Star Trek - Timeline - 49-01 von ulimann644 (An Tagen wie diesem...) ================================================================================ Kapitel 4: Vierter Tag ---------------------- Ein laut vernehmliches, duotronisches Zirpen erfüllte den Schlafraum, gefolgt von einem einschmeichelnden, melodischen: „Es ist 07:30 Lieutenant Bashir. Sie wollten exakt um diese Zeit geweckt werden.“ Verschlafen, mit rasenden Kopfschmerzen aufwachend, fluchte der junge Arzt schlechtgelaunt: „Verdammt nochmal, jeden Morgen dasselbe Theater...“ „Bitte wiederholen Sie Ihre letzte Anweisung, Lieutenant“, antwortete die sanft modulierte Stimme des Zentralcomputers der Raumstation DEEP SPACE NINE leidenschaftslos. „Computer - aus“, ächzte Julian Bashir und drehte sich mühsam auf die andere Seite. Dann tröpfelten die Erinnerungen wieder in sein Gedächtnis, und trotz seiner rasenden Kopfschmerzen sprang er aus dem Bett. Nach einer Andro-Selzer und einer überhasteten Dusche, zog er sich schließlich an und begab sich hinüber in den Wohnraum. Am Replikator bestellte er sich lediglich einen heißen Kaffee – Hunger hatte er nicht – und wies dann den Computer, beinahe wie ferngesteuert, an: „Federation-Skynet – News-Channel.“ Der Holoschirm erhellte sich und Bashir verfolgte die Föderations-Nachrichten mit einem Ohr, während er seinen Kaffee schlürfte und dabei hastig die Dinge in ein Daten-PADD eintippte, die ihm Tia´Neryn Telas gestern von sich verraten hatte. Sicher war sicher, in seinem Zustand. Unterbewusst bekam der junge Arzt mit, wie Flint Langdon erklärte: „So könnte es, nach der Meinung einiger Subraum-Spezialisten, durchaus passieren, dass eine Zeitschleife die Konsequenz wäre. Mit anderen Worten, wir würden immer und immer wieder denselben Tag erleben, ohne davon auch nur das geringste zu ahnen, denn unsere Erinnerung würde dabei jedesmal wieder auf den Anfangspunkt zurückgesetzt. Desweiteren...“ „Danke, Flint“, knurrte Bashir sarkastisch, bevor er befahl: „Computer, Schirm aus.“ Er fasste sich erneut an den Kopf. Das musste ein Ende haben, sonst würde er noch wahnsinnig. Schneller, aber aufmerksam, eilte Julian Bashir durch die Gänge der Station, dabei immer wieder Händlern, Raumfahrern und sonstigen Bewohnern der Station ausweichend. Für einen Moment sah er einen Bolianer auf sich zu eilen. Bashir dachte schon daran, dass es nun zum obligatorischen Zusammenprall kommen würde, doch der Bolianer wich ihm im letzten Moment aus und prallte einen Augenblick später mit einem breitschultrigen Klingonen zusammen. Es war Lieutenant-Commander Worf, der mit finsterer Miene auf den Bolianer herab sah. Nicht ganz ohne Schadenfreude erklärte Bashir laut: „Ich schlage vor, Lieutenant-Commander Worf, dass Sie beim Gehen nach vorne schauen, um Unfälle zu vermeiden.“ Damit ließ er den Klingonen, der ein verächtliches Schnauben von sich gab, stehen und entfernte sich rasch. In der Krankenstation empfing ihn seine bajoranische Stellvertreterin, Veris Laren, mit einem Lächeln. Bevor sie zu Wort kam erklärte Bashir: „Ich bin informiert, Miss Veris. Bitte stören Sie mich in der nächsten Stunde nicht – ich habe ein wichtiges Gespräch. Veris Laren, die sich ihren Teil dachte, bei seinem Anblick, lächelte verschmitzt und erwiderte dabei: „Verstanden, Sir. Ich werde versuchen, Sie nicht zu behelligen, Doktor.“ Dabei durchzuckte es Bashir unwillkürlich: Wirklich... Jeden Morgen dasselbe Theater.   * * *   Als Tia´Neryn Telas eine Stunde später, auf Bashirs Anruf hin, das Büro der Krankenstation betrat blickte sie in die ernste Miene des Arztes und in die gleichfalls ernste Miene von Chief Miles O´Brien. Bevor die Andorianerin fragen konnte, warum der Arzt sie hatte rufen lassen, eröffnete ihr Julian Bashir: „Ich bitte Sie, mir einen Moment lang schweigend zuzuhören, Miss Telas. Also, um es kurz zu machen: Der Phasenbeschleuniger wurde aktiviert und ich erlebe diesen Tag bereits zum vierten Mal.