Star Trek - Icicle - 04 von ulimann644 (Kampftaktiken) ================================================================================ Kapitel 8: Das Finale und eine neue Herausforderung --------------------------------------------------- An diesem Morgen war Torias Tarun in bester Laune erwacht. Kein Wunder, lag doch die, zumindest in seinen Augen, hübscheste Frau in seinen Armen und kuschelte sich im Schlaf eng an ihn. Tarun blickte zärtlich in das energische, und doch so frauliche Gesicht der Andorianerin und beobachtete das kaum merkliche Bewegen ihrer Antennen. Ich bin ein glücklicher Mann, dachte der Admiral und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Ich hoffe, du weißt, wie sehr ich dich liebe... Das Zirpen des Computers und die folgende Meldung: „Admiral Tarun – bitte sofort auf die OPS kommen!“, riss ihn unangenehm aus seinen Gedanken. Widerstrebend löste er sich von Tia´Vareni und schritt schnell, so wie er war, hinüber in den Wohnraum. Er nahm seine Uniform, tippte auf den Kommunikator und sagte: „Tarun an OPS. Was ist geschehen, dass es nicht ohne mich geht?“ „No´Leen Ra Taragenar hier“, tönte die sonore Stimme des efrosianischen Ersten Offiziers der Station aus dem Kommunikator. „Wir haben eine eingehende, persönliche Subraumnachricht. Der Absender hat uns ein Codewort übermittelt, und wartet nun auf eine Verbindung mit Ihnen, Admiral.“ „Wie lautet das Codewort?“, erkundigte sich Tarun, während er langsam zum Bad hinüber schlenderte. „Es handelte sich um das Wort: NORDWIND.“ Ein Ruck schien durch den Körper des Trill zu gehen. „Danke, Commander. Ich bin sofort auf der OPS. Tarun, Ende!“ Er beeilte sich, ins Bad zu kommen, machte gerade die nötigste Morgentoilette und zog sich keine fünf Minuten später mit geradezu protokollwidriger Eile an. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf seine Verlobte eilte Tarun zum Schott seiner Kabine. Nur wenige Leute hielten sich in den Gängen zur OPS auf, und kaum dass der Admiral ihre Grüße erwidert hatte war er auch schon an ihnen vorbei gestürmt. Als Tarun endlich die OPS betrat, rief er Commander No´Leen Ra Taragenar zu: „Legen Sie das Gespräch, auf einem abhörsicheren Kanal, und mit höchster Verschlüsselung, in mein Büro.“ Noch während der Efrosianer die Anweisung ausführte, eilte Tarun die Treppen zu seinem Büro hinauf. No´Leen Ra Taragenar wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Sub-Commander Tolaron und meinte mit grimmiger Vorfreude: „Wenn ein Admiral eine solche Eile an den Tag legt, dann gibt es sicher bald wieder heftige Kämpfe zu bestreiten.“ Währenddessen hatte der Admiral bereits hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, die Beine unter der gläsernen Tischplatte ausgestreckt und seinen Deskviewer aktiviert. Auf dem Bildschirm war für einen Augenblick das Logo des Sternenflotten-Geheimdienstes zu sehen, bevor es verschwand und dem Portrait eines dunkelhaarigen Menschen wich. Der Mann mit den fast schwarzen Augen trug die Uniform eines Konteradmirals. Tarun sagte dieses Gesicht nichts, doch die Tatsache, dass er das Codewort NORDWIND kannte bedeutete, dass seine Meldung direkt vom amtierenden Chiefadmiral, Steven Sinclair, kam. Der Fremde nickte Tarun auf dem Bildschirm zu und sagte dann ohne Umschweife: „Ich grüße Sie, Admiral Tarun. Ich bin Konteradmiral Al-Bayram. Der Grund meines Anrufs ist, dass ich eine Antwort des Chiefadmirals auf ihre Anfrage, bezüglich der vermuteten Flottenwerften des Dominions im Bereich der Allianz habe. SFI hat kürzlich die Informationen ausgewertet, die Commander No´Leen Ra Taragenar und Sub-Commander Tolaron mitbrachten und einen weiteren, gewaltigen Werftkomplex im Einflussbereich der Talarianer lokalisiert. Die Vermutung, dass es sich auch hier um ehemalige Anlagen des Dominion handeln könnte haben sich bestätigt. Auch wenn unser talarianischer Gefangener beharrlich schwieg, als wir ihn mit dem Wissen um diese Tatsache konfrontierten, konnten wir an seinen unbewussten Reaktionen feststellen, dass etwas dran sein muss.“ „Ich wusste es!“, platzte der Admiral heraus. Im nächsten Moment hatte er sich wieder in der Gewalt. „Wissen wir auch, wo genau sich dieser Werftkomplex befindet?“ „Bestätigt“, antwortete der Konteradmiral. „Die Daten werden im Anschluss an dieses Gespräch überspielt. Der Chiefadmiral gibt seine Freigabe für Operation Eiszapfen. Der Gefangene wird bereits morgen bei Ihnen eintreffen. Er glaubt, wir würden ihn der Cardassianischen Regierung ausliefern.“ Admiral Tarun nickte grimmig. „Danke, Konteradmiral. Überspielen Sie nun die Daten. Tarun, Ende.