Star Trek - Timeline - 02-01 von ulimann644 (Das Sonneninferno) ================================================================================ Kapitel 13: Gegenseitiges Vertrauen ----------------------------------- Zweites Logbuch der U.S.S. ALAMO Commander Valand Kuehn Sternenzeit: 41978.9   Die ALAMO ist zwei Romulanischen Warbirds begegnet. Vor einigen Minuten sind die drei romulanischen Offiziere, die ich im Zuge der Kontaktaufnahme zu ihrem Befehlshaber, Commander Tomalak, an Bord gebeten habe, wieder auf ihr Schiff zurückgekehrt. Tomalak schien einerseits zufrieden mit dem zu sein, was er gesehen hat – andererseits spüre ich aber auch, dass ihn irgend etwas aufwühlt. Vermutlich wäre es ihm lieber gewesen, wir wären diejenigen Verantwortlichen gewesen, die für die angedeuteten Zerstörungen romulanischer Installationen verantwortlich gewesen sind. Commander Tomalak hat sich als harter Verhandlungspartner erwiesen, der dazu über einen sehr hohen Intellekt zu verfügen scheint. Ich gebe offen zu, dass mich dieser Romulanische Kommandant beeindruckt hat, obwohl ich mir sicher bin, dass er uns immer noch zu einem gewissen Grad misstraut. Zumindest ließ er so etwas durchblicken, bevor er auf sein Schiff, die I.R.W. TERIX, zurückkehrte. Und er ließ keinen Zweifel daran, dass seine beiden Schiffe die ALAMO erbarmungslos vernichten würden, sollten wir unsere Momentane Position verlassen, bevor den Romulanern die endgültigen Ergebnisse ihrer Scanns vorliegen würden. Also warten wir momentan, bis sich Tomalak wieder meldet. Ich war so kühn, Tomalak um Hilfe bei der Reparatur der ALAMO zu bitten. Er hat dieses Ansinnen nicht rundheraus abgelehnt, was mich positiv von dem Commander einnimmt, aber er hat es mit einigen Bedingungen verknüpft. Neben einem zufriedenstellenden Endergebnis der Scanns hat er verlangt, dass wir seinen Technikern Zugang zu unseren Datenbanken gewähren. Diesem Ansinnen habe ich zunächst nicht zugestimmt. Zwar befinden sich, nach Aussage unserer besten Computerfachleute, seit der Katastrophe, keine Daten mehr im System, mit denen die Romulaner etwas besonderes anfangen könnten, aber das weiß Tomalak nicht, und vielleicht erweist es sich als nützlich ihn in dem Glauben zu lassen, es wäre anders.   Anmerkung: Dieser Logbucheintrag wurde Passwortgeschützt und löscht sich automatisch bei einem nicht autorisierten Zugriff.   * * *   „Diese Romulaner halten sich anscheinend für die Größten“, ereiferte sich Sylvie LeClerc, als sie, zusammen mit Valand Kuehn, im Bereitschaftsraum des Captains auf dem Sofa saß, und gelegentlich an einem replizierten Orangensaft nippte. „Was fällt denen ein, unser Schiff mitten im Föderationsraum aufzubringen und festzuhalten, so als wären wir in Ihr Territorium eingedrungen, und nicht umgekehrt, Mon Ami.“ Der Norweger hatte in einem der beiden Sessel Platz genommen und meinte spöttisch: „Ich bin kein Ami, sondern Norweger, wann begreifst du das endlich.“ Bevor Sylvie dazu etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Du kannst mich für närrisch halten, Sylvie, aber ich denke, dass uns der Romulaner die Wahrheit gesagt hat, was er uns bezüglich der letzten Vorkommnisse erläutert hat. Tomalak mag ein finster blickender Griesgram sein, aber ich halte ihn nicht unbedingt für einen Lügner.“ „Ich traue ihm nicht.“ Kuehn grinste freudlos. „Er uns auch nicht. Der Punkt ist: Wenn wir uns nun auf beiden Seiten belauern und uns gegenseitig misstrauen wird dadurch nichts besser. Ich bin bereit, diesen Leuten unvoreingenommen entgegen zu gehen. Vielleicht nimmt man sich an Bord dieser beiden Kriegsschiffe da draußen ein Beispiel daran. Fakt bleibt, dass wir uns ganz in den Händen dieser Romulaner befinden, denn wir können ihnen nicht entfliehen, und wir haben den beiden Kriegsschiffen nicht das Geringste entgegen zu setzen. Wir sind nicht einmal in der Lage, einen Schutzschirm zu aktivieren, der mehr als einen oder zwei Phaser- oder Disruptorschüsse aushält.“ „Ja, schon gut“, brummelte die Französin. „Vielleicht gefällt es mir nur nicht, dass wir diesen Leuten so hilflos ausgeliefert sind. Immerhin hat die Erde einmal gegen die Romulaner Krieg geführt.“ „Stimmt, aber das ist jetzt über zweihundert Jahre her. Seitdem herrscht Frieden zwischen unseren Völkern“, wandte Valand ein. „Das ist eine sehr lange Zeit. Und vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment gekommen, das alte Misstrauen zu überwinden.