Star Trek - Timeline - 02-01 von ulimann644 (Das Sonneninferno) ================================================================================ Kapitel 12: Romulaner --------------------- Zweites Logbuch der U.S.S. ALAMO Commander Valand Kuehn Sternenzeit: 41932.0   Vor zwei Tagen konnte Lieutenant Chirome die Arbeiten an den lateralen Sensoren abschließen, und seitdem versucht Lieutenant Kovak unermüdlich, unsere Position durch ein Auffinden geeigneter Stellarer Objekte genauer bestimmen zu können. Ich habe Lieutenant Anaree Scrillian zu seiner Unterstützung abgestellt, und sie für diese Zeit vom Brückendienst befreit. Unseren Kurs genau bestimmen zu können hat oberste Priorität. Wenn unsere bisherigen Berechnung nicht vollkommen falsch waren, dann sind wir mittlerweile bereits wieder in Föderationsraum, allerdings mit der Möglichkeit, dass wir uns bereits dicht an der Romulanisch-Neutralen-Zone befinden. Aus diesem Grund habe ich das Schiff in den letzten beiden Tagen nur mit Impulsgeschwindigkeit weiterfliegen lassen. Noch immer halten kleinere und größere Reparaturen die Crew auf Trab, allerdings war bisher nichts dabei, was man als kritisch bezeichnen könnte. Unsere Hoffnung, den Subraumfunk wieder zu reaktivieren hat sich indessen nicht erfüllt. Dies ist momentan unser größtes Problem, denn selbst dann, wenn wir ein Raumschiff der Föderation orten würden wäre es uns kaum möglich es anzurufen. Auch die Systeme der Shuttles kommen dafür nicht infrage, da sie zu schwach sind. Auch über diesen Punkt gedenke ich mit dem Sternenflottenkommando zu reden, und vorzuschlagen, Shuttles mit besseren und weitreichenden Systemen auszustatten. Vielleicht sogar eine Art Runabouts zu entwickeln, die von größeren Schiffen mitgenommen werden können. Ich habe mit Lieutenant-Commander LeClerc über dieses Thema gesprochen, und sie ist mit mir einer Meinung. Gestern hat mich Ensign Mintal darum gebeten, in diesem Jahr wieder eine Weihnachtsfeier für die Crew ausrichten zu dürfen. Da sich das Schiff in einem relativ guten Zustand befindet, und keine dringenden Arbeiten oder Reparaturen anstehen, habe ich meine Zustimmung dazu gegeben. Es wird sich sicherlich positiv auf die Moral der Mannschaft auswirken, und die Crew hat es sich, nach all den Mühen, wahrlich verdient.   * * *   Valand Kuehn verließ den Bereitschaftsraum des Captains und betrat die Brücke. Lange Zeit hatte er sich dagegen gesträubt, den Raum zu benutzen. Erst vor vier Monaten hatte er die Sachen von Cianera Crel verpacken, und in einem der Lagerräume einlagern lassen. Jetzt befanden sich ein paar persönliche Dinge von ihm dort, wobei es sich hauptsächlich um Bücher handelte. Und um das Nelaan-tor, dass ihm sein Schwiegervater überreicht hatte. Zudem lagen auf dem Arbeitstisch seitdem die unvermeidlichen Daten-PADD´s mit Berichten, Listen, Plänen und Tabellen. Zum Glück unterstützte ihn Sylvie, die den Raum mit benutzte, bei den administrativen Arbeiten, um die er sich nicht gerade riss. Der Norweger warf einen schnellen Blick auf den Hauptbildschirm und wandte sich dann in Richtung der Wissenschaftlichen Station, an der Kovak und Anaree Scrillian bereits wieder, seit einigen Stunden die Ergebnisse der eingehenden astronomischen Daten analysierten. Dabei unterhielten sie sich in gedämpftem Tonfall. Valand Kuehn erkundigte sich freundlich nach dem Fortgang der Arbeiten und die Rigelianerin übernahm es, ihm mitzuteilen, dass es noch keine neuen Erkenntnisse gab. Kuehn dankte und setzte seinen Rundgang über die Brücke fort, um sich schließlich im Sessel des Captains nieder zu lassen. Entspannt lehnte