Yggdrasils Essenzen von Silwyna (Vier Jahre nach den Ereignissen von "Broken Soul") ================================================================================ Kapitel 36: ------------ 36. Kapitel – Auch alte Hasen beißen böse           In Asgard tobte die Schlacht nicht minder erbittert als auf der Erde oder im Universum. Die asische Luftflotte tat nach wie vor ihr bestes, um Thanos kleinere Gefechtraumschiffe davon abzuhalten, die Stadt rund um den Palast in Stücke zu sprengen. Doch nicht nur damit hatten die Asen zu kämpfen, sondern auch mit den Nachtfackeln, die scharenweise durch die Straßen und Gassen liefen und taten, was sie am besten konnten: töten! Zahlreiche unschuldige Bürger Asgards wurden brutal aus ihren Häusern gezerrt und angegriffen. Einige, die gnädig gestimmt waren, erledigten ihre Opfer ganz einfach, indem sie ihnen die Kehle durchschnitten, aber dieser schnelle Tod war nur den wenigsten gegönnt. Hilflose Bürger wurden geschändet, gefoltert und was ihnen noch alles angetan wurde sollte nicht weiter beschrieben werden. Blut tropfte an diesem Tag reichlich auf asischen Boden. Natürlich taten die Krieger ihr bestes, um alles Unheil von den Zivilisten fernzuhalten. Inmitten des Kampfgetümmels sah man einen Mann, optisch Mitte sechzig, war er jedoch mehrere Jahrhunderte alt und auch wenn der Krieger tatsächlich in die Jahre gekommen war, hatte er es sich nicht nehmen lassen wollen, selbst einzuschreiten. In schillernder Rüstung stand er in Asgards Straßen, ließ seinen Speer tödliche Kreise wirbeln oder sandte mit diesem einen leuchtend goldenen Strahl aus, der zahlreiche Gegner mit einem Mal ausschalten konnte. Odin, der König Asgards befand sich mitten unter den Kämpfenden, nachdem er hatte einsehen müssen, dass die normalen Krieger der Übermacht der Nachtfackeln schlichtweg nicht gewachsen war. Kurzerhand hatte der Allvater die Tore des Palastes geöffnet und seine Soldaten angewiesen, die Hilflosen in die Katakomben unterhalb der Stadt zu führen, um sie vor weiteren Gräueltaten zu bewahren. Schließlich hatte er alle seine Einherjer zusammengerufen, jene Elite-Einheit die nur im Palast war, um selbst an den Kämpfen teilzunehmen. Sein Berater und bester Freund, Rhyador hielt sich unentwegt an der Seite Odins und hielt ihm wörtlich den Rücken frei, denn die ein oder andere Waffe zielte tatsächlich auf die Rückseite des Königs. >Und da sagt er vorhin noch, er sei zu alt für sowas!<, dachte der ebenfalls ältere Krieger sich, während er einen Nachtfackelschädel spaltete. Mit einem amüsierten Grinsen hörte er, wie der Allvater sich mit einem Schrei auf den nächsten Gegner stürzte und gab sein bestes, um Odin nicht nachzustehen. Kurze Zeit später fanden sich die beiden Freunde Rücken an Rücken, umzingelt von Nachtfackeln wieder. „Das erinnert mich irgendwie an die großen Trollkriege vor vierhundert Jahren. Was meinst du?“, fragte Rhyador und wandte sich mit fragender Miene zu Odin um, auf dessen Gesicht sich doch tatsächlich ein Grinsen stahl! Bei den Sternen, er war alt, das ließ sich nicht bestreiten, aber mitten im Kampf fühlte sich der alte König wieder so lebendig wie ein junger Spund. „Jetzt, wo du es sagst…“, antwortete er auf die –eigentlich rhetorische- Frage seines Waffenbruders und hob fragend eine Braue. „Dann sollten wir auch dasselbe Manöver wie damals anwenden, oder?“   Rhyador grinste nun ebenfalls und ließ sein Schwert in der Hand kreisen. „Ich dachte schon du fragst nie!“ Er hatte den Satz kaum beendet, da hob der Allvater seinen Speer in die Höhle und schrie ein Wort, in einer Sprache, älter als er es war. Ein grelles Licht schien aus der Spitze und geblendet von diesem hellen Schein kniffen die Nachtfackeln die Augen zusammen. Der ein oder andere taumelte Rückwärts oder fiel hin und genau das nutzten die beiden alten Krieger zu ihrem Vorteil! Wie ein Mann gingen sie auf die Feinde los, stachen zu oder köpften den einen oder anderen auch mal im Eifer des Gefechts. Die Gruppe an Nachtfackeln, die sie eben noch umzingel hatte, war nun zersprengt und fast komplett besiegt. Einige der Einherjer staunten nicht schlecht, als sie sahen, wie ihr König unter ihnen kämpfte wie ein Berserker, nur um sich selbst einen Augenblick später mit viel mehr Eifer in den Kampf zu stürzen. Denn keiner wollte im Vergleich zu seinem alten König schwach oder feige wirken. „Du meine Güte, was hat unseren Allvater nur so in Rage versetzt, dass er auf die Biester so losgeht?