“ Sylvie blickte ihn fragend an: „Du glaubst wirklich, dass dies eine reale Chance ist, unsere Völker einander näher zu bringen? Kuehn nickte. „Nun, zumindest sollten wir diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, oder leichtfertig vergeben. Vielleicht wird man ja, in späteren Zeiten, auf diese Begegnung schauen und sagen: Dies war der Beginn der friedlichen Co-Existenz zwischen Romulanern und Menschen.“ Sylvie LeClerc, die gerade einen Schluck aus ihrem Glas trank, verschluckte sich beinahe, und mit gerötetem Gesicht sah sie verdutzt ihr Gegenüber an. Dann lachte sie hell auf und meinte: „Unsere Namen in den Geschichtsdateien der Föderation, ja klar. Ich sehe die Titelzeile förmlich vor mir; Kuehn und LeClerc die Friedensstifter von Romulus.“ „Klingt doch gar nicht so schlecht“, ging der Norweger auf ihren spöttelnden Tonfall ein. „Ich wüsste nur gerne, was Tomalak dazu sagen würde.“   * * *   „Der Föderation kann man nicht trauen!“, sagte Tomalak in fast demselben Moment, einige Kilometer entfernt. Zusammen mit seinem Stellvertreter, Subcommander Kevek, und Sublieutenant Ti´Maran, jene junge Frau, die auch mit an Bord der ALAMO war, saß er in seinem großzügig angelegten Bereitschaftsraum und blickte die beiden Offiziere nach einander an. Durch seine Lage direkt neben der Brücke des Schiffes hatte man von dem, in Grün- und Brauntönen gehaltenen, Raum einen fantastischen Blick, hinaus ins All. Diese Tatsache ignorierend antwortete Subcommander Kevek nachdenklich: „Aber was sollte die Föderation mit einem einzelnen Schiff, noch dazu in dem Zustand, den wir feststellen konnten, bezwecken?“ Tomalaks Blick wurde finsterer. „Es könnte eine geschickte Falle sein, Kevek. Vielleicht wurde es geschickt, um zu spionieren.“ „Glauben Sie wirklich, dass die Föderation den Mut aufbringen könnte, die auf diese riskante Weise zu tun?“, erkundigte sich Ti´Maran. Ihr Intellekt galt als scharf und analytisch, und Tomalak setzte große Hoffnungen in sie. Nicht zuletzt deswegen hatte er die junge Romulanerin auf das Föderationsschiff mitgenommen. Ti´Maran war in Tomalaks Augen einer jener Offiziere, wie sie jede Spezies nur einmal pro Jahrhundert hervorbrachte. Darum hatte es sich Tomalak zur Aufgabe gemacht, ihre Karriere zu fördern. Das Imperium benötigte solche Offiziere. „Unterschätzen Sie die Föderation, und speziell die Menschen nicht, Sublieutenant“, mahnte Tomalak nachsichtig. „Die Geschichte hat uns gelehrt, dass diese menschlichen Emporkömmlinge es oft verstanden haben Unerwartetes zu tun. Andererseits ist Ihr Einwand nicht ganz unberechtigt. Alles weist darauf hin, dass dieser junge Kommandant des Föderationsschiffes die Wahrheit gesagt hat.“ „Das war auch mein Eindruck“, stimmte Ti´Maran zu. „Möglicherweise sollten wir dem Ansinnen des Menschen stattgeben, und ihm unsere Hilfe gewähren. Wir könnten sie auf einer unserer Außenbasen unauffällig überwachen. Vielleicht können wir sogar einen Austausch von Offizieren arrangieren, und so an weitere nützliche Informationen gelangen. Außerdem gewinnen wir Erkenntnisse über die Föderationstechnik.“ „Das Schiff gehört einer schon älteren Baureihe an“, warf der Subcommander ein. „Gerade das lässt mich Spionage vermuten. Man wagt nicht, uns ein neues Schiff in die Hände zu spielen. Warum beschlagnahmen wir das Schiff nicht einfach und nehmen die Besatzung als Kriegsgefangene?“ Tomalak lächelte finster. „Wenn Sie Recht haben, Kevek, dann wird man das Schiff fraglos schon bald vermissen, und noch wollen wir keinen Zwischenfall. Sie wissen selbst, warum. Außerdem: Wenn nicht die Föderation für die Zerstörung unserer Außenposten verantwortlich ist, dann gibt es eine unbekannte Kraft, die wir noch nicht kennen, und ein Zweifrontenkrieg könnte sich als Verhängnisvoll erweisen. Nein, zuerst müssen wir die Gefahr, die unseren Außenposten droht, aufspüren. Danach kümmern wir uns um die Föderation.“ Seine Gesichtszüge bekamen etwas Verschlagenes. „Deshalb nutzen wir in diesem Fall die Gelegenheit, die Föderation in Sicherheit zu wiegen – indem wir der Besatzung des Föderationsschiffes Hilfe gewähren.“ Einen Moment lang wägte Tomalak sinnend die vorgebrachten Argumente gegen einander ab. Dann entschied er: „Sublieutenant, Ihr Vorschlag gefällt mir. Außerdem habe ich die abschätzenden Blicke, die dieser Provisorische Commander Ihnen zuwarf, wohl gemerkt. Da der Kommandant des Föderationsschiffes jedoch kaum sein Schiff verlassen wird, ist die Alternative die, dass Sie sich an Bord seines Schiffes begeben, falls er sich auf Ihren Vorschlag einlässt. Wenn er Sie attraktiv findet, dann gelingt es Ihnen möglicherweise, ihm wichtige Informationen zu entlocken. Ich werde Ihnen den größtmöglichen Ermessensspielraum einräumen.