Auf der Suche von CharleyQueens (soft! Mars x Venus) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie zog die Kapuze tief in ihr Gesicht, ehe sie sich aufmerksam umsah. Der Gang war leer und entschlossen trat sie aus ihrem Zimmer. Mit raschen Schritten ging sie den Korridor entlang, spärlich wurden die weißen Steine von Kerzen beleuchtet. Es war tiefste Nacht, das ganze Schloss lag im Schlaf. Sie betrat den Raum am Ende des Flures, der nur durch einen hauchdünnen Schleier vom Korridor abgetrennt war. Leise plätscherte Wasser durch den Raum, dass sich in angebauten Einbuchtungen seinen Weg in die Mitte suchte und dort auf magische Weise nach oben floss. Sie blieb nicht stehen um das Spektakel zu betrachten – das Wasser leuchtete weiß – sondern schlüpfte aus ihren Schuhen, nahm diese in die Hand und trat dann durch das Wasser, welches vom Boden an die Decke strömte. Ein kalter Schauer durchfuhr sie, während sie durch das Wasser trat. Es fühlte sich eiskalt an und sie zog den Mantel enger. Hoffentlich würde es schnell vorbei sein. Ein weiterer Schritt und sie spürte, wie kalter Wind sie umwehte. Sie öffnete die Augen und sah sich erstaunt um. Es hatte tatsächlich funktioniert. Sie stand in einem dunklen Raum, hinter ihr einige Tafeln, die mit Worten in einer fremden Sprache beschriftet waren. Einzig und allein einige Kerzen an der Wand spendeten Licht.Ein Tempel der Mondgöttin. Sie lächelte, wenn diese Menschen wüssten, dass dieser Ort mehr als nur ein Tempel war.Er war eine von den wenigen Verbindungen zwischen Mond und Erde. Sie trat nach draußen und sah sich erstaunt um. Es war Nacht und trotzdem sah es so anders aus. Da waren Bäume, die hochwachsend ihre Äste gen Himmel streckten. Und, was war das für weißes Pulverzeug auf dem Boden? Sie bückte sich und fuhr mit den Fingern durch die Masse, die den gesamten Boden zu bedecken schien. Es war kalt und als sie es zwischen den Fingern rieb, schmolz es. „Und sie haben so komisches, weißes Zeug auf der Erde, den sie Schnee nennen. Oh, du musst dir das ansehen...“ Sie erinnerte sich an Serenitys Worte. Die junge Prinzessin hatte jedes einzelne der Bücher über die Erde gelesen. Zugegeben, es waren nicht gerade viele Bücher und die meisten waren schon alt und zerschlissen. Teils fehlten sogar ganze Seiten. Trotzdem, die Prinzessin liebte diese Bücher – auch wenn sie sonst nichts mit Lesen am Hut hatte. Nein, dass war Mercurys Sache. Bücher und so ein Zeug. Mercury war der kluge Kopf, der ruhige Pol ihrer Gruppe. Serenity mied normalerweise jede Lektüre, was sie also an den Büchern über den blauen Planeten so interessant fand, war der jungen Frau schleierhaft gewesen. Doch nun verstand sie es. Dieser Planet hatte eine unglaubliche Ausstrahlung auf sie. Sie ging ein paar Schritte durch den Schnee und bemerkte schon bald, dass ihre Stöckelschuhe nicht gerade das passende Schuhwerk war. Dort drüben lag nichts von diesem weißen Zeug, ein Weg war freigeschaufelt worden. Sie eilte dorthin und ging mit raschen Schritten die Straße entlang. Dabei hatte sie doch keine Ahnung, wo sie eigentlich hin musste. Alles, was sie wollte, war die Prinzessin zu finden und so schnell wie möglich nach Hause zu bringen. Denn, wenn sie morgen nicht da war, wenn ihre Mutter, die Mondkönigin Serenity, die Erste von ihrer Reise zu den Äußeren Planeten zurückkehrte und ihre Tochter nicht anwesend war, würde das großen Ärger bedeuten. Und sie wollte ihre Prinzessin vor allzu großen Standpauken schützen. Es würde die Königin verstimmen, wenn sie wusste, dass