“, fragte einer der Krieger seinen Waffengefährten, der neben ihm stand und gerade gleich zwei Nachtfackelkrieger mit seinem Schwert abwehrte. Der Gefragte zuckte bloß mit den Schultern. Er konnte ja nicht ahnen, was in Odin vorging. Ein Gefühl hatte sich wie eine eiskalte Faust um sein Herz geschlossen. Nach all diesen Jahren die er nun schon lebte, konnte er es auch zweifelsfrei identifizieren, doch das verunsicherte ihn so sehr. Es war Angst! Reine, kalte und harte Angst. Oh es war nicht sein eigenes Leben, um das der Allvater sich fürchtete. Es waren seine Söhne. Odin wusste nicht woher das plötzlich kam, ob es die Vaterinstinkte waren oder die feinen Sinne eines Kriegers die spürten, dass etwas nicht stimmte, aber irgendetwas in ihm Schlug Alarm. Ein Blick zum Himmel verriet ihm, dass sein Instinkt ihn nicht im Stich gelassen hatten: Ein kleiner Trupp an Schiffen flog in Richtung der Berge im Norden bevor sich die Raumschiffe im Nichts auflösten, was bedeutete, dass sie schlichtweg die Tarnung aktiviert hatten. „Verdammt!“, entfuhr es dem König, als er das sah. Nun wusste er auch woher diese Ahnung von Gefahr kam, die er im Zusammenhang mit seinen Söhnen gespürt hatte. Wenn die Schiffe die Richtung bewusst einschlugen, bedeutete das nur eines: Thanos hatte herausgefunden, wo er nach Asgards Essenz suchen sollte! Das wiederrum hieß, dass seine Jungs –wenn sie hörten, dass er sie so betitelte!!!- in Lebensgefahr schwebten! „Rhyador!“, mahnte er seinen besten Freund und deutete mit dem Speer in Richtung der Berge. „Er hat sie gefunden!“ „Oh…nicht gut!“, meinte der alte Krieger zwischen zwei Schwertstreichen. Er nutzte den Moment der Ruhe und wischte sich den Schweiß mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Rhyador mochte auf seine Jahre zwar noch ein fähiger Krieger sein, aber das hieß noch lange nicht, dass es ihn nicht anstrengte! Er musterte seinen König, wissend was dieser nun tun würde. Und er lag richtig… „Ich muss ihnen helfen!“, sagte Odin gerade heraus und Rhyador zeigte ein trauriges Lächeln. Natürlich musste er das! „Bist du sicher?“ „Ja! Ich habe meine Söhne lange genug im Stich gelassen! Ich habe meinen Ältesten einst verbannt, meinen Jüngsten in die Arme der Finsternis getrieben und nur durch die Liebe seines Bruders und diesem vorlauten, aber herzlichen Mädchen aus Midgard ist es zu verdanken, dass er uns jetzt nicht auch noch als Feind gegenübersteht! Dieses eine Mal, vielleicht in unser aller letzten Kampf, werde ich an der Seite meiner Söhne stehen!“ Rhyador lächelte nun verständnisvoll, nichtmehr traurig, und nickte seinem besten Freund zu. „Ich werde mitkommen! Wir sollten auch ein paar andere Krieger mitnehmen, wer weiß was…“ Die letzten Worte des Beraters gingen in einem enormen, dumpfen Knall unter der einem die Ohren rauschen ließ und den Boden unter ihren Füßen zum Beben brachte. Wenige Sekunden lang war alles still, doch dann folgte auf den Knall ein Geräusch, das vielen das Blut gefrieren ließ: Ein lautes Knirschen, gefolgt ein einem leiseren Grollen. Schockiert wandten sich die beiden alten Krieger in die Richtung aus die der Lärm gekommen war: Das nördliche Gebirge! Dort hatte sich soeben ein Teil des massiven Felsens gelöst und krachte ungehindert zu Boden. „Dieser Wahnsinnige!“, flüsterte Odin entsetzt. Thanos hatte doch wirklich begonnen, das Gebirge zu beschießen. Sein Blick fand Rhyador, der ihm entschlossen zunickte. Ohne ein weiteres Wort eilten die beiden, gefolgt von ein paar ihrer Krieger fort von Kampfgeschehen und in Richtung Norden.       