er sich zurück und sah auf den Hauptschirm, ohne ihn wirklich zu sehen. Seine Gedanken eilten den Dingen voraus. Sie mussten dringend feststellen, wie ihr genauer Kurs war, denn bei den Romulanern wollte er keinesfalls landen. Nach dem Krieg mit ihnen, Mitte des 22. Jahrhunderts, gab es nur sehr sporadischen Kontakt mit diesem Volk, dass den Vulkaniern äußerlich stark ähnelte, was kein Wunder war, da sich das Volk der Romulaner nach dem Bürgerkrieg auf Vulkan von diesem Volk abgespalten hatte. Im Gegensatz zu den Vulkaniern waren die Abtrünnigen nicht bereit gewesen, Suraks Lehren zu folgen, und so ihren Emotionen zu entsagen. Mitte der 23. Jahrhunderts soll der legendäre Captain James T. Kirk Kontakt zu den Romulanern gehabt haben. Seitdem waren fast einhundert Jahre vergangen, und niemand hatte nach der Festnahme und Abschiebung des romulanischen Botschafters Lanclus, der an einer Verschwörung gegen die Föderation beteiligt gewesen sein sollte, je wieder etwas von ihnen gehört oder gesehen. Vielleicht war es auch besser so. Das Letzte, was er brauchte, war eine Begegnung mit einer kriegerischen Spezies. Er wurde durch die begeisterte Stimme abgelenkt, die plötzlich zu seiner Linken aufklang. Sie gehörte Anaree Scrillian, und als Valand sich aus dem Sessel erhob und zu ihr hin sah, da bekam er mit wie sie begeistert zu Kovak sagte: „Ein Irrtum ist ausgeschlossen, wir haben es wirklich geschafft!“ Der junge Vulkanier wusste kaum, wie ihm geschah, als die Anaree Scrillian ihn an den Handgelenken aus dem Sessel zog, ihn stürmisch umarmte, und auf beide Wangen küsste. Valand Kuehn, der sich der Rigelianerin genähert hatte, wurde ihr nächstes Opfer. Auch ihn umarmte sie überschwänglich und küsste ihn auf beide Wangen. Anders als der Vulkanier nahm der Norweger diese Sonderration an Zuwendung mit weitaus weniger Gegenwehr in Empfang. In genau diesem Moment betrat Sylvie LeClerc die Brücke, und blickte stirnrunzelnd auf die sich ihr bietende Szene. Als Anaree Scrillian im nächsten Moment auch ihr um den Hals flog, und sie Lieutenant Kovak hilflos in der Ecke stehen sah, legte sich der in ihr aufbrandende Unmut wieder und schmunzelnd meinte sie zu der Rigelianerin: „Ich bin mir sicher, dass Ihr Verhalten gegen irgendein Sternenflottenprotokoll verstößt, Lieutenant. Lassen Sie das bitte nicht zur Gewohnheit werden.“ Erst jetzt wurde der Rigelianerin bewusst, was sie getan hatte, und die gelben Streifen auf ihrer Gesichtshaut färbten sich etwas intensiver, als sie Kuehn schuldbewusst ansah. „Es... Es tu mir leid, aber ich musste mit meiner Freude irgendwo hin, Commander.“ Kuehn ging lächelnd darüber hinweg und erkundigte sich sachlich: „Möchten Sie mir vielleicht nun ordnungsgemäß melden, was Sie und Mister Kovak entdeckt haben?“ Anaree Scrillian räusperte sich verlegen und erwiderte schnell: „Ja, Commander. Kovak und ich haben die Positionen der beiden markanten Doppelsterne AL NAIR und TARGO festlegen können. Wir haben eine Spektrallinienanalyse durchgeführt – es gibt keinen Zweifel, was die Identität beider Doppelsterne betrifft. Da wir die Entfernungen und Winkelstellung, zur Ekliptik der Milchstraße, von der Erde aus betrachtet, kennen können wir nun unsere Position, bis auf eine Zehntel Bogenminute genau bestimmen.“ „Dann an die Arbeit, Lieutenant. Ich erwarte Ergebnisse.