Star Trek - Timeline - 02-02 von ulimann644 (Captain und Commander) ================================================================================ Kapitel 8: Entscheidungen ------------------------- Logbuch der U.S.S. AKIRA Commander Valand Kuehn Sternenzeit: 45026.6   Vor wenigen Minuten hat Lieutenant-Commander Senak die seltsam flache Energiekurve der bereits zuvor gescannten Subraumanomalie wieder aufgefangen. Ihr Epizentrum liegt innerhalb der Umlaufbahn des ersten Planeten. Doch sie vergrößert sich und sie nähert sich unserem Standpunkt, wie unser Wissenschaftsoffizier ermittelt hat. In voraussichtlich zwei Stunden wird sie Subraumerschütterungen in solcher Stärke verursachen, dass Gefahr für die AKIRA besteht, wenn sie auf ihrer jetzigen Position bleibt. Das bringt uns in Zugzwang. Wir haben keine Funkverbindung zum Außenteam, also muss ein weiteres Shuttle zur Oberfläche des Planeten fliegen, um das Team vor der drohenden Gefahr zu warnen. Als momentan kommandierender Offizier bin ich für die Besatzung des Schiffes verantwortlich. Gleichzeitig gilt meine Sorge dem Captain und seinem Außenteam. Mit einem unguten Gefühl in mir habe ich mich dennoch dazu entschlossen, das Kommando über die AKIRA dem Zweiten Offizier des Schiffes zu übergeben und persönlich das zweite Außenteam anzuführen. Irgendetwas sagt mir, dass dies die richtige Entscheidung ist.   * * *   Commander Valand Kuehn stand neben Senak und blickte gemeinsam mit ihm auf die Anzeigen der Wissenschaftlichen Konsole. Nach einer letzten Analyse sagte der Vulkanier in seiner ruhigen Art: „Uns bleiben maximal eine Stunde und siebenundfünfzig Minuten Zeit, bevor wir die Position nicht mehr halten können, Sir.“ Kuehn, der bereits Ensign Dharell zum Hangar befohlen hatte, um ein Shuttle der Klasse-11 startklar zu machen, nickte dem Zweiten Offizier der AKIRA zu. „Sie haben die Brücke, Mister Senak. Warten Sie auf uns, solange Sie es verantworten können, auf keinen Fall aber länger als diese eine Stunde und siebenundfünfzig Minuten. Sie dürfen das Schiff und die Crew nicht gefährden. Sollten wir nicht vor Ablauf dieser Zeitspanne wieder an Bord sein, dann verlassen Sie das System und beobachten aus sicherer Distanz, was sich ereignet und bringen danach das Schiff, falls es keine Möglichkeit zur Rückkehr gibt, zu Sternenbasis-234. Haben wir uns verstanden?“ „Aye, Commander“, antwortete der Vulkanier. Kuehn nickte knapp und verlor keine Zeit mehr. Schnell schritt er zu Turbolift-2 und fuhr zum Hangardeck hinunter, um sich zu der jungen Andorianerin in das startklare Shuttle zu begeben. Den Raumanzug würde er auf dem Weg hinunter zur Planetenoberfläche anlegen. Ihre Zeit war denkbar knapp bemessen. Im Cockpit des Shuttles wandte er sich zu der jungen Andorianerin, die ihren Anzug bereits angelegt hatte, und gab ihr das Signal zu starten, bevor er wieder nach hinten ging. Wenig später tauchte er, in seinen Raumanzug gehüllt, wieder neben Tia´Lanai Dharell auf und schwang sich umständlich in den Sitz des Co-Piloten. Trotz der eingeschränkten Sicht erkannte Kuehn das süffisante Schmunzeln auf den Lippen der Andorianerin und meinte: „Ist etwas her, seit ich so einen Anzug benötigt habe, Ensign.“ „Schon klar, Sir.“ Die Andorianerin steuerte das Shuttle in einer engen Schleife nach unten und blickte kurz zu Kuehn hinüber. „Übung ist das halbe Leben.“ „Ich werde mir Ihre Worte merken, Ensign“, konterte der Norweger. „Wenn wir wieder auf der AKIRA sind, dann werde ich für alle Besatzungsmitglieder des Schiffes regelmäßige Null-G-Trainigs in den Dienstplan aufnehmen.“ Er weidete sich an dem gelinden Entsetzen im Blick der Andorianerin und legte süffisant nach: „So lange, bis wir alle uns in diesen Dingern, im Schlaf, wie irdische Gazellen bewegen können.“ „Das wird Sie ungeheuer beliebt an Bord machen, Sir“, knurrte Tia´Lanai Dharell düster und warf ihm einen entsprechenden Blick zu. „Wissen Sie, Ensign: Als Commander muss man mich nicht mögen, solange man mich nur fürchtet. Außerdem werden Sie gleichfalls beliebt sein, wenn ich erkläre, wer mich auf diese Idee brachte.“ Er nickte todernst, bis ihn das überraschte Gesicht der Andorianerin zu einem erheiterten Grinsen verleitete. „Wenn ich offen sprechen darf, Sir: Sie besitzen einen merkwürdigen Humor.“ Kuehn lachte befreit. „Sie sind nicht die Einzige, die das sagt, Miss Dharell.“ Dann wurde er schnell wieder ernst und wandte sich den Kontrollen zu, als sie in die Atmosphäre eindrangen. „Jetzt gilt es, Ensign. Sehen Sie zu, dass sie schnell unter die Wolkendecke vorstoßen. Danach werden wir versuchen den Kontakt zu unseren Leuten herzustellen. „Aye, Commander“, bestätigte die Andorianerin an Kuehns Seite. Sie stellte sich schnell auf diesen plötzlichen Stimmungsumschwung des Commanders ein, der sich abrupt von einen Moment auf den anderen konzentrierte. Erst als sie die oberen Wolkenschichten durchstießen wurde ihr klar, wie es der Commander durch seine Art verstanden hatte, sie abzulenken damit sie sich nicht vorzeitig in eine zu große Anspannung hinein steigerte. Für einen flüchtigen Moment fragte sie sich, ob das eine Folge der Ereignisse auf der ALAMO sein mochte. Dann wurde ihre gesamte Konzentration gefordert. Der schwierigste Teil des Anfluges begann.   * * *   Lieutenant To´Raan Yr Paragon traute seinen Augen nicht. Eben hatte Captain Ramirez-Escobar noch direkt vor im gestanden, und nun war sie einfach fort, gerade so, als habe es sie nie gegeben. Einige andere hatten dieses Phänomen ebenfalls beobachtet und verwundertes Gemurmel brandete im Helmkom auf. Der Efrosianer war dabei, die Hand zu heben und um Ruhe zu bitten, als der erschreckte Ausruf einer jungen Wissenschaftsassistentin, die mit ausgestreckten Arm auf einen Punkt hinter ihn deutete, ihn herumfahren ließ. Vor ihm stand Captain Ramirez-Escobar, und blickte mit etwas verwunderter Miene, durch die Scheibe ihres Raumanzugs in seine Augen. Aufgeregt fragte der Taktische Offizier: „Was ist passiert, Captain? Sie waren für einen Moment von der Bildfläche verschwunden.“ Der Blick der Latina klärte sich. „Ich war im Berg, wie es scheint. Als ich meine Hand gegen die glatte Außenfläche dieses – was auch immer das ist – legte, da wurde ich dorthin transportiert. Als ich von der anderen Seite erneut meine Hand an die Fläche legte, da erschien ich wieder hier.“ „Eine tolle Tür“, meinte einer der Techniker und unterdrücktes Gelächter, durch welches sich die vorangegangene Spannung löste, brandete auf. „Sie sagen es“, kommentierte die Kolumbianerin die flapsige Bemerkung trocken. Dann wandte sie sich an einen Petty-Officer und einen jungen Crewman: „Sie zwei bleiben hier. Commander Kuehn wird spätestens nach Ablauf der von mir gesetzten Frist handeln, und ein Rettungsteam auf den Weg schicken. Und sollten wir bis dahin nicht wieder zurück sein, aus welchen Gründen auch immer, dann braucht er jemanden, der ihm sagt, wo wir sind.“ Die beiden Angesprochenen bestätigten und der Captain wandte sich an Yr Paragon und die Übrigen: „Machen Sie sich bereit für eine Überraschung, denn Sie werden kaum glauben, was Sie hinter dieser Wand zu sehen bekommen werden.“ Damit legte sie erneut ihre Hand an die glatte Fläche, und wie zuvor verschwand sie, nach etwa einer halben Sekunde. „Eine Art ist das...“, knurrte der Efrosianer und tat es seiner Vorgesetzten nach. Fast im gleichen Augenblick verschwand die bisherige Umgebung um ihn herum und machte einer neuen Platz. Er blickte sich mit wachsendem Erstaunen um und bemerkte dabei nicht, wie sich sein Mund, und gleichfalls seine Augen, immer weiter öffneten. Er blickte in einen gewaltigen Felsendom, der von irgendwo her in ein sanftes blaues Dämmerlicht getaucht wurde. Vor ihm erstreckte sich ein etwa zwanzig Meter breiter Gang, der von Stabförmigen Leuchtkörpern an den Seiten taghell beleuchtet wurde. Ein Gang, der tief in das Innere des Gebirges führte, und dessen Ende der Efrosianer von seinem jetzigen Standort nicht erkennen konnte. Erst, als er die Schritte seiner Begleiter hinter sich vernahm, und ihre verwunderten, teils erschreckten, Ausrufe im Helmkom aufklangen, fasste er sich wieder und blickte zu Captain Ramirez. „Das ist fantastisch.“ Er deutete auf die glatten, beinahe fugenlosen Elemente von blassgrauen Maschinenverkleidungen, nur um solche konnte es sich seiner Meinung nach handeln, die zu beiden Seiten des Ganges bis zur Decke des Domes aufzuragen schienen, und fragte: Wozu dient wohl dieser Maschinenpark, Captain?“ „Ich habe nicht die geringste Ahnung, Lieutenant. Hören sie auch dieses leise Summen? Es scheinen tatsächlich Maschinen zu sein. Wie alt mögen sie sein, und welchen Zweck erfüllen sie wohl?“ Sie blickte sich im Kreis ihrer Begleiter um. Zwei Menschen aus Senak´s Wissenschaftsteam holten ihre Tricorder hervor und stellten Messungen an. Nach einer Weile meldete einer der beiden, eine junge Frau im Rang eines Ensigns: „Captain, es handelt sich bei dem Material um eine uns unbekannte Metall-Kunststoff-Legierung. Das Alter kann der Tricorder nicht bestimmen. Fest steht lediglich, dass diese Legierung eine enorme Dichte besitzen muss, denn alle Scannerstrahlen des Tricorders werden von der Oberfläche fast zu einhundert Prozent reflektiert.“ „So kommen wir also nicht weiter“, stellte die Kommandantin der AKIRA nüchtern fest und wandte sich dann an die gesamte Gruppe: „Wir werden dem Gang in den Berg folgen, meine Damen und Herren. Wir sollten nicht vergessen, dass wir wegen eines romulanischen Notrufs hierher gekommen sind. Möglicherweise haben die Romulaner ebenfalls den Weg hierher gefunden und befinden sich tiefer in diesem Felsendom.