Star Trek - Icicle - 06 von ulimann644 (Unternehmen TARANIS) ================================================================================ Kapitel 6: Der Plan ------------------- Am Nachmittag empfing Valand Kuehn die Captains der Raumschiffe, die an dem geplanten Kommandounternehmen teilnehmen würden, im Konferenzraum der OBERON, der hinter der Brücke, auf Deck-1 lag. Zudem waren Tar´Kyren Dheran, Tal´Inuray Filiz, Nerlian Coraal und Rania Singh-Badt zugegen, wobei sich die Inderin, in dieser Gruppe von Offizieren, nicht sonderlich wohl zu fühlen schien. Zwischen ihrem Captain und einem Mann mit schulterlangen Haaren sitzend, der ebenfalls die Insignien eines Captains am Kragen seines Uniformpullovers trug und einen aristokratischen Eindruck auf sie machte, wippte sie, unter dem leicht geschwungenen Tisch unruhig mit dem linken Fuß. Erst als sie das amüsierte Lächeln des Mannes zu ihrer Rechten bemerkte, wurde es ihr bewusst und sie unterdrückte diesen nervösen Impuls. Da Valand Kuehn die Besprechung noch nicht eröffnet hatte, beugte sich der Captain leicht zu Rania Singh-Badt und raunte mit sonorer Stimme: „Ich kann gut verstehen, was Sie gerade fühlen, Lieutenant. Mir selbst geht es heute noch vor jedem Einsatz so – ich verstecke es nur besser, als früher. Aber gestatten Sie mir, dass ich mich vorstelle: Ich bin Alucard Farg, von der TRANSYLVANIA. Und Sie sind...?“ „Rania Singh-Badt – Zweiter Taktischer Offizier der ICICLE.“ Die junge Frau lächelte zaghaft. „Ich freue mich Sie kennenzulernen, Captain Farg.“ „Aber, aber, die Freude ist ganz meinerseits“, erwiderte Farg, beinahe vergnügt. Sein verschmitzt wirkendes Lächeln war kaum dazu angetan die junge Inderin zu beruhigen, im Gegenteil, es machte sie noch kribbeliger, als ohnehin schon. „Wenn Sie versuchen, mir meine Offiziere abzuwerben, dann können Sie etwas erleben, Captain Farg“, mischte sich Tar´Kyren Dheran in diesem Moment von der anderen Seite Ranias ein, wobei das schiefe Grinsen seinen Worten die Spitze nahm. „Sehen Sie gefälligst zu, dass Sie woanders gute Leute finden.“ „Wenn die Leistungen Ihres Lieutenants ebenso gut sind, wie ihr aussehen, dann wäre ich durchaus versucht, Captain Dheran“, konterte der Rumäne trocken, wobei er Rania gleichzeitig zu zwinkerte, woraufhin sie prompt leicht errötete. „Ihre Leistungen sind noch besser, würde ich sagen“, gab Dheran schmunzelnd zurück. „Bei unserem letzten Einsatz hat sie sich tapfer geschlagen.“ „Hallo?“, warf die Inderin ein, als Dheran geendet hatte und blickte mit gerunzelter Stirn von einem Captain zum anderen. „Ich bin zufällig auch in diesem Raum.“ So unterschiedlich die beiden Captains an ihrer Seite auch sein mochten, in diesem Moment grinsten sie gleichermaßen belustigt. Sie wurden abgelenkt, als sich Valand Kuehn von seinem Platz erhob, seinen Blick über die Versammelten schweifen ließ, und dann das Wort ergriff: „Meine Damen und Herren, ich habe Sie hierher kommen lassen, um Sie nun mit den Einzelheiten, und dem geplanten Ablauf des Unternehmens TARANIS vertraut zu machen.“ Der Konteradmiral überzeugte sich davon, dass er die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden genoss, bevor er fortfuhr: „Anfang des Jahres hatte Admiral Torias Tarun eine Unterredung mit dem Regierungschef der Cardassianer. Elim Garak berichtete ihm davon, dass während der Endphase des Dominion-Krieges, zahlreiche Familienangehörigen von Legats und Guls in Schlüsselpositionen, von den Jem´Hadar in den Gamma-Quadrant gebracht wurden, sozusagen, als Geiseln, um die immer wankelmütiger werdenden Verbündeten bei der Stange zu halten. Wie sie wissen, fiel selbst das cardassianische Militär, gegen Ende der Entscheidungsschlacht über Cardassia-Prime, dem Dominion in den Rücken. Dennoch wurden die Cardassianer, während der Friedensverhandlungen, nicht als Alliierte der Föderation geführt, und dem zufolge galt für sie nicht der Passus des Friedensvertrags, über den Austausch von Kriegsgefangenen. Mit anderen Worten, die cardassianischen Geiseln, überwiegend Frauen und Kinder, befinden sich immer noch in den Händen des Dominion.