“ Die Romulanerin blickte ihren Vorgesetzten verwundert an. Dann wurde ihr Gesicht zur Maske und antwortete: „Wie Sie befehlen, Commander.“ Tomalak wandte sich an seinen Stellvertreter. „Haben Sie noch etwas zu sagen?“ Kevek verneinte. „Dann“, so entschied Tomalak, „werden wir dem Kommandanten des Föderationsschiffes unsere Entscheidung nun mitteilen.“   * * *   Valand Kuehns Haltung spannte sich, als die Meldung kam, dass die I.R.W. TERIX die ALAMO rief. Zwei Stunden lang hatte er nach seiner Besprechung mit Sylvie auf der Brücke zugebracht, immer damit rechnend, dass die Romulaner sich melden würden. Nun war es endlich soweit, und mit Spannung erwartete der Norweger, was Tomalak, dessen Konterfei wieder den Hauptschirm ausfüllte, zu entschieden hatte. Der markant aussehende Romulaner sagte mit einer gewissen Bestimmtheit in der Stimme: „Wir haben die aufgenommenen Daten ausgewertet, und sie widerlegen nicht, was sie behauptet haben, Commander Kuehn. Obwohl ich nicht sicher bin, ob es sich nicht doch um ein geschicktes Täuschungsmanöver der Föderation handelt. Dennoch verschließe ich meine Augen nicht für Ihre eventuelle Notlage und entspreche daher Ihrem Wunsch nach Hilfe durch mein Volk. Meine beiden Schiffe werden die ALAMO mit Traktorstrahlen abschleppen, da wir eine wesentlich höhere Warp-Geschwindigkeit erreichen können. In dieser Hinsicht möchte ich ihnen etwas vorschlagen. Wenn Sie einverstanden sind, dann könnten wir zwei von unseren Offizieren austauschen, solange wir unterwegs sind. Valand Kuehn machte einen überraschten Eindruck bei Tomalaks letzten Worten. Sylvie, die neben dem Sessel des Captains stand, blickte fragend zu ihm. Der Norweger überlegte, was der Romulaner damit bezweckte. War es ein Zeichen von Vertrauen, oder wollte er auf diese Weise eine Geisel in seinen Besitz bringen? Letzteres schien ihm unwahrscheinlich, da er in diesem Fall ebenfalls eine Geisel in seiner Gewalt haben würde. „Stellen Sie meine Geduld nicht auf die Probe“, warnte Tomalak ungeduldig. „Ich stimme dem Vorschlag zu und nehme gerne die angebotene Hilfe an. Darf ich fragen, wohin sie uns zu bringen gedenken? „Ja“, antwortete Tomalak mit etwas zufriedenerer Miene. „Wir werden ihr Schiff zu einem Außenposten unserer Flotte, in der Nähe von Cheron bringen. Dort haben wir die Möglichkeit, ihre Besatzung für eine Weile adäquat unterzubringen und zu versorgen. Allerdings werden wir ihre Bewegungsfreiheit dort auf die nicht-kritischen Bereiche beschränken müssen.“ „Dafür habe ich vollstes Verständnis, Commander Tomalak.“ Er blickte kurz zur Seite, und die Französin ahnte, wen er als Austauschoffizier zu schicken gedachte. Dann sagte er: „Ich bitte Sie, meinen Ersten Offizier mit ihrem Transporter zu ihnen zu holen, wenn Sie uns Ihren Offizier senden. Wie Sie wissen funktionieren unsere Transporter nicht. Die Schilde der ALAMO sind noch immer inaktiv, Sie können also jederzeit beginnen.“ „Der Austausch wird in zehn Minuten Ihrer Zeitrechnung beginnen. Ihr Offizier hat also Zeit, noch einige persönliche Dinge zu packen, bevor er zu uns an Bord kommt. Tomalak, Ende.“ Die Verbindung wurde unterbrochen und Valand wandte sich zu Sylvie LeClerc. „Du hast es gehört. Es liegt bei dir, die Föderation bei den Romulanern zu vertreten. Ich muss Dir nicht die Wichtigkeit dieser Aufgabe vor Augen führen, denke ich.“ „Merde“, knurrte die Französin und wandte sich zum Gehen. So leise, dass nur sie ihn verstehen konnte, raunte ihr Valand zu: „Mach mir bitte keinen Kummer, dort drüben.“   * * *   Knapp neun Minuten später war Sylvie LeClerc wieder auf der Brücke der ALAMO. Sie hatte Kleidung, einige Hygiene-Artikel und ein paar persönliche Dinge in ihre Reisetasche gepackt. Nun war sie so bereit, wie man sein konnte, um sich in die Hände von Romulanern zu begeben, deren Intentionen man nicht durchschaute. Valand, der sich erhoben hatte und nun neben ihr stand, zwinkerte ihr aufmunternd zu, und sagte noch einmal beruhigend: „Egal was auch immer dort drüben passiert, bedenke, dass du dort Gast bist. Einige Verhaltensweisen, oder Angewohnheiten der Romulaner könnten dir fremd, oder unverständlich sein. Erinnere Dich bitte in solchen Situationen immer an die Oberste Direktive. Nichteinmischung muss Priorität haben. Beobachte dafür um so genauer, ich möchte später einen umfassenden Bericht über die internen Abläufe, und wenn es geht, auch über ein paar technische Details, sofern du etwas in Erfahrung bringen kannst.