“ Eine Weile studierte der Trill die angefügten Daten, bevor er das Gerät abschaltete, sich abrupt erhob und zum Fenster schritt. Ironisch fragte er sich, wie viele Männer und Frauen schon Weisheit vom Anblick der Sterne erhofft hatten. Er hatte nun endlich ein strategisches Ziel, aber nicht die Mittel um es in kürzester Frist anzugreifen. Die meisten Kampfverbände der Taktischen Flotten und der Sternenflotte standen mit dem Rücken zur Wand und konnten ihre jeweilige Position nur mit Mühe halten. Momentan war es undenkbar, einen schlagkräftigen Flottenverband von den Fronten abzuziehen und mit ihm tief in Feindgebiet einzudringen, um dieses lohnende Ziel zu bekämpfen. Darum musste der von ihm, schon vor längerer Zeit ausgearbeitete Ausweichplan herhalten – ein Plan der ihm nicht gefiel. Der Admiral wandte sich schließlich vom Fenster ab und tippte auf seinen Kommunikator: „Tarun an No´Leen Ra Taragenar: Beordern Sie umgehend Konteradmiral Valand Kuehn und Commodore Carey in mein Büro.“ Nachdem der Efrosianer bestätigt hatte, begann der Admiral unruhig in seinem Büro auf und ab zu laufen. Er hasste es Offiziere auf Himmelfahrtkommandos zu schicken, und dennoch würde er nicht zögern es zu tun. Weil er nicht zögern durfte es zu tun. Er wusste bereits, wen er gedachte, in den Einsatz zu schicken. Der Türmelder riss ihn aus seinen Gedanken. „Herein!“ Christina Carey war es, die in sein Büro trat. Kuehn erschien zwei Minuten später. Tarun bot beiden Platz an, deutete auf die Sitzecke und wartete, bis beide Platz genommen hatten, bevor er sich ebenfalls setzte. Er machte beide, ohne um den heißen Brei herum zu reden, mit den neuen Fakten vertraut. Als er zu dem Punkt kam, was er nun zu tun gedachte, reagierten Kuehn und Christina verschieden – im Prinzip jedoch gleich. Sowohl Carey als auch Kuehn blickten ihn ungläubig an. Schließlich war es der Konteradmiral, der zuerst die Sprache wiederfand und erklärte: „Ich bin der Ansicht, Sie sollten wenigstens seinen Ersten Offizier einweihen. Ansonsten ist nicht sichergestellt, ob der Plan auch, wie gewünscht funktioniert.“ Christina Carey fügte schnell hinzu: „Ich bezweifele, ob er der mutwilligen Zerstörung seines Schiffes zustimmen wird.“ Taruns Gesicht wurde ernst. „Er hat keine Wahl.“ Zu Kuehn gewandt meinte er dann: „Wir müssen mit einem strengen Verhör durch die Talarianer rechnen. Deswegen können wir nur den Captain einweihen, denn nur er ist in der Lage, auch telepathischen Verhören stand zu halten. Alle anderen dürfen nichts erfahren. Ich weiß, dass das nicht fair ist, aber wir dürfen in dieser Hinsicht nichts riskieren. Wir werden nur diesen einen Versuch bekommen, und wir müssen ihn unbedingt nutzen.“ Kuehn fand sich damit ab, dass der Admiral Recht hatte und stellte deswegen die nächstliegendste Frage: „Welche Schiffe der 5.Taktischen Flotte nehmen die Verfolgung des Schiffes auf? Ich würde mich gerne beteiligen“ Tarun überlegte kurz, bevor er meinte: „Es muss nicht nur echt wirken, es muss echt sein, Konteradmiral. Von daher wäre es mir lieb, wenn weder Sie, noch Ihre Schiffe diese Aufgabe übernehmen würden, Mister Kuehn.“ Kuehn nickte mit undurchdringlicher Miene. „Aye, Sir.“ Tarun atmete erkennbar auf. Er schien mit Schwierigkeiten von Kuehns Seite gerechnet zu haben, doch der Konteradmiral erwies sich als Profi, der nicht zuließ, dass persönliche Gefühle seine dienstliche Objektivität beeinträchtigte. „Sie können wegtreten, Konteradmiral.“ „Danke, dass Sie mich eingeweiht haben, Sir.“ Kuehn erhob sich, nickte der Irin und Tarun zu, und verließ das Büro. Tarun blickte ihm sinnend hinterher und meinte dann zu Carey, als sie allein waren: „Er hat das Ganze ziemlich beherrscht aufgenommen. Ich frage mich, ob er schon immer so war, oder ob er erst nach der Havarie der ALAMO so geworden ist.“ Die Irin ging nicht auf diese rhetorische Frage ein sondern fragte: „Möchten Sie nun mit Captain Dheran sprechen?“ Tarun grinste schief. „Nein, aber es wird sich leider nicht vermeiden lassen, fürchte ich. Also werde ich es besser sofort hinter mich bringen.“ „Dann werde ich Sie nun besser allein lassen, Admiral.“ Tarun nickte knapp. Dabei dachte er sarkastisch: Ja, flüchte ruhig. Es reicht ja schließlich wenn er nur mir den Kopf abreißt.   * * *   Pasqualina hatte es tatsächlich geschafft, noch einige Stunden Schlaf zu finden. Später am Morgen verabschiedeten sie und Dheran sich, nach einem ausgiebigen Frühstück. Der Andorianer blieb nachdenklich in seiner Kabine zurück, bevor er sich entschloss, den Tag zu nutzen. Mit Pasqualina hatte er gesprochen, blieb noch Christina. Und wenn er schon nicht darum herum kam, sich in die Höhle des Löwen zu begeben, warum nicht jetzt gleich? Schlimmer konnte es ohnehin nicht werden, eher besser. Obwohl der Andorianer letzte Nacht nur wenig Schlaf gefunden hatte, fühlte er sich voller Tatendrang, als er seine Kabine verließ und sich auf den Weg zu Christina Careys Büro machte. Er hoffte, sie dort anzutreffen. Aber falls nicht, dann würde er sie schon finden. Es dauerte keine zehn Minuten, bis er vor der Tür des Büros stand. Ungeduldig legte er seine Hand auf den Kontaktgeber, doch nichts geschah. Grimmig sagte er: „Computer: Aufenthaltsort von Commodore Christina Carey nennen.