Mein kleines Hündchen von NekoBastet (Als Junge geboren, zum Haustier erkoren...) ================================================================================ Kapitel 18: Lass uns Schmetterlinge in die Luft jagen ----------------------------------------------------- Es war still geworden. In dem abgeschiedenen Lagerraum der Kampfhalle waren nur die leisen Atemzüge der beiden eigentlichen Feinde zu hören, die sich noch immer unentwegt ansahen. Yuuki, auf dem Boden liegend, mit den Händen neben seinem Kopf. Und Akira-kun, der auf ihm saß, ihn festhielt und sich Stirn an Stirn, Nasenspitze an Nasenspitze, über ihn beugte und sein Gewicht so verlagerte, dass er dem Unteren nicht wehtat. Aber auch darauf bedacht, nicht den Armreif zu berühren, der immer wieder an Masamoto erinnerte. Es war seltsam für Yuuki, genau den Menschen so nah an seinem Körper zu wissen, der ihm seinen Tod versprochen hatte. Er konnte ihn verletzen, das hatte er schon bewiesen. Er konnte ihn mit einem Griff töten, wie man es von einem Kampfsportler erwarten durfte. Und dennoch tat er nichts. Gleichzeitig machte er keine Anstalten, Yuuki noch wirklich im Zaum zu halten. Der Schwächere hätte sich ohne Aufwand befreien können. Doch auch er tat nichts. Akira-kuns Griffe um seine Handgelenke waren beinahe sanft. Er übte keinen Druck aus und schien seine Finger so vorsichtig um Yuukis Haut gelegt zu haben, als wollte er nur dessen Puls fühlen. Dieser Moment hätte ewig andauern können. Mit jeder weiteren Sekunde begann die wenige Luft zwischen den Erzfeinden mehr zu knistern. Yuuki spürte, wie sein Körper kribbelte und sein Bauch verrückt spielte, als wären dort spontan hunderte Schmetterlinge geschlüpft. Da sollte definitiv jemand weniger Raupen essen. Dann, nach einem vorsichtigen, langsamen Wimpernschlag, übte Yuuki leichten Widerstand gegen Akira-kuns Griff aus. Dieser gab wie selbstverständlich nach und entließ die filigranen Gelenke in die Freiheit. Yuukis Hände gingen auf Wanderschaft. Sie hatten ihren eigenen Willen und fuhren die festen Schulternähte des schwarzen Kampfanzugs nach. Am Hals angekommen zogen sie das rote Handtuch, dass Akira-kun auch schon damals getragen hatte, weg. Es wurde achtlos zur Seite geworfen. Schließlich fanden die mittlerweile zitternden Hände ihren Weg über die Halsschlagader seines Feindes. Die dünnen Finger des Kleineren spürten den kräftigen, etwas beschleunigten Puls. Es war unwirklich, diesen Menschen zu berühren. Seine Haut zu streicheln. Fremd. Wie das Gefühl, als konnte man sich jederzeit an dieser Oberfläche verbrennen. Gleichzeitig konnte und wollte Yuuki aber nicht von ihm lassen. Als die Finger ihre Reise fortsetzten, schluckte Akira-kun. Auch das spürte Yuuki. Er war so nah. So beängstigend nah. Er strich ein paar Schweißtropfen des Sportlers entlang und vergrub seine Finger in dessen nassem Haar. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn jetzt zu sich zu ziehen, um ihn zu küssen. Aber wollte er das überhaupt? Yuukis Augen wanderten instinktiv nach unten zu Akira-kuns Lippen. Warum taten das Menschen eigentlich? Einander auf die Lippen zu gucken, ehe sie sich küssten? Eigentlich sinnlos. Etwas in seinen Gedanken funkte. Yuuki verdrängte es. Konzentrierte sich wieder auf das weiche, verschwitzte Haar, durch das er strich. Atmete den Duft seines eigentlichen Peinigers ein. „Mach doch.“, flüsterte dieser ihm gerade provokant zu. „Damit du weißt, wie viel besser ich bin, als dieser andere Vollidiot.“ Wieder funkte es. Yuukis Puls beschleunigte sich. Wurde plötzlich deutlich stärker. Er spürte es. Er regte sich auf. Er bekam Angst! „Nein.