“ Sylvie LeClerc, die sich mittlerweile mit ihrem Auftrag abgefunden hatte, nickte und antwortete: „Du kannst Dich auf mich verlassen, Valand.“ „Das tue ich auch.“ Im nächsten Moment wurde die ALAMO gerufen, und das Konterfei Tomalaks erschien auf dem Bildschirm. „Wie ich sehe, sind Sie bereit. Wir werden nun den Transport einleiten. Kontakten Sie mich, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.“ Damit war die Verbindung auch schon wieder unterbrochen. „Mon Dieu, es geht los“, sagte die Französin noch, bevor sie sich auflöste. Zeitgleich rematerialisierte die Romulanerin neben Valand Kuehn, die bereits vor einigen Stunden, zusammen mit Tomalak an Bord gewesen war. Allerdings hatte es der romulanische Commander unterlassen, sie einander vorzustellen. Dies holte Valand Kuehn nun nach, als er einen halben Schritt auf die hochgewachsene Frau zu machte, und freundlich sagte: „Ich heiße Sie auf der ALAMO willkommen. Ich bin Commander Valand Kuehn. Darf ich mich nach Ihrem Namen und Ihren Rang erkundigen?“ „Sublieutenant Ti´Maran, von der Romulanisch Imperialen Flotte“, antwortete die Romulanerin mit dunkler Stimme. Kuehn verneigte sich leicht, da er nicht wusste, ob man bei Romulanern das Händeschütteln kannte. Dann lächelte er etwas verlegen und meinte freimütig: „Ich muss zugeben, dass ich keinerlei Erfahrung im Umgang mit Austauschoffizieren habe, Sublieutenant. Was würden Sie vorschlagen?“ Die dunklen Augen der Romulanerin musterten Valand Kuehn forschend, bevor sie erklärte: „Es wäre mir recht, wenn Sie mich in den normalen Dienstablauf einbinden würden, und mir dabei hilfreich zur Seite stehen würden, Commander. Mich interessierten die Routineabläufe auf einem Föderationsschiff.“ „Das lässt sich machen“, stimmte Kuehn zu. „Zunächst werde ich Sie mit der Brückencrew vertraut machen, und Ihnen die Aufgabenbereiche an den einzelnen Stationen erläutern. Danach ist unsere Schicht ohnehin zu Ende und ich werde Ihnen Ihr Quartier, das sie während Ihrer Anwesenheit bewohnen werden, zeigen.“ Die Romulanerin rückte ihre Reisetasche, die sie an einem breiten Riemen über der Schulter trug, zurecht und meinte zustimmend: „In Ordnung, Commander. Fangen wir an.“   * * *   Es stellte sich rasch heraus, dass Ti´Maran eine schnelle Auffassungsgabe besaß, und Valand Kuehn fand Gefallen daran, der Romulanerin die verschiedenen Funktionen von Besatzung und Schiffssystemen zu erklären. Nachdem die zweite Schicht den Dienst, unter Lieutenant Scrillian, übernommen hatte, verließen sie gemeinsam die Brücke und fuhren mit dem Turbolift zu Deck-4 hinunter. Einige der Gästequartiere in der Nähe seines eigenen Quartiers hatten die Katastrophe unbeschadet überstanden, was ihm nun entgegen kam. Auf dem Weg dorthin erkundigte sich Ti´Maran: „Warum arbeiten Sie, bei der dezimierten Besatzung der ALAMO nicht mit einer Zwei-Schichten-Rotation, Commander? Wäre das nicht wesentlich effizienter?“ Kuehn unterdrückte ein Schmunzeln. „Das haben wir, fast fünfzehn Monate lang, um das Schiff, so schnell wie möglich wieder weltraumtüchtig zu bekommen, Sublieutenant. Dabei sind alle Besatzungsmitglieder weit über ihre Grenzen hinaus gegangen. Hätten wir danach dieses System beibehalten, dann wäre irgendwann unweigerlich der Zusammenbruch erfolgt. Sie dürfen nicht vergessen, dass die meisten Besatzungsmitglieder auch seelisch gelitten haben. Sie brauchen Zeit, um sich zu regenerieren.“ Sie erreichten das Quartier, welches Valand zuvor auf die Schnelle hatte vorbereiten lassen und der Norweger fragte: „Sie möchten sich sicher erst einmal einrichten?“ „Nein, das hat Zeit bis später. Zunächst würde ich gerne etwas essen. Sie könnten mir dabei Gesellschaft leisten, und mir bei der Gelegenheit gleich die Offiziersmesse zeigen.“ Valand lächelte. „Ganz wie Sie wünschen.“ Auf dem Weg zur Messe nahm Ti´Maran den Faden der vorherigen Unterhaltung wieder auf. „Es war gewiss nicht leicht für die Überlebenden, diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten, könnte ich mir vorstellen. Sie haben mein aufrichtiges Mitgefühl.