Star Trek - Timeline - 02-02 von ulimann644 (Captain und Commander) ================================================================================ Kapitel 4: Aufbruch zur neutralen Zone -------------------------------------- Persönliches Logbuch Captain Marina Ramirez-Escobar Sternenzeit: 44998.5   Die AKIRA ist zu ihrer ersten Mission aufgebrochen. Seit zwei Tagen sind wir nun unterwegs und eine wirklich seltsame Entwicklung zeichnet sich ab, bei der ich noch nicht richtig weiß, wie ich damit umgehen soll. Fraglos ist Commander Kuehn auf dem Schiff präsent, und er erfüllt seinen Aufgabenbereich mit einer Leidenschaft, die man diesem ruhigen, beherrschten Mann kaum zutrauen würde. Gleichzeitig ist genau das mein Problem mit ihm. Es ist praktisch so, dass er meinen Aufgabenbereich mit an sich reißt. Zwischenzeitlich habe ich den Eindruck gewonnen, dass ich für Kuehn lediglich ein Störfaktor bin, der ihn beim Kommandieren dieses Schiffes im Weg steht. Was mich wirklich an seiner Art stört ist: Er gibt mir das Gefühl, er wäre der Captain, und ich sein XO. Darüber werde ich mit ihm reden müssen, wenn sich sein Verhalten nicht grundlegend ändern sollte.   * * *   Valand Kuehn saß entspannt im Sessel des Captains und beobachtete nachdenklich den Piloten des Schiffes, Lieutenant Senior-Grade Dorian Adelar, Sohn einer Menschenfrau und eines Menschen der Marskolonien, zusammen mit dem britischen Navigator, Lieutenant Junior-Grade James Cunningham. Bereits in den ersten Stunden seines gestrigen Dienstes hatte er sofort wieder in jene Routine hingefunden, die er sich auf der ALAMO angeeignet hatte. Heute, am zweiten Tag, kam es ihm so vor, als wäre er niemals auf Urlaub gewesen. Alles schien ihm so vertraut und selbstverständlich, dass er sich fragte, warum er vorher Zweifel gehabt hatte, wieder in den Borddienst hinein zu finden. Die Sitze zu beiden Seiten des Captains-Sessels waren momentan leer. Marina Ramirez-Escobar hatte ihm vor einer halben Stunde das Kommando übergeben, und ihren Bereitschaftsraum aufgesucht. Während dessen hatte Kuehn Kontakt zu den einzelnen Abteilungen aufgenommen und den Status der einzelnen Hauptabteilungen abgerufen. Eine Routine, die ihm vor Jahren, nach der Katastrophe auf der ALAMO, in Fleisch und Blut übergegangen war. Valand Kuehn dachte daran, dass die AKIRA, trotz ihrer fantastischen Höchstgeschwindigkeit von Warp 9,95 noch gute drei Tage bis zur Klingonisch-Romulanischen Grenze benötigte. Also noch genug Zeit, um sich mit Schiff und Crew etwas besser vertraut zu machen. Kuehn hatte gestern damit begonnen, nach Dienst die verschiedenen Haupt-Abteilungen aufzusuchen, und mit den jeweils Diensthabenden Offizieren darüber zu reden, auf welche Art sie ihren Dienst verrichteten. Auf der ALAMO hatte er sich, auf dieselbe Weise, ein enormes Wissen über die internen Abläufe an Bord zu verschaffen, und er hoffte, dass dieses Konzept auch auf der AKIRA funktionieren würde. Der Norweger war bester Dinge, als sich hinter ihm das Schott zum Bereitschaftsraum des Captains öffnete und die Kommandantin des Schiffes die Brücke betrat. Kuehn nickte ihr zu und beugte sich etwas im Sitz vor, während er sich bei Lieutenant Cunningham erkundigte: „Konnten Sie bisher irgendwelche Abweichungen des Schiffes vom vorprogrammierten Kurs feststellen, Lieutenant?“ „Nein, Commander. Das Schiff liegt exakt auf Kurs.“ „Danke, Lieutenant.“ Kuehn registrierte kaum, dass sich Marina Ramirez-Escobar auf dem Sessel der Counselor niederließ. Er wurde erst stutzig, als sie ihr linkes Bein über das rechte schlug, sich demonstrativ, die Unterarme auf die rechte Lehne gelegt, zu ihm beugte und honigsüß fragte: „Ist der Sessel des Captains bequem, Commander?