Rainy Dream von fragile ================================================================================ Kapitel 1: Rainy Dream ---------------------- Ich habe von Dir geträumt. Du stehst draußen im Regen. Wartend. Warten auf mich und sofort weiß ich, dass ich träumen muss, denn Du würdest nie auf mich warten. Das kann nur Irrglaube, irgenDeine Illusion oder ein Traum sein. Du bist schon völlig durchnässt und Deine Kleidung klebt an Deinem Körper. Es sieht so aus, als sei Dein Gesicht von Tränen benetzt. Vielleicht sind es Deine Träne oder die des Himmels, ich kann es nicht benennen. Aber Du bist komplett von Wasser Durchtränkt, weil Du auf mich wartest. Es muss ein Traum sein. Ich verstehe nicht, warum Du nicht den schwarzen Regenschirm benutzt, den Du in Deiner rechten Hand hältst. Er ist schwarz, sogar schwärzer als Dein Haar und ich zweifele daran, dass Du auf die Farbe des Regenschirmes überhaupt geachtet hast. Es ist einfach nur ein Regenschirm, etwas, dass einem vor dem gnadenlosen Regenguss schützt. Warum aber schützt Du dich nicht? Nie bist Du sonst so irrational; niemals gibst Du dich solchem Unsinn hin. Immerhin bin ich von uns beiden diejenige, die leichtsinnig ist. Aber Du bist Durchnässt, während ich komplett trocken bin. Hast Du dich verändert? Oder bin ich es, die sich geändert hat? Wann genau ist das passiert? Ich kann mich nicht erinnern, wann der Wechsel stattfand. Ziemlich merkwürdig, nicht wahr? Geht es um Dich, erinnere ich mich gewöhnlich an alles. Aber jetzt nicht. Hm. Ich träume. Du starrst mich ohne ein Lächeln an. Ich erwarte das auch gar nicht, immerhin hast Du mir kaum ein Lächeln geschenkt und selbst wenn, muss ich es verpasst haben. Siehst Du? Wir tragen beide Schuld… Deine Kaltherzigkeit und meine Ignoranz passen nicht zueinander. Vielleicht sind wir nicht füreinander bestimmt, möglicherweise sollten wir keine Freunde sein, auch nicht mal mehr als das. Ich verstehe unsere Beziehung ohnehin nicht mehr. Aber ich weiß, dass da etwas ist. Das wusste ich schon immer. Ich will hinaus und an Deine Seite treten. Ich will mich Dir anschließen. Und obwohl wir so weit auseinander sind, kann ich ganz deutlich sehen, wie Du bebst. Ich kann Dich zittern sehen. Du wartest auf mich. Ich weiß es. Aber warum wirkst Du so… ängstlich? Willst Du nicht, dass ich mich Dir anschließe? Du solltest doch nun wissen, dass ich nicht mehr das tue, was Du von mir erwartest. Ich tue das, was ich für richtig halte. Und jetzt gerade will ich hinaus, in den Regen, zu Dir rennen und dabei komplett durchnässt werden. Selbst wenn Du mich wegstoßen würdest, ich würde nicht gehen. Weil ich weiß, dass Du nicht wirklich willst, dass ich gehe. Du willst, dass ich bleibe. Du brauchst mich. Und ich werde bleiben. Das weißt Du. Es ist, als würde der Regen mich rufen und ich folge ihm. Ich bin bereit dazu, mich Dir anzuschließen. Ich trete hinaus, spüre die Stille, aber nicht den Regen. Meine Augen huschen über Dein Gesicht. Wann bist Du so schnell hierhergekommen? Du hältst den schwarzen Schirm über mich. Schützend. Das ist ein Traum. Das ist eine Illusion meines Kopfes, meines Herzens. Nicht mehr als das. Du starrst mich ein weiteres Mal an. Ohne Lächeln. Ohne Regung im Gesicht. Aber das erwarte ich auch gar nicht von Dir. „Willst Du, dass ich mich Dir anschließe?“ Ich bin kein Schwächling mehr. Du kannst mich nicht immer und immer wieder von Dir stoßen. Das geht nicht mehr, weil ich es nicht zulasse. „Nein.“ Deine Stimme klingt so monoton, wie das Plätschern des Regens auf Asphalt. Aber da ist noch irgendwas, ganz schwach glimmt etwas in Deinen Augen und fast hätte ich es nicht gesehen. Du fühlst dich alleine, nicht wahr? Mein Blick huscht über Dein Gesicht und wieder frage ich mich, ob Du weinst oder ob es wirklich nur der Regen ist. Du brauchst jemanden an Deiner Seite. Weißt Du das? Also frage ich erneut: „Willst Du, dass ich mich Dir anschließe?“ „Nein“, hauchst Du. „Ich will mich Dir anschließen.“ Ich träume. Denn Du stehst draußen im Regen. Wartend. Warten auf mich und sofort weiß ich, dass ich träumen muss, denn Du würdest nie auf mich warten. Das kann nur Irrglaube, irgendeine Illusion oder ein Traum sein. Aber es ist kein Traum. Du und ich – wir sind wirklich unter diesem Regenschirm, der uns vor der Nässe schützt. Du komplett durchnässt und ich ganz trocken. Ein seltsames Bild muss das von uns sein, wie wir so die Straße entlang laufen. Aber es stört uns beide nicht, nicht wahr? Vielleicht… irgendwann, träume ich wieder von Dir und dann realisiere ich früher, dass es doch kein Traum ist. Hoffentlich sicherer und klarer in meinem Denken und Fühlen. Und vielleicht werde ich es Dir dann erzählen. Ich werde Dir erzählen, dass ich von Dir geträumt habe. Und dann werde ich erwähnen, auch wenn es jetzt unvorstellbar ist – ich werde erwähnen, dass Du gelächelt hast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)