“ „Commodore Carey befindet sich im Büro von Admiral Tarun“, kam die prompte, wohl modulierte Antwort des Computers. Typisch, dachte Dheran wütend und machte sich auf den Weg zur OPS. Unterwegs zirpte sein Kommunikator und ihn erreichte die Meldung, dass er sich umgehend bei Tarun im Büro melden sollte. Er tippte den Sensorkontakt seines Kommunikators an und antwortete: „Hier Dheran. Ich bin unterwegs, Ende.“ Während der Andorianer seine Schritte beschleunigte, fragte er sich, was der Admiral nun wieder von ihm wollte. Wenn ich in der nächsten Zeit noch öfter dort ein und aus gehe, wird er mir das Du anbieten. Dieser Gedanke ließ ihn schmunzeln. Als er den Turbolift fast erreicht hatte, sah er, dass sich dessen Schott öffnete und Christina die Liftkabine verließ. Schnell kam er zu ihr und hielt das Liftschott auf, während er sie fragend ansah und sagte: „Christina, hast du nachher Zeit für mich? Wir müssen mit einander reden.“ Die Irin wollte zuerst schroff ablehnen, doch dann dachte sie daran, dass dies möglicherweise die letzte Gelegenheit sein würde und sie nickte. „Na schön, Tar. Ich bin in meinem Büro. Melde Dich bei mir, wenn du beim Admiral fertig bist.“ „Aye!“ Der Andorianer stieg in den Turbolift. Unterwegs überlegte er, dass Christina noch beim Admiral gewesen sein musste, als er ihn gerufen hatte, sonst hätte sie ja nichts davon wissen können. Er fragte sich warum sie bei ihm gewesen sein mochte und er spürte so etwas wie Eifersucht in sich aufsteigen. Schnell verdrängte er dieses Gefühl. Als Dheran den Lift auf der OPS verließ nahm Sub-Commander Tolaron gerade eine Überprüfung der Sicherheitslogbücher vor und blickte angespannt auf das Display seiner Konsole. No´Leen Ra Taragenar, der beobachtete, wie der Andorianer zielstrebig in Richtung von Taruns Büro marschierte, gab ein Grunzen von sich und meinte in Richtung des Romulaners: „Wollen Sie wissen, warum ich viel lieber mit diesem Andorianer zusammen arbeiten würde, als mit Ihnen, Tolaron?“ Sub-Commander Tolaron blickte kurz auf und meinte schlicht: „Nein!“ Dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu und achtete nicht weiter auf die, halb fassungslose, halb wütende, Miene des Efrosianers. Unterdessen betrat der Andorianer das Büro des Admirals und meldete sich, wie befohlen. Nachdem der Admiral ihn dazu aufgefordert hatte, nahm er Platz. Tarun wirkte etwas nervös. Doch dann beugte er sich in seinem Sessel vor und meinte entschlossen: „Ich brauche Sie für eine heikle Mission, Captain Dheran.“ „Klingt nach einer netten Abwechslung, im Vergleich zum letzten Mal“, versetzte der Andorianer trocken doch seine Antennen signalisierten Aufmerksamkeit. Tarun ahnte, dass dem Andorianer seine Ironie bald vergehen würde. Dennoch fuhr er ungerührt fort: „Der Geheimdienst der Sternenflotte, und auch ich selbst und mein Freund Carzon Seregan, vermuteten seit einer Weile, dass die schier unerschöpflichen Raumschiffskontingente der Allianz ihren Grund darin haben könnten, das die Allianz-Völker aufgegebene Werften des Dominion gefunden, und für ihre Zwecke eingesetzt haben könnten. Commander No´Leen Ra Taragenar und Sub-Commander Tolaron konnten dies vor kurzem bestätigen. Außerdem brachten sie verschlüsselte Daten mit, die der Sternenflotten-Geheimdienst ausgewertet hat. Heute habe ich eine Nachricht von SFI erhalten, die meine und Admiral Seregans Vermutung bestätigt hat, dass es mehrere solcher Komplexe in den Reihen der Allianz gibt. SFI konnte anhand der entschlüsselten Daten, den Standort eines gewaltigen Werftkomplexes ermitteln, der tief im Raum der Talarianer liegt. Wir haben damit ein lohnendes, strategisches Ziel. Wir können jedoch nicht genügend Schiffe von den Fronten abziehen, um einen aussichtsreichen Schlag gegen diesen Werftkomplex zu führen.“ Dheran, der im Verlauf von Taruns Ausführungen, immer aufmerksamer zugehört hatte, ahnte worauf der Trill hinaus wollte. „Also ein Kommandounternehmen. Wie viele Schiffe sollen daran teilnehmen?“ „Nur eins, Captain.“ Dheran wirkte für einen Moment verblüfft. „Nur die ICICLE – gegen ein strategisches Hauptziel, dessen Bedeutung auch dem Feind bewusst sein dürfte? Bei allem Respekt, Sir: Das klingt nicht nach einem Plan – das klingt nach Wahnsinn.“ Tarun blieb vollkommen ernst: „Ich fürchte, dass was ich Ihnen noch zu sagen habe wird Ihnen noch weniger gefallen, Captain Dheran. Mir ist bewusst, dass es selbst eine ICICLE unter ihrem Kommando nicht schaffen kann, tief in den talarianischen Raum einzudringen, die Werften im Alleingang zu vernichten und heil wieder zu entkommen. Wenn die ICICLE zu dieser Mission aufbricht, dann wird sie nicht zurück kehren.