“ Valand Kuehn machte eine bedeutungsvolle Pause, und die meisten der hier Anwesenden, die mit diesen Tatsachen zum ersten Mal vertraut gemacht wurden, reagierten mit Erstaunen, in Bezug auf diese Fakten. Er ließ die Worte wirken und erklärte dann: „Im Zuge des erwähnten Gespräches bat Mister Garak, mehr oder weniger deutlich, um die Unterstützung der Föderation, bei dem Versuch, die Geiseln nach Cardassia zurückzuführen. Also schickte Torias Tarun einen entsprechenden Bericht an das Sternenflottenkommando. Zu seiner Überraschung hat man dort ziemlich schnell darauf reagiert, und ihn, über seinen Kollegen im Gamma-Quadranten, darum gebeten, einige taktisch wichtige Daten zu besorgen, die Captain Dheran mir im August des Jahres überbrachte.“ Bei diesen Worten warf der Norweger seinem Freund einen schnellen Blick zu, bei dem er feststellte, dass die Miene des Andorianers sich merklich verfinstert hatte. „Hat man nicht versucht, etwas über die offiziellen Kanäle zu erreichen?“, warf seine Schwester Alana sachlich ein. Valand Kuehn nickte seiner Schwester knapp zu. „Ja. Man hat mehrmals versucht, über die offiziellen Kanäle, etwas für die Cardassianer zu tun, und erhielt von den Vertretern der Gründer den lapidaren Hinweis, es gäbe keine Kriegsgefangenen im Bereich des Dominion, was ja nicht einmal gelogen wäre, denn die Cardassianer haben dem Dominion nie offiziell den Krieg erklärt.“ Captain Thomas Jackson, nicht gerade für sein diplomatisches Geschick bekannt, meinte kopfschüttelnd: „Das ist eine spitzfindige Frechheit, Admiral. Hat das Dominion auch das Vorhandensein von Geiseln abgestritten?“ Kuehn lächelte nachsichtig. „Diese Frage konnten wir unmöglich stellen. Vergessen Sie bitte nicht, welche Macht das Dominion noch immer darstellt. Den Gründern offen ein Verbrechen zur Last zu legen, für das wir die Beweise schuldig bleiben müssen, wäre nicht nur wenig taktvoll, es würde möglicherweise auch die Position Odos schwächen.“ Alle Anwesenden waren sich der Bedeutung von Kuehns Worten bewusst und es machte ihnen klar, warum sie letztlich hier waren. Sylvie LeClerc fing den auffordernden Blick ihres Lebensgefährten auf und erhob sich vom anderen Kopfende des Konferenztisches. Langsam zu Kuehn schreitend setzte nun sie die Einweisung fort: „Die genannten Tatsachen bringen uns nun zum komplizierten Teil unseres Vorhabens. Wir werden morgen Früh, um exakt 09:00 Uhr, mit den zehn Schiffen unserer Sektorenflotte, durch das bajoranische Wurmloch in den Gamma-Quadrant einfliegen und uns ordnungsgemäß bei Admiral Carzon Seregan, dem Befehlshaber der Sechsten Taktischen Flotte, anmelden. Seregan wird unseren Verband als eine seiner typischen Langstreckenpatrouillen tarnen, zumindest so lange, bis wir unser Ziel erreicht haben.“ Mittlerweile bei Kuehn angekommen aktivierte die Französin den großen Taktik-Bildschirm und blendete eine taktische Karte des Gamma-Quadranten ein. Auf ein Sternensystem weitab des Wurmlochausgangs deutend erklärte sie weiter: „Unser Ziel ist der Planet Varala IV, auf dem es ein Internierungslager der Jem´Hadar gibt. Sieben Raumschiffe unseres Verbandes warten, als Rückendeckung, einige Lichtminuten außerhalb des Systems, während die OBERON, die PHOEBE und die ASTARTE den Planeten ansteuern. Unter der Deckung der beiden anderen Schiffe wird die ASTARTE zur planetaren Oberfläche hinunterstürzen und den Kommandotrupp absetzen. Captain Dheran konnte uns dazu einen geeigneten Absetzpunkt nennen, der einige Kilometer von dem Lager entfernt liegt und dem Trupp maximalen Schutz vor einer frühzeitigen Entdeckung geben wird. Von dort aus schlägt sich der Trupp zum Lager vor und Captain Dheran führt den Handstreich gegen das Lager, während sich die ASTARTE vorerst wieder zurückziehen wird. Als Ablenkungsmanöver, während sich OBERON, PHOEBE und