“ Förmlich aus dem Sessel schießend, blickte Kuehn verlegen zu seiner Vorgesetzten hinab und erklärte: „Entschuldigen Sie, Captain. Ich war mir nicht bewusst, dass...“ „Ich habe es bemerkt“, unterbrach ihn die Latina. Sie erhob sich und flüsterte heiser: „Begleiten Sie mich, Mister Kuehn.“ Laut sagte sie zum vulkanischen Leitenden Wissenschaftsoffizier: „Sie haben die Brücke, Mister Senak.“ Der Norweger folgte der Kolumbianerin zu ihrem Bereitschaftsraum. Kaum, dass sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte, wirbelte die sichtlich aufgebrachte Frau zu ihm herum und fuhr ihn an: „Hören Sie auf damit, meinen Aufgabenbereich an sich zu reißen, und mit mir zu konkurrieren, Commander!“ Kuehn blickte etwas erstaunt. „Captain, ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.“ „Oh doch, Sie verstehen sehr gut, was ich meine!“, fauchte die Latina um eine Spur lauter. „Sie erwecken bei mir den Eindruck, dass ich ihnen, beim Kommandieren dieses Raumschiffs furchtbar lästig bin! Wieviele Rank-Pins sehen Sie an meinem Kragen?“ „Vier Captain.“ Die Ruhe des Mannes brachte Marina Ramirez-Escobar nur noch mehr in Fahrt. „Und wieviele Rank-Pins befinden sich an Ihrem eigenen?“ Drei, Captain.“ „Verdammt richtig, Mister Kuehn! Das bedeutet, dass ich der Captain dieses Schiffes bin, und Sie der Erste Offizier! Nicht umgekehrt!“ Valand Kuehn legte die Hände auf den Rücken und erwiderte den zornigen Blick der Frau. Dabei erklärte er ruhig: „Es tut mir leid, Captain. Was gerade eben auf der Brücke passierte wird nicht wieder vorkommen. Es lag nicht in meiner Absicht, Ihnen den Respekt zu verweigern, oder Ihre Autorität zu unterminieren. Aber bei allem Respekt, Captain, ich konkurriere nicht mit Ihnen.“ Die Augen der Frau loderten förmlich, als sie, wieder etwas ruhiger, entgegnete: „Es hat jedoch den Anschein, Commander.“ „Ich gebe mein Bestes auf dem Posten des Ersten Offiziers, Sir“, erwiderte Kuehn kühl distanziert. „Das wollen Sie mir doch nicht zum Vorwurf machen?“ „Nein, verdammt.“ Die Frau atmete tief durch, als sie merkte, dass ihre Emotionalität ihre Sachlichkeit zu beeinflussen begann. Sich innerlich zur Ruhe mahnend, antwortete sie ruhiger, als zuvor: „Commander, ich begrüße Ihre Einstellung. Aber bitte vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie sich nicht mehr auf der ALAMO befinden. Dies ist die AKIRA, und ich bin es, die das Kommando führt.“ „Aye, Captain.“ „Dann wäre das Thema geklärt, Commander.“ Sie deutete auf die Sitzecke und sagte dabei: „Nehmen Sie Platz, Mister Kuehn. Ich möchte noch über etwas anderes mit Ihnen sprechen.“ Valand Kuehn schritt zu der bequemen Couch und setzte sich auf die linke Seite, während Marina Ramirez-Escobar den Sessel daneben bevorzugte. Mit veränderter Miene blickte sie den Norweger an und erkundigte sich: „Haben Sie bereits einen Termin mit Counselor Lanoi vereinbart, Commander?“ Kuehn runzelte fragend die Stirn. „Nein, Captain.“ „Das sollten Sie aber. Sie haben einige harte Jahre hinter sich, das wird Spuren hinterlassen haben. Sie werden das bitte in den nächsten zwei Tagen erledigen, Commander.“ Kuehn nickte bestätigend. Bevor er etwas sagen konnte, ergriff die Frau erneut das Wort und fragte: „Sie waren verheiratet und Ihre Frau starb an Bord der ALAMO, ist das richtig, Commander?“ „Ja, das stimmt. Es ist mehr als fünf Jahre her.“ „Ich kann Ihre Gefühle, die sie damals bewegt haben müssen, sehr gut verstehen, denn ich verlor meinen Mann vor einem Jahr bei Wolf-359, Mister Kuehn. Er war Erster Offizier auf der U.S.S. MIDWAY.