Dort war die Lage alles andere als rosig für die beiden Brüder. Loki war gerade dabei gewesen, herauszufinden, wie sie das große Tor öffnen sollten, als es einen lauten Knall gab und der Boden unter ihm bebte, als hätte Hulk beschlossen, wild Polka zu tanzen. Das nächste Übel war der Fels über ihnen gewesen, der beschlossen hatte, sich selbstständig zu machen und der zu allem noch, direkt auf sie zu fallen drohte, wäre Loki nicht so geistesgegenwärtig gewesen, einen Schutzschild zu beschwören, der ihn selbst, Thor und die Krieger mit einschloss. Nun standen sie da, umgeben von Staub und Geröll, mit dröhnenden Ohren und einem schwummrigen Gefühl im Kopf. „Nun ja…ein Problem wurde uns schon einmal  abgenommen!“, bemerkte Loki trocken als sich der von der Explosion aufgewirbelte Staub langsam verzog und freigab, was diese noch alles angestellt hatte. Statt des hohen Tores, verziert mit in sich verschlungenen Ornamenten, klaffte in der Felswand ein Loch, so groß, dass ein ausgewachsener Troll locker hätte durchgehen können. „Ein kleines Dankeschön…“, tönte eine, den beiden Brüdern nur zu bekannte, Stimme hinter ihnen. Zeitgleich fuhren die beiden Söhne Odins auf dem Absatz um und blickten in das Antlitz jenes Mannes, denn sie mehr hassten als alles andere in diesen Welten. „Thanos!“, sie spien den Namen ihres Widersachers förmlich aus, voller Abscheu und Hass. Der Chitauri konnte über die, ihn gegenüber offen gezeigte, Abneigung bloß milde lächeln. Die Jungend und ihre brodelnden Emotionen… „Freut ihr euch gar nicht, mich zu sehen? Jetzt bin ich aber enttäuscht!“, spottete Thanos und deutete auf das Loch im Felsen. „Immerhin habe ich euch den Weg geebnet, oder?“ „Wir alle wissen, dass du das in erster Linie für dich getan hast, du Heuchler!“, rief Thor wütend aus und die Hand, die Mjöllnir hielt, zuckte verdächtig. Er wäre wohl gleich auf Thanos losgegangen, hätte Loki ihm nicht beschwichtigend den Arm auf die Schulter gelegt und kaum merklich mit dem Kopf geschüttelt. Ihr ungewünschter Gast lachte derweil tief und gehässig auf. „Natürlich habe ich das, ihr Einfallspinsel! Aber ich hätte euch beide im selben Atemzug erlegen können, also passt auf, was ihr von euch gebt!“, seine Stimme wurde ein drohendes Grollen. „Und nun werdet ihr beide mir die Essenz Asgards beschaffen!“ Loki entrang sich ein amüsiertes Schnauben, während er die Arme  vorm Körper verschränkte. Alles an seiner Haltung sagte „Ganz sicher nicht!“ Laut sagte er aber: „Nenn uns einen plausiblen, überzeugenden Grund, warum wir das tun sollten!“ „Na ganz einfach: Weil ich euch sonst umbringe!“, meinte Thanos und sein Tonfall suggerierte deutlich, dass dieser Sachverhalt doch klar sein müsse. Thor nahm bewusst dieselbe Haltung an, wie sein Bruder und machte etwas, dass Thanos innerlich kochen ließ: Er lachte ihn aus. „Wenn du uns nicht brauchen würdest, um die Essenz da raus zu holen, wären wir schon gar nicht mehr am Leben, also schwing nicht solche Reden!“ „Eben! Reden schwingen ist mein Job!“, pflichtete Loki seinem Bruder bei und das Grinsen auf dem Gesichtern der beiden war sich so ähnlich, dass man einen Moment bezweifeln wollte, dass sie nicht blutverwandt waren. Thanos grinste über die Selbstsicherheit der beiden Brüder süffisant, doch seiner guten Laune tat der Widerstand der beiden Söhne Odins keinen Abbruch. „Es gibt genug, dass ich euch antun kann, ohne eurer kümmerliches Leben zu beenden. Wie wäre es, wenn wir uns mal über eure herzallerliebsten Gefährtinnen unterhalten?“ Mit einer Menge innerer Genugtuung sah Thanos, wie sich die beiden unwillkürlich versteiften. Er hatte sie am Wickel! „Was, wenn ich euch sage, dass die beiden wieder in meiner Gewalt sind? Wenn Midgard gefallen ist? Wenn eure Hilfe für mich, das einzige ist, dass mich davon abhält sie langsam und qualvoll zu töten? Oder noch besser: Ich überlasse sie meinen Kriegern! Die hatten lange keine Weiber mehr und eure midgardischen Blumen sind wirklich recht hübsch…“ „Du bluffst!