Perfect Disharmony von Nordwind (or The Perfect Plan) ================================================================================ Perfect Disharmony ------------------ „Nein.“   Das Wort stand im Raum wie ein fehl platziertes Kunstobjekt, das nicht als solches zu erkennen war. Bryan hob eine Augenbraue und betrachtete Spencer mit einer Mischung aus Überraschung und Irritation, als wäre er derjenige, der es dorthin gestellt hatte.   „Was meinst du mit ,Nein'?“   Spencer, der auf dem Bett in seinem Zimmer saß, starrte unbeirrt zurück und versuchte herauszufinden was sein Teamkollege, der inzwischen auf dem Stuhl beim Schreibtisch Platz genommen hatte, an einem einfachen Wort wie 'Nein' nicht verstanden haben konnte. Vielleicht lag es daran, dass es noch früh am Morgen war und Bryan seit ihren Tagen in der Abtei eher einen Hang zum exzessiven Ausschlafen entwickelt hatte, was mitunter daran lag, dass er bis in die frühen Morgenstunden wach blieb. Vielleicht litt sein Gehirn unter Schlafmangel und versagte daher den Dienst? Wäre nicht das erste Mal und Bryan konnte von Glück reden, dass er in diesem Zustand nicht Tala begegnet war, denn ihr Teamcaptain zeigte weit weniger Verständnis, wenn es um mangelnde Disziplin insbesondere während der Vorbereitungsphase für die World Championships ging. Nicht dass Bryan – oder Spencer – in die Verlegenheit kommen würde wirklich persönlich daran teilzunehmen nun da Tala Kai als Tag-Team-Partner ausgewählt hatte. Ausgerechnet Kai. Spencer holte tief Luft.   „'Nein' bedeutet, dass das die bescheuertste Idee ist, die ich jemals von dir gehört habe und ich kenne dich jetzt schon seit... nun ja, immer,“ erwiderte er schließlich und verschränkte, um zu betonen wie ernst er seine Behauptung meinte, die Arme vor der Brust. Unter keinen verdammten Umständen würde er Bryans Plan gutheißen, geschweige denn unterstützen.   „Hast du mir überhaupt zugehört?“ Bryans Braue fing verdächtig an zu zucken, ein Zeichen seiner wachsenden Irritation, wie Spencer wusste. Ungeduld blitzte in seinen blau-grau-...fliederfarbenen Augen auf, während er das Gesicht zu einer missgelaunten Grimasse verzog, die deutlich seine Unzufriedenheit mit Spencers mangelnder Begeisterung widerspiegelte. Spencer kannte diesen Ausdruck und wusste bereits, dass Bryan nicht einmal daran dachte Spencers Antwort zu akzeptieren. „Muss ich dir alles nochmal erklären?“   „Oh nein, Erbarmen,“ murmelte Spencer gequält und fuhr sich mit beiden Händen hilflos durch das kurze, blonde Haar. Er warf einen kurzen, verzweifelten Blick aus dem Fenster, das freie Sicht aus ihrem Hotel auf die Skyline Helsinkis freigab. Die Sonne war bereits aufgegangen und kletterte über die Dächer der Häuser hinweg in den strahlend blauen Himmel hinauf. Es konnte nicht mehr lange dauern ehe Tala von seinem morgendlichen Lauf zurückkehrte und Spencer aus Bryans unnachgiebigen Klauen befreite, indem er sie beide zum Training beorderte. Spencer hoffte es inständig. „Ich hab dich schon beim ersten Mal verstanden ... und beim zweiten Mal auch.“ Bryan jedoch schien ihn entweder nicht zu hören oder hatte beschlossen ihn schlichtweg zu ignorieren.   „Also, hör zu, es ist der perfekte Plan,“ begann Bryan von neuem Spencer von seinem aberwitzigen Vorhaben zu überzeugen. Begeisterung glitzerte in seinen Augen... oder war es Wahnsinn? Spencer konnte das nie so genau sagen. Nein, dachte er bei sich und verdrehte die Augen, es ist die perfekte Katastrophe!   „Keiner von uns schafft es Tala oder Kai in einem fairen Match zu schlagen,“ erläuterte Bryan noch einmal und wiederholte damit was er Spencer bereits zwei Mal unter die Nase gerieben hatte.   „Ich hab schon gegen Kai gewonnen,“ bemerkte Spencer zu seiner Verteidigung auch wenn ihm durchaus bewusst war, dass dieses Match bereits drei Jahre zurücklag und Kai möglicherweise nicht gerade in bester Verfassung gewesen war. Ein Sieg blieb ein Sieg. Bryan jedoch ignorierte Spencers Anmerkung schlichtweg und fuhr fort:   „Deshalb werden wir die beiden zu einem Tag-Team-Match herausfordern!“   „Sie werden niemals mitmachen,“ warf Spencer ein, während er sich mit der Hand an die Stirn fasste, und blieb ungehört. Die Reihe an Schwachstellen in Bryans Plan nahm kein Ende, doch Bryan war blind für jede einzelne.   „Sie werden es niemals erwarten!“ Als Bryan unbeirrt mit seinem Vortrag fortfuhr blieb Spencer nichts weiter übrig als ratlos den Kopf zu schütteln. Aus gutem Grund, dachte er bei sich und entschied, dass es keinen Zweck hatte Bryan darauf hinzuweisen.   „Es wird sie absolut unerwartet treffen und wir werden triumphieren!“ rief Bryan, während sich seine Lippen zu einem breiten, siegesgewissen Grinsen verzogen. „Die beiden können noch nicht mal 20 Minuten lang im selben Raum sein ohne sich zu streiten.“ Spencer starrte seinen Teamkollegen fassungslos an, während dieser in manisches Gelächter ausbrach. Bryan übertrieb maßlos, Spencer hatte Kai und Tala kein einziges Mal 'streiten' sehen, seit Kai sich ihrem Team angeschlossen hatte. Dazu hätten die beiden nämlich mehr als zwei Worte miteinander wechseln müssen. Spencer hob resigniert die Schultern.   „Ich hab mir einige Tag-Team-Matches angeschaut, es kommt auf die perfekte Abstimmung zwischen den beiden Partnern an,“ fuhr Bryan fort, während Spencer sich auf seinem Bett zurück fallen ließ und hilfesuchend an die Decke starrte. „Tala und Kai bekommen das niemals hin!“   Spencer gab auf. Hatte er denn eine Wahl? Bryan würde ja doch so lange auf ihn einreden, bis er dem Plan zustimmte. Es würde nichts helfen Bryan darauf hinzuweisen, dass sowohl Tala als auch Kai es problemlos alleine mit ihnen beiden gleichzeitig aufnehmen konnten.Aber vielleicht – nur vielleicht – hatte Bryan doch nicht ganz unrecht. Vielleicht hatten sie eine Chance, wenn auch nur eine geringe, dass der Plan funktionierte. Vielleicht bestand die einzige Möglichkeit Tala und Kai zu schlagen darin sie zur Zusammenarbeit zu zwingen. Verdammt, die beiden waren ja nicht einmal dazu in der Lage eine normale Unterhaltung zu führen, geschweige denn auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Vielleicht war es sogar einen Versuch wert. Es konnte kaum schaden, oder? Oder?   „Also los, wir haben noch viel zu tun!“     ~Später am selben Tag~     „Ihr wollt was?“   Die leicht verengten, eisblauen Augen ihres Teamcaptains wanderten argwöhnisch von Bryan zu Spencer, wo sie verharrten und tiefe Löcher in Spencers Gesicht starrten, auf der Suche nach Bestätigung, dass Tala soeben richtig gehört hatte... oder eher nicht richtig gehört hatte. Spencer verlagerte sein Gewicht beklommen von einem Fuß auf den anderen. Talas intensivem, durchdringenden Blick standzuhalten war ihm bisher nur in den seltensten Situationen gelungen, weshalb er sich angewöhnt hatte niemals zu versuchen seinen Teamcaptain zu belügen oder auch nur die Wahrheit vor ihm zu verbergen. Tala hatte seine ganz eigene Art, jedes Geheimnis ans Licht zu bringen, wenn er es denn darauf anlegte.   „Ein Tag-Team-Match,“ wiederholte Bryan bestimmt und betonte jede Silbe besonders deutlich, als hätte Tala ihn nicht schon beim ersten Mal verstanden. Von dem einschüchternden Blick seines Teamcaptains, der sich beim ersten Ton wieder auf ihn fixiert hatte, ließ er sich in keiner Weise beirren. „Ich und Spencer gegen dich und Kai.“ Stille herrschte in der kleinen Parkanlage, die Tala zu ihrem temporären Trainingsplatz auserkoren hatte. Die überschaubare Grünfläche befand sich nur unweit von ihrem Hotel entfernt und war durch dichte, sattgrüne Hecken vom Lärm der Straßen und neugierigen Blicken abgeschirmt. Die geschlungenen Wege waren bis auf ein paar wenige Spaziergänger völlig verlassen und die Blitzkrieg Boys hatten die einzige vorhandene Beyarena in Beschlag genommen.   Tala hob missbilligend eine Augenbraue als er das 'und' zwischen dem ihn vertretenden Reflexivpronomen und Kais Namen vernahm. Nun ja, Spencer hatte von Anfang an gewusst, dass es keinen Zweifel daran gab, dass Tala Bryans Vorschlag ablehnen würde. Er warf aus dem Augenwinkel einen schnellen Blick auf Kai, der jedoch völlig desinteressiert mit dem Rücken an einem Baum lehnte, die Arme in typischer Manier vor der Brust verschränkt und die Augen geschlossen. Spencer war nicht überrascht, denn Kai mischte sich nur selten und unter extremen Umständen in ihre Gespräche ein. Die Erwähnung seines Namens in Zusammenhang mit einem Tag-Team-Match hatte an dieser Tatsache nichts geändert.   „Ist das eure Vorstellung von Team-bonding?“ Talas argwöhnischer Blick, der erneut zwischen zwischen Spencer und Bryan herwanderte, machte deutlich, dass er noch immer versuchte herauszufinden, was seine Teamkameraden mit ihrer absurden Herausforderung bezweckten. Spencer öffnete den Mund um klarzustellen, dass er mit Bryans alberner Idee nichts zu tun hatte, hielt dann jedoch zögernd inne und beschloss, dass es wohl besser war es Kai gleichzutun und sich nicht einzumischen.   „Es funktioniert bei Tyson und seinem Team,“ argumentiere Bryan schlicht und zuckte mit den Schultern. „Die gewinnen doch immer.“ Spencer sah erneut zu Kai hinüber, der jedoch in keiner Weise auf den Namen seines ehemaligen Teamkameraden und Rivalen reagierte, obwohl er mit Sicherheit jedes Wort gehört hatte. Kai hörte immer jedes Wort.   „Wir sind die Blitzkrieg Boys,“ erwiderte Tala langsam und Spencer konnte am irritierten Glitzern in den klirrend kalten Augen seines Teamcaptains erkennen, dass dieser noch immer an Bryans Motiven zweifelte – zurecht – und allmählich die Geduld verlor. „Teamwork ist nicht unser Ding.“   „Aber vielleicht sollte es das sein!“ Diese Worte aus Bryans Mund klangen so absurd, dass Spencer das Vorhaben in diesem Moment bereits als gescheitert abtat. Niemals, unter keinen verdammten Umständen würde Tala auch nur ein Wort von dem glauben, was Bryan ihm gerade weis zu machen versuchte. Tala, der sich von nichts und niemandem verarschen ließ, schon gar nicht von seinen eigenen Teamkameraden.   „Ach ja?