“ Sie machten sich auf den Weg. Locker neben einander schritten die sechs Besatzungsmitglieder der AKIRA zwischen den leise summenden Riesenaggregaten tiefer in den Berg hinein. Nach einer Weile meldete sich der Efrosianer wieder zu Wort: „Captain, könnten das die Aggregate sein, welche die Subraumanomalie erzeugen? Und wenn ja, ist es eine Störung, oder eine gewollte Funktion dieser Maschinenanlage?“ Die Kolumbianerin horchte auf: „Was meinen Sie mit: gewollt, Lieutenant?“ Der Efrosianer zögerte seine Vermutung kundzutun. Nun, da ihn Marina Ramirez-Escobar fragend ansah, schien sie ihm doch recht abenteuerlich. Schließlich antwortete er langsam: „Ich habe mich gefragt, ob diese gewaltige Anlage nicht explizit dazu gebaut wurde um den Subraum zu beeinflussen, Captain.“ „Um was zu tun?“ Der Taktische Offizier machte eine vage Geste. „Genau das ist die Frage.“ Die Kommandantin der AKIRA blickte ihren Begleiter zweifelnd an. „Was mir an Ihnen so sehr gefällt, ist Ihre geradezu blühende Phantasie, Lieutenant.“ Dabei beließ sie es und schweigend setzten sie ihren Weg fort. Etwa alle einhundert Meter kamen sie an einer Stelle vorbei, an der die unbekannten Riesenaggregate gut zwei Meter vorsprangen. Doch auch dadurch verrieten sie nichts über ihre Funktion, oder von welcher Spezies sie erbaut worden sein mochten. Nach einer Weile, als sie etwa einen Kilometer marschiert waren, deutete der efrosianische Lieutenant nach vorne. Marina Ramirez-Escobar, kniff die Augen zusammen und erkannte nach einem Moment, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Vor ihnen schienen die Aggregate in einem regelmäßigen Rhythmus aufzuleuchten. Sie schritten näher, und schließlich sahen die Mitglieder des Außenteams, dass es sich um eine Art von Plasmaleitungen handeln musste, die von Oben nach Unten an den Aggregaten vor ihnen entlangführten. Die heißen Plasmaströme im Innern dieser Leitungen sandten bei ihren Bewegungen durch die teilweise semitransparenten Leitungen, dieses helle, orangefarbene Leuchten aus. Je näher sie ihnen kamen, desto besser konnten sie erkennen, dass zwischen den Leitungen eine Kreuzung lag, auf welche sie sich zu bewegten. Gleichzeitig traten die Maschinenanlagen in diesem Bereich zurück, so dass diese Kreuzung eine Art Brücke bildete, von der aus man dem Verlauf der Leitungen in die Tiefe verfolgen konnte. Das Außenteam der AKIRA hatte den letzten Vorsprung der Aggregate fast erreicht, als plötzlich, in dunkle Raumanzüge gehüllte, humanoid wirkende, Gestalten hinter ihnen hervorsprangen. Es handelte sich um mindestens Zwanzig, und jede von ihnen war bewaffnet und richtete seine Waffe auf Marina Ramirez-Escobar und ihre Begleiter. Während die Kolumbianerin langsam ihre Hände hob, blickte sie forschend in eines der Gesichter, das sie durch die Helmscheibe seines Anzuges finster ansah. Sarkastisch meinte sie: „Zumindest haben wir nun die Romulaner gefunden, wegen derer wir hier sind.“   * * *   Noch immer unter dem beinahe unglaublichen Effekt des Höhleneingangs stehend, blickte Valand Kuehn seine andorianische Begleiterin an. Vor weniger als zwei Minuten hatten sie die beiden, von Marina Ramirez-Escobar zurückgelassenen, Mitglieder des ersten Außenteams entdeckt, und waren mit dem Shuttle direkt vor dem Höhleneingang gelandet. Nachdem er sich in knapper Form bei den beiden über die Ereignisse, die dem Captain und ihrem Team widerfahren waren, hatte er sich, zusammen mit Tia´Lanai Dharell auf den Weg gemacht, um der Kolumbianerin und ihren Begleitern zu folgen. Die junge Andorianerin war nicht weniger beeindruckt, als der Commander und fasziniert blickte sie sich um, bevor sie sagte: „Das alles ist schlicht unglaublich. Ich frage mich, was wir in den Tiefen der Galaxis noch finden werden. Von wie vielen Wundern dieser Galaxis wissen wir noch nichts?“ „Einer der Gründe, warum ich zur Sternenflotte ging war, eine Antwort darauf zu finden“, erwiderte Kuehn. „Wenigstens zu einem Bruchteil. Kommen Sie, Ensign, wir sollten uns beeilen, den Captain und das Team zu erreichen.“ Der Norweger rief das Außenteam. Als auch nach einer Minute noch keine Antwort erfolgt war, gab er es auf und warf seiner Begleiterin einen beunruhigten Blick zu. „Keine Antwort, das finde ich merkwürdig, Ensign. Beeilen wir uns, vielleicht braucht das Team unsere Hilfe.“ Die Andorianerin zog ihren Phaser und fing einen fragenden Blick ihres Vorgesetzten auf. Erklärend meinte sie: „Wenn Romulaner hier sind, ist vielleicht Vorsicht eine gute Option, Commander.“ Valand Kuehn nickte bedächtig. „Vielleicht haben Sie Recht, Ensign.