ASTARTE zurückziehen, fliegen die sieben übrigen Raumschiffe einen Angriff gegen die Verteidigungsstellungen des Lagers. Achten Sie dabei darauf, dass die Hauptgebäude unter keinen Umständen getroffen werden dürfen. Danach ziehen Sie sich, für den Gegner deutlich erkennbar, zurück und locken mögliche Verfolger in Richtung des bajoranischen Wurmloches davon, während sich die übrigen drei Schiffe, außerhalb des Systems und mit heruntergefahrenen Systemen, auf die Lauer legen werden. Sobald wir von Varala IV die Meldung bekommen, dass der Handstreich ein Erfolg gewesen ist, werden die drei Schiffe erneut über Varala IV auftauchen und die Geiseln, zusammen mit unseren eigenen Leuten an Bord nehmen. Dazu ist es unerlässlich, Captain Dheran, dass Sie die Abwehrzentrale und den Funkraum nehmen und halten, bis die Evakuierung erfolgt ist.“ Der Andorianer nickte selbstbewusst. „Kein Problem, Commodore.“ Valand Kuehn schmunzelte leicht, bevor nun er wieder das Wort ergriff: „Sie alle können sich vorstellen, dass wir unseren eigenen Schiffen nicht zum Wurmloch folgen können, denn zweifellos werden unsere Gegner genau damit rechnen. Darum werden wir etwas mehr wagen müssen, um sicher nach Hause zu kommen. Kürzlich stieß eine Patrouille der Sechsten Taktischen Flotte auf ein sterbendes Wurmloch, etwa siebzehn Lichtjahre vom Varala-System entfernt. Man schickte eine Reihe von Sonden hindurch und fand unter Anderem dabei heraus, dass es sich in etwa einem halben Jahr auflösen wird. Momentan ist es passierbar, allerdings besteht ein gewisses Restrisiko dabei. Um es zu minimieren wurde auf der OBERON ein Generator zur Erzeugung eines künstlichen Wurmlochs installiert, der auf die Forschungen von Doktor Lenara Kahn zurückgreift. Er wurde jedoch modifiziert, so dass wir, mit seiner Hilfe, das besagte Wurmloch für einen sicheren Durchgang stabilisieren können. Der Nachteil dieser Methode ist, dass das Wurmloch nur wenige Minuten danach vollständig kollabieren wird. Da es das aber in einigen Monaten ohnehin tun wird, ist der taktische Nachteil, der uns dadurch für die Zukunft möglicherweise entsteht, nicht signifikant. Außerdem wollen wir vermeiden, dass uns die Jem´Hadar folgen. Allerdings müssen wir, nach der Aktivierung des Generators, und der Stabilisierung des Wurmloches, innerhalb weniger Minuten das Wurmloch passiert haben. Es wird uns in den Bereich der Voth bringen, zu einem System, das dicht an den Beta-Quadranten grenzt. Bereits im Sommer dieses Jahres habe ich einen Captain, namens Chakotay, zu ihrem Anführer, Forra Gegen gesandt, und zwar auf genau diesem Weg. Der Voth versprach uns seine Unterstützung in dieser Angelegenheit, da er selbst der Meinung ist, dass er gegenüber Chakotay, den er kennenlernte, während sich die VOYAGER, im Delta-Quadranten, auf dem Rückweg zur Erde befand, noch eine Schuld zu begleichen hat. Er sieht ihn als Freund an, und deshalb kommt er uns hierbei entgegen, wobei Forra Gegen jedoch keinerlei Zweifel daran ließ, dass es sich dabei um einen einmaligen Gefallen handeln wird. Er wird unsere kleine Streitmacht, an Bord eines größeren Raumschiffes seines Volkes nehmen und mit Transwarp-Geschwindigkeit bis an die Grenze des Bajor-Systems bringen.“ Nachdem Kuehn geendet hatte, war es in dem Konferenzraum so still, dass man das leise Summen der Instrumente hören konnte. „Donnerknispel!“ Alle Gesichter wandten sich zu John McTiernan, der seiner Überraschung mit dem Ausruf Luft gemacht hatte. Der Australier blickte in die überwiegend amüsierten Mienen und meinte, etwas verlegen: „Das musste an dieser Stelle gesagt werden.“ Dann wurde er übergangslos ernst und fragte zu Kuehn gewandt: „Werden wir, bei unserem Rückzug zum Wurmloch, aktive Unterstützung durch die Sechste Taktische Flotte erhalten?