den ersten Blick ruhigen Fassade brodelte und kochte. Die Blicke der vornehmlich älteren Leute, und der Gedanke daran, dann mit dem Arzt reden zu müssen, ich wusste, dass ihn das verletzte. „Soll ich … deine Hand halten?“, flüsterte ich. Er schüttelte den Kopf. „Oder soll ich mal vorne fragen, ob wir noch Zeit haben, ‘ne Runde rauszugehen?“ Er reagierte erst kaum, dann nickte er. Ich stand auf und ging zur Rezeption zurück. „Meinem Freund … geht nicht gut … braucht frische Luft … und so … Noch genug Zeit, dass … ein bisschen rausgehen?“, fragte ich. „Wegen Schwindel?“, fragte die Frau. Ich nickte, obwohl das ja gelogen war, aber ich konnte ihr ja jetzt schlecht von Tsuzukus Angst vor Menschen und seiner Panik wegen dem Gespräch mit dem Arzt erzählen. „In Ordnung. Aber seien Sie bitte in einer halben Stunde wieder hier.“ Ich ging zu Tsu zurück und wir verließen die Praxis erst einmal wieder, gingen ein bisschen draußen in der Gegend herum. Es war schon recht warm und ich machte meine Jacke auf, nahm Tsuzukus Hand und er ging einfach mit mir mit. Zuerst sagte er eine ganze Weile nichts, dann: „Ich hab auch deshalb so lange nicht darüber gesprochen, weil ich Angst hatte, dass es dann ausbricht. Und das tut es jetzt. Ich fühle mich viel instabiler.“ „Meinst du denn, das liegt nur daran, dass du darüber sprichst?“, fragte ich. „Ich glaube, du merkst es nur mehr, weil du jetzt ein bisschen offener damit bist.“ „Weiß nicht … Ich spüre nur, dass ich mir wieder mehr wehtun will.“ „Eben auch? Also, hast du da eben im Wartezimmer daran gedacht?“ Tsuzuku nickte. „Ja. Ich war ganz kurz davor, mich zu kratzen.“ „Was hat dich davon abgehalten?“ „Dass du da warst. Und dass dann jeder gesehen hätte, was mit mir los ist.“ „Davor hast du Angst, oder? Dass die Leute schlecht von dir denken?“ „Diese Blicke … ich halte das kaum aus.“ Seine Stimme klang beinahe schon verzweifelt. „Du, weißt du, das kenne ich aber auch. Wenn man sich sowieso schon nicht gut fühlt, tun solche Blicke mehr weh. Das ist ziemlich normal.“ Er antwortete nichts darauf und wir gingen dann auch bald zurück. Ich hatte das Gefühl, das Richtige getan zu haben, indem ich mit ihm rausgegangen war, statt dass wir da sitzen geblieben wären. Tsu wirkte ein kleines bisschen entspannter, als wir die Praxis wieder betraten und uns ins Wartezimmer setzten. „Willst du alleine mit dem Arzt reden oder soll ich dabei sein?“, fragte ich leise. Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht … Vielleicht kommst du mit und kannst dann auch gleich deins besprechen.“ Und dann: „Ich hab keine Ahnung, wie ich erklären soll, dass wir ein Paar sind.“ „Das geht schon irgendwie.“ In dem Moment kam die Sprechstundenhilfe herein. „Aoba-san, Asakawa-san, wer von Ihnen möchte zuerst?“ Tsuzuku stand mit einem Ruck auf, nahm meine Hand und sagte mit auf einmal sehr fester Stimme: „Wir gehen zusammen.“ Auf den irritierten Blick der Frau in Richtung unserer verschränkten Hände hin lächelte er nur und wirkte auf einmal ganz selbstsicher. Sie zeigte uns das Zimmer, wo der Arzt schon an seinem Schreibtisch saß und wartete. Auf einem Schild auf dem Tisch stand sein Name, Ishida. Er war so um die fünfzig und sah eigentlich ganz nett aus, aber würde er auch noch so nett sein, wenn wir ihm sagten, was los war? Die Sprechstundenhilfe stellte uns vor und gab dem Arzt einen Zettel, ging dann wieder hinaus. „Was führt Sie zu mir?“, fragte Dr. Ishida. Vor dem Schreibtisch standen zwei Stühle, darauf setzten wir uns und es entstand eine recht unangenehme Stille, da weder Tsu noch ich wussten, wo wir anfangen sollten. „Sind Sie beide verwandt?“, fragte der Arzt schließlich. „Oder weshalb kommen Sie gemeinsam zu mir?