“ Der Commander zog seinen eigenen Phaser, während sie sich auf den Weg in das Innere des Berges machten. Während er und Tia´Lanai Dharell beinahe andächtig den hell erleuchteten Weg benutzten fragte er sich, wofür diese Anlage im Berg ursprünglich gedient haben mochte. Der Tricorder in seiner Linken zeigte keine brauchbaren Werte – lediglich dass es sich bei der Verkleidung der Aggregate um eine Kunststoff-Metall-Legierung handelte, hatte er feststellen können. Kein ihm bekanntes Volk dieser Galaxis benutzte einen solchen Werkstoff. Auch hatte er noch nie von so etwas gehört. Zudem verhinderte dieses exotische Verbundmaterial einen Scann des maschinellen Innenlebens. Und von der Verkleidung der Aggregate ließ sich nicht auf den Zweck schließen. Das hier im Berg konnte alles sein, von einem gigantischen Antrieb, über eine Produktionsstätte, bis zu einem kosmischen Kühlschrank. Vom Außenteam erhielt er keinerlei Werte, wobei die Aggregate möglicherweise eine dämpfende Wirkung auf die Scannerstrahlen des Gerätes haben mochte. Sein letzter Gedanke wurde bestätigt, als die Andorianerin plötzlich nach vorne deutete und sagte: „Ich erkenne vor uns einige Gestalten, in Raumanzügen der Föderation. Aber es sind noch einige andere Gestalten in dunklen Raumanzügen dabei.“ Valand Kuehn kniff seine Augen zusammen und er bewunderte erneut die andorianische Sehschärfe. „Ich kann gerade einmal vage die Gestalten erkennen, Ensign. Man könnte vermuten, dass es sich um jene Romulaner handelt, die wir suchen.“ „Zumindest halten sie Waffen auf unsere Leute gerichtet, Sir. Was sollen wir nun machen?“ „Vermutlich haben sie uns längst bemerkt, Miss Dharell. Wir werden unsere Waffen wegstecken, um keine fatale Reaktion der Fremden zu riskieren.“ „Aber sollten wir nicht...“ „Das war ein Befehl, Ensign.“ Valand Kuehn steckte seine eigene Waffe weg und blickte seine Begleiterin an, die seiner Aufforderung etwas zögerlich Folge leistete. „Ein weiser Entschluss, Commander“, klang eine fremde Stimme in seinem Empfänger auf, und an der Reaktion seiner Begleiterin erkannte Kuehn, dass auch sie die Stimme empfangen hatte. „Kommen Sie näher und machen Sie keine hastigen Bewegungen.“ Kuehn blickte die Andorianerin bezeichnend an und gab ihr zu verstehen, der Aufforderung zu folgen. Während sie sich der Kreuzung näherten, überlegte Kuehn, dass ihm der Tonfall der Stimme vertraut vorkam, und es dauerte nur einen Moment, bis ihm klar wurde, wem diese Stimme gehörte, auch wenn sie verzerrt aus dem Empfänger kam: Sie gehörte dem Romulaner Kevek.   * * *   „Es ist eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal sahen, Commander Kevek.“ Valand Kuehn und Tia´Lanai Dharell hatten die Gruppe erreicht und der Norweger, der dicht vor Kevek stehen geblieben war, blickte ernst in das Gesicht des Romulaners. Für eine Weile verharrte er so, bevor er sagte: „Mister Kevek, Sie setzten einen Notruf ab, dem wir gefolgt sind. Mein Wissenschaftsoffizier auf der AKIRA stellte fest, dass sich eine Subraumanomalie in diesen Sektor ausweitet. Es besteht Gefahr. Vielleicht sollten wir deshalb die Feindseligkeiten unterlassen und uns mit der AKIRA in Sicherheit begeben.“ Marina Ramirez-Escobar überließ es Kuehn, mit Kevek zu reden, da sie wusste, dass sich beide Männer kannten. Obwohl sie ihrem XO einen finsteren Blick zuwarf, als er von seinem Wissenschaftsoffizier sprach. Keveks Miene blieb undurchdringlich. „Mein Ruf galt der TERIX, die sich im angrenzenden Sektor aufhält. Ich rechne damit, dass Commander Tomalak bereits auf dem Weg in dieses System ist. Und ich gehe davon aus, dass er nicht sehr erfreut sein wird, dass sich ein Raumschiff der Föderation hier aufhält. Außerdem glaube ich kaum, dass die Föderation zufällig hier ist, Commander. Dagegen spricht das, was wir in diesem geheimen Stützpunkt der Föderation gefunden haben.“ „In diesem System gibt es keinen Stützpunkt der Föderation“, mischte sich die Kommandantin der AKIRA in das Gespräch ein. „Wir sind ebenso überrascht von dieser Anlage, wie Sie auch, Commander Kevek.“ „Schweigen Sie!“, herrschte der Romulaner die Frau an. „Sie werden, als unsere Kriegsgefangene, auf Romulus noch reichlich Gelegenheit erhalten zu reden, Captain. Und nun werden Sie, und die übrigen Gefangenen mich zur Zentrale dieses Stützpunktes begleiten und uns zeigen, wofür diese geheime Anlage benutzt wird.“ Kevek gab seinen Leuten einen knappen Wink, und zwei von ihnen entwaffneten Kuehn und seine Begleiterin. Danach setzte er sich an die Spitze der Gruppe und sie wandten sich, vom Höhleneingang aus gesehen in den Gang, der von der Kreuzung nach links führte. Valand Kuehn, der einen schnellen, beschwörenden Blick mit seiner Vorgesetzten gewechselt hatte, näherte sich Kevek, während sie voran schritten und erklärte: „Commander Kevek, wie kommen Sie darauf, dass dies ein Stützpunkt der Föderation sei. Allein diese gigantischen Maschinenanlagen und das exotische Verbundmaterial der Aggregatverkleidungen muss Ihnen doch sagen, dass diese Anlage von anderen Wesen gebaut worden ist. Vermutlich ist sie Jahrtausende alt.