ihre Tochter schon wieder die Erde besucht hatte. Trotz ihres Verbots. Also musste sie die Prinzessin finden, denn die Königin hatte angedroht, ihre Tochter überwachen zu lassen, sollte sie sich noch einmal fortschleichen. Sie mussten vor Morgenanbruch wieder im Schloss sein. Suchend sah sie sich um. Schnee bedeckte die Landschaft und noch immer war nichts zu sehen. Wo war die Prinzessin nur hin? Möglicherweise war es doch ziemlich ungeplant von ihr, dass sie einfach losgegangen war und auf eigene Faust nach ihr suchte. Sie hätte den anderen Mädchen Bescheid geben können, doch sie hätten sich alle nur aufgeregt über Serenitys Verhalten. Allen voran sie, die Kriegerin des Feuers. Sie würde sicherlich nicht gerade erfreut sein, wenn sie wüsste, dass Serenity wieder auf der Erde war. Sie blieb stehen, als hinter ihr ein Zweig knackte. Jemand war hinter ihr. Entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen ging sie weiter. Folgte man ihr? Die Schritte wurden lauter, und schließlich drehte sie sich ruckartig um und wollte ihren Verfolger abwehren. Doch so weit kam es nicht. Erstaunt blickte sie auf, als sie ihren Verfolger erkannte. Oder eher ihre Verfolgerin. „Also?“ Mars verschränkte die Arme vor der Brust. In ihrer Kriegerkleidung sah sie vollkommen anders aus. Und wäre sie nicht die Kriegerin des Feuers hätte sie in diesem kurzen Rock sicherlich gefroren. Doch Mars fror nicht. Und nun stand sie vor ihr und blickte sie auffordernd an. „Also, was?“ Dabei wusste sie doch genau, was Mars meinte. Trotzdem, vielleicht konnte sie so etwas Zeit schinden. „Ich will wissen, was du hier machst.“ Sie trat näher an sie und Venus wich zurück. Die Kriegerin des Feuers hatte schon immer einen edlen Eindruck auf sie gemacht. Sie konnte voller Leidenschaft sein und war doch gerade die Ruhe selbst. Venus seufzte geschlagen. Mars wusste es doch sowieso schon. „Ich suche unsere Prinzessin, Mars“, erklärte sie ihr nun ruhig. Die junge Frau hob skeptisch eine Augenbraue an. „Ganz alleine? Du hättest uns ruhig Bescheid geben können, dass sie wieder hier ist.“ „Du bist ja auch alleine gekommen.“ Mars schmunzelte amüsiert. „Ich habe dich gesehen, wie du durch den Gang geschlichen bist und bin dir gefolgt. Ich hätte wissen müssen, dass Serenity wieder hier ist. Also, holen wir sie zurück?“ Und ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie voran. Venus eilte ihr hinterher. „Also, wo müssen wir sie suchen?“ Venus blickte sie irritiert an. „Woher soll ich das denn wissen? Ich bin genauso wie du das erste Mal hier.“ Ihre Gefährtin schüttelte den Kopf. „Wir sollten uns durchfragen“, schlug sie schließlich vor, als sie vor einer kleinen Holzhütte ankamen, durch dessen Fenster ein flackerndes Licht schien. In dem vom Holzlatten umzäunten Garten hing eine Wäscheleine, auf der mehrere Kleidungsstücke hingen. „Warum probieren wir es nicht gleich hier?“ „In diesen Sachen solltest du niemandem begegnen“, meinte Venus jedoch und deutete auf ihr knappes Kleidungsstück. Sie errötetet leicht und fuhr sich mit der Hand durch ihr pechschwarzes, langes Haar. „Lass mich das machen.“ Sie nickte und Venus klopfte an die Tür. Es dauerte nicht lange, bis ein alter Mann mit langen, weißen Haaren ihr die Tür öffnete. „Entschuldigen Sie bitte die späte Störung.“ Sie setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und versuchte, nicht allzu viel zu atmen, denn eine stinkenden Alkoholfahne ging von dem Mann aus, der sie mit halb geschlossenen Augen anblickte. „Aber wir sind auf der Suche nach...