“ Es war Commodore Sylvie LeClerc, die auf seine Frage antwortete: „Nein, Admiral Seregan darf seine eigene, sehr exponierte, Position nicht gefährden. Darum erhielt er vom Oberkommando der Sternenflotte die strickte Anweisung, lediglich das Wurmloch und seine Umgebung frei zu halten, um unsere Rückkehr in den Alpha-Quadranten zu gewährleisten. Und daran wird sich Seregan auch halten, das versichere ich Ihnen. Aus diesem Grund wurde Captain Danes CARPENTER mit einem besonderen Weitstreckenscanner-Modul bestückt. Die CARPENTER wird den Verband vor allen Jem´Hadar-Flotten rechtzeitig warnen, so dass ein direktes Zusammentreffen vermieden werden kann. Außerdem wurden die Triebwerke ihrer Schiffe nicht grundlos überholt, in den letzten Wochen und Monaten.“ Lieutenant Rania Singh-Badt, die bisher mit steigendem Erstaunen zugehört hatte, meldete sich nun zu Wort. „Wie gewährleisten Sie, dass die ASTARTE und ihre beiden Geleitschiffe nicht entdeckt werden, während sie auf das Signal von Varala IV warten, Sir?“ Valand Kuehn wandte sich der Inderin zu und erklärte anerkennend: „Sie stellen eine folgerichtige Frage, Lieutenant Singh-Badt. Die ASTARTE, die OBERON und die PHOEBE werden ihre Warpsignaturen maskieren, während ein spezieller Jammer, der ebenfalls an Bord der CARPENTER installiert wurde, drei zusätzliche Warpsignaturen simulieren wird. Wir erwarten nicht ganz zu Unrecht, dass die Scanner der Jem´Hadar-Schiffe diese Signaturen auffangen, und man davon ausgehen wird, dass sich alle zehn Raumschiffe in Richtung des Wurmlochs bewegen, und nicht nur sieben. Das wiederum bedingt, dass der Verband eine optische Identifikation möglichst lange vermeidet.“ Nur die Tatsache, dass der Admiral selbst an dem Unternehmen teilnahm verhinderte, dass die Inderin dieses Unternehmen leichtfertig als Todeskommando bezeichnete. Alucard Farg, der ihren Gemütszustand erahnte, berührte sie sachte am Unterarm. Er verzichtete auf sein vorheriges Gehabe, lächelte zuversichtlich und sagte fast unhörbar, während er in ihre dunklen Augen blickte: „Wird schon schiefgehen, Lieutenant. Oder glauben Sie etwa, der Admiral riskiert das Leben seiner Schwester und seiner besten Freunde auf leichtfertige Art und Weise?“ Die Worte des Rumänen hatten etwas für sich, überlegte Rania Singh-Badt und ein Teil ihrer Bedenken fielen von ihr ab, als sie ebenso leise erwiderte: „Sie haben vermutlich Recht, Captain Farg.“ Valand Kuehn räusperte sich, und zog damit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden nochmal auf sich. „Ladies und Gentlemen, ich danke Ihnen. Wenn niemand sonst Fragen zu dem Ablauf hat, dann ist diese Besprechung, deren Inhalte der absoluten Geheimhaltung unterliegen, beendet.“ Während sich die Anwesenden erhoben wandte sich Kuehn schnell an Tar´Kyren Dheran, Tal´Inuray Filiz, Nerlian Coraal und Rania Singh-Badt: „Sie Vier erwarte ich um exakt 14:30 Uhr Bordzeit wieder hier, dann werden wir die Pläne zur Befreiung der Geiseln, und den genauen Einsatz der vier Gruppen nochmal ganz genau durchgehen.“ Die Angesprochenen bestätigten. Während Rania Singh-Badt dem Ausgang des Raumes zu strebte, hielt sich Alucard Farg an ihrer Seite um schließlich zu fragen: „Was halten Sie davon, heute mit mir zu Mittag zu essen, Lieutenant?“ Die junge Inderin blickte überrascht zu dem Mann auf. Eine leichte Röte überflog ihre Wangen, als sie antwortete: „Die Teilnehmer des Landeunternehmens haben leider Anweisung, die ASTARTE nicht zu verlassen, Sir.“ „Nun, dann wäre wohl die einzige Alternative, dass ich Sie an Bord besuche, und Sie mit mir in der Messe der ASTARTE speisen, nicht wahr?“ Mit einer Mischung aus Verlegenheit und Freude nickte die Inderin schließlich und sagte: „Das wäre nett, Captain Farg.“ Während sie, gemeinsam mit einigen der Captains, im Turbolift nach unten fuhren, wechselte Rania einige flüchtige Blicke mit dem Rumänen und fast bedauernd verließ sie die Kabine, als sie das Deck mit den Gästequartieren erreicht hatte. Doch dann stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf ihr Gesicht, während sie zu ihrem Quartier schritt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)