“ Die Rigelianerin eilte wieder zur Wissenschaftlichen Station, wo Kovak bereits wieder Platz genommen hatte, und ihr einen schrägen Blick zuwarf. Offenbar rechnete er mit einer weiteren Kuss-Attacke der manchmal recht impulsiven Frau. Valand Kuehn und Sylvie LeClerc folgten, wobei sich auf beiden Gesichtern deutlich Erleichterung zeigte. Sie blickten den beiden Neo-Offizieren dabei zu, wie sie die notwendigen Berechnungen anstellten, bei denen die Rigelianerin bewies, dass sie noch mehr konnte, als Küsse zu verteilen. Schließlich verglich der Vulkanier die Berechnungen der Frau mit seinen eigenen und nickte ihr zu. Dann blickte er sich zu Valand Kuehn um und sagte unpathetisch: „Ich blende jetzt das Ergebnis auf einer Sternenkarte ein.“ Valand Kuehn und die Französin neben ihm beugten sich etwas weiter vor, um besser sehen zu können, während der Vulkanier nun den Ausschnitt einer Sternenkarte auf das Display holte. Deutlich erkannten beide zwei hervorgehobene Doppelsysteme. Einer davon dicht neben der Einblendung der Romulanisch-Neutralen-Zone. Gleich darauf blinkte zusätzlich ein kleines Föderationssymbol, mit dem Namen der ALAMO auf. Das Schiff hielt sich beinahe genau zwischen beiden Systemen auf, dabei viermal so weit von AL NAIR entfernt, wie von TARGO, dem roten Doppelstern, nahe der Neutralen-Zone. Schließlich meinte der Norweger nachdenklich: „Wenn mich mein Wissen über Astronomie nicht trügt, dann müsste die nächste Sternenbasis, die uns essentiell helfen kann, Sternenbasis-718 sein. Idealerweise liegt sie fast auf direktem Weg zur Erde, von unserem jetzigen Standort aus gesehen. Fast einhundert Lichtjahre, das ist für die ALAMO eine ganz hübsche Strecke. Wir brauchen, wegen der Limitierungen, bestimmt ein halbes Jahr bis wir die Basis erreicht haben.“ „Nimbus III liegt nur 65 Lichtjahre weit weg, Commander“, meldete sich Kovak zu Wort. „Wäre es nicht logisch dorthin zu fliegen, und die Romulaner um Unterstützung zu bitten, Commander?“ Jeder auf der Brücke wandte sich dem Vulkanier zu. Kuehn versuchte abzuschätzen, ob Kovak sich einen Scherz mit ihm erlaubte, bevor er ruhig erwiderte: „Mister Kovak, dieser Planet liegt nicht nur innerhalb der Neutralen-Zone, sondern wir wissen auch nicht, ob die Romulaner unser Ersuchen überhaupt in Erwägung ziehen würden. Und in dem Fall müssten wir die doppelte Zeitspanne rechnen, bis wir die Sternenbasis erreichen. Wir wählen die sichere Variante, Lieutenant.“ „Aye, Commander“, bestätigte der Vulkanier, der dieses Argument nicht widerlegen konnte. Man wusste tatsächlich zu wenig über die Romulaner dieser Zeit um mit Sicherheit sagen zu können, ob sie einen Notruf überhaupt beantworten würden. Jedermann auf der Brücke schien bei Kuehns Worten erleichtert aufzuatmen. Während der Norweger zu seinem Platz ging, entschied Sylvie LeClerc: „Bitte überspielen Sie die Positionsdaten zur NAV, Mister Kovak. Miss Scrillian, Sie übernehmen die NAV und setzen einen Kurs zur Sternenbasis-718.“ Beide Lieutenants bestätigten, und kaum, dass die Rigelianerin die Ausführung bestätigt hatte, wandte sich Valand Kuehn an Thania Walker. „Steuermann, dem eingegebenen Kurs folgen, mit Warpfaktor 5,7. Beschleunigen. Im selben Moment, als Valand Kuehn dieses Kommando gab, fand fast einhundert Lichtjahre entfernt, auf Sternenbasis-718, eine Konferenz statt, an der auch der Captain eines neu in Dienst gestellten Sternenflottenschiffes teilnahm. Das Schiff gehörte zur neu entwickelten GALAXY-KLASSE und es trug den Namen ENTERPRISE. Traditionell trug es die Registrierung NCC-1701-D. Der Kommandant dieses neuen Schiffes hieß Jean-Luc Picard.   * * *   Zweites Logbuch der U.S.S. ALAMO Commander Valand Kuehn Sternenzeit: 41973.3   Vor achtundneunzig Tagen habe ich entschlossen Kurs auf die Sternenbasis-718 zu setzen, obwohl sie weiter entfernt ist, als Nimbus III. Doch es ist nicht sicher, ob ein Notruf von den Romulanern beantwortet würde, zumal in diesem Jahrhundert noch niemand in der Föderation einen Romulaner zu Gesicht bekommen hat. Bisher verlief der Flug geradezu langweilig normal. Vielleicht liegt diese Einschätzung aber auch nur daran, dass aufregende Wochen und Monate hinter uns liegen. Gemessen am Zustand des Schiffe kommen wir gut voran. Mister Kovak hat meine anfängliche Schätzung bestätigt. Wir werden ein halbes Jahr brauchen, bis wir Sternenbasis-718 erreichen, doch das scheint eine geradezu geringe Zeitspanne zu sein, nachdem, was hinter uns liegt. So etwas wie Aufbruchstimmung liegt überall an Bord in der Luft, seit die Crew weiß, dass wir unsere genaue Position bestimmen konnten und Kurs auf Sternenbasis-718 halten.   * * *   „Der Osterhase ist da!“ Zuerst blickte sich Valand Kuehn, der gelassen im Sessel des Captains saß, konsterniert zu der schottischen Frau an der OPS um, die eben diesen Satz gesagt hatte. Vor zwei Stunden war das Schiff wieder unter Warp gefallen, und hatte mit halber Impulskraft den eingeschlagenen Kurs fortgesetzt. Die Scanner hatten den Raum vor der ALAMO als frei angezeigt, und so hatte für die nächsten zwölf Stunden die übliche Routine begonnen. Bis Petty-Officer Nana McCrea sich eben zu Wort gemeldet hatte. „Entschuldigung, Commander“, aber es sind gerade eben zwei riesige unbekannte Raumschiffe neben uns aufgetaucht. Vorher kein Anflug feststellbar. Sie waren einfach neben uns, und überholen uns gerade mit hoher Fahrt.“ An den Rändern des Hauptschirms flimmerten zwei grün leuchtende Schemen auf, die schnell der Bildschirmmitte zu strebten. Atemlos blickte Valand Kuehn auf den Schirm, und auch alle anderen auf der Brücke der ALAMO versuchten etwas zu erkennen. Dann befahl der Norweger erregt: „Voller Stopp, Thania.“ Während die Kanadierin bestätigte, meldete die Schottin: „Die beiden Schiffe wenden und kehren um. Sir, ich kann diesen Schiffstyp nicht identifizieren, aber beide Schiffe sind deutlich größer, als die AMBASSADOR-KLASSE. Ungefähre Länge: Etwa doppelt so lang, wie die ALAMO. Auf Valand Kuehns Gesicht spiegelte sich Unglaube, als er die Frau wieder ansah. „Sagten Sie eben: Doppelt so lang, Miss McCrea?“ „Aye, Commander. Länge über alles: 972 Meter. Breite, annähernd 700 Meter.“ „Aber innerhalb der Föderation gibt es keine Spezies die...“ Kuehn unterbrach sich und begann ein nachdenkliches Gesicht zu machen. Gleichzeitig meldete Nana McCrea: „Wir werden auf den normal lichtschnellen Kanälen gerufen.“ „Auf den Schirm, Miss McCrea.“ Die Schottin bestätigte und gleich darauf erschien ein finster drein blickendes Gesicht auf dem Bildschirm. Die tiefliegenden dunklen Augen lagen unter buschigen Augenbrauen, die sich nach Außen stark nach oben wölbten. Seine etwas kantigen Gesichtszüge wirkten markant, und einige harte Linien, die sich in der Gesichtshaut eingegraben hatten, zeugten von einem offenbar bewegten Leben. Das bereits etwas ergraute Haar trug er nach vulkanischer Tradition, auch wenn es gewisse Unterschiede gab. Wie bei einem Vulkanier, spielte der Ton seiner Haut etwas ins Grüne. Ebenso liefen seine Ohren spitz zu. Was diesen Mann jedoch generell von einem Vulkanier unterschied war, neben den Stirnwülsten über den Augenbrauen, das leidenschaftliche, wenn auch kalte Glitzern in seinen Augen, die undurchdringlich schienen. Das Muster seiner hellgrauen Uniform wies überall kleine Quadrate auf. Die golden schimmernden Rangabzeichen waren Valand Kuehn nicht geläufig. Der Norweger brauchte nur einen Augenblick um zu erfassen, welcher Spezies dieser Mann angehörte. Im nächsten Moment bestätigten die Worte des Mannes Kuehns Gedankengänge. „Hier spricht Commander Tomalak, vom Romulanischen Sternenimperium, an Bord des imperialen Kriegsschiffes TERIX. Wer sind Sie, und was suchen Sie in diesem Raumsektor, so nahe der Romulanisch-Neutralen-Zone?