Star Trek - Timeline - 02-01 von ulimann644 (Das Sonneninferno) ================================================================================ Kapitel 2: Ahy´Vilara Thren --------------------------- Persönliches Logbuch Ensign Valand Kuehn Sternenzeit: 35999.4   Wir schreiben die letzten drei Stunden des Jahres 2358. Die letzten Wochen und Monate sind für mich ein einziger Lernprozess gewesen. Rückblickend frage ich mich, wo die Zeit geblieben ist, so schnell verging sie, seit ich meinen Dienst als Sternenflottenoffizier angetreten habe. Mein erster Tag an Bord scheint bereits Jahre zurück zu liegen. Seltsamerweise bin ich der Medizinischen Assistentin, Ahy´Vilara Thren, die Melanie immer wieder erwähnt, bis heute nie begegnet, so dass ich mittlerweile fast vermute, dass es sich bei dieser Andorianerin entweder um einen Geist, oder aber eine Erfindung von Melanie handelt, mit der mich mittlerweile eine sehr innige, rein platonische Freundschaft verbindet. Leider hatte ich zu Weihnachten, während der Feier, Dienst. Dafür habe ich heute Abend frei, so dass ich an der Silvesterfeier teilnehmen kann. Außer mit Melanie, die heute Abend leider Bereitschaft hat, habe ich mich mit Miranea Kerath, und ihrer Freundin Siran Torinar, eine unvereinigte Trill, angefreundet. Da Siran heute Abend ebenfalls Dienst hat, holt mich Miranea in einer Stunde zur Party ab. Captain Crel wird ebenfalls auf der Party erwartet, und ich bin wirklich gespannt, wie Tellariten Silvester feiern. Mittlerweile verstehe ich mich mit dem Captain ganz gut, was vermutlich daran liegt, dass wir nun beide besser einschätzen können, was wir von einander zu halten haben – jetzt, da wir täglich mit einander im Dienst sind. Mit dem Rest der Führungscrew verstehe ich mich sehr gut, wobei ich besonders zum Bordarzt, Commander Alloran Veron, ein herzliches Verhältnis entwickelt habe. Bereits in den ersten Tagen hat er eine Art Mentor-Rolle übernommen. Durch ihn habe ich bisher fast die Hälfte der ALAMO-Crew kennen gelernt. Aber selbst er hat es bis heute nicht geschafft, mich mit seiner andorianischen Assistentin bekannt zu machen, was mich in dem Glauben bestärkt, in dieser Hinsicht einem Scherz der Crew auf den Leim zu gehen. Doch wie auch immer – heute Abend werde ich mich ganz sicher amüsieren, so viel steht bereits jetzt fest.   * * *   Valand Kuehn musste zugeben, dass sich die Mannschaftsdienstgrade der ALAMO redlich Mühe gegeben hatten, zwei neben einander liegende, große Frachträume, in Partysäle umzufunktionieren. Während man in einem der Räume ein gewaltiges Buffet samt Bar aufgebaut hatte, bestand der zweite Raum eigentlich nur aus einer Bühne, auf der eine improvisierte Band fetzige Tanzmusik spielte, nebst riesiger Tanzfläche. Die Wände und Decken der Räume waren mit bunten Stoffbahnen und provisorischen Girlanden drapiert worden. Einige eilig installierte Strahler verbreiteten ein angenehm trübes Licht auf der Tanzfläche. Während der letzten zwei Stunden hatten Miranea Kerath und Valand Kuehn ausgelassen durchgetanzt. Eine Gruppe junger Crewmen aus der Technischen Abteilung hatte sich ihnen angeschlossen, und in der letzten halben Stunde, unter großem Hallo und viel Gelächter, versucht, ihnen den rigelianischen Fruchtbarkeitstanz beizubringen. Die Izarianerin amüsierte sich dabei königlich, weil die offensichtlichen Flirtversuche einer hochgewachsenen Rigelianerin, in Richtung Valand, sofort bemerkt hatte, anscheinend ganz im Gegensatz zu dem jungen Ensign. Als die dunkelhaarige Technikerin, mit der exotischen Gesichtsmusterung, wie zufällig ins Straucheln geriet und sich bei Valand abfing – und dieser sie förmlich an den Schultern ein Stück von sich schob, stupste Miranea ihn an und meinte fröhlich: „Wir haben gleich Mitternacht. Was halten Sie davon, wenn wir uns mal langsam etwas zu Trinken besorgen?