Von der Realität und anderen grausamen Dingen von Diamond_Dust (Ein phasenweise pessimistischer Self-Insert) ================================================================================ Kapitel 1: Von Schokomuffins und Matrixpillen --------------------------------------------- Ich war ja noch nie ein Fan von Aufstehen gewesen. Ganz besonders nicht vor Schultagen, die mit Geschichte anfingen und mit Sport aufhörten. Und auch ganz besonders dann nicht, wenn ich von meinem Riesenteddybären quasi festgehalten wurde und die Decke wie ein Schutzwall vor den Grausamkeiten des Alltags auf mir lag und mich umhüllte wie eine schallgeschützte, gut gedämmte Seifenblase. Also rümpfte ich nur kurz die Nase, überlegte kurz , welches Fach ich heute als erstes hatte und ob es würdig war, mich aus meinem kuscheligen Nest zu reißen, und drehte mich mit einem entschlossenen Nein auf die kühle Seite des Ikeabettes - oder versuchte es zumindest. Denn da war kein Bett. Und auch kein Teddybär. Und definitiv auch keine Seifenblasendecke. Verdammt. Da war nur kalt. Kalt und nass und eklig. Immer noch nicht ganz wach schreckte ich auf und knallte mit dem Kopf an eine ebenso kalte und nasse und eklig glitschige Wand. VERDAMMT. Jetzt war ich wach. Richtig wach. So fühlen sich also Leute, die Kaffee trinken, dachte ich. Jetzt versteh ich diese Menschen. Verwirrt rieb ich mir den protestierenden Schädel und schaute mich um. Überall glitschige Wand. Muss wohl ne Höhle sein. Bin ich nicht intelligent. Schwieriger war eher die Frage, wieso ich in dieser Höhle war. Denk nach Caro. Gestern mal wieder über den Durst getrunken? Angestrengt versuchte ich mich daran zu erinnern, was ich letzten Abend getrieben hatte, konnte mich jedoch nur an sündige Mitternachtsnacks und Videospiele erinnern. Vielleicht waren in den Schokomuffins ja mehr als Zucker und Gottes Geschenk an die Menschheit? Bei dem Gedanken an Essen fing mein Magen an zu knurren. Na super. Ich sitz hier in ner kalten muffigen Höhle, hab Hunger und keinen Plan von irgendwas. Nicht dass mein Orientierungssinn bis dato bemerkenswert gewesen wäre (ich war froh, in meiner Schule nach 8 Jahren keine laufenden Meter mehr fragen zu müssen, wo meine Räume seien, was wirklich ziemlich peinlich war), aber ich war mir zu fast 70% sicher, dass es so eine Höhle nicht in meinem Kuhkaff gab. Langsam kroch ein Anflug von Panik in mir hoch. Allein in der Wildnis aufzuwachen war irgendwie nicht das, was auf meiner to-do-Liste stand. Vielleicht ist das ja alles nur ein böser Traum, versuchte ich mir einzureden, und du wachst gleich wieder auf. Bestimmt. Ich kniff mir in den Arm. Nichts passierte, außer dass mir jetzt mein Arm wehtat. Ich kniff mir noch einmal in den Arm. Er tat nur noch mehr weh. "Das is doch alles scheiße", murmelte ich vor mich hin. Ich gab mir selbst eine Backpfeife. Jetzt tat meine Wange ebenfalls weh. Bevor ich mir noch weiter Schaden zufügen konnte, schaltete sich mein Gehirn ein. Caros Gehirn an Caro, Selbstverstümmelung bringt anscheinend nichts, Abbruch! Ich senkte meine Hand. Caros Gehirn an Caro, Gegend checken, vielleicht klärt sich ja dann gleich alles! "Guter Gedanke", murmelte ich weiter vor mich hin, "warum geht das nicht früher?" Caros Gehirn an Caro, weil du dumm bist. Ach ja, da war was. Entschlossen und hellwach rappelte ich mich auf und stolperte aus der Höhle. Ich machte mich auf gleißendes Tageslicht gefasst, doch das blieb aus. Stattdessen empfing mich der kühle Schatten der Bäume, die dicht an den Hügel gedrängt standen, in dem sich die Höhle befand. Aha, ein Wald. Ich korrigiere: Verdammt. Ein Wald. Ohne Brotkrumenspur is meine Orientierung hier doch völlig am Arsch!, fluchte ich innerlich. Ohne auch nur den Versuch zu machen, mir zu überlegen, wie ich jetzt