“ Ein schmales, hämisches Grinsen gesellte sich schließlich zu dem kalten Spott in Talas Stimme, das alles nur nichts gutes prophezeite. Spencer war froh in diesem Moment nicht in Bryans Haut zu stecken. Tala zu provozieren hatte noch niemals irgendwem gut getan. „Wirst du dann bei unserem nächsten Match auch hinter mir herum hüpfen und mich anfeuern?“   Spencer verzog bei dieser Vorstellung den Mund zu einem breiten Grinsen um sich das Lachen zu verkneifen. Bryan hingegen presste die Lippen zu einer dünnen, blassen Linie zusammen, während sich der Ausdruck in seinem Gesicht zunehmend verfinsterte. Er hatte es noch niemals gut weggesteckt, nicht ernst genommen zu werden, doch dieses Mal hatte er es sich selbst zuzuschreiben. Spencer spürte nicht den geringsten Anflug von Mitleid.   „Das werden sie beide.“ Kai hatte mit einem Mal die Augen geöffnet, sich vom Baum abgestoßen und kam nun zu ihnen herüber. Weder seine Stimme noch seine Augen verrieten was genau ihn dazu bewogen hatte sich plötzlich und ganz uncharakteristisch in die Unterhaltung einzumischen. „Wenn sie verlieren.“   Tala runzelte nachdenklich die Stirn und wandte sich halb zu Kai um, den er mit abschätzendem Blick musterte, während Spencer sich fragte, was genau gerade vor sich ging. Nach einem kurzen Moment verzogen sich Talas Lippen mit einem Mal zu einem schmalen, kalten Lächeln und er streckte Bryan herausfordernd die Hand entgegen.   „Die Wette gilt.“ Spencer konnte förmlich spüren, wie ihm das Grinsen aus dem Gesicht fiel, und auch Bryan war plötzlich blass geworden. Von einer Wette war nie die Rede gewesen. Sein Teamkamerad zögerte kurz und tauschte einen schnellen Blick mit Spencer, der demonstrativ den Kopf schüttelte. Unter keinen verdammten Umständen würde er einer solchen Bedingung zustimmen, doch zu seinem Schrecken war Bryan da anderer Meinung. Nur eine Sekunde später war die Unsicherheit aus den fliederfarbenen Augen seines Teamkameraden verschwunden und Bryan ergriff entschlossen Talas Hand um den unheilvollen Pakt zu besiegeln.   „Deal!“   Spencer stöhnte. Wie konnte Bryan nur so dämlich sein und sich auf eine Wette mit Tala und Kai einlassen? Er konnte nur hoffen, dass sein Teamkamerad recht behalten würde und sie nicht gerade in ihrer beider Untergang gestürzt hatte. Ihre Reputation würde es niemals unbeschadet überstehen, wenn sie für Tala beim nächsten Match die Cheerleader spielen mussten. Fotos in den Klatschblättern, Videos bei Youtube, das Horrorszenario, das sich in Spencers Kopf abspielte, kannte kein Erbarmen. Die ganze Welt würde über sie lachen.   Bryan ging mit energischen Schritten hinüber zur Beyarena und klopfte Spencer, der wie im Schockzustand verharrte, im Vorbeigehen auf die Schulter. Tala maß währenddessen Kai mit einem weiteren abschätzendem Blick, denn dieser gelassen und kalt wie immer erwiderte. Spencer beobachtete die beiden und stellte mit wachsendem Grauen fest, dass ihm nichts weiter übrig blieb als, um das Fortbestehen seiner eigenen Selbstachtung zu wahren, dafür zu beten, dass der Versuch der beiden als Team zusammenzuarbeiten in einem Desaster enden würde.   Wie in einem Albtraum begab er sich auf den Weg zur Beyarena um dort an Bryans Seite zu treten. Er verfluchte sich dafür jemals auch nur mit dem Gedanken gespielt zu haben seinen Teamkameraden bei dessen bescheuertem, selbstmörderischen Vorhaben zu unterstützen, obwohl er doch von Anfang an gewusst hatte, dass es zum Scheitern verurteilt war.   