“ Valand Kuehn war für einen Moment fassungslos, denn immerhin war der Romulaner es, der sich widerrechtlich in Föderationsraum aufhielt. Trotzdem beschloss er, nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass selbst eine vollkommen intakte ALAMO diesen beiden Schiffen wenig entgegenzusetzen gehabt hätte, höflich zu bleiben. „Mein Name ist Valand Kuehn. Ich bin Commander der Sternenflotte und Captain der U.S.S. ALAMO. Unser Schiff wurde vor zwei Jahren, beim Ausbruch einer Supernova schwer beschädigt und wir befinden uns auf dem Weg zu Sternenbasis-718, um das Schiff notdürftig reparieren zu lassen. Darf ich meinerseits fragen, warum Sie sich widerrechtlich in Föderationsraum aufhalten?“ „Werden Sie nicht anmaßend!“, schnappte der Commander, der sich ihm als Tomalak vorgestellt hatte. Für einen Moment loderte unverhohlener Zorn in den dunklen Augen des Romulaners, der offensichtlich keinen Spaß verstand. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt und erklärte bestimmt: „Es geht hier um die Sicherheit des Romulanischen Sternenimperiums. Einige unserer Außenposten wurden ohne Vorwarnung von bisher Unbekannten angegriffen. Wir untersuchten den Vorfall, als wir Ihr Schiff scannten, dass sich auffällig langsam entlang unseres Territoriums entlang tastet. Es gibt Leute im Senat, die ihre Föderation dafür verantwortlich machen, und es für den Beginn einer Invasion halten.“ Kuehn blickte den Romulaner forschend an und fragte sich, ob seine Behauptung ernst gemeint war, oder ob es sich lediglich um eine fantastische Ausrede handelte. Er spürte, dass es nicht geraten war, diesen Romulaner zu unterschätzen, oder seine Worte auf die leichte Schulter zu nehmen. Darum sagte er verbindlich: „Wir haben weder Kenntnis von den Vorkommnissen, die Sie erwähnten Commander, noch haben wir etwas damit zu tun. Sie sind jedoch herzlich eingeladen, an Bord zu kommen, und sich selbst vom Zustand des Schiffes zu überzeugen.“ Valand Kuehn blickte den Romulaner offen, wenn auch etwas herausfordernd an. Er hatte ihm den Ball zu gespielt. Jetzt lag es an ihm die weitere Vorgehensweise festzulegen. „Woher weiß ich, dass Sie mich nicht vielleicht in eine Falle locken wollen, Commander Kuehn?“ „Sie können auch einen beliebigen Stellvertreter ihrer Wahl entsenden, bewaffnet wenn Sie es wünschen“, beschied ihm Valand Kuehn kühl, wobei er ihm unterschwellig zu verstehen gab, was er vom romulanischen Mut hielt. Tomalak, der die Spitze verstand, beugte sich in seinem Sitz vor, so dass sein Gesicht nun den gesamten Bildschirm ausfüllte. „Ich werde selbst an der Spitze eines Inspektionsteams an Bord Ihres Schiffes kommen“, grollte er. „Bedenken Sie dabei, dass die Waffen unserer Schiffe direkt auf ihres gerichtet sind.“ „Ich werde es nicht vergessen, Commander. Wir können Ihnen leider keinen Leitstrahl schicken, darum wäre es vielleicht das Beste, wenn Sie direkt unsere Brücke anpeilen. Wie sie sicherlich festgestellt haben, sind sowohl unsere Offensivwaffen, als auch unsere Defensiv-Systeme inaktiv.