“ Valand Kuehn horchte auf. „Das tut mir sehr leid, Captain. Mein Freund Tar´Kyren Dheran war übrigens zu dieser Zeit als Taktischer Offizier an Bord und übernahm nach dem Tod seiner Vorgesetzten das Kommando über das angeschlagene Schiff.“ Ein Zug von Verwunderung lag auf dem Gesicht der Frau. „Juan erzählte mir einmal von einem jungen, andorianischen Offizier an Bord. Er lobte seine Leistung, auch wenn ich anhand seiner Berichte gelegentlich den Eindruck gehabt hatte, dass dieser Andorianer ein ziemlicher Dickkopf ist. Später habe ich ihn persönlich kennengelernt. Er bekam den CP für die Rettung der WELLINGTON vor der totalen Vernichtung, und somit gleichfalls 250 Überlebender an Bord, soviel ich weiß. Und ausgerechnet der ist ihr Freund?“ Valand Kuehn lächelte schwach. „Ja, ausgerechnet der. Und ihr Eindruck besteht zurecht, Captain – er ist ein Dickkopf. Aber einer, den ich zu schätzen gelernt habe.“ Marina Ramirez-Escobar nickte nachdenklich. Warum wunderte sie sich überhaupt darüber, dass ausgerechnet der Commander mit diesem Andorianer befreundet war? So, wie sie Kuehn bisher kennengelernt hatte, konnte es gar nicht anders sein. Dann wechselte sie abrupt das Thema und hakte nochmal ernst nach: „Sie kümmern sich also darum, mindestens einmal die Woche mit der Counselor zu sprechen, Commander. Sollten Sie einen Termin ohne triftigen Grund auslassen, dann wird über Sie die Hölle – in Gestalt von mir – hereinbrechen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden, Commander.“ Etwas verwirrt über diesen etwas plötzlichen Stimmungsumschwung erwiderte Kuehn gleichfalls ernst: „Vollkommen verstanden, Captain.“ Der Blick der Frau sagte Kuehn, dass dieses Gespräch beendet war, und er erhob sich, um zum Schott des Bereitschaftsraumes zu gehen. Bevor er es erreicht hatte, holte ihn die Stimme seiner Vorgesetzten ein: „Eine private Frage unter vier Augen, Commander.“ Kuehn wandte sich zu ihr um. „Worum geht es, Captain?“ Ein trauriger Zug lag im Blick der Frau. „Wird dieser Schmerz und die Dunkelheit im Innern irgendwann verschwinden, Commander?“ Kuehn schluckte bevor er leise und betont sagte: „Ja, Captain.“   * * *   In den nächsten Tagen verbrachte Valand Kuehn jede freie Minute, in der er nicht aß oder schlief in den verschiedenen Sektionen des Schiffes, und sprach mit den Crewmitgliedern darüber, wie sie was an Bord erledigten. Das Wissen, das er sich auf diese Weise innerhalb kurzer Zeit aneignete, war beeindruckend. Immer wieder begeisterte ihn dabei dieser neue Schiffstyp, und dessen Leistungswerte und er lernte dabei so gut wie jeden Winkel des Schiffes kennen. Zwischenzeitlich erfuhr er bei diesen Exkursionen durch die Untiefen der AKIRA, von einem Ensign in der Technik, dass Ensign Tia´Lanai Dharell sich mit ihren Eltern überworfen hatte, um zur Sternenflotte zu gehen – was der Grund für ihr manchmal etwas sprunghaftes Verhalten war. Ganz offensichtlich gab es immer noch genügend Andorianer, die nicht so tolerant waren, wie Tar´Kyrens und Ahy´Vilaras Eltern, wenn es um die berufliche Laufbahn ihrer Kinder ging. Auch sonst war die junge Andorianerin weitestgehend verschlossen. Kuehn konnte sich nicht entsinnen, sie in ihrer Freizeit zusammen mit Kameraden aus der Crew gesehen zu haben, was ihn in der Ansicht bestärkte, dass sie recht einsam war. Valand Kuehn fragte sich zwischenzeitlich, ob die junge Andorianerin darum auf der Suche nach einem Helden an Bord war; eine starke Persönlichkeit, die ihr Halt bieten konnte. Er erinnerte sich dabei oft daran, dass er selbst es einfacher gehabt hatte, bei seinem ersten Bordkommando. Als er zur ALAMO kam, da war es Commander Alloran Veron, der Leitende Mediziner des Schiffes gewesen, der sich seiner angenommen