am besten vorgehen sollte, wackelte ich weiter in diesen ominösen Wald hinein. Ich wollte einfach nur schnell jemanden finden, der mir sagen konnte, wo ich war und am besten noch wie ich zurück in mein Kaff kommen konnte. Und natürlich wo es was zu essen gab. Am allerbesten noch wo es kostenloses Essen gab, denn wie ich bei einer kurzen Inspektion meiner Klamotte feststellte trug ich a) meinen Pyjama und b) kein Geld bei mir. Na super. Und so stiefelte ich im Schlafanzug dezent entnervt und immer panischer durch den Wald. Meine Laune sank mit jedem Schritt, den ich tat, mit jedem Baum, der sich neu in mein Sichtfeld schob und genauso aussah wie alle anderen davor, mit jedem Vogel, der fröhlich sein Lied zirpte und dabei in meinen Ohren genauso klang wie die neuntausend davor. Zum Glück hatten die Viecher das Copyrightprinzip noch nicht entdeckt. Was dann bei denen loswäre... Ich versuchte mich mit der Vorstellung eines Rechtsstreits über eine Balzmelodie zwischen zwei Vögeln aufzuheitern, aber nachdem ich mir über die Absurdität des Ganzen bewusst wurde, sank meine Laune auf den Tiefpunkt und ich fing an, verzweifelte SOS-Nachrichten ins Dickicht zu rufen und meine kalten Glieder mit Dehnübungen aufzulockern. Es konnten Minuten oder auch Stunden vergangen sein, ich achtete nicht darauf. Mein ungewollter Morgenspaziergang zog sich länger als die meisten Geschichtsstunden, und plötzlich kam in mir der Wunsch auf, jetzt an meinem Stammplatz in der Pausenhalle zu sitzen und mich mit meinen Freunden über belanglose Dinge zu unterhalten. Oder mir von mir aus auch in einer dieser dämlichen überflüssigen Sportstunden nen Ast abzuschwitzen bei dem Versuch, den Ball irgendwie anständig übers Netz zu bringen. Hauptsache nur weg von diesen dämlichen Bäumen und den dämlichen Vögeln und überhaupt dieser dämlichen Situation- So in Gedanken vertieft hatte ich fast die Person übersehen, die an einem der dämlichen Bäume in der Nähe stand und offensichtlich auf etwas oder jemanden wartete. Erleichterung überflutete mich und ich rannte beinahe schon auf sie zu. Doch als ich ihr immer näher kam, verlangsamten sich meine Schritte, die Erleichterung schlug in Verwunderung um und mein Ausruf der Freude blieb mir in der Kehle stecken. Die Person sieht aber mal sowas von ulkig aus. Wer trägt denn bitteschön heutzutage noch solche Westen? Und... NETZHEMDEN? Bitte? Ich blieb stehen. In meinem Kopf tauchten Bilder auf von Menschen, die dieser Person sehr, sehr ähnlich sahen. Von Menschen, die man normalerweise nur bei RTL2 im Vormittagsprogramm sieht. Moment... das is doch net etwa nen Cosplayer? Was macht denn so einer um die Uhrzeit mutterseelenallein im Wald? Japantag is vorbei man! Und auch nur 400 Kilometer weiter im Norden! Der hat ja nen mieseren Orientierungssinn als ich... Zufrieden mit meiner Schlussfolgerung pirschte ich mich wieder weiter an den bisher völlig ahnungslosen Karnevalsmenschen heran. Als ich noch etwa 10 Meter von ihm entfernt stand schien er mich endlich zu bemerken und wandte mir sein Gesicht zu. Um ihn nicht zu erschrecken bewegte ich mich nun langsamer und versuchte mein Erscheinungsbild durch eine nette Miene zu übertünchen - was angesichts der Reaktion der Person aber mal richtig in die Hose ging. "YAMETE!" schrie der Typ mich an und zückte einen Gegenstand aus seinem noch ulkigeren Beutelchen, das er sich um den Bauch geschnallt hatte, und den ich aufgund fehlender Daten mal als Messer einstufte. Scheiße, der meints ja richtig ernst mit seinem Cosplay, dachte ich verdutzt und blieb erstmal mit Sicherheitsabstand stehen. Dank einiger 5-Animestaffeln-in-einem-Monat-Durchsuchtaktionen hatte ich mir in letzter Zeit ein bisschen Spätzlejapanisch zugelegt, und verstand zumindest, dass der Kerl mir nicht Guten Tag