“ „Eine gute Idee.“ Mit einem letzten Blick zu der etwas enttäuscht schauenden Rigelianerin folgte er Miranea. Auf dem Weg nach Nebenan fragte die Izarianerin keck: „Sie sind Single und lassen eine solche Gelegenheit aus?“ Kuehn hob leicht seine Augenbrauen. „Glauben Sie wirklich, die Rigelianerin hätte eindeutige Absichten gehabt?“ „Das war doch wohl offensichtlich“, schmunzelte Miranea. „Aber Sie scheint nicht Ihr Typ zu sein, sonst wäre es ihnen wohl aufgefallen.“ „Wer weiß“, orakelte Valand augenzwinkernd. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch die Menge, zur Bar. Dort trafen Sie auf Alloran Veron, der die beiden herzlich begrüßte. Dann wandte sich der Commander zu Valand Kuehn und meinte: „Eine tolle Party, nicht wahr? Übrigens, meine andorianische Assistentin ist auch hier. Wenn Sie möchten, dann stelle ich Sie einander vor.“ „Langsam glaube ich, dass diese Andorianerin nur ein Mythos ist“, gestand der Norweger mit skeptischem Blick. „Die Dame besitzt die merkwürdige Fähigkeit für meine Augen unsichtbar zu sein.“ Damit gab er bei einem der Freiwilligen, die sich als Barkeeper angeboten hatten, seine Bestellung für Miranea und sich auf. Als der Barkeeper ihm zwei andorianische Ale hinüber schob, nahm der Norweger die beiden Gläser in Empfang und reichte eines davon Miranea. „Keine leichte Kost“, meinte der Arzt launig und lächelte nachsichtig. „Solange man es nicht übertreibt, ist gegen einen Schluck davon, Dann und Wann, nichts einzuwenden, denke ich“, ging Kuehn auf die Bemerkung ein. Nebenan spielte die Kapelle einen Tusch und begann die zehn letzten Sekunden des Jahres herunter zu zählen. Alle zählten mit, auch der Doc, Miranea und Valand. Bei Null prosteten sie einander zu, wobei der Arzt mit einem irdischen Bier anstieß. Erst danach ging der Arzt auf die letzte Bemerkung des jungen Norwegers ein. „Nicht aus ärztlicher Sicht, wenn es bei dem Dann und Wann bleibt.“ Sie leerten ihre Gläser. Dann blickte der Arzt über Kuehns Schulter hinweg und meinte: „Übrigens, da drüben kommt meine Assistentin.“ Valand Kuehn wandte sich um, und folgte dem Blick des Bordarztes. Zwanzig Meter von ihm entfernt bahnte sich eine hochgewachsene, schlanke Frau, in blau abgesetzter Sternenflottenuniform, einen Weg durch die Menge, direkt auf seine Position zu. Durch ihre blaue Hautfarbe, den Antennen, die in ständiger Bewegung zu sein schienen und den silbrig schimmernden, schneeweißen Haaren, die sie recht kurz trug, fiel sie, selbst in einer solchen Menge von Lebewesen, sofort auf. Sie bewegte sich auf eine anmutige Art und Weise geschmeidig während sie lächelnd diverse Neujahrswünsche erwiderte. Es war das bezauberndste Lächeln, das der Norweger jemals gesehen hatte. Wie er in diesem Moment feststellte, hatte Melanie Gerlach nicht übertrieben, als sie erwähnte, dass diese Andorianerin ausgesprochen hübsch war. Valand war im Moment schlicht gefangen von ihrem Anblick. Gerade so, als habe sie seinen begeisterten Blick bemerkt, wandte sie sich ihm zu. Ihre tiefblauen Augen sahen nun direkt in seine, und Valand Kuehn hatte für einen kurzen Moment der Klarheit das unbestimmte Gefühl, als würden sie sich mit den Augen, bei den Händen fassen. Ein unbewusstes Lächeln überflog sein Gesicht. Es war der