“ „Nein“, sagte Tsuzuku und nahm gut sichtbar meine Hand. „Wir sind ein Paar.“ Ich spürte, dass er den Starken spielte, er war innen drin genauso aufgeregt wie ich. „Ein Paar?“, wiederholte der Arzt irritiert, „Sie beide sind ein Liebespaar?“ Mein Sprachzentrum setzte jetzt komplett aus und so musste wieder Tsu antworten, ich drückte seine Hand, um ihn zu unterstützen. Ich stellte mir vor, wie etwas von meiner Kraft und Entschlossenheit durch meine Hand zu ihm floss und anscheinend spürte er etwas davon, denn er antwortetet mit relativ fester Stimme: „Ja, ein Liebespaar. Und wir schlafen auch miteinander. Darum sind wir hier, weil es da … ein, zwei kleine Probleme gibt.“ Dr. Ishida sah uns einen Moment lang abwägend an, so als müsste er sich überhaupt erst dazu entschließen, ob er uns behandeln wollte. Doch anscheinend entschied er sich dafür, denn er fragte schließlich: „Von welcher Art sind denn diese Probleme?“ Da ich immer noch nicht wirklich sprechen konnte, sah ich Tsuzuku an, er drückte meine Hand, schickte mir nun seinerseits Unterstützung. „Ich hatte früher … viele Freundinnen und … habe nicht immer so gut aufgepasst“, sagte er zu dem Arzt. „Deshalb befürchte ich, dass ich mir da irgendwas eingefangen habe, und ich würde mich jetzt einfach gern testen lassen, damit ich meinen Freund nicht anstecke.“ „Da gibt es die Möglichkeit von Bluttests“, sagte Dr. Ishida. „Den können wir gleich jetzt machen, ich würde Ihnen die Ergebnisse dann zuschicken.“ Dann wandte er sich an mich: „Und Sie, was gibt es bei Ihnen?“ Ich kratzte innerlich meine Sprechfähigkeit wieder zusammen und antwortete, leise und stockend: „Ich … manchmal so … Verspannungen … da unten … auf einmal …“ Ich spürte, wie ich rot wurde und dass es mir wahnsinnig peinlich war, darüber zu sprechen. Und erst jetzt fühlte ich auch, dass es mich in meiner Männlichkeit irgendwie ankratzte und auch in meinem Selbstbewusstsein als homosexueller junger Mann. „Anale Muskelverspannung?“, fragte Dr. Ishida und ihm war anzumerken, dass es ihm auch unangenehmer war als ‚normale‘ Beschwerden zu erfragen. Ich nickte, wurde noch röter. „Und tritt das immer auf oder nur manchmal?“ „… Nur … manchmal …“, antwortete ich, viel zu leise. Jetzt schämte ich mich nicht nur wegen der Verspannungen, sondern auch, weil ich gerade rüberkam wie so ein ‚Uke‘ aus einem Boyslove-Manga für Mädchen, verschüchtert und mädchenhaft. Ich sah meinen Freund an und dachte auf einmal, dass ich in manchen Dingen gern ein bisschen wäre wie er. Meine Gedanken von vorletzter Nacht kamen mir in den Sinn, dass ich ja auch mal Top sein konnte und das auch wollte. „Ich kann Sie da leider nur an einen Urologen überweisen“, sagte Dr. Ishida schließlich. „Der könnte die Ursache dafür vielleicht klären.“ Er nahm einen Notizblock und schrieb einen Namen, eine Adresse und eine Telefonnummer darauf, riss den Zettel ab und reichte ihn mir. Dann stand er auf und nahm eine verpackte Spritze, einen Wattetupfer und eine Flasche mit Desinfektionsmittel aus dem Regal, legte alles auf dem Schreibtisch ab und forderte Tsuzuku auf, seinen Ärmel hochzuschieben. Ich beobachtete Tsu’s Gesichtsausdruck, während der Arzt ihm Blut abnahm. Er hatte diesen einen Blick in den Augen, der dem ähnelte, mit dem er auch sein Messer ansah. Das Wissen darum, wie er zu Schmerzen und Blut stand, dazu, dass seine Haut von ihm selbst oder jemand anderem verletzt wurde. Das Wort ‚Borderline‘ hing geradezu greifbar in der Luft und ich hoffte, dass Dr. Ishida es nicht bemerkte. „Sie sind ja sehr schlank, Aoba-san“, sagte der Arzt nach dem Blutabnehmen, so, als hätte er es doch bemerkt. Er verpackte die gefüllte Spritze in einer Art Umschlag und schrieb etwas darauf. „Ist Ihnen manchmal schwindlig?