“, brachte er hervor. „Das ist so falsch.“ Akira-kun hörte den Zweifel in dieser Stimme. Er konnte beobachten, wie das verträumte Schimmern aus den Augen seines kleinen Opfers verschwand, um wieder zur Realität zurückzukehren. Er biss die Zähne zusammen. Nicht jetzt. Das konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er war doch so kurz vor seinem Ziel. Nur noch wenige Sekunden und er könnte den Willen dieses Jungen brechen und ihn dazu bringen, ihn zu küssen. Aber die Stimmung schwankte. Wenn er ihn küssen würde, dann wäre das erste Eis gebrochen. Dieser Yuuki Nao wäre ein so viel willigeres Spielzeug, wenn er sich ihm hingab. Allein, dass er es geschafft hatte, ihn – Akira Ryuji – in diese Situation zu bringen, zeigte, dass er ein würdiges, kleines Schoßhündchen sein konnte. Und interessant. Yuuki hatte mehr auf dem Kerbholz, als er zugab und es brannte Ryuji in der Seele, dass er nicht wusste, was es war. Warum zog er diese Show ab? Warum hatte er es so nötig, in dem fragwürdigen Café zu arbeiten? Was verbarg er vor den Augen seines Umfeldes? „Trau dich.“, flüsterte er auffordernd. „Du wirst es nicht bereuen.“ Yuuki ließ sich von den Worten einlullen. Der Junge beruhigte sich wieder - zumindest in Bezug auf seine Ängste. Noch hatte er ihn also nicht verloren. Er fühlte, wie der Griff in seinem Haar stärker wurde, aber es störte ihn keineswegs. Nein. Das war nur ein Zeichen dafür, dass er seinem Ziel wieder näher kam. Aber es wäre ein Fehler, wenn er Yuuki zu seinem Glück zwingen würde. Der Kuss - diese unverfälschte Nähe zu einer anderen Person - musste von ihm selbst kommen, damit er ihm verfiel. Und wenn es dann erst einmal so weit war, dann hätte Seiichirou Masamoto verloren. Ryuji unterdrückte ein diabolisches Grinsen. Abwartend dachte er nach. Sein Plan würde funktionieren. Er wollte Yuuki Nao haben, denn dieser Junge schien schließlich mehr als interessant zu sein. Gleichzeitig konnte er Seiichirou einen Haken schlagen, diesem widerlichen Großkotz, der glaubte, er konnte sich über seine Kontakte alles nehmen. Und noch dazu, als kleiner Bonus, würde er Seiichirous Ehre in seiner Familie zerschlagen, indem er ihm jenen Menschen ausspannte, der den Armreif und damit das traditionelle Erbe des Clans Masamoto trug. Aber in seinem Plan befanden sich auch Ungereimtheiten. Er verstand sich selbst kaum. Warum hatte er solch eine Freude daran, dieses Schoßhündchen unter sich zu necken? Warum hatte er bei diesem Café-Prinzip mitgespielt und sich bedankt? Warum hatte er ihn damals im Krankenhaus geküsst? Dieses Unschuldslamm unter ihm erinnerte sich nicht einmal mehr daran. Und warum wollte er ihn jetzt erneut küssen? Der letzte Gedanke traf ihn wie ein Schlag. Er wollte nicht nur, dass Yuuki Nao seine Niederlage eingestand und sich ihm hingab. Nein. Auch er selbst wollte Yuuki Nao küssen. Ihm nah sein. Wenn er wach war. Wenn er es spürte. Wenn er es mit jeder Faser seines Körpers wollte. Ryuji schob es auf die Intensität, die sein perfekter Plan automatisch mit sich brachte. Es war am Ende doch nur der Wunsch, zu gewinnen. Oder nicht? Überhaupt ließ Yuuki sich viel zu viel Zeit. Warum zögerte er so sehr? Derweil empfand der Untere wieder diesen Funken. Einen Funken Bewusstsein. Einen Funken Wissen darüber, was er gerade tat. Immer deutlicher konnte Akira-kun spüren, dass er Yuuki wieder verlor. Dabei war es doch so ein perfekter Moment. Sie beide, allein in einem abgeschlossenen Raum. Er wurde ungeduldig. Nervös. Yuuki spürte, wie Akira-kun beschloss, selbst