Moment, in dem ihm bewusst wurde, dass dies die Frau war, nach der er bisher vergeblich Ausschau gehalten hatte. Seine zweite Hälfte, die ihn als Lebewesen erst komplettieren würde. Die eine, bei der man unwillkürlich wusste, dass man mit allen Anderen die vorher waren doch immer nur sie gemeint hatte. Erst als sie heran war, und ihn leicht fragend musterte, bemerkte der Ensign, dass er die andorianische Frau noch immer anstarrte. Ihre Antennen begannen, sich leicht nach Innen zu biegen, und Valand, der die Bedeutung dieser Bewegung, durch seinen Freund Tar´Kyren Dheran nur zu gut kannte, räusperte sich verlegen, und blickte hilfesuchend zu Veron. Dieser amüsierte sich offensichtlich. Dann hatte er ein Einsehen mit dem Norweger und wandte sich der Andorianerin zu. „Hallo, Lieutenant Thren. Darf ich Ihnen unseren Taktischen Offizier, Ensign Valand Kuehn, vorstellen?“ Er wandte sich von ihr zu Valand Kuehn und deutete auf seine Assistentin: „Darf ich vorstellen: Lieutenant Ahy´Vilara Thren, die beste Assistenzärztin die ich kenne.“ „Legen Sie es darauf an mich, gleich in den ersten Minuten des neuen Jahres, verlegen zu machen, Commander?“, fragte die Andorianerin, mit angenehm klarer Stimme, bevor sie sich Kuehn zu wandte. „Es ist mir ein Vergnügen, Ensign Kuehn. Ich hatte Sie beinahe für einen Mythos gehalten, da der Commander stets von ihnen erzählt hat, wir uns aber bisher nie begegnet sind.“ Miranea Kerath begann erheitert zu lachen, und auch der Doktor hatte seinen Spaß, bei den Worten der Andorianerin, die ihn mit einem fragenden Blick bedachte. Alloran Veron seinerseits wandte sich an die Izarianerin und sagte: Ich würde ganz gerne tanzen, Miss Kerath. Wie ist es mit Ihnen?“ Auch ohne das, wie zufällig wirkende, Augenzwinkern, hätte Miranea zugestimmt. „Gerne, Commander.“ Sie stellten ihre Gläser auf die Theke der Bar und entfernten sich rasch. Kuehn blickte ihnen kurz nach, als sie in der Menge verschwanden bevor er sich wieder Ahy´Vilara Thren zu wandte. „Die beiden haben deshalb so viel Spaß“, erklärte Valand Kuehn, „weil ich vor wenigen Minuten sagte, dass ich Sie für einen Mythos hielt. Eben weil der Doktor und Melanie zwar stets von Ihnen erzählten, aber wir uns nie begegneten.“ „Aha“, machte die Andorianerin und ihre Antennen richteten sich auf den Norweger. „Sie duzen sich mit Ensign Gerlach?“ Kuehn nickte und erwiderte: „Ja, wir verstehen uns sehr gut – kollegial natürlich.“ „Natürlich.“ Ahy´Vilara Thren musterte ihn so intensiv, dass sich Kuehn für einen Moment vollkommen durchschaut fühlte. Nervös begann er sein Glas in den Händen zu drehen, und fragte dann: „Möchten Sie auch etwas trinken, Lieutenant?“ „Ich nehme das Gleiche, was Sie hatten, Ensign. Das heißt, falls Sie noch ein Glas davon vertragen, was immer es auch war...“ Valand grinste schief. „Ein weiteres andorianisches Ale wird mich nicht umbringen.“ Damit ging er zur Bar. Ahy´Vilara blieb an seiner Seite, was in Kuehn ein gewisses angenehmes Kribbeln in der Magengegend sorgte. Er bestellte zwei andorianische Ale und als sie ihre Gläser bekamen prosteten sich Valand und Ahy´Vilara zu. Zum Erstaunen des Norwegers leerte die Andorianerin ihr Glas in nur einem Zug. Natürlich wollte er nicht nachstehen, und tat es ihr nach. Etwas benommen stellte er sein Glas zurück auf die Bar, wobei er nur mühsam ein Husten unterdrücken konnte. Die dunkelblauen Lippen der Andorianerin verzogen sich zu einem süffisanten Lächeln. „Nicht, dass Sie das Ale am Ende doch umbringt, Ensign. Das würde sich nicht gut in meinem Bericht, und auch nicht gut in meiner Dienstakte, machen.