Star Trek - Timeline - 02-02 von ulimann644 (Captain und Commander) ================================================================================ Kapitel 7: Notlandung auf dem zweiten Planeten ---------------------------------------------- Logbuch der U.S.S. AKIRA Captain Marina Ramirez-Escobar Sternenzeit: 45026.3   Wir erreichen in wenigen Minuten das unbekannte Sternensystem. Mittlerweile konnte Lieutenant-Commander Senak feststellen, dass der rote Zwergstern von fünf Planeten umlaufen wird. Die Anomalien rissen vor einer halben Stunde überraschend ab, und ich frage mich, was die Ursache dafür sein könnte. Einen natürlichen Grund möchte ich beinahe ausschließen, obwohl dies im Bereich des Möglichen liegen würden. Ein warnendes Gefühl sagt mir, dass in diesem Sternensystem etwas sehr ungewöhnliches vorgeht – abseits der Anomalien. Ich hatte den Eindruck, dass auch mein XO ein ungutes Gefühl hat, was mich in meiner Ansicht bestätigt. Wir haben bereits mehrmals versucht erneut Kontakt zu dem romulanischen Raumschiff herzustellen, doch bislang ohne Erfolg. Darum habe ich beschlossen, dass sich die AKIRA zuerst dem zweiten Planeten des Systems annähern soll, sobald wir es erreichen. Alles weitere hängt davon ab, was wir dort vorfinden werden.   * * *   Angespannt saßen Captain Ramirez-Escobar und Commander Valand Kuehn neben einander und blickten gleichermaßen konzentriert auf den Hauptschirm, als die U.S.S. AKIRA unter Warp fiel. Der zweite Planet war darauf momentan nur so groß, wie eine Weintraube zu erkennen, wurde allerdings stetig größer. „Keine Raumschiffe im freien Raum feststellbar, Captain“, meldete To´Raan Yr Paragon. „Es könnte allerdings im Ortungsschatten des Planeten etwas auf uns lauern, das wir nicht erfassen können.“ Kuehn wandte sich zu dem Taktischen Offizier um und wies ihn an: „Schicken Sie zwei Sonden, an beiden Seiten des Planeten vorbei und stellen Sie das genau fest.“ „Aye, Commander.“ Marina Ramirez-Escobar wechselte einen zustimmenden Blick mit Kuehn und meinte dann: Dieser grau-braune Klecks im All sieht nicht gerade einladend aus. Warum können Notrufe nicht wenigstens gelegentlich von Planeten mit subtropischem Klima, ausgedehnten Wäldern, und Inselgruppen, mit weiten, weißen Stränden und einer sich anschließenden Parklandschaft kommen.“ „Weil in solchen Gegenden keine Raumschiffe abstürzen, sondern Golf gespielt wird“, scherzte Kuehn grinsend. Die Latina stieg auf diesen Ulk ein und erkundigte sich gespielt finster: „Vermuten Sie dahinter etwa eine Verschwörung?“ „Sie meinen, eine Verschwörung der Galaktischen Golfervereinigung?“ Der fragende Blick der Kolumbianerin wirkte echt, als sie nachhakte: „Diese Vereinigung gibt es nicht wirklich, Commander?“ Das Lächeln des Norwegers wurde breiter. „Wer weiß?“ Der Efrosianer an der Taktik beendete das Geplänkel, als er meldete: „Die Sonden haben weder Raumschiffe, noch erhöhte Neutrinowerte im Ortungsschatten des Planeten feststellen können. Die Atmosphäre besteht hauptsächlich aus Wasserstoff und Methan, mit Anteilen von Ammoniak. In den höheren Schichten der Atmosphäre kommt es durch eine hohe Mikropartikelkonzentration, zu Reibungselektrizität, die sich in energiereichen Blitzen entlädt. Ich fürchte, ein Beamen durch diese Atmosphäre wird nicht möglich sein.“ „Ich bestätige das“, warf der vulkanische Chefwissenschaftler ein. Marina Ramirez-Escobar dankte und wandte sich danach zu Valand Kuehn. „Sie übernehmen das Kommando über die AKIRA. Ich selbst fliege, an Bord eines Shuttles, mit einem medizinisch/wissenschaftlichen Team zur Oberfläche des Planeten hinunter, sobald wir ermittelt haben, woher der Notruf kommt.