“ Sie zögerte. Was suchten sie überhaupt? „Wollihr suuu Schloss?“ lallte der Mann unverständlich und es brauchte einige Zeit, bis Venus verstanden hatte, dass seine Worte Wollt ihr zum Schloss lauteten. Verwundert fragte sie nach, wieso der Mann auf den Gedanken kam, dass sie ein Schloss suchten. Sie trug einen einfachen Mantel, damit wirkte sie nicht gerade sehr herausgeputzt. „Je'er willsu Schloss“, lallte er wieder. „Der Könisch hat doch Geburtstach...“ Der König also – sicherlich sprach er von diesem jungen Mann Endymion. Sie hatte ihn noch nie gesehen. „Immer die Strasse lang.“ „I-ich danke ihnen.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte mit schnellen Schritten wieder zurück zu Mars. „Komm, lass uns gehen.“ Sie hakte sich bei der Kriegerin unter und zerrte sie weg. Ihre Nähe tat gut und nach wenigen Metern verlangsamte Venus ihr Tempo. Wie warm sich ihr Arm doch anfühlte trotz der kalten Umgebung. „Was für ein unheimlicher Typ“, meinte sie schließlich und blickte in die violetten Augen ihrer Partnerin. „Du bist die Anführerin der königlichen Leibgarde der Mondprinzessin.“ Mars sah sie fragend an. „Fürchtest du dich wirklich vor so einem alten Mann?“ Venus sagte nichts, sondern ging einfach weiter. „Wir werden Serenity wahrscheinlich im Schloss antreffen“, meinte sie nach einer Weile. „Der Erdenkönig soll Geburtstag feiern.“ „Endymion?“ Mars blieb kurz stehen, ehe sie weiterging. „Ist das nicht der Name des Mannes, von dem Serenity uns erzählt hat?“ Venus blickte sie erstaunt an. Konnte sich die Prinzessin wirklich in den Erdenkönig verliebt haben?   ***+++++***   Es war ein Wunder, dass sie es ins Schloss geschafft hatten. Durch einen kleinen Dienstboteneingang hatten sie sich geschlichen und aus einem Schrank hatte Mars zwei lange Dienerinnenkleider geholt, die sie angezogen hatten. Der Stoff kratzte auf ihrer Haut und es zwickte an einigen Stellen, trotzdem klagte Venus nicht. Sie mussten die Prinzessin finden und wieder zurückbringen. „Dort ist es.“ Mars deutete auf die große, vergoldete Tür, vor der zwei Wachmänner standen. Sie trugen jeweils ein silbernes Tablett beladen mit kleinen Appetithäppchen. Die beiden Wachen nickten ihnen zu, als sie den Saal betraten. Sie blieben stehen und blickten sich überwältigt um. Obwohl es immer noch Nacht war, war der große Saal hell erleuchtet. Mehrere große Kristalleuchter hingen von der Decke herab und goldene Engelsstatuen standen in gleichen Abständen an den Wänden. Und die Wand, die den Fenstern gegenüber lag, bestand zum überwiegend größten Teil aus Spiegeln. Doch auch die anwesenden Gäste machten einen beeindruckenden Eindruck. Es war ein Maskenball, jeder hatte sein Gesicht bedeckt und auch Mars und Venus hatten eine einfache, beige Maske auf der Nase. Doch die Kleider des Adels waren prunkvoll und die Frauen versuchten sich gegenseitig mit ihren Kleidern zu übertrumpfen. Eines war schöner als das andere. Venus' Augen leuchteten und innerlich verfluchte sie ihre Gefährtin, dass sie ihr so langweilige Kleidung herausgesucht hatte. Wie gerne würde sie auch so ein Kleid tragen. Sie gingen weiter und sahen sich suchend um. Mit einer Maske war es noch schwerer, die Prinzessin ausfindig zu machen. Als sie näher zur Mitte des großen Saales gelangten, bemerkte Venus, dass die Menschen sich um etwas gescharrt hatten. Sie drängte sich durch die Menge um herauszufinden, was es dort so Interessantes gab. Mars folgte ihr, während die Musik nun ein langsames Lied spielte. Ihre Befürchtungen schienen wahr zu sein. Denn