“ Julian erkannte den aufkeimenden Widerspruch in den Augen der hübschen Andorianerin und hob seine Hand, wobei er drängend fortfuhr: „Ich weiß, mein Gedächtnis müsste unter normalen Umständen mit zurückversetzt worden sein, so dass ich mich nicht daran erinnern dürfte, doch ein elektrischer Schlag, im Moment, als es passierte, hat meinen Elektrohaushalt angehoben, und mich aus der Phase geschoben. Ihre Worte übrigens.“ Der Arzt zog ein Daten-PADD zu sich heran und blickte über den Rand hinweg in die Augen der Andorianerin. „Damit Sie mir schneller glauben, als gestern, haben Sie mir einige Details von sich verraten. Also: Ihre Lieblingsfarbe ist Dunkelblau, Sie hören gerne Rigelianische Opern, als Sportart üben Sie am liebsten klassischen, andorianischen Kampfsport aus, Ihre Lieblingsspeise ist Fledermausragout mit Knollenwurzel-Gemüse, Ihr Lieblingsgetränk ist Andorianischer Tee, womit ich besser leben kann, als mit Ihrer Lieblingsspeise, Ihr Lieblingskünstler ist Muntar Klerikin, von dem ich vorher noch nie gehört habe, und Ihr Lieblingstier ist die heimische, braunrote Fledermaus.“ Die Augen der Andorianerin weiteten sich und ihre Antennen richteten sich auf den Mann vor sich, als sie verblüfft sagte: „Das ist einfach unglaublich, Doktor. Ein paar dieser Dinge könnten Sie durch Dritte erfahren haben, aber dass mein Lieblingskünstler Muntar Klerikin ist, dass wissen nicht einmal meine Eltern.“ Julian Bashir nickte ernst. „Dann glauben Sie mir hoffentlich das, was ich Ihnen eingangs gesagt habe, und dass ich diese Informationen von Ihnen habe.“ Die Antennen der Andorianerin spreizten sich. „Das muss ich wohl. Aber warum haben wir nicht längst den Start des Beschleunigers verhindert?“ An dieser Stelle mischte sich Miles O´Brien in das Gespräch ein. „Weil bisher jedesmal entweder Sie, oder ich, bei einem Attentat starben, was wir verhindern müssen, bevor wir die Zeitschleife unterbrechen können. Ich hoffe, Sie stimmen mir zu.“ Tia´Neryn erfasste augenblicklich den Sinn von O´Briens Worten und antwortete zustimmend: „Voll und ganz, Chief.“ Julian Bashir nickte erleichtert. „Dann treffen wir uns am Besten nach dem Mittagessen im Büro des Constables, um ihn in unsere Ermittlungen einzuschalten. Allein, so fürchte ich, werden wir es nicht schaffen.“ O´Brien machte ein zweifelndes Gesicht. „Sind Sie sicher, er wird uns glauben, Julian?“ Der Arzt lächelte zuversichtlich. „Gar keine Frage, Chief.“   * * *   „Das ist jenseits jeglicher Glaubwürdigkeit“, erklärte Odo. Aufrecht, mit vor der Brust verschränkten Armen, stand der Formwandler vor den drei Besuchern und musterte sie eindringlich, mit einem Gesichtsausdruck, als habe er drei arme Irre vor sich. „Bitte, Odo!“, nahm Julian Bashir einen erneuten Anlauf. „Sie erinnern sich vielleicht daran, wie oft wir in Situationen gesteckt haben, die weitaus verrückter waren, als diese hier.“ „Zum Beispiel?“ Diese einfache Frage brachte den Arzt aus dem Konzept und Miles O´Brien übernahm für ihn. „Hören Sie, Odo: Alles was passieren wird, wenn Julian falsch liegt ist, dass Ihre Leute eine Ermittlung durchführen, die keinen Erfolg hat. Aber wenn er richtig liegt, und ich glaube Julian, dann müssen wir um jeden Preis verhindern, dass wir für immer in einer Zeitschleife feststecken, ohne jemals davon zu erfahren.“ Odos Widerstand geriet etwas ins Wanken. Dennoch fragte er: „Warum haben Sie sich nicht an Sisko oder Kira gewandt?“ Es war Bashir, der darauf antwortete: „Weil beide schätzungsweise genauso schwer zu überzeugen wären, und wir danach immer noch zu Ihnen kommen müssten, damit Sie ihre Leute mobilisieren. Dazu fehlt uns einfach die Zeit, Constable. Wir müssen handeln. Außerdem kennen wir den Attentäter nicht, und wissen nicht, zu wem er möglicherweise Kontakt hat.