“ „Sie sollten an Bord bleiben, und mich schicken, Captain“, wandte Valand Kuehn ein. „Bei diesen atmosphärischen Gegebenheiten wird das Shuttle vermutlich keinen Kontakt zur AKIRA halten können. „Ich vermerke das, aber es bleibt bei meiner Entscheidung. Geben Sie uns vier Stunden, Commander. Sollten wir uns bis dahin nicht melden, dann schicken Sie ein Rettungsteam, sofern es sich verantworten lässt.“ Kuehn nickte missmutig. „Dann nehmen Sie wenigstens unseren Taktischen Offizier zur Sicherheit des Teams mit, Captain.“ Die Latina stimmte zu, und der Efrosianer strahlte Kuehn förmlich an, für den Vorschlag, den er eben gemacht hatte. Die AKIRA erreichte den Planeten und Kuehn wandte sich zu Dorian Adelar. „Gehen Sie in den Standardorbit, Lieutenant.“ Als die Kommandantin der AKIRA, zusammen mit dem Taktischen Offizier, die Brücke verließ, blickte Valand beiden grübelnd hinterher, während ein erfahrener, saurianischer Petty-Officer für den Efrosianer übernahm. Er fragte sich für einen kurzen Augenblick, warum sie nicht auch Senak mitgenommen hatte. Rechnete sie vielleicht damit, ihn an Bord dringender zu benötigen? Gerade so, als habe der Vulkanier seine Gedankengänge mitverfolgt, wandte er sich zu Kuehn um und blickte fragend. „Mister Senak, Sie scannen die nähere und weitere Umgebung des zweiten Planeten“, verlangte Kuehn. „Melden Sie sofort, wenn die Anomalien wieder auftreten sollten. Scannen Sie außerdem die Oberfläche des Planeten, und versuchen Sie festzustellen, ob es irgendwo einen Energieanstieg gibt, der nicht den atmosphärischen Gegebenheiten zuzuordnen ist.“ Der Vulkanier bestätigte, wobei er gleichzeitig eine ruhige aber dennoch schnelle Betriebsamkeit entwickelte. Kuehn beobachtete ihn einen Moment lang, bevor er wieder auf den Hauptschirm sah und sich fragte, was die Kommandantin und ihr Team auf diesem unbekannten Planeten finden würden.   * * *   Marina Ramirez-Escobar saß bereits ungeduldig, in ihrem unförmigen Raumanzug, der, auf dem Planeten, gegen die giftige Atmosphäre schützen sollte, neben dem Piloten des Shuttles und wartete darauf, dass auch die letzten Mitglieder ihres zehnköpfigen Teams endlich Platz nahm. Noch hatte sie den Helm, wie auch die übrigen Teilnehmer dieser Außenmission, zurück geklappt. Nur Sekunden, nachdem sich das Schott geschlossen hatte, öffnete sich eins der vorderen Hangartore, und gab den Blick hinaus in den Weltraum frei. Das leicht bläulich schimmernde Prallfeld des Hangarschotts verhinderte dabei das Entweichen der Atmosphäre. Die Kolumbianerin warf einen letzten Blick nach hinten, bevor sie sich an den jungen, irdischen Lieutenant zu ihrer Linken wandte und ihn anwies: „Wir starten.“ Der Schwarzhaarige beschleunigte das Shuttle und das kleine Raumfahrzeug schoss förmlich durch das Prallfeld in den freien Raum hinaus. Dann korrigierte er den Kurs und lenkte das Shuttle in steilem Winkel zum Planeten hinunter, der schon nach wenigen Augenblicken das gesamte vordere Sichtfeld ausfüllte. Jedoch war zunächst kaum mehr auszumachen, als die dichten, wallenden Schichten der Wasserstoff-Methan-Atmosphäre. Die Sicht wurde fast auf Null reduziert, nachdem das Shuttle in die tieferen Schichten der Atmosphäre eindrang. Zudem begann die Zelle des Fahrzeugs an zu schwingen, als der Pilot es in die Sturm gepeitschten, tieferen Schichten der Atmosphäre eintauchen ließ. Ammoniakregen trommelte gegen die Zelle des Shuttles und in Abständen von wenigen Sekunden zuckten grelle Blitze auf. Als das Rütteln stärker wurde, blickte Marina Ramirez-Escobar zum Piloten und meinte: „Versuchen Sie, das Shuttle ruhig zu halten, Lieutenant.“ „Ich gebe mir Mühe, Captain“, erwiderte der junge Mann während er fieberhaft versuchte die Fluglage zu stabilisieren. „Wenn wir erst einmal unter der Sturmschicht sind, wird es sicherlich besser werden.