es war ein junges Tanzpaar, dass die Menge begutachtete. Der Mann, sie kannte ihn. Im Schloss hingen viele Bilder von ihm und er hatte diese adlige Ausstrahlung. Es musste Endymion sein. Und seine Tanzpartnerin war definitiv Serenity. Obwohl sie ihr Gesicht hinter einer weißen Maske, die bestückt mit Federn und Perlen war, verbarg, ihr einfaches Kleid und ihre langen, goldenen Zöpfen verrieten sie. Sie tanzte zusammen mit dem jungen König, ein stattlicher Mann, der ein paar Jahre älter war. Zudem war er der Einzige, der keine Maske war. Venus verstand, was ihre Prinzessin an ihm so interessant fand. Er konnte tanzen und sah zudem noch gut aus. Und auch Serenity schien nur Augen für ihn zu haben. Sie konnte nicht tanzen und trat dem jungen König sicherlich einige Male auf die Füße. Doch ließ er sich nichts anmerken und tanzte einfach mit ihr weiter. „Wer sie wohl ist? Ich habe sie noch nie gesehen.“ Venus schnappte die Worte einiger umher stehenden Männer auf. Vorsichtig sah sie sich um. Unweit von einer der goldenen Engelsstatuen standen vier junge Männer, die alle gleich gekleidet waren und silberne Masken trugen, die zu ihren grauen Anzügen passten, und unterhielten sich mit einer Frau mit langem, schwarzen Haar und einem sonnengelben Kleid. Die Frau wirkte nervös, sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und warf dem Tanzpaar immer wieder unruhige Blicke zu. „Was denkt sie sich eigentlich, wer sie ist?“, flüsterte sie wütend. „Taucht hier einfach auf und beansprucht Endymion ganz für sich alleine. Er hat schon den ganzen Abend nur Augen für sie.“ „Wenn man es nicht besser meinte, könnte man ja denken, dass du eifersüchtig bist“, meinte der junge Mann mit den langen, weißen Haaren. „Unser König war schon lange nicht mehr so glücklich. Und sehen sie nicht einfach traumhaft zusammen aus?“ „Traumhaft?“ Der Mann, dessen blondes Haar als einziges kurz geschnitten war, sah ihn verspottend an. „Eine Beziehung hat nichts damit zu tun, wie traumhaft ein Paar zusammen aussieht. Wenn ihr Charakter nicht zusammenpasst, dann ist es doch vollkommen egal, wie sie zusammen aussehen. Zudem, sie ist unserem König nicht würdig. Seht sie doch an, solch einfache Kleidung und von guten Benimmregeln hat sie auch kaum etwas gehört. Sie führt sich auf, als hätte sie ihr Wissen in einem Jahrtausende altem Buch nachgelesen. Zudem, denkst du wirklich, sie ist eine Adlige? Sieh sie dir an, sie kann niemals zu unserem König passen, Kunzite.“ Die junge Kriegerin blickte ihn erbost an. Was bildete er sich ein? Von Liebe hatte dieser Kerl doch keine Ahnung. Sah er nicht, wie zufrieden sein König war? Sie wollte auf ihn zugehen und sich bei ihm beschweren, als jemand seine Hand auf ihre Schulter legte und sie zurückhielt. „Lass ihn, Venus!“ Die Kriegerin des Feuers blickte die junge Frau aus ihren violetten Augen streng an. „Du weißt, er hat Recht. Serenity ist eine Mondbewohnerin und sie darf niemals mit einem Erdenbewohner zusammen sein.“ „Ja, aber...“ Venus verstummte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Im Grunde genommen hatte Mars Recht. Eine Beziehung zwischen den beiden war verboten. Dieses Gesetz war unumstößlich. “Siehst du denn nicht, wie glücklich sie ist, Mars?“ „Es ist eine bloße Schwärmerei, mehr nicht“, meinte sie. „Komm, lass uns sie mitnehmen. Je schneller wir verschwinden, desto besser.“ Sie wollte an Venus vorbeigehen, doch die junge Frau hielt sie auf. „Warte, Mars“, sprach sie auf sie ein. „Wir können da nicht einfach hingehen und sie mitnehmen, wie sieht das denn aus? Lass uns lieber noch etwas warten.