“ „Halten Sie sich bereit“, antwortete der Romulaner grimmig und unterbrach die Verbindung. Auf dem Hauptschirm waren nun die beiden gewaltigen Raumschiffe der Romulaner zu erkennen. Der Bug erinnerte an einen gewaltigen, grünen Raubvogelkopf, der an zwei langen, dünnen Hälsen mit den Doppelschwingen am Heck verbunden waren, die ihrerseits in grün leuchtende, schlanke Warpgondeln ausliefen, die sich zwischen ihren Spitzen befanden. „Dieser Tomalak hat die Wahrheit gesagt“, erklärte Nana McCrea stirnrunzelnd. Die Waffensysteme und die Zielscanner beider Schiffe sind aktiviert. Wir befinden uns in der Position einer sitzenden, fetten Ente auf dem Präsentierteller, wenn ich das so ausdrücken darf, Commander.“ Valand Kuehn schmunzelte lediglich und aktivierte dann seinen Kommunikator. „Sylvie, hier Valand. Komme bitte umgehend zur Brücke. Valand, Ende.“ An der NAV saß Anaree Scrillian und meinte mit finsterer Miene: „Rate mal, wer als Osterhase zu Besuch kommt?“   * * *   Noch bevor Sylvie LeClerc die Brücke erreichte, begann die Luft links neben dem Sitz des Captains zu flimmern und drei humanoide Gestalten schälten sich aus dem grünlichen Glühen des romulanischen Transporterstrahls. Es handelte sich um zwei Männer und eine Frau, die einen noch jungen Eindruck machte. Sowohl die Frau als auch einer der Männer hielten je einen Disruptor im Anschlag. Beide blickten sich aufmerksam auf der Brücke um, jederzeit bereit sofort von der Waffe Gebrauch zu machen, sollte sich das als notwendig erweisen. Der dritte war jener Mann, mit dem Valand Kuehn gesprochen hatte. Jetzt, da er hoch aufgerichtet, jeder Zoll seiner Erscheinung Stolz und Macht ausstrahlend, auf der Brücke der ALAMO stand und sich aufmerksam umblickte, wirkte er noch imposanter, als während des Gesprächs von Schiff zu Schiff. Er war mindestens ebenso hoch gewachsen, wie Valand Kuehn, doch seine Statur wirkte noch um einiges wuchtiger, als die des Norwegers. Valand Kuehn stellte instinktiv die Überlegung an, dass dieser Hüne sehr gut eine jener nordischen Sagengestalten seiner Geburtsnation, oder auch einen der legendären Wikinger hätte darstellen können. Dann machte er langsam, so dass es nicht bedrohlich wirke, einen Schritt auf die drei Besucher zu und wandte sich an jenen hünenhaften Romulaner, der sich ihm als Tomalak vorgestellt hatte: „Ich begrüße Sie an Bord der U.S.S. ALAMO, Commander Tomalak. Bitte schießen Sie nicht auf meinen Ersten Offizier, wenn er gleich hier erscheint. Ich brauche ihn, oder besser sie, nämlich noch.“ Die freundlich gesprochenen, höflichen Worte zeigten Wirkung. Während sich Tomalak zu ihm begab, steckten seine beiden Begleiter ihre Waffen weg, nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass keiner auf der Brücke einen Phaser trug. Als Tomalak vor Kuehn stand musterte er ihn kritisch und meinte dann, mit einem schnellen Blick auf die Brückencrew: „Sie machen einen sehr jungen Eindruck, Commander Kuehn. Oder täusche ich mich?“ „Nein, Commander, ich min tatsächlich in einem Alter, in dem man für gewöhnlich noch nicht den Rang eines Commanders besitzt. Und normalerweise würde ein Captain dieses Schiff führen. Bei der Katastrophe, die unser Schiff traf, wurden beinahe alle Führungsoffiziere getötet. Als dienstältester Brückenoffizier war ich dazu gezwungen, das Notfall-Protokoll der Sternenflotte anzuwenden, um eine funktionierende Kommandostruktur an Bord zu etablieren. Mein Rang ist also ein provisorischer Rang, den ich bei unserer Rückkehr wieder ablegen werde.“ Tomalak, der aufmerksam zugehört hatte, blickte nun eher fragend, als finster in seine Augen, wobei er anscheinend herauszufinden versuchte, ob der Mensch vor ihm, ihn belog. Dann fragte er: „Welchen regulären Rang besaßen Sie zuletzt?“ „Mein regulärer Rang wäre der eines Lieutenant, Sir.