Star Trek - Timeline - 49-01 von ulimann644 (An Tagen wie diesem...) ================================================================================ Kapitel 6: Sechster Tag ----------------------- Ein laut vernehmliches, duotronisches Zirpen erfüllte den Schlafraum, gefolgt von einem einschmeichelnden, melodischen: „Es ist 07:30 Lieutenant Bashir. Sie wollten exakt um diese Zeit geweckt werden.“ Verschlafen, mit rasenden Kopfschmerzen aufwachend, fluchte der junge Arzt erbost: „Dieser rassistische Lumpenhund trägt eine Bombe am Leib. Und wen, zum Teufel, meinte er mit: Partnerin?“ „Bitte definieren Sie Ihre letzte Anweisung neu, Lieutenant“, antwortete die sanft modulierte Stimme des Zentralcomputers der Raumstation DEEP SPACE NINE leidenschaftslos. „Computer - aus“, schimpfte Julian Bashir zornig, verzog leidend das Gesicht und erhob sich ächzend. Nach der sechsten Andro-Selzer, am sechsten Morgen der sich für ihn wiederholte, nahm er, wieder einmal, seine morgendlichen Dusche, unter der ihm eine Idee kam. Der Arzt unterrichtete Veris Laren via Kommunikator davon, dass er in einer wichtigen Angelegenheit unterwegs sei, und nur in dringenden Fällen gestört zu werden wünschte. Dabei dachte er: Gut, wenn man weiß, dass es keine dringenden Fälle geben wird. Am Replikator bestellte er sich schnell einen heißen Kaffee – Hunger hatte er nicht – und wies dann den Computer an: „Federation-Skynet – News-Channel.“ Er hatte eine Idee. Der Holoschirm erhellte sich und Bashir verfolgte die Föderations-Nachrichten mit gespanntem Interesse, während er genießerisch seinen Kaffee schlürfte. „...behaupten Kritiker des Projektes, welches zur Zeit auf DEEP SPACE NINE initiiert wird, dass die Aktivierung des Phasen-Beschleunigers ungeahnte Konsequenzen zeitigen könne.“ „Blah, blah, blah, blupp...“, machte Bashir genervt und nahm einen tiefen Schluck von seinem starken Kaffee. „So könnte es, nach der Meinung einiger Subraum-Spezialisten, durchaus passieren, dass eine Zeitschleife die Konsequenz wäre. Mit anderen Worten, wir würden immer und immer wieder denselben Tag erleben, ohne davon auch nur das geringste zu ahnen, denn unsere Erinnerung würde dabei jedesmal wieder auf den Anfangspunkt zurückgesetzt. Desweiteren...“ An dieser Stelle hatte Julian Bashir die Sendung sonst abgewürgt, doch diesmal konzentrierte er sich auf das, was Flint Langdon erklärte. Doch schließlich waren es nicht die Erklärungen, sondern ein Bild, das seine Aufmerksamkeit fesselte. Es war das Team um Lieutenant Telas. Darauf war neben der Andorianerin eine weitere Frau zu erkennen. Eine Bajoranerin, die dort unter keinen Umständen etwas zu suchen hatte, denn sie sollte normalerweise in einem bajoranischen Straflager schmachten. Trotz der Tatsache, dass sie nun dunkle Haare trug, anstatt blonde, erkannte Bashir sie fast augenblicklich. „Das ist doch...“ Julian Bashir handelte. Er holte sich ein Daten-PADD, tippte hastig ein, was für sein weiteres Vorgehen wichtig war, und trommelte dann, wie am Vortag, Neron Kareth, Tia´Neryn Telas, Miles O´Brien und Odo, in dessen Büro, zusammen. Bevor irgendjemand Fragen stellen konnte, rasselte Bashir seine übliche Ansprache herunter, wobei er dachte: Wenn ich das nochmal machen muss, dann kriege ich ´ne Macke. Als der junge Arzt geendet hatte, und es ihm gelungen war, alle Zweifel zu zerstreuen, grübelte Odo eine Weile vor sich hin, bevor er seufzte und erklärte: „In Ordnung. Aber sollten Sie sich einen üblen Scherz mit mir erlaubt haben, dann werde ich Sie morgen zur Verantwortung ziehen, haben Sie das verstanden?