wünschte. Der redet ja sogar japanisch... Man muss doch net gleich alles so ernst nehmen, oder? Kann doch wenigstens nen bisschen netter sein, ich steh hier als armes hilfloses Mädchen vor ihm, völlig durchgefroren und was macht der? Bedroht mich mit seinem Pappmascheemesser? Boah scheiße ich will doch einfach nur nach Hause... "Hey", begann ich zögerlich, "Ich will ihnen nichts tun, okay? Sie können das Ding da gerne wieder wegpacken...". Ich versuchte ihn zu beruhigen, war ich doch aber selbst überrascht über meine eigene Ruhe, bedrohte mich ja nur ein ziemlich strange dreinblickender Cosplayer mit einem Messer, nachdem ich ein zwei Stunden planlos IM PYJAMA durch einen Wald gelatscht bin... "NANDESHOUUUU?" brüllte mich der Typ weiter an. Caros Gehirn an Caro, der Typ versteht dich nicht. Caro an Caros Gehirn, ne echt? Ich hob zum Zeichen meiner guten Absichten meine Hände in die Luft, was wie sich herausstellte ein Fehler war. Er verschwand einfach, als wäre er nur eine Halluzination gewesen, wie ein Hologramm, bei dem man den Stecker rausgezogen hat. Ich starrte wie ein Auto auf die Stelle, an dem der Cosplayer bis eben definitiv noch gestanden haben musste. Plötzlich spürte ich einen unangenehmen Druck an meinem Hals und drehte mich auf der Suche nach dem Ursprung um. Ein weiterer Fehler. Der nun sehr alarmiert dreinblickende Typ von gerade eben stand direkt hinter mir und hielt mir das Ding an die Kehle, das, wie ich jetzt herausfand, nicht aus Pappmaschee bestand und einen Kunai darstelle. Durch meine Umdrehung ratschte ich an dem Messer vorbei und schnitt mir quasi selbst die Haut auf. Aua. Ich raffte garnichts mehr. Der stand doch grad vor mir? Hä? Wie kommt der so schnell hinter mich? Is das hier versteckte Kamera und die verarschen mich gerade wie diese Igel den Hasen in der Fabel da? Was is hier looooos? Was haben die mir in meine Schokomuffins getan? Der Kerl begann mir nun bedrohlich klingendes Zeug ins Ohr zu reden. Wenn ich ihm doch nur irgendwie mitteilen könnte, dass ich ihm nichts tun will, dachte ich verzweifelt. Der Schnitt an meinem Hals fing an fürchterlich zu ziehen und befleckte mein Oberteil mit Blut. Er zog ein einem Walkie-Talkie nicht ganz unähnliches Gerät aus seinem Beutelchen und sprach hinein. Langsam begriff ich, dass die Situation doch um einiges ernster war, als ich annahm. Ich fing an, mir Fluchtpläne auszudenken, der eine vermutlich hirnrissiger als der andere, doch bevor ich einen Entschluss fassen konnte, tauchten vor mir noch ein Dutzend weiterer Typen auf. Ach verdammt, schimpfte ich innerlich und verwarf meine Fluchtpläne schnell wieder. Wenigstens sind da auch Frauen mit dabei... Das sind aber beängstigend gute Cosplayer, das muss man ihnen lassen. Mit welchen Tricks kriegen die dieses urplötzliche Auf- und Abtauchen hin? Caros Gehirn an Caro, jetzt ist vielleicht nicht die Zeit um über solche Dinge nachzudenken. Ich will aber, protestierte ich wie ein Kleinkind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte, dann muss ich mich nich um die ernsten Dinge kümmern. Denn dann werde ich nur noch panischer und das bringt mir jetz wirklich nix. Während meines inneren Monologes berieten sich die Neuankömmlinge wohl mit dem Kerl, der mir immer noch das Messer an den blutenden Hals hielt, was sie mit mir machen sollten. Sie machten allerdings keinen aggressiven Eindruck, was mich ein wenig hoffnungsvoll stimmte. Vielleicht verstand ja einer von denen Deutsch? Caros Gehirn an Caro, du hältst einfach die Klappe. Bevor ich meiner vernünftigen Seite etwas entgegnen konnte, übernahm mein Magen das Kommando. Er röhrte nun genauso unpassend wie in den Abiturklausuren in den Tonlagen eines Wals oder eines sich paarenden Elches los und übertönte das Gespräch der Anwesenden, die