“ „Hauptsache, Sie bringen uns sicher hinunter, Lieutenant.“ Der Pilot grinste zuversichtlich. „Keine Sorge, Captain, das wird eine butterweiche Landung werden.“ „Ich werde Sie beim Wort nehmen“, drohte die Kolumbianerin scherzhaft. Dann wurde Sie wieder ernst und fragte: „Wie weit sind wir vom voraussichtlichen Landepunkt entfernt?“ Der Pilot blickte kurz auf die eingeblendete Karte, auf seiner Konsole, und erklärte: „Etwa zwanzig Kilometer vor uns, Captain.“ Draußen lichteten sich die wallenden Wolkenmassen und gaben endlich den Blick auf die schmutzig-braune Oberfläche frei. Außer einigen weiten Geröllfeldern und einem hoch aufragenden Felsmassiv in der Ferne war jedoch kaum etwas zu erkennen. „Dort am Massiv muss es sein, Captain“, sagte der Pilot konzentriert darauf, das Shuttle näher an den Punkt heran zu bringen, von dem vermutlich der Notruf erfolgt war. Zwar hatte das Unwetter hier unten etwas nachgelassen, dafür gab es heftige Windböen, gegen die man ansteuern musste. Einen Moment sagte er, seltsam ruhig: „Der Kontakt zur AKIRA ist verloren gegangen. Die atmosphärischen Störungen sind zu stark.“ Captain Ramirez-Escobar nahm einige Schaltungen an ihrer eigenen Konsole vor. Dann nickte sie, mit verkniffener Miene und meinte: „Ja, aber das wird uns nicht aufhalten, Lieutenant.“ Sie las die hereinkommenden Werte der Scanner ab. Schließlich meinte sie: Das Gebirge erreicht eine Höhe von mehr als 5000 Metern. Seltsam, dass es so einsam inmitten dieser weiten Ebene aufragt.“ Sie wollte noch etwas anfügen, als ein grelles Licht die Pilotenkabine erfüllte und sie für einen Moment blind werden ließ. Noch bevor sie eine Frage stellen konnte durchlief ein Titanenschlag die Shuttlezelle und das Raumfahrzeug begann erneut, zu vibrieren – diesmal sehr viel stärker, als vor einigen Minuten. „Lieutenant, was...“ Zu mehr kam die Kommandantin der AKIRA nicht, denn in demselben Moment drang ein fürchterliches Kreischen überbeanspruchten Durastahls an ihr Ohr, und Alles vor ihren Augen begann, sich zu drehen. „Helme schließen!“, brüllte die Latina nach hinten. Überraschte Ausrufe und Schreie, aus dem hinteren Bereich des Shuttles, hallten durch das sich um alle drei Achsen drehende Fahrzeug. Marina Ramirez-Escobar spürte, wie ihr Magen zu rebellieren begann. Für einen schrecklichen Moment der Erkenntnis realisierte sie, dass sie abstürzten. Im nächsten Moment erkannte sie durch die Sichtscheibe, wie der Boden förmlich auf sie zu raste. Sie schrie, ohne es zu bemerken. Gleich darauf erfolgte ein fürchterlicher Schlag und löschte ihr Bewusstsein aus.   * * *   Auf der AKIRA machte Valand Kuehn kein sehr erfreutes Gesicht, als ihm der Petty-Officer an der Taktik davon unterrichtete, dass es keine Verbindung mehr zum Shuttle gab. Dies war zwar zu erwarten gewesen, doch es behagte Kuehn keinesfalls nun untätig darauf warten zu müssen, bis sich das Shuttle meldete. Leider waren die Befehle des Captains diesbezüglich eindeutig, und Kuehn musste zugeben, dass die Frist von vier Stunden nicht zu großzügig bemessen war. Es gab immer mögliche Verzögerungen, die niemand vorhersehen konnte. Einige Minuten lang tigerte der Norweger auf der Brücke hin und her, bevor er sich an Lieutenant-Commander Senak wandte und erklärte: „Sie haben die Brücke, Lieutenant-Commander.