“ „Der Schluck ging nur in die falsche Kehle“, behauptete der Norweger tapfer. „In diesem Fall...“ Damit wandte sich die Assistenzärztin an den Barkeeper und meinte: „Das Gleiche nochmal.“ Valand Kuehn ahnte, das dies kein gutes Ende nehmen würde, doch er war bereit, sich der Herausforderung zu stellen – komme was da wolle. Während sie auf ihre Getränke warteten, wandte sich die Andorianerin Valand zu. „Darf ich fragen, was Sie machen, wenn sie nicht im Dienst sind?“ „Zumeist versuche ich mich fit zu halten.“ Kuehn lächelte als er hinzufügte: „Das Holodeck, und mein Fechtprogramm sind quasi mein Ersatzquartier.“ Er nutzte die Gelegenheit und bemerkte: „Ich suche immer noch einen würdigen Gegner für Velocity – bisher war mir an Bord niemand gewachsen. Den letzten würdigen Gegner hatte ich auf der Akademie, in meinem Freund, Tar´Kyren.“ „Der Name ihres Freundes klingt andorianisch.“ „Er ist andorianisch. Tar´Kyren Dheran stammt aus Li Mi´She.“ Die Antennen der Andorianerin richteten sich erneut auf Valand Kuehn. „Sagten Sie, Tar´Kyren Dheran – aus Li Mi´She? Der Sohn von Den´Lyran Dheran?“ Kuehn blickte verwundert drein. „Sagen Sie bloß, Sie kennen ihn?“ „Nein, aber ich bin seinem Vater schon einmal begegnet“, erklärte sie. „Meine Familie, und die Dherans gehörten in früherer Zeit demselben Clan an. Heute sind diese Clans nur noch Legende, aber der Zusammenhalt der zugehörigen Familien ist noch immer da.“ „Interessant. Das wusste ich bisher nicht.“ Ahy´Vilara nahm die beiden bestellten Gläser in Empfang und reichte eines davon Valand Kuehn. Dabei meinte sie: „Um darauf zurück zu kommen – Sie erwähnten, dass Sie gerne Velocity trainieren. Wenn Sie möchten, dann können wir uns ja gelegentlich nach unserem Dienst, zu der ein oder anderen Begegnung treffen. Ich bin zwar etwas aus der Übung, aber es wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, wieder einzusteigen.“ „Das wäre toll“, antwortete Valand und deutliche Begeisterung schwang dabei in seiner Stimme mit. „Dann ist das abgemacht“, stellte die Andorianerin sachlich fest. „Na, dann Prost!“   * * *   „Das nennen Sie also: Etwas aus der Übung“, meinte Valand Kuehn, nachdem er auch die dritte Partie Velocity, wenn auch nur knapp, gegen Ahy´Vilara Thren verloren hatte. Mit einem ziemlichen Brummschädel behaftet hatte er sich, nach seinem Dienst auf der Brücke der ALAMO, mit der andorianischen Assistenzärztin getroffen um wie am Vortag verabredet mit ihr Velocity zu trainieren. Bei der Sportart Velocity ging es darum, einen etwa dreißig Zentimeter durchmessenden und fünf Zentimeter hohen Diskus abwechselnd mit Phasern zu treffen während er sich schnell durch den Raum bewegte, wobei ein leuchtendes Farbband an der Schmalseite jeweils die Farbe des Spielers anzeigte, der am Zug war. Durch den Punkt des Treffers konnte man außerdem den Flugvektor des Diskus beeinflussen. Gespielt wurde dabei über zehn Runden, die sich, je nach dem Können der Kontrahenten, ziemlich in die Länge ziehen konnten. Ahy´Vilara Thren schmunzelte amüsiert. „Ja, das nenne ich aus der Übung. Aber Sie selbst scheinen nicht ganz bei der Sache zu sein, Ensign. Verlangsamte Reflexe, geweitete Pupillen, zu schneller Ruhepuls wie es scheint... Als Medizinerin würde ich sagen, sie leiden an den Folgen von zu viel andorianischem Ale.“ „Ach was“, schnappte Valand, etwas frustriert. Ihr gönnerhafter Tonfall reizte ihn. „Als ob Sie nicht selbst dabei gewesen wären.