“ Ohne langsamer zu werden entgegnete der Romulaner: „Sie haben diese Anlage vielleicht nicht gebaut, aber ich bin sicher, dass Sie sie benutzen, um gegen das Romulanische Sternenimperium zu intrigieren.“ „Das ist garantiert nicht der Fall“, sagte Kuehn beschwörend. Doch der Romulaner antwortete nicht, sondern deutete lediglich nach vorne, wo ein Durchgang erkennbar wurde. „Wenn ich Ihnen die Fakten präsentiere, dann werden Sie nicht wagen, weiterhin solche Lügen aufrecht zu erhalten.“ Der Norweger seufzte schwach. Er war versucht, Kevek zu fragen, um was für eine Art von Beweisen es sich dabei handelte, doch der warnende Blick des Romulaners hielt ihn davon ab. Er ließ sich zurückfallen bis er sich an der Seite von Marina Ramirez-Escobar befand. Die Latina meinte leise: „Mister Kuehn, dieser Commander Kevek scheint mir anders zu sein, als wie Sie ihn beschrieben haben.“ Kuehn nickte nachdenklich. „Sie sagen es, Captain. Und ich würde gerne wissen warum. Ich hatte eben den Eindruck, dass sein Zorn auf uns nicht gespielt war. Er scheint tatsächlich zu glauben, dies sei ein Stützpunkt der Föderation. Ich schlage vor, dass wir uns zunächst die angeblichen Beweise des Romulaners ansehen. Danach werde ich nochmal versuchen vernünftig mit Kevek zu reden, was nicht einfach wird, denn eine gewisse Paranoia gehört nun einmal zur romulanischen Lebensweise.“ Die Latina nickte grimmig. „Ich hoffe, dass das etwas bringt, denn ich verspüre kein gesteigertes Bedürfnis danach, als Gefangene Romulus zu besuchen, Commander.“ Sie erreichten den Durchgang, und erreichten einige Meter weiter einen kreisrunden, etwa fünfzig Meter durchmessenden und halb so hohen, zylindrischen Raum. An den Wänden entlang erstreckten sich fremdartig wirkende Kontrollkonsolen. Wofür sie gut waren, ließ sich nicht erkennen. Doch weitaus interessanter war das, was im Zentrum der Halle stand, und worauf Kevek anklagend zeigte. Marina Ramirez-Escobar war stehen geblieben und starrte entgeistert auf das, was sich dort bis zur halben Höhe der Halle, auf einem Sockel, empor hob. Auch Kuehn und alle anderen Besatzungsmitglieder der AKIRA blickten, mehr oder minder, gebannt darauf. Vor ihren Augen erhob sich eine humanoide, blau-silberne Statue. Sie besaß eindeutig menschliche Gesichtszüge, deren Details geradezu unglaublich perfekt herausgearbeitet waren. Der rechte Arm der Statue wies schräg nach oben und der ausgestreckte Zeigefinger deutete dabei auf ein imaginäres Ziel. Die Augen der männlichen Statue schienen gleichfalls auf dasselbe Ziel gerichtet zu sein. Beim Blick in diese Augen lief es Valand Kuehn kalt den Rücken hinunter. Obwohl sie nicht lebendig waren zwangen sie den Betrachter in ihren Bann. Sie drückten eine geradezu unglaublich Kälte aus. Und Brutalität. „Das soll zweifellos ein Mensch sein“, sagte Kuehn schließlich, noch immer ganz im Bann dessen, was er vor sich sah. „Aber ich habe bisher noch niemals einen so herrischen und geradezu brutalen Gesichtsausdruck gesehen. Bei keinem Wesen.“ Er wandte sich fröstelnd zu Kevek und fragte: „Haben Sie bestimmen können, wie alt diese Statue ist, und aus welchem Material sie geschaffen wurde?“ Kevek blickte Kuehn scharf an, bevor er sich entschloss zu antworten. „Wir haben eine Quantendatierung versucht. Aber die Werte müssen verfälscht sein, denn wenn sie stimmen würden, dann wäre diese Statue zwischen 50.000 und 55.000 Jahre ihrer Zeitrechnung alt. „Was...?“ Marina Ramirez-Escobar und Valand Kuehn hatten beinahe gleichzeitig diesen Ausruf getätigt. Gleichermaßen ungläubig sahen sie Kevek an. Der Norweger war es schließlich, der zuerst die Sprache wiederfand und sagte: „Nehmen wir für einen Moment den Fall an, dass Ihre Werte nicht verfälscht wurden. Das würde einerseits bedeuten, dass es bereits vor fünfzig Jahrtausenden Menschen gab, die eine hochstehende Technik besaßen. Und es würde gleichfalls bedeuten, dass diese Menschen nicht von der Erde stammten.“ Kuehn ahnte nicht, dass er sich in einem der beiden Punkte irrte. Bevor jemand etwas darauf sagen konnte, wurde die Halle von einem infernalischen Pfeifen erfüllt. Gleichzeitig flimmerte die Luft zwischen Commander Kevek, der sich der Statue genähert hatte und Valand Kuehn in einem hellen Blauton. Marina Ramirez, die zwischen ihnen stand schrie plötzlich gellend auf, bevor sie, wie von einer Titanenfaust gegen Kevek geschleudert wurde. Kuehn, der zu ihr laufen wollte, wurde unsanft von dem blauen Flimmern gestoppt. „Eine Energiebarriere!