“ Damit wandte er sich ab und betrat seinen Bereitschaftsraum. Er brauchte etwas Ruhe, und ein Kaffee würde nun auch nicht schaden. Mit dem heißen Getränk setzte er sich an seinen Arbeitstisch, aktivierte den Deskviewer und starrte eine Weile auf den Bildschirm, bevor er die Daten abrief, die Jean-Luc Picard, in Bezug auf die Romulaner, gesammelt hatte. Besonders die Berichte über Tomalak verfolgte er sehr aufmerksam, und zwischenzeitlich machte er immer wieder eine kurze Pause, um sich zu fragen, ob in den Berichten tatsächlich von demselben Tomalak die Rede war, den er selbst kennengelernt hatte. Teilweise schienen diese Berichte eine ganz andere Person zu beschreiben. Nach fast einer Stunde deaktivierte er den Viewer und lehnte sich im Sessel zurück. Mit geschlossenen Augen versuchte er, sich die Erinnerungen, an seine Begegnung mit diesem charismatischen Romulaner ins Gedächtnis zu rufen. Doch es war die junge Romulanerin, Ti´Maran, deren Gesicht er vor seinem geistigen Auge sah. Unbewusst huschte ein Lächeln dabei über seine Lippen. Dann erinnerte er sich daran, wie zwiespältig, zumindest für einen Menschen, ihr Wesen auf ihn gewirkt hatte. Doch ebenso hatte Ahy´Vilara gelegentlich auf ihn gewirkt, und sie hatte er aufrichtig geliebt. Ein Seufzen entfuhr dem Norweger, als ihm bewusst wurde, dass sich seine Gedanke wieder einmal um Frauen drehten, die ihm in irgendeiner Form nahe gestanden hatten. Fast unwillkürlich gesellten sich die Gedanken an Tamari Wer hinzu. Während er nun an die Asiatin dachte, fiel ihm ein, dass er noch gar nicht nachgeschaut hatte, was sich in dem Päckchen befand, dass sie ihm zum Abschied mitgegeben hatte. Mit einem leichten Schuldgefühl erhob er sich und schritt zur Kommode hinüber, in deren linkes Schubfach er das unterarmlange Päckchen gelegt hatte. Nachdem er es herausgenommen hatte, begab sich der Norweger wieder hinüber zu seinem Arbeitstisch, setzte sich und drehte das Päckchen für eine Weile sinnend in seinen Händen, bevor er schließlich damit begann, es auszupacken. Zum Vorschein kam ein verziertes dunkelbraunes Holzkästchen, der zunächst einmal nichts über seinen Inhalt verriet. Also öffnete Kuehn den goldenen Verschluss und seine Augen weiteten sich, als er auf den Inhalt blickte. Vor seinen Augen lagen fünf hochwertige Zeichenpinsel, die ihn an sein Hobby, die Malerei erinnerten, dem er jedoch seit seiner Kadettenzeit nicht mehr nachgegangen war. Früher, als er noch bei seinen Eltern gelebt hatte, waren die Wände seines Zimmers mit selbstgemalten Bildern übersät gewesen, die eine – nach seiner Ansicht – schlechte Mischung zwischen Picasso und Van Gogh gewesen waren. Er hatte Tamari nur einmal beiläufig davon erzählt, doch sie hatte es nicht vergessen, wie sich nun herausstellte. Mit leuchtenden Augen blickte Kuehn eine Weile auf den Inhalt des Kastens, bis ihm eine kleine Karte auffiel die hinter die Pinsel gesteckt worden war. Vorsichtig nahm er sie heraus und las: Mein geliebter Valand Ich hoffe, dass du auf deinem zukünftigen Lebensweg, genug Zeit und die innere Ruhe finden wirst, dein altes Hobby wieder aufzunehmen. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn du bei jedem Bild, dass du mit diesen Pinseln malst, für einen Moment an mich denkst. In aufrichtiger Liebe Deine Tamari Die Schrift verschwamm vor Valand Kuehn Augen. Schließlich legte er das Kästchen vorsichtig, als sei es zerbrechlich, auf die Platte des Arbeitstisches, wischte sich über die Augen und trank den Rest des erkalteten Kaffees. Er verzog das Gesicht dabei und warf einen Blick auf den Chronographen. Noch fast drei Stunden...   * * *   Ein dumpfes Pochen erfüllte den Kopf von Marina Ramirez-Escobar. Mit beiden Händen wollte sie sich an den Kopf fassen, doch der geschlossene Helm verhinderte dies. Mit schmerzverzerrter Miene stöhnte sie: „Von wegen, butterweiche Landung. Das Einzige, was hier butterweich ist, das ist meine Birne.