Star Trek - Breakable von ulimann644 (Die erste Generation) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Auf der Erde schrieb man aktuell das Jahr 2167. Seit Machtergreifung der Imperatrice Hoshi Sato, im Januar 2155, waren somit rund zwölf Jahre vergangen. Anfangs hatte die Admiralität noch gedacht, spielend mit dieser zierlichen, jungen Frau und ihren machtbesessenen Ambitionen fertig zu werden. Doch damit hatten sie sich in einem Irrtum befunden. Mit der Macht der U.S.S. DEFIANT im Rücken, die von den Tholians aus einem Paralleluniversum in dieses gelockt worden war und dazu mindestens einhundert Jahre aus der Zukunft stammte, hatte sie die Flottenoffiziere auf ihre Seite gebracht. Gleichzeitig hatte ein Kommandotrupp der an Bord befindlichen MACOs, unter der Führung ihres damaligen Favoriten, Travis Mayweather, an ihrer Seite den Imperialen Palast gestürmt und den amtierenden Imperator, zusammen mit einigen seiner Getreuen, kurzerhand umgebracht. Bei diesem Einsatz kam, zu Satos Bedauern, Travis Mayweather ums Leben. Doch sie hatte seinen Tod bitter gerächt. Nicht zuletzt diese rücksichtslose Vorgehensweise, und das Versprechen, eine Flotte bauen zu lassen, die der Rebellion ein rasches und endgültiges Ende bereiten würde, hatten ihr die Sympathien der Flotten-Captains eingebracht. Ihnen war es im Grunde genommen egal, wer gerade Imperator war. Solange nur genügend Mittel für eine starke Kriegsflotte zur Verfügung standen, um immer mehr Völker zu unterjochen und auszubeuten. Selbst ein Großteil des Admiralstabes schlug sich schließlich auf Hoshi Satos Seite und die Wenigen, die den nötigen Enthusiasmus für ihre Person vermissen ließen, wurden kurzerhand beseitigt; nicht wenige davon von den eigenen Kollegen, die sich dadurch Aufstiegschancen erhofften. Beim einfachen Volk genoss die Imperatrice, schon bald nach ihrem Amtsantritt, große Beliebtheit. Nicht zuletzt deswegen, weil sie, nachdem ihre Macht endgültig konsolidiert war, zahlreiche erfolgreiche Kampfeinsätze der umbenannten ISS DEFIANT selbst mitgeflogen war. Dazu trug sie einen nicht geringen persönlichen Anteil des Erfolges daran, den Krieg gegen die Tholians, noch im selben Jahr ihrer Machtergreifung, siegreich zu beenden. Ein Jahr später hatten sich die Romulaner der Rebellion angeschlossen, und waren in den Krieg gegen das Imperium eingetreten. Doch Dank Satos kompromisslosem Einsatz der DEFIANT gegen die romulanische Rüstungswelt Tremos und der völligen Zerstörung der planetaren und orbitalen romulanischen Flottenbasen, erlitten sie einen empfindlichen Rückschlag, der die Eroberungspläne des Prätors vorerst zunichtemachte. Anders als ihre Vorgänger war sie darauf bedacht, nicht den engeren Kontakt zu ihren Frontoffizieren zu verlieren. Auf diese Weise gewann sie gleichzeitig Respekt und war in der Lage, die Stimmung unter ihren Schiffskommandanten auszuloten, was ihr ein sehr wichtiges, persönliches Anliegen war. Denn stets war der Sturz eines Imperators aus den Reihen des Militärs erfolgt und Imperatrice Hoshi Sato hatte sich geschworen, niemals diesen Fehler ihrer Vorgänger zu wiederholen. Dass sie nun, nach dreizehn Jahren, gefestigter denn je, die Macht noch immer in ihren Händen hielt, schien ihrer Vorgehensart Recht zu geben. Bereits kurz nach dem Tod von Travis Mayweather hatten einige ambitionierte Flottenoffiziere den kühnen Plan, um die romantische Gunst der Imperatrice zu werben. Was sich für einige von ihnen als fatale Entscheidung herausstellen sollte, denn Hoshi Sato dachte nicht im Traum daran, ihre Macht mit irgend einem Mann zu teilen. Das einzige, was sie mit ihnen zu teilen gedachte, war das Bett und das auch nicht für längere Zeit. Schnell machte die Nachricht die Runde, dass Hoshi Sato die unangenehme Eigenschaft hatte ihren Liebhabern kurzerhand die Kehle durchzuschneiden, oder aber, sie zu vergiften, wenn sie ihrer überdrüssig wurde. Auch dem Letzten wurde dadurch klar, dass es für die Imperatrice den einen nicht gab, sondern nur - einen mehr. Erste nach fünfjähriger Amtszeit änderte sich diese Tatsache, als Commander Jeffrey Gardner, der Sohn von Fleetadmiral Gardner, in Hoshi Satos Leben trat - und das auf eindrucksvolle Art und Weise. Während einer strategischen Besprechung, im Planungssaal des Imperialen Palastes, brachte der gut aussehende junge Stabsoffizier seinen eigenen Vater um Jeffrey Gardners damaliger Vorgesetzter, Admiral John Jefferson Pickett, hatte seinen Vater zuvor überführt, eine Verschwörung gegen Sato vorbereitet zu haben. Beeindruckt von Jeffrey Gardners Loyalität beförderte Hoshi Sato ihn umgehend zum Captain und gab ihm das Kommando über die ISS DEFIANT. Von da an kreuzten sich ihre Wege regelmäßig, wobei Hoshi Sato, außer seines guten Aussehens und seiner unbedingten Loyalität am meisten an ihm gefiel, dass er keinerlei politische Ambitionen hegte. Mehr als einmal hatte sie ihm einen Ministerposten angeboten, doch er hatte stets angewidert abgelehnt, mit der Versicherung, dass er lieber wieder als Kadett auf dem schäbigsten Kriegsschiff des Imperiums Dienst tun würde, als sich von den windigen Speichelleckern des Imperialen Senats das Fell über die Ohren ziehen zu lassen. Anders als bei ihren bisherigen Liebschaften fiel die Imperatrice nicht wie eine Wildkatze über Captain Gardner her, sondern sie gab ihm und sich selbst ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten Zeit einander kennenzulernen. In der Tat musste sie ihn nicht weniger als siebzehnmal zum Dinner in den Palast bestellen bevor er ihren Avancen endlich nachgab. Vielleicht war dieses vorsichtige aneinander herantasten einer der Gründe, warum sie seit dieser Zeit bis heute zusammen waren. Vielleicht war es aber auch die Tatsache gewesen, dass sie einander, trotz eines seit fünf Jahren bestehenden Ehekontrakts, jegliche Freiheit gelassen hatten und keiner den Anderen ganz für sich vereinnahmt hatte. Beide vertraten die Ansicht, dass es ewig andauernde Liebe zwischen einem Mann und einer Frau nicht geben konnte, obwohl sie vielleicht gerade diese aufrichtige Liebe, länger verband, als sie bereit gewesen wären sich einzugestehen. Ein Jahr nach der Schließung des Ehekontraktes waren sie, nach hitzigen Debatten, überein gekommen, die ISS DEFIANT endgültig aus dem aktiven Dienst zu nehmen. Einerseits weil die massiv aufgerüstete Imperiale Flotte auch ohne die DEFIANT in der Lage sein würde, die Rebellen weiterhin in Schach zu halten - und es andererseits dringend an der Zeit war, die Technik der DEFIANT bis ins Kleinste zu studieren. Um eines, nicht fernen, Tages auch solche Schiffe bauen zu können. Allein die unglaublich fortgeschrittene Schildtechnik suchte ihresgleichen, ganz zu schweigen von der weit überlegenen Feuerkraft der Phaser und der Photonen-Torpedos. Letztere wurden zu diesem Zeitpunkt bereits eingehend studiert und schon bald in Serie hergestellt, um in die bestehenden Waffensysteme der Imperialen Flotte integriert zu werden. Die Adaption der übrigen DEFIANT-Technik gestaltete sich jedoch wesentlich schwieriger als zunächst angenommen, was hauptsächlich an der fortschrittlichen Mikrobauweise lag, die man zuerst einmal neu entwickeln musste, um Aggregate von vergleichbarer Qualität und Wirkungsweise herzustellen. Erst im Jahre 2165 gelang der erste erfolgreiche Testflug eines Warp-7 Flottenneubaus. Der Test eines früheren Prototyps zwei Jahre zuvor hatte mit der völligen Vernichtung des Schiffes, wenige Sekunden nach dem Aktivieren des Warp-Antriebs, geendet. Dabei war es mehr dem Zufall zu verdanken, dass Flottenadmiral Jeffrey Gardner, der zu diesem Zeitpunkt mit rigelianischem Fieber das Bett hüten musste, nicht an Bord war. Nichts hatte ihn jedoch davon abgehalten, persönlich das Kommando über den zweiten Prototypen, der I.X.-PULSAR, zu übernehmen. Zur doppelten Erleichterung der Imperatrice war der Testflug dieses Prototyps ein voller Erfolg gewesen, denn vor wenigen Monaten hatten sich die Gorn offiziell der Rebellion angeschlossen - zusammen mit den Romulanern eine brisante Mischung. Ebenfalls erfolgreich verliefen die Tests der nachgebauten und dabei gleichzeitig nochmals verbesserten Waffensysteme. Seitdem waren sämtliche Werften voll ausgelastet. Während rund vierzig Prozent damit beschäftigt waren, die bestehenden Einheiten der Flotte umzurüsten, auf die neuen Energie-, Antriebs- und Waffensysteme, entstanden auf den verbleibenden sechzig Prozent die neuen Kreuzer der Pulsar-Klasse. Schon sehr bald würde der erste dieser mächtigen neuen Schlachtkreuzer vom Stapel laufen - wobei Imperatrice Hoshi Sato das Schiff höchst persönlich taufen sollte. * * * Die zierliche schwarzhaarige Frau trat, nur in Stiefeln und in einen dünnen, bodenlangen Umhang gekleidet, hinaus auf die Dachterrasse des Imperialen Palastes, der dort errichtet worden war, wo ehemals der Champs Elysees gestanden hatte. Die Frau mit den energischen Gesichtszügen konnte nicht verleugnen, dass sie japanischer Abstammung war. Einen Großteil der Kindheit hatte sie in Kyoto verbracht. Ein spöttisches Lächeln überflog die Lippen der Frau, als sie daran dachte einmal vorgehabt zu haben nach Niederschlagung der Rebellion wieder nach Brasilien zurückzukehren und, so wie vor dem Krieg, wieder als Lehrerin tätig zu werden. Der Krieg gegen die Allianz der Rebellen hatte sie verändert. Wie naiv und unerfahren sie doch gewesen war, als sie von Captain Forrest für den Dienst an Bord der I.S.S. ENTERPRISE angefordert worden war. Kein Wunder, dass sie dem brutalen Charme seines Ersten Offiziers, Commander Jonathan Archer, seinerzeit so schnell erlegen war. Er hatte sie sich genommen, ohne lange zu fackeln, und sie, Hoshi Sato, hatte es widerstandslos geschehen lassen. Damals hatte sie noch an die große Liebe geglaubt, die ein Leben lang anhält. Wie lächerlich das doch gewesen war. Verächtlich schürzte die Japanerin die Lippen. Commander Archer war seit mehr als zwölf Jahren tot - gestorben durch ihre eigene Hand. Sie hatte ihn kaltlächelnd vergiftet, nachdem er ihr nicht mehr von Nutzen gewesen war. Nachträglich betrachtet war dies zweifellos die wichtigste Entscheidung ihres Lebens gewesen, denn gleichzeitig mit der Planung von Archers Ermordung hatte sie sich auf einen Weg begeben, von dem es kein Zurück mehr gab. Damals hatte sie sich in einem jener seltenen Momente vollkommener Klarheit dazu entschlossen die Macht an sich zu reißen und selbst Imperatrice zu werden. Für einen kurzen Moment lang hatte sie seinerzeit glasklar erkannt, wie marode und korrupt das Imperium geworden war, und dass nur eine radikale und vollständige Erneuerung das Reich wieder zu Ruhm und Größe würde führen können. Ein leichtes Frösteln überkam sie als der Ostwind in Böen auffrischte und sie zog den Umhang enger um ihren zierlichen, sportlichen Körper. Jetzt Anfang Mai war die letzte Stunde vor Sonnenaufgang noch empfindlich kühl. Gedankenverloren blickte sie nach links, am Place de la Concorde vorbei, zum östlichen Horizont, wo sich der nahende Sonnenaufgang am ansonsten dunkelblauen, wolkenlosen Himmel als purpurroter Streifen ankündigte. Danach blickte sie nach rechts über den leichten Linksbogen der Seine hinweg hinüber zum Eiffelturm. Erst nach einer geraumen Weile realisierte sie, dass sie, wie meistens, wenn sie an die Tage ihrer Machtergreifung zurückdachte, Captain Maximillian Forrest vor ihrem inneren Auge auftauchen sah. Obwohl sie ihn mehr oder weniger nur dazu benutzt hatte, um von Commander Archer loszukommen, hatte er sie anscheinend bis zuletzt wirklich geliebt. Und das, obwohl er hatte durchblicken lassen, dass er ihre Beweggründe durchschaut hatte. Doch erst als er beim Angriff der Tholians bis zuletzt an Bord blieb, um nicht der Mannschaft, sondern IHR die Rettung zu ermöglichen und sich selbst dabei opferte, hatte sie das in vollem Umfang erkannt. Zu spät erkannt. Seltsamerweise sah sie im Geiste jede Einzelheit von Forrests Gesicht vor sich, während es ihr schwerfiel sich an bestimmte Einzelheiten von Travis Mayweathers Gesicht zu erinnern. Sicher, er hatte ihr bei der Beseitigung von Archer und dem damaligen Imperator geholfen, dennoch hatte sie seinen Tod bereits wenige Wochen später vollkommen verdrängt. Die kurze Zeit ihres Zusammenseins kam ihr heute fast surreal vor, so als wäre es nur ein flüchtiger Traum gewesen. Als der Wind erneut auffrischte, schloss die Imperatrice die Augen und drehte ihr Gesicht wieder gen Osten, um für einen langen Moment die kühle Brise auf ihrer Haut und in ihren langen, schwarzen Haaren zu spüren. Erst als sie vom Terrasseneingang her leise Geräusche hörte, öffnete sie die Augen wieder und blickte sich über die Schulter um. Im Rahmen der Tür, die zu ihrem Schlafgemach führte, stand ein junger hochgewachsener Mann, nur mit seiner Anzugshose bekleidet. Verschlafen sah er zu ihr herüber. Die Asiatin lächelte amüsiert, als sie flüchtig an seine äußerliche Ähnlichkeit zu ihrem Mann denken musste. Seit sie Jeffrey Gardner kannte, zog es sie anscheinend immer wieder zu diesem Typ Mann hin, obwohl man bei diesem dreiundzwanzigjährigen Systemanalytiker kaum von einem Mann sprechen konnte. Der Begriff Großer Junge hätte es wohl eher getroffen. Aber zweifellos hatte er einige sehr angenehme Talente - das musste man ihm lassen… Hoshi Sato winkte ihn verführerisch lächelnd zu sich und sie beobachtete aufmerksam, wie sich der blonde Computeranalytiker langsam näherte. Sie bemerkte sein unmerkliches Zögern und den Anflug von Unsicherheit und sie wusste sehr wohl, was der Grund dafür war. Gestern Abend hatte er verdrängt, wer sie war. Jetzt, da langsam wieder seine nüchterne Überlegung die Oberhand gewann, wurde ihm bewusst, dass er letzte Nacht mit der Imperatrice des Imperiums geschlafen hatte. Noch dazu war Hoshi Sato eine verheiratete Frau. Jetzt wusste er nicht so recht mit dieser Situation umzugehen. Natürlich wusste der junge Mann nichts von der stillschweigenden Vereinbarung zwischen ihr und ihrem Mann. So wie sie selbst würde auch Jeff sich, während seiner Ausflüge ins All, kaum langweilen. Momentan weilte er nicht auf der Erde. Sie wusste nur, dass er wieder einmal mit dem Prototyp I.X. PULSAR in den Tiefen des Weltalls unterwegs war, was meistens darin gipfelte, dass er eine neue waffentechnische Entwicklung praktisch erprobte. Die Admirale des terranischen Flottenstabes, auf der Erde, waren dann die Letzten, die davon erfuhren. Wenn sie davon erfuhren… „Na, komm schon her“, hauchte sie dem Jungen fast flüsternd entgegen und wandte sich ihm zu. „Oder hast du etwa Angst vor mir?“ Systemanalytiker Klaas van Göhken folgte der Anweisung, denn eine solche war es trotz des verführerischen Tons in der Stimme gewesen. „Natürlich nicht“, lächelte er, wobei er jenes kaum merkliche Zögern an den Tag legte, welches einen immer dann überkam, wenn man sich mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert wurde. Doch dann hatte er sich wieder im Griff und trat ganz dicht an sie heran, bis er den Blütenduft ihres Parfüms riechen konnte. Sofort drängte sie sich ihm entgegen und legte ihre Arme in seinen Nacken und van Göhken zögerte nicht länger den Umhang zu teilen und seine Hände über die nackten Hüften der schlanken Frau zu ihrem Po gleiten zu lassen. Mit Nachdruck zog er sie zu sich heran und legte seine Lippen auf ihre. Diese erfahrene, achtunddreißigjährige Frau zu küssen und von ihr geküsst zu werden weckte automatisch wieder sämtliche Lebensgeister in ihm. Hoshi Sato, die sich fast wie eine Schlange in dem festen Griff des jungen Mannes wand, ließ die Hände zielstrebig zur Gürtelschnalle seiner Hose gleiten, öffnete sie zusammen mit den Magnetverschlüssen und schob die Hose schließlich fordernd über seine Hüften nach unten. Im nächsten Moment tastete sich ihre Rechte zwischen seine Beine und Klaas van Göhken sog hörbar die Luft durch die Nase ein. Überraschend zog sie ihr Gesicht zurück, blickte herausfordernd in die hellen, wasserblauen Augen ihres Gegenübers. Dann deutete sie hinüber zur Tür und hauchte verlangend: „Lass uns wieder hineingehen, und dann nimm mich.“ Wie bereits am Vorabend wurden alle vorhandenen Bedenken in dem jungen Mann gegenstandslos, als er sie einfach anhob und zurück in ihr Schlafgemach trug. Sie gab einen heiseren, spitzen Schrei von sich, als Klaas sich einfach rücklings mit ihr in das breite Bett fallen ließ, wobei der Rahmen aus einem exotischen, fast schwarzen Holz, ein verdächtiges Knarren von sich gab. „Du bist ein verrückter Hund!“, schimpfte sie gespielt finster, um im nächsten Moment jeden Zentimeter seines athletischen Körpers mit Küssen einzudecken. Anders als am Vorabend nahm sie sich viel Zeit beim Vorspiel und ließ ihn erst in sich eindringen, als sie beide vor Leidenschaft fast zerflossen. Auf Klaas liegend gab Hoshi das Tempo vor, wobei sie den Jungen zwischenzeitlich immer wieder auf die Folter spannte, bis er fast wahnsinnig wurde. Sie kamen fast gleichzeitig und Klaas van Göhken war es, als würde etwas in seinem Kopf explodieren. Schweratmend nahm er wahr, wie sich Hoshi zurückbeugte und schließlich auf seinen Oberkörper zurücksinken ließ, wobei sie ihn in sich behielt. Klaas legte seine Arme um sie und schloss für einen Moment lang seine Augen. Als er sie wieder öffnete, fiel sein Blick auf die linke obere Kante des Kopfendes. Verwundert runzelte er die Stirn und fragte, noch immer atemlos: „Was haben denn die Kerben dort zu bedeuten, Engelchen?“ Hoshi, bewegte sich auf ihm, und für einen Augenblick glaubte er ein Glitzern aus dem Augenwinkel gesehen zu haben. Doch als er direkt in ihr Gesicht sah, war es fort und er achtete nicht weiter darauf. Hoshi Sato schob sich ein Stück nach oben und beugte sich vor, bis sich fast ihre Nasenspitzen berührten. Sie lächelte ihn an und drehte sich gleichzeitig etwas auf die linke Seite. Kurz spürte er etwas Kaltes auf seiner Brust. Im nächsten Moment riss er seine Augen unnatürlich weit auf, als ein brennender Schmerz durch seine Brust jagte, nach seinem Herzen griff und es in flüssiges Feuer verwandelte. Die Hitze jagte blitzartig durch seinen gesamten Körper und schien ihn verbrennen zu wollen. Das Lächeln der zierlichen Japanerin bekam einen diabolischen Zug, als sie jene schon bekannte Mischung aus Überraschung und Unglauben im Blick des jungen Systemanalytikers entdeckte, während sie ihren Dolch, mit festem Griff, unbarmherzig bis zum Heft in seine Brust drückte. Im nächsten Moment brach sein Blick und der Kopf rutschte leblos zur Seite. Langsam zog die Imperatrice ihren Dolch aus seinem Körper und wischte ihn am Laken sauber, während sie sich von ihm löste. Diese Bettwäsche ist sowieso hin. Leidenschaftslos blickte sie auf das leblose Gesicht des jungen Mannes bevor sie sich von seinem Anblick abwandte und die scharfe Klinge ihres Stiefeldolches auf das Kopfende des Bettes legte. „Dazu sind die Kerben da, mein kleiner Narr“, sagte sie fast lautlos, bevor sie eine neue Kerbe in die Oberkante des Kopfendes ritzte. Danach stieg Hoshi Sato, fast beschwingt, aus dem Bett, schob den Dolch zurück in das Stiefelfutteral und warf sich wieder den Umhang über. Danach schritt sie über den hellen Marmorboden zur zweiten Tür des Schlafzimmers, welche hinaus auf den Säulengang führte. Sie rief die beiden am Treppenaufgang postierten Wachen zu sich, die miteinander ein paar bezeichnende Blicke austauschten. Sie wies sie an die Leiche beiseite zu schaffen und danach das Bett neu beziehen zu lassen. Sie selbst brauchte jetzt erst einmal eine heiße Dusche. Danach, so hoffte sie, würde sie dann endlich noch ein paar Stunden Schlaf finden. * * * An einem anderen Ort - 220 Lichtjahre von Terra entfernt – zu derselben Zeit. Der Planet konnte kaum noch der M-Klasse zugerechnet werden. Abgesehen von den geringfügigen Wasservorkommen handelte es sich bei dem fünften, von insgesamt sechs, Planeten des roten Riesensterns vom Spektraltyp M1.5IIIa um einen besseren Felsbrocken, der niemals höhere Lebensformen hervorgebracht hatte. Lediglich einige primitive Flechten und Farne sowie ein paar niedere tierische Lebensformen hatten sich auf dieser heißen, trockenen Welt entwickelt. Nichts, was einer besonderen Erwähnung wert gewesen wäre, außer vielleicht der gefährliche Ceti-Aal, welcher sich, über Jahrmillionen, in den Wüstenregionen des Planeten ausgebreitet hatte. General Vierter Verbandsgröße Thy'Ron Dheran hasste diese Welt, die so ganz anders war als seine eisige Heimat Andoria. Als einer von fünf Monden umkreiste Andoria den Gasriesen Andor der wiederum als achter Planet des Systems die rote Sonne Cor und dessen kleine weiße Begleiter Yla und Zen umkreiste. Dheran, dessen militärischer Rang dem eines terranischen Brigadier entsprach, war schon sehr lange nicht mehr auf Andoria gewesen, welches von den verhassten Terranern besetzt und unterjocht worden war. Damit würde er sich jedoch niemals abfinden. Schon seit über zehn Jahren kämpfte er auf der Seite der Rebellen gegen das Terranische Imperium. Dabei auch gegen die Kollaborateure, die der Macht dieser elenden terranischen Emporkömmlinge noch Vorschub leisteten. Gemeinsam mit General Thy'Lek Shran, den er hier, im geheimen Hauptquartier auf Ceti-Alpha-Fünf zu treffen gedachte, leitete und organisierte er den bewaffneten Widerstand gegen die Terranische Kriegsflotte. Thy'Ron Dheran hatte es schon immer für ein gutes Omen gehalten, dass ihre beiden Namen mit derselben Silbe begannen. Kein Wunder, stammten sie doch beide aus der Provinz Dharan, wo fast jeder zweite Männername mit dieser Silbe begann. Er und Thy'Lek kannten sich bereits seit den Tagen, als sie gemeinsam der Imperialen Garde von Andoria beigetreten waren. So unterschiedlich sie manchmal in Temperament und Wesen sein konnten; was die wesentlichen Charakterzüge anging, waren sie sich ähnlicher als Brüder. Sie wussten seit ihrer Kadettenzeit wie der andere tickte, und dementsprechend gut hatten sie sich von Anfang an verstanden. Richtig zu schätzen gelernt hatten beide diesen Umstand jedoch erst, nachdem sie mit ihren Raumschiffen, KUMARI und der RAKARI, und fünf weiteren Kreuzern derselben Klasse, desertiert waren. Als ranghöchster Offizier hatte General Zweiter Verbandsgröße Thy'Lek Shran das Kommando über den kleinen Verband übernommen und ihn, Thy'Ron Dheran, als seinen Stellvertreter bestimmt. Ihnen beiden war klar gewesen, dass Imperatrice Hoshi Sato vor Zorn rasen und alles daransetzen würde, ihrer schnell habhaft zu werden, um niemanden zur Nachahmung zu animieren. Deswegen war es unumgänglich gewesen ihr Hauptquartier weit abseits des Imperiums anzulegen, mit der Möglichkeit ihre kleine Streitmacht notfalls schnell, und unter Verschleierung der Fluchtroute, zu evakuieren. Der nahegelegene Mutara-Nebel bot sich dabei sowohl als Versteck für ihre drei Orbital-Werften, als auch für Hinterhalte, geradezu an. Deshalb waren Shran und er schnell übereingekommen, den Stützpunkt der Rebellion im Ceti-Alpha-System zu errichten. Die Tatsache, dass sie sich nunmehr seit über einer Dekade terranischer Zeitrechnung erfolgreich Satos Zugriff entzogen, sprach für die Richtigkeit ihrer damaligen Entscheidung. Was jedoch nichts daran änderte, dass er diesen öden und viel zu heißen Felsbrocken fast genau so sehr hasste, wie das Terranische Imperium. Aus Gründen der Vorsicht hatte er auch diesmal darauf verzichtet den erbeuteten terranischen Transporter zu benutzen. Er war mit einer kleinen Fähre in einem der getarnten unterirdischen Hangars gelandet. Durch einen hell erleuchteten Verbindungsgang, dessen Innenverkleidung aus graublauem Kunststoff bestand, verließ er mit ausgreifenden Schritten den Hangar. Rasch machte sich auf den Weg zu Shrans Arbeitsräumen, die sich etwa einhundert Meter unter der Felsdecke des siebenhundert Meter aufragenden Tafelberges befanden. In ihm waren auch die hervorragend getarnten Hangars angelegt worden. Dheran wusste nur zu gut um das ungeduldige Wesen des Freundes. Am Ende des Ganges betrat er den Turbolift und ließ sich einhundert Meter tiefer in den Felsen tragen. Fünf Sekunden später verließ er ihn, wandte sich nach links und erreichte nach zwanzig Metern das Schott zu den Arbeitsräumen Shrans. Er betätigte den Kontaktgeber des Schotts und wartete, bis der General drinnen den Öffnungsimpuls gab. Eine im Grunde überflüssige Maßnahme, da der Gang zu den Arbeitsräumen des Generals mit Sensoren und verborgenen Waffensystemen gespickt war. Niemand, der nicht willkommen war, würde diese Räume lebend erreichen. Als sich die beiden Schotthälften schließlich vor ihm teilten, trat er ein. Er grüßte flüchtig den anwesenden weiblichen Lieutenant-Commander, Shrans Adjutantin Talas, im Vorzimmer. Danach schritt er zügig weiter zum Durchgang des eigentlichen Arbeitsraumes, der zusätzlich durch zwei hintereinander angeordnete Panzerschotts gesichert war. Talas blickte Dheran verblüfft hinterher. Wenn er auf den obligatorischen Flirt mit ihr verzichtete musste er es wirklich eilig haben zu Shran zu gelangen, was bezüglich der Wichtigkeit dieses Treffens tief blicken ließ. Kaum hatten die integrierten Individualtaster festgestellt, dass Dheran beide Schotts passiert hatte schlossen sie sich hinter ihm. So wie es aussah, war General Thy'Lek Shran in noch ungeduldigerer Stimmung als sonst. Mit angespannter Miene und ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, saß er heute nicht hinter seinem ausladenden, blauschwarzen Schreibtisch, sondern er hatte sich ganz leger halb auf die rechte vordere Kante des Metallplastik-Tisches gesetzt. Dabei blickte er von ihm hinüber zu den drei schmalen, hohen Fenstern, die man in die Felswand eingefügt hatte. Sie konnten notfalls innerhalb weniger Augenblicke mit Stahlblenden in der Farbe der umgebenden Felsen versiegelt werden. Ahnungsvoll folgte Thy'Ron Dheran dem Blick des Freundes und erkannte vor dem mittleren Fenster eine schlanke, hochgewachsene Humanoide, die mit dem Rücken zu ihnen stand. Da die tiefstehende Sonne genau durch die Fenster schien, erkannte der General Vierter Verbandsgröße nur ihre Silhouette. Die Gestalt machte keinerlei Anstalten sich zu ihm umzudrehen, und so blickte er wieder fragend zu Shran, wobei sich seine Antennen leicht nach vorne krümmten. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du Besuch hier hast, Thy'Lek.“ Wie immer, wenn sie unter sich waren, duzte er den Freund. Die mysteriöse Besucherin zählte er nicht mit, da es sich nicht um eine Angehörige des Andorianischen Militärs handelte. „Ist sie etwa der Grund dafür, warum ich von Tellus bis hierher die RAKARI beinahe zuschanden geflogen habe?“ Shran kniff die Augenlider zusammen und seine Antennen bogen sich leicht nach innen, als er, mit gewohnt heiserer Stimme, antwortete: „Ja, das ist sie. Vor zwei Wochen hat diese Frau mit dem Kommandanten der SHONURI Kontakt aufgenommen, um uns ein - wie soll ich sagen - faszinierendes Angebot zu unterbreiten. Momentan bin ich mir jedoch noch nicht ganz sicher, ob ich ihr einfach die Kehle durchschneiden, oder ihr Angebot ernsthaft in Erwägung ziehen soll.“ Dherans Antennen streckten sich kurz zur Seite, um sich gleich darauf wieder aufzurichten, als Zeichen dafür, dass seine nächsten Worte nicht ganz ernst gemeint, sondern viel mehr als makaberer Scherz für die Ohren der Besucherin bestimmt waren. „Verstehe, du hast mich kommen lassen, damit ich die Dreckarbeit für dich übernehme. Na, dann wollen wir mal sehen…“ „Ich muss feststellen, dass General Shran nicht übertrieben hat, als er mir ihre Person beschrieb“, klang die unerwartet dunkle Stimme der Besucherin auf. Im nächsten Moment wandte sie sich zu den beiden andorianischen Männern um und machte drei Schritte in das ausladende Büro hinein. Zu Thy'Ron Dherans Überraschung war das Erste, was er erkennen konnte, dass die Haut der Besucherin leicht ins Grün spielte und dass sie spitze Ohren hatte, die durch ihre langen, dunkelbraunen Haare stachen. Instinktiv legte sich seine Hand auf den Griff seines Phasers. Erst einen Augenblick später erkannte er die leichte, V-förmige Stirnwölbung der Frau und er realisierte, dass die Ohren etwas kleiner waren, als bei Vulkaniern allgemein üblich. Außerdem fehlte dieser Frau jener vulkanisch anteillose Gesichtsausdruck. Vielmehr drückten die dunklen Augen dieser Frau eine eiskalte Leidenschaft aus, die er in einem vulkanischen Gesicht noch nie hatte finden können. Kein Wunder, dass die Vulkanier von den Terranern derart überrannt worden waren. Dheran ließ langsam seine Hand vom Phaser sinken, verschränkte sie hinter dem Rücken und schritt langsam um die romulanische Frau herum. Als er direkt hinter ihr war, beugte er sich leicht zu ihrem rechten Ohr vor und flüsterte ihr zu: „Nicht nur, dass ihre Küche ein Albtraum ist - ihre Mode ist es auch. Gibt es auf Romulus auch Schneider, die nicht Jacken mit kleinen bunten Quadraten herstellen?“ Es sprach für die Selbstsicherheit des Commanders, dass sie sich weder vom Gehabe des Andorianers zu einer Entgegnung provozieren ließ, noch ihm mit den Augen folgte. Wortlos blickte sie geradeaus, bis Dheran sie umrundet hatte. Schließlich war sie, als hochrangige Offizierin des Tal-Shiar, mit den Eigenarten der Andorianer vertraut. „Darf ich vorstellen? Commander Te'Voral vom romulanischen Tal´Shiar“, bemerkte Shran amüsiert während sich sein Freund wieder zu ihm gesellte. „Sie ist hier auf persönlichen Wunsch des Prätors von Romulus.“ Dherans Antennen bogen sich vor Verwunderung etwas nach hinten, während der Freund wieder die Romulanerin ansah und zur gemütlichen Sitzecke, neben den drei Fenstern hinüberdeutete. „Nehmen wir doch Platz Commander und erzählen Sie meinem Freund dabei, was sie mir bereits verraten haben.“ Auf dem sechseckigen Tisch standen, wie immer, mehrere Kühlkaraffen mit andorianischem Ale und ein Sortiment verschiedener Gläser. Während Commander Te'Voral und Thy'Ron Dheran auf jeweils gegenüberliegenden Zweisitzcouchen Platz nahmen, schenkte Shran großzügig drei Gläser voll Ale ein. Er schob seinen Besuchern jeweils eins zu und setzte sich dann höflicherweise auf die Couch zur Linken der Romulanerin. Danach hob er sein Glas einladend an und bemerkte, dass Commander Te'Voral das Glas und seinen hellblauen Inhalt eingehend musterte. „Sie können beruhigt davon trinken, Commander. Vergiften gehörte noch nie zu meinen Methoden“, erklärte Thy'Lek Shran spitzfindig. „Aber seien Sie gewarnt. Andorianisches Ale ist…“ Er verstummte mitten im Satz als die Romulanerin ihr Glas ansetzte und mit einigen tiefen Zügen leerte. Danach blickte sie die beiden Andorianer nacheinander an und sagte ruhig: „Gar nicht mal so schlecht, wie ich zuerst gedacht habe. Nur ein wenig zu fade. Aber in Kriegszeiten, fern der Heimat, muss man nun mal Abstriche machen.“ Te'Voral reichte Shran ihr Glas hinüber. „Darf ich noch etwas davon haben?“ „Selbstverständlich“, erwiderte der Andorianer lächelnd, in einem Tonfall der ebenso gut zum Satz: Fahren Sie zur Hölle gepasst hätte. Er reichte der Romulanerin das erneut gefüllte Glas zurück, nahm einen Schluck aus seinem eigenen und bedeutete dem Commander mit einer ungeduldigen Handbewegung mit ihrem Bericht zu beginnen. Commander Te'Voral führte erneut ihr Glas zum Mund, nippte jedoch diesmal nur an dem Getränk und begann mit klarer Stimme zu berichten. „Seit Beginn unseres Konfliktes, mit dem Terranischen Imperium, vor elf Jahren, haben wir immer wieder versucht wichtige militärische Einrichtungen auf Terra zu infiltrieren. Wir sind aber bisher stets gescheitert einen Maulwurf längerfristig zu etablieren. Der Grund dafür dürfte ihnen Beiden bekannt sein. Der Terranische Geheimdienst, Sektion-31, setzt Aenar als Spürhunde ein, die besonders telepathisch begabt sind. Die Informationen, die der Tal´Shiar aus dem Terranischen Imperium erhält, sind also mehr als spärlich. Trotzdem gelang es uns, in den letzten zwei Jahren, Informationen über ein hoch-geheimes Flottenbauprogramm der Terraner zu erhalten. Das Bild welches der Tal´Shiar aus den Informationsfragmenten zusammensetzen konnte ist gelinde gesagt erschreckend. Auf Basis der technischen Spezifikationen, die auf dem mysteriösen Schlachtschiff DEFIANT basieren das Imperatrice Sato vor etwa zwölf Jahren unter geheimnisvollen Umständen den Tholians abgejagt hat, bauen die Terraner eine neue Kriegsschiff-Klasse. Eine, die nicht nur unseren Kampfschiffen, sondern sogar der DEFIANT selbst überlegen ist. In allen Belangen.“ Die Romulanerin machte eine kleine Pause, um ihre Worte bei Thy'Ron Dheran wirken zu lassen und nahm einen kleinen Schluck aus ihrem Glas bevor sie fortfuhr: „Sie werden zugeben müssen, General Dheran, dass die Lage alles andere als gut für uns aussieht. Es gibt nur eine einzige Lösung für dieses Problem: Wir brauchen die technischen Unterlagen der DEFIANT.“ Wieder machte die Romulanerin eine Pause und Thy'Ron Dheran nutzte die Gelegenheit, um ironisch einzuhaken: „Natürlich haben Sie bereits einen Plan parat, wie wir an diese, hoch-geheimen und sicherlich bestens geschützten Daten gelangen.“ Die Miene der Frau blieb unbewegt, lediglich das gefährliche Funkeln ihrer Augen verriet ihre wahren Gefühle. „Natürlich!“, erwiderte sie humorlos lächelnd. „Der Prätor des Romulanischen Imperiums hätte wohl kaum einen Offizier des Tal´Shiar zu ihnen geschickt, wenn dies nicht der Fall wäre. An die Originalpläne der Terraner gelangen zu wollen, um sie zu kopieren wäre schlicht gesagt Wahnsinn. Aber es gibt eine Alternative dazu; und zwar eine, die bei den Terranern ganz offensichtlich in Vergessenheit geriet. Und zwar Commander T'Pol, ehemaliger vulkanischer Wissenschaftsoffizier auf der von den Tholians zerstörten I.S.S. ENTERPRISE. Ihr ist es kurz nach der Eroberung der DEFIANT gelungen, die Baupläne des Raumschiffes und sämtlicher Waffen zu kopieren. Man fand zwar diesen Datenträger bei T'Pol, als man sie verhaftete, jedoch war das nur die Backup-Kopie. Die erste hatte sie zuvor einem Tellariten zugespielt, der kurze Zeit später desertierte und die gestohlenen Baupläne an einem zuvor abgesprochenen Ort versteckte. Wenige Tage später wurde dieser Tellarit von terranischen Agenten der Sektion-31 aufgespürt und hingerichtet. Das Geheimnis, wo die Pläne versteckt sind, hat er dabei mit ins Grab genommen und so gibt es nur noch eine Person, die in der Lage ist uns zum Versteck der Pläne zu führen.“ „Sie spielen vermutlich auf Commander T'Pol an“, orakelte Dheran düster. „Aber nach unserem letzten Wissensstand sitzt die Vulkanierin immer noch im Bau. Und bevor ich auch nur ein Wort der Geschichte glaube, die Sie uns da eben aufgetischt haben, würde mich interessieren, woher Sie diese Informationen haben.“ „Von der Witwe des Tellariten. Vor seinem Tod hat er ihr erzählt, aus welchem Grund er sich in Gefahr begibt - jedoch nicht wohin die Reise gehen würde.“ Dherans Antennen bogen sich aufmerksam nach vorne. „Und welchen Grund haben Sie dieser tellaritischen Frau zu glauben?“ Die Romulanerin trank ihr Glas aus, setzte es hart auf den Tisch und lehnte sich weit in die Polster der Couch zurück bevor sie auf die Frage des Andorianers antwortete. „Keinen besonderen. Sie blieb jedoch auch unter der Folter, bis zu ihrem Tod, bei ihrer Geschichte ohne sich dabei in Widersprüche zu verstricken.“ Dass die Romulanerin nun Dherans volle Aufmerksamkeit hatte, merkte sie daran, dass er auf sein bisheriges provokantes Gehabe verzichtete und sich gefährlich sanftmütig bei ihr erkundigte: „Wozu brauchen Sie uns? Sollen wir etwa für Sie die Gurken aus dem Schmand fischen, wie es auf Terra heißt?“ „Das ist eine korrekte Analyse, General Dheran“, versetzte die Romulanerin trocken und wartete innerlich darauf, dass der Andorianer explodierte. Der General legte jedoch nur seinen Kopf etwas auf die Seite und hob neugierig die Augenbrauen. „Verzichten wir auf die kleinen Spielchen, Commander, und kommen lieber zum Kern der Sache. Ich formuliere meine Frage etwas anders: Warum erzählen Sie uns das alles und befreien Commander T'Pol nicht einfach selbst?“ Ein wenig bedauerte Te'Voral, dass ihr kleines Manöver nicht den beabsichtigten Erfolg gehabt hatte. Andererseits war sie nun sicher, mit den richtigen Leuten zu verhandeln. „Dazu müssen Sie wissen General, dass die Terraner vor etwa einem halben Jahr ihr Subraumortungsnetz modifiziert haben, sodass sie in der Lage sind unsere Raumschiffe auch dann aufzuspüren, wenn sie getarnt sind. Ein andorianischer Frachter hingegen würde im Raum des Terranischen Imperiums gar nicht weiter auffallen. Ebenso wenig ein oder zwei andorianisches Kriegsschiffe, da sie von den andorianischen Kollaborateuren eingesetzt werden, die treu zu Terra stehen. Mein Plan sieht grob umrissen vor, T'Pol nach der Befreiung aus dem Gefangenenlager auf Capella IV, wo die Gefangenen in den Minen, am Äquator des östlichen Hauptkontinents, Topalin abbauen, mit dem angesprochenen Transportschiff von dem Planeten zu schaffen und auf die RAKARI zu bringen. Zusammen mit der KUMARI, die als Deckung mitfliegt und notfalls ein Ablenkungsmanöver einleiten kann, sollte es glücken die Vulkanierin in Sicherheit zu bringen. Für den Fall, dass Sie mit uns zusammenarbeiten, bin ich vom Praetor autorisiert, ihnen nicht nur eine Allianz mit dem Romulanischen Imperium anzubieten, sondern darüber hinaus auch zwei Tarnvorrichtungen für Ihre beiden Kriegsschiffe. Sie wissen so gut wie ich, dass dieses Unternehmen, ohne unsere Tarntechnik bestenfalls ein gewagtes Spiel ist, General Dheran.“ Der General Vierter Verbandsgröße wechselte einen langen Blick mit seinem Freund Thy'Lek Shran, wobei die Antennen sich V-förmig spreizten, um seine Zustimmung auszudrücken. General Shran blickte zu der Romulanerin und ergriff das Wort: „In Ordnung, lassen Sie uns die Pläne für T'Pols Befreiung ausarbeiten und dann entscheiden, ob das von Ihnen angesprochene Unternehmen durchführbar ist.“ Kapitel 1: Reflexe und Reflektionen ----------------------------------- Wie bereits unzählige Male zuvor stieg der hochgewachsene, breitschultrige Mann der die nachtblaue Uniform der Imperialen Flotte trug, die breite Marmortreppe hinauf. Oben bog er in den Hauptgang des Imperialen Palastes ein, der direkt zum Thronsaal führte. Die Rangabzeichen auf den Schulterklappen der Uniform des Mannes waren einmalig - es gab nur einen Flottenadmiral des Imperiums. Diesen höchsten militärischen Rang innerhalb des Imperiums bekleidete Jeffrey Gardner, der Mann der Imperatrice. Erst vor wenigen Stunden hatte Gardner die Inspektion des brandneuen Schlachtkreuzers der PULSAR-KLASSE, I.S.S. SCHARNHORST, beendet. Alle auf der PULSAR getesteten Upgrades wurden zur Stunde in die Systeme der SCHARNHORST integriert. Er selbst hatte den Namen für das Schiff vorgeschlagen. In der Vergangenheit der Erde hatte es in Europa eine Nation namens Preußen gegeben. Mehr als anderswo hatte man sich dort auf das Militärhandwerk verstanden, und Gerhard Johann David Scharnhorst, nach dem das Schiff benannt wurde, hatte zu seiner Zeit einschneidende Reformen für das Preußische Heer durchgesetzt. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er am 25. Juli 1807 zum Chef des Kriegsdepartements (Kriegsministerium), zum Chef des Generalstabes und zum Vorsitzenden der Militär-Reorganisationskommission ernannt, zu deren wichtigsten Mitgliedern Gneisenau, Grolman, Boyen und Clausewitz gehörten. In dieser Stellung reorganisierte er das Heer von Grund auf, indem er Qualifikationsvoraussetzungen für den Offiziersstand einführte, das Werbesystem beseitigte und durch möglichst rasche Ausbildung der Rekruten eine starke Reserve schuf sowie den Soldatenstand, was die soldatischen Fähigkeiten betraf, hob. Er wandelte das Söldnerheer in ein stehendes Volksheer um und bereitete so die Organisation der Landwehr und die Befreiung Deutschlands, vom Joch Frankreichs vor. Jeffrey Gardner schüttelte diese Gedanken ab. Bereits morgen Vormittag würde der neue Schlachtkreuzer von seiner Frau getauft und offiziell, als neues Flaggschiff der Terranischen Raumflotte, an ihn übergeben werden. Hoshi hatte ihm eine besondere Überraschung versprochen und er war schon sehr gespannt darauf zu erfahren, wie diese Überraschung aussehen sollte. Jetzt, kurz vor Mitternacht, war es so leise im Palast, dass die Echos seine Schritte fast unnatürlich laut in dem Gebäude widerhallten. Von seiner persönlichen Eskorte hatte er sich in der Halle der Imperatoren getrennt; jener monumentalen Eingangshalle des Imperialen Palastes, in der die überlebensgroßen Statuen sämtlicher bisherigen Imperatoren an den Wänden aufgereiht standen, beginnend mit Imperator Zefram Cochrane. Denn von dort an übernahm, laut Protokoll, die Palastwache die Verantwortung für seine Sicherheit. Die beiden Posten am oberen Treppenabsatz grüßten zackig, denn sie wussten, dass der Fleetadmiral allergisch auf Nachlässigkeiten jeglicher Art reagierte. Der schwarzhaarige Oberkommandierende der Terranischen Raumflotte erwiderte den imperialen Gruß korrekt und musterte mit seinen dunkelbraunen Augen den linken Wachposten, dessen Gesicht ihm unbekannt war. Der junge Mann schien noch nicht besonders lange bei der Garde zu sein. Gardner schritt langsam auf ihn zu wobei er die leichte Unruhe seines Gegenübers förmlich spüren konnte. Der Fleetadmiral kontrollierte mit geübtem Blick die Uniform des Korporals und nickte zufrieden. „Kein Grund zur Nervosität, Korporal“, sprach ihn Jeffrey Gardner mit sonorer Stimme an. „Wissen sie warum ich großen Wert auf einen korrekten militärischen Gruß lege, Korporal?“ Der Korporal blickte den Fleetadmiral verwundert an. „Nein, Sir.“ Gardners Gesicht drückte Nachsicht aus, als er weiter fragte: „Wissen Sie, wie der militärische Gruß entstand?“ „Nein, Sir.“ Gardner seufzte entsagungsvoll und erklärte: „Der Militärische Gruß geht auf das Mittelalter zurück. Wenn sich zwei Ritter begegneten, dann öffneten sie ihr Helmvisier, um zu sehen mit wem man es zu tun hatte. Abhängig davon, wer darunter verborgen war, entschied eine solche Begegnung darüber, ob es Krieg gab oder nicht. Deswegen sollte man Respekt zeigen, vor dem Militärischen Gruß, nicht wahr.“ Jawohl, Sir!“ Gardner nickte zufrieden. „Weitermachen“, befahl er und setzte seinen Weg fort. Schmunzelnd versuchte er sich vorzustellen, wie der Korporal diese Begegnung mit ihm, bei seinen Kameraden zum Besten geben würde. Er hielt es für wichtig, den gemeinen Soldaten hin und wieder klar zu machen, dass er kein Halbgott war, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut. Das war einer der Hauptgründe, weswegen sie ihn so verehrten. Hoshi hatte dies anfangs für einen Fehler gehalten, letztlich aber einsehen müssen, dass er mit seiner Art Erfolg hatte. Eilig durchschritt Gardner den Säulengang an dessen hellen, beigen, mit rötlichen Adern durchzogenen, Marmorwänden große Ölgemälde, mit Szenen historischer und moderner Schlachten, hingen. Auch die beiden Posten vor dem Portal des Thronsaales grüßten korrekt und öffneten die beiden schweren Flügel, um ihn eintreten zu lassen. Natürlich war ihnen Gardners Erscheinen bereits über Funk vom Wachhabenden der Palastwache angekündigt worden. Hoshi Sato, die hinter ihrem Schreibtisch auf dem Thron saß, legte ihr Daten-PADD zur Seite, erhob sich und schritt die fünf Stufen hinunter. Sie hatte Jeffrey sofort erkannt und eilte ihm freudig entgegen. Als sie ihn erreichte, umarmte sie ihren Mann verlangend und küsste ihn stürmisch. Gardner erwiderte Hoshis Kuss, schloss sie in seine Arme und wirbelte sie einmal im Kreis herum, bevor er sie wieder auf die Füße stellte. Als sie sich nach geraumer Weile voneinander trennten, fragte er atemlos: „Hast du mich etwa vermisst?“ Ein warmes Leuchten lag in den dunklen Mandelaugen der Imperatrice, als sie verführerisch lächelnd erwiderte: „Wie immer, wenn du nicht bei mir bist.“ Der Fleetadmiral schmunzelte unterdrückt. Er kannte seine Frau und wusste, was sie so alles anstellte, wenn er nicht bei ihr war. Natürlich war auch er kein Kind von Traurigkeit und vielleicht war genau das der Grund, warum ihre Liebe für einander immer noch genauso stark war wie zu Beginn ihrer Beziehung. Ihre Herzen schlugen im selben Takt; etwas das die meisten Menschen zeitlebens niemals erlebten und er wusste um diese Kostbarkeit. Impulsiv nahm Hoshi ihn bei der Hand und zog ihn mit sanfter Gewalt zum Durchgang der zu ihren Privatgemächern führten. Jeffrey folgte ihr nur zu willig, denn auch ihn verlangte jetzt nach Hoshis körperlicher Nähe. * * * Verschwitzt und schwer atmend lag Jeffrey Gardner auf dem Rücken, hielt seine Frau, die ebenso atemlos und vom Liebesspiel erhitzt war wie er selbst, fest in seinem linken Arm und zeichnete die Linie von Hoshis Rücken und Po mit seinen Fingerspitzen nach. Immer wieder trafen sich ihre Lippen zu kurzen sanften Küssen. Nachdem sie sich zum dritten Mal geliebt hatten, fühlte sich Gardner regelrecht ausgelaugt, aber auch angenehm entspannt. Liebevoll sah er in Hoshis wundervolle Augen und raunte leise: „Ich liebe dich, mein kleiner, leidenschaftlicher Teufel.“ „Sicher nicht so sehr, wie ich dich“, raunte Hoshi ebenso leise zurück. Sie küsste ihn erneut bevor Jeffrey ihr widersprechen konnte. Als sie ihn endlich wieder frei gab, fiel sein Blick zum Kopfende des Bettes. Natürlich hatte er bereits die neue Kerbe bemerkt. Noch bevor ihr Mann eine entsprechende Bemerkung machen konnte, flüsterte Hoshi ihm grinsend zu: „Damit liege ich wieder um zwei Abschüsse vorne.“ „Um einen“, korrigierte der Admiral sie schmunzelnd. Die Augen der Japanerin funkelten im silbrigen Mondlicht, welches durch die Vorhänge der hohen Fenster fiel, wie Diamanten, als sie ihn neugierig musterte und verschmitzt fragte: „Wer war es denn diesmal? Etwa dein weiblicher, andorianischer Erster Offizier? Sicher würdest du gerne mal die einzige Stelle am Körper einer Andorianerin berühren, die nicht blau ist.“ „Es gibt keine“, versetzte Jeffrey Gardner trocken und weidete sich am verblüfften Gesichtsausdruck seiner Frau. Im nächsten Moment hatte sich Hoshi zurückgebeugt und ein scharfes Klatschen erfüllte den Raum. Sie hatte ihrem verblüfften Mann eine schallende Ohrfeige verabreicht und schrie ihn zornig an: „Du hast mit einer Frau dieser Unterspezies geschlafen...?!“ Statt einer Antwort griff der Admiral in die Haare seiner Frau und zwang sie so weit herum, bis er schließlich auf ihr zu liegen kam. Ganz dicht beugte er sich zu ihr hinunter und zischte ihr zu: „Komm, du wüsstest doch bestimmt auch nur zu gerne, in welche Richtung sich die Antennen eines Andorianers biegen, wenn er kommt.“ Einen Moment lang maßen sie einander mit herausfordernden Blicken, bevor sich Hoshis Körper entspannte. Gleich darauf verzogen sich ihre Lippen auf jene typische Art, die Jeffrey so sehr liebte, und sie brach in schallendes Gelächter aus. Auch seine Haltung entspannte sich wieder und er fiel in ihr Lachen mit ein. Erneut küssten sie sich lang und ausdauernd, bevor Hoshi sich abrupt von ihm löste und amüsiert meinte: „Da könntest du mir ja Informationen aus Erster Hand liefern.“ Jeffrey fixierte ihren Blick für einen nicht messbaren Moment, bevor er sanft den Kopf schüttelte und erwiderte: „Tut mir leid, Teufelchen, aber ich bin mir nicht sicher, ob man in dieser Hinsicht andorianische Frauen mit andorianischen Männern vergleichen kann. Außerdem spricht ein Gentleman nicht von solchen intimen Dingen.“ Für einen kurzen Augenblick loderte erneut Wut in den Augen seiner Frau auf, bevor sie sich wieder im Griff hatte und sarkastisch feststellte: „Du willst also damit sagen, dass man solche Erfahrungen persönlich machen muss. Nun gut, vielleicht werde ich deinem Rat folgen, um es festzustellen.“ Nun war es an Jeffrey Gardner seine Frau mit wütendem Blick zu mustern. Er liebte es überhaupt nicht, wenn ihm Hoshi auf diese Art und Weise die Worte im Mund herumdrehte; und sie wusste das nur zu gut. Im Gegensatz zu seiner Gattin hatte er seine Gefühle jedoch weitaus besser unter Kontrolle und so antwortete er lediglich entsagungsvoll: „Ganz wie du meinst. dich von einem einmal gefassten Entschluss abbringen zu wollen wäre ohnehin sinnlos, nicht wahr?“ „Du sagst es, mein Schatz.“ Sie lächelte Jeffrey verführerisch an und wechselte abrupt das Thema. „Wie war die Inspektion der SCHARNHORST sonst für dich?“ „Ich war einigermaßen verwundert, einen schwer bewaffneten Trupp deiner Leibgarde vor dem Maschinenraum anzutreffen, der mir den Eintritt verwehrt hat“, versetzte Jeffrey Gardner, ohne sich dabei anmerken zu lassen, was er von dem plötzlichen Themenwechsel hielt. „Du weißt, dass ich solche Auftritte deiner Leibgarde nicht sonderlich mag. Warum also diese Einlage?“ Wie immer, wenn Hoshi ihren Mann beschwichtigen wollte, massierte ihre Rechte sanft seinen Nacken. „Warte es bitte noch einige Stunden ab, Jeff. Morgen nach der Taufe des Schlachtkreuzers wirst du erfahren, warum ich dich nicht in den Maschinenraum gelassen habe. Ich möchte nämlich persönlich dabei sein und dein Gesicht sehen, wenn du diesen Raum besichtigst.“ „Und du willst mir nicht einen klitzekleinen Hinweis geben?“, fragte Jeffrey leise, obwohl er wusste wie sinnlos das war. „Keine Chance“, gurrte seine Frau fast lautlos und drängte ihren nackten Körper eng gegen seinen. Mit sanfter Gewalt drehte sie ihn auf den Rücken und schob sich dann über ihn. „Und bevor du die halbe Nacht damit verbringst fruchtlose Überlegungen anzustellen, werde ich dich besser auf andere Gedanken bringen.“ Jeffrey Gardner gab ein wohliges Brummen von sich und seine Hände fuhren durch ihr langes, blauschwarzes Haar während sie sich erneut küssten, und er begann zu ahnen, dass diese Nacht noch sehr, sehr lang werden würde. * * * Imperatrice Hoshi Sato stand, in der Galauniform der Terranischen Raumflotte, an den Kontrollen des Gravo-Katapults, welches extra für Raumschiff-Taufen unter den Aufbauten des Raumdock-Kontrollgebäudes eingebaut worden war. Sie starrte wie gebannt, durch die gewaltigen Panoramafenster, auf die schimmernde, hellgraue Duranium-Hülle der I.S.S. SCHARNHORST. Der neue Hochgeschwindigkeits-Kreuzer des Imperiums war das beeindruckendste Raumschiff, das sie je gesehen hatte. Sie bedauerte, dass die Datenbanken an Bord der DEFIANT nicht mehr komplett gewesen waren. So gab es zwar einen Verwies darauf, dass die Hülle der DEFIANT aus einer Tritanium-Legierung bestand; jedoch keinerlei Hinweis darauf, wie Tritanium beschaffen war, oder wo man es entdeckt hatte. Die imperialen Ingenieure hatte aus dieser Not eine Tugend gemacht. Sie hatten der SCHARNHORST, zusätzlich zu den verbesserten Energieschilden, eine, ebenfalls verbesserte, polarisierende Hüllenpanzerung gegeben, für den Fall, dass die Schilde aus irgend einem Grund einmal versagen sollten. Insgesamt besaß der Schlachtkreuzer eine Länge von 324 Metern. Allein die Primärhülle durchmaß dabei 144,5 Meter und war etwas mehr als 32 Meter hoch. Die Sekundärhülle wirkte mit ihren insgesamt 148,75 Metern etwas in die Länge gezogen im Vergleich zur DEFIANT. Die gewaltigen Warp-Gondeln mit einer Länge von 150,5 Metern und einem Durchmesser von über 15 Metern waren durch, sich zu den Gondeln verjüngende, nach hinten gepfeilte, Streben mit der Sekundärhülle verbunden und konnten dem Kriegsschiff eine maximale Geschwindigkeit von Warp 8,9 über einen Zeitraum von sechs Stunden, verleihen. Die Maximalgeschwindigkeit, welche die SCHARNHORST unbegrenzt halten konnte, ohne schwerwiegende Schäden am Antrieb davonzutragen, lag bei Warp 7,7. In einem Anflug von Sarkasmus hatte Hoshi Sato befohlen, direkt unter den vorderen beiden Torpedo-Schächten einen Schriftzug anzubringen, der an die Rebellen gerichtet war. „An die Rebellen - Gebt alle Hoffnung auf“, stand dort. In Hinsicht auf die furchteinflößende Offensiv- und Defensivbewaffnung des neuen Schlachtkreuzers schien diese Aufforderung nicht einmal übertrieben zu sein. Ganze zehn Puls-Phaserkuppeln zierten die Primärhülle, sechs auf der Oberseite und vier auf der Unterseite. Zwei weitere Phaserkuppeln saßen über dem Hangar auf der Oberseite der Sekundärhülle. Unter dem Hangar verliefen die beiden, nach Hinten gerichteten, Torpedoschächte. Im Gegensatz zur DEFIANT war der Schlachtkreuzer somit in der Lage, beinahe die gleiche Feuerkraft auf, sich von Hinten nähernde Feindschiffe zu entfalten, wie auf von Vorne kommende. Die Primärhülle trug auf ihrer Oberseite, zum unvermeidlichen Imperialen Logo, bereits die neu gestaltete Form gelber Markierungen der Imperialen Raumflotte. In Form eines Halbmondes, dessen beide Spitzen nach Vorne gerichtet waren, war diese neue Form zwar schlichter gehalten, wirkte jedoch nicht weniger gefährlich, als die alten Markierungen der, von den Tholians zerstörten, I.S.S. ENTERPRISE. Bereits der nächste Kreuzer der Pulsar-Klasse würde, in Erinnerung an ihre Zeit auf diesem Kreuzer, denselben Namen tragen. Doch es würde die I.S.S. SCHARNHORST sein, die zum ersten, vernichtenden Hammerschlag zur endgültigen Zerschlagung der Rebellion ausholen sollte. Die, für alle Schiffe des Imperiums, neu eingeführte Registriernummer des Schiffes, in diesem Fall ICC-1966, befand sich hinter dem, an die Rebellen gerichteten, Schriftzug auf der Unterseite der Primärhülle. Zusätzlich prangten dort zwei weitere Logos des Imperiums, rechts und links, welche etwa 40% kleiner waren, als das nach Vorne gerichtete Logo, auf der Oberseite. Hoshi Satos Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, als ihr Mann sich leise räusperte und sie auffordernd ansah. „Und so taufe ich dich auf den Namen: SCHARNHORST“, sprach sie die traditionellen Worte wobei sie den Auslöser des Gravo-Katapultes betätigte. Die vorbereitete Flasche Champagner benötigte drei Sekunden, bis sie – vom Gravo-Katapult beschleunigt - an der vorderen Sekundärhülle, zerschellte. In diesem besonderen Fall, so dachte Jeffrey Gardner, war es um den Dom Perignon des Jahrgangs 2151 nicht schade. Im Gegenteil, ein Schiff wie die SCHARNHORST hatte nichts Anderes verdient, als das Beste, also war dieser gute Tropfen für die Schiffs-Taufe gerade angemessen. Das gute Dutzend der anwesenden Admirale applaudierte pflichtbewusst. Die Imperatrice gab ihnen durch ein leichtes Kopfnicken die Erlaubnis, sich zum Transporterraum zu begeben, um zur Besichtigung auf die SCHARNHORST zu beamen. Ihre Leibgarde befand sich bereits an Bord des Schiffes und würde ihnen, wie bereits ihrem eigenen Mann zuvor, den Zutritt zum Haupt-Maschinenraum verwehren. Diesen Raum würde, außer den Maschinisten der SCHARNHORST und ihnen beiden, vorerst kein Lebewesen zu Gesicht bekommen. Fleetadmiral Gardner wartete, bis auch die beiden Leibgardisten seiner Frau den Panorama-Saal verlassen hatten, um auf dem Gang auf sie zu warten, bevor er Hoshi ansah und fragte: „Willst du mir nicht endlich verraten wohin die erste Reise der SCHARNHORST gehen soll?“ Seine Frau streichelte sanft seine Wange und antwortete leise: „Gedulde dich bitte noch etwas. In einer Stunde, wenn die Admirale ihre Besichtigung beendet haben und von Bord sind, brechen wir auf und dann werde ich das Ziel bekannt geben.“ „Und du hältst es immer noch für eine gute Idee, selbst an dieser Mission teilzunehmen, Hoshi?“ Das Lächeln der Asiatin vertiefte sich. „Diesen Flug möchte ich, um nichts in der Welt versäumen. Mein Stellvertreter, Gouverneur Mike Singleton ist nicht nur ein fähiger Mann, sondern auch absolut loyal, das weißt du. Die Regierungsgeschäfte sind also bei ihm in guten Händen, Jeff.“ Der Fleetadmiral nickte zustimmend und nahm seine Frau dann, mit zufriedener Miene an die Hand. „Dann lass uns an Bord gehen, ich bin schon gespannt auf die Überraschung, die du mir versprochen hast...“ * * * Im Gegensatz zu den Admiralen, die bei der Schiffstaufe anwesend gewesen waren, benutzten Hoshi Sato und ihr Mann nicht den Transporter um auf die SCHARNHORST zu gelangen, sondern sie bestiegen, zusammen mit den beiden Leibwächtern, eins der kleinen Verbindungsboote die für solche Fälle an den Aufbauten des Raumdocks bereitstanden. Jeffrey selbst steuerte das kleine Boot zur linken der beiden Andockschleusen, die mittig der Verbindungsstrebe zwischen Primär- und Sekundärhülle lagen, damit auch größere Schiffe in der Lage waren dort anzudocken. Nach einem perfekten Wendemanöver dockte der Fleetadmiral das kleine Boot, unter Zuhilfenahme der Dockautomatik, an. Gelernt war eben gelernt. Er und Hoshi warteten, bis die beiden Leibgardisten die, sich öffnenden, Verbindungsschotts durchschritten hatten, bevor sie ihnen folgten. Rechts und links der Schottöffnung hatten, je zwanzig, Crew-Mitglieder Aufstellung genommen und standen auf Kommando stramm. Nach alter Tradition trat der jüngste Offizier, ein junger, südländischer Ensign von Terra, einen halben Schritt vor und pfiff Seite; ein tiefer, zwei Sekunden dauernder, Ton, gefolgt von einem kurzen, hohen Ton, auf einer echten Bootsmannsmaatpfeife. Hoshi Sato fragte sich insgeheim, wo die Offiziere des Schiffes diese kostbare Antiquität aufgetrieben hatten. Der Wissenschafts-Offizier des Schiffes, Lieutenant-Commander Namoro Enbara, ein wahrer Hüne mit ebenholzschwarzer Hautfarbe, der gleichzeitig die Funktion des Zweiten Offiziers des Schiffes erfüllte, trat vor und grüßte. „Lieutenant-Commander Namoro Enbara zu ihren Diensten.“ „Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen?“, fragte der Fleetadmiral, dem Protokoll entsprechend und blickte zu dem kahlköpfigen Riesen hinauf. „Erlaubnis erteilt“, erwiderte Enbara, ebenfalls dem Protokoll folgend, mit tiefer Bassstimme und machte eine einladende Geste, in Richtung des Turbolifts B. „Danke, Lieutenant-Commander“, schaltete sich die Imperatrice in die Unterhaltung ein. „Lassen Sie abtreten und bringen sie uns auf die Brücke.“ „Aye, Imperatrice.“ Enbara wandte sich an den jungen Südländer: „Lassen Sie abtreten, Ensign Alvarez.“ Danach wandte er sich wieder Sato und ihrem Mann zu. „Wenn Sie mich jetzt bitte begleiten wollen.“ Hoshi Sato und Jeffrey Gardner folgten dem Afro-Terraner. Gemeinsam fuhren sie zum Kommandodeck hinauf wo sie den Turbolift fünfzehn Sekunden später verließen. Die Brücke der I.S.S. SCHARNHORST war selbst im Vergleich zu jener der DEFIANT beeindruckend. Wie auch im Rest des Raumschiffes waren die Wände und der überwiegende Teil der Einrichtung in einem hellen Grau gehalten. Lediglich die Polster der Sitze, das den inneren Teil der Zentrale umlaufende Geländer und der Bodenbelag, mit dem Logo des Imperiums waren in einem dunklen Bordeaux-Ton gehalten. Zwischen den beiden Turboliften, im rückwärtigen Bereich der Brücke lag, etwas erhöht in einer Art Erker, die Taktische Station, die einen unverhältnismäßig großen Platz einnahm. In Flugrichtung rechts davon, auf der anderen Seite des Turbolifts A, schlossen sich die Stationen des Kommunikations-Offiziers und die des Wissenschafts-Offiziers an. Auf der anderen Seite, neben Turbolift-B, lagen die Kontrollstation des Leitenden Ingenieurs und des Sicherheits-Offiziers. Der breite Sessel des Captains befand sich genau im Zentrum der Brücke. Dort liefen alle Fäden zusammen, wovon die unzähligen Kontrollinstrumente in den breiten Armlehnen Zeugnis ablegten. Vor dem Platz des Captains lag die zweigeteilte CON. Den rechten Platz nahm dabei der Navigator ein, während der Steuermann den linken Platz beanspruchte. Man hatte diese Zweiteilung, die man zum ersten Mal an Bord der DEFIANT gesehen hatte, auch für diesen neuen Schlachtkreuzer übernommen. Die Unterteilung der CON in Navigation und Steuerung hatte sich, in den letzten Jahren, als taktisch vorteilhaft herausgestellt. Während sich die Admirale noch an Bord aufhielten, nutzte Hoshi Sato die Gelegenheit sich mit den Brücken-Offizieren des Schlachtkreuzers vertraut zu machen. Jeffrey Gardner vermied es ganz bewusst mit seinem Ersten Offizier zu beginnen, sondern dirigierte Hoshi zuerst zu seinem Steuermann, Lieutenant Junior-Grade Frank Steiner, einem hochgewachsenen, schlaksigen Mann mit strohblonden Haaren und wasserblauen Augen. Der nächste war der Navigator, Lieutenant Senior-Grade Taarash, ein wuchtig gebauter Tellarit. Vielleicht wirkte er aber auch nur wegen seiner speziell gefütterten Uniform so wuchtig, denn Tellariten waren an weit höhere Temperaturen gewöhnt. Der Nächste in der Runde war Kommunikationsoffizier, Ensign T´Lari, vom Planeten Vulkan. Im Gegensatz zum klassischen Schönheitsideal im Imperium trug sie ihr Haar nur schulterlang. Mit einem Alter von gerade mal 23 Jahren, war sie, nach vulkanischen Verhältnissen, noch so etwas wie ein Teenager. Nachdem Hoshi ihr gönnerhaft zugenickt hatte, flüsterte sie Jeffrey zu: „Na, mit den Ohren sollte sie wirklich auch noch die schwächsten Sender hereinkriegen.“ Der Fleetadmiral schmunzelte unterdrückt und begab sich mit Hoshi auf die umlaufende Galerie um zur Taktischen Station zu gelangen, wo der weibliche, andorianische Erste Offizier des Schiffes letzte Systemchecks vornahm. Als sie den Admiral und Hoshi Sato bemerkte straffte sich ihre Haltung und sie grüßte vorbildlich. Jeffrey Gardner stellte sie seiner Frau als seinen Ersten Offizier, Commander Vilarai Selas, vor und die Imperatrice musterte die Andorianerin kühl. Demonstrativ legte Hoshi ihren Arm um Jeffrey´s Hüfte. Sie wusste um die Impulsivität und die Leidenschaft der andorianischen Frauen und sie konnte förmlich spüren, wie es in der äußerst hübschen Andorianerin rumorte, bei dieser Geste. Unterdrückt schmunzelnd schmiegte sie sich eng an ihren Mann und beobachtete zufrieden, wie sich die Antennen der Andorianerin leicht nach Innen krümmten, während ihre Wangen einen etwas dunkleren Farbton annahmen. Hoshi erkannte, wenn auch nur widerwillig, an, dass der hochgewachsene, weibliche Commander nahezu perfekte Proportionen besaß. Ihr langes, weißes Haar schimmerte im indirekten Licht der Zentrale beinahe silbern und ihr fein geschnittenes Gesicht wirkte ausgesprochen anziehend. Kein Wunder, dass Jeff ihr nicht hatte widerstehen können. „Ich freue mich Sie endlich persönlich kennenzulernen“, sprach Hoshi Sato die blauhäutige Frau schließlich an. „Jeff hat mir bereits sehr viel von ihnen erzählt. Wie man hört, sollen ihre Fähigkeiten äußerst beeindruckend sein.“ Commander Selas bemerkte die Doppeldeutigkeit in den Worten Satos, ließ sich jedoch nichts davon anmerken, sondern antwortete überlegt: „Danke, Imperatrice.“ Hoshi Satos Augen wurden zu schmalen Schlitzen, während sie einen halben Schritt auf Vilarai Selas zu machte und leise sagte. „Wir haben eine äußerst wichtige und schwierige Aufgabe vor uns, Commander Selas. Sind sie bereit notfalls ihr Leben zu opfern, für den Erfolg dieser Mission?“ „Jederzeit, Imperatrice. Meine Loyalität und meine Ehre gehören dem Imperium.“ Sie hielt dem prüfenden Blick Hoshi Satos stand, die herauszufinden versuchte ob diese Worte ernst gemeint, oder lediglich eine spitzfindige Frechheit gewesen waren. „Nun gut“, meinte die Asiatin schließlich. „Wir werden es vielleicht noch feststellen.“ Sie wurde abgelenkt, als ein junger Lieutenant die Zentrale betrat, zu ihnen schritt und meldete, dass die Admirale soeben das Schiff verlassen hatten. Hoshi Sato nahm die Meldung des „Offiziers vom Dienst“ mit einem Kopfnicken zur Kenntnis und wandte sich an ihren Mann. „Dann ist es nun endlich soweit, dir das Herzstück dieses Schlachtkreuzers zu zeigen.“ Sie nahm die Hand ihres Mannes und zog ihn mit sich, und auch ohne sich umzudrehen wusste sie, dass Commander Selas Blicke ihnen folgten. Während sie in Turbolift-A nach unten fuhren maß Hoshi ihren Mann, der nicht den frischesten Eindruck machte, mit amüsierter Miene. Er teilte ihre Vorliebe für alte 2D-Filme, und so meinte sie anzüglich: „Jeff, du siehst heute Morgen aus, wie Gregory Peck nach zwei Western.“ „Ich fühle mich eher wie sein Colt nach fünf Schießereien“, konterte der Admiral schlagfertig, was seine Frau zu einem breiten Grinsen veranlasste. Etwa dreißig Sekunden später hielt der Lift an und sie betraten den Gang zum Haupt-Maschinendeck. Die Doppelwache der Imperialen Garde grüßte und einer der Soldaten gab den Öffnungscode ein. Dann traten sie zur Seite und gaben den Weg frei. Sie beide kannten die Maschinenanlagen, die es in beinahe identischer Form auf der PULSAR gab, zwar schon von diesem Schwesterschiff der SCHARNHORST, aber es war trotzdem aufs Neue ein imposanter Anblick als sie die breite, den gesamten Maschinenraum umlaufend, Galerie betraten. Sie traten an den Rand des Schutzgeländers und blickten hinunter auf den silbrig schimmernden, liegenden Zwillings-Warpkern. Die Plasmakammern der beiden, jeweils fünf Meter durchmessenden, Warpkerne strahlten jenes blaue Leuchten aus, wie es für diese verbesserten Neukonstruktionen typisch war. Mit den veralteten Aggregaten der zerstörten ENTERPRISE hatten diese wesentlich leistungsstärkeren Maschinen so gut wie keine Ähnlichkeit mehr. Durch die halbtransparenten Sektionen der Plasmakammern konnte man den Fluss des Warp-Plasmas beobachten, was bei den alten Aggregaten nur im Bereich der Kontrollen möglich gewesen war. Länger als der Warpkern der DEFIANT gaben diese beiden Warpkerne zusammen etwa 80% mehr Leistung ab. Das schien relativ wenig, wenn man die Größe des Warpkerns der DEFIANT heranzog. Dies war jedoch dadurch bedingt, dass man noch nicht in der Lage war die Mikrobauweise des 23. Jahrhunderts nachzuahmen. Dafür konnte die SCHARNHORST mit einem Aggregat aufwarten, welches die DEFIANT nicht besaß. Bei den beiden Warpkernen der SCHARNHORST befanden sich die Kontrollen nicht mehr am Kopfende, sondern es gab einen abgeteilten Kontrollraum seitlich davon. Sie stiegen jedoch nicht hinunter, da Hoshi Sato den Chief, Lieutenant-Commander Jörn Petersson, schon vor einigen Wochen kennen gelernt hatte. Ohne die fachliche Kompetenz des schlanken, fast weißblonden, Mannes aus Skandinavien, mit den blauesten Augen, die Hoshi Sato je gesehen hatte, wäre der Einbau jenes Aggregates, mit welchem Hoshi ihren Mann zu überraschen gedachte, nicht möglich gewesen. Hoshi beobachtete ihren Mann aufmerksam, während sie auf der Galerie zum hinteren Bereich des Maschinenraums schritten. Als sie ihn erreichten blieb Jeffrey Gardner abrupt stehen, umklammerte mit den Händen den Handlauf des Geländers und blickte ungläubig auf das relativ unscheinbare Gerät, am Ende der beiden Warpkerne. Ein solches Aggregat hatte er bisher nur einmal gesehen, und das auch nur auf Archivbildern. „Ein sulibanischer Tarnfeld-Generator“, stieß der Fleetadmiral verblüfft aus. „Wo, zum Teufel, kommt der denn her?“ Mit Allem hatte Jeffrey Gardner gerechnet, aber nicht damit. Fragend blickte er seine Frau an. „Das war eines der am strengsten gehüteten Geheimnisse des letzten Imperators gewesen“, erklärte Hoshi ihm, hochzufrieden, dass ihr die Überraschung perfekt gelungen war. „Wir fanden dieses Gerät in einer speziell gesicherten Kammer unter dem Palast, erst Wochen nach dem Putsch. Kurz vor der vollständigen Vernichtung der Suliban gelang es den Truppen des Imperators, nicht nur eins dieser Geräte zu erbeuten, sondern derer zwei. Dieses Aggregat hatte der Imperator zerlegen, und Konstruktionspläne anfertigen lassen. Es hat volle drei Jahre gedauert dieses Gerät wieder funktionsfähig zusammenzubauen. Leider sind unsere Techniker und Ingenieure nicht in der Lage diese Geräte, mit den uns bekannten Elementen und Ressourcen nachzubauen, so dass die SCHARNHORST auf absehbare Zeit das einzige Schiff mit einer solchen Tarnvorrichtung bleiben wird.“ „Schade“, meinte der Fleetadmiral doch seine Augen leuchteten als er Hoshi umarmte und direkt in die Augen sah. „Mit diesem Schiff werden wir Sternenreiche aus den Angeln heben. Doch zuerst werden wir uns der elenden Rebellen annehmen.“ Hoshi drückte ihrem Mann einen schnellen Kuss auf die Lippen und flüsterte ihm leise zu: „Es wird Zeit das Dock zu verlassen und den Aufrührern eindringlich zu demonstrieren, wozu dieses Kriegsschiff in der Lage ist.“ * * * Als Hoshi zusammen mit ihrem Mann wieder auf der Brücke erschien, hatte sich Commander Selas bereits um die Startvorbereitungen gekümmert. Obwohl der Fleetadmiral wusste, dass er sich in dieser Hinsicht voll und ganz auf seinen Ersten Offizier verlassen konnte, verzichtete er auch dieses Mal nicht auf das kleine Ritual zu fragen: „Ist alles bereit, Commander?“ „Die Andockklammern sind gelöst. Wir können jederzeit starten, Admiral“, antwortete die Andorianerin mit klarer Stimme und warf dabei Hoshi Sato einen schnellen Seitenblick zu. Der Fleetadmiral schenkte Commander Selas ein freundliches Lächeln und wandte sich dann an seine Frau. „Wann hast du zum letzten Mal ein Raumschiff kommandiert?“ Hoshi blickte erstaunt zu Jeffrey auf und fragte: „Du meinst, ich soll das Kommando über die SCHARNHORST übernehmen?“ „Du bist der höchste militärische Befehlshaber an Bord.“ Hoshi strahlte ihren Mann an und flüsterte ihm leise zu: „In Momenten, wie diesen, weiß ich, warum ich mit dir verheiratet bin.“ Laut, so dass sie auf der gesamten Brücke gehört werden konnte, sagte sie: „Für das Protokoll; ab 11:23 Uhr Terranischer Standardzeit übernehme ich das Kommando über die I.S.S. SCHARNHORST.“ Sie warf einen Blick in Richtung des OvD. „Der Offizier vom Dienst wird das im Logbuch des Schiffes vermerken.“ Sie drückte sanft Jeffrey´s Hand, der rechts des Sessels Aufstellung nahm, bevor sie, fast andächtig im Sessel des Captains Platz nahm und Lieutenant Frank Steiner am Steuer anwies: „Steuermann: Bringen sie uns ´raus. Manöverdüsen Achtern.“ „Aye, Imperatrice“, bestätigte der hochgewachsene, blonde Mann und gab vollen Schub auf die achteren Manöverdüsen. Majestätisch langsam bewegte sich das Raumschiff zwischen der Gitterkonstruktion des Raumdocks vorwärts, dabei kontinuierlich an Fahrt zunehmend. Eine halbe Minute später meldete Navigator Taarash: „Schiff hat das Dock verlassen und ist frei.“ „Danke“, bestätigte Hoshi, die sich bereits ganz in ihrem Element fühlte. „Navigator: Setzen Sie einen Kurs zum Capella-System. Steuermann: Kurs folgen. Ein Viertel Impuls.“ „Aye!“, bestätigten Navigator und Steuermann wie aus einem Mund. Bereits wenige Augenblicke später hatte der Navigator die Daten zum Pult des Steuermanns überspielt, der den Schlachtkreuzer drehte und, relativ zur Ekliptik der Planeten des Sonnensystems, nach schräg unten beschleunigte. „Steuermann: Voller Impuls. Blick achtern.“ Der Steuermann bestätigte und nahm die entsprechenden Schaltungen vor. Auf dem konkav gewölbten Panoramaschirm wurde die Erde schnell kleiner, bis sie nur noch als ein Stern erster Größe zu erkennen war. Jeffrey Gardner ließ sich nicht anmerken, wie stolz er in diesem Moment auf seine Frau war. Sie hatte nichts verlernt, in den vergangenen Jahren. Im nächsten Moment gab Hoshi das nächste Kommando: „Lieutenant Steiner: Gehen sie auf Warp 7,7.“ „Aye, Imperatrice. Warp 7,7.“ Der Steuermann aktivierte das Warpfeld und schob den Geschwindigkeitsregler nach Vorne. Ein eingebautes Widerstandssystem verhinderte dabei, dass der Hebel abrupt bewegt werden konnte, sondern nur so schnell, wie es die Maschinen des Schiffes verkrafteten. Auf dem Bildschirm wurden die Sterne in nächster Nähe übergangslos zu lang gezogenen Strichen, die im Gegensatz zu vorher nun merklich ihre Position änderten. Der Steuermann gab laufend die Fahrtstufe durch: „Warp 1... Warp 2... Warp 3... Warp 4... Warp 5... Warp 6... Warp 7... Warp 7,5... Warp 7,6... Warp 7,7... Befohlene Fahrtstufe erreicht.“ „Danke, Mister Steiner.“ Die Imperatrice blickte mit einem leicht verwunderten Blick zu ihrem Mann auf. Sie hatte einen Effekt erwartet, zumindest ein leichtes Vibrieren des Schiffes bei voller Reisegeschwindigkeit, doch nichts dergleichen war passiert. Nicht einmal eine Veränderung im Arbeitsgeräusch der Maschinen war zu vernehmen. Jeffrey Gardner, der ihren Blick richtig deutete, legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte begeistert: „Glatt wie Glas. Findest du nicht auch, dass dieses neue Kriegsschiff absolut atemberaubend ist?“ Das Leuchten in Hoshis Augen sprach Bände. „Das sind die Momente, an die wir uns auch in Jahrzehnten noch erinnern werden.“ Sie betätigte die Sprechverbindung zum Maschinenraum. „Lieutenant-Commander Petersson, hier Imperatrice Sato. Wir werden nun einmal prüfen, was dieses Raumschiff wirklich kann. Sind ihre Maschinen bereit für einen Flug mit Maximalgeschwindigkeit?“ Aye! Die Maschinen arbeiten innerhalb normaler Parameter, Imperatrice. Maximalgeschwindigkeit ist jederzeit möglich.“ „Ich werde Sie beim Wort nehmen, Mister Petersson. Wehe wenn nicht...“ Sato deaktivierte die Verbindung und spannte sich leicht an, bevor sie befahl: „Steuermann, Sie haben es gehört – beschleunigen Sie das Schiff auf Warp 8,9! Fahrtstufenangaben in geraden Abständen zu 0,2 Warp.“ „Aye, Imperatrice“, bestätigte der Steiner, nicht ohne einen bezeichnenden Blick mit dem Navigator zu wechseln. Nervös legte sich seine linke Hand auf den Beschleunigungshebel. Langsam, fast übervorsichtig schob er ihn über die schwache Sperre hinaus und bewegte ihn in den rot markierten Bereich hinein. Wieder gab er laufend die Fahrtstufe an. „Warp 7,8... Warp 8,0... Warp 8,2... Warp 8,4...“ Die Arbeitsgeräusche steigerten sich um eine halbe Oktave. „Warp 8,6... Warp 8,8...“ Ein schwaches Vibrieren setzte ein und Jeffrey Gardner legte seine Linke auf Hoshis Schulter. „Übertreibe es nicht, die Maschinen sind noch nicht eingefahren“, flüsterte er ihr zu. „Wir wollen doch nicht, dass die SCHARNHORST auseinander fliegt.“ „Na und?“, zischte seine Frau halsstarrig zurück. „Fliegt sie eben auseinander...“ Gardner seufzte entsagungsvoll und blickte kurz über die Schulter, hinüber zu Commander Selas, die hinter der Taktischen Station stand und beide Hände auf die Kante der Kontrollkonsole gelegt hatte. Wie immer strahlte die Andorianerin, nach Außen, eine unerschütterliche Ruhe aus, doch Jeffrey, der sie kannte wie kein Zweiter, wusste es besser. Es waren stets die kleinen Anzeichen, die ihre innere Anspannung verrieten, nicht die großen. „Warp 8,92... Maximalgeschwindigkeit erreicht.“ „Danke Steuermann!“ Hoshi Sato aktivierte erneut die Sprechverbindung zum Maschinenraum. „Mister Petersson, wann gedenken Sie die Vibrationen zu kompensieren und durch eine höhere Energieversorgung der Trägheitsdämpfer auszugleichen?“ „Sofort, Imperatrice. Ich möchte Sie jedoch darauf hinweisen, dass sich die Arbeitswerte der Strömungs-Sensoren gefährlich nahe am Grenzbereich bewegen.“ Dann schlage ich vor, Sie sorgen dafür, dass diese Grenzbereiche nicht überschritten werden“, konterte Hoshi kalt und schaltete ab. Sekunden später ließen die schwachen Vibrationen nach, bis sie schließlich ganz aufhörten. Hoshi blickte sich, mit triumphierendem Grinsen, zu ihrem Mann um und zwinkerte ihm mit dem linken Auge verschmitzt zu. Dann erhob sie sich langsam aus dem Sessel und trat an die Seite ihres Mannes, wobei sie die anerkennenden Blicke einiger Offiziere genoss. „Steuermann, wir bleiben für die nächsten zwei Stunden auf Warp 8,9.“ Hoshi hörte kaum die Bestätigung während Jeffrey sie ansprach: „Wie ich dich kenne, hast du einen besonderen Grund das Capella-System anzufliegen. Verrätst du ihn mir?“ Die Japanerin lächelte versonnen, bevor sie in rätselhaftem Ton meinte: „Wir haben dort ein Rendezvous mit der Vergangenheit...