“ Fragend blickte er zu der Andorianerin, die drei Meter von ihm entfernt stand. Der schwarze, eng anliegende Trainingsanzug betonte ihren straffen, sportlichen Körper und das Spiel ihrer Muskeln war darunter zu erkennen, wenn sie sich bewegte. „Sie haben übrigens dieselbe Menge an Ale konsumiert, wenn ich mich recht erinnere. Macht Ihnen das gar nichts aus, Lieutenant?“ „Sie scheinen zu vergessen, dass es sich um ein andorianisches Getränk handelt. Als Nicht-Andorianer sind Sie daran nicht gewöhnt. Außerdem wirkt Alkohol auf Andorianer längst nicht so berauschend, wie auf Menschen, müssen Sie wissen.“ Valand nickte in der Erinnerung an Elisabeth Danes Geburtstag, während seines letzten Jahres an der Akademie. Seinerzeit hatte Tar´Kyren diesem Getränk sehr zugesprochen, und auch er hatte anschließend kaum eine erkennbare Reaktion gezeigt. Aber darüber redeten Andorianer wohl nicht oft. „Jetzt wird mir manches klar, Lieutenant. Erinnern Sie mich das nächste Mal daran, dass ich bei europäischem Bier bleibe.“ „Welches nächste Mal?“ Valand Kuehn blickte Ahy´Vilara etwas überrascht an. Ihre nüchterne Frage brachte ihn sichtlich aus dem Konzept. „Na, ja – ich dachte wir könnten und vielleicht mal zum Abendessen verabreden. Sie sind mir sympathisch.“ Das war die Untertreibung der laufenden Dekade, aber der Norweger gewann den Eindruck, dass es nicht vorteilhaft sein würde bei Ahy´Vilara gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Die Antennen der Andorianerin bogen sich leicht nach Innen. „Sie sind mir ebenfalls sympathisch, aber darin sehe ich noch lange keinen Grund mich mit ihnen zum Abendessen zu verabreden, Ensign.“ Im Moment hatte Valand Kuehn den Eindruck, einen Faustschlag in den Magen bekommen zu haben. So emotionslos – so kalt, war er noch nie zuvor abgeblitzt. Er bemühte sich, seine Enttäuschung nicht offen zu zeigen und fragte statt dessen: „Wie wäre es dann, wenn wir wenigstens gelegentlich gemeinsam Velocity trainieren, Lieutenant?“ Ihre Haltung entspannte sich wieder etwas. „Wenn Sie versprechen, sich künftig etwas mehr anzustrengen...“ „Worauf Sie sich verlassen können“, antwortete Valand, und diese Worte meinte er so, wie er sie sagte. Sie verließen das Holodeck, und verabschiedeten sich von einander. Mürrisch suchte Kuehn sein Quartier auf, duschte und zog sich dann um. Danach beschloss er, Commander Veron aufzusuchen. Er brauchte seinen Rat. Kuehn wusste, dass Alloran Veron momentan Dienst hatte, und so machte er sich auf den Weg zur Krankenstation. Unterwegs dachte er noch einmal über das nach, was sich auf dem Holodeck abgespielt hatte. Er spürte eine seltsame Unsicherheit, was Ahy´Vilara betraf, und er fragte sich, ob die Ursache möglicherweise darin zu suchen war, dass es ihm die Mädchen bislang zu leicht gemacht hatten. Hatte ihm bisher einfach eine wirkliche Herausforderung gefehlt, so dass er nun diese tiefe Enttäuschung verspürte? Dieser Gedanke gefiel Kuehn nicht, aber er war intelligent genug, ihn nicht deshalb zu ignorieren. Er verließ den Turbolift und hatte die Krankenstation schon fast erreicht, als er den Schritt verhielt. Er schalt sich einen Narren und machte kehrt. Da stieß er nun das erste Mal bei einer Frau auf etwas Widerstand, und was machte er: Rannte wie ein enttäuschter, kleiner Junge zu Veron, um sich bei ihm auszuheulen. Was zum Teufel war denn nur mit ihm los...?   * * *   „Du bist verknallt, mein Junge. Bis über beide Ohren!“ Valand Kuehn blickte Miranea Kerath, die begann schallend zu lachen, verblüfft an. Nach einem Moment meinte sie erheitert: „Du müsstest dein Gesicht sehen können, Valand.