Hand anzulegen. So sanft und vorsichtig, wie nur möglich, strich Akira-kun dem Unteren die Kinnlinie nach. Um Vertrauen und Entspannung hervorzurufen, schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf, Yuukis Körper unter sich zu spüren. Auf welche Berührungen reagierte er wohl besonders sensibel? Seine Hände wanderten weiter über Yuukis Hals und seinen Oberkörper. Immer weiter nach unten. Akira-kun erhob sich ein wenig, um die Knöpfe von Yuukis Schuluniform zu öffnen. Zwei simple, kleine Knöpfe am Blazer. Danach strich er das ohnehin schon leicht zerknitterte Hemd seines Opfers hoch und fuhr langsam die sich ein wenig abzeichnenden Rippenlinien mit dem Finger nach. Dieses Wesen wirkte so schwach und fragil. Es war Yuukis nackte Haut, über die Akira-kun gerade herrschte. Ein einziger Druck an der richtigen Stelle konnte dafür sorgen, dass sein unschuldiges Lämmchen sofort in Ohnmacht fiel. Aber warum sollte er ihn ausschalten, wenn seine Berührungen doch als so offenkundig angenehm empfunden wurden? Tatsächlich hob und senkte sich der Brustkorb des Jüngeren immer schneller. Auch er hatte mittlerweile die Augen geschlossen, krallte sich abwechselnd mal in das Haar, mal in die Schultern des Oberen, als konnte er sich nicht entscheiden, ob er dieses Spiel abbrechen oder fortsetzen wollte. Trotz des inneren Konfliktes konnte er kaum abwarten, was Akira-kun als nächsten Schritt plante. Wieder war das nervige Aufflammen von Realität verdrängt worden. Derweil sah Yuuki nicht, dass sein Feind erneut ein Grinsen aufgesetzt hatte. Es war doch so einfach gewesen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen. Wieder beugte sich Akira-kun über Yuuki und lehnte seine Stirn an die des Unteren. Absichtlich blies er etwas Atem an Yuukis Unterlippe, auf die der Jüngere begonnen hatte zu beißen. „Ryuji...“, keuchte Yuuki gedankenverloren. „Warum hörst du auf?“ Akira-kun knurrte beinahe, so ungeduldig forderte alles in ihm diesen einen freien und willigen Kuss. Und mehr. „Ich glaube, ich brauche ein bisschen Bezahlung dafür, dass ich dich bis hierher bekommen habe.“, flüsterte er verführerisch. „Was für Bezahlung? Was willst du?“, brachte Yuuki schnell atmend hervor und biss sich wieder auf die Unterlippe. „Naja, du könntest mit deinen Lippen etwas besseres anfangen, als nur darauf herumzukauen.“ Yuuki grinste. Er ließ sich gehen. „Ach, könnte ich das?“ In Zeitlupe hob er den Kopf und zog gleichzeitig Akira-kun an seinen Haaren zu sich herunter. Ihre Lippen trafen sich schließlich und es war, als würde in Yuuki ein Feuerwerk ausbrechen. Tausende bunte Raketen, die man gleichzeitig gezündet hatte. Oder man hatte Knallfrösche an diese verfluchten Schmetterlinge geschnallt. Auf jeden Fall war es atemberaubend gut. All die Küsse, die er mit Seiichirou ausgetauscht hatte, waren nichts gegen das, was er in diesem Moment empfand. Es fühlte sich an, als hätte seine ausgehungerte Seele nach langer Zeit das bekommen, wonach sie Ewigkeiten gegiert hatte. Und eben so war auch der Kuss selbst. In keinem Moment vorsichtig, sondern gierig, hungrig und fordernd. Keiner der beiden wollte sich in diesem Moment lösen. Yuuki war in einer anderen Welt. Akira-kun hingegen war zu hundert Prozent anwesend. Glaubte er zumindest. Er redete sich ein, dass er die Situation unter Kontrolle hatte. Endlich war der erste Erfolg seines Plans zu verzeichnen. Yuuki Nao hatte sich ergeben und endlich, ohne es zu wissen, sein Schicksal akzeptiert. Der Kuss war für Ryuji so, als würden sie beide einen Pakt besiegeln. Einen Pakt, in dem Yuuki Nao