“ Der Andorianer blieb wie vom Donner gerührt sitzen. Er konnte nicht fassen, was er eben gehört hatte, deshalb fragte er ungläubig: „Sir, Sie wollen mein Schiff vernichten? Und Sie erwarten, dass meine Mannschaft auf ein Himmelfahrtkommando geht?“ „Nein, Captain. Zumindest nicht die gesamte Crew. Ich benötige Sie und einige ihrer Offiziere, um die ICICLE zu dem besagten talarianischen System zu fliegen. Sie werden vorgeben, überlaufen zu wollen. Dass ich die ICICLE für diese Mission gewählt habe hat folgenden Grund: Wenn wir ein Schiff zu einer Bombe umbauen würden, dann kämen die Talarianer, sobald sie das Schiff scannen würden, dahinter und würden es vernichten, bevor es eine Chance hätte nahe genug an den Werftkomplex heran zu kommen. Deshalb hat nur ein Schiff welches keine Anomalien aufweist eine reelle Aussicht auf Erfolg. Ihre ICICLE ist, was Torpedos und somit Sprengköpfe betrifft, am stärksten bestückt. Dazu kommen die Torpedos der Jagdmaschinen. Mein Plan sieht vor, das die ICICLE, sobald sie ihre Endposition eingenommen hat, die Hangartore öffnet, und das Geschwader des Schiffes, per Fernsteuerung, weitere Ziele innerhalb des Systems attackiert. Danach wird die ICICLE, auf ihren Befehl hin, die Selbstzerstörung einleiten. Zusammen mit der Überlastung der beiden Warpkerne, werden sämtliche Torpedos gezündet. Sie und die Leute, die mit Ihnen fliegen müssen versuchen, sich vorher mit einem Shuttle in Sicherheit zu bringen – obwohl die Aussicht, dass dies glückt, eher gering ist. Ihnen muss klar sein, dass bei dieser Aktion kurzzeitig eine zweite Sonne in dem System entstehen wird.“ Der Blick mit dem Dheran den Admiral musterte, war bei Andorianern des Öfteren zu beobachten und drückte eine Mischung aus Wahnsinn und Neugier aus. Ihm war endgültig klar geworden, dass der Trill keinesfalls scherzte. „Wie kommen Sie auf die Idee, dass man die ICICLE nicht bereits lange vorher in tausend Stücke schießt?“ Tarun wand sich in seinem Sessel, bevor er die Katze aus dem Sack ließ: „Unsere Schiffe werden die ICICLE in den Raum der Talarianer verfolgen, und ihr Schiff vorher ziemlich zusammenschießen, Captain. Unsere Leute werden dabei wirklich annehmen, dass Sie desertieren, und sich der Allianz anschließen wollen. Deswegen werden wir beide – zusammen mit einigen MACO´s – morgen Früh ein ziemliches Spektakel in meinem Büro veranstalten. Im Zuge dieses kleinen Manövers werden Sie verhaftet werden und eingesperrt. Um ihr Desertieren für die Talarianer noch glaubhafter zu machen, werden Sie einen hochrangigen Gefangenen, der vermutlich Admiral Endars direkter Stellvertreter ist, befreien und mitnehmen. Da Ihr Counselor nichts von unserem Manöver wissen darf, bleibt uns nur, dass Sie ihm entlocken, auf welcher Fluchtroute Sie und die Crew anschließend die besten Aussichten haben, mit einem Fluchtshuttle zu entkommen. Zum Glück ahnen die Talarianer nichts von Ihren empathischen Fähigkeiten. Dieser Mann namens Torenan Cidar wird morgen auf STRATEGICAL STARBASE 71 eintreffen.“ Der Admiral machte eine kleine Kunstpause und gab dem Andorianer die Gelegenheit, das, was er ihm bisher eröffnet hatte zu verarbeiten. Dann fuhr er fort: „Sie werden, einen Tag nachdem man Sie arrestiert hat, einige Offiziere ihres Vertrauens bitten, Sie zu besuchen, und sie dazu auffordern, Sie zu befreien, falls nicht vorher einer Ihrer Offiziere Sie kontaktieren sollte. Da meine Anklage gegen Sie auf Meuterei und versuchten Mord lauten wird – die Strafe, die im Krieg dafür droht, kennen Sie – hege ich die berechtigte Hoffnung, dass man Sie tatsächlich befreien wird. Diese Aktion darf aber erst in drei Tagen stattfinden, eher haben wir die ICICLE nicht präpariert. Kunanga, McMahan und Farok sind, außer Ihnen selbst, als Einzige eingeweiht – deshalb werden sie nicht mitfliegen können. Falls man Sie verhören würde, bevor die ICICLE das Ziel erreicht, dann wäre alles umsonst gewesen. Die Gefahr bei Ihrer Flucht ist außerdem, dass wir unsere Leute, auf den verfolgenden Schiffen, nicht in meinen Plan einweihen können. Das Ganze läuft also unter kriegsmäßigen Bedingungen ab, damit Sie im Bilde sind.“ Als Tarun endete, fixierte Dheran ihn einen Moment lang mit seinen blau-violetten Augen, und erkundigte sich heiser: „Sind Sie ganz allein auf diesen Wahnsinns-Plan gekommen, Sir?“ „Nein, Lieutenant-Commander Sheralan hat mir dabei geholfen.“ Dheran lächelte dünn. „Das beruhigt mich, Sir. Ich hatte schon befürchtet, Sie wären, auf Ihre alten Tage, radikal geworden.“ Der Blick des Trill wurde stechend. „Auf meine alten Tage? Sie üben schon für morgen Früh, wie mir scheint.“ Dann wurde der Admiral wieder ernst. „Sie müssen es morgen so einrichten, dass Sie sich meinen Revolver vom Schreibtisch schnappen und mir ins Bein schießen, damit das Ganze auch echt wirkt. Bekommen Sie das hin, Captain?