“ „Warten? Worauf denn? Du hast es doch auch gehört, sie tanzen schon den ganzen Abend zusammen. Und wer weiß, ob Serenity so klug ist und daran denkt, dass sie rechtzeitig zu Hause sein muss. Es ist besser, wenn wir jetzt gehen.“ „Und willst du sie einfach so unterbrechen? Was willst du ihnen sagen, dass Serenity ausgebüchst ist und eigentlich nicht mal ein Mensch ist?“, flüsterte Venus scharf und sah sich eilig um. Hoffentlich hatte niemand etwas gehört. „Am Ende sperren sie uns noch ein. Und dann wird ihre Mutter erst recht wütend sein.“ „Was schlägst du also vor? Wir können doch nicht einfach warten...“ „Lass mich nachdenken“, bat die junge Frau. Es musste eine Möglichkeit geben, damit sie Serenity von hier wegschaffen konnten. Sie fluchte leise, denn jede ihrer Ideen war waghalsig, beinhaltete eine große Portion Glück und war logisch betrachtet einfach nur an den Haaren herbeigezogen. Wenn Mercury doch nur da wäre. Sie würde sicherlich wissen, was zu tun sei. Und wenn sie mit ihren Kräften einfach nur einen Nebel erzeugte, der dicht genug war, dass sie Serenity von Endymion trennen konnten, ohne das er etwas mitbekam. Sie blickte ihre Partnerin an, die das Element des Feuers beherrschte. Ob sie vielleicht? Venus legte den Kopf nachdenklich zur Seite. Es war eine verrückte Idee, aber möglicherweise klappte es ja. Entschlossen öffnete sie ihren Mund um von ihrem Vorhaben zu erzählen. Doch lautes Glockengeläut ließ sie verstummen. Die Musik hörte auf, stattdessen war nun von draußen ein Pfeifen zu hören. Ein Knall ertönte und am schwarzen Nachthimmel erschienen leuchtend rote Funken. Wieder das Pfeifen und der Knall, dieses Mal regnete es blaue Funken. Die Menge drängte ans Fenster um dem Treiben besser zusehen zu können. Laute „Oohs“ und „Aahs“ ertönten und bei jedem Funkenregen klatschte die Menge erfreut. „Was ist das nur für ein merkwürdiger Zauber?“, fragte Mars erstaunt und blickte ihre Freundin irritiert an. „Aber sieh doch mal, wie sie alle abgelenkt sind. Komm, jetzt ist unsere Chance.“ Mars hatte Recht. Auch Venus sah sich eilig nach der Prinzessin um. Dort drüben stand Endymion, zusammen mit den vier gleich gekleideten Männern. Er schien aufgebracht und redete auf sie ein, während er sich immer wieder umsah. „Kannst du sie irgendwo entdecken?“ Venus schüttelte den Kopf auf diese Frage. Serenity war wie vom Erdboden verschluckt. Verärgert stampfte Mars mit dem Fuß auf. „Wir hatten sie doch gerade erst gefunden und jetzt das.“ „Dann finden wir sie doch bestimmt auch ein zweites Mal“, meinte sie nun zuversichtlich. „Komm schon, lass uns sie suchen gehen.“ Eine andere Möglichkeit hatten sie nicht. Sie sahen sich im Saal um und als sie da nicht zu finden war, suchten sie in den anderen Räumlichkeiten des Schlosses weiter. Doch nirgendwo war auch nur eine Spur ihrer Prinzessin.   ***+++++***   „Und was machen wir jetzt?“ Mars blickte ihre Partnerin fragend an. Sie hatten Stunden gesucht, doch noch immer nichts gefunden. Nun lehnten die beiden Frauen erschöpft gegen eine Zimmertür. „Vielleicht ist sie ja doch zurückgekehrt“, vermutete Venus schulterzuckend. „Als wäre sie klug genug daran zu denken“, meinte Mars und hob ihre Hand um sich gegen das aufkommende Sonnenlicht zu schützen. Dann erschrak sie. „Venus, wir müssen hier fort!“ „Wieso?