“, meinte Loki gerade heraus, aber sogar Thor hörte das unsichere Schwanken in der Stimme seines Bruders. Er aber wusste, dass den Frauen nichts geschehen war. Er spürte es! Die Verbindung von ihm und seiner Frau ging tiefer, als Thanos es jemals ahnen würde, war er doch ein Wesen, das der Liebe nicht zugänglich war. Mit leiser Stimme, so dass nur er ihn hören konnte, wandte sich Thor an seinen Bruder. „Loki, beruhige dich! Hör in dich hinein, hör in dein Herz! Glaubst du wirklich, den Mädchen ist etwas passiert?“ Kaum merklich schüttelte Loki den Kopf und ärgerte sich im nächsten Moment über sich selbst. >Verdammt, ich habe mich von der Angst überwältigen lassen! Allein die Vorstellung eine dieser Bestien könnte sich auf diese Art an Darcy vergreifen..< Das Bild von Hel schoss ihm durch den Kopf, ihr anfangs so hilfloser Blick und die Erinnerung daran, was Thanos dem Mädchen angetan hatte. Mit jeder Sekunde wuchs Lokis Entschluss: Er würde Thanos eigenhändig töten! „Seid ihr Süßen bald mal fertig mit eurem Geflüster? Ich habe noch ein paar Welten zu vernichten!“, tönte es betont gelangweilt von Thanos herüber, der innerlich schon wieder kochte. Es gefiel ihm gar nicht, dass die beiden nicht auf die Drohung ansprangen, die er ihnen an den Kopf geworfen hatte. Also musste er wohl zu drastischeren Methoden greifen. Er nickte dem dunkelelfischen Magier an seiner Seite kurz zu, den er sich von Malbeth quasi „geliehen“ hatte und dieser murmelte etwas unverständliches woraufhin die beiden Söhne Odins kurzerhand zusammenbrachen. Nach außen hin sah es lediglich aus, als würden ihre Körper von Krämpfen geschüttelt, doch in ihrem Inneren sah es viel schlimmer aus. Thor sah sich selbst, in einem Meer aus Blut stehen, umgeben von denen die er liebte…tot! Er sah Jane wie sie zwei Herzen in der Hand hielt. Das eine war so groß wie das eines normalen, erwachsenen Menschen, das andere war kleiner. Das ihre und das seines Sohnes waren es, Thor konnte es spüren. Sie schlugen noch, wie er feststellen musste. Mit jedem Schlag wurde frisches Blut über Janes Hände gepumpt, woher es kam, konnte man nicht sehen. Dann öffnete Jane den Mund, wie um zu schreien, doch es war nur ein heißeres Röcheln, das Thor hören konnte. Ohne jede Vorwarnung schlossen sich ihre Hände um die Herzen und zerstörte diese. Eis schoss wie ein Strom durch Thors Glieder, als er das sah, so furchtbar war das mit anzusehen. Er wollte schreien, doch jedes Mal, wenn er den Mund öffnete, war es als würde er Feuer einatmen. Was geschah nur mit ihm? Loki durchlebte ein ähnliches Szenario. Vor seinem inneren Auge sah er eine eisige Landschaft, doch an vielen der Eiszapfen hingen…Tote! Viele bekannte Gesichter erkannte er unter den Leichen, etliche schmerzverzerrte Mienen blickten ihn an, einige sogar vorwurfsvoll. Darcy stand direkt vor ihm, ihr ganzer Körper war übersät von Wunden denen man klar ansah, dass sich kein normaler Mensch davon jemals wieder erholen würde! In der Hand hielt sie etwas Glänzendes. Loki erkannte erst auf dem zweiten Blick, was es war. Sicil luhtala! Darcy hielt seinen Dolch, doch nicht das war es, was ihn Furcht spüren ließ, wie nie zuvor. Sie hatte keine Augen mehr, aus leeren Augenhöhlen liefen blutige Tränen, während sie auf sich selbst einstach! „Haltet stand!“ Eine warme Stimme durchbrach diesen Alptraum. Sie kam ihnen bekannt vor, sie hatten diese Stimme schon einmal gehört, aber wann bloß? Licht brach durch die finsteren Visionen, die furchtbaren Bilder schwankten, bröckelten und schwanden schließlich, kurz nachdem sie von ihnen Besitz ergriffen hatten. Wieder im hier und jetzt, nach dieser kurzen geistigen Folter, kamen Thor und Loki zitternd wieder auf die Beine, perplex um sich blickend. Als sie sahen, wer da zwischen ihnen und Thanos erschienen war, durchströmte sie das warme Gefühl von Hoffnung und Wärme. Nun würde alles gut werden… „Vater!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)