“ Valand Kuehn versuchte zu erkennen, ob dies den Tatsachen entsprach, oder nur eine höfliche Floskel der Romulanerin war. In ihren tiefbraunen Augen ließen sich ihre Gefühle jedoch nur schwer ablesen. Dies war seiner Meinung nach der bisher bedeutendste Unterschied, zwischen Menschen und Romulanern. Auch der Miene Tomalaks war bisher nur wenig zu entnehmen gewesen, zumeist auch nur dann, wenn er es wollte. „Danke, für Ihre Anteilnahme“, antwortete er schließlich diplomatisch. „Sie haben Recht, die Verluste haben uns sehr getroffen. Man vergisst zu schnell, dass Raumfahrt grundsätzlich, trotz all unserer technischen Fortschritte, immer gefährlich bleiben wird. Wer sie ernsthaft betreibt, dem muss klar sein, dass solche unvorhersehbaren Ereignisse immer wieder vorkommen können. Man rechnet nur nie damit, dass es einen selbst treffen könnte.“ „Der Verlust von Kameraden mag bitter sein, aber Sie werden darüber hinweg kommen, Commander.“ Valand Kuehn blickte der Romulanerin in die Augen, als er erklärte: „Eine der Toten war meine Frau, Sublieutenant. Wir waren seit zwei Jahren verheiratet, als unser Schiff die Katastrophe ereilte.“ Schweigend schritten sie weiter. Erst im Turbolift legte die Romulanerin ihre Hand auf seinen Unterarm und sagte: „Es tut mir leid, wenn meine Bemerkung Sie verletzt haben sollte, Commander.“ Kuehn lächelte schwach. „Nein, das hat sie nicht. Aber ich habe den Verlust noch längst nicht verwunden, Sublieutenant.“ „Das glaube ich Ihnen.“ Schnell ließ Ti´Maran seinen Unterarm wieder los. Sie erreichten schließlich die Messe. Niemand hielt sich momentan hier auf. Ti´Maran fragte am Replikator das Menü ab, bis sie einen Gemüseeintopf gefunden hatte, der ihr zusagte. Valand Kuehn wählte eine Gulaschsuppe und ein Mineralwasser dazu. Sie nahmen an einem der Fenstertische Platz und aßen eine Weile schweigend, bevor Ti´Maran um zwei Löffel herum fragte: „Ich verstehe, wenn Sie nicht über dieses Thema reden möchten, aber darf ich fragen, wie ihre Frau war?“ Kuehn nickte. „Sie war Andorianerin. Obwohl wir so verschieden waren, haben wir einander geliebt, wie es zwei Wesen nur möglich ist.“ Ein leiser Anflug von Überraschung zeichnete sich auf Ti´Marans Gesicht ab. „Sie müssen über besondere Qualitäten verfügen, Commander.“ „Die Qualität, ihren Eltern den Tod ihres einzigen Kindes mitteilen zu müssen, wird irgendwann dazu kommen. Nach andorianischer Auffassung lag ihr Schicksal in meinen Händen. Ich habe versagt, Sublieutenant.“ „Hätten Sie denn Ihr Schicksal ändern können?“ Diese Frage brachte den Norweger etwas aus dem Konzept. „Nein, natürlich nicht. Oder glauben Sie etwa, ich hätte sie dann sterben lassen?“ Ti´Maran blickte ihr gegenüber fast wütend an, und erklärte: „Dann geben Sie sich auch nicht selbst die Schuld, Commander. Denn solange Sie sich immer wieder die Schuld an etwas geben, an dem Sie unschuldig sind – solange werden sie immer in der Vergangenheit leben, und nicht in der Lage sein, Ihre Zukunft so zu gestalten, wie es richtig wäre. Und ich bin mir sicher, Commander, dass das nicht im Sinne Ihrer verstorbenen Frau wäre.“ Für einen Moment funkelte Kuehn die Romulanerin zornig an. Was fiel dieser Frau ein, so mit ihm zu reden? Fast gleichzeitig merkte er aber auch, dass diese Worte eine Wahrheit beinhalteten, der er sich bislang selbst immer verschlossen hatte, und sie erschütterten etwas. Nach einem Moment erkannte Valand Kuehn zu seiner Verwunderung, dass dieser Fremden etwas gelungen war, was selbst Melanie und Sylvie in den vergangenen fünfzehn Monaten nicht geschafft hatten. Sie hatte ihm klar vor Augen gehalten, was bisher, schwer wie ein Mühlstein, unmerklich auf seiner Seele gelegen hatte. Der Zorn schwand aus seinem Blick und machte einem leichten Beschämen platz. „Sie haben Recht, Sublieutenant. Manchmal findet das Universum seltsame Wege. Da braucht es erst eine zufällige Begegnung mit einer jungen Frau Ihres Volkes, um mir den Irrsinn einer meiner Ansichten vor Augen zu halten. Ich muss mich für ihre Worte bedanken, Sublieutenant Ti´Maran. Ich trauere zwar zukünftig bestimmt nicht weniger um meine verstorbene Frau, aber ich glaube, das Aufarbeiten dessen, was geschah, wird nun leichter für mich. Ich fürchte, dass ich in Ihrer Schuld stehe.“ „Die Haltung der Romulanerin hatte sich entspannt, und ein angedeutetes Lächeln lag für einen kurzen Moment auf ihrem Gesicht. Dann blickte sie so ernst wie zuvor. „Sie können gleich damit beginnen, Ihre Schuld abzutragen, indem sie mich durch jene Bereiche des Schiffes führen, die ich bei meinem ersten Besuch nicht zu sehen bekam.