“ Tia´Lanai Dharell hatte es gerufen. Ungläubig blickte sie zu Valand Kuehn. Auch alle anderen Personen in der Halle waren nun aufmerksam geworden. Kevek, der die Kommandantin der AKIRA kurz untersucht hatte, bettete sie auf den Boden und versuchte, die so plötzlich entstandene Barriere zu durchdringen. Doch er hatte keinen Erfolg damit. Dann richtete sich sein Blick nach oben und er verharrte mit erstaunter Miene. Kuehns Augen richteten sich gleichfalls auf den Punkt, der von Kevek angestarrt wurde. Das Pfeifen hatte nachgelassen und machte dem Geräusch von prasselndem Regen platz. Unter der Decke glühte eine Spirale in einem leuchtenden Rot. Erst nach einem langen Moment erkannte Kuehn dass es sich um das Abbild einer Galaxis handelte. Sowohl einige Romulaner, als auch zwei Wissenschaftler des Außenteams der AKIRA richteten ihre Tricorder auf die Erscheinung unter der Decke. Währenddessen rief Valand Kuehn, ohne sich um den entstehenden Tumult hinter sich zu kümmern: „Commander Kevek, in welchem Zustand befindet sich mein Captain?“ Der Romulaner nahm einen kurzen Scann mit seinem Tricorder an der Latina vor. Dann sagte er: „Ich fürchte, ihr Zustand ist ernst, Commander. Die Wucht des Energieanpralls hat einige Gefäße in ihrem Körper reißen lassen.“ „Ich werde einen Weg finden, Sie beide da heraus zu holen, Kevek.“ „Das muss ich ablehnen, Commander Kuehn“, widersprach der Romulaner energisch. „Ich würde sagen, die rotierende Galaxis unter der Decke war eine deutliche Warnung. Ich wollte Ihnen nicht vertrauen, und jetzt sitze ich hier fest, zusammen mit ihrem Captain. Für uns können Sie nichts tun, Commander, wohl aber für Ihre Leute. Und gleichfalls für meine. Nehmen sie die Überlebenden meines Schiffes an Bord und bringen Sie sich und ihr Schiff in Sicherheit. Und sollten Sie der TERIX begegnen, dann berichten Sie bitte Commander Tomalak von meinem Schicksal. Und nun leben Sie wohl, Commander.“ Kuehn blickte ungläubig zu dem Romulaner, bevor er zornig erwiderte: „Oh nein, so haben wir nicht gewettet, Kevek.“ Er wandte sich zu Lieutenant Yr Paragon. „Sie werden die Romulaner und unsere eigenen Leute zu unserem Shuttle bringen. Warten Sie dort auf uns, so lange Sie können.“ Kuehn warf einen schnellen Blick zum Chronometer seiner Anzuganzeigen, bevor er hinzufügte: „Wenn ich mit Kevek und unserem Captain nicht zwanzig Minuten nach ihrem Eintreffen dort, bei Ihnen bin, dann starten Sie und sagen Mister Senak, er soll die AKIRA zu Sternenbasis-234 fliegen.“ In diesem Moment klang die brüchige Stimme von Marina Ramirez-Escobar in seinem Helmempfänger auf. „Den Teufel werden Sie tun, Commander. Sie begeben sich mit unseren Leuten umgehend auf die AKIRA. Und wagen Sie ja nicht, die Romulaner auf mein Schiff zu bringen. Ich ver...“ Kuehn, der zum Fuß der Statue sah, bekam gerade noch mit, wie die Kommandantin der AKIRA, die sich halb aufgerichtet hatte, wieder bewusstlos zu Boden sank. Der Efrosianer an Kuehns Seite meinte trocken: „Sie haben es gehört, Commander. Der Captain will nicht...“ Valand Kuehn packte den Lieutenant fest am Oberarm. „Der Captain sprach im Delirium. Sind Sie sicher, dass Sie alles richtig verstanden haben?“ Die unnatürlich blauen Augen des Efrosianers erwiderten unbestimmt Kuehns Blick. Dann sagte er langsam: „Der Captain sprach sehr undeutlich.“ Beide Männer sahen sich an, und sie verstanden einander. „Sie haben Ihre Befehle, Lieutenant“, mahnte Kuehn mit sanftem Nachdruck zur Eile. Der Taktische Offizier wandte sich schnell ab. Eilig gab er Kuehns Befehle weiter und nach weniger als einer halben Minute war Kuehn mit Kevek und der bewusstlosen Latina allein in der Halle. Leise murmelte er ironisch: „Das war doch eine richtig gute Idee.“ Dann eilte er an den grau-blauen Kontrollkonsolen entlang, darauf hoffend, etwas zu identifizieren, das ihm dabei half, das Energiefeld zu deaktivieren.   * * *   Eine Viertelstunde später war Valand Kuehn klar, dass er seine Hoffnung aufgeben konnte. Kein einziges der fremdartigen Kontrollinstrumente gab preis, wozu es diente. Und wahllos irgendwelche Geräte zu aktivieren schien vollkommen sinnlos. Die Chance, dass er sich und die beiden Gefangenen damit vorzeitig zur Hölle schickte war weitaus größer, als die Chance darauf, das Energiefeld dadurch abzuschalten zu können. „Commander, Sie können hier nichts ausrichten“, ließ sich Kevek, zum ersten Mal seit er begonnen hatte, die Instrumente zu untersuchen, vernehmen. „Sie sollten sich in Sicherheit bringen.“ „Nein, verdammt!“ Mit einem leidenschaftlichen Funkeln im Blick fixierte er den Romulaner. „Ich werde nicht als Einer in die Geschichte eingehen, der zwei Captains hinter einander verloren hat.