“ Dass der Admiral sich selbst bei dieser Aktion nicht schonte, imponierte Dheran. Andererseits war es das Geringste, was er tun konnte, für einen Captain, von dem er verlangte, sein Schiff zu ermorden. Seine Antennen spreizten sich etwas, als er antwortete: „Ja, Admiral. Ich hoffe sie werden es nicht persönlich nehmen.“ Tarun lachte freudlos auf. „Sie schießen mir ein Blei-Projektil in mein Bein, was sicherlich höllisch weh tun wird. Was sollte ich daran persönlich nehmen?“ Dheran nickte mit düsterer Miene. Tarun suchte den Blick des Andorianers und senkte seine Stimme etwas ab. „Eins noch, Captain: Ich wünschte, ich müsste nicht zu diesem verzweifelten Plan greifen, aber ich habe keine Wahl, und keinen Kommandooffizier der ihn besser ausführen könnte.“ „Kein Problem, Sir“, entgegnete der Andorianer bestimmt. „Was soll ich meinen Leuten sagen, wenn sie nach dem Grund für meine Wahnsinnstat fragen?“ Tarun, der mit dieser Frage gerechnet hatte antwortete prompt: „Ködern Sie Ihre Offiziere damit, dass Endar möglicherweise dazu bereit wäre, die Allianz zu verlassen, wenn wir seinen Stellvertreter frei lassen. Sie wollten verhindern, dass ich ihn den Cardassianern ausliefere, die ihn hinrichten würden, und damit diese Gelegenheit verstreichen lasse.“ Dheran entgegnete skeptisch: „Da werde ich ziemlich gut schauspielen müssen, Sir.“ Der Admiral musterte den Andorianer als erwarte er noch etwas von ihm. Dann sagte er: „Ich bin, gelinde gesagt, etwas verwundert, Captain Dheran. Von einem Mann ihres Charakters hätte ich erwartet, dass er versucht sein Schiff um jeden Preis zu retten.“ „Sir, die ICICLE ist ein fabelhaftes Schiff, und ich kommandiere es sehr gerne – aber es ist und bleibt nur ein Schiff. Und Schiffe kann man ersetzen.“ Er lächelte offen als Tarun ihn ungläubig ansah. „Wissen Sie, Admiral: Die meisten Männer und Frauen an Bord meines Schiffes denken, die ICICLE wäre ein Teil von mir, ohne den ich nicht leben könnte. Und ich lasse sie in diesem Glauben, denn ich habe festgestellt, dass dieser Gedanke die Crew beruhigt. Komischerweise glauben Viele, wer notfalls bereit ist sein Schiff zu opfern, der ist auch bereit bedenkenlos seine Crew zu opfern, obwohl das zwei verschiedene Dinge sind.“ Der Trill nickte in Gedanken und meinte nachdenklich: „Von dieser Seite habe ich es noch nicht betrachtet. Ich selbst gehöre zu den Leuten, die eine gefühlsmäßige Bindung mit einem Schiff eingehen, Captain.“ Dherans Antennen bogen sich leicht nach Innen, bevor er entgegnete: „Bei allem gebotenen Respekt, Sir: Das halte ich für eine Schwäche.“ „Christina Carey scheint, in dieser Hinsicht, mit Ihnen konform zu gehen“, entfuhr es dem Admiral. „Und den Umstand, dass ich noch lebe, habe ich wohl dieser Denkweise zu verdanken, schätze ich.“ Dherans Gesicht drückte Zustimmung aus. Tarun und der Andorianer verabschiedeten sich von einander, und während Dheran sein Büro verließ, fragte der Admiral der 5.Taktischen Flotte sich, ob er im umgekehrten Fall diesen Auftrag übernommen hätte. Ja, dachte er bestimmt, denn sonst dürfte ich so etwas nicht von Anderen verlangen.   * * *   Christina Carey stand gedankenverloren am Fenster ihres Büros und starrte hinaus auf die Umgebung des Forlan-Systems, ohne sie wirklich zu sehen. Unablässig kreisten ihre Gedanken um Tar´Kyren Dheran, und darum, dass er vielleicht niemals von seinem nächsten Einsatz zurück kehren würde. Bei diesem Gedanken spürte sie einen Stich in ihrem Herzen. Verdammt, genau deswegen habe ich mich damals von ihm getrennt, überlegte sie aufgebracht. Und was hat es letztlich gebracht? Nichts. Tar´Kyren ist in meiner Nähe, und sobald er zu einem Risikounternehmen aufbricht, habe ich Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte. Ich war eine Närrin, zu glauben, es wäre irgendwann vorbei, nur weil ich ihn nicht mehr sehe. Es war nie vorbei gewesen... Diese Erkenntnis traf sie mit einer solchen Klarheit, dass sie für eine Weile keinen vernünftigen Gedanken fassen konnte. Die Einsicht, sich vor dieser Tatsache all die Jahre versteckt zu haben, verursachte ihr spürbare Magenschmerzen. Sie schluckte, biss die Zähne zusammen und rang das wehe Gefühl, dass in ihrem Innern aufstieg, gewaltsam nieder. Die Irin wusste nicht, wie lange sie so da gestanden hatte, als der Türmelder aktiviert wurde, und sie aus ihren trüben Gedanken riss. „Herein!“ Es war Tar´Kyren, der eintrat. Forschend sah er sie an – beinahe genauso, wie an jenem Abend auf dem Schiff nach Andoria, vor mehr als zwanzig Jahren – und ein merkwürdiges Gefühl der Verbundenheit drohte sie zu überwältigen. Gerade so, als habe Dheran tief in ihre Seele geblickt kam er langsam näher und sagte: „Ich möchte nicht mit dir streiten, Christina. Ich möchte, dass wir uns ganz in Ruhe unterhalten, ohne dass wir uns gleich wieder an die Kehle springen.