“ Odo überlegte eine Weile, bevor er seufzte und erklärte: „In Ordnung. Aber sollten Sie drei sich einen üblen Scherz mit mir erlaubt haben, dann werde ich Sie morgen zur Verantwortung ziehen, haben Sie drei das verstanden?“ Die beiden Männer nickten, während die Andorianerin versicherte: „Für so etwas würde ich mich niemals hergeben, Constable.“ Odo nickte überzeugt. „In Ordnung, dann werde ich meine Leute darauf ansetzen.“   * * *   Gegen 18:05 blickte Julian Bashir, in der Nähe des Eingangs zum QUARKS, ratlos in die zweifelnden Mienen von Miles O´Brien und Tia´Neryn Telas und sagte: „Das verstehe ich nicht. An allen anderen Tagen ist der vermummte Attentäter hier aufgetaucht und hat versucht, Sie zu erschießen, Miss Telas. Ich muss diesmal irgendetwas ausgelöst haben, das den Ablauf, so wie ich ihn bisher erlebte veränderte, so dass dieses Ereignis heute nicht stattfand.“ „Das klingt selbst für mich unglaubwürdig“, erklärte Miles O´Brien grimmig. „Ich gebe ja selbst zu, dass das alles etwas dünn klingt, aber einen Vorteil hat es: Sie beide leben noch und können mir helfen zu verhindern, dass der Beschleuniger aktiviert wird.“ Tia´Neryn Telas blickte abwechselnd von O´Brien zu Bashir und beschloss: „Schön, nehmen wir an, es ist so. Wir werden uns um 22:40 Uhr zum Beschleuniger begeben. Er muss eine Stunde vor dem Aktivieren vorgezündet werden. Es bleibt uns also noch Zeit. Was halten Sie beide davon, wenn ich Sie zum Essen in mein Quartier einlade?“ Die beiden Männer stimmten zu. Als sie das Quartier der Andorianerin betraten, erwartete sie dort eine Überraschung. Der izarianische Stellvertreter von Tia´Neryn Telas war, mit einem Phaser in seiner Hand, dabei, einige Daten-PADDs durchzusehen. Er richtete die Waffe auf die Ankömmlinge, kaum dass sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte und forderte sie, mit ruhiger Stimme auf: „Bitte setzen Sie drei sich auf das Sofa und machen Sie keine Dummheiten.“ Bashir, O´Brien und die Andorianerin folgten, wenn auch widerwillig den Anweisungen des Izarianers. Während sie sich setzten, fauchte Tia´Neryn Telas gereizt: „Also Sie sind der Saboteur, der den Beschleuniger unbemerkt aktivieren will, Neron Kareth.“ „Nein, ich will verhindern, dass das geschieht. Es gab einen unautorisierten Zugriff auf das Startprogramm. Ich habe eher Sie im Verdacht, Miss Telas.“ O´Brien musterte den Bewaffneten finster und fragte erbost: „Für wen arbeiten Sie, Mister Kareth, oder wie auch immer Sie wirklich heißen mögen?“ Im selben Moment, als der Chief diese Frage stellte, hatte sich das Schott des Quartiers geöffnet, und ein wuchtig gebauter Bajoraner der Sicherheit trat, mit gezogenem Polaronphaser, in das Quartier ein und behauptete: „Er arbeitet für den Maquis. Wir fanden es eben erst heraus. Bereits in wenigen Augenblicken wird ein Team der Stationssicherheit hier sein.“ „Glauben Sie diesem Bajoraner kein Wort“, widersprach der Izarianer drängend und näherte sich dabei dem Sofa. „Ich arbeite für den Geheimdienst der Sternenflotte. Wir vermuten bereits seit einiger Zeit, dass es auf der Station einen Saboteur geben könnte, der...“ Blitzartig sprang Miles O´Brien vom Sofa auf und griff nach dem Handgelenk des Izarianers. Einen Moment später hatte er Neron Kareth die Waffe entwunden und betäubte ihn. „Danke, Chief“, sagte der Bajoraner, der nach wie vor am Eingang des Quartiers stand. „Das macht mir das, was ich nun zu tun beabsichtige umso leichter.“ Damit nahm der Sicherheitsbeamte den Chief ins Visier und feuerte. Tödlich getroffen brach der Ire zusammen. Mit Entsetzen erkannte Bashir seinen Irrtum, doch es war zu spät. Im nächsten Moment hatte der Bajoraner auch die Andorianerin erschossen und legte auf Bashir an. „Einen schönen Gruß vom wiedererstarkten Kreis, Doktor.“ Das letzte, was der Arzt mitbekam war das grelle Glühen des Polaronphaserstrahls, bevor sein Bewusstsein ausgelöscht wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)