“ Erinnerungen an seine Zeit auf der ALAMO stürmten auf den Norweger ein. Nein – noch einmal wollte er nicht dazu gezwungen sein, vorzeitig das Kommando über ein Raumschiff der Sternenflotte zu übernehmen. Nicht so... Der Romulaner schwieg. Er hatte erkannt, dass sich Valand Kuehn nicht von seinem Vorhaben würde abbringen lassen. Also unterließ es Kevek darauf hinzuweisen, wie töricht das Verhalten des Sternenflottenoffiziers war. Stattdessen versuchte Kevek sich vorzustellen, zu welchem Zeitpunkt die TERIX in diesem System auftauchen würde. Falls man auf Tomalaks Schiff ihren Notruf überhaupt empfangen hatte. Nach Keveks Ansicht konnte Tomalak mit seinem Raumschiff, unter günstigsten Voraussetzungen jederzeit in diesem System erscheinen. Da der Kommandant der TERIX die Hintergründe dessen, was sich ereignet hatte nicht kannte, würde er sich ein eigenes Bild der Lage machen, und die Tatsache, dass sich ein Raumschiff der Föderation hier aufhielt, würde das Bild entsprechend verzerren. Zweifellos würde Tomalak die bedingungslose Kapitulation der AKIRA fordern, und so, wie Kevek die Menschen und ihre Helfershelfer einschätzte würden sie dieser Aufforderung keine Folge leisten. An diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen beschwor Kevek den Sternenflotten-Commander nochmals, mit der AKIRA das System zu verlassen. Valand Kuehn, dem die Verzweiflung mittlerweile deutlich anzusehen war, näherte sich langsam der Energiebarriere. Er streckte seine Hand aus. Außer einem leisen Zischen und dass seine Hand von der bläulichen Barriere aufgehalten wurde, geschah nichts. Noch dichter an die Barriere tretend, legte Valand Kuehn auch seine zweite Hand gegen das Energiefeld und sein Helm sank gleichfalls dagegen. Tausende Gedanken schienen gleichzeitig durch seinen Kopf zu jagen. Ein schneller Seitenblick auf die Armanzeigen des Anzuges sagte ihm, dass er kaum noch eine Minute hatte, bevor er seinem Team folgen musste, falls er vorhatte rechtzeitig das Shuttle zu erreichen, bevor es startete. Intensiv wünschte er sich, das Energiefeld möge zusammenbrechen... Im nächsten Moment fiel der Norweger nach vorne und landete dicht vor den Füßen des Romulaners. Verständnislos blickte er zu Kevek auf, der nicht weniger ungläubig dreinschaute. Das Energiefeld bestand nicht mehr. Aber was hatte sein Zusammenbrechen ausgelöst? Kuehn schien es absurd, aber er konnte nicht umhin einen Zusammenhang zwischen seinem Wunsch und dem, was geschehen war, zu sehen. Jetzt war jedoch keine Zeit dafür. Vielleicht konnte man später zu diesem Planeten zurückkehren um ihn zu erforschen, wobei Kuehn Zweifel daran hegte, denn fraglos würden die Romulaner diese Entdeckung für sich beanspruchen. Der Norweger wagte nicht daran zu denken, in welcher Art und Weise sich die Machtverhältnisse verschieben würden, sollte es den Romulanern gelingen, die Geheimnisse dieses Stützpunktes zu enträtseln. Die Gedanken des Norwegers kehrten in die Wirklichkeit zurück, als Kevek ihm dabei half, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei sagte Kevek: „Wir sollten von hier verschwinden, solange wir das noch können, Commander.“ „Gute Idee“, kommentierte Kuehn die Worte des Romulaners und begab sich zu Marina Ramirez-Escobar. Kevek half dem Norweger unaufgefordert dabei, sie vom Boden aufzuheben. Beide Männer legten sich einen Arm der Frau über die Schulter. Danach begaben sie sich, so schnell es ihnen mit ihrer zusätzlichen Last möglich war hinaus auf den Hauptgang. Bereits nach wenigen Schritten gingen sie im Gleichtakt, und für einen kurzen Moment überflog ein ironisches Grinsen die Miene Kuehns. Er fragte sich, warum es nicht immer so sein konnte, dass Menschen und Romulaner zusammenarbeiteten. Was würden sie gemeinsam alles erreichen können? Kuehn verwarf diese visionären Gedankengänge. Schweratmend erreichten sie das seltsame Bergportal, dessen Technik allein schon faszinierend genug war. Kevek und Kuehn legten gemeinsam ihre Hände gegen die dunkle, glatte Fläche, ohne die Frau, die sie mitschleppten dabei loszulassen. Im nächsten Moment standen sie auf der anderen Seite des Portals im Freien. In der offenen Seitenschleuse stehend, winkte ihnen Tia´Lanai Dharell heftig zu und kam ihnen dann entgegen gelaufen. „Bei der weißen Kreatur der Reinheit, Sie haben es tatsächlich geschafft, Sir!“ „Stimmen Sie nicht schon wieder einen Heldengesang an, Ensign“, knurrte Kuehn ungehalten. „Helfen Sie mir lieber dabei, den Captain ins Shuttle zu bugsieren. Und dann nichts wie weg von dieser Felskugel.“ „Aye, Sir“, antwortete die junge Andorianerin mit Begeisterung in der Stimme und packte mit an, als sie den Einstieg erreicht hatten. Kevek und Kuehn folgten. Noch während der Commander das Schott verriegelte, gab die Andorianerin über Funk To´Raan Yr Paragon, der das Shuttle zurück fliegen würde, Bescheid, dass er starten konnte. Es war in dem überfüllten Shuttle nicht gerade einfach für Kuehn, sich seines Raumhelmes zu entledigen, und anschließend Captain Ramirez-Escobar von ihrem Helm zu befreien, nachdem die Atmosphäre im Shuttle irdische Werte erreicht hatte. Zeitgleich nahm Tia´Lanai Dharell einen Tricorderscann vor und blickte ernst zu Kuehn. „Es sieht gar nicht gut aus, Commander. Ihre Vitalwerte werden zusehends schwächer. Der Captain muss sofort auf die Krankenstation, sobald wir die AKIRA erreicht haben. Ich fürchte, es wird ein Wettlauf gegen die Zeit.