“ Stöhnend schälte sie sich aus dem Co-Pilotensitz und stand für einige Sekunden schwankend auf dem geneigten Boden des Shuttles. Es dauerte einen Moment, bis sie in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen. Als sie den breiten Riss in der linken Außenwand bemerkte, überprüfte sie hastig ihren Schutzanzug. Erleichtert stellte sie fest, dass er dicht war, und seine Lufterneuerungsanlage funktionierte. Danach begab sie sich zu dem Lieutenant, der diese Landung hingelegt hatte. Fest packte sie ihn an der Schulter und drehte ihn etwas zu sich herum. Leblose Augen starrten durch sie hindurch. Erschrecken durchzuckte sie, und erst nachdem sie ihn krampfhaft überwunden hatte, bemerkte sie den Bruch der Helmscheibe, auf der ihr abgewandten Seite. Die giftige Atmosphäre hatte ihn erstickt. Mit aufsteigender Übelkeit wandte sie sich ab und bahnte sich einen Weg in den hinteren Bereich, in dem sie Bewegungen erkannte. Eine unförmig aussehende Gestalt vor ihr, kniete sich auf dem Boden zu einer anderen Person des Teams hinunter. Offensichtlich, um ihr aufzuhelfen. „Verluste melden“, verlangte die Latina rau über den Anzug-Kom, nachdem sie sich endlich wieder völlig gefangen hatte. Es war schließlich die Stimme des efrosianischen Taktischen Offiziers, die als Antwort gab: „Eine Schwerverletzte, Captain. Ein Hüllensplitter hat den Anzug durchschlagen. Die Anzughülle hat sich zwar schnell wieder versiegelt, aber des Metallstück hat einige Blutungen verursacht, die wir hier nicht behandeln können. Alle anderen hatten Glück und sind mit kleineren Blessuren und einem tüchtigen Schrecken davon gekommen.“ „Wer ist es, Lieutenant. Und – was können wir tun.“ Der Efrosianer wandte sich ihr zu, und allein an seinem Blick, mit dem er sie durch die Sichtscheibe seines Anzugs anstarrte, erkannte sie, was er nun sagen würde. „Wir können gar nichts tun, Sir. Es handelt sich um Lieutenant Sabrina Kralinov, eine unserer Assistenzärztinnen.“ Marina Ramirez-Escobar schluckte niedergeschlagen und sie spürte, wie ihre Mundhöhle austrocknete. Dann erklärte sie ernst: „Der Pilot ist tot, Lieutenant. Seine Helmscheibe wurde bei der Landung zertrümmert.“ Sie kniete sich neben die Assistenzärztin deren Augen geschlossen blieben. Blut rann aus ihren Mundwinkeln. Das Gefühl, nicht das Geringste für sie tun zu können zerfraß sie innerlich. Einige Momente später klappte der Efrosianer, der zur anderen Seite der jungen Frau kniete den Tricorder zu. Marina Ramirez-Escobar verstand die Geste und wandte sich stumm ab. Zwei Tote, und das bei ihrer ersten Mission als Captain. Sie fragte sich für einen Moment, wie Commander Valand Kuehn mit dieser Situation umgegangen wäre, würde er statt ihrer hier stehen. Dann schob sie diese fruchtlosen Überlegungen zur Seite und konzentrierte sich wieder auf die aktuelle Situation. Sie traf eine Entscheidung und gab über Funk bekannt: „Wir steigen aus und versuche unsere ursprüngliche Aufgabe wahrzunehmen. Vielleicht haben einige Romulaner überlebt, die nun auf Hilfe hoffen.“   * * *   Es dauerte eine Weile, bis alle acht Überlebenden das Shuttle verlassen hatten und sich in Richtung höher gelegener Bereiche des Felsmassivs in Bewegung setzte, an dessen Fuß die Bruchlandung stattgefunden hatte. To´Raan Yr Paragon ging dabei mit dem Tricorder voraus, was nicht einfach war, denn selbst hier unten zerrten an den Raumfahrern Windgeschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern. Dass die Atmosphäre zudem dichter als die irdische war kam dabei noch erschwerend hinzu. Um dem böigen, von vorne kommenden, Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten marschierten sie, mit geringen Abständen, hinter einander. Sie kamen nach einer Weile etwas besser voran, als sie einen engen Einschnitt im Felsmassiv betraten, der gleichbleibend aufwärts führte. Nach einer Weile wurde der Weg ebener und bog in einem Winkel von dreißig Grad nach rechts ab. Captain Ramirez-Escobar prallte auf den vor ihr gehenden Efrosianer, der plötzlich unvermittelt stehen blieb und zu Boden sah. „Was ist, Lieutenant?