Tala positionierte sich ihnen gegenüber auf der anderen Seite der Betonarena, die in den Boden eingelassen war, und Kai tat es ihm nur einige Sekunden später gleich. Beide wirkten in ihrer Haltung völlig gelassen als hegten sich nicht den geringsten Zweifel am Ausgang des Matches, das ihnen bevorstand. Grimmige Entschlossenheit zeichnete sich auf Bryans Gesichtszügen ab. Nun da er das erste Hindernis überwunden und bekommen hatte was er wollte, würde er nicht mehr am Erfolg seines Plans zweifeln. Zweifel hatten noch keinen Kampf gewonnen und so beschloss auch Spencer, dass es an der Zeit war sie beiseite zu schieben und sich zu konzentrieren. Es war ohnehin zu spät dafür einen Rückzieher zu machen. Er tat es seinen Teamkameraden gleich, holte seinen Launcher hervor und warf einen letzten, tapferen Blick auf Seaborg, ehe er das Beyblade daran befestigte.   „Also dann.“ Da war wieder dieses Glitzern in Bryans Augen, das Spencer nicht so recht zuordnen konnte. „3...2...1! Let it rip!“   Alle vier Beyblades schossen nahezu gleichzeitig in die Arena hinab. Während Falborg, Wolborg und Dranzer auf den Außenbahnen landeten, platzierte Spencer, wie mit Bryan abgesprochen, seinen hellblauen Seaborg in der Mitte des Beckens. Als er seine Position eingenommen hatte, nickte er Bryan zu, der die knappe Geste erwiderte. Bryans grüner Falborg befand sich am äußersten Rand der Arena, so dass sich sowohl Talas als auch Kais Beyblade zwischen ihnen beiden befand. Bryan öffnete den Mund und wollte Falborg wie geplant den Befehl zum Angriff geben, den er mit Spencer am Morgen geübt hatte, als ihm Tala unerwartet zuvor kam.   Auf Talas stummen Befehl hin griff Wolborg als erster an, jedoch nicht Falborg oder Seaborg, sondern Dranzer. Immer wieder rempelte das weiße Beyblade ohne Rücksicht zu nehmen seitlich gegen das Blaue mit den roten und grünen Markierungen auf dem Angriffsring. Spencer und Bryan sahen überrascht auf und zu ihren beiden Kontrahenten hinüber. Auf Talas Lippen hatten sich zu einem schmalen, teuflischen Grinsen verzogen und die erbarmungslosen blauen Augen auf Kais Dranzer fixiert. Spencer wollte seinen Augen nicht trauen, was war hier los?   „Was soll das?“ zischte Kai, den das Verhalten seines Tag-Team-Partners deutlich irritierte. „Weißt du überhaupt was ein Tag-Team-Match bedeutet?“   „Ich brauche deine Hilfe nicht um die beiden zu schlagen,“ erwiderte Tala kühl und deutete mit einer vagen Geste gelassen auf Bryan und Spencer. „Du bist mir nur im Weg, also schalte ich dich als erstes aus.“ Spencers Augen weiteten sich verblüfft, als er die Worte vernahm und begriff was sie für ihn und Bryan bedeuteten. Sollte es am Ende doch so einfach sein, die beiden zu schlagen?Hatte Bryan am Ende recht, und Tala und Kai waren wirklich nicht dazu in der Lage zusammenarbeiten? Er tauschte ein schnelles, triumphierendes Grinsen mit seinem Partner, ehe er den Blick wieder auf die Arena hinab senkte.   „Wolborg, zeig dem Federvieh, dass in dieser Arena kein Platz für ein Küken ist!“ spottete Tala laut mit einem provokanten Lächeln auf den Lippen, als er Wolborg zu einem erneuten Angriff ausholen ließ. Dieses Mal jedoch war Kai vorbereitet und ließ Dranzer in letzter Sekunde zur Seite ausweichen, so dass Wolborg an ihm vorbei schoss.   „Du solltest deinen Köter besser an die Leine nehmen, ehe er dir davon läuft,“ erwiderte Kai mit kaltem Hohn, während Talas Gesicht sich zunehmend verfinsterte. Spencer, der die beiden fasziniert beobachtet hatte, bemerkte plötzlich mit wachsendem Schrecken, dass Wolborg, nun da er Dranzer verfehlt hatte, mit ungeheurem Schwung und ungehalten auf Seaborg in der Mitte der Arena zuraste. Tala jedoch schien das weder zu bemerken noch zu interessieren, er starrte weiter mit leicht verengten, klirrend kalten Augen zu Kai hinüber.   „Seagborg!“ rief Spencer und rüstete sein Beyblade für den kommenden Angriff oder was auch immer es genau sein mochte. Wolborg krachte mit voller Wucht auf das hellblaue Blade. Unter lautem Kreischen und sprühenden golden-roten Funken traf Metall auf Metall. Trotz dass Spencer sein Beyblade auf Defensivwerte ausgerichtet hatte, reichte seine Verteidigung nicht aus um der Kraft, mit der Talas Wolborg auf Seaborg traf, zu trotzen. Seaborg verlor an Boden und wurde zur Seite gedrückt, wobei es ein wenig ins Schlingern geriet. Tala hingegen nutze die freigesetzte Energie, ließ Wolborg sich von Spencers Blade abstoßen und zurück auf Dranzer zu schnellen. Kai jedoch schien mit diesem Zug gerechnet zu haben, denn Dranzer wich erneut zur Seite, woraufhin Wolborg nun mit dem unvorbereiteten Falborg zusammenprallte. Tala ließ Wolborg denselben Zug wie vor wenigen Sekunden noch bei Seaborg wiederholen, wobei das grüne Beyblade an den Rand der der Arena geschleudert wurde und es Bryan nur mit Mühe zu gelingen schien in letzter Sekunde die Kontrolle wiederzugewinnen. Das weiße Blade hingegen schnellte erneut in Dranzers Richtung zurück.   „Wir spielen hier nicht Flipper,“ bemerkte Kai trocken, als er Dranzer zum dritten Mal ausweichen ließ. Tala bedachte ihn daraufhin nur mit einem finsteren Blick.   „Nein, du spielst offensichtlich Dodgeball!“   „Hey!“ mischte sich plötzlich Bryan ein, der seinen ersten Plan verworfen hatte und Falborg nun mit zornigem Gesicht erneut zum Angriff befahl. „Wir sind auch noch da!“ Doch als er schließlich zu seiner Attacke ansetzte, schnitt ihm Dranzer plötzlich den Weg ab, direkt gefolgt von Wolborg, so dass Bryan verblüfft in der Bewegung inne halten und Falborg abbremsen musste um nicht zwischen die beiden zu geraten, wobei er jedoch enorm an Schwung verlor. Während er mit Mühe und Not sein Beyblade vom Sturz aus der Arena bewahrt und die Kontrolle zurückgewonnen hatte, war Tala, der seine beiden eigentlichen Gegner weiterhin vollkommen ignorierte, dazu übergegangen Dranzer in weiten Bahnen um die Arena zu jagen. Kai ließ sein Blade hingegen in flinken, präzisen Zickzackbewegungen den blitzschnellen, unnachgiebigen Angriffen Wolborgs immer wieder um Haaresbreite ausweichen. Spencer beobachtete das Spiel ehrfürchtig und kam nicht umhin festzustellen, dass es ihn mehr an einen einstudierten Tanz erinnerte als an einen Kampf.   Bryan warf ihm einen irritierten Blick zu, den Spencer nur mit einem Achselzucken erwidern konnte. Alles lief bei weitem besser als sie auch nur gewagt hatten sich vorzustellen. Wenn es so weiterging wie bisher, würden Tala und Kai sich gegenseitig völlig entkräften und wenn es so weit war, würden er und Bryan die Chance nutzen und die beiden aus der Arena befördern. Spencer bemerkte wie sich ein siegesgewisses Grinsen auf Bryans Lippen schlich und das Triumph in seinen Augen funkelte. Nur noch ein wenig Geduld.   „Du elender Feigling,“ knurrte Tala schließlich gereizt. „Hör endlich auf zu kneifen und bleib stehen, damit ich dich erledigen kann!“ Kai musterte seinen mutmaßlichen Tag-Team-Partner einen Augenblick lang abfällig und Spencer war sich sicher, dass er Tala gleich auf höchst undiplomatische Weise dazu auffordern würde, sich zum Teufel zu scheren, doch Kai überraschte ihn, indem er einfach die Schulter zuckte.   „Wie du willst,“ erwiderte er kalt und ließ Dranzer plötzlich in der Bewegung erstarren. Tala bedachte ihn, ebenso wie Spencer, mit einem überraschten Blick, ehe sich der Ausdruck im Gesicht ihres Teamcaptains erneut verfinsterte. Kai hatte Dranzer so platziert, dass sich Falborg nun mit einem Mal zwischen ihm und Talas Blade befand. Bryan starrte erst verblüfft, dann mit wachsender Besorgnis auf sein Beyblade hinab, dass nun plötzlich unmittelbar im Kreuzfeuer der beiden Tag-Team-Partner stand. Tala ließ Wolborg einen Angriff von rechts an täuschen, ehe das weiße Blade dann links an Falborg vorbei auf Dranzer zuschoss. Kai ließ Dranzer jedoch erneut hinter Falborg zurückweichen, weshalb Wolborg mit seinem Angriff nur das grüne Beyblade erwischte und dabei mit unerwarteter Wucht zur Seite stieß.   „Bryan!“ rief Spencer plötzlich warnend, der das Unheil kommen sah, jedoch zu spät. Falborg wurde mit rasanter Geschwindigkeit in die Mitte der Arena geschleudert, wo er krachend auf Seaborg traf. Beide Beyblades gerieten zunehmend ins Schlingern.   „Hey!“ rief Bryan nun sichtlich gereizt und befahl seinem wankenden Blade von Seaborg zurückzuweichen. „Was soll der Scheiß!“ Tala jedoch ignorierte ihn vollkommen und setzte seine gnadenlose Jagd auf Kais Dranzer fort.   „Hast du etwa Angst dich mir zu stellen, Kai?“ spottete er mit dem offensichtlichen Ziel Kai zu provozieren um hin aus der Deckung zu locken.   „Du bist einfach zu langsam, Tala,“ erwiderte Kai jedoch gelassen und Spencer wusste, es brauchte mehr als ein paar alberne Sprüche, damit sich Kai Hiwatari eine Blöße gab. Tala hingegen war ungewöhnlich aggressiv.   „Spencer,“ flüsterte Bryan neben ihn, ehe er weiter über das uncharakteristische Verhalten seines Teamcaptains nachsinnen konnte. „Die beiden sind abgelenkt, der Angriff, den wir besprochen haben, jetzt.“ Spencer nickte, Bryan hatte recht, sie mussten handeln, ehe sie erneut zwischen ihre beiden Gegner gerieten und im Kreuzfeuer untergingen. Er konzentrierte sich wieder auf die Arena. Beide Beyblades ihrer Kontrahenten befanden sich auf halber Strecke zwischen der Mitte und dem Rand der Arena und bewegten sich mit nur einer Handbreit Abstand zueinander auf der Stelle, während Tala und Kai damit beschäftigt waren sich verbal zu bekriegen.   „Bleib genau so,“ schlug Tala herausfordernd vor, „dann hat diese Absurdität von einem Kampf gleich ein Ende!“ Doch Kai schüttelte nur den Kopf, die Mundwinkel zu einem kalten, amüsierten Lächeln leicht nach oben gebogen.   „Wirst du endlich verschwinden, wenn ich einen Stock werfe?“   Spencer hatte die beiden nicht ein einziges Mal, seit Kai erneut ihrem Team beigetreten war, so viel miteinander reden hören, noch dazu in ganzen Sätzen mit mehreren Silben. Sie würden nach diesem Match wahrscheinlich ein ganzes Jahr lang kein einziges Wort miteinander wechseln um den Überfluss auszugleichen. Es war äußerst seltsam, doch Spencer blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn er vernahm bereits Bryans Befehl zum Angriff.   „Jetzt!“   Falborg und Seaborg setzten sich gleichzeitig in Bewegung um in perfekt symmetrischen Bögen, einer links, der andere rechts herum, Geschwindigkeit aufzunehmen. In vollkommener Synchronität rasten die beiden Beyblades auf ihre Gegner zu, die nichtsahnend in ihr lächerliches Wortgefecht vertieft waren. Bryan und Spencer befahlen ihre Beyblades genau im selben Moment zum Angriff, als Spencer mit einem Mal den Blick bemerkte, den Tala und Kai in eben diesem Augenblick tauschten. Ein wissender Blick, gefolgt, von einem knappen ach so kurzem Nicken. Die beiden waren plötzlich verstummt und blickten konzentriert in die Arena hinab.   Ein eiskalter Schauer jagte über Spencers Rücken als ihn die Erkenntnis wie ein harter Schlag in die Magengrube traf. Doch es war bereits zu spät um zu handeln und ihm blieb nichts weiter übrig als zu beobachten, wie sowohl Dranzer als auch Wolborg im letzten Augenblick zurückwichen, so dass Falborg und Seaborg beide nur um eine Haaresbreite verfehlten und stattdessen mit voller Wucht aufeinander prallten. Wie in Trance verfolgte Spencer mit wachsendem Schrecken wie Seaborg in perfekter Synchronität mit Falborg aus der Arena geschleudert wurde. Bryan an seiner Seite war kreidebleich geworden und starrte auf das grüne Beyblade, dass scheppernd vor seinen Füßen landete. Sein perfekter Plan war soeben an der Realität zerschellt.   „Schätze wir haben gewonnen,“ stellte Kai tonlos fest. „Und das haben wir bestimmt nicht dir zu verdanken.“ Tala ignorierte die Bemerkung gekonnt. Ein schmales, süffisantes Grinsen lag auf seinen Lippen, als Spencer schließlich aufblickte. Kai stand neben ihm, die Augen geschlossen und die Arme vor der Brust verschränkt.   „Teamwork, huh?“ kommentierte ihr Teamcaptain den Ausgang des Matches spöttisch, als er Wolborg zurück in seine ausgestreckte Hand springen ließ. „Schätze ihr beide müsst noch ein wenig üben. Aber keine Sorge, ihr habt jede Menge Zeit um an eurer Performance zu arbeiten. Bis zu meinem nächsten Match um genau zu sein.“ Mit diesen Worten wandte er sich von ihnen ab und verließ den Park, Kai folgte ihm nur wenige Augenblicke später. Spencer hielt sich hilflos die Hände vors Gesicht und hoffte inständig, dass alles nur ein Traum war, ein Albtraum. Bryan hingegen starrte den beiden wie gelähmt nach.   „Das meint er nicht ernst, oder?“ presste er schließlich stockend hervor. Spencer nahm die Hände herunter und warf seinem Teamkameraden einen vernichtenden Blick zu.   „Von wegen Tag-Team-Match und perfekte Zusammenarbeit,“ knurrte er vor sich hin, während er sich ebenfalls abwandte. „Du und deine verdammt beschissenen Ideen!“   -|-|-   „Der perfekte Plan, huh?“ Tala schnaubte abfällig. „Das nächste Mal wenn sie mich überlisten wollen, sollen sie es gefälligst leise tun.“ Kai ging neben ihm, die Hände in den Hosentaschen vergraben.   „Du wirst nicht wirklich zulassen, dass sie dich anfeuern,“ stellte er tonlos fest.   „Und uns damit vor der ganzen Welt lächerlich machen? Auf keine Fall!“ Tala schüttelte den Kopf, während sich ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen schlich. „Aber das müssen sie ja nicht gleich wissen.“       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)