hatte. Vielleicht war es nun seine Aufgabe, die Rolle des Mentors für diesen jungen Ensign zu übernehmen. Allerdings, so erkannte er glasklar, musste er dabei ungleich subtiler vorgehen, damit es keine haltlosen Spekulationen innerhalb der Crew gab. Und er wollte auch bei der Andorianerin keinen falschen Eindruck erwecken. Als sich ihre Schicht, an diesem Tag, dem Ende näherte, begab er sich zur Taktischen Station und blieb neben Tia´Lanai Dharell stehen. Als sie zu ihm blickte, sagte er: „Ich würde nach Dienstende gerne etwas mit Ihnen besprechen, Ensign. Habe Sie Zeit?“ Die Andorianerin nickte und ihre Antennen spreizten sich. „Natürlich, Commander.“ „Sehr gut.“ Kuehn warf einen Blick auf die Konfiguration der Taktischen Konsole und erklärte der Andorianerin mit gedämpfter Stimme, wie er selbst sie konfigurieren würde, und warum. Bei einem schnellen Seitenblick zum Captain, fing er ein Schmunzeln der Frau auf, das er nicht ganz zu deuten wusste. Momentan kamen sie und er besser mit einander klar. Bei Dienstende fuhren Kuehn und Tia´Lanai Dharell gemeinsam im Turbolift nach unten, wobei die Andorianerin den Commander fragend ansah. Als er mit ihr die Kabine des Lifts auf Deck-9 verließen, fragte sie schließlich: „Worüber wollten Sie mit mir sprechen, Commander? Wenn es um die Konsolenkonfiguration geht, dann möchte...“ „Nein“, wehrte Kuehn lächelnd ab. „Darum geht es nicht, Ensign. Es ist etwas rein Privates, und Sie können jederzeit entscheiden, das Gespräch zu beenden.“ „Sie machen mich neugierig, Commander.“ Sie betraten die Offiziersmesse, in der kaum etwas los war, um diese Zeit. Zwei Lieutenants der Technik und ein Ensign aus der Wissenschaftlichen Abteilung grüßten und wandten sich wieder ihrem Gespräch zu. Sie orderten beide ein Altairwasser und Valand deutete auf einen der Tische. Von ihm aus hatte man einen hervorragenden Blick aus dem Frontfenster und konnte die rasch vorbeiziehenden Sternenstreifen sehen, die bewiesen, dass sich das Schiff mit hoher Warpgeschwindigkeit bewegte. Valand Kuehn trank einen Schluck von seinem Getränk, bevor er das Glas vor sich auf die Tischplatte stellte und sagte: „Wie ich eben sagte, es ist nichts dienstliches, Ensign. Ich bin mit ihren bisherigen Leistungen im Dienst zufrieden. Mir ist lediglich aufgefallen, dass Sie sich außerhalb der Dienstzeit vom Rest der Crew abschotten.“ Kuehn blickte forschend in die fast rötlichen Augen der Andorianerin, die noch keine Anstalten machte etwas zu erwidern, und so fuhr er fort: „Wissen Sie, ich hatte sehr viel Glück, bei meinem ersten Bordkommando, dass ich gleich zu Anfang eine Handvoll Kameraden kennenlernte, mit denen ich mich sehr gut verstanden habe. Das hat mir die Anfangszeit an Bord der ALAMO sehr erleichtert. Gerade Commander Alloran Veron, der beinahe wie ein Vater zu mir war, stand mir dabei sehr nahe.“ Die Miene der Andorianerin wirkte verschlossen, als sie endlich antwortete: „Mit den meisten meiner Kollegen, hier an Bord, verstehe ich mich gut, Commander. Aber einen wirklichen Freund habe ich nicht gefunden. Die meisten Crewmitglieder sind so anders als ich. Damit hatte ich nicht gerechnet, als ich auf die Akademie ging.“ Valand Kuehn begann nun vorsichtig den Kern seines Anliegens einzukreisen, indem er meinte: „Sie erinnern mich in dieser Hinsicht an meinen Freund, Tar´Kyren. Er ist Andorianer, und es dauerte seine Zeit, bis wir einander wirklich verstanden haben, Ensign. Ähnlich war es bei meiner verstorbenen Frau, Ahy´Vilara.“ Tia´Lanai Dharell blickte überrascht, als sie den Namen hörte. „Ihre Frau war Andorianerin, Sir?