“ Christina Carey schritt langsam auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Für einen Moment war sie versucht, ihn in die Arme zu nehmen, doch sie unterließ es und erwiderte lediglich: „Das freut mich.“ Mit der linken Hand griff sie sich an die Schulter und verzog ihr Gesicht. „Ich fürchte, ich habe mir eine Zerrung zugezogen.“ „Vielleicht hilft eine Massage“, meinte Dheran leichthin. „Sicher arbeitest du zu viel.“ Christina drehte sich um und deutete auf die Stelle. „Genau da“, erklärte sie und versuchte sich zu entspannen, während der Andorianer sanft seine Hände auf ihre Schultern legte und vorsichtig mit der Massage begann. „Oh ja, ich spüre da deutlich eine Verhärtung an der Stelle, die du mir gezeigt hast“, raunte er ihr ablenkend zu. Dann erkundigte er sich vorsichtig: „Ich nehme an, der Admiral hat dich darüber informiert, was er mit mir und meinem Schiff vorhat?“ Christina gab ein wohliges Gurren von sich, bevor sie leise sagte: „Ja, und ich hoffe, du hast dankend abgelehnt.“ „Und auf den ganzen Spaß verzichten? Du solltest mich besser kennen, Christina.“ „Leider.“ Dheran lachte leise, bevor er langsam zum eigentlichen Thema kam. „Der Grund warum ich hier bin ist: Ich habe vor einiger Zeit eine Frau kennen gelernt, die mir sehr viel bedeutet, aber jedes mal, wenn ich mit ihr zusammen bin, dann denke ich dabei an Dich. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich an sie denken würde, wenn du mit mir zusammen wärst. Darum brauche ich Klarheit, Christina. Hier und jetzt.“ Die Irin blickte ihn über die Schulter hinweg an und der Andorianer hoffte, sie wurde noch eine Weile vergessen, wo seine Hände sich befanden. „Sagst du mir, wer sie ist?“, fragte sie neugierig und ein Schatten überflog ihr Gesicht. Dheran spürte Eifersucht, aber auch Enttäuschung in der Irin toben. „Ihr Name tut nichts zur Sache – wichtig ist nur deine Antwort.“ Sein Griff verstärkte sich unbewusst. Christina versuchte seinem Blick auszuweichen, doch seine Augen hielten ihn fest, ohne die Möglichkeit, ihm zu entrinnen. Für einen Moment schienen sich ihre Seelen zu berühren und eine Welle inniger Zuneigung durchflutete die schwarzhaarige Frau. „Tar, ich...“ In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass seine Hände noch immer auf ihren Schultern lagen, und sie ahnte auch dass sie sich nicht ohne Berechnung dort befanden. Im nächsten Moment riss sie sich von ihm los, wirbelte herum und funkelte ihn zornig an. „Du verdammter Lumpenhund!“, fuhr sie den Andorianer aufgebracht an. „Du bist der hinterhältigste, gerissenste, berechnendste...“ Sie suchte nach einem passenden Wort für den Andorianer, doch ihr wollte nichts einfallen, was sie noch wütender machte. „Mistkerl!“, fauchte sie schließlich. „Du hast dich um keinen Deut verändert – du hast nur die Taktik gewechselt. Mit einem Frontalangriff hattest du keinen Erfolg, und nun versuchst du es mit einem Flankenangriff!“ Sie versetzte ihm einen wütenden Stoß vor die Brust. „Schaff deinen blauen Hintern aus meinem Büro, bevor ich dich mit einem Kinnhaken hinaus befördere!“ Tar´Kyren Dheran hob beschwichtigend seine Hände und ging rückwärts zum Schott. Als er auf dem Gang stand rief er ihr, durch das sich schließende Schott zu: „In der Liebe und im Krieg sind alle Mittel erlaubt!“ Damit wandte er sich ab und strebte, mit raubtierhaften Bewegungen, dem nächsten Turbolift zu, wobei ein dünnes Lächeln seinen Mund umspielte. Nun wusste er, was er wissen wollte. Im Büro stand Christina Carey mit geballten Fäusten, noch immer fassungslos, wie raffiniert der Andorianer sie überrumpelt hatte. Seine letzten Worte kamen ihr wieder in den Sinn und langsam entspannten sich ihre Hände. Es sprach für seine Verschlagenheit, dass er dieses irdische, und kein andorianisches Sprichwort zitiert hatte. „Na warte, du Verbrecher“, sagte sie in Richtung des geschlossenen Schotts. „Wenn du von deiner Selbstmordmission zurück bist, dann werden wir mal ein ernstes Wörtchen mit einander reden.“ An die Möglichkeit, dass er nicht mehr zurück kehren könnte, wollte sie dabei gar nicht denken.   * * *   Als am Nachmittag der Finalkampf stattfand, war die Arena voll, und das obwohl die holografischen Tribünen ausgeweitet worden waren. Für den Endkampf wurden Pasqualina Mancharella und Christian Sinemus auf eine freischwebende Lounge, von 25 Metern Länge und 5 Metern Breite abgesetzt. Dieser Kampf würde weniger durch holografische Finessen, als wirklich durch Fechtkunst entschieden werden – soviel stand fest. Um Punkt 15:00 Uhr Stationszeit standen die beiden Finalisten einander gegenüber und entboten den obligatorischen Gruß. Dann begann der Kampf. Beide Kontrahenten erwiesen sich als annähernd gleichwertig und in den ersten Minuten gelang es keinem, sich einen Vorteil zu verschaffen. Pasqualina Mancharella kämpfte mit der Disziplin einer Vulkanierin, doch auch ihr Gegner gab sich keine Blöße und hielt sie zunächst mit der weiten Mensur auf Distanz. Dann griff sie an und ließ, nach einem Kopfhieb links, einige schnelle Bein- und Fußhiebe folgen, von denen einer das Ziel erreichte. Doch noch bevor sie wieder Distanz schaffen konnte, traf er sie aus einer Kontraparade heraus an der Schulter. Die Spanierin legte nun noch mehr Schwung in ihre Attacken und trieb den Lieutenant-Commander von der NOTRE DAME vor sich her, in gefährliche Nähe des Endes der Kampfbahn. Sinemus erkannte, dass er Gefahr lief, über den Rand der Bahn gedrängt zu werden. Seine Degenspitze beschrieb aus einer Parade heraus eine spiralförmige Bewegung, die Pasqualinas Degen so weit zur Seite drängte, dass er einen zweiten Treffer landen konnte. Für einen Moment lächelte er die Spanierin an und brachte sie damit fast aus dem Konzept, bei seiner überraschenden Attacke. Im letzten Moment gelang es ihr seinen Kopfhieb mit einer schnellen Quintparade abzuwehren. Aus der Parade heraus stieß sie nach seinem Unterarm und setzte einen Treffer. Bevor Sinemus sich von seiner Überraschung erholen konnte, wollte sie nachsetzen, doch genau das gehörte zu seiner Taktik. Er traf ihre Wade, und ein Gongzeichen verkündete das Ende des Kampfes. Noch außer Atem ließen Beide ihre Degen sinken und Christian Sinemus wechselte die Waffe in die Linke, um Pasqualina seine Rechte zu reichen. „Sie haben gut gekämpft, Commander. Meine Hochachtung, Sie waren einer der härtesten Gegner, die ich je hatte.“ „Danke. Heute waren sie das entscheidende Quäntchen besser, als ich. Ich hoffe, Sie gewähren mir bei der nächsten Meisterschaft eine Revanche.“ Sinemus nickte lächelnd. „Bestimmt, Commander.“ In der Arena war mittlerweile ein Siegespodest entstanden und Admiral Tarun nahm die Siegerehrung und die Überreichung des Wanderpokals, im Beisein des Vorjahresgewinners vor. Auf der Tribüne wandte sich Kuehn an seinen andorianischen Freund: „Ich hätte es deinem XO wirklich gegönnt. Aber auch auf diesen zweiten Platz kann sie stolz sein, wenn man bedenkt, wer teilgenommen hat.“ „Zumindest ich bin stolz auf sie“, stimmte Dheran zu. Und in Gedanken fügte er hinzu: Und ich hoffe, dass ich es auch nach dem bevorstehenden Einsatz sein kann. Gemeinsam machten sie sich, zusammen mit Sylvie LeClerc, auf den Weg zu einem der Ausgänge. Im Anschluss an die Siegerehrung sollte im großen Festsaal eine Feier für die Teilnehmer des Turniers, mit einer Reihe geladener Gäste stattfinden. Als sie den Saal erreicht hatten, sah sich der Andorianer aufmerksam nach Christina um, aber er fand sie nicht. Er hoffte, sie würde später noch kommen, obwohl sie vermutlich nicht gerade in bester Laune sein würde. Kuehn entschuldigte sich bei Sylvie und zog Dheran mit sich, in einen ruhigeren Bereich des Saales. Außer Hörweite anderer Anwesender fragte Kuehn mit gedämpfter Stimme: „Hat Tarun mit dir über den Einsatz gesprochen, den du übernehmen sollst?“ Der Andorianer bestätigte und meinte dann: „Warum so verwundert?“ „Ich staune, weil der Admiral noch lebt.“ Dherans Antennen bogen sich nach Innen. „Glaubst du etwa, ich würde zu jenen Captains gehören, die mit ihren Raumschiffen sprechen?“ Valand Kuehn lachte amüsiert. „Nein, und es freut mich zu hören, dass du nicht von dieser Krankheit mancher Captains befallen wurdest. Dann wurde er wieder ernst und fragte leise: „Kannst du das Ding heil über die Runden bringen, Tar? Dir muss klar sein, dass du es, selbst wenn du es schaffst mit deinem Schiff die Station zu verlassen, mit den besten Captains der 5.Taktischen Flotte zu tun bekommst.“ „Du meinst, dass es die besten Captains der 5.Taktischen Flotte mit mir zu tun bekommen. Ich möchte nicht in deren Haut stecken.“ „Mach nur deine Späße“, knurrte Kuehn. „Ich meine es ernst. Gib gut auf Dich acht, mein Freund – und auf jene, die Dich begleiten werden.“ Dheran blickte ernst und erwiderte: „Das werde ich, Valand.“ Dann blickte er hinüber zu den anderen Anwesenden und meinte: „Komm, wir mischen uns wieder unter das Volk. Vielleicht haben wir sehr lange keine Gelegenheit mehr mit einander zu feiern.“ Dheran steuerte auf Pasqualina Mancharella zu, die bei dem Gewinner des Turniers stand und sich mit ihm unterhielt. Sebastian Frank hatte sich zu ihnen gesellt. Sie unterhielten sich über die Möglichkeiten, die beide Finalisten während des Kampfes vergeben hatten, als Kuehn und der Andorianer sich näherten. Während die Spanierin Dheran ein Lächeln schenkte, wandte sich der Konteradmiral an den Lieutenant-Commander der NOTRE DAME. „Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Sieg, Mister Sinemus. Sie haben heute der Sektorenflotte-Bajor Ehre erwiesen.