“ „Wenn Sie das nochmal sagen, Odo, dann drehe ich durch“, ächzte Bashir. Dann konzentrierte er sich wieder und fügte hinzu: „Wir sollten uns nun überlegen, wie wir vorgehen. Mein Vorschlag ist, dass wir Apron Leran herbestellen und ohne Vorwarnung betäuben. Sobald er dingfest gemacht wurde, müssen wir uns auf die Suche nach seiner Komplizin machen.“ Odo wirkte noch immer skeptisch, als er fragte: „Und Sie sind sich ganz sicher, dass Sie sich nicht geirrt haben, was diese Person betrifft?“ Bashir nickte. „Diese Frau würde ich unter Millionen wiedererkennen.“ „Nun gut, Doktor.“ Odo holte einen bajoranischen Phaser aus einer der unergründlichen Schubladen seines Schreibtisches hervor und warf ihn, über die Tischplatte hinweg, Chief O´Brien zu, wobei er auf einen Punkt neben dem Schott blickte, wo ihn Apron Leran beim Eintreten nicht würde sehen können. Der Ire verstand den Wink und erhob sich. Nachdem sich O´Brien schussbereit neben dem Schott postiert hatte, rief Odo den bajoranischen Sicherheitsoffizier zu sich. Während sie auf ihn warteten, flüsterte Bashir der Andorianerin an seiner Seite leise zu: „Wenn wir das hier überleben, und auch sonst nichts schiefgeht, dann müssen Sie mir versprechen, dass Sie mit mir ausgehen werden, Miss Telas.“ Tia´Neryn Telas blickte den Arzt amüsiert an. Fast unhörbar zischte sie zurück: „In Ordnung Doktor, aber Sie zahlen.“ Der Arzt nickte lächelnd. „Es wird mir ein Vergnügen sein.“ Sie wurden abgelenkt, als Apron Leran Odos Büro betrat. Julian Bashir blickte unwillkürlich zu Chief O´Brien, der im selben Moment feuerte. Unfähig zu irgendeiner kontrollierten Bewegung brach Apron zusammen, und Bashir atmete hörbar auf. Seufzend meinte er dann: „Da war es nur noch Eine.“   * * *   Um die zweite Saboteurin nicht aufzuscheuchen und zu verhindern, dass sie möglicherweise ihre Pläne änderte, zogen die fünf Eingeweihten ein großartiges Schauspiel auf, bei dem Neron Kareth die Rolle des vermummten Attentäters spielte. Planmäßig erschoss Kareth Tia´Neryn Telas, als sie mit Bashir und O´Brien gegen 18:00 Uhr, im Quarks, an der Bar stand und wurde wenig später von Odo verhaftet. Julian Bashir stellte, noch vor Ort, den Tod der Andorianerin fest und begleitete sie, mit Miles O´Brien und einigen Leuten der Sicherheit, zur Krankenstation, wo die blauhäutige Frau, wie durch ein Wunder, wieder zu sich kam und schmunzelnd fragte: „Wie fanden Sie meine Vorstellung, Doktor Bashir?“ „Sollte ich wieder einmal eine Leiche brauchen, dann werde ich Sie engagieren“, spöttelte der Arzt. „Sie müssen leider hier bleiben, bis alles vorbei ist. Ich habe meine Stellvertreterin, Veris Laren, instruiert. Sie wird bei Ihnen bleiben. Der Chief und ich selbst werden uns Odo und seinem Sicherheitsteam anschließen.“ „Viel Glück, Doktor.“ Bashir grinste jungenhaft. „Nennen Sie mich Julian.“ Damit verschwanden die beiden Männer. Unterwegs blickte Miles O´Brien den Arzt rätselhaft an und meinte schließlich: „Also, wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, Sie hatten was mit ihr.“ Bashir grinste hintergründig. „Wenn Sie wüssten, Chief.“ Nachdem Bashir, zusammen mit O´Brien, Odo und zwei weiteren Sicherheitsbeamten im Kontrollzentrum des Phasen-Beschleunigers in Stellung gegangen waren, machte der Arzt einmal mehr die niederschmetternde Erfahrung, was Zeitausdehnung bedeutete, als er wiederholt zur Uhr sah und feststellte, dass sich die letzten zwei Stunden auf gerade mal siebzehn Minuten belaufen hatten. Jetzt, da er etwas zur Ruhe kam, drängten sich ihm Gedanken auf, was er noch alles unternehmen würde, falls auch dieses Unternehmen scheitern sollte. Das lenkte ihn etwas ab. Sie warteten beinahe vier Stunden, von denen sich jede aus etwa siebenundvierzigtausend Minuten zusammenzusetzen schien. Beinahe erschrocken blickte er zu Miles