“   * * *   In den folgenden Tagen verbrachten Valand Kuehn und Ti´Maran einen Großteil ihrer Zeit mit einander. Die Romulanerin zeigte sich an allen Abläufen und technischen Details interessiert, und Valand Kuehn gab sich Mühe, alle ihre Fragen zu beantworten. Auch er selbst hatte eine Menge Fragen, von denen er die meisten erst einmal zurückstellte. Ti´Maran hatte ihm erklärt, dass der Flug nach Cheron, trotz einer Geschwindigkeit von Warp-8,4 wenigstens sechs Wochen dauern würde. Er würde also Zeit genug finden, ihr Fragen zu stellen. Am folgenden Sonntag hatte Valand Kuehn die Romulanerin zur Osterfeier eingeladen, und es hatte drei Tage gedauert, ihr die Zusammenhänge dieses Festes, mit all seinen geschichtlichen und religiösen Hintergründen zu erläutern. Dabei hatte der Norweger den Eindruck gewonnen, dass Ti´Maran ihn zwar verstanden hatte, aber die Sinnhaftigkeit dieses Festes nicht einsah. Immer wieder hatte sie sich im Anschluss erkundigt, was denn an dem gewaltsamen Tod eines längst verstorbenen Zimmermannssohnes, dessen Existenz nicht einmal sicher war, nun so außergewöhnlich gewesen sein mochte, dass man diesem Ereignis selbst 2364 Jahre später noch gedachte. Ihrer Meinung nach hätte man seiner Taten im Leben, nicht aber seines Todes gedenken sollen. Auch der Glaube, der sich später um dieses Ereignis rankte, schien ihr mehr als fremdartig, da Romulaner keine Religion im eigentlichen Sinn kannten. Obgleich sie an einen Garten Eden glaubten, den sie Vorta Vor nannten, wie Ti´Maran erklärt hatte. Als Valand Kuehn am Vormittag die Romulanerin gleich für die nächste Party, dem Tanz in den Mai, am 30. April eingeladen hatte, da hatte sie ihn befremdlich gemustert, und der Norweger hatte seine gesamte Überzeugungskraft aufbieten müssen, um ihr zu versichern, dass er das nicht speziell für sie arrangiert hatte, sondern dass diese beiden Ereignisse auf der Erde zufällig zeitlich so dicht bei einander lagen. Als sie am Nachmittag zusammen in der Messe aßen, etwas, dass sie sich seit dem ersten Tag der Romulanerin an Bord angewöhnt hatten, fragte Ti´Maran neugierig: „Das feiern von Festen scheint mir ein nicht unwesentlicher Bestandteil der menschlichen Gesellschaft zu sein. Mich erstaunt, dass dies auch bei so vielen anderen Völkern der Föderation Anklang findet. Mein eigenes Volk hat nur wenig Sinn für solche Dinge.“ „Eigentlich schade“, erwiderte Valand Kuehn und fügte mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: „Ich hatte eigentlich gehofft, dass Sie beim Tanz in den Mai mit mir tanzen würden. Besonders der Rigelianische Fruchtbarkeitstanz hat es in sich.“ „So etwas gibt es?“ „Das kann ich Ihnen versichern“, erklärte Kuehn und lächelte in der Erinnerung daran, wie Anaree ihm diesen Tanz hatte näher bringen wollen. „Aber da ich schon mit irdischen Tänzen auf Kriegsfuß stehe wurde das natürlich ein Fiasko.“ Ti´Maran lächelte verstehend, und Valand Kuehn fand, dass sie dies ruhig öfter tun könnte, denn es stand ihr und unterstrich ihre natürliche Schönheit. Dabei musste er zugeben, dass sie die jeden Tag ein wenig mehr tat. Möglicherweise würde sie in den nächsten Wochen, die sie an Bord sein würde, ein richtig fröhliches Wesen entwickeln, und allein dafür hätte sich der Austausch der beiden Offiziere dann schon gelohnt, wie der Norweger dachte. Überhaupt waren sie schnell mit einander vertraut geworden, was Valand Kuehn als einen Erfolg wertete. Ti´Maran würde später ihren Vorgesetzten sicherlich ausführlich Bericht erstatten, und da konnte es nicht schaden, wenn sie einander gut verstanden. Um so enttäuschter wäre er wohl gewesen, hätte er in diesem Moment die Gedanken der Romulanerin lesen können, die ihre eigenen Absichten verfolgte. Ganz im Sinne ihres Auftrages. So war er ahnungslos und fragte: „Man kennt also bei Ihrem Volk keine Tänze?“ „Das ist korrekt, Commander. Aber ich bin offen dafür, etwas Neues zu lernen. Vielleicht möchten Sie mir ja, während der besagten Party, beibringen, wie so etwas gemacht wird? Natürlich nur, wenn sich das schickt.“ „Die unschicklichen Tänze lassen wir aus“, erklärte Valand lächelnd, und er freute sich bereits jetzt auf das Monatsende.   * * *   Sylvie LeClerc verfluchte Valand Kuehn momentan, weil er ausgerechnet sie für diesen Einsatz vorgesehen hatte. Zwar behandelte man sie an Bord der TERIX höflich, ja respektvoll, aber sie würde auch den Tanz in den Mai versäumen. Eine Gelegenheit, Valand gesellschaftlich näher zu kommen, und sie konnte sie nicht nutzen. Dafür war jene hübsche Romulanerin jetzt in seiner Nähe, die sie auf der ALAMO kurz gesehen hatte. Sollte dieser Kerl es wagen sich in die nächste Aliendame zu verlieben, dann würde sie ihn kaltblütig erschießen, so viel stand fest. Abseits dieses Handicaps ging es ihr nicht schlecht auf dem romulanischen Schiff, dessen schiere Größe sie schlichtweg beeindruckte. Es hatte Stunden gedauert, als Subcommander Kevek, der die meiste Zeit in ihrer unmittelbaren Nähe war, sie auf dem Schiff herumgeführt hatte. Im Maschinenraum hatte sie dann eine Überraschung erwartet, denn sie hatte dort nicht den Ansatz eines Warpkerns zu sehen bekommen. Statt dessen hatte es eine schlichte Kammer mit grün schimmernden Panzerfenstern gegeben, durch die man die sichtbaren Auswirkungen einer künstlich erzeugten Quantensingularität sehen konnte, die als Hauptenergiequelle des Schiffes diente. Ansonsten entsprachen die Nebenaggregate im Prinzip denen der Sternenflotte, wobei sie die Kompaktbauweise bewunderte. Die Romulaner schienen der Föderation technisch um einige Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte voraus zu sein, zumindest im Bereich der Raumschiffstechnik. Kevek schien ihr nicht zu trauen. Dennoch behandelte er sie höflich-distanziert, und er antwortete eingehend, wenn sie eine Frage an ihn richtete. Andererseits vermied sie selbst, eingedenk der Warnungen Valands, zu genaue Fragen zu kritischen, technischen, oder gesellschaftspolitischen Dingen zu stellen. Da ihr Kommunikator jedoch mittlerweile genug Sprachinformationen gesammelt hatte um die Sprache der Romulaner einwandfrei simultan zu übersetzen, hörte sie aufmerksam zu, was an Bord gesagt wurde – und mancher sagte im Verlauf eines Tages sehr viel. So wäre Kevek nicht schlecht erstaunt gewesen, wenn er geahnt hätte, welches umfangreiche Wissen sich die Französin über die Größe, und die Aufteilung der Romulanischen Raumflotte angeeignet hatte. So, wie es auch Ti´Maran getan hatte, hatte sich Sylvie LeClerc in die Brückenroutine an Bord der TERIX einbinden lassen. Dabei waren die romulanischen Schriftzeichen und Symbole für sie anfangs ein Buch mit sieben Siegeln gewesen. Mittlerweile konnte sie die einzelnen Funktionen und Begriffe auseinanderhalten, und selbst Kevek hatte sich verhalten anerkennend darüber geäußert. Als sie an diesem Abend, zusammen mit Kevek und zwei Lieutenants der Brückenbesatzung in der Offiziersmesse saß, achteten die übrigen Anwesenden kaum auf sie. Mittlerweile hatten sie sich an ihr Hiersein gewöhnt, und akzeptierten sie als Teil der Crew. Nach einem scharf gewürzten Mal, dass fürchterlich schmeckte, blickte die Französin zu Kevek, der einen kleinen Vortrag über den Sinn und Zweck von Täuschungsmanövern hielt. Als er geendet hatte warf sie ein: „Während meiner Zeit an der Akademie der Sternenflotte habe ich über diese Taktik ein Referat gehalten und anhand eines Beispiels aus dem Fechtsport erklärt, Commander. Es wurde sehr gut benotet.“ „So?“, machte der Romulaner. „Ich glaube nicht, dass man dieses Thema derart theoretisch angehen kann. Dazu gehören Jahre der Praxis.“ Als Sylvie LeClerc Anstalten machte zu widersprechen, warf ihr einer der beiden Lieutenants, mit dem sie sich in den letzten Tagen etwas angefreundet hatte, einen warnenden Blick zu. Doch die blonde Frau ignorierte dies und erklärte nun ihrerseits: „Ich denke, dass ein guter Theoretiker, in dieser Hinsicht, einem Praktiker mindestens ebenbürtig ist, Sir. Kennen sie so etwas, wie Fechten?“ „Ja, in grauer Vorzeit, warum fragen Sie?“ „Nun, in meinem Beispiel führte ich an, dass es bei dem Kreuzen der Klingen nicht darum geht, auf den Gegner physisch einzuwirken, sondern vielmehr darum, bei jeder Berührung der Klingen, die des Gegners immer weiter aus der Deckung zu lenken, bis der Körper entblößt ist für die finale Attacke.“ „Das muss aber ein sehr guter Fechter sein“, wandte der Romulaner ein. „Außerdem scheint mir dieses Beispiel lediglich für das Fechten anwendbar zu sein.“ „Durchaus nicht“, widersprach die zierliche Frau. „Theoretisch kann man diesen Vergleich auf jede Situation übertragen. Entschuldigen Sie mich einen Moment.“ Damit schritt sie zum Replikator und kehrte kurze Zeit später mit drei Tassen und einer Dose Zuckerwürfel zurück an den Tisch. „Vielleicht kennen Sie ein ähnliches Geschicklichkeitsspiel, in dem es darum geht zu erraten, unter welcher Tasse sich ein Objekt, in diesem Fall ein Stück Zucker befindet?