“ Kapitel 2: Licht und Schatten ----------------------------- Die hochgewachsene Frau wirkte ausgezehrt, doch ihre Haltung zeugte von ungebrochenem Stolz und einer geradezu übermenschlichen Willenskraft, und das, obwohl sie jeden Tag den Hauch des Todes um sich herum spürte. Intelligente Lebewesen starben hier fast täglich; entweder an den Umweltbedingungen, oder an der Behandlung durch die terranischen Wärter des Internierungslagers. Seit nunmehr elf Jahren befand sie sich auf diesem Planeten, der vom Raum aus zwar durchaus paradiesisch wirkte, mit seinen ausgedehnten Ozeanen und seinen grün-braunen Landmassen, aber in Wirklichkeit den Vorhof zur Hölle darstellte. Durch seine nur sehr geringe Achsneigung und die beinahe kreisrunde Umlaufbahn um die vier Sonnen des Capella-Systems, gab es so gut wie keine Jahreszeiten auf Capella IV was aber ebenfalls bedeutete, dass die globalen atmosphärischen Bewegungen, im Vergleich zu Terra, recht dürftig waren. Dazu kam, dass Capella IV sich, in nur achtzehn Stunden und siebenundvierzig Minuten, relativ schnell um seine Achse drehte, so dass die Phasen zwischen Abkühlen und Aufwärmen der planetaren Oberfläche kürzer waren. In Verbindung mit der Tatsache, dass selbst unter den günstigsten Umständen die erste der vier Sonnen dieses Systems bereits drei Stunden nach dem Untergang der letzten wieder aufging, waren zudem die Nächte kaum als solche zu bezeichnen. Bei einem weniger trocken-heißen Klima hätte diese Welt durchaus traumhaft sein können. Unter anderem mit ihren dichten, subtropischen Dschungeln, die in einem schmalen Streifen der gemäßigten Klimazonen vorkamen. Herrlich anzuschauen gewesen wären unter anderen Umständen die Auf- und Untergänge der beiden gelb-weißen Sonnen vom G0 und G5 Typ, die um den Faktor 10,8 beziehungsweise 7,45 größer waren, als die terranische Sonne, und deren beiden kleinen rötlichen Begleitern vom M2 und M4 Typ, die nur die Hälfte und ein Viertel des Durchmessers von Sol besaßen. Doch das Klima war mörderisch für Humanoide. Einen kleinen Schönheitsfehler hatte es jedoch selbst dann, wenn es ausnahmsweise einmal regnete. Zwar waren die Temperaturen dann bei weitem nicht so hoch, wie bei voller Sonneneinstrahlung, dafür stieg jedoch die Luftfeuchtigkeit beinahe ins Unerträgliche. Hinzu kam, dass dieser Regen, durch den schwachen Gehalt von Chlor und Methan in den oberen Schichten der Atmosphäre, leicht ätzend wurde und unangenehme Irritationen auf der Haut, und ein schmerzhaftes Brennen in den Augen verursachte. Der einzige Grund, warum das Terranische Imperium überhaupt Interesse an diesem Planeten hatte, waren seine reichen Topalin-Vorkommen. Das orange-rote Mineral wurde für die Lebenserhaltungssysteme an Bord moderner Raumschiffe benötigt und es kam nur auf sehr wenigen Planeten des bekannten Weltalls vor, was es kostbar machte und den Abbau somit äußerst lukrativ. Alle, der 160.000 Terraner, die in der einzigen Stadt, direkt am Raumhafen, lebten, hatten in irgend einer Weise etwas mit der Aufbereitung und Weiterverarbeitung von Topalin, oder der Bewachung der Strafgefangenen in den Topalinminen, zu tun. Aus diesem Grund unterhielt das Terranische Imperium, neben mehrerer großer Minen, auch einen Flottenstützpunkt und eine Garnison, mit einem Bataillon MACOs, insgesamt 500 Männer und Frauen, auf Capella IV. Vor einigen Jahren hatte das Imperium damit begonnen, das „Andorianische Bergbau Konsortium“, welches von den Terranern nach dem Fall von Andoria übernommen worden war, in den Topalin-Abbau, auf diesem Planeten, mit einzubinden. Von daher waren andorianische Erzfrachter keine Seltenheit, im Capella-Sternensystem. Die Frau schritt mit kraftsparenden Bewegungen, zusammen mit über einhundert weiteren Strafgefangenen, vom Eingang der Topalinmine zur Kantinenbaracke, wobei sie einen kurzen Blick zum beinahe wolkenlosen Himmel hinauf warf. Die vier Sonnen sorgten für eine Hitze von bis zu 56 Grad Celsius um die Mittagszeit, aber das war nicht annähernd das Schlimmste, was den Strafgefangenen auf Capella IV passieren konnte. Die terranischen Bewacher, sowohl die Männer als auch die Frauen, waren weitaus gefährlicher, grausamer und unberechenbarer, als es das hiesige Klima je sein konnte. Sie selbst hatte das am eigenen Leib, mehr als einmal, erfahren müssen. Ihre Hände verkrampften sich am Saum des rot-grauen zerschlissenen Arbeitsoveralls, wenn sie an die Demütigungen und Schläge dachte; und besonders an die Vergewaltigung vor fünf Jahren. Sie hatte sich an diesem Tag geschworen, diesen Aufseher umzubringen, sobald sie auch nur die kleinste Gelegenheit dazu bekam. Sie wusste, warum Imperatrice Hoshi Sato sie nicht hatte hinrichten lassen, zumindest glaubte sie, es zu wissen. Diese verbrecherische, falsche Schlange wollte sie brechen und leiden lassen, solange es ging. Aber noch war ihr Stolz noch gebrochen; und sie war von dem glühenden Gedanken beseelt eines Tages dieser Höllenwelt zu entrinnen und es dieser terranischen Verbrecherin heimzuzahlen. Sie warf einen kurzen Blick auf ihr Spiegelbild, als sie an den Fenstern der Baracke entlang schritten. Die harten Jahre auf Capella IV hatten sie gezeichnet, aber das Spiegelbild ihres Gesichtes war noch immer unzweifelhaft das des ehemaligen Zweiten Offiziers der, von den Tholians vernichteten, I.S.S. ENTERPRISE - T'Pol. Sie hatte schon so manches Mal mit dem Schicksal gehadert. Damit, dass ihr Versuch, eine Revolution gegen Archer und seine Getreuen an Bord der U.S.S. DEFIANT anzuzetteln, fehlgeschlagen war. Vielleicht wären tausende unschuldiger Leben gerettet worden, wenn sie seinerzeit Erfolg gehabt hätte. T'Pol schob diese fruchtlosen Überlegungen schnell beiseite nahm ihre Mittagessenration, wenn man den unsäglichen Fraß tatsächlich so bezeichnen wollte, in Empfang und begab sich zu einem der Tische, an dem unter anderem vier Strafgefangene saßen, die erst gestern auf Capella IV angekommen waren. Neuankömmlinge wie diese waren quasi die einzige Möglichkeit für die Strafgefangenen, einige spärliche Neuigkeiten von Außerhalb zu erfahren. Während sie schweigend am Kopfende des Tisches, im hinteren Bereich der Kantine, Platz nahm, musterte sie die vier Neuankömmlinge mit undurchdringlicher Mine. Bei den Neuen handelte es sich um eine Andorianerin, zwei humanoide Xindi und einen Tellariten, der weniger wuchtig wirkte, als die meisten seiner Artgenossen. Dafür zeichnete er sich aber durch einen ungewohnt unternehmungslustigen Augenausdruck aus. T'Pol hatte sich abgewöhnt freundliche Worte an Mitgefangene zu richten. Einfach deshalb, weil die Sterberate unter ihnen so hoch war, dass es ihrer Meinung nach keinen Sinn ergab. Nur sehr wenige Strafgefangene hatten mehr als sieben Jahre auf diesem Höllenplaneten erlebt. T'Pol hatte, bei weitem am längsten, auf diesem Planeten überlebt, und das gab ihr bei ihren Mitgefangenen eine Art Nimbus der Unsterblichkeit – zumindest trat man ihr schon allein deswegen mit Respekt entgegen. Dieser Planet war ein Schlund der Leben verschlang. Sie kam ohne Umschweife zur Sache und fragte raunend: „Wie sieht es Draußen aus? Ist Hoshi Sato noch immer an der Macht?“ Die vier Neulinge blickten sie misstrauisch an. Als auch die übrigen Mitgefangenen sich vorbeugten und stumm nickten, sagte der Tellarit schließlich: „Ja, und ein Schwarzes Loch soll sie verschlingen.“ Seine Miene wurde etwas heiterer, sofern man diesen Gemütszustand bei Tellariten so nennen konnte, und er ballte die rechte Hand zur Faust. „Der rebellierende, andorianische General hat, vor drei Monaten, einen Handstreich gegen das Kommandozentrum der Terranischen Raumflotte, auf Tellar, geführt und es in die Luft gejagt. Wie man hörte, ist er ohne eigene Verluste entkommen und die verdammten Terraner wissen wieder einmal nicht wohin.“ T'Pol nickte unbeteiligt, während sich in den Augen der Übrigen Zufriedenheit und Genugtuung widerspiegelten. „Im letzten Jahr hörte ich öfter von diesem andorianischen Rebellenführer. Kennst du seinen Namen? Hieß er vielleicht Thy'Lek Shran?“ Der Tellarit machte eine verneinende Geste und entgegnete: „Nein, sein Name lautet Thy'Ron Dheran. Gerüchte besagen, dass der ein sehr enger Freund von Shran ist und noch tollkühner als dieser sein soll. Der Großteil der erfolgreichen Kommando-Unternehmen, gegen das Imperium, in den letzten Jahren, geht auf sein Konto.“ „Ich habe General Dheran einmal kennengelernt, bevor er sich dem Widerstand anschloss“, mischte sich die Andorianerin überraschend, mit dunkler Stimme, ein. „Er besitzt eine beinahe charismatische Ausstrahlung, und sein Mut war seinerzeit schon weithin bekannt. Solange Männer, wie Thy'Ron Dheran, gegen das Terranische Imperium kämpfen, können wir noch hoffen.“ T'Pol blickte die Andorianerin mitleidig an und sagte tonlos: „Wenn Sie erst einmal einige Zeit hier sind und die Brutalitäten und Härten kennengelernt haben, werden Sie weniger voreilig von Hoffnung reden.“ Für einen Moment wurde es still am Tisch und die düstere Stimmung der Vulkanierin schien sich auf alle anderen Mitgefangenen am Tisch zu übertragen, bevor einer der beiden Xindi meinte: „Vielleicht haben Sie gar nicht so Unrecht, Vulkanierin. Ich selbst habe für die Rebellen gearbeitet und wenn die Gerüchte stimmen, dann entwickeln die verdammten Terraner gerade einen ganz neuen Typ von Schlachtkreuzer. Größer und kampfstärker als die DEFIANT, sagt man.“ Die Andorianerin, schien etwas sagen zu wollen, schwieg jedoch und beobachtete Aufmerksam T'Pols Reaktion, auf die Worte des Xindi. Obwohl sich die Vulkanierin gut beherrschte, erkannte die blauhäutige Frau den kurzen Moment des Erschreckens in ihren Augen. T'Pol blickte übergangslos auf und ein seltsam forschender und gleichzeitig warnender Ausdruck lag plötzlich auf ihrem Gesicht. Die Antennen der Andorianerin spreizten sich während sie sich eingestand, dass diese Vulkanierin noch immer gefährlich war. Der Tellerit hingegen hatte keine solch feine Beobachtungsgabe und so meinte er etwas gereizt: „Wovon ich hier rede, könnte das Ende der Rebellion bedeuten. Bedeutet Ihnen das denn absolut gar nichts, Vulkanierin? Sind Sie bereits so abgestumpft?“ „Die Angewohnheit der emotionalen Spezies, in solchen Fällen in Panik zu verfallen und zu rufen: Wir werden alle verrecken ist nicht hilfreich“, zischte T'Pol dem Tellariten zu. Im nächsten Moment verkündete ein penetrantes Geräusch das Ende der Mittagspause und die andorianische Frau erhob sich schnell. Während sie zum Ausgang der Kantine gingen, schob sie sich dabei unauffällig an die Vulkanierin heran und hielt sie unauffällig am Handgelenk zurück, sodass ein halber Schritt Abstand zwischen ihnen und dem Hinteren der Gefangenen entstand. „Halten Sie sich ab jetzt in meiner Nähe, Lieutenant-Commander T'Pol.“ Die Vulkanierin blickte verblüfft und ungläubig in die Augen der andorianischen Frau. „Wer sind Sie, dass Sie meinen Namen und meinen letzten Rang kennen?“ Die Andorianerin verzog unmerklich ihre Lippen zu einem flüchtigen Lächeln: „Lieutenant-Commander Talas, die Adjutantin von General Shran. Er und Dheran werden bereits morgen Mittag, als Angestellte des Bergbau-Konsortiums, hier erscheinen, um Sie zu befreien.“ Sie erkannte die unausgesprochenen Fragen und eine ordentliche Portion Misstrauen in den Augen T'Pols. „Es sei denn, sie wollen auf diesem Höllenplaneten verrecken.“ Noch immer nicht vollkommen überzeugt nickte T'Pol der Andorianerin unauffällig zu, doch ein ungewohntes und gleichzeitig gefährliches Funkeln lag jetzt in ihrem Blick. * * * „Sind sie sicher, dass Lieutenant-Commander Talas nichts passieren wird?“ Unruhig marschierte Thy'Lek Shran in der, überwiegend blau-silber gehaltenen, Zentrale der KYR`LUNARI herum und musterte Commander Te'Voral, mit hochgezogenen Augenbrauen. Ebenso wie er und Dheran, deren Gesichter im Imperium zu bekannt waren, hatte auch sie ihr Aussehen, vom Bordarzt der KUMARI, verändern lassen, so dass sie nun wie eine Vulkanierin aussah. Zusammen mit Thy'Ron, der Romulanerin und einem Stoßtrupp von sieben weiteren, erfahrenen, andorianischen Kommando-Spezialisten befand er sich an Bord des, für ihre Zwecke frisierten, andorianischen Frachters. Da sie ihn für den Rückweg nicht benötigten, machte es nichts aus, die Triebwerke zu überlasten, solange sie sie nur rechtzeitig zum Capella-System kamen. Mit Warp 7,3 flogen sie, etwa zwei Lichtminuten vor der KUMARI und der RAKARI, die mit derselben Geschwindigkeit folgten. Als die Romulanerin keinerlei Anstalten machte zu antworten, schritt der General herausfordernd auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen und zischte gefährlich leise: „Sollte Lieutenant-Commander Talas etwas zustoßen, auf Capella IV, dann werden Sie Romulus niemals wiedersehen, Commander. Darum will ich für Sie hoffen, dass ihr genialer Plan auch funktionieren wird.“ „Solange dieser rostige Schrotthaufen nicht endgültig auseinander fällt wird er funktionieren“, entgegnete Te'Voral streitlustig, wobei sie sich nicht an den finsteren Blicken der drei Andorianer, an der COM und den Leitständen für Maschinenkontrolle und Kommunikation, störte. Im nächsten Moment fand sie zu ihrer kühlen Sachlichkeit zurück und wechselte das Thema: „Mir ist bekannt, dass ihr Flaggschiff, die KUMARI, nach dem ersten Eisbrecher benannt wurde, der ihren Planeten umrundete. Ich habe jedoch nie eine Übersetzung dieses Begriffes gefunden, also muss es sich um einen Namen oder einen Eigenbegriff handeln, General. Wären Sie vielleicht so freundlich mir zu erläutern, was KUMARI bedeutet? Sofern das kein Sakrileg bedeutet, natürlich.“ Thy'Lek Shran, der sich wieder etwas beruhigte, begann erneut seine Wanderung durch die Zentrale der KYR'LUNARI. Schließlich, als Commander Te'Voral schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, erklärte der Andorianer heiser: „Bei dem Begriff KUMARI handelt es sich sowohl um einen Namen, als auch um einen Eigenbegriff. Nach der andorianischen Mythologie war Andoria ursprünglich eine tote Welt. Die Lebenssporen der Sternengötter waren zwar auch auf dieser Welt gelandet, aber sie konnten sich nicht entfalten. So ruhten sie über Äonen im ewigen Eis von Andoria. Dann, in ferner Vergangenheit, erschienen zwei Wesen im Andor-System, die seit dem Anbeginn der Zeit, bis zum Ende der Zeit, ruhelos durch das Universum reisen: KUMARI - die Eisfee, und RAKARI - der Schneekönig; in ewiger Liebe einander verbunden. Der Legende nach berührte sie das Schicksal dieses Mondes, der niemals Leben tragen würde, so sehr, dass sie um ihn weinten. Die Tränen waren von solch heißer Leidenschaft, dass sie sich in blaue und goldene Flammen verwandelten, noch bevor sie die Oberfläche Andorias berührt hatten, in den toten Kern des Planeten eindrangen, und ihn, mit der in ihnen eingehüllten Kraft von Liebe und Leidenschaft, soweit aufheizten, dass sich eine atembare Atmosphäre bildete und die Sporen aus dem All sich entwickeln konnten. Auf diese Weise, so der Legende nach, entstand das Volk der Andorianer und auch heute noch spüren wir Andorianer, durch die Kraft der Ewigen Flammen, im Kern unserer Heimatwelt, Liebe und Leidenschaft stärker in uns brennen, als jedes andere Gefühl...“ Commander Te'Voral spürte beinahe die Leidenschaft, mit der Shran von dieser Legende seines Volkes gesprochen hatte und für einen kurzen Moment war sie fast geneigt, diese Geschichte zu glauben. Als Vertreterin eines, ebenfalls sehr emotionalen und leidenschaftlichen, Volkes sprach diese Legende sie tief in ihrem Innersten an. Der andorianische General glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als sich für den Moment eines Wimpernschlags ein flüchtiges Lächeln auf die Lippen der Romulanerin stahl. Bereits im nächsten Augenblick war es wieder verschwunden, so dass sich Shran fragte, ob es nicht nur ein Trugbild gewesen war. Gewohnt beherrscht musterte Te'Voral den andorianischen General und fragte leise: „Glauben Sie an diese Legende?“ Sie bemerkte die plötzliche Aufmerksamkeit der drei übrigen Andorianer auf der Brücke, als der General überzeugt seine Antennen spreizte. „In allen Legenden, die es im Universum gibt, steckt ein wahrer Kern, also auch in dieser, denke ich. Woran glauben Sie, Commander?“ „Ich glaube an meine Fähigkeiten, an die Überlegenheit der romulanischen Rasse und an die Weisheit des Praetors“, antwortete die Romulanerin so prompt, als habe sie nur auf eine entsprechende Frage gewartet. „Dieser Glaube muss ihnen viel Kraft geben“, entgegnete Shran ironisch und stellte am Funkeln von Te'Vorals Augen zufrieden fest, dass sein Stich gesessen hatte. Jetzt ging es ihm, trotz seiner Sorge um das Schicksal von Lieutenant-Commander Talas, wenigstens etwas besser. General Thy'Ron Dheran, der unbemerkt die Brücke betreten hatte, lachte leise auf und meinte belustigt: „Dieses Kommando-Unternehmen wird, egal wie auch immer es ausgeht, auf alle Fälle legendär. So viel ist jetzt schon sicher. Dann wurde er übergangslos sachlich und wandte sich an Commander Telev, der an der COM saß: „Wie lange brauchen wir noch bis zum Capella-System, Telev?“ „Wir erreichen das System in genau sieben Unterzyklen, General. Die KUMARI und die RAKARI holen bereits merklich auf und werden in Schussweite sein, wenn wir auf Impulsgeschwindigkeit gehen.“ Die Romulanerin wusste, dass diese Zeitspanne etwa siebzehn terranischen Minuten entsprach. Sie warf einen fragenden Blick zu Dheran und fragte: „Wird es nicht langsam Zeit dafür uns umzuziehen und an Bord der Rettungsfähre zu gehen?“ Dheran spreizte bestätigend seine Antennen und wies Commander Telev an: „Schalten sie jetzt auf Automatik. Wenn die KYR'LUNARI unter Warp fällt haben wir nur noch wenige Augenblicke Zeit, um das Schiff zu verlassen. Zeit also, uns in stinkende Weltraumratten zu verwandeln.“ Telev bestätigte angewidert und nahm die vorbereitete Schaltung vor. Danach verließen sie die Brücke des Frachters und begaben sich zu Ihren Quartieren, um die vorbereiteten, gebrauchten Kleidungsstücke, die sie als Mitglieder des Andorianischen-Bergbau-Konsortiums zu tragen gedachten, anzuziehen. Diesen Sachen haftete ein Gestank an, als seien sie schon seit einem halben Jahr nicht gewaschen worden, und bereits wenige Minuten, nachdem sich die Stoßtruppteilnehmer umgekleidet hatten, konnten sie sich selbst nicht mehr riechen. Danach trafen sie sich im Hangar der Rettungsfähre, wo sie bereits von den übrigen Stoßtruppteilnehmern erwartet wurden, die sich ebenfalls umgekleidet hatten. Commander Te'Voral warf einen abwertenden Blick auf die kleine Fähre und fragte sich, ob dieses winzige Vehikel wirklich alle zehn Personen aufnehmen konnte. Früher, als es noch altertümliche Autos auf der Erde gegeben hatte, waren immer einige Leute bereit gewesen einen neuen Weltrekord aufzustellen, und sich, während einer Fernseh-Show, zu möglichst vielen Personen in solche Autos hineinzuquetschen, ungeachtet der gebrochenen Knochen und Prellungen. Am nächsten Tag erfuhr man dann in den Nachrichten, dass der alte Rekord gebrochen worden war, und sich 27 Personen in eines dieser Autos gepfercht hatten. Dass die Hälfte der Rekordinhaber danach im Krankenhaus gelandet war, war dabei allerdings meistens verschwiegen worden. Die Rettungsfähre war nicht viel größer, als eins dieser altertümlichen Autos. Nachdem Telev die hintere Schleuse geöffnet hatte, stiegen zuerst Shran und Te'Voral ein, die diese Fähre steuern sollten. Danach folgten die Anderen. Telev und Dheran standen noch draußen, als es im Inneren der Fähre bereits ungemütlich eng und stickig wurde, doch der Commander drückte seine Fäuste in den Rücken eines weiblichen Lieutenants und schob sie unerbittlich weiter nach Innen, auch dann noch, als er bereits drin war denn General Dheran, der den Abschluss machte, beanspruchte ebenfalls noch Platz. Die Luft im Innenraum wurde, trotz der eingeschalteten Lebenserhaltungsanlage, ungemütlich warm und hätte jeder Raumhafen-Kaschemme zur Ehre gereicht. General Dheran nahm über seinen Kommunikator ein letztes Mal Kontakt zur RAKARI auf und unterrichtete seinen Commander davon, dass sie in Kürze bereit waren, das Schiff zu verlassen und der Plan programmgemäß abrollen konnte. Danach hörte Shran ihn in der winzigen Schleuse der Fähre rumoren. Endlich schloss sich das Außenschott ächzend hinter ihm und Dheran rief nach Vorne durch: „Die Fähre ist dicht, General. Wir sind bereit.“ Den zehn an Bord der Fähre befindlichen Lebewesen kam es so vor, als würde die Zeit verlangsamt ablaufen. Nach einer Weile, die dem weiblichen Lieutenant vor Commander Telev endlos lang vorkam, gab sie ein Schnaufen von sich und sagte wütend: „Es wäre nett, Commander, wenn sie Ihren spitzen Ellenbogen aus meinem Rücken nehmen könnten.“ „Das ist nicht mein Ellenbogen, sondern der Kolben meiner Waffe“, entgegnete der Commander gereizt. „Im Übrigen steht mir auch nicht mehr Platz zur...“ „Ruhe, da hinten!“, brüllte Shran von Vorne mit schneidender Stimme. „Wir sind unter Warp gefallen, und das Schott der KYR'LUNARI öffnet sich. Achtung, wir starten!“ Jemand würgte vernehmlich, was Shran veranlasste erbost nach hinten zu schnauzen: „Wenn mir einer in den Nacken kotzt, dann kann er was erleben!“ Im nächsten Moment beschleunigte er die Rettungsfähre mit äußersten Notwerten, so dass trotz der Trägheitsdämpfer für mehrere Sekunden einige Gravos durchkamen. Keinen Moment zu früh, denn dicht hinter ihnen fielen die KUMARI und die RAKARI unter Warp und nahmen augenblicklich den alten Frachter unter Waffenfeuer. In einem grellen Feuerball brach der Frachter, nur wenige Augenblicke später auseinander, nachdem der Hauptreaktor getroffen worden war. Noch bevor die Wachschiffe des Imperiums über Capella IV reagieren konnten, drehten die beiden andorianischen Kreuzer bereits wieder ab und verschwanden mit Warp-Geschwindigkeit aus dem System. Thy'Lek Shran nahm bereits Funkverbindung zum Führungsschiff der zehn Wachschiffe auf und stieß, ob deren Schlafmützigkeit, wüste Drohungen aus, deren Durchsetzung selbst einem Verband von zwanzig schweren Schlachtkreuzern nicht leicht gefallen wäre. „Verdammter Weltraumpenner!“, wetterte der Fleetcaptain des kleinen Verbandes schließlich wütend zurück. „Ihr Typen vom Konsortium seid doch alle der gleiche Haufen heruntergekommener Schmoks. Landet erst einmal auf dem Raumhafen. Ein Trupp des Wachkommandos wird Sie in Empfang nehmen und zur Verwaltung geleiten. Außerdem nützt es Ihnen ohnehin nichts, wenn Sie sich bei mir beschweren. Auf Capella IV wird man sich um Ihre Anliegen gebührend kümmern.“ Bevor Shran etwas erwidern konnte hatte der Fleetcaptain bereits die Verbindung unterbrochen. Der Andorianer blickte triumphierend zu Te'Voral. „Glänzend, der Fleetcaptain hat uns die Rolle der Weltraumgammler schon mal abgenommen. Also sollten wir auch die anderen Terraner täuschen können, wenn wir unsere Rollen glaubhaft genug spielen. Ich hoffe, dass jeder noch seinen Decknamen kennt.“ Den übrigen Insassen der Fähre kam es vor wie eine Ewigkeit, bis sie endlich auf dem Raumhafenbelag am Rand der Stadt aufsetzten. Thy'Ron Dheran öffnete das Außenschott und Commander Telev wunderte sich, dass er nicht einfach aus der Fähre hinausfiel. „Worauf wartet ihr denn noch, da hinten!“, rief Shran heiser von den Kontrollen her. „Nichts wie raus hier.“ Dheran sprang förmlich aus dem Schleusenraum heraus. Gefolgt von Telev und dem weiblichen Lieutenant. Sie kniffen geblendet die Augen zusammen und legten ihre Hände beschattend über die Augen. Draußen wurden sie bereits von einem MACO-Lieutenant erwartet, in dessen Schlepptau sich zwanzig weitere Soldaten befanden. Mit gerümpfter Nase schritt der schlanke Lieutenant auf Dheran zu, der sich, für die Dauer dieser Mission, Fyr'Len Corcoran nannte. Als der Andorianer in den Innenraum der Fähre hinein rief, man solle sich gefälligst beeilen, fragte der MACO-Lieutenant, in Hinsicht auf die Geruchswolke, die ihm entgegenschlug, ironisch: „Wollen sie etwa andeuten, dass da drinnen noch jemand lebt?“ Dheran, der in Absprache mit Thy'Lek Shran die Führungsrolle während dieses Einsatzes spielen sollte, hob neugierig seine Augenbrauen und fuhr den überraschten Terraner an: „Zuerst sehen Ihre schlafmützigen Schiffskommandanten seelenruhig zu, wie unser kostbarer Frachter, von diesen verdammten Rebellen, in kleine Stücke geschossen wird, und dann kommen Sie auch noch und stellen dämliche Fragen, kaum dass meine Mannschaft und ich knapp dem Tode entronnen sind.“ Er machte einen Schritt auf den Lieutenant zu, der seinerseits zwei Schritte rückwärts machte, und wetterte weiter: „Ein unglaublicher Skandal ist das! Hat man diese feigen Banditen wenigstens gestellt und vernichtet?“ „Darüber habe ich noch keine Informationen“, versuchte der Terraner sich aus der Affäre zu ziehen, während sich Dherans Begleiter hinter ihm versammelten und ebenfalls finstere Blicke auf den MACO warfen. „Ich bin Lieutenant Charles Rimdale. Ich schlage vor sie und Ihre Leute begleiten mich hinüber zu den Verwaltungsgebäuden. Dort werden Sie Gelegenheit haben, sich etwas zu erfrischen.“ Dheran wandte sich bei diesen Worten zu seinen Begleitern um und rief enthusiastisch: „Habt ihr gehört, es gibt etwas zum Saufen!“ Der Lieutenant machte ein erschrockenes Gesicht und stellte schnell richtig: „Ich hatte damit keinen Alkohol, sondern die Waschräume des Verwaltungsgebäudes gemeint.“ Die Teilnehmer des Stoßtrupps begannen damit, Rimdale unflätig zu beschimpfen, während Dheran eine angewiderte Geste mit seiner Hand machte und erst, als seine zwanzig Soldaten drohend ihre Waffen hoben, folgten sie dem Lieutenant widerwillig zu den Verwaltungsgebäuden. Die Vulkanierin zog einige schiefe Blicke der MACOs auf sich, das war aber auch schon alles. Die Vertreter der verschiedensten Völker arbeiteten für das Andorianische Bergbau-Konsortium und so fiel sie zwischen all den Andorianischen Männern und Frauen kaum weiter auf. Lediglich ihre Augen wirkten lebhafter, als allgemein üblich, doch auf diese Kleinigkeit achtete niemand. Lediglich Rimdale warf einige begehrliche Blicke auf ihre Figur. Obwohl es noch drei Stunden bis zum Mittag waren, war es bereits unangenehm heiß und sie waren froh, als sie das Hauptverwaltungsgebäude erreichten. Sie betraten die klimatisierte Eingangshalle der Verwaltung und bis auf Dheran belegten alle Stoßtruppteilnehmer sofort die Sitzgelegenheiten, direkt in der Nähe des Eingangs. Thy'Ron Dheran machte Anstalten dem Lieutenant zu einem der Turbolifts zu folgen, doch dieser stellte sich ihm in den Weg und kommandierte scharf: „Sie bleiben hier, Andorianer. Zu den Büros der Verwaltung haben keine Außenstehenden Zutritt. Ich muss Sie bitten, hier zu warten..“ Dheran blickte den Lieutenant empört an und stieß ihn mit seinem Zeigefinger gegen die Brust. „Dann sorgen Sie gefälligst dafür, dass man uns anständige Quartiere zuweist, bis ein Schiff unserer Gesellschaft in der Lage ist uns abzuholen. Und beeilen Sie sich gefälligst, denn ein Fyr'Len Corcoran wartet nicht gerne.“ „Ich werde Ihr Anliegen gebührend vortragen“, beeilte Rimdale sich, zu versichern, warf einen schnellen, begehrlichen Blick auf Te'Voral und eilte dann schnell zu einem der Turbolifts. Offensichtlich war er froh, den Teilnehmern des Kommandotrupps für eine Weile zu entkommen und es kostete Dheran Anstrengung, nicht lauthals loszulachen. Er schritt zu seinen Begleitern hinüber und erklärte, mit einem schiefen Blick durch die hohen Fenster, nach Draußen, wo die zwanzig übrigen MACOs warteten: „Dieser Rimdale sorgt für unsere Unterkunft.“ Er setzte sich zu Te'Voral und fügte leiser hinzu. „Ich hoffe, diese Unterkünfte sind angemessen.“ Deutlicher wagte er nicht zu werden, denn niemand konnte wissen, ob es hier versteckte Abhöranlagen gab. Te'Voral blickte ihn schmunzelnd an. „Ich bin sicher, sie werden genügen bis wir abgeholt werden.“ Thy'Ron Dheran spreizte seine Antennen, lehnte sich im Polster seines Sessels zurück und schloss für einen Moment seine Augen. Dabei legte er seine Beine, übereinander geschlagen, auf die Kante des niedrigen Tisches, der vor ihnen stand. Er schwor sich, wenn er diesen Einsatz überleben sollte und er zurück an Bord der RAKARI war, mindestens einen halben Tag lang zu baden. * * * Beinahe sechzehn lang Tage war die I.S.S. SCHARNHORST nun bereits unterwegs, doch Jeffrey Gardner wusste noch immer nicht, was Hoshi im Capella-System wollte. Er genoss es diese Mission zusammen mit Hoshi zu unternehmen. Dass dabei sein, seit sechs Jahren andauerndes, Techtelmechtel mit Vilarai zu kurz kam, störte ihn nicht weiter; mit der Andorianerin würde er noch oft genug allein unterwegs sein können. Nach dieser Mission. Außerdem war Vilarai nicht mehr als eine interessante Abwechslung; das, was er für seine Frau empfand, würde ihm die Andorianerin niemals geben können. So in angenehme Gedanken versunken, betrachtete er Hoshi´s Gesicht. Die Asiatin lag in seinen Armen und schlief friedlich, eine Tatsache, die er mehr als erstaunlich fand. Er selbst schreckte oft mitten in der Nacht schweißgebadet aus dem Schlaf auf; oft noch das Gesicht eines intelligenten Lebewesens vor Augen, das er selbst tötete, oder dessen Tod er befohlen hatte. Und obwohl er von der Richtigkeit seines damaligen Tuns nach wie vor überzeugt war, verfolgte ihn noch so manches Mal das Gesicht seines Vaters; hassverzerrt, wegen des Verrats seines eigenen Sohnes. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte Stein auf Bein geschworen, dass diese Frau weder Gewissen noch Gefühle besitzt. Erst vier Monate war es her, dass man ihr jüngstes Opfer begraben hatte, und sie schlief hier den Schlaf der Gerechten, als wäre nie etwas Derartiges vorgefallen. Vielleicht, so überlegte Jeffrey, war sie wirklich so sehr von der Richtigkeit ihrer Handlungen überzeugt, dass ihr Gewissen tatsächlich unbelastet war. Seit Jahren rätselte er an diesem Thema herum und wie jedes Mal zuvor schien ihm diese Erklärung noch am schlüssigsten zu sein. Gedankenverloren machte er eine unbedachte Bewegung. Hoshi verzog ihre Lippen im Schlaf zu einem sanften Lächeln, offenbar in angenehme Träume versunken. Dann, gerade so als habe sie im Schlaf seine Präsenz gespürt, drehte sich ihr Kopf langsam in seine Richtung und sie öffnete ihre Augen. „Guten Morgen, Teufelchen“, sagte Jeffrey leise und küsste sie sanft auf die Lippen. „Wir werden in wenigen Stunden das Capella-System erreichen.“ Bei seinen Worten wurde Hoshi endgültig munter und blickte ihren Mann fragend an: „Erinnerst du dich noch daran, als ich dir zum ersten Mal ausführlich von dem Unternehmen erzählt habe, bei dem wir die U.S.S DEFIANT eroberten?“ Jeffrey Gardner nickte und hakte schnell ein: „Hat diese Mission etwas mit den damaligen Ereignissen zu tun?“ Hoshi nickte nachdenklich: „In gewisser Weise ja. Diese Vulkanierin, von der ich dir seinerzeit erzählte, ihr Name ist T'Pol und sie war der Zweite Offizier der alten ENTERPRISE, hatte einen Putschversuch an Bord der AVENGER unternommen. Mit dem Ziel, die DEFIANT zu zerstören. Gleichzeitig hatte sie die technischen Unterlagen des Schiffes heruntergeladen, in der Absicht sie den Rebellen zu übermitteln. Ich kam ihr jedoch auf die Schliche und konnte sie aufhalten.“ An dieser Stelle unterschlug sie die unwichtige Kleinigkeit, dass Lieutenant-Commander T'Pol sie damals KO geschlagen hatte und fügte lediglich hinzu: „Mit meinem Dolch habe ich ihr ein kleines Andenken auf der rechten Wange hinterlassen.“ „Ich erinnere mich, dass du sie mal erwähnt hast“, erwiderte ihr Mann in dessen Augen plötzliches Verstehen aufglomm. „Du hast sie, nach einem Jahr im Hochsicherheitstrakt, als Strafgefangene nach Capella IV bringen lassen. Fliegen wir deshalb dort hin?“ Seine Frau nickte bestätigend. „Hattest du nicht ursprünglich vorgehabt sie zu beseitigen?“, warf Jeffrey nachdenklich ein. „Warum hast du diese verschlagene Ränkeschmiedin am Leben gelassen?“ Hoshi´s Augen bekamen ein gefährliches Feuer als sie heftig entgegnete: „Weil es töricht ist, die zu töten, die man hasst. Sie sind dann jenseits aller Schmerzen, und so leicht wollte ich es dieser vulkanischen Verräterin dann doch nicht machen. Damals beschloss ich, dass sie noch eine ganze Weile leiden sollte, für ihre Verbrechen gegen das Imperium.“ Jeffrey hob neugierig seine Augenbrauen. „Und sie hat tatsächlich elf Jahre auf diesem Planeten überlebt? Das hat bisher keiner geschafft.“ „Oh, da unterschätzt du die Zähigkeit dieser verdammten Natter aber gewaltig. Am Ende ist die mit Sicherheit noch lange nicht.“ Hoshi erhob sich, warf sich ihren leichten Morgenmantel über und schritt hinüber zur Duschkabine. „Was hältst du von einem guten Frühstück, rief sie zu ihrem Mann hinüber, während sie das Wasser aufdrehte und mit einem wohligen Seufzer unter die Dusche trat. „Gute Idee. Übrigens, was hast du mit dieser Vulkanierin, ausgerechnet jetzt, nach zwölf Jahren, vor.“ „Das werde ich dir beim Frühstück erzählen“, entgegnete seine Frau und begann unter der Dusche ein altes, japanisches Lied zu summen. „Dann beeile dich gefälligst, damit ich heute auch noch unter die Dusche komme, und danach endlich den Rest der Geschichte erfahre.“ * * * Später saßen sie gemeinsam in ihrem Quartier beim Frühstück, Jeff hatte Rührei mit Speck repliziert. Dazu gab es selbst gemahlenen, frischen Bohnenkaffee; beide hassten sie es auf den Tod das replizierte, unsägliche schwarze Zeug zu trinken, dass selbst dann noch kein Kaffee war, wenn man es dran schrieb. Und Jeffrey besaß die besondere Fähigkeit ihn zwar stark aufzubrühen, aber nicht so stark, dass man ihn nicht mehr trinken konnte. Eben genau richtig, so dass er ein ganz leichtes Kratzen im Hals erzeugte. Jeffrey Gardner konnte sich noch sehr gut an den Captain des ersten Schiffes erinnern, auf dem er als Ensign Dienst getan hatte. Dieser vierschrötige, in Wien geborene, Mann, namens Norbert Ransmayr, ein wahrer Kaffeekenner, brachte zu jeder Mission seine eigenen, grünen Kaffeebohnen mit an Bord. Jeden Morgen hatte er stets eine Handvoll dieser Bohnen gemahlen, exakt zwei große Tassen davon aufgebrüht, einem seiner Offiziere davon angeboten und gebeten, ihn bei seiner morgendlichen Inspektionsrunde zu begleiten. Schließlich hatten die Männer und Frauen des Offiziers-Korps jeden Morgen ausgelost, wer den Captain begleitete, wobei der Verlierer die Ehre gehabt hatte. Nicht primär deswegen, weil man Ransmayr nicht gemocht hätte, sondern weil sein Kaffee ungenießbar gewesen war. Nachdem sie gegessen hatten, nahm der Fleetadmiral genießerisch einen langen Schluck von seiner zweiten Tasse Kaffee und blickte Hoshi, über den Rand seiner Tasse hinweg, an. „Also, wie ist das nun mit dieser Vulkanierin?“ Seine Frau verdrehte die Augen und stöhnte entsagungsvoll: „Also schön, du Quälgeist. Du gibst ja doch keine Ruhe.“ Sie warf ihm schnell einen versöhnlichen Handkuss zu und begann zu erzählen: „Die Sache ist die: Im letzten Jahr mehrten sich die Berichte einiger Agenten unserer Sektion-31, dass es außer der Kopie der Datenpläne, die wir seinerzeit bei T'Pol fanden noch eine weitere Kopie gab, die sie zuvor einem tellaritischen Mitverschwörer übergab. Bereits kurze Zeit später wurde dieser Verräter von der Sektion-31 aufgespürt und getötet. Das Geheimnis, wo er die Pläne versteckt hat, nahm er dabei mit ins Grab.“ „Hatte er irgendwelche Verwandten?“, warf Jeffrey neugierig ein. „Er hatte eine Frau, doch der gelang es, spurlos unterzutauchen, bevor sich unser Geheimdienst an ihre Fersen heften konnte“, erklärte Hoshi missmutig. „Erst vor wenigen Monaten erfuhren wir, durch einen Nausikaanischen Waffenschmuggler, der Sektion-31 in die Hände fiel, dass sich die Tellaritin in den romulanischen Sektor abgesetzt hatte.“ „Konnten unsere Agenten sie aufspüren?“ Hoshi´s Lächeln bekam einen diabolischen Zug. „Ja, und ich sorgte dafür, dass die Tellaritin vor unseren Agenten gewarnt wurde, was sie letztlich genau in die Arme des romulanischen Tal´Shiar trieb. Mittlerweile dürften die Romulaner, seit etwa fünf Monaten, wissen, dass es noch eine weitere Kopie dieser Pläne gibt. Sie haben jedoch wegen der hohen Verluste, die wir ihnen in den letzten Jahren beibrachten, nicht die Mittel nach diesen Plänen zu suchen, noch ein Kommando-Unternehmen zu starten, um die Person zu befreien, die als Einzige wissen könnte, wo sich diese Pläne befinden.“ „T'Pol, also“, stellte der Fleetadmiral sachlich fest. „Genau; T'Pol. Sie ist der Schlüssel, und wenn es überhaupt Jemand wagt, tief in unseren Raum vorzustoßen um sie zu befreien, dann ist es einer dieser vermaledeiten, andorianischen Generäle.“ Jeffrey blickte seine Frau erstaunt an. „Du glaubst, einer der beiden Andorianer wäre tatsächlich tollkühn genug so etwas zu wagen?“ Hoshi nickte. „Wir wissen, von einem unserer verdeckten Informanten auf Romulus, dass der Praetor einen hochrangigen Offizier des Tal´Shiar zu ihnen geschickt hat. Allerdings verloren wir die Spur, so dass wir immer noch nicht wissen, wo sich die desertierten Generäle verstecken. Und da ich keinerlei Lust verspüre, sie noch länger zu suchen, locke ich sie eben zu uns. Nach meiner Berechnung werden sie noch in der nächsten Woche losschlagen. Wir werden uns, mit der SCHARNHORST, wenige Lichtminuten vom Capella-System entfernt, getarnt auf die Lauer legen und wenn einer dieser beiden Andorianer dort aufkreuzt und seine vorwitzigen Antennen aus der Deckung streckt, dann werden wir der rebellischen Hydra einen ihrer führenden Köpfe abschlagen. Aber zuvor werden sie uns zu ihrem geheimen Stützpunkt führen.“ Jeffrey Gardner nickte anerkennend. „Ein geradezu teuflisch guter Plan. Aber glaubst du, Shran und Dheran gehen in die gestellte Falle?“ Das Gesicht seiner Frau wurde eiskalt, als sie erwiderte: „Das wird sich schon sehr bald erweisen.“ * * * Etwas nervös schritt Lieutenant Khe'Vyn Kurani vor den Fenstern der Zimmerflucht, die man dem Kommandotrupp zur Verfügung gestellt hatte, auf und ab und warf von Zeit zu Zeit einen Blick hinaus, auf die sonnendurchflutete Felslandschaft. Fast eine Stunde lang hatte es in der Verwaltung gedauert, bis Rimdale wieder bei ihnen erschienen war. Zwischenzeitlich hatte man ihre Legitimationsmarken kontrolliert; meisterhafte Fälschungen; wie alle anderen zuvor, die von den Rebellen hergestellt worden waren. Bisher hatte die noch Niemand von echten Marken unterscheiden können. Danach hatte Rimdale seine Leute abtreten lassen, sie hierhergeführt und sie dann allein gelassen. Sie waren nicht sicher, ob es in diesen Räumen Abhöranlagen gab, weswegen sie nur über zuvor abgesprochene Belanglosigkeiten plauderten. Jedoch hatte Shran Te'Voral durch einige sparsame Gesten und Blicke darauf aufmerksam gemacht, welche Wirkung sie auf Rimdale gemacht hatte. „Was für ein scheußlicher Planet“, schimpfte Kurani der von schlaksiger Statur war und blickte seine Begleiter an. „Hier ist es selbst an den Polen wärmer, als am wärmsten Punkt auf Andoria. Außerdem macht mich das untätige Warten hier krank. Dem Stand der Sonnen nach, muss es etwa noch ein Drittel Zyklus bis zum Mittag sein, aber mein Magen meldet sich bereits.“ Kurani wirkte auf Andere stets etwas einfältig, doch die Personen, die ihn besser kannten, wussten, dass dieser Eindruck völlig falsch war. Schon so manches mal hatte er eine gefährliche Situation bei Einsätzen, wie diesem, durch schnelle und folgerichtige Entscheidungen aus dem Feuer gerissen. Auf ihn war voll und ganz Verlass, wenn es mal brenzlig wurde und genau das war es, was seine Vorgesetzten am meisten an ihm schätzten. Er wollte noch etwas hinzufügen, als es draußen, auf dem Gang, laut wurde. Gleich darauf klopfte jemand vehement an die Tür und forderte: „Machen Sie sofort auf, hier spricht Lieutenant Rimdale.“ Die zehn Stoßtruppteilnehmer sahen sich verwundert an. Thy'Ron Dheran erhob sich schnell und schritt zur Tür. „Was wollen Sie, Rimdale! Wir versuchen etwas Ruhe zu bekommen, nach den vergangenen Ereignissen, bei denen wir nur knapp mit dem Leben davon gekommen sind!“ „Tut mir leid, aber ich habe Order die Vulkanierin festzunehmen. Ihre Legitimationsmarke ist nicht in Ordnung!“ Die Männer und Frauen des Stoßtrupps wechselten bestürzte Blicke, doch Dheran machte eine verneinende Geste. Dieser Grund war offensichtlich vorgeschoben; hätte man diese Fälschung erkannt, dann auch die anderen. Te'Voral trat zu Dheran an die Tür und rief nach draußen: „Ist aber ein netter Einfall, Mister Rimdale. Ich vermute jedoch eher, dass mit Ihren Hormonen etwas nicht stimmt, statt mit meiner Legitimationsmarke.“ „Ich habe fünf schwer bewaffnete Männer und Frauen dabei!“, brüllte Rimdale wütend zurück. „Wenn Sie sich weiterhin weigern heraus zu kommen, dann brechen wir die Tür auf und holen Sie mit Gewalt heraus!“ Te'Voral wechselte einen schnellen Blick mit Dheran, in dessen bläulich-violetten Augen Zorn aufloderte. Er wusste nur zu gut, warum Rimdale die Romulanerin von ihnen isolieren wollte. Dieser verdammte MACO-Lieutenant drohte, wegen seiner sexuellen Absichten, das gesamte Unternehmen in Frage zu stellen. Er wechselte einen schnellen Blick mit Shran, der mit einem knappen Kopfnicken und dem Griff zu seinem Kommunikator zu verstehen gab, dass sie sofort losschlagen würden. „Kein Mitglied des Andorianischen-Bergbau-Konsortiums wird sich eine solche Frechheit gefallen lassen“, brüllte Dheran nach Draußen, ohne auf Rimdales Forderung einzugehen. „Ich habe Sie gewarnt!“, brüllte Rimdale wütend zurück. Fast gleichzeitig glühte das Schloss der Tür auf und fiel heraus. Einer der MACOs trat sie ein und zwei weitere stürmten im nächsten Moment, mit angeschlagenen Waffen, ins Zimmer. Der Erste kam nicht weit, Dheran stellte ihm ein Bein und brachte ihn zu Fall. Der Andere lief genau in Te'Vorals Faust und ging ächzend zu Boden. Das veranlasste die restlichen MACOs, draußen auf dem Gang, vorsichtiger zu sein. Thy'Ron Dheran blickte die Romulanerin verblüfft an und nickte anerkennend, bevor er durch den Eingang auf den Gang hinaus hechtete, und die überraschten MACOs unter Phaserfeuer nahm. Tödlich getroffen brach Rimdale, als letzter seines Trupps, zusammen, während im Zimmer Kurani und Telev den beiden Übrigen den Garaus machten. Sie horchten nach draußen aber nichts deutete darauf hin, dass sie einen Alarm ausgelöst hatten. „Es wird ohnehin Zeit für dich aufzubrechen“, erklärte Shran zu Dheran gewandt. „Ich schlage vor, dass wir vorgehen, wie geplant. Du nimmst Kurani, Tahil und Caran um die Hauptgeneratoren der Schutzschilde zu sabotieren. Wir Übrigen werden uns bereithalten, um T'Pol und Lieutenant-Commander Talas abzufangen, sobald ihr Erfolg hattet und die KUMARI eingreifen kann. Bis dahin wartet die KUMARI getarnt in unmittelbarer Nähe des Planeten, während die RAKARI ein Ablenkungsmanöver fliegen wird, um die Wachschiffe fortzulocken.