O´Brien, als dieser ihn anstieß. Gemeinsam hatten sie sich hinter einem großen Steuerelement verborgen und lugten nun vorsichtig um die Ecke herum, zum Eingangsschott, wo der Chief etwas vernommen hatte. Bashir erkannte die Frau augenblicklich wieder. Es war die Bajoranerin, die er am Morgen auf Federation-Skynet gesehen hatte – außer Tia´Neryn die einzige Frau in dem Team, welches sich mit dem Beschleuniger auskannte. Er gab das verabredete Zeichen, zwei Klicks auf dem Kommunikator, und hob dann seinen Phaser. Das Sicherheitsteam ging kein Risiko ein. Ohne Vorwarnung wurde die Bajoranerin von fünf Phaserstrahlen getroffen und sank betäubt zu Boden. Für einen Moment blieb es still, bevor sich die Männer aus ihren Stellungen begaben und sich um die betäubte Frau drängten. Seine Pflicht als Arzt wahrnehmend, drehte Bashir die Frau auf den Rücken und überzeugte sich, durch einen kurzen Tricorderscan, davon, dass sie lebte und wohlauf war. Odo, der sich zu ihm hinunter gekniet hatte, wirkte überrascht. „Ich kenne diese Frau. Das ist doch...“ Bashir unterbrach den Constable und meinte: „Ganz richtig, Odo. Das ist Neela.“ Miles O´Brien gab einen überraschten Laut von sich. „Aber die wurde doch verhaftet, nachdem sie einen Anschlag auf Bareil auszuführen gedachte. Hat sie anschließend nicht behauptet, sie habe im Auftrag der Propheten gehandelt.“ Julian Bashir blickte zu dem Iren auf. „Doch, das hat sie. Offensichtlich gab es damals noch mehr Sympathisanten des Kreises, als wir ahnten. Der Kreis scheint zumindest immer noch zu existieren, und hat seinerzeit offensichtlich für Neelas Befreiung gesorgt, und sie untertauchen lassen. Das macht mir Angst, Miles.“ „Nicht nur Ihnen“, knurrte Odo, der Neela nach verborgenen Waffen und Sprengsätzen gescannt hatte. Er gab seinen beiden Beamten einen Wink, sie abzutransportieren und folgte ihnen dann. Auf dem Gang blickte Bashir auf die Anzeige seiner Uhr. „Ich werde erst Ruhe finden, wenn es 23:48 Uhr ist, und ich dann nicht plötzlich in meinem Bett aufwache.“ Der Ire grinste schwach. „Kann ich mir vorstellen.“ Sie verabschiedeten sich, und Bashir machte sich auf den Weg zur Krankenstation, wo Tia´Neryn Telas ihn neugierig empfing. „Haben Sie die zweite Saboteurin?“ Bashir nickte und erzählte der Andorianerin, was passiert war. Tia´Neryn stellte nun eine Reihe von Fragen, die sie zuvor zurückgestellt hatte. Als der Arzt die Neugier der hübschen Andorianerin endlich gestillt hatte, fiel sein Blick auf den Wandchronographen der Krankenstation, und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. Etwas verwundert blickte Tia´Neryn Telas ihn an und fragte: „Was haben Sie plötzlich?“ Bashir erhob sich aus seinem Sessel und deutete zur Uhr. „Es ist jetzt 23:48 Uhr, Tia´Neryn. Das heißt, ich werde morgen Früh nicht mit Kopfschmerzen in meinem Bett aufwachen und überlegen müssen, wie ich diesmal verhindern werde, dass man Sie ermordet.“ Sich leicht von der Kante der Krankenliege abstoßend, auf der sie gehockt hatte, schritt die Andorianerin auf den jungen Arzt zu und erwiderte: „Ach so, das. Ich schätze, ich bin Ihnen dafür etwas schuldig, Julian.“ Sie nahm Bashirs Gesicht in ihre Hände und blickte ihm tief in die Augen, während er sanft seine Arme um sie schloss und ebenso erleichtert wie glücklich meinte: „Ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, wie toll es ist, nicht zu wissen, was als Nächstes passieren wird.“ „Oh, ich bin mir ganz sicher, zu wissen, was als Nächstes passieren wird“, gurrte Tia´Neryn verführerisch, und im nächsten Moment wusste der Arzt, was die Andorianerin meinte, als sich ihre Lippen auf seine legten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)