“ Doch die junge Frau antwortete nicht, sondern griff nach Venus' Hand und eilte mit ihr den Gang entlang. Sie schafften es unbemerkt aus dem Gebäude und draußen verstand sie, weshalb die junge Kriegerin so in Eile war. Die Nacht war vorbei und die ersten Sonnenstrahlen waren am Horizont zu erkennen. Wenn sie es nicht rechtzeitig zurückschafften, würde der Zugang zum Mond versperrt sein. Denn nur bei Nacht war die Passage offen. „Komm, wir müssen uns beeilen“, forderte Mars sie auf. Sie hatte ja gut reden, körperlich war sie fitter als sie selbst. Venus verfluchte sich innerlich dafür, dass sie nie sonderlich viel Interesse an sportlichen Aktivitäten so wie Jupiter und Mars gezeigt hatte und versuchte nun, das Seitenstechen so gut es ging zu ignorieren. War der Weg gestern eigentlich auch schon so lang gewesen, fragte sich Venus schnaufend, während sie Mars hinterherlief. Die junge Frau hielt immer noch ihre Hand fest, dabei wäre sie alleine sicherlich schneller gewesen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie ihretwegen nicht rechtzeitig ankämen... Endlich erreichten sie den Tempel. Er war kleiner, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte, zudem war er heruntergekommen. Laub bedeckte innen den Boden und die Kerze war fast heruntergebrannt. Sie eilten zu den Tafeln und streckten gleichzeitig die Hand aus mit dem Gedanken daran zurückzukehren. Doch alles was sie spürten war kalter, harter Stein. Entsetzt sahen sich die beiden an. Es konnte doch nicht zu spät sein. Erneut drückten sie gegen den Stein, vergebens. Sie waren zu spät, der Zugang war verschlossen. Etwas blitzte auf und Mars bückte sich. „Sieh nur, die Maske von Serenity“, meinte sie und hob die mit Federn bedeckte Maske auf. „Anscheinend ist Serenity wieder zuhause angekommen.“ Sie klang leicht verärgert. „Und, was machen wir jetzt?“ Venus blickte sie niedergeschlagen an, während sie am Boden kauerte. Kalter Wind wehte hinein und pfiff durch alle Ritzen. „Etwa warten?“ „Uns bleibt ja nichts anderes übrig.“ Ihre Gefährtin wirkte verstimmt. Seufzend setzte sie sich zu ihr auf den Boden und unterdrückte ein Gähnen. „Hoffentlich geht der Tag schnell vorbei. Diese Jahreszeit nennt sich Winter und laut den Menschen hier wird es schnell wieder dunkel.“ „Nun hoffentlich hast du Recht“, meinte Venus und legte ihren Kopf auf die Schulter der Anderen. Doch die Stunden zogen sich in die Länge. Irgendwann schliefen die beiden vor Müdigkeit und Erschöpfung ein. Und erst am späten Abend wachte Mars wieder auf. Sie streckte sich, ihre Muskeln waren verspannt, im Sitzen zu schlafen war nicht gerade eine gute Idee gewesen. Venus schlief immer noch tief und fest. Sie lächelte und fragte sich, wovon ihre Freundin wohl gerade träumte. Es hatte gut getan, zu wissen, dass Venus auch hier war. Vorsichtig berührte Mars sie an der Schulter und beugte sich vor. „Venus, du musst aufwachen. Komm schon, wir müssen zurück“, flüsterte sie ihr leise in ihr Ohr hinein. Die junge Kriegerin der Liebe regte sich langsam und schlug die Augen auf. Serenity und Venus hatten beide blaue Augen, doch Mars hatte Venus' ihre schon immer strahlender empfunden. Selbst in der Dunkelheit strahlten ihre Augen sie nun verschlafen an. Sie lächelte ihre Freundin an und stand dann auf. „Komm, wir müssen gehen“, erklärte sie ihr und half ihr beim Aufstehen. Venus war noch immer leicht am Schlafen. „Was machen wir, wenn sie fragen, wo wir waren?“ Sie sah Mars nervös an. „Mach dir keine Sorgen.“ Sie drückte ihre Hand fest und trat mit dem Fuß gegen die Tafel. Dieses Mal verspürte sie keinen Widerstand. „Solange ich bei dir bin, wird alles gut werden.“   Ende... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)