“ Kuehn ballte seine Hände zu Fäusten, als er entgegnete: „Diesen Wettlauf werden wir gewinnen, Ensign. Wir müssen ihn gewinnen.“ Die Andorianerin ahnte, was momentan in dem Commander vorging, und so nickte sie nur stumm. Als To´Raan Yr Paragon nach hinten rief, dass sich das Shuttle im Anflug auf die AKIRA befinde, wandte sich Kuehn zu Kevek. „Ich muss Sie und ihre Leute bitten, dem Sicherheitspersonal der AKIRA, sobald wir gelandet sind, Ihre Waffen zu übergeben. Sie bekommen sie später zurück.“ Für einen Moment wirkte der Romulaner, als wolle er aufbegehren, doch dann nickte er und antwortete: „Ich werde meinen Leuten einen entsprechenden Befehl geben, Commander Kuehn.“ Der Norweger nickte und drängte sich nach vorne, zur Pilotenkanzel. Mit einem erleichterten Seufzen ließ er sich in den Co-Pilotensitz, neben den Efrosianer, sinken und starrte hinaus ins All, wo die Backbordseite AKIRA zu erkennen war. Der Lieutenant flog das Shuttle zwischen der gewaltigen Warpgondel und dem Katamaran auf den Backbordhangar zu, dessen Schotts sich bereits geöffnet hatten. Der Efrosianer bemerkte Kuehns fragenden Blick und erklärte: Ich habe Lieutenant-Commander Senak bereits darüber informiert, dass wir Gäste mitbringen. Eine Abteilung der Sicherheit erwartet uns im Hangar. Außerdem steht ein Notfallteam für den Captain bereit.“ „Sehr gut, Mister Yr Paragon. Sorgen Sie nach der Landung dafür, dass unsere Gäste in einem leeren Lagerraum provisorisch untergebracht werden, solange sie an Bord sind. Und achten Sie bitte auf die Vollzähligkeit. Ich werde lediglich Commander Kevek gestatten mit mir hinauf auf die Brücke zu gehen.“ Der Lieutenant bestätigte knapp, während er das Shuttle dem Landeleitstrahl übergab und die Hände von den Kontrollen nahm. Dann meinte er: „Übrigens, Mister Senak scheint es sehr eilig zu haben, von hier zu verschwinden.“ „Nach dem, was er mir vor meinem Aufbruch berichtete, kann ich das gut verstehen“, erwiderte Kuehn launig, ohne weitere Erklärungen abzugeben. Sie begaben sich nach hinten. Als sie Kevek erreichten erklärte dieser zu Kuehn gewandt: „Ich habe meine Leute instruiert. Es wird keine Zwischenfälle geben.“ Kuehn nickte und wandte sich zu Tia´Lanai Dharell. „Sorgen Sie dafür, dass unsere Kommandantin sofort zur Krankenstation gebracht wird, sobald wir gelandet sind, Ensign. Danach melden Sie sich auf der Brücke und übernehmen die Taktik.“ Die junge Andorianerin richtete ihre Antennen auf ihn. „Rechnen Sie mit Schwierigkeiten, Commander?“ Valand Kuehn nickte knapp. „Ich hoffe, dass ich mich irre, aber ich habe da ein seltsames Gefühl in der Magengegend, so wie es sich bei mir früher immer dann einstellte, wenn Ärger in der Luft lag.“ „Ich werde mich beeilen, Sir.“ Kuehn schenkte ihr ein kurzes Lächeln. Im nächsten Moment zeigte ein kaum spürbarer Ruck an, dass das Shuttle gelandet war. Gleich darauf öffnete einer der Männer des Außenteams das Seitenschott. Eine der Wissenschaftlerinnen gesellte sich zu ihm und half Kuehn und Ensign Dharell dabei, Captain Ramirez-Escobar auf eine herangefahrene Bahre zu legen. Während Tia´Lanai Dharell mit dem Rettungsteam zu einem der beiden Turbolifts davon eilte, stiegen die Romulaner aus und übergaben, so wie Kevek es befohlen hatte, ihre Waffen den Leuten des Sicherheitspersonals. Nachdem sie von einigen Leuten der Sicherheit nochmals gescannt worden waren, wurden sie, unter To´Raan Yr Paragons Führung aus dem Hangar gebracht. Nur Kuehn und Kevek blieben zurück. „Beeindruckend“, stellte Kevek fest, der sich in dem gewaltigen Roll-On-Roll-Off-Hangar umsah, als er von Kuehn zu dem zweiten Turbolift geführt wurde. „Ich wusste nicht, dass Föderationsschiffe dieser Größe, so viele Beiboote mitführen.“ Valand Kuehn machte ein missmutiges Gesicht, als er entgegnete: „Sie können es einfach nicht lassen, was?“ Natürlich war dem Norweger der Sinn hinter dieser Bemerkung nicht verborgen geblieben. Darum fügte er ironisch hinzu: „Sie werden mich nicht zu einer Auskunft verführen können, wie viele Beiboote andere Föderationsschiffe mit sich führen, oder ob die Anzahl Standard ist.“ Statt darauf einzugehen meinte der Romulaner lediglich: „Sie würden einen guten Geheimdienstoffizier abgeben.“ „Wer sagt Ihnen denn, dass ich keiner bin?“ Das verblüffte Gesicht des Romulaners reizte Kuehn zum Lachen. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte sagte er: „Entschuldigen Sie, Commander Kevek, aber die Versuchung, es Ihnen gleichzutun, war einfach zu groß.“ Der Romulaner nickte nur und blieb mit Kuehn vor dem Lift stehen. Einige Sekunden, nachdem Kuehn seine Hand auf den Anforderungskontakt gelegt hatte, öffnete sich das Schott der Liftröhre und sie betraten die Kabine, um zur Brücke des Schiffes zu fahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)