“ „Besser nicht“, erwiderte der Norweger ironisch. „Außerdem ist das nicht zum Lachen, sondern eine ernst zu nehmende Angelegenheit.“ „Natürlich“, versicherte die Izarianerin ernsthaft, doch das belustigte Funkeln ihrer Augen strafte ihre Worte eindeutig Lügen. Dann besann sie sich darauf, dass die Angelegenheit für Valand wirklich ernst war, und meinte beschwichtigend: „Vielleicht solltest du dich nicht unnötig unter Druck setzen. Lass dir einfach Zeit und übereile nichts. Gib Ahy´Vilara einfach die nötige Zeit, dich besser kennen zu lernen. Wenn es Aussichten auf Erfolg gibt, dann wird sich das früher oder später schon herauskristallisieren.“ „Mir wäre früher lieber.“ Miranea lächelte nachsichtig. „Vergiss bitte nicht, dass sie Andorianerin ist. Mit denen muss man meistens erst ein Pfund Salz essen, bevor sie einen akzeptieren.“ Kuehn überlegte, wie er Tar´Kyren kennen gelernt hatte, und nickte dann. „Vielleicht hast du recht. Nur - so ungeduldig und so kribbelig war ich bisher noch nie.“ Miranea wurde nun wieder vollkommen ernst. „Dann hat es dich also wirklich erwischt, und es ist nicht bloß eine momentane Schwärmerei. Da kann ich dir nur viel Glück wünschen, mein Freund.“ Bei ihren letzten Worten wurde der Meldekontakt des Quartiers aktiviert und Miranea sagte: „Herein!“ Im nächsten Moment schritt Siran Torinar durch das geöffnete Schott herein. Sie warf einen schnellen, fragenden Blick zu Valand und begrüßte ihn knapp, bevor sie zu Miranea schritt, sie liebevoll umarmte, und einen sanften Kuss auf die Lippen gab. Valand wusste, dass die dunkelhaarige Trill Miraneas Lebensgefährtin war. Dennoch mutete es ihm, als hetero ausgerichteten Mann, immer wieder etwas seltsam an, wenn sich zwei Frauen auf diese Weise berührten, ansahen und küssten. Auch wenn er das als moderner Mann des 24. Jahrhunderts selbstverständlich tolerierte und als völlig normal betrachtete. Dennoch gab es im Menschen immer noch Urinstinkte, die sich nicht völlig leugnen ließen. Valand wusste, dass Siran anfangs gelegentlich eifersüchtig auf ihn gewesen war, weil er sich gut mit Miranea verstand. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie überzeugt davon gewesen war, dass er ihr Miranea wirklich nicht ausspannen wollte. Ab diesem Zeitpunkt hatte sich ihr kameradschaftliches Verhältnis zu einander spürbar verbessert. Mittlerweile verstand sie sich beinahe genauso gut mit ihm, wie Miranea. „Hallo, Valand“, grüßte Siran ihn, nachdem sie dicht neben Miranea Platz genommen hatte. „Was brütet ihr zwei denn wieder aus?“ „Valand hat sich in unsere Assistenzärztin verliebt“, antwortete die Izarianerin prompt und legte ihren linken Arm um Sirans schmale Hüfte. „Warum gibst du es nicht gleich per Subraumfunk an die Sternenflotte weiter“, knurrte Valand gespielt finster. „Dann wissen es wenigstens alle.“ „Vor Siran habe ich keine Geheimnisse“, bekannte Miranea und legte ihren Kopf an Sirans Schulter. „Aber sei ganz beruhigt, keiner sonst wird davon erfahren. Zumindest nicht durch uns beide.“ Siran nickte zustimmend wobei sie ihm gleichzeitig einen auffordernden Blick zu warf. Kuehn, der ihn verstand, erhob sich und meinte: „Entschuldigt mich, bitte. Ich habe noch zu tun.“ Nachdem er gegangen war, meinte Miranea zu Siran: „Schon seltsam. Da hat dieser Junge ein so feines Gespür und bei unserer Assistenzärztin kriegt er die Kurve nicht.“ Siran lächelte und gab ihrer Freundin einen langen Kuss, bevor sie antwortete: „Ich denke, er wird es schaffen. Die Frage ist nur: wann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)