der unschuldige, nun gefallene Engel war und Ryuji selbst ein Teufel, der dieses zarte Wesen auf seine Seite gezogen hatte. Von nun an würde alles ins Rollen kommen und er konnte daran arbeiten, Seiichirou Masamoto und dessen gesamte Sippe zu vernichten. Es war abgemacht. Yuuki Nao gehörte nun ihm. Aber warum hörte es nicht auf? Immer wieder fanden ihre Lippen den Weg zueinander, während sich Ryuji nicht zurückhalten konnte und weiterhin den schmalen Körper unter ihm von seinem Hemd befreite. Es musste aufhören. Genug davon! In Ryujis Innerem entfachte ein Krieg. Eine Seite von ihm wollte stoppen. Er hatte sein Ziel erreicht und die erste Etappe seines Plans realisiert. Wenn er noch mehr wagte, dann könnte er den Bogen überspannen. Es war zu riskant und noch dazu hatte sich Yuuki doch schon vollends ergeben. Aber die andere Seite in ihm sah das nicht ein. Sie machte weiter. Sog den Duft dieses schwachen Wesens unter sich auf. Jeder Kuss und jedes Keuchen brannte sich dieser Seite ins Gedächtnis. Nein. Ryuji konnte sich nicht halten. Dafür machte es zu viel Spaß. Ein kleines, lustvolles Stöhnen ertönte, das in seinen Ohren wie ein Kompliment klang. Es war angenehm, einem Menschen solche Laute zu entlocken. Nicht irgendeinem Menschen. Ihm. Er genoss es, Yuuki so zu hören. Und es gefiel ihm, dass er ihm anscheinend vertraute, sonst hätte er ihn nie so nah an sich herangelassen. Ein solches Vertrauen wollte er auf keinen Fall zerstören. Am liebsten hätte er die Zeit angehalten, um für immer in diesem Moment zu bleiben, in dem er eine so tiefe Verbindung zwischen ihnen fühlte, die er sonst noch nie für irgendetwas empfunden hatte. Ryuji konnte nicht aufhören, die weiche, heiße Haut unter sich zu streicheln. Mittlerweile hatte er Yuukis Hemd vollständig aufgeknöpft. Immer wieder flog sein Blick zwischen dem süßen Gesicht seines Spielzeugs und dessen nacktem Oberkörper hin und her. Er konnte sich nicht entscheiden, was er lieber ansah. Dann spürte er einen Ruck. Mit noch immer zitternden Händen kämpfte sich Yuuki damit ab, den Gürtel des Kampfsportlers zu öffnen. Natürlich bekam er den speziellen Knoten nicht auf. Ryuji wusste nicht mehr, wie oft er diesen Gürtel schon gebunden und geöffnet hatte, aber es waren so viele Male, dass es ihm leicht fiel, den Knoten mit einem einzigen Handgriff zu lösen. Als das geschehen war, schob Yuuki den schwarzen Anzug hektisch von Ryujis Schultern und zog ihn wieder zu sich hinunter. Ihre blanken Oberkörper berührten sich. Erst vorsichtig. Es war ein so ungewohntes Gefühl. Doch sie gewöhnten sich schnell daran und verfielen wieder ihrem Spiel aus Küssen und Liebkosungen. „Ich...“, brachte Ryuji hervor. Mittlerweile war auch seine Atmung durch die Aufregung unregelmäßig geworden. „Was ist?“, fragte Yuuki, dachte aber nicht daran, auf eine Antwort wartend, von seinem eigentlichen Feind abzulassen. Verdammt, das Eis war wirklich schnell gebrochen. Ryuji atmete einmal tief durch. Ihm war bewusst geworden, dass es sich nicht lohnte, gegen die Seite anzukämpfen, die sich so sehr nach Nähe und Zuneigung sehnte. Es würde seinem Plan schon keinen Abbruch tun, solange Yuuki das Gleiche empfand. „Ich lasse dich nie wieder in Ruhe, Yuuki Nao.“, schwor er. Zumindest war es für ihn wie ein Schwur. Zur Erfüllung seines Plans. Und zur Erfüllung seiner eigenen Begierde. Yuuki musste leicht lachen. „Hätte mich auch gewundert.“, gab er zurück. Beide schlossen die Augen. Ihre Lippen näherten sich einander erneut. Sie wollten wieder aufeinandertreffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)