“ Er schüttelte dem Taktischen Offizier die Hand. „Danke, Sir“, erwiderte Sinemus. „Der Commander hat es mir nicht gerade leicht gemacht. Es hätte genauso gut anders kommen können.“ Kuehn wandte sich nun an Pasqualina Mancharella: „Sinemus hat Recht, Commander, Sie haben uns allen einen spannenden Kampf geboten. Auch Ihnen meinen Respekt für die hervorragende Leistung.“ „Danke, Konteradmiral. Ich werde mich bemühen es nächstes Jahr noch etwas besser zu machen.“ „Das werden wir alle, Commander“, schmunzelte der Konteradmiral und warf seinem Freund einen raschen Blick zu. „Nicht wahr, Tar?“ Der Andorianer verstand den Wink. Er beglückwünschte den Lieutenant-Commander und danach die Spanierin. Kuehn entschuldigte sich und schritt zu Sylvie LeClerc, die am Buffet stand. Sinemus, der nichts von der Freundschaft zwischen Dheran und dem Konteradmiral wusste, blickte den Andorianer verwundert an und erkundigte sich: „Sie duzen sich? Ich wusste gar nicht, dass Andorianer eine so lockere Art tolerieren.“ Er lächelte Dheran freundlich an und meinte dann: „Wenn das so ist: Mein Name ist Christian.“ Sowohl Pasqualina, als auch Frank hielten den Atem an und erwarteten das Donnerwetter des Captains. Die Antennen des Andorianers zuckten nach Vorne, doch dann meinte er lediglich mit ironischem Tonfall: „Oh ja, an Bord der ICICLE sprechen wir uns alle mit dem Vornamen an. Mein Vorname ist Captain.“ Sinemus blickte ihn etwas verständnislos an, Pasqualina beherrschte sich eisern, und Sebastian Frank grinste offen. Nur langsam dämmerte dem Lieutenant-Commander, dass er sich einen Schnitzer geleistet hatte. Schließlich war es Frank, der ein Einsehen hatte, und Sinemus leise zu raunte, wie sich die Tatsachen verhielten. Die Ohren des Taktischen Offiziers der NOTRE DAME nahmen eine sichtbare Rotfärbung an, als er zu Dheran gewandt erklärte: „Entschuldigen Sie, Captain. Ich wollte nicht unhöflich oder respektlos erscheinen.“ Dheran nickte. „Vergessen wir es, Mister Sinemus.“ Christian Sinemus lächelte erleichtert und wandte sich an die Spanierin. „Darf ich Sie zum Tanz auffordern, Commander?“ Er deutete zur Tanzfläche hinüber, auf der sich bereits zahlreiche Paare aufhielten. „Gerne, Mister Sinemus.“ Sie hakte sich bei dem Lieutenant-Commander ein, als er ihr seinen Arm anbot und und schritt mit ihm auf die Tanzfläche. Den beiden nachblickend trat Frank zu Dheran und fragte mit gedämpfter Stimme: „Warum haben Sie Ihren Commander nicht zum tanzen aufgefordert?“ Dheran erwiderte missbilligend den fragenden Blick des Mannes und meinte verächtlich: „Denken Sie etwa, ich wäre eine bajoranische Tanzmaus?“ „Ich glaube es muss bajoranische Wühlmaus heißen“, klang eine weibliche Stimme hinter den beiden Männern auf, die beiden Männern bekannt vor kam. Hinter ihnen stand Commodore Christina Carey und lächelte amüsiert. Doch in ihren Augen lag ein seltsames Funkeln. Sebastian Frank grüßte freundlich, warf einen schnellen Seitenblick zu Dheran, und meinte dann unbefangen: „Sie beide entschuldigen mich bitte, ich werde mal schauen, was das Buffet zu bieten hat.“ Dheran blickte dem davon eilenden Frank etwas erstaunt nach. Dann konzentrierte er sich ganz auf Christina und murmelte: „Dieser Frank scheint ein Talent dafür zu haben, zu wissen, wann man sich rechtzeitig aus dem Staub machen sollte, findest du nicht?“ Christina Careys Augen redeten eine deutliche Sprache, doch zu Dherans gelinder Verwunderung meinte sie ruhig: „Über dein hinterhältiges Manöver in meinem Büro reden wir, wenn du von deinem nächsten Einsatz zurück bist. Und wage es ja nicht, das Wiederkommen zu vergessen, sonst wirst du mich einmal richtig wütend erleben.“ Dheran schluckte. Insgeheim rechnete er damit, dass sie ihn doch noch anfahren würde, doch die Irin schien tatsächlich fest entschlossen zu sein, nicht heute auf diesen Vorfall einzugehen. Also beschloss er, sich seine Entschuldigung ebenfalls für später aufzuheben. Carey folgte seinem Blick auf die Tanzfläche, wo sich Sinemus und Commander Mancharella anscheinend prächtig unterhielten. Mit leicht verändertem Tonfall fragte sie: „So, so, du tanzt also nicht? Es gibt also tatsächlich ein taktisches Manöver, welches du nicht beherrschst? Das finde ich interessant.“ Dheran reagierte heftiger, als erwartet, als er entgegnete: „Ich sagte, dass ich keine Tanzmaus bin – von nicht können war keine Rede.“ „Dann beweise es doch.“ Die Irin blickte ihn herausfordernd an, und mehr als je zuvor erinnerten Dheran ihre Augen an die eisigen Gletscher seiner Heimat. Statt einer Antwort, reichte der Andorianer Carey seinen Arm. Mit einem undeutbaren Seitenblick legte die schwarzhaarige Frau ihre linke Hand darauf und ließ sich von Dheran auf die Tanzfläche führen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)