“ Thy'Ron Dheran machte eine zustimmende Geste und begab sich mit Kurani und den beiden Frauen auf den Weg zu den Aufzügen. Der General war froh, dass dieser Teil des Gebäudes anscheinend unbenutzt war. Ein sardonisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. Rimdale hatte das Ganze geschickt eingefädelt, doch nun gereichte es dem Stoßtrupp zum Vorteil, statt diesem verbrecherischen MACO. So etwas nannte man ausgleichende Gerechtigkeit. Sie fuhren nach unten und traten hinaus auf die Straße. Zu dieser Tageszeit war hier draußen kaum etwas los, was angesichts der herrschenden Temperaturen nicht weiter verwunderte. Der Tricorder, den Dheran hervorgeholt hatte, zeigte an, dass es nicht sehr weit zum Energiezentrum war. Trotzdem wurde es bei diesem Klima anstrengend rechtzeitig vor Ort zu sein. Zwar durfte der abgesperrte Bereich nicht betreten werden und wurde zudem von zwei schwer bewaffneten MACOs bewacht, aber wenn die KUMARI etwas ausrichten wollte, dann mussten sie ihr Ziel zu erreichen. Der Schild der den gesamten Stützpunkt einschloss, war so stark, dass selbst der kombinierte Waffeneinsatz von zehn andorianischen Kreuzern erfolglos geblieben wäre. Also mussten sie die Schildgeneratoren zerstören, bevor an eine erfolgreiche Flucht gedacht werden konnte. Auch Shran würde keinen leichten Stand haben. Sobald die Generatoren zerstört waren, musste er, unter Deckung der KUMARI, Talas und T'Pol finden. Denn ohne ein Kommunikator-Signal würde es ein Ding der Unmöglichkeit werden, die beiden Frauen rechtzeitig an Bord zu beamen. Vorsichtig näherten sie sich dem Generatorgebäude – anscheinend in eine hitzige Debatte verwickelt – wobei sie sich dem Eingang des Gebäudes immer weiter näherten. Einer der beiden MACOs rief sie an, als sie noch etwa zwölf Meter entfernt waren. Die vier andorianischen Wesen taten so, als hätten sie den Anruf nicht gehört und machten zwei weitere Schritte auf den Eingang zu, wobei sie unauffällig zu ihren Waffen griffen, die sie unter ihren schmutzigen Jacken verbargen. Bis die beiden MACOs endlich bemerkten, was die vier andorianischen Raumfahrer vorhatten, war es bereits zu spät. Sie brachen, tödlich getroffen, im Feuer der andorianischen Phaser, zusammen. „Weiter!“, kommandierte Dheran, mit rauer Stimme und deutete auf den Eingang des Gebäudes. In wenigen Unterzyklen wird hier die rote Kreatur der Unterwelt los sein.“ Sie hasteten die acht Stufen der Außentreppe hinauf. Als sie das Schott erreichten, mussten sie feststellen, dass es verriegelt war und Dheran gab seinen Leuten einen Wink. Während sie Haftladungen am Schott anbrachten, ging Dheran am rechten Treppenabsatz, in geduckter Haltung, in Stellung und sicherte nach allen Seiten. „Die Ladungen sind scharf“, meldete Kurani knapp, als sie so weit waren und sie zogen sich um die Ecke der steinernen Treppeneinfassung zurück. Gleich darauf betätigte Kurani den Auslöser und das Schott wurde regelrecht zerfetzt. Fast gleichzeitig begannen die Alarmsirenen der Stadt zu heulen; endlich hatte man erkannt, dass hier etwas vorging. „Beeilung, jetzt gilt es. Den Krach haben auch Taube gehört!“ Kurani und Ensign Caran stürmten ins Innere der Anlage und fuhren mit dem Turbolift hundert Meter in die Tiefe. Gleich nachdem sich die Lifttüren geöffnet hatten schossen sie fünf überraschte terranische Techniker nieder und machten sich daran, eine geballte Ladung an den drei neuralgischen Punkten der gewaltigen Feldgeneratoren anzubringen. Diese bildeten sie aus dem Sprengstoff, den sie bisher in versteckten Taschen ihrer Kleidung getragen hatten. Dheran und jener weibliche Lieutenant Tahil, der sich in der Fähre mit Telev angelegt hatte, warteten oben auf sie und sicherten den Eingangsbereich. „Da vorne!“, machte Dheran den Lieutenant aufmerksam, als ein Trupp von zwanzig MACOs um eine Gebäudeecke gestürmt kam. Im nächsten Moment eröffneten beide das Feuer auf die Terraner. Schnell hintereinander brachen die vorderen vier MACOs getroffen zusammen. Allein drei gingen auf das Konto der jungen Andorianerin und Dheran spreizte anerkennend seine Antennen. Der Lieutenant war ein treffsicherer Schütze und schoss so sparsam, dass der General beinahe gefragt hätte, ob sie die Energieladungen ihrer Waffe aus eigener Tasche bezahlen musste. Nachdem sie die Hälfte des Trupps niedergeschossen hatten, zogen sich die restlichen MACOs fluchend um die Gebäudeecke zurück. Offensichtlich warteten sie auf Verstärkung. Zwei Minuten später tauchten Ensign Caran und Lieutenant Khe'Vyn Kurani wieder bei ihnen auf. „Wir sind so weit, General“, meldete Kurani. „Auf der anderen Seite der Halle gibt es ein weiteres Schott. Das sollten wir benutzen und uns unauffällig absetzen.“ Dheran gab einige schnelle Feuerstöße auf die Gebäudeecke und die Umgebung davor ab, bevor meinte: „Sie haben Recht, setzen wir uns ab. Zehn Mikrozyklen, nachdem wir das Gebäude verlassen haben sprengen sie es, haben wir uns verstanden?“ „Ja, Sir!“ Dheran aktivierte seinen Kommunikator, nahm Kontakt zu Shran auf und gab das vereinbarte Codewort durch. Sein Freund würde nun umgehend handeln. Sie zogen sich in die Halle zurück, rannten zur anderen Seite, öffneten das rückwärtige Schott und sahen sich kampfbereit um bevor sie hinaus ins Freie liefen. Sie rannten in Richtung des Gefangenenlagers und zur festgelegten Zeit betätigte Kurani, im Laufen, den Zündkontakt der gelegten Sprengladung. Gleich darauf begann der Boden zu beben und in einem grellen Feuerball flog das Gebäude, hinter ihnen, in die Luft. Einige markerschütternde Todesschreie hinter ihnen zeugten davon, dass die zehn MACOs drauf und dran gewesen waren, ihnen zu folgen. Dheran war klar, dass es nun auf jeden Mikrozyklus ankam, denn sollte es ihnen nicht gelingen schnell genug zu verschwinden, würde sie schon bald ein ähnlich unangenehmes Schicksal erwarten. * * * Thy'Lek Shran und sein Trupp hatten, nach dem Abrücken von Dheran und seinen Begleitern, die erschossenen MACOs in das Zimmer geschleift und machten sich, kurz vor der Mittagszeit, ebenfalls auf den Weg. Ohne dabei gesehen zu werden, da sie die Deckung der Gebäude geschickt ausnutzten, näherten sie sich den beiden Wachtürmen, die das Haupttor des Gefangenenlagers flankierten. In der letzten Seitengasse, vor dem Hauptzugang zum Strafgefangenenlager, drückten sie sich eng an die Hauswände und Shran schlich sich in geduckter Haltung, mit nach hinten angelegten Antennen, zur Hausecke um einen Blick um die Ecke zu werfen. Schnell zog er seinen Kopf wieder zurück, richtete seine Antennen nach oben und wandte sich zu Te'Voral um, die ihm dichtauf gefolgt war. „Die haben ganz schön starke Geschütze auf ihren Wachtürmen und die KUMARI muss sich zuerst enttarnen, bevor sie die Schilde aktivieren kann. Ich hoffe nur, die brennen mir kein Loch in mein schönes Schiff.“ Te'Voral entgegnete mit undurchdringlicher Miene: „Was mir mehr Sorge bereitet ist, ob wir schnell genug die Wachen im Innern des Lagers überwältigen können, sobald uns die KUMARI einen Weg gebahnt hat.“ Sie zogen sich wieder etwas zurück. Im Vorfeld der Planung waren sie übereingekommen möglichst das Ende der Mittagspause abzuwarten, bevor sie handelten. Notfalls würden sie jedoch improvisieren müssen. Talas war mit dieser Planung vertraut, und Thy'Lek Shran hoffte inständig, dass er sie gesund wiedersehen würde. Seit dreizehn Jahren waren sie nun zusammen und der General nahm sich vor, ihr Verhältnis auch offiziell zu legalisieren, wenn sie diesen Einsatz heil überstanden. Wenige Augenblicke später kündigte ein durchdringendes Signal das Ende der Mittagspause an. Te'Voral musterte Shran fragend und meinte: „Ihr Freund lässt sich Zeit, wie mir scheint.“ Noch bevor Shran auf die Worte der Romulanerin etwas erwidern konnte, zirpte der Empfänger seines Kommunikators und Dheran gab das vereinbarte Code-Signal zum Angriff. Schnell aktivierte Shran die Sendesektion seines Kommunikators, wobei er einen finsteren Blick auf Te'Voral abfeuerte und befahl den Commandern der KUMARI und der RAKARI in das Geschehen einzugreifen. Stumm zählte er in Gedanken die vergehenden Mikrozyklen. Bei Siebzehn hörte er über sich ein Rauschen und die Luft begann zu flimmern. Der General versuchte, sich vorzustellen, wie die Wachposten auf dieses ungewohnte Ereignis reagieren würden. Kaum hatte die KUMARI sich in einer Höhe von knapp dreißig Metern über dem Boden, direkt vor den Wachtürmen, enttarnt, als auch schon leuchtend blaue Phaser-Strahlen die Kanonenmündungen am Bug verließen. Das Schiff hatte ohne Vorwarnung das Wirkungsfeuer auf die Wachtürme eröffnet, die innerhalb weniger Sekunden, nacheinander in gewaltigen Explosionen zerbarsten. Kaum waren die letzten, glühenden Trümmerstücke der Wachtürme jaulend an der kleinen Seitengasse vorbei und darüber hinweggepfiffen, da gab Shran auch schon das Zeichen zum Sturm auf das Lager. Als wären sämtliche Sternenteufel der andorianischen Mythologie gleichzeitig hinter ihm her, hetzte der General, dicht gefolgt von seinen Begleitern, durch das Feld der Verwüstung und durch den Rauch. Im Vorbeilaufen schoss er einen verwundeten Wachmann nieder und rannte weiter. Wenn er sich bei seinem schnellen Blick um die Ecke richtig orientiert hatte, dann lag die Kantine nun direkt zu seiner Linken. Er hatte mit Lieutenant-Commander Talas ausgemacht, dass sie und T'Pol hinter der Hausecke der Kantine auf ihn und Telev warten sollten, sobald sie losschlugen. Beide hatten einen zweiten Phaser dabei. Als die beiden Andorianer um die Ecke der Baracke bogen, fanden sie beide Frauen, zu ihrer Erleichterung unversehrt, vor. „Schön, dass Sie mal vorbeischauen, General“, meinte Talas trocken und nahm dabei den Phaser in Empfang, den Shran ihr reichte. „Wir waren gerade zufällig in der Nähe“, konterte Shran trocken und wandte sich dann T'Pol zu, die ihn misstrauisch beäugte. Wortlos nahm die Vulkanierin den Phaser entgegen, den Telev ihr reichte. Dann spannte sich ihr Körper und ehe es Jemand verhindern konnte, sprang sie plötzlich auf und rannte nach rechts, um die Kantinenecke herum, davon. „Telev, hinterher!“, rief Shran. Während der Commander aufsprang und T'Pol hinterherrannte, blickte Shran, noch immer verblüfft, zu Talas. „Ist diese Person jetzt vollkommen irre geworden?“ T'Pol wusste, dass sie nur diese eine Gelegenheit erhalten würde, ihren Peiniger, der sich vor Jahren an ihr verging, umzubringen. Zuletzt hatte sie ihn, als Wache, in der Kantine gesehen, also musste sie zuerst dort hinein. Mit beinahe übermenschlicher Kraftanstrengung rannte sie durch den Eingang der Kantine und stoppte abrupt ab. Offensichtlich war er von einem der Rebellen verwundet worden und jetzt lag er vor ihr am Boden und blickte sie, mit Panik in den Augen, an, als er die Waffe in ihrer Hand entdeckte. Abwehrend hob er eine Hand, während er kriechend zu entkommen versuchte. Automatisch, fast wie ein Roboter, entsicherte T'Pol die Waffe, stellte sie auf den größten Wirkungsgrad ein und legte auf den Terraner an. Sie drückte ohne zu zögern ab und beobachtete mitleidlos, wie sich der Mann innerhalb weniger Augenblicke auflöste. Als Telev hinter ihr auftauchte, wirbelte sie herum. „Verdammt, kommen sie zurück in Deckung, T'Pol. Die KUMARI wird uns in Sicherheit bringen. Nun kommen sie schon!“ T'Pol war, als erwache sie aus einer Art Trance und folgte dem Andorianer endlich. Zur selben Zeit kauerte Te'Voral zusammen mit drei Andorianern in den Trümmern der beiden Wachtürme und hielt die Stellung am Eingang. Sie hoffte, dass die KUMARI so schnell wie nur möglich an Bord holen würde. Ewig konnten sie, mit nur vier Leuten, kein ganzes Bataillon MACOs aufhalten. Etwa im selben Augenblick betätigte Dheran, der mit seinen Begleitern einem Trupp MACOs, auf dem Weg zum Gefangenenlager, in die Flanke gefallen war, seinen Kommunikator und nahm Verbindung zur KUMARI auf, um ihnen mitzuteilen, dass sie bereit waren an Bord geholt zu werden. Schon im nächsten Augenblicklich verblasste seine Umgebung und fast gleichzeitig wurde der Transporterraum der KUMARI um ihn herum. „Schnell, verlassen Sie den Erfassungsbereich, damit wir auch die anderen holen können!“, drängte ihn der Transporterchief der KUMARI. Dheran und die drei anderen verließen schnell die Plattform. Gleich darauf erschienen Shran, Telev und die beiden Frauen. Dheran fing T'Pol auf, als sie beim Verlassen der Transporterplattform in den Beinen einknickte. Schon im nächsten Moment hatte sie sich wieder gefangen und wollte sich aus seinem Griff entwinden. „Seien Sie vernünftig, Lieutenant-Commander T'Pol“, sprach der General beruhigend auf sie ein. „Ich bringe Sie zuerst einmal auf die Krankenstation. Dort wird der Bordarzt sich um Sie kümmern.“ Sie gab ihren Widerstand zögernd auf und nickte dankbar. Hinter ihnen wurden Te'Voral und ihre drei Begleiter an Bord gebeamt. Einer der Andorianer hatte einen Streifschuss, an der Schulter, abbekommen. „Das war aber auch höchste Zeit“, entfuhr es der Romulanerin. „Die MACOs waren kurz davor, uns mit ihrer vollen Truppenstärke zu überrennen.“ Shran gab über den Kommunikator das Kommando, an den Commander der KUMARI, sofort wieder das Schiff zu tarnen und das System schnellstmöglich zu verlassen. Danach setzte er sich, zusammen mit Lieutenant-Commander Talas, in Bewegung, um zur Brücke der KUMARI zu gelangen. Te'Voral folgte ihnen unaufgefordert. Als sie die Brücke betraten, konnten sie auf dem trapezförmigen, sich von oben nach unten verjüngenden, Panoramabildschirm erkennen, dass die KUMARI bereits das freie Weltall erreicht hatte. Für ihn war es eine ungeheure Freude und Erleichterung, endlich wieder auf der blau beleuchteten Brücke der KUMARI zu stehen. „Statusbericht, Commander“, verlangte Shran knapp. „Die RAKARI bindet momentan drei der zehn Wachschiffe der Terraner, außerhalb der Bahn des sechsten Planeten“, meldete Commander Rhy'Ker Viliam und warf einen schnellen Seitenblick zu Dheran. „Zwei kleinere Einheiten sind von ihr vernichtet worden. Ich habe bereits das verabredete Code-Signal zum Absetzen gesendet. Fünf weitere Wachschiffe haben Kurs auf Capella IV genommen, als die KUMARI sich enttarnte. Sie werden uns aber nicht rechtzeitig erreichen.“ Shran nickte zufrieden. „Dann mit Maximum Warp weg von hier, Commander...“ Kapitel 3: Jäger und Gejagte ---------------------------- Imperatrice Hoshi Sato und Fleetadmiral Jeffrey Gardner befanden sich bereits seit mehr als fünf Stunden auf der Brücke der SCHARNHORST, auf der momentan nur das Summen und die leise Kakophonie der Instrumente zu hören war. Seit beinahe einer Woche lauerte der terranische Schlachtkreuzer bereits, mit auf Minimalleistung laufenden Aggregaten, getarnt in der Nähe des Capella-Systems. Jeffrey Gardner hatte schon ein Wenig daran zu zweifeln begonnen, dass Hoshi´s Falle zuschnappen würde, als, vor drei Stunden, plötzlich zwei KIR´TA´SHAN-KLASSE sich dem System, mit hoher Warpgeschwindigkeit, genähert hatten. Sie vernichteten einen Frachter des Andorianischen-Bergbau-Konsortiums um kurz darauf wieder so schnell verschwanden, wie sie gekommen waren. Gardner konnte nicht umhin, das Können der beiden Kreuzerbesatzungen anzuerkennen. Trotz der hervorragenden Ortungssysteme der SCHARNHORST waren sie nur für knappe drei Minuten innerhalb ihrer Scannerreichweite gewesen. Die Besatzung der SCHARNHORST war mehr als erstaunt gewesen, dass die Imperatrice nicht augenblicklich die Verfolgung der beiden andorianischen Schiffe befohlen hatte. Gardner waren die bedeutungsvollen Blicke, die zwischen den Brückenoffizieren gewechselt wurden, keinesfalls entgangen. Nur langsam hatte sich die Besatzung wieder entspannt, und nicht Wenige hatten den Fleetadmiral fragend angesehen. Gardner gab sich unbeeindruckt. Lediglich Vilarai schenkte er ein flüchtiges Lächeln, welches sie mit einem Vorspreizen ihrer Antennen quittierte. Jeffrey Gardner, der wusste was sie damit meinte, gestattete sich ein unterdrücktes Schmunzeln. Fast in demselben Augenblick veränderte sich die Haltung der Andorianerin, als sie ein Signal von ihren Instrumenten bekam. „Ein Raumschiff nähert sich mit hoher Warpgeschwindigkeit dem System“, meldete sie mit klarer Stimme, nun wieder ganz der Taktische Offizier. „Das sich schnell nähernde Raumschiff ist eindeutig andorianischer Bauart - KIR´TA´SHAN-KLASSE.“ Hoshi Sato schwang im Kommandosessel herum und blickte fragend zu Commander Selas. „Was ist mit dem zweiten, andorianischen Kreuzer?“ Vilarai Selas erwiderte den Blick der Imperatrice und antwortete: „Ich habe nur dieses eine Schiff auf den Scannern. Das andere Raumschiff ist nicht dabei.“ Satos Augenbrauen hoben sich, während ihre Augen zu schmalen Schlitzen wurden. „Finden Sie das nicht merkwürdig, Commander? Man sollte doch annehmen, dass sie einen Überraschungsangriff aus zwei entgegengesetzten Richtungen starten, wenn sie schon die Möglichkeit dazu haben.“ „Sie haben Recht, Imperatrice. Dieses Verhalten der Rebellen ist ungewöhnlich. Ich empfehle näher an Capella IV heranzufliegen.“ Hoshi Sato erhob sich aus dem Sessel und schritt zur Andorianerin hinüber. „Nein, wir bleiben auf Position. Erhöhen Sie die Scannerreichweite auf das absolute Maximum, Commander Selas.“ Sie baute sich neben der Andorianerin auf, welche sie auch ohne Antennen um eine halbe Kopflänge überragte. Überlegend blickte die Asiatin auf die Instrumente und wandte sich nach einigen Sekunden, mit nachdenklicher Miene an die Andorianerin. „Scannen Sie nach erhöhten Neutrino-Werten.“ Commander Selas nahm die entsprechenden Schaltungen vor. Ungeduldig sah Hoshi Sato ihr dabei zu und wartete auf das Ergebnis. Jeffrey Gardner kam zu ihnen herüber und blieb auf der anderen Seite der Konsole stehen. Neugierig blickte er seine Frau an und fragte leise: „Vermutest du etwas Bestimmtes?“ „Ich bin mir nicht sicher“, antwortete seine Frau nachdenklich. „Mir kam da nur eben ein Gedanke, der mir überhaupt nicht gefällt.“ „Negativ“, meldete Selas einen Moment später. Ich habe das gesamte System gescannt, aber nirgendwo erhöhte Neutrinoemissionen entdecken können.“ Ein Zirpen von ihren Instrumenten ließ Selas aufmerksam werden. Verwunderung spiegelte sich auf ihrem blauen Gesicht wider, als sie meldete: „Das zweite Raumschiff der Andorianer ist direkt über der Stadt des vierten Planeten aufgetaucht, Imperatrice. Kein Anflug. Es war ganz plötzlich da.“ Jeffrey Gardner wandte sich überrascht an seine Frau. „Die Romulaner haben das Schiff mit einem Tarnfeld-Generator ausgerüstet; möglicherweise sogar alle beiden Schiffe. Das wirft unsere Pläne über den Haufen. Wir sollten sie uns jetzt schnappen, bevor sie Gelegenheit haben zu entwischen.“ Hoshi Sato schüttelte unmerklich den Kopf und eilte zum Kommandosessel. Schnell aktivierte sie die Verbindung zum Maschinenraum. „Mister Petersson, haben wir eine Möglichkeit ein getarntes Schiff, dass eine romulanische Tarnvorrichtung benutzt, auch dann bei Warp-Geschwindigkeit zu orten, wenn es keinen anmessbaren Neutrinoausstoß gibt?“ „Schwierig, aber nicht ganz unmöglich“, antwortete Petersson auf die ihm eigene, diplomatische Art. „Wenn es uns gelingt lange genug an einem der Schiffe dranzubleiben, nachdem es die Tarnung aktiviert hat, könnte ich die Scanner auf die Phasenvarianz des Tarnfeldes ausrichten. Dafür darf das Schiff aber nicht sofort seinen Kurs ändern, sonst verlieren wir es.“ „Wie lange brauchen sie für diese Abstimmung?“ „Der Frequenzpeiler braucht maximal fünf Sekunden, Imperatrice.“ „Dann schwingen sie ihre langen Beine und kommen sie auf die Brücke, Mister Petersson, aber dynamisch“, kommandierte Hoshi und schaltete ab. Jeffrey trat dicht an sie heran. Er verwünschte die Tatsache, dass sie zu weit entfernt waren, um die Geschehnisse im Capella-System auf dem Bildschirm beobachten zu können. Dies ließ sich jedoch nicht umgehen, um eine mögliche Entdeckung durch die Rebellen auszuschließen. So leise, dass nur Hoshi ihn verstehen konnte, raunte er ihr zu: „Hältst du das für richtig? Die Gefahr, dass sie uns entwischen ist nicht gerade gering.“ Hoshi blickte ihn entschlossen an und erwiderte ebenso leise: „Diese Chance, der Rebellion einen entscheidenden Schlag zu versetzen, werde ich mir nicht entgehen lassen...“ Sie nahm wieder im Kommandosessel Platz und wandte sich an den Steuermann: „Mister Steiner, beschleunigen Sie das Schiff mit Dreiviertel Impuls, Richtung Capella. Wenn die Andorianer das Weite suchen wollen wir uns an ihre Fersen heften. Navigator, Sie behalten die Fluchtkurs-Vektoren im Auge, damit wir sie nicht verlieren.“ Die beiden Offiziere bestätigten. Gleichzeitig verließ Lieutenant-Commander Petersson Turbolift-A und trat schnell zu Commander Selas. Die Andorianerin informierte den Chief kurz über die Lage und machte ihm so weit Platz an den Konsolenkontrollen, dass Petersson von nun an jederzeit problemlos die notwendigen Modifizierungen der Scanner vornehmen konnte, sobald die KUMARI sich wieder tarnte. „Das andorianische Schiff nimmt Fahrt auf!“, machte Selas den Chief aufmerksam. Petersson hielt sich bereit und las laufend die Entfernungswerte ab. Als der andorianischer Kreuzer Fahrt aufnahm, setzte Steiner die SCHARNHORST, seitlich versetzt, vor das Feindschiff, ließ es überholen und beschleunigte den Schlachtkreuzer dann. „Der andorianische Kreuzer tarnt sich“, meldete Commander Selas ruhig. Neben ihr begann Petersson fieberhaft zu arbeiten und den Frequenzpeiler abzustimmen. Er konnte sich vorstellen, was passieren würde, sollte er hier versagen. Knapp fünf Sekunden später meldete er, sichtlich triumphierend: „Peilung steht, Imperatrice. Diese Burschen werden uns nun nicht mehr entkommen.“ „Das will ich hoffen, Chief. Es wäre schade, um Ihren Kopf.“ „Und ich habe ihn schon so lange“, murmelte Petersson so leise, dass nur Commander Vilarai Selas ihn hören konnte. Laut sagte der Mann: „Aye, Ich koppele den Peiler mit der taktischen Anzeige.“ Hoshi forderte Taarash auf: „Auf den Schirm, Lieutenant.“ Der Tellarit nahm die entsprechende Schaltung vor und augenblicklich erschien die taktische Darstellung ihrer augenblicklichen Position und die der beiden Andorianer-Kreuzer auf dem Hauptbildschirm. Die beiden andorianischen Kreuzer beschleunigten mit halbem Impuls und blieben im engen Formationsflug unter Warp. Hoshi Sato begann sich zu fragen, auf was die beiden Generäle wohl warteten. Hatten die beiden noch etwas im Capella-System zu erledigen? Die Imperatrice konnte es sich nicht recht vorstellen und verwarf den Gedanken daran. Dennoch schien ihr dieses Verhalten merkwürdig. Eine Viertelstunde lang änderte sich nicht, doch dann steigerten beide Andorianer-Kreuzer plötzlich ihre Unterlichtfahrt. Schon im nächsten Moment wurde ersichtlich, dass einer der beiden Kreuzer über die negative Rot-Koordinate ausscherte. Hoshi Satos Kommando kam sofort: „Steuermann, wir bleiben an der KUMARI. Das andere Schiff müssen wir vorerst fliegen lassen.“ Während Steiner bestätigte, wechselten Hoshi und ihr Mann bedeutungsvolle Blicke. Hatten die Andorianer möglicherweise etwas gemerkt? Die Imperatrice schloss diese Möglichkeit zwar nicht ganz aus, aber es erschien ihr doch höchst unwahrscheinlich. Viel eher glaubte sie, dass es sich bei diesem Manöver um ein zuvor abgesprochenes Manöver handelte. Wie auch immer – früher oder später würden beide Schiffe zum Stützpunkt zurückkehren, also war es letztlich egal, welchem sie dabei folgten. Jeffrey Gardner fing ihren triumphierenden Blick auf und raunte ihr leise zu: „Sieht ganz so aus, als sollte dein Plan aufgehen, Teufelchen.“ „Wenn wir erst einmal wissen wo sich diese Bande verkrochen hat, werden wir diese törichte Rebellion mit einem entschlossenen, harten Schlag zerschmettern“, prophezeite die Japanerin und ein diabolisches Funkeln lag dabei in ihrem Blick. In Gedanken fügte sie hinzu: Und dann werde ich den verdammten Romulanern beibringen was Demut heißt. * * * „Nicht mehr lange, und wir werden diesen verdammten Terranern beibringen was Demut heißt“, prophezeite General Thy'Ron Dheran, fast in demselben Moment und blickte dabei zu Lieutenant-Commander T'Pol. Neben dem Andorianer stand die Vulkanierin nun auf der Brücke der RAKARI. Erst vor wenigen Minuten waren sie, nach einem Abstecher zur Krankenstation der KUMARI, von dort aus hierhergekommen. Gleich darauf hatte Dheran den Befehl zum Abdrehen gegeben, ein zuvor verabredetes Manöver, dass Commander Te'Voral vom Tal´Shiar höchstwahrscheinlich nicht gefallen würde. Doch das war dem General ziemlich einerlei. Zunächst galt es, dem Einsatzverband entgegenzueilen, der auf halber Strecke, zwischen dem Mutara-Sektor und Capella, auf sie warten würde. Vier Schiffe vom Rang der RAKARI würden sie erwarten und zusammen würden sie sich auf den Weg machen, die Pläne der DEFIANT zu bergen. Bei diesem Gedanken blickte der andorianische General wieder zu T'Pol. Er bewunderte ihre Haltung, nach all den Jahren, die sie auf Capella IV gelitten haben musste – hoch aufgerichtet, stolz, diszipliniert. Damit hätte sie jeder Andorianerin der Garde zur Ehre gereicht. Und im Moment, in eine enge, andorianische Lederuniform gekleidet, sah sie sogar fast wie eine aus. Bis auf die äußeren Merkmale, sinnierte der General belustigt. Was für ein Volk hätten die Vulkanier sein können, würden sie sich nur von ihren Gefühlen leiten lassen. Was für eine Frau könnte diese T'Pol sein. Eine Göttin, die es wert wäre für sie zu kämpfen - und für sie zu sterben. Für einen Moment horchte der andorianische General verwundert in sich hinein. War da etwa ein Gefühl von Begierde in ihm aufgestiegen? Begierde für diese vulkanische Frau? Dheran verdrängte diesen absurden Gedanken und wartete auf die Reaktion der Vulkanierin. Die hochgewachsene, hagere Vulkanierin ballte ihre Hände zu Fäusten, als sie mit dunkler Stimme antwortete: „Alles, was ich möchte, ist, mein Volk von den Sklavenfesseln der Terraner zu befreien.“ „Was für ein nobles Ansinnen“, entfuhr es Dheran spöttisch. „Geben Sie zu, dass Ihnen die Gelegenheit, sich an Hoshi Sato zu rächen, auch nicht gerade ungelegen käme.“ T'Pol funkelte den Andorianer an und entgegnete kühl: „Rache entspricht nicht den Gepflogenheiten meines Volkes...“ „Halten Sie mich nicht für einen Narren“, fuhr Dheran ihr scharf in die Parade. „Wenn ich das schon höre: Gehört nicht zu den Gepflogenheiten meines Volkes... Hören Sie zu, Verehrteste. Versuchen Sie nicht mir einzureden, in ihren Adern würde Eiswasser, statt Blut, fließen. Dieses Argument würde eher mir, als Andorianer, zustehen. Sie und ich, wir sind uns verdammt noch mal viel ähnlicher, als Sie zugeben wollen. Also kommen Sie mir nicht damit, was für eine hohe Ethik ihr Volk besitzt. Wenn man Sie, mit der Imperatorin des Imperiums, in einen Raum sperren würde, dann gäbe es innerhalb kürzester Frist Mord und Totschlag, darauf verwette ich meinen Rang als General. Sie würden diese Giftschlange niederschlagen, wo sie steht.“ Für einen Moment war T'Pol versucht zu erwidern, dass sie das bereits hinter sich hatte. Laut sagte sie schließlich zu Dheran, der während seiner Tirade immer näher gerückt war: „Es könnte nicht schaden, wenn Sie sich mal waschen würden, General Dheran. Mit Verlaub, Sie stinken.“ Der von T'Pol erwartete Wutausbruch blieb aus. Stattdessen näherte sich Dheran ihr noch etwas mehr und konterte naserümpfend: „Sie haben es gerade nötig, Verehrteste.“ Commander Telev, der ebenfalls noch keine Gelegenheit gefunden hatte sich umzukleiden, hatte für einen Moment lang den Eindruck, beide würden sich aufeinander stürzen, doch dann entspannte sich die Haltung der beiden wieder und T'Pol sagte leise: „Wenn sie die Güte besitzen würden, mir ein Quartier zuzuweisen, dann könnte ich ihrer Aufforderung nachkommen, General.“ „Sie werden schon mit meinem Quartier vorlieb nehmen müssen“, versetzte der General. „Die RAKARI ist ein Kampfkreuzer und kein Passagierschiff.“ T'Pol quittierte seine Worte mit unbewegter Miene. „Es wird genügen, General.“ „Dann folgen Sie mir, Lieutenant-Commander.“ Sie verließen gemeinsam die Brücke und schritten nebeneinander durch die Gänge des andorianischen Kriegsschiffes. Dabei stiegen Erinnerungen in T'Pol auf – Erinnerungen an ihre Zeit auf der ENTERPRISE und der AVENGER. Beinahe wäre damals der Putsch, den sie angeführt hatte gelungen, und Hoshi Sato wäre vielleicht schon Geschichte. Nicht mehr als eine Fußnote der Geschichte. Es war jedoch müßig vergebenen Gelegenheiten nachzutrauern. Die Jahre auf Capella IV hatten sie nicht umbringen können, sondern nur härter gemacht, und nun erhielt sie vom Schicksal eine zweite Chance wieder in das galaktische Geschehen einzugreifen. Und diese Chance wollte sie nutzen. Sie kannte zwar den Andorianer an ihrer Seite nicht, aber das, was sie über ihn gehört hatte, ließ sie hoffen. Auch ihr Gefühl sagte ihr, dass der General kein unehrenhafter Mann war, doch zunächst, so nahm sie sich vor, würde sie vorsichtig bleiben. Sie zuckte zurück, als Dheran sie am Oberarm berührte und schreckte aus ihren Gedanken auf. Funkelnd sah sie ihn an und sie entspannte sich erst, als sie seinen verstehenden Blick bemerkte. „Ich wollte Sie nicht erschrecken“, erklärte General Dheran ungewohnt sanft und deutete auf das Schott zu seiner Linken. „Wir sind da.“ „Danke, General.“ T'Pol registrierte, dass Dheran ihr, trotz seiner heftigen Art, auf der Brücke, höflich den Vortritt ließ. Genau diese Sprunghaftigkeit im Verhalten der Andorianer hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen zwischen ihrem und seinem Volk geführt. Wenn man das Terranische Imperium erfolgreich bekämpfen wollte, dann würden beide Seiten ihre Ressentiments überwinden müssen. Egal welchen Zielen dieser andorianische General auch sonst folgte, er hatte sie gerettet und das unter Einsatz seines eigenen Lebens. T'Pol betrat den behaglich eingerichteten Wohnraum. Sie hatte einen etwas spartanischeren Lebensbereich erwartet, doch der Raum strahlte eine gewisse Gemütlichkeit aus. Hauptsächlich wohl durch das Regal an der Wand, auf dem Thy'Ron Dheran einige persönliche Gegenstände und Bilder aufbewahrte. Auch die kleine Sitzecke aus dunklem Leder trug mit dazu bei. Dheran deutete zum linken Durchgang, der durch ein transparentes Schott abgeteilt war. „Dort finden sie den Sanitärbereich, Lieutenant-Commander. Es gibt dort eine Dusche, Seife und Badetücher – nichts Besonderes, aber es wird genügen müssen.“ „Danke, General Dheran. Ich weiß ihr Entgegenkommen zu schätzen.“ Der Vulkanierin war etwas merkwürdig zumute, weil sie in dem Raum nebenan trotzdem den Blicken des Andorianers ausgesetzt sein würde. Offensichtlich hatte dieses Volk andere Vorstellungen von Schamgefühl, als Vulkanier. Während T'Pol sich zögernd entkleidete, warf sie gelegentlich einen Blick durch das transparente Schott, wobei sie feststellte, dass der General sich in den Raum gegenüber begeben hatte. Offensichtlich zeigte er wenig Interesse daran, ihr beim Entkleiden, oder duschen, zuzusehen. Während sie aus ihrer hautengen Leder-Kombi schlüpfte, fragte sie sich, ob sie darüber erfreut oder verärgert sein sollte. Sie legte die Kombi auf einen niedrigen Hocker und schob das dünne Unterhemd nach oben, um es über den Kopf auszuziehen. Als sie auch den Slip an ihren straffen Beinen hinab streifte, warf sie einen schnellen Blick in das Spiegelfeld zu ihrer Linken. Ihr Körper war hager geworden. Gleichzeitig hatten sich ihre Muskeln durch die körperliche Arbeit stärker herausgebildet. Ihre Hände glitten über den flachen Bauch hinauf zu ihren straffen Brüsten und weiter zu ihren Schultern. Die dunklen Ränder unter den Augen und die etwas eingefallenen Wangen störten den Eindruck einer hübschen Frau etwas, aber das würde sich bald gegeben haben. Sie wurde sich, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, bewusst, dass sie eine Frau war, die durchaus anziehend auf einen Mann wirken konnte. Vielleicht wurde ihr das deshalb gerade jetzt bewusst, weil die sieben Jahre beinahe wieder um waren und sie bereits die ersten Anzeichen des Pon Farr spürte. „Nicht jetzt“, flüsterte sie dunkel zu sich selbst und ihre Worte wirkten fast wie ein Flehen. „Bitte, nicht jetzt...“ Sie stellte sich in die Duschmulde und aktivierte den Wasserzufluss. Ohne weiter darauf zu achten, ob Dheran sie nun sehen konnte, oder nicht, ließ sie das heiße Wasser, mit geschlossenen Augen, über ihren Körper rieseln. Erst nach einer ganzen Weile öffnete sie ihre Augen wieder und griff nach der Seife. Von General Dheran war nichts zu sehen. Offensichtlich teilte er die Lust, sie nackt zu sehen, nicht mit einigen der menschlichen Wächter, auf Capella IV, oder falls doch hatte er sich besser im Zaum. Nachdem sie geduscht und sich abgetrocknet hatte, wickelte sie sich eines der kleineren Tücher um ihre nassen Haare, während sie eines der Badetücher fest um ihren Körper wickelte. Danach schnappte sie sich ihre Kleidung und verließ den Sanitärbereich. Im Wohnraum kam ihr Dheran wieder entgegen, nur mit einer leichten Hose bekleidet. Die Vulkanierin konnte nicht umhin, einen Blick auf seinen, von Narben überzogenen, Oberkörper zu werfen. Er war ein gut aussehender Mann, wie sie mit einem merkwürdigen Kribbeln im Körper feststellte. Hochgewachsen, breitschultrig mit schlanken, muskulösen Gliedern. Sie bemerkte, dass sie ihm nachblickte und wandte sich, leise fluchend, ab. Dieser Dheran war ein Mistkerl, der auf Frauen wirkte und er wusste es vermutlich auch. T'Pol wollte sich wieder ankleiden, aber fast magisch wurde ihr Blick von dem General angezogen, der nun nackt unter der Dusche stand und sich völlig zwanglos dem Duschvergnügen hingab. Sie wollte sich wieder abwenden, aber sie schaffte es nicht. Unterbewusst spürte sie, dass sie am gesamten Körper zu zittern begann, was nicht an der herrschenden Raumtemperatur lag. Beinahe wie in Trance legte sie die Uniform und die Wäsche auf einen der Sessel und näherte sich, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, dem Schott zum Sanitärraum. Langsam zog sie das Handtuch vom Kopf, schüttelte ihr langes Haar zurück und öffnete dann das Badetuch. Achtlos ließ sie es zu Boden fallen und öffnete das Schott. Verwundert drehte sich der Andorianer zu T'Pol um und beobachtete mit gelinder Verwunderung, wie die splitternackte Vulkanierin langsam näher kam. Ein seltsamer Glanz lag dabei in ihrem Blick, den der General nicht zu deuten wusste. T'Pol blickte direkt in die blau-violetten Augen des unbekleideten Andorianers und legte zuerst ihre linke Hand auf seine Brust, dann auch die rechte. Thy'Ron Dheran blieb zunächst abwartend wobei er feststellte, dass T'Pols Augen nun beinahe dieselbe Leidenschaft ausdrückten, wie die einer Romulanerin und langsam begann er zu ahnen, was in der Vulkanierin vorging. Als die Hände der Vulkanierin damit begannen, sich über seine Brust hinauf zum Hals zu bewegen, legte er seine Hände auf ihre nassen Hüften und zog sie langsam zu sich heran. T'Pol drängte sich verlangend gegen den nackten Körper des Generals und als er endlich seine Lippen auf ihre legte, küsste sie ihn leidenschaftlich fordernd. Sie wand sich wie eine Schlange, in seiner festen Umarmung und als sie mit den Fingerspitzen ihrer linken Hand seine Antennenansätze berührte, spürte sie eine eindeutige Reaktion darauf. Zielstrebig griff sie nach seiner Männlichkeit und sie gurrte leise, als sich ihre Finger fest darum schlossen. Feurige Wellen flossen durch ihren gesamten Körper, als Dheran ihre intimste Stelle streichelte und ihre Brüste küsste. Verlangend schlang sie dabei ihr linkes Bein um seine Hüften. Als er endlich in sie eindrang, öffnete sie ihre Lippen und ein versagendes Seufzen drang aus den Tiefen ihres Körpers. Fest presste sie sich gegen den Andorianer, legte eine Hand auf seinen Po und gab immer schneller den Takt vor. Im Moment drehte sich ihr gesamtes Denken und Sehnen nur darum, wild von diesem andorianischen Mann genommen zu werden. Alles Andere war in diesem Moment nicht mehr länger gegenwärtig. Momentan gab es nur noch ihn und sie… * * * Als Thy'Ron Dheran zwischen den zerwühlten Decken seines Bettes aufwachte, galt sein erster Blick T'Pol, die eng umschlungen in seinen Armen lag und friedlich schlief. Sanft berührte er T'Pols Schulter und die Ohrenspitzen mit seinen Fingern. Die Vulkanierin merkte nichts davon. Sie kuschelte sich im Schlaf lediglich enger an ihn. Der Andorianer überlegte, ob sie ihre Handlung bedauern würde, sobald sie erwachte und er stellte zu seiner gelinden Verwunderung fest, dass ihm dies nicht recht wäre. Dabei hatte er die vulkanische Frau zuerst zurückweisen wollen, als sie so überraschend in der Dusche aufgetaucht war. Doch da war etwas in ihrem Blick; in ihrem gesamten Wesen gewesen, dass ihn davon abgehalten hatte und nachträglich bedauerte er dies durchaus nicht. Er lächelte in der Erinnerung daran, dass sie nach dem Duschen gleich nochmal über ihn hergefallen war, wobei sie sich, in einem Anfall von Raserei gegenseitig gekratzt und gebissen hatten. Dheran fragte sich, ob T'Pol im Bett immer so wild sein würde, oder ob ihr Verhalten nur deshalb so gewesen war, weil sie förmlich ausgehungert nach Liebe sein musste, und zudem die Zeit für ihr Pon Farr herangekommen war. Der Andorianer schüttelte die düsteren Gedanken und Ahnungen ab. Er strich T'Pol eine Strähne ihrer langen, braunen Haare aus der Stirn und beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf die Wange zu küssen. Ihre exotische, helle Haut übte einen eigenartigen Reiz auf ihn aus und er gab dem Verlangen nach, die Vulkanierin unter der Decke zu umarmen und sie erneut zu küssen. Diesmal auf die Lippen. T'Pol gab ein behagliches Gurren von sich. Noch im Halbschlaf öffnete sie ihre Lippen, legte ihren Arm um den Andorianer und erwiderte seinen Kuss. Einen Moment später war sie wach. Sie ließ von dem Andorianer ab und zog schnell ihren Arm zurück. Gleich darauf gab sie ihm eine schallende Ohrfeige. Perplex blickte Dheran die Vulkanierin an und für einen Moment sah es so aus, als wolle er sich auf sie stürzen. Dann fragte er ironisch: „Heißt das etwa, du liebst mich nicht?“ Die Vulkanierin richtete sich im Bett auf, blickte Dheran verwirrt an und hielt sich die Hände vor die Brüste Thy'Ron Dheran begann schallend zu lachen. „Wenn du wüsstest wie lächerlich das ist. Falls du es vergessen haben solltest, wir haben leidenschaftlich miteinander geschlafen und ich weiß, wie du nackt aussiehst.“ Erst die Worte des Generals schienen T'Pol endgültig in die Realität zurückzuholen. Schnell beugte sie sich vor und umarmte den Andorianer, der nun gar nicht mehr wusste, wie ihm geschah. Nach einem Moment entschloss Dheran sich dazu, sie einfach in die Arme zu nehmen. Er spürte, wie die vulkanische Frau sich an ihn schmiegte und ihre Schultern zu zucken begannen. Darauf war auch ein erfahrener Mann wie Dheran nicht vorbereitet – eine Vulkanierin, die Gefühl zeigte und ihren Emotionen freien Lauf ließ. Immer heftiger wurde ihr Schluchzen, bis sie gequält aufschrie und sie sich heftig in seinem Griff zu winden begann. Wild wollte sie sich losreißen, doch Dheran presste sie unerbittlich an sich, selbst, als sie wütend nach ihm zu schlagen begann. Erst, als T'Pol sich beruhigte, lockerte sich sein fester Griff und er streichelte sanft über ihr Haar. „Es ist vorbei“, flüsterte der General in ihr Ohr und wiegte sie leicht in seinen Armen. „Die Tortur der Gefangenschaft liegt hinter dir. Niemand wird es wagen dir etwas zu tun, solange du bei mir bist. Ich werde auf dich achtgeben, hörst du?