“ „Nein“, antwortetet Tsuzuku, ich spürte seine Anspannung und dass er schon am liebsten weglaufen wollte. „Es ist nichts, mir geht’s gut.“ „Wie viel wiegen Sie denn?“, fragte Dr. Ishida weiter, bemerkte anscheinend nicht, dass er gerade in genau das Wespennest stach, vor dem Tsu Angst hatte. Tsuzuku antwortete nichts darauf. Er stand einfach auf und ging, schlug die Tür knallend hinter sich zu. Ich stand ebenfalls sofort auf, wollte ihm hinterher, doch der Arzt rief mich zurück: „Was ist sein Problem?“ Ich wollte dem Arzt auf keinen Fall von Tsuzukus Problemen mit dem Essen erzählen, das wäre mir wie Verrat erschienen, also antwortete ich: „Er … nicht über … Gewicht … sprechen will.“ Dann lief ich raus, sah mich vor der Tür suchend nach meinem Freund um. Tsuzuku saß draußen vor der Praxis, an die Mauer gelehnt, auf dem Boden und rauchte. „Ich hab‘s gesagt, wenn er von meinem Gewicht anfängt, bin ich weg“, sagte er und sah zu mir auf. „Ist doch okay. Mehr hab ich von dir auch nicht verlangt“, erwiderte ich und hielt ihm meine Hand zum Aufstehen hin. Er ließ sich von mir hochziehen und wir gingen los. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass ich ja neue Batterien für meinen Wecker kaufen musste. Das konnten wir ja eben noch machen, wo wir schon einmal in der Innenstadt waren. Wir gingen also eben noch kurz einkaufen, dann machten wir uns auf den Heimweg. Tsuzuku wirkte ein wenig unausgeglichen und ich konnte nicht genau erkennen, ob es ihm gut oder weniger gut ging. Und als wir zu Hause waren, zog er sich mit seinem Handy ins Bett zurück, antwortete auf meine Frage hin, dass er sich irgendwo einen Social Network Account machen wollte. Ich versuchte derweil zum ersten Mal, den Fernseher wieder anzuschließen, ein gemeldeter Anschluss war vorhanden, nur bekam ich das komplizierte Einstellen nicht hin. Zu Hause hatte solche Sachen immer mein Vater gemacht, der kannte sich damit besser aus als ich. Genau so war es mit dem Internet. Ich hatte meinen PC mit hergenommen, aber ich bekam es nicht hin, den vernünftig ans Internet anzuschließen. Wir hatten nur das allgemeine Netz in der Wohnung, das reichte fürs Handy aus, aber ich wusste einfach nicht, wie ich den PC da mit reinbekam. Also gab ich es erst einmal wieder auf und setzte mich im Schlafzimmer aufs Bett, sah Tsuzuku an, der immer noch mit seinem Handy beschäftigt war. Er blickte zurück und hielt mir das Handy hin, zeigte mir, wo er sich einen Account gemacht und schon ein Bild hochgeladen hatte. Es war ein schönes Foto, ein ungeschminktes, und obwohl ich ihn ja mit Makeup immer wahnsinnig schön fand, gefiel mir dieses Bild mindestens genauso gut. Ohne die dunkle Farbe um die Augen, ohne Lippenstift und ohne Kontaktlinsen sah er irgendwie … weicher aus. Und ich liebte dieses dunkle Braun seiner Augen so sehr! „Das ist schön, das Bild“, sagte ich und gab ihm einen Kuss. „Danke.“ Er lächelte, bewegte den Finger auf dem Touchscreen und drehte das Handy um, rückte näher zu mir und legte lächelnd den Arm um mich. Es gab ein leises, typisches Klicken und noch eines, zwei Fotos, und dann noch eines, für das er mich küsste. „Darf ich die auch hochladen?“, fragte er. „Ich würde dort gern zeigen, dass ich dich habe.“ Ich nickte und freute mich, dass er sich offensichtlich gut fühlte. Tsuzuku zeigte mir die Fotos noch einmal, damit ich sehen konnte, dass ich auch gut aussah, dann lud er die Bilder in seinem Account hoch und schrieb dazu etwas, das er mir auch zeigte: „Das ist Meto, der süßeste, liebste Mensch, den ich auf dieser Welt habe. Ich liebe dich, mein Schatz.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)