“ In diesem Moment öffnete sich zischend das Turboliftschott und Sylvie LeClerc betrat die Brücke. Als sie die drei Fremden entdeckte, von denen nun zwei ihre Hände an die Waffen legten, blieb sie stehen und blickte fragend zu Valand Kuehn. Der Norweger umriss kurz die Situation. Nachdem er geendet hatte blickte er wieder Tomalak an. „Ich glaube, Sie möchten sich ein Bild vom Zustand der ALAMO machen.“ „Das ist korrekt“, bestätigte der Romulaner knapp. „Sollte sich herausstellen, dass Sie gelogen haben, werden Sie die Konsequenzen dafür zu verantworten haben.“ „Dessen bin ich mir bewusst, Commander Tomalak“, erwiderte Kuehn mit fester Stimme, wobei er Sylvie einen warnenden Blick zu warf, die etwas unwillig zu dem Romulaner herüber blickte. „Wenn Sie gestatten, dann gehe ich voraus.“ Tomalak nickte, und Valand fragte sich insgeheim, ob das eine typisch romulanische Geste war, oder ob er bereits vor ihm Menschen kennengelernt hatte. Er beschloss, Tomalak später eine entsprechende Frage zu stellen, während er die Kabine des Turbolifts betrat. Sylvie LeClerc sagte: „Deck-15.“ Währenddessen erklärte Valand Kuehn den drei Romulanern: „Wir fahren zuerst zum Haupt-Maschinendeck hinunter, damit Sie sich ein Bild von dem Zustand unseres Warpkerns machen können. Danach führe ich Sie durch alle anderen wichtigen Abteilungen des Schiffes. Und durch jene Bereiche, die besonders betroffen gewesen sind.“ „Ich bin einverstanden“, erklärte Tomalak für sich und seine Begleiter. Erst jetzt fiel dem Norweger auf, dass die romulanische Frau, selbst nach menschlichen Gesichtspunkten, ausgesprochen hübsch war. Auffallend waren ihre großen, dunklen Augen, die schon beinahe betazoidisch wirkten. Ihre Haare trug sie nach der klassisch-vulkanischen Mode. Offensichtlich waren sich beide Völker in dieser Hinsicht immer noch sehr ähnlich. Valand wusste, dass sich das Alter von Angehörigen vulkanoider Spezies oft nur sehr schwer schätzen ließ, aber anhand der Ausstrahlung ihrer Augen tippte er, dass sie etwa in seinem Alter sein musste, vielleicht sogar etwas jünger. Wieder ging Valand voraus, als sie das Zieldeck erreicht, und den Turbolift verlassen hatte. Im Hauptmaschinenraum angekommen, nahmen Tomalaks Begleiter zwei handliche Geräte, Tricordern nicht unähnlich, die sie mit sich führten und nahmen überall, besonders aber dort, wo noch deutlich das Eindringen des Plasmas erkennbar war, gründliche Messungen vor. Nach einer Weile kamen die beiden Wesen zurück und die Frau sprach einige Sätze in ihrer Sprache, die der Universalübersetzer des Kommunikators nicht analysieren konnte, mit dem romulanischen Commander, dessen Haltung sich etwas entspannte. „Das Schiff scheint tatsächlich von einem Plasmaausläufer getroffen worden zu sein, aber ich möchte dennoch auch die anderen betroffenen Abteilungen sehen“, erklärte Tomalak zu Kuehn gewandt. „Ich habe keinerlei Einwände, Commander Tomalak.“ Fast gegen seinen Willen gestand sich Tomalak ein, dass ihn das höfliche, aber auch bestimmte Auftreten dieses jungen Mannes gefiel. Auch wenn er in erster Linie an das Wohl seines Volkes zu denken hatte, so schien es ihm doch, dass von diesem Sternenflottenoffizier keinerlei Unaufrichtigkeit ausging. Der Romulaner wusste, dass es mitunter gefährlich sein konnte, seinen Gefühlen zu vertrauen, aber es gehörte zu seinem Wesen. Und er war stolz darauf, unterschied es ihn doch von den verhassten Vulkaniern. Sie gingen weiter, und während sie durch die Gänge des Schiffes schritten überlegte Tomalak bei sich, was sein alter Kampfgefährte Tebok an Bord seines Schlachtschiffes, das Vorfälle die sich in der Nähe der Sternenbasis-718 ereignet hatten, untersuchte wohl herausgefunden haben mochte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)