“ Kuehn nickte in Gedanken. „Sie war Assistenzärztin auf der ALAMO. Trotz der Tatsache, dass mir einige Dinge an ihr stets fremd geblieben sind, standen wir uns so nahe, wie es zwei Lebewesen überhaupt nur möglich ist. Vor einigen Monaten habe ich ihre Eltern auf Andoria besucht. Sie hätten es zwar lieber gesehen, dass ihre Tochter der Imperialen Garde beigetreten wäre, aber sie haben ihre Entscheidung zur Sternenflotte zu gehen akzeptiert. So wie auch die Eltern meines Freundes. Darf ich fragen, wie es bei Ihnen war?“ Der Blick der Andorianerin verschleierte sich leicht. Dann sagte sie, mit spröder Stimme: „Sie wollten mich zwingen, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Aber ich wollte nicht. Wir trennten uns im Streit, als ich zur Erde flog. Seit mehr als fünf Jahren haben wir einander nicht mehr gesehen, Commander.“ „Das ist bedauerlich, Ensign. Entschuldigen Sie, wenn ich zu sehr in ihr Privatleben gedrungen bin.“ Tia´Lanai Dharell blickte ihn, jetzt wieder mit ganz klarem Blick, an und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich habe das erste Mal das Gefühl, mit jemandem offen darüber reden zu können, Sir. Bisher habe ich dieses Thema anderen gegenüber bestenfalls angedeutet. Am Anfang hat es sehr weh getan, aber ich werde dennoch meinen eigenen Weg gehen.“ Kuehn nickte verstehend. „Sie werden es auch schaffen, dessen bin ich sicher, Ensign. So wie mein Mentor an Bord der ALAMO an mich glaubte, werde ich nun an Sie glauben. Wenn Sie möchten, als ihr Mentor, Miss Dharell. Und ich werde tun, was ich kann, um Sie der Crew, und die Crew Ihnen näher zu bringen. Was sagen Sie dazu, Ensign.“ Das Leuchten ihrer Augen beantwortete die Frage, noch bevor sie zustimmte: „Sehr gerne, Commander.“ Kuehn lächelte, blickte zum Wandchronographen, und meinte: „Dann ist es besiegelt. Und wir fangen gleich damit an, denn zwei Lieutenants und ich suchen noch eine vierte Person zum Beachvolleyball spielen.“ „Aber, Sir, ich kenne dieses Spiel gar nicht.“ Kuehn grinste vergnügt. „Keine Sorge, das lernen Sie sehr schnell, Ensign. Mein Freund Tar´Kyren hat es an der Akademie auch geschafft.“ „Ihre Hartnäckigkeit macht selbst Andorianern alle Ehre, Sir.“ Valand Kuehn grinste breit. „Ich nehme es als Kompliment. Und nun kommen Sie mit, Ensign Dharell. Ich möchte unsere Mitspieler nicht warten lassen.“   * * *   Außer Atem erklärte Tia´Lanai zwei Stunden später: „Sir, Sie hätten mich darauf hinweisen können, dass dieses Spiel nicht nur sehr viel Spaß macht, sondern auch sehr anstrengend ist.“ „Habe ich das nicht“, tat Valand Kuehn unschuldig und grinste vergnügt. Zusammen mit der Counselor und Mark Wilmots, einem Lieutenant der Technischen Abteilung, die das andere Team bildeten, hatten Commander Kuehn und die Andorianerin drei Partien Beachvolleyball auf Holodeck-2 gespielt, von denen sie die erste deutlich und die zweite knapp verloren hatten. Die dritte Partie hatten sie, mit Ach und Krach für sich entschieden, und allein das gelöste Lächeln der jungen andorianischen Frau war für Kuehn Belohnung genug. „Gewöhnen Sie sich nicht daran, Sir“, rief die Counselor verschmitzt von der anderen Seite des Netzes herüber. „Das war ihr letzter Sieg für eine sehr lange Zeit.“ „Abwarten, Miss Lanoi“, ging Kuehn auf den Spaß ein. „Aber für heute war es das ganz bestimmt.“ Der sportliche Belgier Wilmots blickte fragend in die Runde: „Kommt noch jemand mit in die Messe. Ich habe einen Mordskohldampf.“ Tia´Lanai Dharell und Feyquari Lanoi stimmten sofort zu, während Valand Kuehn bedauernd meinte: „Leider habe ich dafür keine Zeit, ich muss bis morgen noch einige Berichte durchgehen und den Dienstplan für die nächste Woche erstellen.