“ Die Vulkanierin schlang ihre Arme um den Andorianer und presste sich, beinahe wie nach Hilfe suchend, an ihn. Eine Weile verbrachten sie so, eng umschlungen, bis plötzlich der Türsummer ertönte. Beide fuhren auseinander, stiegen aus dem Bett und begannen damit, sich im Wohnraum hektisch anzuziehen. „Einen Augenblick Geduld!“, rief Dheran nach draußen, während T'Pol nach ihren Stiefeln suchte. Dheran reichte sie ihr und für den Blick, den sie ihm zuwarf, hätte er sie erneut küssen mögen. Doch nun war nicht der rechte Zeitpunkt dafür. Der General hatte Commander Telev damit beauftragt, ihn zu informieren, wenn sie den nächsten Sektor erreichten. Er wollte dann auf der Brücke sein, da der Sektor des Satarranischen Reiches nicht ganz gefahrlos zu durchfliegen war. Als Dheran fertig war, überzeugte er sich, dass auch T'Pol so weit angekleidet war. Er wollte keinen Verdacht bei Telev erregen, wenn dieser zu ihnen hereinkam. An Telev´s Miene war nicht abzulesen, was der Commander dachte, als er T'Pol kurz zunickte, bevor er dem General meldete, dass die RAKARI die Grenzen des Satarranischen Reiches bald erreichen würde. „Danke, Commander!“ Dheran wandte sich an T'Pol: „Möchten Sie mitkommen, Lieutenant-Commander?“ Der General erkannte am kurzen Aufleuchten in T'Pols Augen, dass sie ihm dankbar dafür war, sie nicht im Beisein Telev´s zu duzen. Während sie sich zu dritt auf den Weg zur Brücke machten, überlegte Dheran, was sein Freund Thy'Lek zur Stunde gerade tat. Te'Voral würde alles andere als erfreut sein zu erfahren, dass sie nicht dabei sein würde, wenn T'Pol und er die Pläne holten. Er war froh, in diesem Moment nicht in Thy'Leks Haut zu stecken. * * * Zorn loderte in Te'Vorals Augen. Vor wenigen Augenblicken hatte General Shran ihr eröffnet, dass die RAKARI ausscheren würde um sich mit vier weiteren Schiffen der KIR´TA´SHAN-KLASSE, zu welcher auch die KUMARI gehörte, zu treffen, während die KUMARI weiter Kurs auf den Mutara-Nebel hielt. Die Romulanerin funkelte Shran an und sagte scharf und erregt zugleich: „Was fällt Ihnen ein, das Romulanische Reich derart zu hintergehen? Dieser Verrat wird nicht ungesühnt bleiben, das kann ich Ihnen garantieren, General!“ Die andorianischen Offiziere auf der Brücke wurden unruhig, bei ihren Worten, und Commander Talas legte, ganz offen drohend, ihre Hand auf den Kolben ihrer Waffe. General Shran legte Talas vertraulich seine Hand auf das Handgelenk und machte einen Schritt auf Commander Te'Voral zu. „Wenn ich das Wort Verrat je wieder auf meinem Schiff höre, dann werden sie mich einmal richtig wütend erleben, Commander.“ Seine Stimme wurde leiser, dafür sprach er mit mehr Betonung: „Hören Sie, Commander Te'Voral, wenn ein Unternehmen zu glattgeht, dann stimmt da etwas nicht. Ich habe da, seit der Rückkehr auf die KUMARI, ein ganz mieses Gefühl. Mir scheint es fast so, als hätte man uns entkommen lassen wollen.“ „Warum sollten die Terraner das wollen, General?“ Shrans Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Was denken Sie denn, Commander? Te'Voral streckte sich. „Nun, wenn sie uns folgen könnten, ohne dass wir davon etwas bemerken würden, dann würden wir sie direkt zum Ceti-Alpha-System führen. Aber das können sie nicht, denn wir sind getarnt und die Terraner besitzen keine Tarnvorrichtung.“ „Vor zwölf Jahren besaßen sie eine“, konterte Shran heiser. „Mit ihrer Hilfe sind sie in den Raum der Tholians eingedrungen und haben die DEFIANT gekapert.“ „Sie vergessen, dass die ENTERPRISE dabei vernichtet wurde und mit ihr diese verdammte Tarnvorrichtung“, gab Te'Voral zu bedenken. „Und sie hatten keine zweite, sonst hätte man zwei Schiffe zu den Tholians geschickt.“ Shran verschränkte die Hände auf dem Rücken: „Sind Sie sicher?“ Die Romulanerin verzichtete auf eine Antwort aber ihre Miene drückte aus, was sie von Shrans Theorie hielt. Der Andorianer gab ihr einen Wink und schritt mit ihr zur Astrometrik-Konsole. Er rief die Karte des Sektors auf, in den sie gerade einflogen und deutete auf einen Sternennebel. Wir werden durch die Randgebiete dieses Nebels fliegen. Falls ich Recht habe, werden wir das spätestens dort feststellen. General Dheran wird einen ähnlichen Nebel durchfliegen, falls er derjenige ist, den man verfolgt.“ „Und falls Sie falsch liegen? Wie lange wollen Sie durch diesen Nebel kriechen?“ „So lange wie es nötig ist“, schnappte Shran, dem die Art der Romulanerin schwer auf die Nerven ging. „Wir werden den Nebel in etwa zwei Tagen erreichen – dann werden sehen, ob ich paranoid bin, oder ob ich richtig liege.“ Die Romulanerin hatte eine passende Entgegnung auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. In zwei Tagen würde man weitersehen. * * * Imperatrice Hoshi Sato lehnte sich im Sessel des Captains zurück und blickte mürrisch auf den Hauptbildschirm. Seit zwei Tagen folgte die SCHARNHORST der KUMARI, ohne dass sich etwas Nennenswertes ereignet hatte. Schon früher hatte Hoshi solche ereignislosen Phasen während eines Raumfluges gehasst und in all den Jahren war, hatte sich diese Angewohnheit nicht geändert. Langsam begann ihre schlechte Laune auch die Crew auf der Brücke zu erfassen und die Spannung zwischen den Offizieren auf der Brücke war beinahe greifbar. Selbst Jeffrey Gardner, sonst der ruhende Pol der Besatzung, wanderte wie ein gefangener Tiger in der Zentrale auf und ab. Wobei er die verstohlenen Blicke von Vilarai Selas auffing, die sie ihm von Zeit zu Zeit zuwarf. Aber selbst die Gedanken an den warmen, weichen Körper dieser leidenschaftlichen Andorianerin konnte ihn nur unwesentlich aufheitern. Schlecht gelaunt kontrollierte er die Arbeit von T´Lari. Die junge Vulkanierin ließ sich nichts anmerken und kontrollierte weiterhin die Normal- und Subraumfrequenzen. Im nächsten Moment verkündete Commander Selas mit klarer Stimme: „Interstellarer Nebel der Klasse 17 voraus. Die KUMARI hält auf die Randgebiete des Nebels zu. Mit wenigen Schritten war Gardner an ihrer Seite und forderte: „Scannen Sie die Umgebung des Nebels, Commander. Ich will wissen, ob es irgendwelche anderen Schiffe in der Nähe gibt. Wie groß ist der Nebel?“ Die Andorianerin nahm eine Einstellung an der Konsole vor, wobei ihre Hand, wie zufällig, die seine berührte. „Etwa zwei Lichtmonate, Admiral. Ich scanne keine anderen Raumschiffe in dieser Gegend.“ „Danke Commander.“ Gardner warf Selas einen warnenden Blick zu schritt zu seiner Frau. „Was denkst du? Ob sie sich dort verstecken?“ Hoshi blickte nachdenklich zu ihrem Mann auf und meinte grüblerisch: „Wäre nicht unmöglich, aber ich glaube, dass sie dort nur einen Zwischenstopp einlegen. Vielleicht haben sie technische Schwierigkeiten.“ „Schön wäre es“, meinte Gardner zweifelnd und legte seine Hände auf den Rücken. Nach einer Weile nahm er seine Wanderung durch die Zentrale wieder auf. Nach einigen Minuten wandte er sich erneut an Commander Selas: „Wann werden wir den Nebel voraussichtlich erreichen, Commander?“ „Wir erreichen die Außenbereiche in dreiundzwanzig Minuten“, antwortete Selas sachlich. „Die KUMARI wird vermutlich vorher auf Impulsgeschwindigkeit zurückfallen.“ Gardner nickte Commander Selas zu und wandte sich an Lieutenant Steiner. „Passen Sie auf, Mister Steiner. Wenn die KUMARI unter Warp geht dann müssen wir dran bleiben.“ „Aye, Sir“, bestätigte der blonde, schlaksige Mann. An der Taktischen Station bereitete Commander Vilarai Selas, ohne besondere Aufforderung, die Defensiv- und Waffensysteme der SCHARNHORST vor. Obwohl die Andorianerin befürchtete, dass die Defensiv-Systeme im Nebel nicht funktionieren würden. Doch sie hütete sich, aufgrund einer Vermutung das Schiff unnötig in Gefahr zu bringen, indem sie diese Systeme einfach ignorierte. Abwartend beobachtete sie den Admiral bei seiner Wanderung durch die Zentrale und wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihm allein zu sein. Sie vermied jedoch dieses Verlangen zu zeigen, was das anging, würde seine Frau sicherlich keinen Spaß verstehen. Schneller als gedacht kam der Zeitpunkt heran, bis die KUMARI unter Warp ging. Steiner reagierte umgehend und ließ die SCHARNHORST unter Warpgeschwindigkeit fallen. Im Abstand von 25.000 Kilometern folgte der getarnte, terranische Schlachtkreuzer dem andorianischen Kreuzer mit voller Impulsgeschwindigkeit. Dass die terranischen Impulstriebwerke den andorianischen überlegen waren, wurde dadurch deutlich, dass sich der terranische Schlachtkreuzer schnell an das verfolgte Schiff heranschob. An Bord der KUMARI schien man nichts von der Verfolgung bemerkt zu haben, denn das Schiff hielt unverändert auf den Nebel zu. Es wurde immer offensichtlicher, dass der Kreuzer der Rebellen tatsächlich hineinzufliegen gedachte. Auf der SCHARNHORST wandte sich Gardner an seine Frau: „Was diese Bande wohl in dem Nebel zu suchen hat? Vielleicht befindet sich deren Versteck doch dort drinnen.“ „Wir werden es bald feststellen“, entgegnete Hoshi bestimmt. Die seltsame Unruhe ihres Mannes wirkte beinahe ansteckend. So kannte sie Jeff nicht. Der Fleetadmiral schritt zu Namoro Enbara , der angespannt in sein Lesegerät blickte.„Was sagt ihre Spekuliertrichter, Lieutenant-Commander? Gibt es irgendwelche Besonderheiten in der Zusammensetzung des Nebels?“ Namoro blieb konzentriert und antwortete, ohne den Blick von seinen Instrumenten zu nehmen: „Nein, Admiral. Der Nebel besteht überwiegend aus molekularem Wasserstoff. Dazu gibt es Spuren von Helium und Kohlenstoff. Der Nebel ist etwas dichter als gewöhnlich und mit vereinzelten Ballungszentren. Nichts Außergewöhnliches, soweit ich das feststellen kann, Sir.“ „Danke, Mister Enbara.“ Gardner wandte sich ab und schritt zu seiner Frau hinüber. Die Japanerin spürte seine Besorgnis und fragte leise: „Was ist mit dir?“ Gardner sah seine Frau nachdenklich an und antwortete ebenso leise: „Die Instrumente können sagen was sie wollen. Ich spüre, dass irgend etwas nicht stimmt. Ich kann nur nicht sagen, aus welcher Ecke das Unheil auf uns zu kommen wird.“ Erstaunen legte sich über Hoshis Gesichtszüge „Über uns soll das Unheil hereinbrechen? Du vergisst wohl, was für ein Schiff die SCHARNHORST ist.“ Sie deutete auf den Hauptbildschirm, auf dem der Sektor des Weltalls zu sehen war, wo sich die KUMARI befinden musste. „Dieser verdammten, rebellischen Höllenbrut wird bald Hören und Sehen vergehen.“ * * * Seit zwei Minuten war der bläulich-violett schimmernde Interstellare Nebel im Zentrum des Hauptbildschirms der KUMARI nicht mehr in seiner Gesamtheit zu erkennen. General Shran stand neben seinem Wissenschaftsoffizier und erkundigte sich mit heiserer Stimme: „Was geschieht Ihrer Ansicht nach, wenn sich ein Raumschiff durch diesen Nebel bewegt, Lieutenant-Commander Kirim.“ Der hagere andorianische Wissenschaftler blickte Shran neugierig an. Er ahnte, dass der General mit seiner Frage auf einen bestimmten Punkt hinaus wollte. „Nun, es würde zu Verwirbelungen der Wasserstoffmoleküle kommen, General.“ „Natürlich auch bei getarnten Schiffen“, stellte Shran fest. „Könnten Sie solche Verwirbelungen anmessen, oder sichtbar machen?“ Der Wissenschaftsoffizier warf einen schnellen Blick zu Te'Voral, die bei den letzten Worten des Generals neugierig näher gekommen war. Dann konzentrierte er sich wieder auf Shrans Frage und antwortete: „Ja, aber dafür müssten wir ein solches Schiff nahe an uns heran lassen.“ „Wie nahe?“, hakte die Romulanerin neugierig ein. „Etwa zehn Kilometer“, erklärte der Wissenschaftler. „Besser wären nur acht.“ Shran, der sich längst mit einem anderen Thema zu beschäftigen schien, bemerkte geistesabwesend: „Das ist nicht besonders viel, aber wenn wir auf der Hut sind, dann könnte es funktionieren.“ Er blickte grimmig zu Te'Voral, der die Frage: was funktionieren könnte, nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Bevor die Romulanerin eine entsprechende Frage an ihn richten konnte, erklärte Shran: „Wenn wir tatsächlich ein terranisches Kriegsschiff in unserem Kielwasser haben, dann wird es ihm schlecht bekommen. Sie wissen was passiert, wenn wir in diesem Nebel spontan Sauerstoff freisetzen, den Wasserstoffanteil dadurch partiell unter 77% drücken und das Ganze entzünden?“ „Ja, es gibt eine Explosion, die uns bis an das andere Ende der Galaxis befördert“, prophezeite die Romulanerin düster. „Weniger uns, als einen eventuellen Verfolger“, korrigierte der Andorianer grimmig. „Und in dem entstehenden Chaos werden wir uns dann unbemerkt absetzen.“ „Falls wirklich etwas da draußen ist, außer ihrer Paranoia“, versetzte Te'Voral spitz. Sie hatte höflicherweise so leise gesprochen, dass nur der General sie verstanden hatte. Beide wurden abgelenkt, als Kirim meldete: „General, ich habe unsere Scanner justiert und dabei etwas aufgefangen, dass auf ein Objekt schließen lassen könnte, welches die Wasserstoffmoleküle des Nebels, hinter uns, verdrängt.“ „Können Sie die Scanner mit dem Bildschirm koppeln?“, fragte Shran. Der Wissenschaftsoffizier ließ seine Finger mit artistischer Gewandtheit über die Sensortasten seiner Konsole huschen, bevor er nach einem kurzen Moment antwortete: „Einen Moment, General. Ich erhöhe nur die Auflösung und schalte einen Kontrastfilter dazwischen.“ Einige Augenblicke arbeitete Kirim intensiv bevor er Shran einen Wink in Richtung des Hauptschirms gab. Der General machte einige Schritte auf den Hauptschirm zu. Für einige Mikrozyklen geschah scheinbar nichts, außer dass er den Hecksektor sehen konnte. Doch dann zeichneten sich, zuerst nur undeutlich dann immer schärfer werdend, die typischen Umrisse eines terranischen Sternenkreuzers ab. Im ersten Moment glichen die Umrisse der DEFIANT, doch bei näherer Betrachtung erkannte man deutliche Unterschiede. Auch Te'Voral war neugierig näher gekommen und sagte schließlich ungläubig: „Sie hatten Recht, General. Uns ist die gesamte Zeit über ein getarntes Schiff gefolgt. Aber wie kann das sein? Unsere Tarnvorrichtung ist nicht anmessbar.“ Shrans Blick, den er der Romulanerin zu warf, sprach Bände. „Von diesem Irrglauben sollten sie sich verabschieden, Commander. Unterschätzen Sie diese Pinkyhäute nicht. Sie sind also irgendwo da draußen, an Bord eines getarnten Kreuzers.“ Shran wartete keine Antwort der Romulanerin ab, sondern wandte sich zu Commander Viliam. „Wir lassen das Schiff näher herankommen, Commander. Sobald uns das Schiff näher als fünftausend Meter gekommen ist, lassen wir Sauerstoff aus den hinteren Tanks ab. Danach Beschleunigung mit vollem Impuls .“ Während Commander Viliam bestätigte, blickte Shran wieder auf den Hauptschirm. Anhand des Abstandes schätzte er das Schiff auf etwa 300 Meter Länge. Wenigstens 300 Meter! Die Silhouette der Primärhülle wirkte allein durch die Formgebung bedrohlich. „Das ist zweifellos der neue Angriffskreuzer, den die elenden Terraner entwickelt haben. Ich würde was dafür geben, diesen Kreuzer in meinem Verband zu haben“, knurrte Shran finster. „Damit würde ich dieser Schlange von Imperatorin schon einheizen.“ Die Romulanerin begab sich näher zu Shran. „Falls ihr Freund Erfolg hat, dann...“ „Wenn Dheran Erfolg hat!“, unterbrach Thy'Lek Shran Te'Voral laut und funkelte sie ungehalten an. „Ihre negative Wortwahl gefällt mir nicht.“ „Schade“, entgegnete die Romulanerin kühl, hütete sich jedoch den Andorianer weiterhin zu reizen. Sie konzentrierte sich auf die Geschehnisse auf dem Bildschirm. Unaufhaltsam schob sich die Silhouette des terranischen Schiffes, niemand zweifelte daran, dass es sich um ein solches handelte, immer näher heran. Commander Viliam begann die Entfernung laut herunter zu zählen, als das terranische Schiff auf sechstausend Meter herangekommen war. Längst hatte er Verbindung zur Technischen Abteilung aufgenommen. Dort war alles bereit. Statt „Fünftausend“ zu sagen, gab er das Kommando an die Technik, die hinteren Sauerstofftanks auszublasen, während Shran dem Andorianer an der CON zu rief: „Voller Impuls!“ Im nächsten Moment, als der Verfolger die ausgestoßene Gaswolke erreichte, wandte er sich bereits an die Taktik: „Hintere Torpedos – Feuer! Schutzschilde auf Maximum!“ Zwei grellweiße Torpedos verließen die hinteren Torpedorampen und erreichten nur einen Microzyklus später ihr Ziel. Beide Torpedos explodierten beinahe gleichzeitig. Im selben Moment entzündete sich die Knallgasmischung, die durch den Sauerstoff-Ausstoß der KUMARI erzeugt worden war. Die Wirkung übertraf noch Shrans Erwartungen. In einem blau-weißen Feuerball explodierte das Gasgemisch und schien das All selbst in Brand zu setzen. Shran warf sich schnell in den Sitz des Kommandanten bevor die ersten Erschütterungen durch den Kreuzer liefen. Fast gleichzeitig beschleunigte der Steuermann der KUMARI das Schiff auf Warpgeschwindigkeit und ließ die Zone der Vernichtung hinter sich, in der das Feindschiff sein unwiderrufliches Ende gefunden haben musste. Kapitel 4: Belohnungen und Strafen ---------------------------------- General Thy'Ron Dheran stand in der Zentrale der RAKARI und warf einen Blick auf den Hauptschirm. Vor fünf Stunden hatten sie den Satarranischen Raum verlassen, ohne dass sich etwas Nennenswertes ereignet hatte. Nun hielt das Schiff auf einen Stellaren Nebel der Klasse 17 zu. T'Pol, die neben dem Andorianer stand, hatte nicht für nötig erachtet danach zu fragen, was Dheran in diesem Nebel wollte und der andorianische General hatte sich bislang ausgeschwiegen. Sie würde ohnehin erfahren was der Andorianer vorhatte, wenn es soweit war. Also fasste sie sich weiterhin in Geduld und blickte Thy'Ron Dheran, von Zeit zu Zeit, von der Seite an. Für einen Andorianer, so fand die Vulkanierin, besaß dieser verwegene General eine beinahe bewundernswerte Gelassenheit, die sie nur selten bei Vertretern seines Volkes beobachtet hatte. Dann wiederum zeigte er andererseits die beinahe klassischen Eigenschaften eines Andorianers, was ihn in T'Pols Augen noch undurchschaubarer machte, als andere Vertreter seines Volkes. Sie hatte mit diesem Mann geschlafen, und dennoch war sie sich überhaupt nicht sicher, was sie für ihn empfand. Immerhin kannte sie ihn so gut wie gar nicht. Und dennoch war da eine gewisse Verbundenheit zwischen ihnen, eine Verbundenheit, die weit über das hinaus ging, was sie mit ihm geteilt hatte und dass sie sich nicht zu erklären vermochte. Mit Logik schon gar nicht. Logik ist der Beginn – nicht das Ende aller Weisheit. Das waren vielleicht die wichtigsten Worte von Suraks Lehren. Und wenn dies zutraf, hieß das nicht im Umkehrschluss, dass sie hier nach einer emotionalen Lösung suchen musste? Nach einer unlogischen Erklärung. Gerade so, als habe Thy'Ron Dheran ihre Gedankengänge gespürt wandte er sich ihr in diesem Moment, mit einem angedeuteten Lächeln, zu. „Wir fliegen in den Nebel ein, um zu sehen, ob uns Jemand gefolgt ist. Da wir die technischen Spezifikationen dieses neuen, Terranischen Schlachtkreuzers nicht kennen, wäre es theoretisch möglich, dass er über eine uns unbekannte Tarntechnologie verfügt.“ „Die sulibanische Tarnvorrichtung wurde zusammen mit der ISS ENTERPRISE vernichtet“, warf T'Pol sachlich ein. Dheran hatte offensichtlich mit diesem Einwand gerechnet denn er entgegnete prompt: „Können Sie mit Sicherheit sagen, dass es keine zweite Tarnvorrichtung gibt?“ T'Pol wäre sicherlich kaum erstaunt gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass an Bord der KUMARI eine ähnliche Unterhaltung zwischen Te'Voral und Shran stattgefunden hatte. Schließlich führten dieselben Überlegungen, der reinen Logik zufolge, zu denselben Ergebnissen. „Nein“, antwortete sie mit dunkler Stimme wahrheitsgemäß. Sie dachte angestrengt nach und erkannte schließlich: „Sie gedenken, einen theoretischen Verfolger anhand der Partikelverdrängung anzumessen? Was, wenn er nicht den Fehler macht uns zu folgen?“ „Dann verlassen wir den Nebel irgendwo und hängen ihn ab.“ Dherans Argumentation war nicht von der Hand zu weisen. Falls sie wirklich verfolgt worden waren, dann konnte es sich der Verfolger nicht leisten, auf Gut Glück an einem bestimmten Punkt außerhalb des Nebels auf sie zu warten, ohne sie dabei zu verlieren. In den Augen der Vulkanierin leuchtete Anerkennung auf. „Sie überlassen nichts dem Zufall, so wie es aussieht.“ Thy'Ron Dheran trat dicht zu ihr und flüsterte leise: „Sonst würde ich längst nicht mehr leben und hätte keine Gelegenheit gehabt, deinen hübschen Hintern zu retten.“ Laut sagte er: „Das kann ich mir nicht leisten, Lieutenant-Commander.“ T'Pol hob indigniert ihre Augenbrauen an, verzichtete aber auf einen Kommentar. Schweigend beobachteten der andorianische General und die Vulkanierin, wie das Schiff in den Nebel einflog. Dheran gab dem Commander des Schiffes lediglich einen kurzen Wink und Telev wies den Steuermann an den Kurs um zwanzig Grad zu ändern. Gleichzeitig verzögerte das Schiff, und der Taktische Offizier nahm schnell mehrere Modifikationen an den Scannereinstellungen vor. Gespanntes Schweigen senkte sich über die Zentrale der RAKARI. Tiefer und tiefer flog das andorianische Raumschiff in den Nebel hinein, doch auch nach einer Stunde war außerhalb der RAKARI nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Dheran hatte damit begonnen in der Zentrale auf und ab zu wandern wobei er gelegentlich einen fragenden Blick zum Lieutenant an der Taktik hinüberwarf. Doch jedes Mal war eine knappe verneinende Geste die einzige Reaktion der jungen Andorianerin. Dheran gab in der nächsten Stunde mehrmals den Befehl, Richtung und Geschwindigkeit zu wechseln, doch auch danach war nichts Nennenswertes vorgefallen. Schließlich wechselte er mit Telev einen vielsagenden Blick und bestimmte: „Wir verlassen den Nebel und nehmen Kurs auf die Schiffe, mit denen wir verabredet sind.“ Der General schritt zu T'Pol und sagte leise zu ihr: „Ich möchte, dass du mich in meinen Bereitschaftsraum begleitest.“ Die Vulkanierin erwiderte neugierig seinen Blick und folgte ihm. Auf dem Weg zu dem Schott, im hinteren Bereich der Zentrale, begann sie zu ahnen, worüber der Andorianer mit ihr zu reden gedachte. Doch erst als sich das Schott des Bereitschaftsraums hinter ihnen beiden geschlossen hatte, brachte sie die Sprache darauf. „Sie wollen sicher von mir wissen, wo sich die Pläne befinden, General Dheran?“ Thy'Ron Dheran, der sich ihr zu wandte, bedachte sie mit einem fragenden Blick. „Sind wir wieder bei der förmlichen Anrede? Ich muss sagen, für eine Frau, die einem Volk entspringt, dass den Emotionen entsagt hat, hast du einen besonderen Sinn für das Theatralische.“ Die Vulkanierin ließ seinen letzten Satz unkommentiert und meinte stattdessen: „Sie wollen von mir wissen, wo die Pläne der DEFIANT versteckt sind?“ „Nein, ich wollte dir eigentlich einen Heiratsantrag machen“, versetzte der Andorianer ironisch. „Aber dein Vorschlag wäre durchaus überlegenswert.“ Langsam schritt der hochgewachsene Andorianer auf die vulkanische Frau zu und blieb dicht vor ihr stehen. Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen legte er seine Hände an ihre Schultern und blickte sie eindringlich an. „T'Pol, ich kann dich nicht dazu zwingen, mir zu vertrauen. Niemand kann das. Und leider ist das keine Frage der Logik, sondern eine Frage des Gefühls. Ich weiß jedoch, dass selbst du Gefühle hast – spätestens seit gestern. Darum bitte ich dich nun, dich zu entscheiden.“ Die Vulkanierin hielt dem Blick des Andorianers stand. „Habe ich eine Wahl?“ Dherans Hände glitten langsam an den Armen der Vulkanierin hinab zu ihren schlanken Händen. Sanft nahm er sie in seine, ohne T'Pol aus den Augen zu lassen und sagte ruhig: „Ich werde dich nicht dazu zwingen die Rebellion zu unterstützen, wenn du das meinst. Wenn du entscheidest, dein Wissen für dich zu behalten, dann werden wir dich unterwegs absetzen, wo immer du willst und du bist unserer ledig. Dieser Entschluss wäre zwar tragisch für die Rebellion, aber ich würde ihn akzeptieren.“ Thy'Ron Dheran war sich der Tatsache bewusst, wie hoch er im Moment pokerte, denn ein Ablehnen T'Pols konnte man sich keinesfalls leisten. Dennoch sollte die Vulkanierin nicht denn Eindruck gewinnen, er würde ihr die Pistole auf die Brust setzen, sondern ihre Entscheidung frei treffen. T'Pol ihrerseits wusste, dass sie spätestens in einem halben Jahr tot sein würde, wenn sie auf das, für einen Moment sehr verlockende Angebot, ihrer Wege zu gehen, einging. Niemals würde sie den Häschern der Imperatrice entkommen. Das war ihr vollkommen klar. Momentan war sie eine Heimatlose, ohne Familie, ohne Freunde. Dennoch gab es noch etwas, dass sie vom General wissen wollte, bevor sie sich ihm anschloss. Darum fragte sie mit nachdenklichem Tonfall: „Was sind Ihre Intentionen, für den Fall, dass es Ihnen irgendwann gelingen sollte die Macht des Terranischen Imperiums zu brechen? Welche Pläne verfolgen Sie für die unterdrückten Völker?“ Thy'Ron Dheran wich ihrem fragenden Blick nicht um einen Millimeter aus, als er entschlossen antwortete: „Wir würden dafür Sorge tragen, dass von den verdammten Terranern nie wieder eine Gefahr ausgeht. Dazu wäre eine Allianz der freien Völker ein wirkungsvolles Instrument.“ „Du meinst eine Art Föderation, der die Planeten freiwillig beitreten?“ Thy'Ron Dheran registrierte, dass T'Pol in das vertraute Du gefallen war. Etwas näher kommend antwortete er leise: „Ja, das hört sich nach dem an, was mir und Thy'Lek Shran vorschwebt. Eine freie Völkergemeinschaft, ohne Sklaven oder Unterdrückung.“ Die Andorianerin blickte den General prüfend an, bevor sie langsam seine Hände auf ihre Hüften legte und sein Gesicht in ihre Hände nahm. „Und was hast du mit mir vor, wenn die Pläne in euren Händen sind?“ Der Andorianer zog die Frau sanft in seine Arme und sagte rau: „Das liegt an dir.“ Er küsste sie, und T'Pol drängte sich eng an ihn, während sie seinen Kuss leidenschaftlich erwiderte. Dabei überlegte sie, welch ein seltsames Paar sie beide waren. * * * Die RAKARI hatte, mit maximaler Warpgeschwindigkeit, etwas mehr als vier Tage gebraucht um den Rendezvous-Punkt zu erreichen, an dem vier weitere Kampfkreuzer der KIR´TA´SHAN-Klasse, im Ortungsschatten eines roten Riesensterns, warteten. Wie auch die KUMARI und die RAKARI verfügten diese vier Kreuzer über leistungsgesteigerte Phaserkanonen und verbesserte Torpedos. Außerdem waren ihre Schilde um 10% effizienter, als zuvor. Dheran, der von T'Pol die Koordinaten des Verstecks erhalten hatte, setzte zusammen mit der Vulkanierin und seinem Navigator einen komplizierten Anflugkurs auf das betreffende, namenlose System, das keinen Klasse-M Planeten aufwies. Eine weitere Tarnmaßnahme. Danach waren die fünf Kreuzer aufgebrochen. Da die übrigen vier andorianischen Kreuzer keine Tarnvorrichtung besaßen, fiel dieser taktische Vorteil nun aus. Von daher wendeten die Kommandanten der Kreuzer das so genannte Sonnenspringen an, ein nicht ganz ungefährliches Manöver, bei dem sie nahe einer Sonne auf Impulsgeschwindigkeit zurückfielen, in deren Ortungsschatten eintauchten und von dort aus, nach einem Orientierungsmanöver wieder auf Warp gingen. Die Gefahr, dabei von einer Sternenprotuberanz erwischt zu werden, war jederzeit gegeben. Eine solche Kollision hätte die sofortige Vernichtung des entsprechenden Schiffes zur Folge gehabt, denn kein Energieschild hätte einem solchen Plasma-Ansturm länger als wenige Sekundenbruchteile standgehalten. Einmal orteten die Langstreckensensoren der RAKARI einen imperialen Kriegsschiffverband von neun Einheiten, doch die andorianischen Schiffe wurden nicht bemerkt. Trotzdem zeigte dieses kleine Intermezzo, dass man äußerst vorsichtig sein musste. Nach acht weiteren Tagen hatten die fünf Kreuzer ein Sonnensystem erreicht, dass in unmittelbarer Nachbarschaft des Zielsystems lag. Zwölf Stunden lang verblieben die Schiffe in diesem System und nahmen umfangreiche Langstreckenortungen vor. Nachdem diese Scanns nichts erbrachten, gab Thy'Ron Dheran den Befehl den Zielplaneten anzufliegen. Auch jetzt war der Andorianer nicht bereit unnötige Risiken einzugehen. Die fünf andorianischen Kreuzer gingen nahe der orangen Sonne unter Warp und scannten das System erneut zwei Stunden lang. Erst, als auch diese Scanns negativ verlaufen waren, flogen die Kreuzer den Planeten an, auf dem jener Tellarit, dem T'Pol die Pläne anvertraut hatte, die Pläne versteckt hatte. Wenig später beamten Dheran und T'Pol, in klobig wirkenden, andorianischen Raumanzügen auf die Oberfläche des fünften Planeten, der von einer dichten Chlorgas-Atmosphäre umgeben wurde. Von einem schroffen Felsenhügel blickten sie auf eine karge Geröllebene hinunter. Zu ihrer rechten befanden sich drei steil emporragende Felsnadeln, die in der dichten, gelblich-grünen Atmosphäre nur schemenhaft zu erkennen waren. Die Vulkanierin verzichtete darauf, über Helmfunk Kontakt mit General Dheran aufzunehmen, sondern gab ihm lediglich ein Handzeichen und deutete dann zu der markanten Felsformation hinüber. Während sie sich auf den Weg zu den Felsnadeln machten, die nicht weiter als einhundert Meter entfernt sein konnten, dachte Dheran daran, wie mühsam es gewesen wäre, mit einer Fähre hier einen geeigneten Landeplatz zu finden. Dank des erbeuteten, terranischen Transporters hatten sie sich diesen umständlichen Weg ersparen können. Durch die Hülle des zur Hälfte transparenten Helmes blickte Dheran zu seiner Begleiterin. In ihren Augen schimmerte in diesem Moment ein beinahe fanatisches Feuer, und fast erschien sie ihm in diesem Moment eher wie eine Romulanerin, denn eine Vulkanierin, auch wenn der nachtblaue Raumanzug diesen Eindruck etwas schmälerte. T'Pol schien seine Blicke nicht bemerkt zu haben. Immer schneller werdend legte sie die letzten Meter zurück, wobei sie auf die linke der drei Felsnadeln zu hielt, welche die kleinste war. Der Andorianer überlegte, dass T'Pol zumindest bereits einmal hier gewesen sein musste. Wie sonst hätte sie dem Tellariten das Versteck nennen, und später zielsicher wiederfinden können? Er beobachtete T'Pol dabei, wie sie eine Weile an der Felsnadel empor blickte, während sie langsam um sie herum ging. Dann blieb sie abrupt stehen und deutete auf einen Spalt im Felsen, der sich in etwa vier Metern Höhe befand. „Dort ist es“, gab sie über Helmfunk Auskunft und machte sich vorsichtig daran die poröse Felsnadel zu erklimmen, was in dem Anzug alles andere als grazil wirkte. Thy'Ron Dheran war für einen Moment versucht ihr zu helfen, doch dann beschränkte er sich darauf die Vulkanierin bei ihrem Unterfangen zu beobachten. Sie würde bestimmt nicht amüsiert darauf reagieren, wenn sie merkte, dass er ihr einen Aufstieg von wenigen Metern nicht allein zutraute. Trotz des Handicaps hatte sie den Spalt in weniger als zwei Minuten erreicht und tastete vorsichtig, mit ihren behandschuhten Fingern, hinein. Dheran hielt unwillkürlich den Atem an, bis T'Pol nach einigen endlos erscheinenden Augenblicken ihre geschlossene Hand herauszog. In ihren Fingern hielt sie ein versiegeltes, rechteckiges Metalletui, dass der Tellarit wohl zum Schutz des Datenträgers benutzt hatte. Als die Vulkanierin wieder bei ihm war, veränderte der General an seinen Handgelenkkontrollen die Frequenz seines Helmsenders um die RAKARI zu rufen. Keine Antwort. Er kontrollierte die Frequenz und wiederholte dann den Anruf. Nichts. Der Empfang kam nicht zustande. Schnell schaltete er wieder um und blickte dabei in das fragende Gesicht der Vulkanierin, die spürte, dass etwas nicht so war, wie es hätte sein sollen und erklärte düster: „Ich befürchte, es gibt Probleme.“ * * * Chaos herrschte um die ISS SCHARNHORST herum. Als sich auf dem Hauptschirm ein blau-weißer, blendender Feuerball aufblähte, rief Hoshi Sato reaktionsschnell, mit überschlagender Stimme: „Hart Steuerbord, Mister Steiner! Bringen Sie uns hier heraus!“ Gleichzeitig rief Fleetadmiral Jeffrey Gardner Commander Selas zu: „Schutzschilde auf Maximum!“ Bereits im nächsten Moment erwischten die Ausläufer der gewaltigen Explosion das Schiff und rüttelten es, trotz auf Volllast laufenden Trägheitsdämpfern, so stark durch, dass sich die Besatzung am Inventar festhalten musste. „Schilde funktionieren in diesem Nebel nicht!“, meldete Vilarai Selas von ihrer Station. Eine geradezu unnatürliche Ruhe schien die Andorianerin überkommen zu haben. Obwohl Steiner sofort reagiert hatte und das Schiff mit Notwerten beschleunigte, um dem, von der KUMARI entfesselten, Inferno zu entkommen, schaffte er es nicht ganz. Ein Plasma-Ausläufer erwischte die linke Warpgondel. Zum Glück nur tangential, sonst wäre sie vermutlich in zwei Hälften zerbrochen. Aber auch so reichte der Treffer voll und ganz, um eine Energieüberladung in einem der beiden Warpkerne zu verursachen und es war lediglich dem Chefingenieur zu verdanken, der sofort die Hauptenergie herunterfuhr und beide Kerne isolierte, dass es nicht zu einer Katastrophe kam. Dennoch reichte die Überladung, zusammen mit der kinetischen Energie der Schockwelle innerhalb des Nebels, aus, um den Schlachtkreuzer für die nächsten Stunden fluguntauglich zu machen. Überall auf dem Schiff gab es Verletzte und es kam fast einem Wunder gleich, dass, ob der fürchterlichen Explosion, niemand zu Tode kam. Auf der Brücke rissen mehrere Plasmaleitungen und Teile der Wandverkleidung sirrten wie Geschosse durch die Luft. Jemand schrie schmerzerfüllt auf. Funken regneten auf die Brückenbesatzung herab und weißer Dampf strömte in den Kontrollraum. Die Beleuchtung begann zu flackern, bevor sie schließlich komplett ausfiel. Im nächsten Moment wurde die Notbeleuchtung aktiviert und tauchte die Brücke in gespenstisch rötliches Dämmerlicht. Die Atmosphärenfilter sprangen an und begannen, den Qualm abzusaugen. Jeffrey Gardner, der zu Boden gestürzt war, rappelte sich vom Boden auf, nachdem das Schiff einigermaßen zur Ruhe kam, und steuerlos durch den Nebel driftete. Er versicherte sich mit einem schnellen Blick zu seiner Frau, dass ihr nichts passiert war und wandte sich Selas zu. „Statusbericht Commander!“ Mit rauchiger Stimme meldete Vilarai Selas: „Keine strukturellen Schäden an der Schiffshülle. Die linke Warpgondel wurde jedoch durch einen Plasmatreffer stark in Mitleidenschaft gezogen – selbst eine provisorische Reparatur wird mindestens 12 Stunden benötigen. Ein, durch eine Überladung, mittlerer Schaden an einem der beiden Warpkerne. Tarnvorrichtung ist ausgefallen. Phaser zurzeit inaktiv – werden momentan reaktiviert. Impulsantrieb springt soeben an. Überall auf dem Schiff werden Verletzte gemeldet.“ Gardner spürte etwas Warmes über seine Stirn rinnen. Erst jetzt merkte er auch einen stechenden Schmerz. Einer der Wandverkleidungssplitter hatte wohl seine Stirn gestreift und dabei eine, zum Glück nicht sehr tief gehende, Risswunde verursacht. Mit dem Ärmel seiner Uniform das Blut abtupfend, bewegte er sich, mit langsamen Schritten, zu der Andorianerin. Dicht vor ihr blieb er stehen und funkelte sie wütend an. „Gab es zuvor Anzeichen, dass der Nebel unsere Defensivsysteme beeinträchtigen könnte?“ Die Andorianerin blickte leicht verwundert in das vor Wut verzerrte Gesicht des Mannes, den sie liebte. „Nein, Admiral. Ich hatte lediglich einen vagen Verdacht.“ „So, Sie hatten einen Verdacht!“, tobte Gardner weiter. Schön dass ich jetzt auch davon erfahre, Commander!“ „Bei allem nötigen Respekt, aber nicht ich hatte das Kommando über...“ Weiter kam Vilarai Selas nicht. Bei ihren letzten Worten hatte Jeffrey Gardner blitzschnell seinen Dolch gezogen, und ihn in den Bauch der Andorianerin gerammt. Noch während Commander Selas den Fleetadmiral ungläubig anblickte, zog er den Dolch wieder aus ihrem Körper und hielt ihn, mit der Doppelspitze voran, dicht unter ihr linkes Auge. Dabei zischte er gefährlich leise: „Wagen Sie nie wieder die Imperatrice in der Öffentlichkeit zu kritisieren, Commander, oder es war das letzte Mal, dass sie etwas gesagt haben.“ Die Andorianerin schwankte etwas, bevor sie stöhnend in die Knie ging. Gardner gab einer der Wachen, an den Turboliften, einen Wink. „Bringen Sie Commander Selas auf die Krankenstation.“ Während der bullige Soldat Selas fortschaffte übernahm ein hagerer Lieutenant die Taktische Konsole. Gardner wischte den Dolch an seinem, ohnehin schon besudelten, Uniformärmel ab, steckte ihn ein und schritt zu Hoshi hinüber. Die Japanerin hatte bereits einen Sanitäter auf die Brücke beordert, um die Leichtverletzten behandeln zu lassen. Sie selbst hatte nichts abbekommen. Jeffrey Gardner überlegte für einen kurzen Augenblick, ob seine Frau einen besonderen Schutzengel haben mochte. In ihren Augen funkelte eine Mischung aus echter Liebe für ihn und einer diabolischen Genugtuung, weil er nicht gezögert hatte eine Frau, mit der er gelegentlich das Bett teilte, dafür zu bestrafen, dass sie Kritik an ihrer Person geübt hatte. Dieser so besondere Ausdruck in ihren Augen machte sie, für Gardners Geschmack, um so begehrenswerter. Sie hauchte ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und meinte: „Du solltest den Riss an der Stirn behandeln lassen, Jeff.“ „Wenn alle anderen versorgt sind“, entgegnete der Fleetadmiral bestimmt. Dann blickte er seine Frau an und meinte verdrießlich: „Deinen Plan kannst du wohl vergessen.“ Hoshi Sato grinste ihn, spitzbübisch zwinkernd an, und Jeffrey, der seine Frau gut kannte, wusste in diesem Moment, dass sie noch ein Ass im Ärmel hatte. Darum meinte er: „Also heraus mit der Sprache: Welchen Trumpf hast du in Reserve?“ Bevor Hoshi auf die Frage ihres Mannes antwortete, wandte sie sich an den derzeitigen Taktischen Offizier und wies ihn an: „Achten Sie auf die Subraum-Frequenzen im Theta-Band, filtern sie das Hintergrundrauschen nach Codeschlüssel Omikron-5 heraus, und zeichnen Sie alles auf, was auf diesem Band hereinkommt.“ Danach wandte sie sich wieder ihrem Mann zu und flüsterte verschwörerisch: „Ich habe uns eine Versicherung verschafft, dass dieses Unternehmen erfolgreich verläuft, bevor es begann. Langsam solltest du doch wissen, dass ich nichts dem Zufall überlasse.“ Sie drückte noch einmal sanft seinen Arm, bevor sie meinte: „Übernimm du das Kommando. Ich möchte mich im Schiff umsehen und die Schäden überprüfen. Jeffrey Gardner, der zuvor die Blicke bemerkt hatte, die sie Vilarai Selas zu geworfen hatte, und die bi-sexuelle Neigung seiner Frau kannte, machte sich seinen eigenen Reim auf ihre Worte und nickte grinsend. „Viel Spaß.“ Ein gespielt finsterer Blick war die Antwort der Imperatrice, als sie sich abwandte. Am Turbolift schlossen sich automatisch ihre beiden Leibwächter an, und während sie zu dritt im Turbolift verschwanden, fragte sich Jeffrey Gardner, ob sie eines Tages mit einem von ihnen ins Bett steigen würde. Allzu viel Gedanken machte er sich darüber jedoch nicht, denn letztlich würde derjenige für das kurze Vergnügen teuer bezahlen. Der Sanitäter, eine junge, wohl proportionierte Denobulanerin, mit ausgesprochen hübschen Gesichtszügen, hatte mittlerweile die Versorgung der Crew beendet, und wandte sich nun ihm zu, als er sich gerade im Sessel des Captains niederließ. Mit etwas scheuem Lächeln trat sie dicht an ihn heran, wobei es durchaus Zufall sein konnte, dass eine ihrer schwellenden Brüste sich sanft an seine rechte Wange drückte. Während sie den Riss an seiner Stirn versiegelte, berührte seine Hand unauffällig ihre nackte Haut an der Hüfte, und sie gab dabei ein leises Gurren von sich, dass nur der Admiral hören konnte. Als sie fertig war bewegte sie sich fast widerstrebend von ihm weg, und ihre tiefblauen Augen blitzten dabei verlangend. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Admiral?“ Gardner bedankte sich, mit einem Zwinkern und antwortete leise: „Darüber sprechen wir heute Abend, Crewman.“ Während sich die Denobulanerin, mit verlegener Miene, von der Brücke entfernte, wusste Gardner wer sein nächstes Opfer werden würde. * * * Hoshi Sato verschaffte sich tatsächlich zunächst einen Überblick über die Schäden auf dem Schiff, bevor sie sich, zusammen mit den beiden Wächtern zur Krankenstation des Schiffes begab. Sie wies die Wachen an, vor dem Eingang der Krankenstation zu warten, und kam gerade zurecht um mitzubekommen, wie die Chefärztin des Schiffes gerade die Operationsnarbe am flachen Bauch der Andorianerin versiegelte. Sie wandte sich an die Ärztin des Schiffes, Commander Carolina von Hartenstein: „Wie geht es ihr?“ „Ich habe die Blutungen gestoppt und die Wunde gerade versiegelt. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Schweren Dienst sollte der Commander in den nächsten zwei Tagen allerdings nicht tun.“ Hoshi nickte der etwas beleibten, fast mütterlich wirkenden, Terranerin, mit den flammend roten Haaren, zu. Wer sie näher kannte, der wusste, dass dieser Eindruck trügerisch war. Dann wandte sie sich an Commander Selas: „Sie werden vorerst ihr Quartier aufsuchen und sich erholen. Ich werde Sie begleiten.“ Die Andorianerin blickte Hoshi Sato verwundert an. Das war mehr als ungewöhnlich. Ihre Antennen richteten sich aufmerksam vor. Gemeinsam mit der Imperatrice verließ sie die Krankenstation. Die beiden Leibwächter schlossen sich unaufgefordert an. Beide waren wahre Hünen und schon seit einigen Jahren in dieser Position. Dabei unbedingt verlässlich und, was beinahe noch wichtiger war, absolut verschwiegen. Vor dem Quartier der Andorianerin angekommen wies Hoshi die Wachen an vor dem Schott auf sie zu warten und meinte zu Vilarai Selas: „Wir zwei haben etwas unter vier Augen zu besprechen, Commander.“ Weitere Alarmsirenen ertönten in Vilarais Innern und sie überlegte fieberhaft, was die Imperatrice von ihr wollen könnte. Sie beschloss auf der Hut zu sein. Hoshi Sato wartete bis sich das Schott hinter ihnen beiden geschlossen hatte, bevor sie langsam auf die Andorianerin zu schritt. Mit einer so fließenden Bewegung, dass sie selbst Commander Selas überraschte, griff die Japanerin blitzschnell an die Hüfte der Andorianerin und zog den Dolch aus dem Halfter. Sie betrachtete ihn sinnend, bevor sie ihn auf den Tisch warf. Danach trat sie noch etwas dichter an die Andorianerin heran, so dass sie den herb-süßlichen Duft ihrer blauen Haut wahrnehmen konnte. „Ich weiß, dass du ein Liebchen meines Mannes bist“, eröffnete die Japanerin ihr mit heiserer Stimme. „Jeff und ich haben keinerlei Geheimnisse vor einander und wir lassen uns gegenseitig alle nötigen Freiheiten in unserer Ehe.“ Bei ihren letzten Worten zog sie ihren eigenen Dolch. Sie griff in das dichte, lange Haar der Andorianerin und zog ihren Kopf langsam aber nachdrücklich nach hinten. Dabei fuhr sie mit der Doppelspitze des Dolches über die Haut unter dem linken Auge der Andorianerin und von dort aus über die Halsschlagader, ohne sie dabei zu verletzen. „Normalerweise ist mir egal mit wem Jeff sich temporär amüsiert, aber du andorianisches Flittchen hast mein Interesse geweckt.“ Hoshi ließ die Haare der Andorianerin wieder los, griff dafür den Magnetverschluss ihrer, den Bauch frei lassenden, Uniformjacke und öffnete ihn langsam. Als sich die nachtblaue Jacke vor Vilarais Brust teilte, schob die Japanerin ihre Linke, zur Verwunderung der Andorianerin, unter die Jacke. Da Vilarai Selas kein Bustier, oder Ähnliches, darunter trug, legten sich die schlanken Finger der Imperatrice auf ihre nackte Brust. Hoshi Sato gab ein leises, gurrendes Geräusch von sich, als sie die seltsam glatte Haut der Andorianerin spürte und sie zog sacht, mit Daumen und Zeigefinger, an der langsam steif werdenden Knospe ihrer Brust. Mit einem Blick der eine geradezu unheimliche Gier zum Ausdruck brachte, blickte sie in Vilarais Augen und meinte, mit kehliger Stimme: Das scheint dir zu gefallen, nicht wahr?“ Die Andorianerin antwortete nicht, aber das leichte Anspannen ihres Körpers verriet der Japanerin genug. Hoshi Sato steckte ihren Dolch ein und schob dann, mit sanftem Nachdruck, Vilarais Uniformjacke über deren Schultern, an den Armen nach unten. Danach trat sie einen Schritt zurück, zog ihre eigene Jacke aus und das Bustier, welches sie darunter trug, ohne die Andorianerin dabei aus den Augen zu lassen. Die nackten, straffen Brüste der Andorianerin, mit den dunkelblauen Knospen, elektrisierten sie förmlich. Wieder dicht an die Andorianerin herantretend, nahm sie deren Hände und legte sie sich um ihre schlanken Hüften, bevor sie die Arme um den nackten Oberkörper der Andorianerin legte und sich an sie schmiegte. Als sie ihr Gesicht dem von Vilarai entgegenstreckte, bemerkte sie, wie die Andorianerin leicht zurückwich. Mit ernstem Blick fauchte sie: „Wenn du meinen sexuellen Appetit nicht ebenso befriedigst, wie den von Jeff, dann werde ich dich, an den Haaren, nackt durch das Schiff schleifen lassen und jedem Mann an Bord befehlen, dich zu nehmen. Hast du verstanden?“ Die Andorianerin nickte mit funkelnden Augen. Sie bezweifelte nicht, dass die Imperatorin ihre Drohung wahr machen würde, wenn sie sich widersetzte und sie zu töten war keine Option, denn sie selbst würde kurz darauf sterben. Doch sie hatte vor noch viele Jahre zu leben. Aber wollte sie sich überhaupt widersetzen? Ein Teil von ihr sagte Ja, während ein anderer Teil vehement Nein rief. Noch während dieser Überlegungen legten sich die Lippen der Imperatrice auf ihre und beinahe von selbst öffnete sich ihr Mund, um den Kuss der Menschenfrau zu erwidern. Sie wunderte sich dabei über das verlangende Kribbeln, tief in sich. Zuerst sanft dann verlangend küsste sie die Japanerin und presste den gertenschlanken Körper der Imperatrice fest gegen ihren. Als sich Hoshi Sato schließlich von Vilarai löste, lächelte sie die Andorianerin verschmitzt an und meinte: „Kein Wunder, dass Jeff sich mit dir eingelassen hat. Küssen kannst du jedenfalls.“ Sie blickte hinüber in den angrenzenden Bereich, wo sie das Bett erkannte, nahm die Hände der Andorianerin und sagte, beinahe flüsternd: „Komm...“ * * * Die wohlproportionierte Außerirdische schrie auf dem Höhepunkt ihrer Lust, langgezogen und im höchsten Diskant, wobei sich ihr gesamter Körper, für einen Moment, förmlich verkrampfte. Dann löste sich die Spannung ihrer Muskeln und sie brach fast auf dem Lager des geräumigen Quartiers zusammen. Für einige Sekunden fast ohnmächtig umschlang sie, mit Armen und Beinen, den menschlichen Körper über sich und keuchte dabei atemlos: „Das war... wunderbar... Fleetadmiral...“ Jeffrey Gardner, der fast gleichzeitig mit der Denobulanerin gekommen war, bewegte sich sanft in ihr und gab ächzend zur Antwort: „Ja das war es in der Tat, Crewman Flirin.“ Er beugte sich hinunter und küsste die splitternackte Denobulanerin sanft auf die vollen Lippen. Da Denobulaner und Menschen, trotz der äußeren Gemeinsamkeiten, genetisch nicht kompatibel miteinander waren, musste er sich keine Gedanken um Verhütung machen. Einer der Vorteile bei intimen Interspezies-Beziehungen. Eine halbe Stunde nachdem Hoshi von der Brücke verschwunden war hatte er das Kommando an den Zweiten Offizier übergeben und Crewman Flirin, unter einem fadenscheinigen Vorwand, in eines der beiden Gästequartiere kommen lassen. Zunächst war Flirin etwas scheu gewesen und Gardner hatte schon geglaubt die Zeichen des Mädchens, von gerade einmal zwanzig irdischen Jahren, falsch interpretiert zu haben. Doch es war lediglich der Luxus innerhalb des Quartiers gewesen, der sie etwas eingeschüchtert hatte. Neben seiner männlichen Ausstrahlung. Gardner war ganz und gar Gentleman gewesen und hatte für sie beide zuvor einige Leckerbissen und Süßigkeiten kommen lassen, welche die Denobulanerin für Gewöhnlich nie zu sehen bekam. Dazu einen Grünen Tokajer. Bei Kerzenlicht hatten sie gespeist, bevor Jeffrey dem Mädchen, nach einigen Gläsern des erlesenen Weines, versucht hatte einen altmodischen, irdischen Tanz beizubringen. Beide hatten sich bei dem entstehenden Chaos aus Armen und Beinen beinahe ausgeschüttet vor Lachen und schließlich war es der Admiral gewesen, der, wie hätte es auch anders sein können, das Kommando übernommen, und die Denobulanerin langsam, nach und nach, entkleidet hatte. Nachdem Flirin endgültig ihre Hemmungen abgelegt hatte, waren sie schließlich beide splitternackt im Bett gelandet und hatten sich, beinahe zwei Stunden lang, geliebt. Wobei der Admiral, mit der Erfahrung eines Enddreißigers, die junge Frau beinahe in den Wahnsinn getrieben hatte, bevor sie beide Entspannung fanden. Flirin erwiderte den Kuss des Admirals, wobei sie sich noch immer, wie eine Ertrinkende, an ihn klammerte. Nur zögerlich gab sie ihn wieder frei und legte ihre Arme über den Kopf auf das weiche Lager. Genießerisch schloss sie die Augen und genoss die Liebkosungen des Mannes, der gleichzeitig ihr höchster Vorgesetzter war. Doch daran dachte das Mädchen momentan nicht. Hier und jetzt genoss Flirin den Augenblick. Die ernste Stimme des Admirals holte sie in die Wirklichkeit zurück: „Du bist dir im Klaren darüber, Flirin, dass Diskretion in dieser Angelegenheit angebracht ist. Es würde mir leid tun, ein so hübsches, junges Ding dem Tode überantworten zu müssen, wenn es sich als geschwätzig erweisen sollte. Haben wir uns in dieser Hinsicht ganz klar verstanden?“ Flirin blickte Gardner mit einer Mischung aus Respekt und Unruhe an und erwiderte eingeschüchtert: „Ja, Admiral.“ Der Fleetadmiral nickte zufrieden. „Solange du mich nicht langweilst, soll es dir an nichts fehlen. Es liegt also ganz bei dir, wie sich deine Zukunft gestaltet.“ Als Antwort auf seine Worte drängte sie ihren geschmeidigen Körper an ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Leise flüsterte sie: „Ich werde dich nicht enttäuschen, Admiral...“ Schrille Schreie des Mädchens erfüllten das Quartier als Gardner in sie eindrang, ihren Kopf an den Haaren nach hinten zerrte und sie erneut nahm; diesmal hart, fast brutal. * * * Als Jeffrey Gardner etwa eine Stunde später sein Quartier aufsuchte, das er gemeinsam mit seiner Frau bewohnte, kam ihm Hoshi, in Begleitung ihrer beiden Leibgardisten, von der anderen Seite des Ganges entgegen. Wissend zwinkerte sie ihm zu, sagte jedoch nichts, solange sie in Begleitung der beiden Gardisten war. Erst nachdem sich das Schott hinter ihnen beiden geschlossen hatte meinte die Japanerin anzüglich: „Verrätst du mir, wer dein neues Opfer ist?“ Der Admiral legte einen Arm um die Hüften seiner Frau und zog sie fest zu sich heran. „Wenn du mir deines verrätst...“ Hoshi grinste breit und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Lass es mich so formulieren: Du bist nicht mehr der einzige von uns beiden der weiß in welche Richtung sich die Antennen einer Andorianerin biegen, wenn sie kommt.“ Jeffreys Lächeln verlor sich. „Ich hoffe, sie lebt noch. Neben ihren weiblichen Vorzügen ist sie nämlich ein erstklassiger Erster Offizier.“ Hoshi blickte ihren Mann prüfend an, und ein Hauch von Spannung lag in der Luft, als sie leise fragte: „Liebst du sie etwa?“ Der Admiral legte nun auch seinen zweiten Arm um seine Frau und antwortete ernsthaft: „Du weißt doch genau, dass du die einzige Frau bist die ich wirklich liebe.“ Er küsste sie und als sie sich nach geraumer Weile voneinander lösten, antwortete Hoshi auf die Frage ihres Mannes: „Keine Sorge. Ich habe deinem kleinen Flittchen kein Haar gekrümmt. Und nun sag: Wer war dein Spielzeug?“ „Die kleine, denobulanische Sanitäterin – ein etwas naives, aber hübsches, Ding. Sehr begeisterungsfähig und lernbegierig. Ein netter Zeitvertreib zwischendurch.“ Er warf einen Blick zum Chronographen und meinte dann: „Der Chefingenieur informierte mich, bevor ich die Brücke verließ, dass wir in frühestens acht Stunden wieder auf Warpgeschwindigkeit gehen können. Außerdem ist die Tarnvorrichtung irreparabel beschädigt worden. Schlechte Aussichten.“ Seine Frau blickte mit spöttischer Miene zu ihm auf und grinste diabolisch. „Im Gegenteil: Alles entwickelt sich genau so wie ich es wollte, Jeff. Mittlerweile solltest du wissen, dass ich mich nicht mit dem Gewöhnlichen abgebe.“ Sie amüsierte sich über den etwas verwunderten Ausdruck auf dem Gesicht ihres Mannes, bevor sie erklärte: „Die beiden Generale werden sich nun ganz sicher fühlen, die Pläne holen und danach ihren Stützpunkt aufsuchen. Aber sie wissen nicht, dass wir jemanden in ihren Reihen haben. Und dieser Jemand wird uns das Ziel der beiden blauen Teufel verraten. Und dann, Jeffrey, werden diese beiden Andorianer und diese törichte Rebellion schon bald Geschichte sein. „Erzählst du mir auch, wer es ist, der uns zum Versteck der Rebellen leitet?“ Hoshi drängte sich verlangend an ihn und hauchte: „Ja, aber zuerst werden wir zwei die Zeit nutzen, die wir haben, bis das Schiff wieder voll einsatzbereit ist.“ Damit zog sie ihn sanft mit sich, in Richtung Schlafraum. Jeffrey Gardner folgte ihr willig und fragte sich dabei, was mit dem zweiten Andorianerkreuzer passiert sein mochte. * * * Kaum waren Dheran und T'Pol von Bord gebeamt worden, als die Scanner der RAKARI eine Gruppe von drei terranischen Raumschiffen ortete, die in der Nähe des Systems unter Warp gingen. Commander Telev wusste, dass die andorianischen Scanner eine etwas größere Reichweite besaßen, als die der Terraner und tat das taktisch klügste. Er befahl, in Abwesenheit des Generals, den Rückzug der fünf Schiffe in den Ortungsschutz der orangen Sonne, um nicht die Aufmerksamkeit der terranischen Schiffe auf das zu lenken, was sich auf dem Planeten abspielte. Wegen der Funkortung verzichtete er darauf den General zu informieren. Und selbst wenn Dheran versuchte von sich aus Kontakt mit der RAKARI herzustellen konnte er kaum von den terranischen Einheiten bemerkt werden, da die Reichweite seines Helmsenders gerade ausreichte, ein Schiff im Standard-Orbit zu erreichen. Falls die Schiffe den Planeten anfliegen sollten hatte er immer noch die Option die Terraner zum Kampf zu stellen. Doch zunächst galt es sich unauffällig zu verhalten. Während die fünf Schiffe in einen gefährlich engen Orbit um den Stern dieses Systems einschwenkten, fragte sich Telev, was die Terraner ausgerechnet in diesem System suchten. War es Zufall, dass sie ausgerechnet jetzt hier auftauchten? Noch konnten die andorianischen Schiffe nicht gescannt werden, doch das konnte sich schnell ändern. Telev machte sich deswegen jedoch keine Sorgen. Die fünf Kreuzer waren gefechtsklar. Er wollte ein Gefecht zwar um jeden Preis vermeiden, um keine Aufmerksamkeit auf den Verband zu lenken, aber im Notfall würde man den Imperialen schon zeigen, was diese Kreuzer zu leisten imstande waren. Angespannt stand er neben der Taktischen Konsole und schaute auf die Instrumente. „Commander, ich habe die Schiffstypen der Terraner analysiert. Eines der Schiffe entspricht der neuen Schlachtkreuzer-Klasse. Die anderen beiden Schiffe sind Leichte Kreuzer der NV-KLASSE“, meldete die Andorianerin, neben ihm. „Die Schiffe drehen ab auf den ersten Planeten. Telev trat einen Schritt vor und prüfte die Anzeigen der Taktik. Für einen Moment schien er überrascht zu sein, dann entschied er: „Wir warten zunächst ab, und beobachten, was die drei Schiffe hier wollen. Melden Sie mir, wenn die Schiffe Kurs auf den fünften Planeten nehmen sollten.“ Die Andorianerin nickte bestätigend und behielt die Anzeigen scharf im Auge. Währenddessen nahm Telev im Sessel des Commanders Platz und blickte nachdenklich auf den Hauptschirm, der einen Teil der Sonnenphotosphäre zeigte. Seine Gefühle waren Zwiespältig: Einerseits brannte er darauf diese drei Raumschiffe aus dem Kosmos zu fegen – andererseits konnte der Verband keine Aufmerksamkeit durch die Terranisch-Imperiale Kriegsflotte gebrauchen. Langsam tickten die Mikrozyklen herunter und nach einer Weile spürte Telev, dass er langsam unruhig wurde. Als die Nerven des andorianischen Commanders beinahe zum Zerreißen angespannt waren, drang die Stimme des Taktischen Offiziers in seine Überlegungen und ließen ihn förmlich aus dem Sessel heraus schießen. „Commander, die drei Schiffe haben auch den zweiten Planeten gescannt und fliegen nun den fünften an, da der dritte und vierte auf der anderen Seite der Sonne stehen und sich weiter von den beiden Planeten entfernt befinden.“ Telev traf seine Entscheidung ohne zu zögern. „Signal an die vier anderen Kreuzer, Lieutenant. Wir greifen an!“ Kurz darauf verließen fünf andorianische Schwere Kreuzer den Ortungsschatten der Sonne und hielten, in geschlossener Angriffsformation, Kurs auf die drei imperialen Kriegsschiffe… Kapitel 5: Illusion und Wirklichkeit ------------------------------------ General Thy'Lek Shrans grau-blaue Augen funkelten beinahe belustigt, als Te'Voral förmlich explodierte. Fast feindschaftlich stand die Romulanerin dem Andorianer, in seinem Bereitschaftsraum, gegenüber; ihre Hände zu Fäusten geballt. Sie herrschte ihn mit überschlagender Stimme an: „Was soll dieses Verwirrspiel von Ihnen und General Dheran?! Ich dachte, wir haben eine Abmachung?! Was Sie und Ihr Freund da veranstalten nenne ich Verrat, General Shran. Der Romulanische Senat wird...“ „Ihr Senat wird überhaupt nichts!“, fuhr Thy'Lek Shran der aufgebrachten Frau laut in die Parade. Drei Schritte von ihr entfernt stehend deutete er mit dem Zeigefinger auf sie und fuhr scharf fort: „Ich habe mir in den letzten zehn Jahren angewöhnt vorsichtig zu sein und allein das ist der Grund warum ich noch lebe, Commander. Und ich werde diese Angewohnheit nicht ändern, nur weil es Ihnen in den Kram passen würde!“ Der Andorianer näherte sich der wütenden Frau und sagte dann gefährlich leise: „Genauso würden Sie es doch auch machen, habe ich Recht? Also spielen Sie hier nicht die Beleidigte. Sie werden die Daten von uns schon bekommen, nachdem wir sie in unserem Stützpunkt ausgewertet haben.“ Die Romulanerin presste die Lippen aufeinander und funkelte den Mann vor sich immer noch zornig an. Dann erwiderte sie, gezwungen ruhig: „Also schön, General. Ich werde mich gedulden bis wir wieder im Ceti-Alpha-System sind. Aber spätestens dort erwarte ich von Ihnen, dass sie sich an unsere Vereinbarung halten werden.“ „Ich hoffe, dass Sie bis dahin auf weitere Auftritte dieser Art verzichten werden, Commander Te'Voral. Ich bin ein Offizier, der sein Wort zu halten pflegt. Aber wir müssen vorsichtig sein, denn wir haben das Imperium auf den Fersen, wie sie bemerkt haben.“ Das Gesicht der Romulanerin wurde zur Maske und wieder vollkommen beherrscht erklärte sie: „Wir haben gesehen, wie das verfolgende Schiff in dem Nebel vernichtet worden ist, General. Finden Sie nicht, dass Sie etwas zu paranoid sind?“ „Und das von einer Romulanerin“, spöttelte Shran ironisch. Ernst erwiderte er: „Unterschätzen Sie diese Pinkyhäute nicht, Commander. Ich bin mir sicher, sie sind noch irgendwo dort draußen und lecken ihre Wunden. Im Gegensatz zu ihnen glaube ich nicht, dass das verfolgende Schiff vernichtet wurde.“ „Aber wir haben die Terraner ganz sicher abgehängt, selbst dann, wenn sie den letzten Feuerschlag überlebt haben sollten“, begehrte die Romulanerin auf. „Wie also sollten sie uns auf die Spur kommen, General?“ Thy'Lek Shran legte die Hände auf den Rücken und rückte noch dichter an Te'Voral heran bis er ihr herbes Parfüm riechen konnte. „Was ist mit ihrer Vorstellungskraft passiert?“, erkundigte sich der Andorianer sarkastisch. „Haben Sie den im Nebel zurückgelassen?“ Die Romulanerin beließ es dabei, ihre Augenbrauen etwas anzuheben und Shran ging wieder auf Distanz zu der Frau. Dann meinte er grüblerisch: „Andererseits: Vielleicht haben Sie ja auch Recht, Commander. Begleiten Sie mich auf die Brücke?“ Die Romulanerin spreizte zustimmend die Finger ihrer rechten Hand. Als sie gemeinsam aus dem linken, hinteren Bereich heraus auf die Brücke des Schiffes hinaus traten, wandte sich Shran augenblicklich an Commander Rhy'Ker Viliam und verlangte: „Status! Wo befinden wir uns zurzeit?“ „Kurz vor Kursmarke Sieben, General“, gab der Commander Auskunft. „Wir schwenken auf Kurs zum Treffpunkt ein. Wenn wir keine Probleme bekommen, dann erreichen wir ihn in drei Tagen.“ Shrans Antennen spreizten sich wohlwollend. „Danke, Commander.“ Die Romulanerin ergriff das Wort und meinte zu Thy'Lek Shran gewandt: „Wenn Sie nichts dagegen haben, dann ziehe ich mich jetzt in mein Quartier zurück. Die letzten Tage waren sehr anstrengend.“ „Es steht Ihnen frei, Commander Te'Voral“, erwiderte der Andorianer und beobachtete die Romulanerin dabei wie sie die Brücke verließ. Nachdem sich das Schott hinter ihr geschlossen hatte, sagte er eilig zu Viliam: „Starten Sie sofort wieder die internen Scanns, Commander. Sie wissen wonach wir suchen. Sollten Sie etwas finden dann haben Sie mich umgehend zu informieren. Ich werde in meinem Quartier sein.“ Damit begab sich der General von der Brücke und Viliam nickte seinem Taktischen Offizier zu, der umgehend mit den angeordneten Scanns begann. * * * Fünf andorianische Kampfschiffe der KIR´TA´SHAN-KLASSE näherten sich den drei Kriegsschiffen des Terranischen Imperiums in Keilformation. Vor etwas mehr als fünf Minuten hatte sich Commander Telev, der in Abwesenheit von General Thy'Ron Dheran das Kommando über die fünf Kreuzer führte, dazu entschlossen den Angriff zu befehlen. In genau jenem Moment, als unwiderruflich feststand, dass die drei imperialen Raumschiffe Kurs auf den Planeten hielten, wo momentan General Thy'Ron Dheran und die Vulkanierin T'Pol sich aufhielten, um die Pläne der DEFIANT zu bergen. Niemand musste den an Bord befindlichen Andorianern klarmachen was diese Pläne für die Rebellion bedeuteten. Mit diesen Plänen würden die Rebellen endlich den technischen Vorsprung des Imperiums einholen können, der für ihre momentane, militärische Vormachtstellung verantwortlich war. Die Miene des stets etwas finster dreinschauende Commanders verdüsterte sich noch um eine Nuance, während er auf den Bildschirm starrte. Er musste seiner Mannschaft, die aufeinander eingespielt war, in dieser Situation nur noch die notwendigsten Anweisungen geben, denn jeder Mann und jede Frau auf der Brücke wusste, was zu tun war. Also saß er angespannt im Sessel des Kommandanten und beobachtete ihr unerbittliches Näherkommen an die Feindschiffe auf der Taktischen Anzeige. Dort musste man, sofern keine Schlafmützen hinter den Konsolen saßen, mittlerweile bemerkt haben was auf sie zu kam. Caridan Telev konnte sich in etwa vorstellen wie der Befehlshaber der drei Raumschiffe auf ihre Annäherung reagieren würde. Als die Feindschiffe einen Moment später auf Angriffsposition gingen, bogen sich die Antennen des Andorianers nach Innen. Man war bereit sie zu empfangen. Mit hohen Fahrtwerten jagten die Schiffe aufeinander zu. „Wir erreichen die maximale Feuerreichweite in zehn Mikrozyklen“, meldete der Pilot der RAKARI ruhig. „Wir konzentrieren uns auf den neuen Schlachtkreuzer“, gab Telev bekannt. Er wechselte einen Blick mit seinem Taktischen Offizier. „Lieutenant, die ASCARI und die TENARI sollen sich uns anschließen. Die GLINARI und die CRENDARI kümmern sich um die beiden Geleitschiffe.“ Während der Taktische Offizier die Befehle an den Verband weitergab, blickte Telev bereits wieder nach Vorne und sagte ruhig: „Visuell!“ Der Anblick wechselte und machte dem Abbild des Weltalls Platz. Vor dem Hintergrund der Myriaden von Sternen zeichneten sich, bei maximaler Vergrößerung, die Silhouetten von drei Raumschiffen ab, die langsam anwuchsen und immer deutlicher erkennbar wurden. Der Taktische Offizier meldete seine Bereitschaft, was Telev mit einem Räuspern zur Kenntnis nahm. Als sie die Maximalkampfreichweite unterschritten gab er laut den Befehl: „Feuer frei!“ Fünf andorianische Kampfkreuzer verwandelten sich, von einem Moment auf den anderen, in Instrumente der Vernichtung. Grelle, bläulich-weiße Phaserstrahlen durchschnitten die Finsternis des Weltraumes und trafen sich fast alle bei dem großen Schlachtkreuzer der Terraner. Nur einen Herzschlag später feuerten die andorianischen Einheiten Torpedos auf die Feinschiffe. Die Formation der Gegner splittete auf. Während der Schlachtkreuzer mit aufflackernden Schilden einfach auf sie zu hielt, drehten die beiden Geleitschiffe seitlich weg. Ein taktischer Fehler, wie sich herausstellen sollte. Die GLINARI und die CRENDARI nutzten den Umstand, um die schwächeren Heckschilde der Geleitschiffe unter massives Phaserfeuer zu nehmen. Die Schilde beider Schiffe hielten diesem Feuerschlag nur wenige Augenblicke stand, dann brachen sie zusammen. Gleich darauf wurde das Schiff an Backbord durch mehrere Torpedos getroffen und explodierte in einer Energieorgie, während das zweite Geleitschiff durch mehrere Phasertreffer kampfunfähig geschossen wurde. Telev nahm es mit einem grimmigen Lächeln zur Kenntnis und beobachtete, wie der Feuerschlag der RAKARI, der ASCARI und der TENARI die Schilde des gewaltigen Schlachtkreuzers aufflackern ließ. Immer größer wuchs er vor den drei Andorianischen Kriegsschiffen auf und der Taktische Offizier der RAKARI feuerte hektisch eine weitere Torpedosalve auf das Schiff ab. Einen Herzschlag später riss der Pilot das Schiff herum, und nur um wenige Meter rauschte der terranische Schlachtkreuzer an der RAKARI vorbei. Mehrere Phasersalven schlugen in den Schilden der RAKARI ein und das Schiff erzitterte mehrmals. „Was haben die denn vor?“, platzte der Taktische Offizier atemlos heraus, während Telev ihn grimmig musterte und erwiderte. „Sie können den terranischen Kommandanten gerne fragen, doch ich glaube nicht, dass er Ihnen antworten wird.“ Danach wurde Telev wieder Ernst. „Signal an die GLINARI, sie soll das angeschlagene Geleitschiff ziehen lassen und sich wieder dem Verband anschließen.“ Währenddessen hatten die restlichen vier andorianischen Einheiten gewendet und rasten bereits wieder auf den Schlachtkreuzer zu. Ein erneuter Feuerschlag der wendigen Schiffe brachten die Schilde des terranischen Raumschiffs endgültig zum Zusammenbruch. Dann folgte Phaserschuss auf Phaserschuss – Torpedo auf Torpedo, die in dem Schiff einschlugen und Sekundärexplosionen im Schiff verursachten. Nach der vierten Salve blähte sich der Feindkreuzer scheinbar auf. Dann explodierte er in einem grellen Feuerball und glühende Trümmer wirbelten in alle Richtungen davon. Unterdrückter Jubel brandete auf der Brücke auf, doch ein Grunzen des Commanders brachte die Männer und Frauen schnell wieder zur Ruhe, obwohl selbst Telev innerlich triumphierte. Sie hatten das Flaggschiff der Terranischen Flotte vernichtet. Laut sagte Telev: „Kurs auf den fünften Planeten nehmen. Wir werden dort in einen Standardorbit gehen und General Dheran kontaktieren. Alles Weitere hängt davon ab, was der General zu berichten hat.“ Das war eben typisch Telev. Kaum freute man sich für einen kurzen Augenblick über den Erfolg, machte er einem begreiflich, dass der Moment bereits vorbei war. Caridan Telev hingegen setzte sich wieder in seinen Sessel und nur das Spreizen seiner Antennen deutete darauf hin, dass er hoch-zufrieden war. Der General würde es sicherlich mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass es den fünf Schiffen gelungen war, das Flaggschiff der Terraner und eins der Begleitschiffe zu vernichten. Vielleicht wurde diese neue Schiffsklasse zu hoch bewertet, überlegte der Captain. Telev wusste noch nichts von seinem Irrtum, was nur zu verständlich war, denn nur wenige Personen außerhalb des Terranischen Imperiums ahnten, dass das Typenschiff der terranischen PULSAR-KLASSE, vor einigen Wochen, zu einem Aufklärungsflug in diese Gegend geflogen war und sein Hiersein nichts weiter gewesen war, als ein Zufall. * * * Thy'Ron Dheran wirkte fast etwas verwundert, als sein Helmempfänger ansprach, und die vertraute Stimme von Commander Telev aufklang. Telev erklärte dem andorianischen General in groben Zügen, was sich ereignet hatte, und meinte abschließend: „Wenn Sie und T'Pol bereit sind, dann holen wir Sie wieder an Bord, General.“ „Verstanden, Commander“, bestätigte Dheran. „Beamen Sie uns an Bord.“ Innerhalb weniger Mikrozyklen lösten sich ihre Körper auf, und materialisierten gleichzeitig im Transporter der RAKARI. Dheran half der Vulkanierin dabei von der Plattform zu steigen und sie schritten, etwas unbeholfen in ihren Anzügen, in den angrenzenden Raum um ihre klobigen Raumanzüge abzulegen. Dabei legte T'Pol den Datenchip auf einer Bank ab. Erst nachdem sie sich aus dem Anzug geschält hatte wurde sie sich dessen bewusst und sie blickte zu Dheran, dessen Blick auf dem Chip ruhte. Doch er machte keinerlei Anstalten sich in den Besitz des Chips zu bringen, sondern legte in Ruhe seinen eigenen Anzug ab. Dabei meinte er rau: „Ich sagte bereits, dass es dir überlassen bleibt mir zu vertrauen, nar y´ner mai Vranticra.“ Eine der Augenbrauen T'Pols hob sich leicht, als sie leise fragte: „Was bedeuten die Worte, die du zuletzt benutzt hast?“ Dheran blickte zunächst etwas verständnislos. Dann wurde ihm bewusst, dass er andorianisch gesprochen hatte und erklärte: „Es bedeutet: Meine hübsche, kleine Vulkanierin. Ihre zweite Augenbraue hob sich. „Klein?“ Der Andorianer seufzte entsagungsvoll. „Es ist eine zärtliche Liebkosung, T'Pol. Hör also bitte auf das zu analysieren.“ T'Pol näherte sich dem Andorianer und blieb dicht vor ihm stehen. Beide Hände auf seine Brust legend sah sie ihn an und sagte bestimmt und mit dunkler Stimme: „Ich bin nicht klein, Thy'Ron.“ Die Vulkanierin beobachtete wie ein Funkeln in den blau-violetten Augen des Mannes aufschimmerte, bevor sich ihre Lippen zu einem angedeuteten Lächeln verzogen. Die Antennen des andorianischen Generals zuckten vor, bevor er die Vulkanierin fest in seine Arme nahm und sie küsste. Dann löste er sich von ihr und erklärte säuerlich: „Mit dir macht man was mit...“ Sie verstauten die Anzüge in dafür vorgesehenen Wandschränken, zogen ihre normalen Uniformen über und machten sich dann auf den Weg zum Bugsektor des Raumschiffes, nachdem T'Pol den Datenchip eingesteckt hatte. Nebeneinander schritten sie durch den eisgrauen Gang, der vom Bug bis zum Heck durch das gesamte Schiff führte. Vor dem Schott zur Brücke hielt die Vulkanierin den Andorianer an Oberarm zurück. Sie blickte prüfend in seine Augen bevor sie den Datenchip aus der Tasche holte und ihn wortlos Dheran reichte. Das Vertrauen das T'Pol ihm damit zeigte, überwältigte den Andorianer fast für einen Moment und nach einem langen Augenblick meinte er ungewöhnlich sanft: „Ich werde mich dieses Vertrauens als würdig erweisen, T'Pol. Die weiße Kreatur der Reinheit soll mein Zeuge sein. Spätere Generationen werden diesen Moment möglicherweise als ein historisches Ereignis betrachten.“ T'Pol sah Thy'Ron Dheran an und erwiderte schließlich: „Das ist bedeutungslos, solange das Terranische Imperium nur fallen wird, Thy'Ron.“ Ein Lächeln überflog die Lippen des Andorianers, bevor er die Frau mit festem Griff heranzog und sie leidenschaftlich küsste. Dann blickte er in ihre Augen und meinte sardonisch: „Willkommen im Club.“ Sprunghaft wandte er sich im nächsten Moment ab und öffnete das Schott zur Brücke. T'Pol, die Dheran auf die Brücke folgte, wurde erneut bewusst wie anders Thy'Ron Dheran im Vergleich zu ihr war und dass sie noch eine Menge über ihn würde lernen müssen. Dabei zauberte der Gedanke daran ein unmerkliches Lächeln auf ihre Lippen. Thy'Ron Dheran ließ sich von Telev berichten, was sich ereignet hatte, und am Ende des Berichtes blickte er den Commander etwas ungläubig an. Dann fragte er: „Sind Sie ganz sicher, dass es das neue Flaggschiff der Terraner war, das vernichtet worden ist?“ „Wir haben Aufzeichnungen gemacht die das bestätigen“, antwortete der Captain mit fester Stimme. „Die Frage ist allerdings, wie sie uns auf die Spur kommen konnten.“ „Gar nicht“, mischte sich zur Überraschung der Anwesenden auf der Brücke, die Vulkanierin ein. Telev warf T'Pol einen fragenden Blick zu: „Erklären Sie das bitte.“ Die Vulkanierin wechselte einen schnellen Blick mit Dheran, der ihr zu nickte und antwortete dann ruhig: „Der Kurs der fünf andorianischen Raumschiffe ist zu willkürlich gewesen um ihn verfolgen zu können, Captain Telev. Das lässt nur den logischen Schluss zu, dass sie entweder zufällig hier waren, oder auf uns gewartet haben.“ Mürrisch blickte Thy'Ron Dheran die Vulkanierin an und erklärte: „Wenn die letzte Variante zutrifft, dann würde das bedeuten...“ „Die Person muss sich nicht an Bord dieser fünf Schiffe befinden“, unterbrach T'Pol, die ahnte worauf Dheran hinaus wollte, seine Gedankengänge. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich in genau diesem Moment an Bord der KUMARI aufhält.“ Dheran war klar auf wen die vulkanische Frau anspielte und finster sagte er zu Telev: „Kurs mit Maximalgeschwindigkeit auf den Treffpunkt. Ich muss dringend mit General Shran über eine gewisse Verbündete reden.“ * * * Etwa zu diesem Zeitpunkt lehnte sich Thy'Lek Shran im Sessel seines Bereitschaftsraumes zurück und grübelte vor sich hin. Die scheinbare Vernichtung des verfolgenden Raumschiffes hatte ihn nicht beruhigt – im Gegenteil. Es gab etwas daran, das ihn störte. Alles schien ihm, rückblickend betrachtet, viel zu leicht gegangen zu sein. Das war auch der Grund warum er seinen Raumschiffskommandanten damit beauftragt hatte innerhalb des Schiffes nach bestimmten Energieausstößen zu scannen. Andere Energiewerte sollten überwacht werden, um eventuelle Anomalien festzustellen. Verdammte Situation, überlegte Thy'Lek Shran wütend. Mit einem Verrat zu rechnen und dabei zu hoffen, dass er tatsächlich stattfindet. Er trank einen Schluck Andorianisches Ale. Das leere Glas hart auf die Platte seines Arbeitstisches stellend erhob er sich und begann unruhig durch den Raum zu schreiten. Vielleicht war er im Laufe der letzten zehn Jahre wirklich paranoid geworden. Andererseits sagte er sich stets, dass selbst paranoide Leute reale Feinde hatten. Der Andorianer schreckte aus seinen Grübeleien auf, als das Kom-Gerät, auf seinem Arbeitstisch, ansprach. Es war Rhy'Ker Viliam, der angespannt klingend meldete: General, wir haben eine kaum aufzuspürende Anomalie in unserer Warpsignatur festgestellt. Zuerst dachten wir an eine normale Fluktuation, doch dann bemerkten wir merkwürdige Regelmäßigkeiten in der Fluktuation selbst. Jemand an Bord nutzt das Warpfeld für eine Nachrichtenübertragung, wenn Sie mich fragen.“ „Danke, Commander“, knurrte Shran finster. „Verfolgen Sie dieses Phänomen weiter. Ach und transferieren Sie bitte die Pläne der Energieleitungen zum Warpsystem auf mein Gerät. Shran, Ende.“ Thy'Lek Shran wartete bis Viliam bestätigt hatte und die Pläne auf dem Bildschirm des Kom-Gerätes erschienen. Er vergrößerte einen Bereich und lächelte kalt. Dabei flüsterte er heiser: „Wusste ich´s doch.“ Der Andorianer schnellte aus seinem Sessel und zog seinen Partikelstrahler. Doch dann hielt er inne, als sein Blick auf das Gitter der Lufterneuerung fiel. Nachdenklich steckte er die Handwaffe wieder ein und schob seinen Sessel darunter. Nachdem er auf die Sitzfläche gestiegen war, öffnete er das Gitter, indem er es von den Magnetauflagen zog und ließ es achtlos zu Boden fallen. Wieder seine Waffe ziehend kroch er nun vorsichtig in den Lüftungsschacht, der einen Andorianer seiner Statur gerade eben aufnehmen konnte. Aber es gab keine Alternative, wenn er den Verräter auf frischer Tat ertappen wollte. Shran rang mit sich selbst, bevor er die Waffe auf Betäuben einstellte. Mühsam schob sich der andorianische General durch den engen Schacht wobei er wütend dachte: Das ist eindeutig keine Aufgabe für einen General. Doch er hatte sich vorgenommen den Verräter persönlich zu stellen. Unterwegs überlegte der General, dass er schnell würde sein müssen, denn immerhin wusste er nicht wo genau sich der Verräter in dem Raum aufhielt, von dem er annahm, dass er dort agierte. An einer Kreuzung verschnaufte er etwas und kroch dann vorsichtig nach Rechts weiter. Einige Augenblicke später hatte er sein Ziel erreicht. Er versuchte, in dem engen Schacht, die Beine etwas anzuziehen und legte die Linke von Innen auf das Lüftungsgitter, während er in der anderen Hand die Waffe hielt. Für einen kurzen Moment vernahm der Andorianer nur seinen eigenen Herzschlag und das leise Säuseln des Luftstroms. Dann spannten sich seine Muskeln an. Mit einem wütenden Stoß beförderte Thy'Lek Shran das Lüftungsgitter in den Raum dahinter. Sofort blickte er sich vom Schacht aus um und er erkannte augenblicklich die Romulanerin Te'Voral, die sich an einer freigelegten Energieleitung zu schaffen machte und ihn nun überrascht anstarrte. Bevor die Frau reagieren konnte, hatte Shran auf sie angelegt. Ein grünlicher Partikelstrahl traf sie in die Brust und betäubt sank die Romulanerin zu Boden. Shran kletterte aus dem Schacht heraus und begab sich zur nächsten Kom-Einheit. Er beorderte zwei bewaffnete Soldaten zum Quartier der Romulanerin, die er mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck anstarrte. „Wir zwei werden uns gleich intensiv unterhalten.“ * * * Die Frau mit der grünlich schimmernden Haut und den spitzen Ohren schrie gellend auf vor Schmerzen. Über eine halbe Stunde lang hatte sie sich bravourös gehalten, doch dann war selbst für eine Agentin des Tal´Shiar der Schmerz zu groß geworden, der, in immer kürzer werdenden Intervallen, unablässig durch ihren Körper jagte. Beinahe unbeteiligt beobachtete General Thy'Lek Shran, wie Te'Voral, die außer der Unterwäsche nur noch ihre Uniformhose trug, systematisch gefoltert wurde. Mit den Hand- und Fußgelenken und am Hals an ein schweres Metallgestell gefesselt, wand sich die Romulanerin mit schmerzverzerrtem Gesicht, soweit sie überhaupt dazu in der Lage war, aufbäumend hin und her. Dabei flackerte der bläuliche Schein der Agonie-Projektoren, auf Höhe ihrer Schläfen, über ihr schweißglänzendes Gesicht und ließ es beinahe unwirklich erscheinen. Die Augen der Romulanerin weiteten sich unnatürlich und sie schrie wieder gellend auf, als erneut quälender Schmerz durch ihre Eingeweide jagte. Ihre Finger krümmten sich, wie die Klauen eines Greiffen, der seine Beute packen will. Thy'Lek Shran wartete, bis die Frau fast besinnungslos in ihren Fesseln hing, bevor er einem seiner Leute das Zeichen zum Unterbrechen gab. Für einen Moment baumelte der Kopf der Romulanerin auf ihrer Brust, bevor sie ihn trotzig anhob. Im nächsten Moment flog ihr Kopf zur Seite und ihre linke Gesichtshälfte schien wie Feuer zu brennen. Die Ohrfeige von Shran hatte sie völlig unvorbereitet getroffen. Ganz dicht trat der Andorianer an Te'Voral heran und zischte heiser: „Ich glaube manchmal, dass die Wirkung physischer Schmerzen unterschätzt wird, seit es diese neumodischen Foltermittel gibt. Momentan trage ich mich mit dem Gedanken, Sie nackt an dieses Gestell zu fesseln und nach guter, althergebrachter Sitte auspeitschen zu lassen. Sollte das immer noch nicht wirken, so könnte es helfen, ihren Körper etwas mit einem Ushaan-tor zu verzieren – was denken Sie, Commander? Wollen Sie mir nicht lieber sagen für wen Sie wirklich arbeiten und sich diese Erniedrigung ersparen?