“, fragte die Kolumbianerin mit leicht gereiztem Unterton. Statt einer Antwort bückte sich der Taktische Offizier und strich mit seiner behandschuhten Rechten über den Boden. Dann sagte er überrascht: „Captain, der Boden wurde bearbeitet.“ Eine Weile studierte er die Anzeigen seines Tricorders, bevor er hinzufügte: „Aber das muss bereits eine halbe Ewigkeit zurückliegen. Ich scanne Reste einer Glasur, die härter zu sein scheint, als alles, was wir in der Föderation kennen.“ Vereinzelte Fragen klangen im Helmfunk auf, doch Marina Ramirez-Escobar bat sich Funkstille aus und wandte sich an den Efrosianer: „Wer könnte das getan haben und warum?“ To´Raan Yr Paragon blickte mit wenig geistreichem Gesicht über die Schulter zu seiner Vorgesetzten auf. „Da bin ich überfragt, Captain. Aber warum man das auch immer tat; wenn meine Tricorderwerte stimmen, geschah dies vor mehreren Jahrzehntausenden.“ Die wildesten Theorien schossen der Kolumbianerin durch den Kopf, bei den Worten ihres Taktischen Offiziers. Dann zwang sie sich dazu, sich davon zu befreien, denn damit kam man letztlich nicht weiter. Schließlich sagte sie: „Wir folgen diesem Weg und warten ab, wohin er uns führt, Lieutenant. Falls es tatsächlich überlebende Romulaner gibt, dann sind sie möglicherweise ebenfalls auf diesen Weg aufmerksam geworden.“ Sie setzten ihren Marsch fort. Im Schutz der Felsen kamen sie nun gut voran. Vom Wind war hier kaum etwas zu spüren. Nach wenigen Minuten wurde der Weg zusehends breiter und der efrosianische Lieutenant deutete nach vorne. Fast gleichzeitig bemerkte Captain Ramirez-Escobar, die nun neben ihm ging, was es gewesen war, das die Aufmerksamkeit des Mannes erregt hatte. Etwa einhundert Meter vor ihnen erhob sich ein torbogenartiger Höhleneingang. Seine Höhe betrug mindestens dreißig Meter und in der Breite mochte er etwa halb soviel durchmessen. Bereits aus dieser Distanz war deutlich zu erkennen, dass er nicht natürlichen Ursprungs sein konnte, denn dazu war er viel zu regelmäßig geformt. Je näher die Gruppe dem Torbogen kam, desto deutlicher konnte man erkennen, wie regelmäßig er geformt war. Bereits in einer Höhe von etwa fünf Metern begann der Torbogen sich nach innen zu krümmen und lief über ihnen in einer scharfen Spitze aus. Es schien jedoch keine Tore zu geben, sondern nur eine jettschwarze, glatte Oberfläche ohne irgendwelche erkennbaren Fugen, oder Öffnungsmechanismen. Einer der Techniker im Team blickte sich fragend um und fragte dann: „Und wie geht es nun weiter? Es scheint so, als wären wir in eine Sackgasse geraten.“ „Nichts überstürzen“, beschied ihm Marina Ramirez-Escobar. „So schnell werden wir nicht aufgeben. Man hat hier offensichtlich einen Eingang zum Felsmassiv geschaffen, also muss es eine Möglichkeit geben, hinein zu gelangen. Erst wenn wir alle Optionen ausgeschöpft haben, werden wir uns woandershin wenden.“ Damit näherte sie sich der glatten Oberfläche, die sie am Weiterkommen hinderte. Dicht davor blieb sie stehen und versuchte etwas dahinter zu erkennen, doch das Material war nicht transparent. Auch die sichtbare Oberfläche gab keinen Aufschluss darüber, wie alt sie war, oder woraus sie bestand. Sie wirkte glasglatt, sonst war ihr nichts zu entnehmen. „Seltsam, von der Oberfläche scheint eine schwache Strahlung auszugehen“, meldete sich der efrosianische Lieutenant nach einer Weile zu Wort. „Es besteht allerdings keinerlei Gefahr für uns.“ Er sagte dies in dem Moment, als Captain Ramirez-Escobar ihre rechte Hand auf die schwarze Oberfläche legte. Im nächsten Moment war sie vor seinen Augen verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)