“ Sie verabschiedeten sich vor dem Schott der Holosuite und Kuehn machte sich auf den Weg zu Turbolift-2. Valand Kuehn, der seine Kleidung nur um das ärmellose Shirt, das er während des Spiels nicht getragen hatte, und ein paar Badelatschen erweitert hatte, wartete, das zusammengerollte Handtuch unter dem Arm, bis der Lift kam. Als er die Liftkabine betrat, erkannte er, dass sich Captain Ramirez-Escobar darin befand. Er nickte ihr zu und stellte sich an die Wand. „Deck-4“, sagte er und blickte zu seiner Vorgesetzten, die etwas zur Seite schritt und meinte: „Sie könnten eine Dusche vertragen, Commander. Sie haben sich sportlich betätigt?“ „Sie sagen es“, meinte Kuehn schmunzelnd. „Das gilt für Beides.“ „Darf ich fragen, was genau sie gemacht haben?“ Kuehn nickte lächelnd. „Natürlich, Captain. Zusammen mit Lieutenant Wilmots, Ensign Dharell und der Counselor habe ich einige Partien Beachvolleyball gespielt. Wenn Sie möchten, können Sie ja auch einmal mitkommen.“ „Ich fürchte, dafür bin ich etwas zu alt, Commander. Immerhin bin ich keine neunundzwanzig Jahre mehr.“ Der Lift hielt, und beide traten auf den leeren Gang hinaus. „Ich auch nicht mehr lange, Captain. Übermorgen haben mich die Dreißig endgültig in ihren Krallen, daran führt kein Weg vorbei. Aber dass Sie zu alt sein sollen, das halte ich für ein Gerücht.“ Die Frau hob ihre Augenbrauen. Dann zwinkerte sie ihm zu und meinte: „Mein Vater hat mich vor galanten Männern gewarnt, Commander.“ Schnell wurde sie wieder ernster und sagte dann feststellend: „Sie nehmen sich unseres jungen Taktischen Offiziers an. Das ist gut so, Commander. Bisher habe selbst ich es nicht zuwege gebracht ihren Schutzpanzer aus Eis zu durchdringen. Zu Ihnen, Commander, scheint sie so etwas wie Zutrauen zu fassen.“ Sie blieben stehen, als sie das Quartier des Norwegers erreicht hatten. Kuehn blickte die Latina offen an. „Ich habe bemerkt, dass sie sich ziemlich abschottet, Captain. Und ich habe mich dabei daran erinnert, wie gut mir in ihrem Alter bekam, einen Mentor wie Commander Veron zu haben.“ Marina Ramirez-Escobar nickte wohlwollend. „Sie fühlen sich bereit dazu, diese Rolle für den Ensign zu übernehmen? Nun, es ist nicht einfach, dabei die nötige Distanz zu wahren, Commander.“ Sie bemerkte den aufglimmenden Unmut in den Augen ihres Gegenübers und erklärte schnell: „Ich will Ihnen damit nichts unterstellen, Mister Kuehn. Nehmen Sie es als gut gemeinten Rat. Vermutlich waren Sie und die Crew der ALAMO nach all den Ereignissen, ein auf einander eingeschworenes Team, mit einer Kameradschaft, und einer Verbundenheit, die aus den Knochen kommt. So etwas ist etwas Kostbares, aber gleichfalls auch etwas Gefährliches. Denn jeder Verlust bringt uns dadurch aus dem seelischen Gleichgewicht, und das, Mister Kuehn, ist etwas, das sehr gefährlich werden kann. Niemand wird das besser wissen als Sie, nicht wahr?“ Kuehns anfänglicher Unmut verblasste schnell, und er wurde sich bewusst, dass die Frau nicht Unrecht hatte. „Sie haben Recht, Captain. Andererseits halte ich es für wichtig, das Vertrauen der Crew zu gewinnen. Dazu muss man sie jedoch kennenlernen. Aber um Sie zu beruhigen: Ich werde ganz sicher keine, wie soll ich sagen, Dummheiten mit einer gewissen, jungen Andorianerin begehen. Sie entschuldigen mich?“ „Natürlich, Commander.“ Ihre Augen glitzerten auf, als sie schnell hinzufügte: „Und auch mit niemandem sonst, hoffe ich.“ Damit wandte sie sich schwungvoll ab und entfernte sich mit federnden Schritten, in Richtung ihres Quartiers. Kuehn blickte ihr sinnend nach und dachte dabei: Warum man SIE „Señora 10.000 Volt“ nennt, ist mir mittlerweile vollkommen klar, Captain. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)