“ „Der Praetor wird Sie, und ihresgl...“ Thy'Lek Shrans linke Hand zuckte zur Kehle der Romulanerin und drückte zu. Fester und fester, bis die Augen der Romulanerin drohten aus den Höhlen zu quellen und ihre Hände unkontrolliert zu zucken begannen. Der Andorianer gab die romulanische Frau übergangslos frei, als sie fast das Bewusstsein verlor und sie sog gierig die Luft ein. „Ich kann das beliebig fortsetzen, Commander“, drohte Shran heiser. „Ich kann das alles aber auch sofort beenden, wenn Sie sich kooperativ zeigen. Sollte ich hingegen den Eindruck gewinnen, dass ich keinen Erfolg mit diesem Verhör haben werde dann werde ich sie kurzerhand umbringen, seien Sie sich dessen bewusst.“ „Das werden Sie ohnehin tun“, keuchte die Romulanerin hasserfüllt. „Damit könnten Sie Recht haben, doch es liegt ganz bei Ihnen, ob ihr Tod schnell eintreten wird, oder ob diese Prozedur Stunden, wenn nicht gar Tage, dauert. Es gibt sehr vieles was man bei einer humanoiden Frau abschneiden kann: Ohren, Hände, Brüste...“ Bei seinen letzten Worten zog er einen langen Dolch mit bläulich-silberner Klinge und berührte mit dessen scharfer Spitze ihr linkes Ohr. „Wenn sie in zehn Mikrozyklen immer noch schweigen dann fange ich hier an.“ Te'Voral erschauderte innerlich bei dem kalten Blick des Andorianers und in diesem Moment war sie sicher, dass er seine Drohung wahrmachen würde. Sie schluckte und sagte mit rauer Stimme: „Kurz nachdem der Tal´Shiar die Frau des Tellariten, der die Pläne der DEFIANT gestohlen hatte, liquidierte, nahmen Agenten des Terranischen Imperiums Kontakt zu mir auf. Der Plan war einfach: Ich sollte den Praetor dazu bringen mit Ihnen in Kontakt zu treten und sie dazu verleiten, einem Kommandounternehmen zuzustimmen bei dem T'Pol befreit wird, damit sie uns zu den gestohlenen Plänen führt.“ Die Spitze des Dolches durchbohrte ihre Ohrspitze und die Romulanerin stieß zischen die Luft aus ihren Lungen. „Das ist nicht die ganze Wahrheit“, unterstellte Shran. „Die Imperatrice würde uns nicht mit den Antennen auf die Pläne stoßen, wenn sie sich dadurch keinen strategisch wertvollen Vorteil versprechen würde. Also: Was noch?“ Die Romulanerin bedachte Shran mit mörderischen Blicken, bevor sie zischend antwortete: „Sie haben Recht, General, es geht um Einiges mehr. Die gesamte Zeit über ist uns die Imperatrice gefolgt. In dem Sternennebel ließ Imperatorin Sato Sie glauben, ihr Schiff sei vernichtet worden – das gehörte zum Plan. Der neue Schlachtkreuzer ist zäher, als Sie denken, General. Vermutlich ist er mit einigen leichten Schäden davon gekommen. Sie wird also die Verfolgung wieder aufgenommen haben und durch ein verstecktes Subraumsignal in der Warpsignatur dieses Schiffes weiß sie mittlerweile, wohin wir fliehen. Sie weiß auch, wie viel Vorsprung wir haben, oder besser gesagt, wie wenig. Deshalb wird schon sehr bald ein kampfstarker Flottenverband der Terraner im Ceti-Alpha-System erscheinen und ihren schönen Stützpunkt, auf dem fünften Planeten, mitsamt seiner wertvollen Produktionsstätten, dem Erdboden gleichmachen. Dabei weiß diese terranische Usurpatorin nicht einmal, dass sie uns Romulanern in die Hände spielt – denn sobald Sie und General Dheran ausgeschaltet sind, werden wir Romulaner uns an die Spitze der Rebellion stellen und die Früchte Ihrer Arbeit ernten, General.“ Die Romulanerin blickte triumphierend in Shrans Augen und lachte schrill. Dann brach ihr Lachen abrupt ab und ein ungläubiger Zug erschien auf dem hübschen Gesicht der Frau. Wie in Zeitlupe blickte sie auf ihren Oberkörper, aus dem der Griff von Thy'Lek Shrans Dolch ragte. Sie öffnete ihren Mund, doch nur ein unterdrücktes Krächzen entfuhr ihm, als Shran die Klinge in ihrem Körper langsam und unerbittlich drehte. Im nächsten Moment fiel ihr Kopf kraftlos nach vorne. Sie war tot, denn der Andorianer hatte die Klinge geradewegs in das Herz der Romulanerin gestoßen. „Kri´Turonn!“, brüllte der andorianische General fluchend. Dann zog er langsam den Dolch aus dem leblosen Körper und wischte das grüne Blut daran an dem Unterhemd der Toten ab. Für einen Moment verwünschte er, der Verräterin einen so gnädigen Tod bereitet zu haben, denn sie hätte es verdient gehabt sehr viel länger zu leiden. „Schafft diesen Abfall von meinem Schiff“, wies er zwei der Umstehenden an und steckte seinen Dolch langsam wieder ein. Mit langen Schritten verließ er den Raum und machte sich auf den Weg zur Brücke seines Schiffes – dabei mit jedem Schritt zuversichtlicher wirkend. Dabei dachte er, diabolisch lächelnd: Du verdammte, romulanische Schlampe – hast du denn wirklich gedacht, Thy'Ron und ich würden uns, von einer kleinen Stümperin, wie dir und dieser verdammten Sato-Hexe, über die Antennen hauen lassen? * * * General Thy'Ron Dheran war erleichtert, als sein Verband etwas mehr als drei Tage später den, mit seinem Freund Thy'Lek verabredeten, Treffpunkt erreichte und ihm gemeldet wurde, dass die Signaturen zweier andorianischer Kriegsschiffe aufgefangen worden seien. Wenig später erhielten die Besatzungen auch die optische Bestätigung, dass es die KUMARI und ihr Begleitschiff waren, die man geortet hatte. Eine halbe Stunde später saß Thy'Ron Dheran seinem Freund, in dessen Quartier, auf der KUMARI, gegenüber. Thy'Lek Shran berichtete dem Freund und Kampfgefährten vom Verrat der Romulanerin und dem Plan, der dahinter steckte. Für einen Moment blieb es still, nachdem Shran geendet hatte und es war schließlich sein Freund, der das Wort ergriff und meinte: „Diese verfluchten Terraner werden uns nicht sehr viel Zeit lassen, schätze ich. Wir werden die Verteidigung unseres Stützpunktes überhastet vorbereiten müssen und wir werden ihn verlieren, das steht fest.“ „Unwichtig!“, wehrte Thy'Lek Shran schroff ab. „Wichtig ist nur, dass diese terranische Schlange, Hoshi Sato, im Anschluss davon überzeugt sein wird, dass sie uns entscheidend getroffen hat. Dazu ist es notwendig, dass unsere Verteidigung überzeugend aussieht und das gilt auch für die Verluste. Darum bleiben nur Freiwillige auf dem Planeten, um die Geschützstellungen und Ortungsanlagen zu bedienen.“ Dheran nickte säuerlich. Er nahm einen Schluck von dem Andorianischen Tee, den sein Freund ihm angeboten hatte und sagte verdrießlich: „Commander Telev behauptet, dass unser Verband das neue Flaggschiff der Terraner vernichtet hat aber das glaube ich nicht mehr, nachdem ich jetzt deinen Bericht gehört habe.“ Shran erhob sich aus seinem Sessel und schritt zu einem der runden Fenster des Wohnraumes. Dann wandte er sich abrupt seinem Freund zu und erklärte: „Ich auch nicht. Der neue Schlachtkreuzer war die ganze Zeit hinter uns her, Thy'Ron. Er kann unmöglich dort gewesen sein wo ihr wart. Ich denke aber, dass ich eine Erklärung dafür habe, dass Telev denkt es wäre das Flaggschiff gewesen. Erinnerst du dich daran, wie die Terranische Flotte bei Neubauten vorging, als wir noch dazu gehörten? Damals gaben die Typenschiffe immer der entsprechenden Schiffsklasse ihren Namen. Ich vermute, dass man dieses Prinzip nicht abgeändert hat und wenn das so ist, dann hat Telev lediglich das Testmodell erwischt. Möglicherweise wollte Imperatorin Sato aber, dass wir genau zu dem Schluss kommen, den Telev gezogen hat.“ Dheran blickte seinen Freund an und nickte zustimmend, wobei sich seine Antennen nach Innen bogen, bevor er das Thema wechselte: „Du willst also wirklich unsere ältesten Raumschiffe zur Verteidigung unseres Stützpunktes in die Schlacht werfen, wenn ich dich richtig verstanden habe und nur einige unserer neuesten Einheiten sollen sie dabei unterstützen, richtig?“ Thy'Lek machte eine zustimmende Geste mit der Hand. „Das stimmt. Es passt mir selbst nicht. Ich rechne jedoch damit, dass die Terraner während der Schlacht weniger darauf achten, welche Raumschiffe wir zur Verteidigung einsetzen, sondern eher darauf, wie viele es sein werden. Ich bin sicher, dass sie unsere Flotte als annähernd vernichtet ansehen werden, wenn die Schlacht um Ceti-Alpha V vorbei ist. Du weißt selbst, dass dieser Punkt ein sehr wichtiger Faktor in unserer Planung ist. Wir brauchen Zeit um die erbeuteten Pläne auszuwerten und neue Kriegsschiffe mit den Waffen auszurüsten, die wir nach diesen Plänen konstruieren werden und dafür müssen wir für geraume Zeit von der Bildfläche verschwinden. Wer wird uns schon suchen, wenn man uns für tot und geschlagen hält?“ Der General Zweiter Verbandsgröße erlaubte sich ein angedeutetes Lächeln bevor er seinen Freund ablenkend fragte: „Wie hat die Vulkanierin darauf reagiert, als du die Pläne von ihr verlangt hast?“ „Sie gab mir die Pläne bevor ich danach fragen konnte“, erwiderte Dheran und auch er erhob sich jetzt aus seinem Sitz. Zu Shran gehend erklärte er weiter: „T'Pol hat sich als vertrauenswürdig erwiesen. Ich bin der festen Überzeugung, dass sie auch zukünftig loyal zu uns stehen wird.“ Ein Zug von Verwunderung überflog Shrans Gesicht und prüfend blickte er in die bläulich-violetten Augen seines Gegenübers, bevor er heiser fragte: „Was also schlägst du in Bezug auf T'Pol vor? Können wir ihr wirklich trauen, mein Freund?“ Die Antennen Dherans spreizten sich. „Davon bin ich fest überzeugt. Unabhängig von meinen persönlichen Gefühlen für diese Frau.“ „Deine persönlichen Gefühle?“, echote Shran und seine Antennen richteten sich auf den Freund. „Was meinst du damit?“ Dheran berichtete, zuerst zögernd dann mit fester Stimme, was sich an Bord der RAKARI ereignet hatte, nach ihrer Flucht aus dem Capella-System. Thy'Lek Shran hörte aufmerksam zu. Grübelnd blickte er dann zum Fenster hinaus und sagte schließlich: „Du musst dir darüber im Klaren sein, dass sie immer eine Außenstehende bleiben wird. Bist du dir wirklich sicher, was ihre Intentionen betrifft?“ Thy'Ron Dheran trat dichter an den Freund heran. „Sie wird meine Lebenspartnerin werden, mein Freund. Ich bin mir sicher, dass sie uns niemals verraten wird. Und sie wird mich niemals verraten.“ „Es sei denn, dass du auch weiterhin mit Vilarai Talas flirtest, so wie bisher“, spöttelte Shran ironisch und musterte den Freund nochmal prüfend. Als er spürte wie ernst es Thy'Ron mit seinen Worten war, atmete Shran tief durch und betont schroff erklärte er: „Also schön, Thy'Ron. Aber falls du dich in ihr geirrt haben solltest und sie Verrat plant, dann werde ich dich zur Verantwortung ziehen und zum einfachen Crewman degradieren. Aber auch das nur, wenn du Glück hast.“ „Bei deinen netten Worten fühle ich mich doch gleich viel besser“, erwiderte Dheran sarkastisch, wobei sich seine Antennen schnell zur Seite bewegten und wieder aufrichteten. Danach wurde er wieder ernst und sagte dumpf: „Viele gute Männer und Frauen werden schon bald ihr Leben lassen, damit die Rebellion überleben kann. Ist die Sache ihr Opfer wirklich wert, Thy'Lek?“ Shran erwiderte den ernsten Blick des Freundes. „Du kennst die Antwort. Ich wollte, es gäbe einen anderen Weg, aber es gibt ihn leider nicht. Spätere Generationen werden beurteilen müssen, ob unser Handeln richtig war oder nicht.“ Er kam näher und legte seine rechte Hand auf die rechte Schulter Dherans. „Es ist furchtbar, Thy'Ron, aber das Opfer Einiger ermöglicht das Überleben vieler. Das muss uns Trost genug sein.“ Für einen Moment schwiegen sie. Dann straffte sich die Gestalt Dherans und er sagte: „Dann werde ich mich jetzt wieder auf die RAKARI begeben und einige Dinge erledigen für die später keine Zeit mehr bleiben wird.“ Die Freunde trennten sich und nachdem Thy'Ron Dheran das Quartier verlassen hatte, schweiften Thy'Lek Shrans Gedanken ab - zu Commander Vilarai Talas. Gedankenverloren murmelte er: „Vielleicht sollte ich das auch tun, mein Freund.“ Kapitel 6: List und Ungeduld ---------------------------- Vilarai Talas zeigte nur äußerst selten, dass sie überrascht war, auch wenn sie überrascht war. In diesem Augenblick jedoch, in dem breiten Bett in Thy'Lek Shrans Quartier, nackt in dessen Armen liegend und dicht an ihn geschmiegt, sah sie den General mit einer Mischung aus Neugier und Wahnsinn an. Dieser Blick allein sprach bereits für sich. Thy'Lek hatte ihr, noch etwas außer Atem wegen des vorangegangenen Liebesspiels, von seinem Plan berichtet, den er zusammen mit Thy'Ron Dheran umzusetzen gedachte. Endlich, wobei sich ihre Antennen unruhig in alle Richtungen bewegten, sagte sie mit jener dunklen, etwas abgesenkten, Stimme, die dem General so sehr gefiel: „Dass dein Freund Dheran ein Tollkühn-Verrückter ist, das war mir immer schon klar, aber ich wüsste gerne, wann er dich mit dieser Eigenschaft infiziert hat. Du weißt, dass ich kein Feigling bin, aber dieser Plan scheint selbst mir etwas zu verwegen, Thy'Lek.“ Die linke Hand des Generals fuhr durch das lange, silbrig-weiße Haar seiner Freundin, als er heiser erwiderte: „Ich bewundere dich dafür, dass du etwas gesagt hast. Mir selbst erscheint dieser Plan viel zu verwegen, doch wir haben keine andere Wahl, Eisblume.“ Die schlanke Andorianerin beugte sich vor und hauchte ihrem Freund einen sachten Kuss auf die Lippen. Sie mochte diesen Kosenamen und er wusste das natürlich. Dann blickte sie ihn fragend an und erkundigte sich: „Ihr zwei seid euch wirklich sicher, dass man der Vulkanierin vertrauen kann?“ „Thy'Ron vertraut ihr - und ich vertraue ihm.“ „Das ist auch eine Antwort“, spöttelte Vilarai und wechselte dann abrupt das Thema. „Ihr Zwei wollt also unseren Stützpunkt, hier auf Ceti-Alpha-Fünf, vorsätzlich aufgeben. Es ist nicht so, dass mir dieser Planet fehlen wird, aber ich frage mich, ob die Imperatrice wirklich nach diesem Köder schnappt. Dieses Biest hat bereits öfter unter Beweis gestellt, dass es sehr gerissen ist.“ „Ich bin mir sicher, dass Thy'Ron weit davon entfernt ist die Pinkyhäute zu unterschätzen, Eisblume.“ Die Antennen des Generals bewegten sich leicht in verschiedene Richtungen. Dabei zeichnete seine linke Hand die Linie ihres straffen, blauen Rückens nach bis hinab zum Po, wo sie liegen blieb. Rau fuhr Shran fort: „Gerade die Verwegenheit dieses Plans wird diese terranische Verbrecherin vermutlich davon ablenken, dass sie einer List zum Opfer fallen wird. Doch sie ergibt Sinn, denn gegenwärtig sind wir noch zu schwach um dem Imperium weiterhin offen entgegentreten zu können. Wir brauchen Zeit um unsere Verluste an Kriegsschiffen zu ersetzen. Dieser Plan wird uns die Zeit geben, wenn er funktioniert.“ Die Antennen der andorianischen Frau richteten sich wie Dolche auf das Gesicht ihres Liebhabers. „Werden wir dann auch Zeit finden für etwas Anderes, Thy'Lek?“ Der General wusste worauf Vilarai anspielte und sein Gesicht kam ihrem näher, als er heiser erwiderte: „Ja, meine Eisblume. Du weißt, dass ich dir versprochen habe, dich zur Frau zu nehmen und dass ich mit dir eine Familie gründen will. Trotz der unruhigen Zeiten.“ Die Andorianerin seufzte schwach. „Ich wollte wir hätten die nächsten Tage und Wochen bereits hinter uns.“ Damit richtete sich Vilarai Talas widerstrebend im Bett auf. Lasziv nahm sie die Hände hinter den Kopf und reckte ihre festen Brüste vor, bevor sie verführerisch lächelnd aufstand und sich, mit wippenden Hüften, hinüber zum Sanitärbereich des Quartiers begab. Shran bewunderte dabei einmal mehr ihre, für ihn perfekte, Figur. Dabei richteten sich seine Antennen gerade auf, bei dem Gedanken, dass sie ganz und gar ihm gehörte. Aus dem Nebenraum hörte er sie fragen: „Wann verlässt du die KUMARI?“ „Sobald wir das System erreicht haben, Eisblume. Ich möchte, dass du an Bord bleibst und die Patrouillenflüge, rund um Ceti-Alpha, organisierst. Aber sei auf der Hut, ich glaube nicht, dass uns die Imperatrice allzu viel Zeit lassen wird bevor die Kriegsflotte des Terranischen Imperiums hier erscheint.“ Von Nebenan erwiderte Talas nach einem Moment: „Ich hätte vermutet, dass Dheran die Organisation der Patrouillenflüge übernimmt.“ „Den brauche ich momentan an meiner Seite!“, gab Shran zurück, ohne auf den primären Grund dafür einzugehen. Denn Thy'Lek Shran machte sich seine Gedanken zu den Gefühlen seines Freundes, die er für die Vulkanierin T'Pol entwickelte. Noch vertraute er der Vulkanierin nicht und deshalb hielt er es für geraten Thy'Ron Dheran im Auge zu behalten. Sollte die Vulkanierin ein falsches Spiel treiben wollen und dabei Einfluss auf seinen Freund gewinnen so würde er ein Problem haben. In diesem Fall aber nicht nur er, sondern der gesamte Widerstand gegen das Terranische Imperium. Abgesehen davon: Dheran war ein noch fähigerer Taktiker, als er selbst und er würde seine Expertise, bei dem was in der nächsten Zeit auf sie zu kam, verdammt nötig haben. Darüber hinaus konnte er T'Pol selbst besser überwachen lassen, als wäre sie bei seinem Freund, an Bord der RAKARI. Ein dunkles Lachen kam aus dem Sanitärbereich. „Thy'Ron wird das durchschauen. Er wird bestimmt ahnen, dass du T'Pol nicht traust. Hast du ihn schon informiert?“ „Ja, bevor wir beide herkamen.“ Vilarai Talas kam wenig später, nun komplett angekleidet, wieder in den Schlafraum. Sie beugte sich zu ihrem Liebhaber hinunter und küsste ihn flüchtig auf die Wange. „Mein Dienst beginnt gleich. Ich wünschte, dass wir mehr Zeit für uns hätten.“ Shran grinste schief: „Falls wir die nächsten Ereignisse überleben dann werden wir das auch, das verspreche ich dir, Eisblume.“ Der andorianische General blickte seiner Geliebten nachdenklich hinterher, als sie sein Quartier an Bord der KUMARI verließ. Dann erhob er sich selbst und schritt hinüber zum Sanitärbereich. Es wurde Zeit sich für das Treffen mit Thy'Ron und auf die anschließende Einsatzbesprechung auf Ceti-Alpha-Fünf vorzubereiten. * * * Thy'Lek Shran wartete ungeduldig bis sein Freund Thy'Ron Dheran endlich, in Begleitung von T'Pol, im Konferenzraum des Stützpunktes erschien. Vor einer halben Stunde war der andorianische Kampfverband im Ceti-Alpha-System eingetroffen und Shran wollte keine Zeit vergeuden. Bereits jetzt wurden die ersten Maßnahmen zu einer glaubhaft wirkenden Verteidigung des Stützpunktes in die Wege geleitet. Commander Telev kümmerte sich darum diese Maßnahmen zu koordinieren. Zuvor hatte sich Thy'Lek Shran, via Kurzstrecken-Funkverbindung zur RAKARI, einige Minuten lang eingehend mit T'Pol unterhalten und dabei einige technische Fragen, in Bezug auf die terranische Scanner-Technik, geklärt. Dabei hatte die Vulkanierin ihm einige Fakten genannt, die gut in den Plan passten den Thy'Ron Dheran und er für die Verteidigung des Planeten, die sie vorzutäuschen gedachten, entwickelt hatten. Nachdem Dheran sich, Shran gegenüber, an das andere Kopfende des Tisches gesetzt hatte, erhob sich der Anführer der Rebellion und ließ seine Blicke über die gut zwei Dutzend anwesenden Kommandanten der Verteidigungsflotte wandern. Hinzu kamen weitere fünf Sektions-Offiziere, die das Verteidigungsfeuer vom Boden aus koordinieren sollten. Allen Anwesenden war klar, dass dies ein Himmelfahrtskommando sein würde und sie alle hatten sich damit abgefunden. Überwiegend saßen Andorianer und Tellariten am Tisch, wobei, außer T'Pol, zwei weitere Vulkanierinnen und ein Vulkanier aus der Menge hervorstachen. Thy'Lek Shran berichtete von den Ereignissen, seit sie T'Pol von Capella IV befreit hatten und er berichtete von dem Verrat, den die Romulanerin Te'Voral geplant und zum Teil auch durchgeführt hatte. Dabei konnte die Nachricht, dass er persönlich die Verräterin hingerichtet hatte kaum das wütende Gemurmel unter den Anwesenden verhindern. Schließlich bat der General um Ruhe und deutete auf seinen Freund. „General Dheran wird nun ausführen wie die Verteidigung von Ceti-Alpha-Fünf ablaufen wird. Ihnen allen ist wohl absolut klar, dass wir dabei glaubhaft verlieren müssen, um nicht das endgültige Aus der Rebellion zu riskieren.“ Thy'Ron Dheran übernahm an dieser Stelle. „Sie alle haben sehr viel für die Rebellion gegeben, darum fällt es mir um so schwerer jetzt das ultimative Opfer von Ihnen und von den Ihnen unterstellten Männern und Frauen zu verlangen. Es ist unbedingt notwendig, dass die Imperatrice, im Anschluss an die Schlacht, die vor uns liegt, an eine totale Zerschlagung der Rebellion glaubt. Nur dann erhalten wir die notwendige Zeit, um unsere Kriegsschiffe mit der Technik aus der Zukunft auszurüsten und sie später erfolgreich gegen das Terranische Imperium antreten lassen zu können.“ Dheran machte eine Pause und sah zu der Frau, die er zu seiner Gefährtin auserkoren hatte, bevor er fortfuhr: „Die Vulkanierin T'Pol, die von uns befreit worden ist, hat die Pläne für uns geborgen. Sie sind bereits auf dem Weg zu dem Punkt, an dem wir sie kopieren und anschließend analysieren werden. Nach einer ersten Einsicht in Teile der gesicherten Pläne bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass wir dazu etwa zehn Jahre brauchen werden. Zehn Jahre, die uns die Imperatrice ganz sicher nicht geben wird, wenn wir ihr nicht glaubhaft vermitteln, dass sie uns endgültig ausgeschaltet hat. Dies wird uns nur gelingen, wenn es bei der vor uns liegenden Schlacht entsprechend hohe Verluste geben wird. Aus diesem Grund haben wir alle Kriegsschiffe, die kurz vor der Außerdienststellung stehen, hierher beordert. Die Mannschaften für diese Kriegsschiffe sind auf das absolut notwendige Minimum reduziert worden. Dabei wurde darauf geachtet, dass nur familiär ungebundene Mannschaften und Offiziere auf diese Schiffe abkommandiert wurden. Es handelt sich dabei durchwegs um Freiwillige, so wie auch bei Ihnen. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle versichern, dass ich stolz auf Sie alle bin.“ Dheran machte eine kleine Pause und sah in die fanatisch leuchtenden Augen der Anwesenden, bevor er weiter ausführte: „Kommen wir zu den Einzelheiten des Kriegsplanes: Die Hälfte der Leichten Kreuzer der VA´LA´KIAN-KLASSE werden im engen Orbit des Planeten, in der Nähe des Stützpunkts, Position beziehen. Der Rest der Flotte, darunter drei veraltete Schwere Kreuzer der KIR´TA´SHAN-KLASSE und drei Kampfkreuzer der SURAK-KLASSE, verteilt sich im weiten Orbit davor um den ersten Ansturm der Terranischen Flotte abzuwehren. Sie werden dem Feind schmerzhafte Verluste beibringen, die ihn am Ende in dem Glauben bestärken werden, die Rebellion ausgemerzt zu haben. Die KUMARI und die RAKARI werden sich ebenfalls an der Verteidigung beteiligen bis die Lage unhaltbar werden wird. Leider besitzen nur diese beiden modernen Kriegsschiffe die nötigen technischen Voraussetzungen, ihre Ionenspur erfolgreich zu maskieren, so dass die Raumschiffe der Terraner sie nicht anmessen und verfolgen können. Ich weiß, dass ich mich auf Sie alle voll und ganz verlassen kann. Ihre Taten werden dazu beitragen, dass die Rebellion schlussendlich siegreich sein wird.“ Unterdrückter Jubel und zustimmende Zurufe brandeten auf. Thy'Lek Shran meldete sich schließlich wieder zu Wort und teilte die Kommandanten der Leichten, andorianischen Kreuzer für die jeweiligen Verteidigungsabschnitte ein. Danach folgten die Kommandanten der übrigen Raumschiffe. Dabei nutzt T'Pol, die bisher geschwiegen hatte, die Gelegenheit, an Thy'Ron Dheran heranzutreten und zu sagen: „Das ist barbarisch!“ Die bläulich-violetten Augen des Andorianers funkelten in einem eigenartigen Glanz, als er heftig zurückgab: „Ja, das ist es! Krieg ist generell barbarisch. Doch er wurde uns aufgezwungen. Vom Imperium. Die Alternative dazu, nämlich sich zu unterwerfen, ist für mich jedoch keine Option! Oder etwa für dich?“ Die Vulkanierin schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Ich wünschte nur, es gäbe eine Alternative zum Opfergang all dieser Kämpfer.“ Die Antennen des Andorianers krümmten sich leicht nach innen. „Glaubst du denn, ich würde mir das nicht wünschen, T'Pol? Mit vielen dieser Kämpfer, die in den nächsten Tagen ihr Leben lassen werden damit die Rebellion weiterleben kann, bin ich seit zehn Jahren durch die Schwarze Verdammnis gegangen. Mir sind all diese Seelen nicht egal. Aber war es nicht ein Vulkanier der gesagt hat: Das Wohl vieler wiegt schwerer, als das Wohl Weniger, oder das Wohl eines Einzelnen?“ T'Pol blickte schweigend in die Augen des Andorianers. Erst nach einer ganzen Weile gab sie zu: „Das ist korrekt. Im Moment erkenne ich jedoch nur die Logik darin, nicht aber die Weisheit.“ Dheran schüttelte etwas unwillig den Kopf. „Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass beides möglicherweise nicht immer Hand in Hand geht?“ Shran beendete die Befehlsausgabe, als T'Pol antwortete: „Bisher nicht.“ Thy'Ron Dheran nickte in Gedanken, während sein Freund die Besprechung beendete und sich ihnen langsam näherte. „Das dachte ich mir.“ Als Thy'Lek Shran an die Seite von Dheran trat, blickte er in dessen Miene und fragte, mit einem schnellen Seitenblick zu der Vulkanierin: „Gibt es Probleme?“ Dheran grinste schief. „Nicht mehr, als üblich. T'Pol verursacht es nur ebenso sehr Magenschmerzen wie uns beiden, dass viele unserer tapferen Mitstreiter die nächsten Tage nicht überleben werden.“ Shran wandte sich mit einem spöttischen Lächeln an T'Pol. „Wenn ich es nicht besser wüsste dann würde ich vermuten, dass Sie Gefühle entwickeln, Lieutenant-Commander.“ Thy'Lek Shran warf dem Freund einen vielsagenden Blick zu bevor er den Übrigen folgte. Er hatte noch Einiges vorzubereiten. T'Pol sah im nach und meinte dann nachdenklich: „Er vertraut mir nicht.“ „Das ist richtig“, bestätigte Dheran offen. „Doch er vertraut mir und ich habe ihm versichert, dass ich dir vertraue. Lass mich das nicht bedauern.“ Ohne darüber nachzudenken, legte die Vulkanierin ihre Hand auf den Unterarm des Andorianers. Sie merkte es erst, als Dheran ihre Hand in seine nahm und sah zu ihm auf. Ein entschlossener Zug lag auf ihrem Gesicht, als sie seine Hand leicht drückte und dabei sagte: „Du hast mich auf der RAKARI gefragt ob ich mein zukünftiges Leben an deiner Seite verbringen will, Thy'Ron. Die Antwort ist: Ja.“ Leicht überrascht sah Dheran in die dunklen Augen der Vulkanierin. Ein fast heiterer Zug lag auf seinem Gesicht. „Das fällt dir genau jetzt ein? Du musst unbedingt daran arbeiten herauszufinden, wann man was sagen sollte, T'Pol.“ Hand in Hand verließ der Andorianer mit seiner Gefährtin den Konferenzraum, wobei er geflissentlich das leichte Anheben ihrer Augenbrauen ignorierte. * * * Auf der Brücke der ISS SCHARNHORST stand Flottenadmiral Jeffrey Gardner neben seiner Frau und sah mit angespannter Miene auf den Hauptbildschirm des Schweren Schlachtkreuzers der PULSAR-KLASSE. Nachdem das Ziel der Rebellen durch die romulanische Spionin, Te'Voral, auf fast schon brillante Art und Weise, an sie weitergegeben worden war, hatte Hoshi nicht gezögert, die Flotte zu verständigen. Vor wenigen Augenblicken war sie an diesem Punkt des Weltalls eingetroffen. Keine sieben Lichtjahre entfernt vom Ceti-Alpha-System. Auf dem großen Bildschirm zeichneten sich mehrere der sechs Schweren Kreuzer der NX-KLASSE ab. Flankiert wurden sie von zehn Fregatten der ANDROMEDA-KLASSE, schnelle, schwer bewaffnete Kriegsschiffe von immerhin 192 Metern Länge. Außerhalb des gezeigten Ausschnitts des Weltalls, so wusste Gardner, flog nun die ISS DAEDALUS auf derselben Höhe wie die SCHARNHORST. Das Typenschiff der nach ihm benannten DAEDALUS-KLASSE besaß, nach dem Flaggschiff der Flotte, die schwerste Bewaffnung innerhalb der Imperialen Sternenflotte. Ein Gigant von 186,2 Metern Länge. Im Gefolge dieser 18 Kriegsschiffe befanden sich noch weitere 4 Raumschiffe der veralteten NV-KLASSE, die an den typischen Halb-Disk-Primärhüllen zu erkennen waren und zwanzig der kleinen, deltaförmigen Zerstörer der NR-KLASSE. 42 von insgesamt 76 momentan einsatzfähigen Kriegsschiffen der Terranischen Sternenflotte. Eine beeindruckende Streitmacht. Jeffrey Gardner zweifelte daran, dass die Rebellen ihr etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten. Besonders deswegen, weil die Raumschiffe der NX-KLASSE, der ANDROMEDA-KLASSE und die DAEDALUS bereits ebenfalls, wie die SCHARNHORST, über die verbesserten Photonentorpedos und über die neuen Phaserkanonen verfügten, deren Effizienz nahe an jenen lagen, die man auf dem Beuteraumschiff DEFIANT demontiert hatte, um ihre Bauweise zu studieren. Drei Jahre lang hatte Jeffrey Gardner persönlich das Kommando über die DEFIANT geführt. So wusste er um die Kampfkraft der Raumschiffe, die mit den neuen Waffen ausgerüstet waren. Seit einem halben Tag war die SCHARNHORST selbst wieder voll einsatzfähig. Die letzten Schäden der Wasserstoff-Explosion in dem Interstellaren Nebel, in dem ihnen die KUMARI eine Falle gestellt hatte, waren inzwischen behoben. Fleetadmiral Jeffrey Gardner wandte sich kurz um und wechselte einen langen Blick mit Commander Vilarai Selas. Die Andorianerin lächelte flüchtig und zwinkerte ihm unmerklich zu. Im nächsten Moment konzentrierte sie sich dann wieder auf ihre Aufgabe. Gardner stellte mit Zufriedenheit fest, dass sie ihm den Messerstich, den er ihr versetzte, nachdem sie dabei gewesen war seine Frau, im Beisein der Brückenbesatzung zu kritisieren, offensichtlich bereits verziehen hatte. Andererseits blieben ihr auch kaum Alternativen dazu, denn sich ihn zum Feind zu machen, das würde sie nicht lange überleben. Das wusste Vilarai Selas natürlich denn sie besaß einen scharfen Intellekt. Etwas, das Gardner an Frauen, neben Schönheit, am meisten schätzte. Nach der Schlacht gegen die Rebellen würde er schon eine Gelegenheit finden, sich gemeinsam mit ihr angenehmen Beschäftigungen hinzugeben. Er würde sie letztlich wieder so eng an sich binden wie zuvor schon. Es würde fraglos ein wildes und sehr leidenschaftliches Vergnügen werden und schon jetzt freute sich der Schwarzhaarige darauf. „Woran denkst du“, drangen die Worte seiner Frau in die Überlegungen des Flottenadmirals. Gardner fühlte sich für einen Moment lang ertappt. Offen erwiderte er: „An die Zeit nach dieser letzten Schlacht gegen die Rebellen.“ Die Imperatrice lächelte wissend und so leise, dass nur Jeffrey sie verstehen konnte, erwiderte sie: „An dein andorianisches Flittchen also.“ „Was ist mit dir?“, konterte Gardner ebenso leise. „Da werden sich schon ein paar helfende Hände finden, möchte ich meinen.“ Die zierliche Asiatin lächelte verschmitzt und den leisen Anflug von echter Eifersucht im Blick ihres Mannes zu entdecken tat außerordentlich gut. Sacht drückte sie dabei seine Hand, und in stiller Übereinkunft sahen sie einander an. Im nächsten Moment ließ Hoshi Sato ihren Mann los und als sie sich an Commander Selas wandte, da ließ nichts erkennen worüber sie und Jeffrey Gardner sich eben noch unterhalten hatten. „Commander Selas: Signal an die Schiffe der Flotte, der SCHARNHORST zu folgen. Geben Sie Alarmstufe ROT für alle Einheiten. Alle Waffen in Bereitschaft.“ Noch während die Andorianerin bestätigte und den Befehl ausführte, wandte sich die Japanerin an ihren Mann. „Jeff, du übernimmst das Kommando über das Schiff. Ich selbst werde mich auf das Oberkommando über die Flotte konzentrieren.“ „Aye, Sir“, grinste der Admiral und wurde sofort wieder ernst. Sich an den Piloten des Schlachtkreuzers wendend befahl er: „Mister Steiner: Beschleunigen Sie das Raumschiff in Richtung des Ceti-Alpha-Systems. Bleiben Sie dabei auf halber Impulsgeschwindigkeit bis sich die Flotte, in Angriffsformation, formiert hat. Wenn die Flotteneinheiten ihre Positionen eingenommen haben, Meldung an mich, Lieutenant.“ „Aye, Sir.“ Inzwischen hatte sich Hoshi Sato zur Taktischen Station begeben. Neben Commander Selas stehend sagte sie zu der Andorianerin: „Halten Sie einen Kanal zu den übrigen Raumschiffen offen, Commander.“ Die Andorianerin kam der Anweisung umgehend nach und bestätigte die Ausführung des Befehls der Imperatrice. Dabei gab keine der beiden so unterschiedlichen Frauen zu erkennen was sich im Quartier der Andorianerin zwischen ihnen abgespielt hatte. Beide waren momentan geradezu ein Muster an Disziplin und Konzentration. Hoshi Sato bemerkte wohlwollend, dass die Andorianerin das Dienstliche strikt vom Privaten trennen konnte und mit ungewohnt warmer Stimme sagte sie schließlich: „Danke, Commander Selas.“ Es dauerte nicht lange, bis Lieutenant Steiner die Bestätigung gab, dass die Kriegsschiffe der Flotte, die ihnen bestimmte Position für den Anflug auf das Ceti-Alpha-System eingenommen hatten. Ein nochmaliges Zusammenkommen der Befehlshaber aller Schiffe war unnötig. In den letzten Jahren hatte die Imperiale Sternenflotte vielmals solche Überfälle auf Sternensysteme durchgeführt und die Angriffstaktik für solche Einsätze war, bis auf Abweichungen in Details, fast jedes Mal identisch gewesen. Jeder Kommandant kannte seine Aufgabe und worauf er gesondert zu achten hatte. Darüber hinaus mochte Hoshi Sato keine zu starren Vorgaben denn nach ihrer Erfahrung überstand ohnehin kein Plan den ersten Feindkontakt. Der unbarmherzige Drill für die Flotte, den sie während ihrer nun zwölfjährigen Amtszeit permanent verfolgt hatte, würde sich nun bezahlt machen. Jeffrey Gardner, der immer noch vor dem Kommandosessel stand, wandte sich zu seiner Frau um und wartete auf eine Reaktion. Die Asiatin nickte ihm zu wobei ein diabolisches Lächeln ihre feinen Gesichtszüge überflog und gab das Kommando, das auf allen anderen Kriegsschiffen ebenfalls empfangen wurde: „Beschleunigen mit Warp-7!“ * * * Effektivität hatte das Handeln auf und um Ceti-Alpha-Fünf bestimmt, in den letzten fünf Tagen. Entscheidungen die sonst Tage benötigten waren innerhalb von Stunden gefällt worden. Rund um das Hauptquartier der Rebellen herum waren neue Abwehrstellungen entstanden, innerhalb der letzten Tage. Zusätzlich zu den Phaserstellungen umgab nun ein Ring aus Torpedo-Abschussvorrichtungen den Tafelberg. Sie waren fast in Rekordzeit installiert worden, und sie würden den verhassten Terranern empfindliche Verluste bescheren. Zumindest hofften die Rebellen das. Zum Teil hatten die Techniker und Raumfahrer der Rebellen drei Tage hintereinander durch ihren Dienst verrichtet. Immer wieder hatten die Kommandanten der einzelnen Bereiche ihre Leute angetrieben und ihnen Höchstleistungen abverlangt. Um die Kampfkraft zu erhalten war es jedoch nötig gewesen, dass Thy'Lek Shran und Thy'Ron Dheran Anweisung gegeben hatten, ab dem vierten Tag der Verteidigungsvorbereitungen, die Mannschaften rundum ruhen zu lassen. Sobald der Angriff erfolgte dann würde man die Männer und Frauen ausgeruht und vollkommen auf die Sache konzentriert brauchen. Beiden Generalen war es dabei nicht leicht gefallen, ihre eigenen Befehle zu befolgen. Sie hatten sich bei der Einhaltung ihrer Ruhephasen abgesprochen damit zumindest immer einer von ihnen beiden wach war. Thy'Ron Dheran war zufrieden, als er am Ende des fünften Tages, seit sie das Ceti-Alpha-System erreicht hatten, die Meldung erhielt, dass die Verteidigungsvorbereitungen weitgehend abgeschlossen waren. Gemeinsam mit Thy'Lek Shran kontrollierte Dheran abschließend nochmal die wichtigsten Schlüsselpositionen, sprach mit den jeweiligen kommandierenden Offizieren, nahm kleinere Änderungen im Ablauf vor und gab letzte Anweisungen. Nachdem sie diese letzten Vorbereitungen abgeschlossen hatten, begaben sie sich ein letztes Mal zum Hauptquartier. Gut geschützt, etwas mehr als einhundert Meter unter der Felsdecke des siebenhundert Meter aufragenden Tafelberges, lag das Nervenzentrum des Komplexes, in dem auch die hervorragend getarnten Hangars angelegt worden waren. Das Vorzimmer, in dem sich sonst Talas aufgehalten hatte, war verwaist. Jedoch waren auch jetzt noch die integrierten Individualtaster aktiviert die jeglichen unbefugten Zugang verhinderten. Das Licht der untergehenden Sonne des Systems schien orange-rot durch die drei schmalen, hohen Fenstern, die man in die Felswand eingefügt hatte und die notfalls mit Stahlblenden, in der Farbe der umgebenden Felsen, versiegelt werden konnten. Als die beiden Andorianer schließlich General Shrans Arbeitsraum im planetaren Hauptquartier aufsuchten, fanden sie dort T'Pol und die beiden Commander, Caridan Telev und Rhy'Ker Viliam, vor. Die Vulkanierin war dabei den beiden Raumschiff-Kommandanten noch einmal einzuschärfen wie sie die Ionenspur ihrer Schiffe zu maskieren hatten, damit die Scanner der Imperiumsraumschiffe sie nicht orten konnten. Sowohl die KUMARI, als auch die RAKARI, sollten bei der Verteidigung des Systems anfänglich dabei sein. Im Verlauf der Schlacht würden sie sich unauffällig absetzen, so dass die Terraner annehmen mussten, die beiden Raumschiffe seien während der Schlacht über dem Planeten vernichtet worden. Die beiden Generale hörten schweigend zu bis T'Pol ihre Ausführungen beendet hatte. Erst dann traten sie näher und Thy'Lek Shran wandte sich an die Commander der KUMARI und der RAKARI. „Sie wissen, was Sie zu tun haben, damit unsere beiden Kreuzer unbemerkt verschwinden können?“ Die beiden Offiziere bestätigten und die Antennen des Generals spreizten sich zufrieden. „In Ordnung, dann begeben wir uns nun an Bord unserer Kreuzer. Der Kommandant der Planetenfestung und der umliegenden Stellungen kennt die Planung.“ Ein letztes Mal sah sich Shran in dem klimatisierten Raum um. Hier hatte ihnen die Verräterin Te'Voral den Vorschlag gemacht, T'Pol in einem riskanten Unternehmen zu befreien. Als Tarnung für ihre eigentlichen Machenschaften. Doch letztendlich spielte sie der Rebellion nun damit in die Hände. Thy'Ron Dheran schien ähnlichen Gedanken nachzuhängen denn Shran bemerkte, dass der Freund T'Pol einen nachdenklichen Blick zu warf. Als Dheran realisierte, dass sein Freund ihn beobachtete, sagte er rau: „Verschwinden wir von diesem unwirtlichen Ort.“ Durch den hell erleuchteten Verbindungsgang, dessen Innenverkleidung aus graublauem Kunststoff bestand, schritten sie gemeinsam in Richtung des Turbolifts, der sie zum Hangarbereich des Stützpunktes bringen würde. Auf einen Transport, mit einem der beiden erbeuteten terranischen Transporter, verzichteten sie diesmal. Auf Höhe des Hangar-Decks angekommen fiel T'Pol etwas zurück, als sie zum Hangar schritten und mit neugieriger Miene begab sich Thy'Ron Dheran zu ihr und fragte: „Was ist denn los? Wir haben es eilig.“ Die Vulkanierin blieb stehen statt zu antworten und lehnte sich gegen die Gangwand, wobei sie ihre Hände um ihren Leib schlang. Sie holte ein paarmal vernehmlich Luft und blickte dann, mit blassem Gesicht, zu Dheran auf. Dabei sagte sie dunkel. „Es geht gleich wieder. Nur ein Magenkrampf.“ Es dauerte einige Augenblicke. Dann schien es T'Pol wirklich besser zu gehen und Dheran fragte: „Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ „Ja, es ist nichts Ernsthaftes“, versicherte die Vulkanierin und ihre Gestalt straffte sich etwas. „Die Aufregung und die Anstrengungen, nach der langen Gefangenschaft, waren vielleicht etwas zu viel. Ich bin in Ordnung, Thy'Ron.