“ Während Kevek eine zustimmende Geste machte, griff Sylvie in die Zuckerdose. Sie legte ein Stück auf die dunkle, glänzende Tischplatte und verbarg ihn dann mit einer der Tassen. Danach drehte sie schnell und mit geschickten Bewegungen die beiden anderen Tassen um und sie begann sie, in sinnverwirrender Schnelligkeit zu vertauschen. Schließlich blickte sie den Commander an, der glaubte zu wissen, welche Tasse es war. „Nun, Commander Kevek, wo befindet sich nun der Zuckerwürfel?“ „Unter keiner der Tassen, ich kenne diesen Trick.“ Sylvie lächelte. „Nur zum Zweck der Illustration, würden Sie bitte dennoch eine der Tassen hochheben?“ Der Commander warf ihr einen undefinierbaren Blick zu. Schließlich griff er zu der, von ihm gesehen linken Tasse und hob sie an. Und weiß gegen dunkelgrün hob sich der Zuckerwürfel ab. Kevek lächelte dünn. „Nun, zumindest sind Sie eine ehrliche Spielerin.“ Sylvie LeClerc nickte. „Starten wir einen neuen Versuch.“ Sie bedeckte den Zuckerwürfel mit der Tasse und vertauschte sie, diesmal noch etwas schneller. Diesmal hob Kevek die mittlere Tasse, und auch diesmal fand er ein Stück Zucker darunter. Fragend blickte er zu der Französin, die erneut in einem komplizierten Muster, die Tassen vertauschte. „Als der Commander auch dieses Mal das Stück Zucker fand wirkte er fast verärgert, und er fragte: „Wohin soll das alles führen, Lieutenant-Commander?“ Die blonde Frau erklärte lächelnd: „Es scheint so, als könnten Sie gar nicht verlieren, solange ich das Spiel leite. Vielleicht sollte es Lieutenant Tovek einmal versuchen. Der angesprochene Romulaner wechselte einen abklärenden Blick mit seinem Vorgesetzten, bevor er den Würfelzucker wieder mit einer Tasse bedeckte und sie dann zu vertauschen begann. Dabei erwies er sich nicht gerade als sonderlich geschickt, so dass alle Beteiligten am Tisch den Weg der Tasse verfolgen konnten, unter der das Stück Zucker lag. Die Tasse landete wieder mal in der Mitte, und Kevek streckte seine Hand aus. Er hob die Tasse jedoch nicht an, sondern zog die Hand überlegend wieder zurück um sie an die rechte Tasse zu legen. Dabei schlug er abwechselnd mit den Fingernägeln von Zeige- und Mittelfinger daran, so dass ein leise klingelndes Geräusch entstand. Er blickte Sylvie LeClerc, die noch immer lächelte, eindringlich an. „Ich weiß nicht, wie Sie es machen, aber wenn ich diese Tasse hier anhebe, dann befindet sich darunter der Zucker. Hebe ich hingegen eine der anderen Tassen an, dann wird sich darunter der Zucker befinden. Sie haben mich unsicher in meiner Entscheidung gemacht, was sie von vornherein erreichen wollten. Aber ich durchschaue Ihren Plan, und werde ihn durchkreuzen, indem ich keine der Tassen anhebe.“ Damit erhob er sich abrupt und verließ die Messe. Die beiden Lieutenants grinsten Sylvie, die noch immer lächelte und die Tassen jeweils kurz mit den Händen bedeckte, als sie sie über die Tischkante zog, um sie wieder richtig herum auf den Tisch zu stellen. Dabei legte sie schnell den Zucker zurück. „Nun, der Commander war Ihnen am Ende überlegen, meinte Tovek. Das werden Sie jetzt zugeben müssen.“ Das Lächeln der Französin vertiefte sich, als sie endlich erklärte: „Nein, Lieutenant. Der Commander hat einen geschickten Versuch unternommen, die Fakten zu verdrehen. Er hat nicht mitbekommen, dass ich anfangs unter jede Tasse ein Stück Zucker gelegt habe. Als er dann das erste Stück fand, da hat er geglaubt ich hätte einen Fehler gemacht. Als er dann das zweite Mal ein Stück Zucker fand, da hat er zwar begonnen sich Gedanken zu machen, aber er war noch immer der Meinung mit allen Facetten, die ihm mein Spiel bot fertig zu werden. Erst als er dann zum dritten Mal den Zucker fand begann ihm bewusst zu werden, dass ich die Regeln geändert hatte, und es in Wirklichkeit darum ging, keinen Zuckerwürfel zu finden. Diese Tatsache verwirrte ihn zunächst. Bis zur vierten Runde hat er das vermutlich herausgefunden, aber da konnte er nicht mehr zugeben, dass ich ihn zuvor bereits dreimal an der Nase herumgeführt hatte.“ In Toveks Blick lag so etwas wie Anerkennung, aber auch Sorge. „So etwas sollten Sie nicht öfter mit Kevek machen, Lieutenant-Commander. Er mag so etwas nicht.“ Sylvie nickte schmunzelnd. „Machen Sie sich keine Sorgen, Lieutenant Tovek, ich glaube nicht, dass sich der Commander so schnell wieder auf ein Spielchen mit mir einlässt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)