“ Endlich konnte T'Pol den Weg fortsetzen und erleichtert stellte Dheran fest, dass ihr gesamtes Auftreten nun wieder so sicher war wie zuvor. T'Pol ihrerseits war froh, dass dieser erste Moment der Schwäche schnell vergangen war. In den nächsten Wochen würden noch einige weitere folgen, doch das war in dem Zustand, in dem sie sich seit diesem Moment vermutete, nicht ungewöhnlich. Immer vorausgesetzt, sie hatte Recht mit ihrer Vermutung. Nun, das würde sich bald herausstellen. Im Moment gab es Wichtigeres. Sie erreichten den Hangar und verteilten sich auf die zwei kleinen Fähren. In einer von ihnen flog Dheran, zusammen mit T'Pol und Commander Telev, zur RAKARI. Noch während sie sich im Anflug auf den andorianischen Kampfkreuzer befanden erreichte sie die Nachricht, dass die Langstrecken-Ortungsstation am Südpol von Ceti-Alpha-Fünf einen anfliegenden Raumschiff-Verband, in einer Entfernung von etwas mehr als einem Lichtjahr, gescannt hatte. Mindestens vierzig Raumschiffe hielten direkten Kurs auf das System. „Die vom Imperium haben wirklich keine Zeit vergeudet“, knurrte Commander Telev düster. „Ich wette, das sind sie.“ „Wer würde sich wohl auch sonst mit einem solchen Aufgebot in diesen Bereich der Galaxis verirren“, gab Dheran spöttisch zurück. „Wir sollten uns besser beeilen an Bord der RAKARI zu gelangen oder diese Schlacht beginnt ohne uns.“ Derweil hing T'Pol ihren eigenen Gedanken nach. Vielleicht enthoben die kommenden Ereignisse sie ja davon über ein bestimmtes Thema mit Thy'Ron reden zu müssen. Doch falls nicht so würde ihm sicherlich eine Überraschung bevorstehen. Kapitel 7: Krieg und Freiheit ----------------------------- Dass Thy'Ron Dheran etwas übertrieben hatte, als er zu ihr sagte, man müsse sich beeilen oder die zu erwartende Schacht im Ceti-Alpha-System würde ohne sie stattfinden, begriff T'Pol erst, nachdem sie fast eine Stunde auf der Brücke der RAKARI zugebracht hatten und nichts geschehen war. Und noch immer war die Flotte des Terranischen Imperiums mehr als zehn Minuten entfernt, selbst wenn sie das hohe Tempo beibehielt. Dementsprechend unwillig sah sie gelegentlich zu dem Andorianer an ihrer Seite, doch Dheran schien gegenwärtig keinen Blick dafür zu haben. Was sie ihm nicht verdenken konnte, denn ein harter Kampf stand ihnen unmittelbar bevor und als General lag die Last der Verantwortung auf seinen Schultern. So, wie auf den Schultern seines besten Freundes, General Thy'Lek Shran. Für T'Pol drückte die gesamte Haltung Dherans, in diesem Moment, den Begriff Krieger aus. Das war er und das würde er immer sein. Doch was würde das für sie bedeuten und für ihr zukünftiges Leben an seiner Seite? Was für ein Leben würde sie führen, nachdem diese Schlacht geschlagen war? Sie wusste keine Antwort darauf. Noch nicht. Gerade so, als habe der Andorianer ihre Gedanken gelesen, sah er T'Pol in diesem Moment an und seine Antennen richteten sich auf sie. „Deine Gedanken scheinen sich auf die ferne Zukunft zu richten. Meine richten sich gerade auf die nähere Zukunft. Aber wenn der Kampf vorbei ist, dann werden wir reden. Auch über diese fernere Zukunft.“ „Ja“, antwortete die Vulkanierin und eine plötzliche Erleichterung machte sich in ihr breit. Weil sie spürte, dass Dheran nicht vergleichbar war mit anderen, deutlich sprunghafteren, Vertretern seiner Spezies. Eine Welle von Vertrauen zu ihm durchflutete sie. Thy'Ron Dheran schien es zu spüren den ein flüchtiges Lächeln überflog sein Gesicht. Im nächsten Moment wirkte er wieder konzentriert und er erkundigte sich bei Commander Caridan Telev: „Wie lange noch?“ „In etwa sieben Minuten wird die Feindflotte unter Warp fallen, General. Sobald das geschieht werden wir sie gebührend empfangen.“ Dheran sah zu seinem Raumschiff-Kommandanten. Beide wussten, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten. Nicht gewinnen durften. Sie brauchten Zeit um sich in Ruhe neu formieren zu können und die würde Imperatrice Hoshi Sato ihnen nur dann gönnen, wenn sie zu der Auffassung gelangte, dass der Widerstand kein entscheidender Machtfaktor mehr war. Und zu dieser Auffassung würde man sie heute bringen. Viele gute Männer und Frauen würden heute dafür ihr Leben geben. T'Pol hatte ganz Recht damit gehabt, die Planung dieser Verluste als barbarisch zu bezeichnen. Doch mit Halbheiten konnte man Imperatrice Sato nicht überzeugen. Auch wenn wir heute nicht gewinnen dürfen, so werden wir den Terranern doch einen hohen Blutzoll für ihren Sieg abfordern, überlegte der General finster. Zu Telev gewandt meinte er lediglich: „Ja, Commander, das werden wir.“ Als die Feindflotte noch zwei Minuten entfernt war, setzte sich Telev endlich in seinen Sessel. Thy'Ron Dheran und T'Pol nahmen rechts und links dahinter Aufstellung, wobei Dheran die Hand der vulkanischen Frau ergriff und sacht drückte. Hier konnte es niemand sehen und sich somit auch niemand daran stören. Erst, als Telev die letzten zehn Mikrozyklen herunterzählte ließ Dheran die Hand der Frau los und legte sie auf die Sessellehne. Auf der anderen Seite tat T'Pol es ihm unbewusst nach und Dheran lächelte flüchtig, als er es bemerkte. Gleich war es so weit. * * * Auf der ISS SCHARNHORST herrschte eine Anspannung, die beinahe greifbar war. Hier war es die Imperatrice persönlich die im Kommandanten-Sessel des Schlachtkreuzers saß; hinter sich ihren Mann, Fleetadmiral Jeffrey Gardner. Während die Imperatrice vollkommen fokussiert war, auf das, was bald passieren würde, nahm sich Gardner die Zeit einen schnellen Blick mit Vilarai Selas zu wechseln. Er bemerkte das leichte Spreizen ihrer Antennen und beantwortete es mit einem Zwinkern. Im nächsten Moment sah er wieder auf den Hauptbildschirm. Seine Frau hatte Recht damit gehabt, als sie ihm auf den Kopf zugesagt hatte er würde sich auf das Zusammensein mit der Andorianerin freuen. Zu lange bereits waren sie schon nicht mehr zusammen gewesen. Doch das würde sich in wenigen Wochen ändern. Nach dieser Schlacht und Hoshis Rückkehr zur Erde. Er selbst würde, an Bord dieses Schlachtkreuzers, noch einige Such-und-Vernichtungs-Missionen durchführen, um die letzten Widerstandsnester auszuheben. Dabei würde sich die Zeit finden, den warmen, anschmiegsamen Körper der Andorianerin in seinen Armen zu halten und ihre süßlich schmeckenden Küsse zu genießen. Das alles wusste Hoshi. Nicht zuletzt deshalb, weil sie über ihre jeweiligen sexuellen Eskapaden offen miteinander redeten. Doch da gab es auch etwas, dass seine Frau nicht wusste. Ihm selbst war es erst vor kurzer Zeit klar geworden. Er liebte Hoshi, doch ein Teil von ihm liebte auch Vilarai. Das hatte er in dem Moment erkannt, in dem er seinen Dolch in den Leib der Andorianerin gerammt hatte. Es hatte etwas in ihm erschüttert und erst Tage später hatte er verstanden was es zu bedeuten hatte. Dieses Geheimnis würde er bewahren, denn sollte Hoshi je davon erfahren dann war das Leben seines Ersten Offiziers nichts mehr wert. Seine Frau duldete seine Vergnügen doch wirkliche Liebe zu einer anderen Frau, noch dazu zu einer Außerirdischen und sei es auch nur partiell, das würde sie niemals dulden. So, wie er selbst das im umgekehrten Fall ebenfalls nicht dulden würde, obwohl er realisierte, wie schräg diese Einstellung war. Dabei fragte er sich, ob Hoshi möglicherweise bereits ein ähnliches Geheimnis hütete. Ein Gedanke, der ihn für einen Moment in höchstem Maße beunruhigte. Aber warum, wenn er das für sich selbst als in Ordnung ansah? Wurde er mit zunehmendem Alter allmählich paranoid? Gardner versuchte die Erinnerung daran zu verscheuchen. Doch der Gedanke fraß sich in seine Überlegungen hinein. Das Gesicht eines Mannes erschien vor seinem inneren Auge; eines Mannes der schon seit einigen Jahren tot war. John Jefferson Pickett. Einst Flottenadmiral, so wie er selbst nun. Vor sechs Jahren noch hatte er unter Pickett gedient. Ein verschlagener und machtgieriger Mann, der ihm und Hoshi vorgegaukelt hatte, sein Vater habe eine Verschwörung gegen die Imperatrice geplant. Nun, dass sein Vater, Conrad Abel Gardner, tatsächlich vorgehabt hatte seine Frau damals zu beseitigen ließ sich nicht von der Hand weisen. Allerdings hatte, wie erst Jahre später ersichtlich wurde, Pickett dabei seine Hände im Spiel gehabt. Auch er hatte letztendlich Hoshi aus dem Weg räumen wollen, allerdings nicht ohne sich zuvor den höchsten militärischen Posten zu sichern. Den des Flottenadmirals Gardner. Seinem Vater. Er, sein Sohn, hatte Gardner Senior erschossen, als dieser, gemeinsam mit seinen Mitverschwörern, von Pickett und ihm überrascht worden waren. Damals hatte er noch daran geglaubt, dass tatsächlich sein Vater der Drahtzieher hinter der Verschwörung gewesen war. Erst Hoshi hatte ihm später einen anderen Weg gewiesen, der sich als richtig herausstellte. John Jefferson Pickett war in Wirklichkeit der Ränkeschmied gewesen und um ein Haar hätten seine finsteren Pläne damals zum Erfolg geführt. Doch er selbst hatte zuvor, bereits den loyalen Chef der Sektion-31, Konteradmiral Vincent Luca Kuehn, auf Pickett angesetzt. Kuehn legte im Jahr 2162 unwiderlegbare Beweise dafür vor, dass Pickett Verrat plante woraufhin Hoshi den Zugriff befahl. Pickett konnte jedoch in letzter Sekunde, zusammen mit einigen Getreuen, den Häschern der Imperatrice entkommen. Der Verbleib des verräterischen Vizeadmirals bleibt zunächst ungeklärt. Erst im Jahr 2165 gelang es ihm schließlich, Pickett in eine Falle zu locken und den Verräter im Zweikampf zu töten. Hoshi war im Jahr 2160 mit Pickett zusammen gewesen. Aus reiner Berechnung wie sie später immer wieder betont hatte. Aber stimmte das wirklich? Zumindest hatte Pickett seinerzeit öfter mal anders lautende Andeutungen gemacht. Darüber hinaus war John Jefferson Pickett der bisher einzige Liebhaber der Imperatrice, außer ihm selbst, für den seine Frau keine Kerbe in das Kopfende ihres Bettes geritzt hatte. Nun fragte sich Jeffrey Gardner leicht verunsichert, ob das Schicksal war, oder ob es mehr zu bedeuten hatte. Gleichzeitig fragte er sich, ob Hoshi damals mehr für Pickett empfand, als sie zugegeben hatte. Gardner wurde abgelenkt, als Vilarai Selas meldete: „Noch zehn Sekunden, bis der Verband am vorgesehenen Punkt unter Warp gehen wird!“ In einer unbewussten Geste berührte Jeffrey Gardner sanft die Schulter seiner Frau und sagte ruhig: „Gleich ist es so weit!“ * * * Auch auf Ceti-Alpha-Fünf warteten die Mannschaften, die sich für diesen Auftrag freiwillig gemeldet hatten, auf die bevorstehenden Ereignisse. Allen war klar, dass dieser Einsatz der letzte Einsatz ihres Lebens sein würde. Dennoch hatten sie nicht gezögert sich dafür zu melden, denn falls sie es nicht getan hätten, so hätten sie ihr Leben dadurch vermutlich nur um wenige Tage, vielleicht auch Wochen, verlängert. Dann lieber einen Tod gewählt der das Imperium am Ende zu Fall bringen konnte. Anders als die Terraner sahen die Angehörigen des Widerstandes gegen das Imperium eher die Notwendigkeiten ein und fügten sich in ihr Schicksal. Von den Menschen wurden sie dafür verachtet und als Unter-Spezies bezeichnet, doch die Terraner sollten sich noch wundern, wenn eines Tages sie die Unterjochten sein würden. In ihren unterirdischen Festungen warteten die Verteidiger darauf, dass die zu erwartende Flotte der Terraner im System erscheinen würde. In fieberhafter Eile waren, während der letzten Woche, die ausgedehnten Anlagen angelegt worden, die den Gegner von dem wertvolleren Mutara-Nebel ablenken sollten. Dort lagen das eigentliche Hauptquartier und die Werftkomplexe des Widerstands. Wenn der Feind schon angriff, dann besser ein Ziel auf dem es außer unübersehbaren Steinwüsten und einigen felsigen Hochplateaus kaum etwas gab, das zu verteidigen sich gelohnt hätte. Kein vernunftbegabtes Leben existierte auf dieser Welt, außer den Männern und Frauen des Widerstands selbstverständlich. Ker´Daron Thran, ein älterer, kampferprobter Andorianer der die Bodentruppen kommandierte, stand mit allen Kommandostellen in permanenter Verbindung. Laufend wurde er über die Verteidigungsvorbereitungen, Flottenbewegungen und sonstigen Geschehnisse in Kenntnis gesetzt. Als die sich nähernde Feindflotte noch etwa ein Lichtjahr vom System entfernt war ließ Thran die Energieerzeuger, die man überall auf dem Planeten versteckt hatte, hochfahren. Sie dienten nur einem Zweck: Zusätzliche Ziele vorzugaukeln. Einerseits machte das für die Terraner glaubhafter ein wichtiges Ziel vor sich zu haben. Andererseits erhöhte eine größere Zahl möglicher Angriffsziele die Überlebenszeit der real existierenden Festungen auf diesem Planeten. Was wiederum zu höheren Feindverlusten führen würde. Letzteres würde dem Widerstand zusätzlich nützen, in den folgenden Monaten und Jahren. Um ihn herum standen oder saßen Andorianer, Tellariten, Vulkanier und Angehörige eines halben Dutzends anderer Spezies und konzentrierten sich auf die Anzeigen der Konsolen. Niemand sprach ein überflüssiges Wort. Egal welcher Spezies die einzelnen Widerstandskämpfer angehörten, ihnen allen stand ins Gesicht geschrieben wie es um sie stand. Selbst den Vulkaniern, die versuchten ihre stoischen Mienen zu wahren. Ker´Daron Thran hatte zuvor eine Parole ausgegeben: Krieg und Freiheit. Auf Ersteres verstanden sich die Terraner, wie kaum eine andere Spezies. Von Letzterem hatten sie scheinbar keine Ahnung denn sonst hätten sie gewusst, dass kein Volk auf Dauer ein anderes Volk unterdrücken konnte. Diese Lektion mussten sie noch lernen. Als die feindliche Flotte nur noch eine Minute entfernt war, gab Thran den Befehl die Zielscanner der Torpedorampen auf dem Planeten zu aktivieren und die der überschweren Phaserkanonen gleichfalls. Sie alle würden den Terranern einen heroischen Kampf liefern. Als der Feindverband nur noch zehn Sekunden entfernt war, rief Thran aufpeitschend: „Krieg und Freiheit!“ „Krieg und Freiheit!“, hallte es aus dutzenden von Kehlen zurück. Dann endlich fiel der terranische Kampfverband unter Warp. Es war endlich so weit. * * * Auf der KUMARI gab Lieutenant-Commander Talas an Thy'Lek Shran die Meldung, dass der terranische Kampfverband unter Warp gegangen war. Der andorianische Oberbefehlshaber der Truppen dankte mit knurriger Stimme und sah dabei unverwandt auf den trapezförmigen Hauptbildschirm des Schweren Kreuzers. Die Verbindung zu den restlichen Kriegsschiffen seiner unterlegenen Flotte stand längst. Er wartete nur einen Herzschlag, bevor er die Kommandanten anwies: „Shran an Alle! Aufteilen nach Einsatzplan. Wir greifen zunächst die Flanken der Terranischen Flotte an. Wenn die feindlichen Kriegsschiffe nach Ceti-Alpha-Fünf durchbrechen so werden sie über dem Planeten eine riesengroße und sehr unangenehme Überraschung erleben. Gute Jagd!“ „Mal sehen wie viele von denen wir für immer verabschieden“, warf Commander Viliam grimmig ein und die meisten Anwesenden auf der Brücke sahen ihn zustimmend an. An der Spitze eines Verbandes von vier Kreuzern der KIR´TA´SHAN-KLASSE und fünf Kreuzern vom Typ-II raste die KUMARI auf die linke Flanke der Angreifer zu. Mit dabei einer der kampfstarken vulkanischen Kreuzer. Die RAKARI hatte derer zwei im Verband, dafür aber nur zwei weitere andorianische Schlachtkreuzer. Außerdem ebenso viele Typ-II Kreuzer und eine Handvoll tellaritischer Fregatten, die klein aber schwer bewaffnet waren. Derselbe Schiffstyp flog auch im Verband von General Shran den Angriff mit. Dazu kamen einige weitere Einheiten, die man aus verschiedenen Raumschiffstypen zusammengeschustert hatte. Ein buntes Sammelsurium an Kampfschiffen, die man nun dem Feind entgegenwarf. Blaue Phaserstrahlen andorianischer Kriegsschiffe durchschnitten die Dunkelheit des Weltalls. Gelb-grüne Disruptor-Impulse der Tellariten und etwas intensivere grüne Phaserstrahlen der vulkanischen Kreuzer gesellten sich dazu. Wo sie auftrafen, brachten sie Schutzschilde zum Aufleuchten, ließen sie zusammenbrechen und schnitten sich in die Duranium-Hüllen der Feindschiffe. Die Sprengköpfe von Raketen und Torpedos erzeugten kurzlebige Kunstsonnen deren verheerende Energien feindliche Kampfschiffe beschädigten oder zerstörten. Doch der Feind wehrte sich. Auf seiner Seite glühten grelle gelblich-orange gerichtete Nadion-Phaserstrahlen auf, durchsetzt von ein paar bläulichen Phaserstrahlen der brandneuen Geschütze und Photonentorpedos, die wie grell-bläuliche Energiespiralen aussahen, schlugen in den Schilden der verteidigenden Raumschiffe ein. Einige der älteren terranischen Zerstörer der NR-KLASSE und einer der inzwischen veralteten NV-KLASSE Kreuzer wurden beim Zangenangriff der Verteidiger vernichtet. Doch die Antwort der terranischen Fregatten der ANDROMEDA-KLASSE ließ nicht lange auf sich warten. In ihrem Feuer vergingen drei Typ-II Kreuzer. Die SCHARNHORST zerstörte, im Verbund mit der DAEDALUS, einen der vulkanischen Kreuzer der SURAK-KLASSE. Die beiden großen, terranischen Kriegsschiffe schüttelten sich ihrerseits nur unter dem Angriff der Verteidiger, dank ihrer neuen Abwehrschilde. Als zehn terranische Kriegsschiffe sich auf Schussweite der Abwehrstellungen genähert hatten erlebten sie eine unangenehme Überraschung. Von verschiedenen Stellungen auf dem Planeten aus wurden Torpedos auf sie abgefeuert. Gleichzeitig begannen die überschweren Phaserstellungen zu feuern. Drei terranische Kriegsschiffe gingen in diesem Feuersturm unter, der Rest zog sich wieder fluchtartig zurück. Gegen diese Stellungen mussten die beiden stärksten Raumschiffe der Flotte vorgehen, alles Andere würde wenig Sinn ergeben, befanden die terranischen Fregatten-Kommandanten. * * * Die RAKARI hatte sich an eine, etwas abseits der Angriffsflotte fliegende, Fregatte der ANDROMEDA-KLASSE herangepirscht. Thy'Ron Dheran war so kaltblütig den Piloten der RAKARI auf Kernschussweite an den Feind heranfliegen zu lassen bevor er den Befehl zum Abfeuern der Waffen gab. Zu spät erkannte der terranische Kommandant der Fregatte was auf ihn zu kam. Die Phaserstrahlen der RAKARI durchbrachen die Schilde der Fregatte und trafen die Linke Warpgondel, die in einer Energiekaskade in zwei Hälften brach. Der nächste Treffer erwischte den Warpkern und die Fregatte explodierte in einer grellen Lichterscheinung. Vereinzelte Trümmerteile trafen auf die Abwehrschilde der RAKARI. Dann war der Schwere Kreuzer hindurch und wandte sich dem nächsten Ziel zu. Wieder und wieder feuerte das andorianische Kampfschiff auf die Feindeinheiten. Dabei horchte Dheran aufmerksam den Meldungen, die Caridan Telev permanent an ihn weitergab. Nachdem die Niederlage der Verteidigungsflotte sich abzuzeichnen begann, befahl der General, dass die beiden Schwesterschiffe der RAKARI sich nach Plan absetzen sollten. Zufrieden verfolgte Dheran, wie zunächst die CRENDARI sich absetzte, und wenig später auch die ASCARI. „General, ein Anruf von General Shran“, meldete Telev kurz darauf. „Der General befielt Ihnen, sich selbst nun abzusetzen. Er selbst verbleibt noch für einen Moment, bevor er den Befehl an den Provisorischen Flottenbefehlshaber, auf einem der drei veralteten Schweren Kreuzer übergeben wird.“ Mit einem Gefühl in der Magengegend, das ihm sagen wollte noch zu bleiben, bestätigte Dheran und befahl sofort darauf dem Steuermann, dass sich die RAKARI abzusetzen habe. Dabei ihre Warp-Signatur maskierend. Um unbemerkt zu verschwinden hatten sich die beiden andorianischen Generale etwas Besonderes einfallen lassen. Im Zuge dessen ließ Dheran den Kreuzer zunächst auf das dichteste Kampfgetümmel Kurs nehmen. Gleichzeitig gab er den Befehl zum Taktischen Offizier, die beiden Torpedos mit Verzögerungszünder abzufeuern. Kaum hatten die beiden Torpedos die Rampen verlassen, da beschleunigte die RAKARI signifikant und in demselben Moment, als die beiden Torpedos den Zündimpuls bekamen, da jagte die RAKARI zwischen ihnen hindurch und ging dabei zeitgleich auf Warp-Geschwindigkeit. Zurück blieben die explodierenden Torpedos, deren grelle Leuchterscheinungen den Blitz beim Eindringen der RAKARI in den Subraum überlagerten. Sowohl optisch, als auch energetisch. Für einen neutralen Beobachter musste es so aussehen, als wäre der andorianische Kreuzer vernichtet worden. Doch tatsächlich hielt die RAKARI Kurs auf den Mutara-Nebel. * * * Thy'Lek Shran, der das Manöver der RAKARI an der Taktischen Konsole seiner Lebensgefährtin verfolgt hatte, spreizte anerkennend die Antennen und sagte leise zu Talas: „Ich bin froh, dass Thy'Ron Dheran nicht auf der gegnerischen Seite steht. Der hätte uns mit solchen Manövern längst die Hölle heiß gemacht, wie die Terraner zu sagen pflegen.“ Talas verzog nur etwas ihre Lippen bei diesen Worten. Sie wusste, seit vielen Jahren, welche halsbrecherischen Aktionen sich General Dheran, während seiner Zeit beim Widerstand gegen das Imperium, bereits geleistet hatte. Nach einer kurzen Pause meinte sie dann: „Als wärst du weniger waghalsig, als er.“ „Ich gelobe Besserung“, gab Shran, wie stets etwas heiser, zurück. Wir halten uns noch eine Weile. Ich will so spät wie möglich hier verschwinden. Dheran, als meinen Stellvertreter, in Sicherheit zu wissen ist beruhigend.“ „Das verstehst du also unter Besserung.“ Thy'Lek Shran ging nicht auf diesen Einwand ein, sondern sah in Richtung von Commander Viliam. „Das Signal zur Übernahme des Kommandos über die Flotte ist raus?“ Rhy'Ker Viliam bestätigte. „Sehr gut!“ Im nächsten Moment kam die Warnung vom Taktischen Offizier der KUMARI: „General, ein Pulk von sieben Feindschiffen hält auf die KUMARI zu. Zwei Fregatten und das neue Flaggschiff der Terraner sind in diesem Pulk dabei.“ Viliam wandte sich an den General: „Sollen wir das Fluchtmanöver vorziehen?“ „Nein!“, donnerte Thy'Lek Shran entschieden. „Wir laufen nicht davon. Nehmen Sie Kurs auf das Flaggschiff und rufen Sie ein paar Einheiten zu Hilfe.“ In den Gesichtern der Besatzung erkannte Shran Zufriedenheit. Niemandem an Bord gefiel der Gedanke, die Kameraden hier zurückzulassen. Bereits im nächsten Moment schwang die KUMARI herum und flog, in einem hohen Orbit über Ceti-Alpha-Fünf der ISS SCHARNHORST und ihren Geleitschiffen entgegen. * * * Auf dem Planeten, der von den Kriegsschiffen des Widerstands mit aller Verbissenheit verteidigt wurde, hatte Ker´Daron Thran, seit Angriffsbeginn, keine ruhige Minute mehr. Auf den Bildschirmen im weiten Rund der Kommandozentrale, unterhalb des Tafelbergs, zeichnete sich, langsam aber sicher die drohende Niederlage ab. Doch einfach wollte es Thran dem Imperium nicht machen. Seine Offiziere und Mannschaften sorgten dafür, dass von den Abwehrstellungen aus Torpedo um Torpedo und Phaserstrahl um Phaserstrahl gegen den Feind abgeschossen wurde. Besonders die überschweren Phasergeschütze erzielten einige Erfolge bei den kleineren terranischen Einheiten. Auch wenn das Imperium heute gewinnen würde, die Menschen sollten einen hohen Blutzoll entrichten. Mit zunehmender Kampfdauer wurden die verteidigenden Raumschiffe jedoch langsam immer weiter zum Planet zurückgedrängt. Größer und größer wurden die Verluste, und es war für Thran nur noch eine Frage der Zeit, wann der Feind die planetaren Stellungen überrennen würde. Aber noch atmete er. Noch hatte er einen Platz, von dem aus er Widerstand leisten konnte. Und genau das würde er tun. Bis nichts mehr ging. Als die ersten Kriegsschiffe des Imperiums in die oberen Luftschichten des Planeten eindrangen, gab Thran den Befehl, das Feuer der Phaserstellungen auf diese Einheiten zu konzentrieren. Grell-blaue Phaserstrahlen durchschnitten die heiße Luft des Planeten und suchten ihre Ziele an der Grenze zum Weltall. Raketen und Torpedos jagten hinauf in die Stratosphäre. Sie jagten feindlichen Raumschiffen nach, trafen ihre Schilde und Schiffshüllen, oder verloren sich in der interplanetaren Weite des Weltalls. Die ersten feindlichen Torpedos jagten nun ihrerseits auf die Planetenoberfläche zu, schlugen ein und vernichteten die ersten Abwehrstellungen des Widerstandes. Vereinzelt zuckten auch bereits Phaserstrahlen der gegnerischen Kriegsschiffe auf die Oberfläche hinunter. Dort wo sie kein Ziel fanden, hinterließen sie viele hundert Meter tiefe Einschuss-Kanäle in der Planetenkruste. Thran horchte währenddessen aufmerksam den Meldungen seiner Untergebenen. Sein Gesicht versteinerte, wenn er von eigenen Verlusten erfuhr und sie verzog sich zu einem grimmigen Lächeln, wenn ein Feindschiff unterging. Trotzdem war er sich bewusst, dass die endgültige Niederlage des Widerstandes, in diesem System, nur noch eine Frage der Zeit war. Als er auf einem der Bildschirme die KUMARI erkannte, wandte sich Thran überrascht an seinen Stellvertreter und fragte: „Warum ist das Flaggschiff, mit General Shran an Bord, noch nicht weg? Die Lage wird kritisch.“ Sein Untergebener machte ein ratloses Gesicht. „Ich weiß es nicht. Der Befehl zur Übernahme des Kommandos über die Flotte kam bereits vor einer Weile.“ Die Antennen von Thran bogen sich leicht nach Innen. Was bedeutete das? Doch für Überlegungen dieser Art blieb wenig Zeit. Dann musste er weiter das Abwehrfeuer der Stellungen koordinieren, die jetzt nach und nach dem feindlichen Angriff zum Opfer fielen. Er hatte die KUMARI bereits vergessen, als der Feind sich auf den Tafelberg einzuschießen begann. Zum letzten Mal dröhnte sein Schlachtruf durch das Rund der Kommandozentrale. „Krieg und Freiheit!“ Minuten später war die Kommandozentrale vernichtet und der bis dahin gut koordinierte Widerstand der planetaren Festungen brach innerhalb von Minuten zusammen. * * * Die KUMARI befand sich in einem harten Abwehrkampf über Ceti-Alpha-Fünf. Vor einem Moment hatten die schweren Geschütze des andorianischen Schlachtkreuzers eine Fregatte der Terraner vernichtet, doch die übrigen vier Kampfschiffe des Imperiums setzten dem Kriegsschiff mächtig zu. An Bord des Raumschiffs der KIR´TA´SHAN-KLASSE rissen Plasmaleitungen, und Energieverteiler. Einige Systeme schalteten auf Hilfsenergie um. Erschütterungen durchliefen, wieder und wieder, das andorianische Kriegsschiff. Auf der Brücke der KUMARI rief Rhy'Ker Viliam: „Der Warp-Antrieb ist ausgefallen, General. Impulsenergie steht nur noch eingeschränkt zur Verfügung!“ Leiten Sie alle verfügbare Energie in die Schilde und Waffen. Lebenserhaltung auf Minimalleistung. In unbewohnten Sektionen schalten Sie die Lebenserhaltung ganz ab.“ Damit wandte er sich zum Taktischen Offizier: „Feuer auf die SCHARNHORST konzentrieren! Vielleicht können wir dem Flaggschiff einen Wirkungstreffer verpassen.“ Der Pilot der KUMARI tat sein Bestes um den Torpedos und Phaserstrahlen des Feindes auszuweichen, während der Taktische Offizier das Flaggschiff der Terraner immer wieder unter Feuer nahm. Zehn Kilometer von der SCHARNHORST entfernt schob sich plötzlich ein anderes Kriegsschiff der Terraner zwischen die KUMARI und die SCHARNHORST. Ein hässlich aussehendes Raumschiff mit einer annähernd kugelförmigen Primärhülle und einem von dort nach hinten weg strebenden Hals, der zur bauchigen Sekundärhülle führte. Die leicht negativ nach vorne geneigten Pylone begannen unmittelbar hinter dem Hals des Schiffes und strebten leicht nach oben geneigt zu den großen Warp-Gondeln. Die I.S.S. DAEDALUS. Offiziell in Dienst gestellt zu Beginn des Jahres 2161 bildete dieses 186,2 Meter lange Kriegsschiff eines der mächtigsten und am besten bewaffneten der Imperialen Flotte. Auf dem Hauptbildschirm erkannte Shran, dass die vier mächtigen Phaserkanonen, auf der Frontseite der Kugelzelle, zu feuern begannen. Mehrere Torpedos jagten aus den beiden frontalen Torpedorampen auf die KUMARI zu. „Unsere Schilde brechen zusammen!“, meldete der Taktische Offizier des andorianischen Schlachtkreuzers verzweifelt. „Waffen haben keine Energie!“ Gleichzeitig meldete der Pilot: „Die Steuerung reagiert nicht mehr. Das Raumschiff beginnt zu treiben, General.“ Shran ergriff die Hand von Talas und sah sie um Verzeihung bittend an. Im nächsten Moment wurde die KUMARI von Torpedos auseinander gerissen und verging in einer Energiekaskade. Übrig blieben nur Trümmer, die in der Atmosphäre verglühten. * * * Auf der Brücke der SCHARNHORST erlebte Hoshi Sato das Ende des andorianischen Schlachtkreuzers mit, der von der DAEDALUS unter mörderisches Waffenfeuer genommen worden war. Von Vilarai Selas kam mit dunkler Stimme die Meldung, dass die Terranische Flotte auch im übrigen System endgültig die Oberhand zu gewinnen begann. Zufrieden entspannte sich die Japanerin im Sessel des Raumschiff-Kommandanten. Triumph lag auf den Zügen ihres feingeschnittenen Gesichts, als sie zu ihrem Mann aufsah. „Bald schon werden unsere Raumschiffe die letzten Feinde vernichtet haben. Danach werden wir uns erneut um die Ausweitung des Imperiums kümmern können.“ Jeffrey Gardner lächelte und sagte zustimmend: „Das werden wir. Was gedenkst du zu unternehmen, wegen der Romulaner? Die glauben vermutlich immer noch sie könnten, als unsere Verbündeten, eine bevorzugte Stellung im Imperium erlangen.“ Ein boshaftes Lachen der Imperatrice war die erste Reaktion auf seine Worte. Danach fauchte sie heiser: „Diese Überheblichkeit werde ich denen schon austreiben.“ Gemeinsam verfolgten Gardner und die Imperatrice wie ein feindliches Kriegsschiff nach dem anderen aufgebracht und vernichtet wurde. Dabei mussten sie beide widerwillig den verzweifelten Mut anerkennen, mit dem sich die Rebellen an dieses System klammerten. Ihre letzte Bastion. Und heute fiel sie. Die SCHARNHORST beteiligte sich nur noch sporadisch an den letzten Kämpfen. Gemeinsam mit der DAEDALUS zerstörte das Flaggschiff das letzte intakte Feindschiff und schwenkte dann, zusammen mit dem mächtigen Kriegsschiff, auf den Planeten selbst ein, der bereits von den übrigen Einheiten der imperialen Flotte eingekreist wurde. Eine Stunde später stellte das letzte imperiale Kriegsschiff das Feuer ein. Sämtliche Festungen auf dem Planeten waren im Waffenfeuer der Raumschiffe untergegangen. Mit einem Gefühl unumschränkter Macht erhob sich Hoshi Sato langsam aus dem Sessel und sah auf den Hauptbildschirm des Schlachtkreuzers, auf dem sich das gesamte Ausmaß des verheerenden Angriffs abzeichnete. Die endgültigen Verlustzahlen liefen auf der Brücke ein, als Jeffrey Gardner neben seine Frau trat. Gemeinsam hörten sie zu, als Vilarai Selas zusammenfasste: „Imperatrice Sato, Fleetadmiral: Die Feindflotte wurde komplett vernichtet. Ebenso die Festungen auf dem Planeten. Nach den Scanner-Aufzeichnungen unserer Kriegsschiffe gibt es bei den Rebellen keine Überlebenden. Unsere eigene Flotte verlor drei Schiffe der ANDROMEDA-KLASSE, alle vier Einheiten der NV-KLASSE, zwei Schiffe der NX-KLASSE und vierzehn Leichte Zerstörer der NR-KLASSE.“ Das Ehepaar sah gleichzeitig zu der Andorianerin und Gardner war es, der ihr zu nickte und sagte: „Danke, Commander Selas. Sie haben die Brücke. Lassen Sie nach Überlebenden suchen. Überlebenden des Imperiums meine ich damit.“ Danach sah er seine Frau an, die nur unmerklich lächelte. Nebeneinander schritten sie zum Turbolift und fuhren gemeinsam nach unten. Unterwegs fasste Gardner finster zusammen: „Dreiundzwanzig Kriegsschiffe haben wir verloren. Das ist wahrhaftig ein stolzer Preis für den Sieg über die Rebellen. Es wird Jahre brauchen, bis wir diese Verluste ausgeglichen haben werden.“ „Viele der Verluste betrifft ältere Einheiten, die wir ohnehin in den nächsten zehn Jahren hätten ausmustern müssen“, hielt Hoshi dagegen. „Was sich im ersten Moment wie ein fürchterlicher Verlust anhört, enthebt uns der Kosten für die Abwrackung der Schiffe. Und die imperialen Werften arbeiten bereits mit Hochdruck an den neuen Schlachtkreuzern und an einer Reihe von Fregatten der ANDROMEDA-KLASSE. Alle ausgerüstet mit den neuen Waffensystemen, die wir aufgrund der Erkenntnisse der DEFIANT-Technologie entwickeln konnten. Wir werden aus diesem Konflikt gestärkt hervorgehen, Jeff.“ Sie verließen die Liftkabine und Gardner murmelte, nicht völlig überzeugt: „Vielleicht hast du recht, Teufelchen. Ich werde auf jeden Fall, in den nächsten Wochen, mit der SCHARNHORST unterwegs sein, um bei den unterworfenen Völkern Präsenz zu zeigen, und vielleicht auch das ein oder andere Exempel zu statuieren.“ Als sie zu ihrem Quartier schritten kam ihnen niemand in den Gängen entgegen. Die gesamte Besatzung wurde gebraucht, nach dieser Schlacht. Wenige Meter vor dem Ziel blieb Hoshi abrupt stehen. Sie lehnte sich gegen eine der Wände, presste ihre Hände auf den Bauch, krümmte sich leicht und atmete etwas schneller, als zuvor. Besorgt nahm Jeffrey sie in den Arm und fragte: „Was ist mit dir?“ Es dauerte einen kurzen Augenblick. Dann straffte sich die Haltung der Frau und sie sagte ungewohnt weich: „Wir bekommen ein Baby, Jeff. Endlich hat es geklappt.“ „Ich wusste gar nicht, dass du…“ Gardner erkannte die stumme Frage in den dunklen Augen seiner Frau. Beruhigend lächelnd sagte er dann: „Ich freue mich auf das Kind, Hoshi. Ich wollte immer Kinder haben, doch ich dachte du würdest nicht wollen.“ Die Japanerin küsste ihren Mann auf die Wange. „Doch. Zumindest seit einiger Zeit spüre ich den Wunsch immer stärker werden.“ Sie betraten ihr Quartier, wo sie ungestörter waren, als auf dem Gang. Hoshi sanft in seine Arme nehmend schämte sich Gardner für den Verdacht, den er auf der Brücke kurzzeitig gehabt hatte. Er war sich nun sicher, dass ihn Hoshi ganz und gar liebte. Was sein eigenes Gefühlschaos umso verwirrender machte für ihn. Aber damit würde er klarkommen. Sich an ihren Mann schmiegend sagte Hoshi vergnügt: „Es ist der ideale Zeitpunkt für ein Kind, Jeff. Der Widerstand ist endgültig zerschlagen, so dass wir uns Zeit nehmen können für unseren Sohn.“ „Du bist dir bereits sicher, dass es ein Sohn werden wird?“ Hoshi sah zu Jeffrey auf und strahlte ihn an. „Nein, aber ich spüre es, Jeff. Ich glaube fest daran, dass es ein Junge wird. Aber gegen eine Tochter hätte ich auch nichts.“ „Hauptsache, es ist gesund, stark und es weiß was es will.“ Hoshi zwinkerte ihrem Mann zu: „Bei solchen Eltern…“ Gardner schmunzelte amüsiert. Dann nahm er seine Frau an die Hand und zog sie, mit sanfter Gewalt hinüber in Richtung des Schlafzimmers. * * * Drei Tage später stand General Thy'Ron Dheran auf der Brücke der KUMARI und sah, aus dem Fenster seines Quartiers, auf das bläuliche bis violett-rötliche Wallen des Mutara-Nebels. Dabei seinen rechten Arm um die Hüfte von T'Pol gelegt. In der Ferne sah er mehrere Raumschiffsdocks in denen andorianische Raumschiffe der KIR´TA´SHAN-KLASSE, im Licht der Tiefenscheinwerfer, auf Kiel lagen. Sie würden die ersten sein die standardmäßig mit jenen Waffen und Defensiv-Systemen ausgerüstet sein würden, deren Pläne T'Pol ihm übergeben hatte. Vor zwei Tagen bereits waren sie in die Datenbänke der großen Raumstation überspielt worden, die sich, von hier aus nicht sichtbar, im Zentrum des Mutara-Nebels befand. Thy'Ron Dheran haderte noch immer mit dem Schicksal. Sie hatten den Feind getäuscht und ihm gleichfalls hohe Verluste beigebracht. Doch was war der Preis dafür gewesen? Sein bester Freund, Thy'Lek Shran, hatte den Tod gefunden. Gemeinsam mit Vilarai Talas, die er so lange gekannt hatte. Mit ihnen waren gleichfalls einige der Männer und Frauen gestorben die an dem Einsatz auf Capella-IV teilgenommen hatten. Als sie T'Pol befreiten. Auf das Ansinnen einer verräterischen Romulanerin hin. Bei diesem Gedanken ballte der Andorianer seine linke Hand zur Faust. Die Verantwortung für den Widerstand lag fortan in seinen Händen. Dheran hoffte er würde ein ebenso guter Anführer sein, wie sein Freund. „Wir sollten dem ersten neuen Schlachtkreuzer den Namen GENERAL SHRAN geben“, sinnierte der Andorianer rau und warf der Frau in seinem Arm einen Seitenblick zu. T'Pol bemerkte ihn und erwiderte seinen Blick. Sie hatte das, worüber sie mit dem Andorianer reden musste, bereits seit drei Tagen vor sich hergeschoben. Darum erwiderte sie: „Die Idee ist gut, doch es gibt da etwas von dem du erfahren solltest.“ Die Augenbrauen des Andorianers hoben sich und seine Antennen richteten sich, als Zeichen seiner ungeteilten Aufmerksamkeit, auf das Gesicht der Vulkanierin. „Es klingt etwas mysteriös wie du das sagst. Ich höre dir zu.“ Für einige Herzschläge lang seinen Blick suchend, offenbarte die Frau: „Ich bekomme ein Kind von dir, Thy'Ron.“ Ein Phaserschuss in den Unterleib hätte keine heftigere Reaktion auslösen können, bei dem Andorianer. Ungläubig sah er seine Lebensgefährtin an. „Aber wie kann das sein? Ich dachte immer, Andorianer und Menschen…“ „Bezeichne mich nie wieder als Mensch!“ T'Pol schrie die Worte fast. Heftig durchatmend beruhigte sie sich wieder und etwas ruhiger erklärte sie: „Auch wenn sich Menschen und Vulkanier gleichen, so besteht doch ein ziemlicher Unterschied. Ich wusste auch nicht, dass Andorianer und Vulkanier genetisch kompatibel sind. Ich werde mich jedoch einer genetischen Behandlung unterziehen müssen, damit das Kind gesund zur Welt kommen kann. Ich hoffe, dass du das auch willst.“ Es dauerte einen langen Moment bis sich die Antennen des Andorianers spreizten und er T'Pol mit seinen Armen umschloss. Mit abgesenkter Stimme erklärte er bestimmt: „Ja, das will ich, T'Pol. Es kommt nur etwas überraschend. Mein Entschluss, dich an meiner Seite haben zu wollen, stand ohnehin schon fest, wie du weißt. Ich wollte nur, dass mein Freund noch leben würde, um das noch zu erleben. Er trug sich mit der Absicht, mit Vilarai Talas ebenfalls eine Familie zu gründen.“ Für einen Moment lang sah T'Pol den Mann in ihren Armen fragend an. „Wenn es ein Junge wird, dann nennen wir ihn Thy'Lek.“ Die Vulkanierin sanft zu sich heranziehend fragte Thy'Ron überwältigt: „Das willst du wirklich für mich tun? „Nein, ich werde das für uns tun, Thy'Ron. Sie küssten sich eine geraume Weile bevor sie sich trennten und Dheran wieder zum Fenster hinaussah. Dabei überlegte er: „Es wird mindestens zehn terranische Jahre dauern, bis unsere Streitkräfte bereit sein werden es wieder mit dem Imperium aufnehmen zu können. Vielleicht auch zwanzig Jahre. Ich hoffe, dass die nächste Generation die Kämpfe weiterführen wird die wir begonnen haben. Wir müssen das Joch der terranischen Unterdrückung abschütteln, für unsere Kinder und Enkelkinder. Ungeachtet der Verluste, die wir dafür in Kauf zu nehmen haben.“ „Bitte sei jetzt still“, bat T'Pol und legte eine Hand auf ihren Bauch. Ich will in der nächsten Zeit nichts mehr von Kriegen und Verlusten hören. Du sagtest gestern, dass es hinter dem Mutara-Nebel eine Welt der Klasse M gibt?“ Der Andorianer sah wieder in die Augen der vulkanischen Frau. „Ja, etwa neun Lichtjahre entfernt. Erste Forschungsberichte klingen sehr positiv. Eine Welt mit ausgedehnten Wäldern, weiten Ebenen und am Äquator auch mit ein paar trockenen Wüsten. Mit einer Durchschnittstemperatur von rund siebzehn Grad Celsius vielleicht etwas zu kühl für dich, aber dafür kann man ja gelegentlich einen Abstecher in wärmere Gegenden des Planeten machen. Was hältst du davon, dort ein Haus zu errichten?“ Das zufriedene Lächeln der Frau sprach Bände. Dabei meinte der Andorianer: „Ich dachte immer, dass Vulkanier ihre Gefühle nicht so deutlich zeigen.“ „Ich bin zu einem Viertel Romulanerin“, gestand T'Pol. „In mir lagen die Gefühle schon als Kind viel dichter unter der Oberfläche, als bei den meisten meiner Artgenossen.“ „Das erklärt so Einiges.“ Sie sahen wieder gemeinsam in das bunte Wallen außerhalb des Quartiers. Schließlich fragte T'Pol leise: „Was wird die Zukunft für uns und unsere Nachkommen bereithalten?“ Dheran erwiderte, ohne seinen Blick vom Nebel abzuwenden: „Krieg und Freiheit.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)