mich nun verdutzt anstarrten. Ich war viel zu angespannt, als dass mir das hätte peinlich sein können, aber als ein paar der Leute anfingen, zu lachen, fiel ein Teil meiner Panik ab und etwas Farbe schlich sich auf meine Wangen. Der Kerl hinter mir ließ von mir ab und verstaute seinen Kunai wieder in seinem Beutel. Aus dem Augenwinkel sah ich eine kleinere Frau auf mich zukommen. Als ich mich ihr zuwandte, musste ich aber erst dreimal blinzeln, bevor ich verstand, was ich sah. Das sind ja ma echt verdammt gute Cosplayer... Die sieht haargenau aus wie dieser Dangofreak aus Naruto... Wie heißt die nochmal... Dango... Danko... Anko! Genau. Anko. Vielleicht sind sie mir ja wohlgesinnter wenn ich ihnen zeige, dass ich genauso ein Narutofan bin? Und so setzte ich zum Sprechen an, als der Anko-Doubel vor mir stand, doch ich stockte, als sie die Hand nach mir ausstreckte und mir eine Pille hinhielt. Moment. Sind wir jetzt in Matrix gelandet? Aber da gabs doch eine rote und eine grüne wenn ich mich nicht irre... Was soll ich damit? Will sie mich vergiften? Möchtegernanko interpretierte meinen verwirrten Blick offensichtlich richtig und deutete an, die Pille zu essen und rieb sich den Magen. Ach so. Das is so ne Nahrungspille die die in Naruto immer auf Missionen mitnehmen... Ich zweifelte zwar daran, dass mich diese Pille satt machen könnte, wollte aber nicht unhöflich sein und nahm das Angebot an. Sie schmeckte ziemlich bitter, aber ich versuchte keine Miene zu verziehen. Mein Hunger war wie weggezaubert. Krasser Scheiß... damit könnte man den Welthunger auslöschen..., dachte ich fasziniert. Ich erinnerte mich wieder an mein eigentliches Vorhaben und blickte den Ankocosplayer wieder an. "Arigatou gozaimasu, Anko" versuchte ich mich stockend zu bedanken. Sie blickte mich mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen an. Scheiße, irgendwas hab ich falsch gesagt... Ach fuck, die darf man bestimmt nicht mit Vornamen anlabern, das nehmen die Japaner ja so genau... Man wie heißt Anko mit Nachname? Ich hab schon Ewigkeiten kein Naruto mehr geschaut verdammter Mist! Um mich aus der Misere zu retten hängte ich einfach sämtliche Endungen an, die ich kannte. "Anko...-chan?" Sie blickte mich noch empörter an. "…-san?" Der Blick milderte sich etwas ab. "…-sama?" Nun schien sie zufrieden zu sein. Sie wandte sich an den Rest und befahl ihnen anscheinend etwas, denn sie nickten zustimmend und verschwanden wie auf Knopfdruck. Offenbar hatte ihnen mein Magenknurren gezeigt, dass ich keine größere Gefahr darstellte. Wenigstens war die peinliche Angewohnheit meines Magens, sich in den unpassendsten Momenten zu melden, zu etwas gut. Nun waren wir also nur noch zwei. Ich, zitternd, verwirrt, im schmutzigen Schlafanzug, und die Ankofrau, die mich mit einem abschätzenden Blick betrachtete. Ich verstand immer noch nicht ganz, was hier abging. Sie drückte mir einen Verband in die Hand und deutete mir, ihr zu folgen. Kapitel 2: Von Physik und Fukushima ----------------------------------- Während ich mir im Gehen relativ unbeholfen die Mullbinde um die Wunde wickelte, versuchte mir der Ankodoubel mit Händen und Füßen Fragen zu stellen. Einige konnte ich identifizieren und ihr mit meinem Krüppeljapanisch Auskunft geben, bei anderen hingegen musste ich passen. Ich fühlte mich wie bei einem äußerst anstrengenden Scharade-Spiel. Hatte ich eh immer gehasst. Caros Hirn an Caro, vielleicht spricht sie ja noch andere Sprachen? Boah. Dass mir das nicht früher eingefallen ist. Heute hab ichs wohl net so mit denken... "Do you speak english?", fragte ich "Anko". Ihr verwirrter Blick war mir Antwort genug. "Parlez-vous francais?", grub ich meine verstaubten Französischkenntnisse hervor, die ich schon vor langer Zeit mit einem Amen begraben hatte. Immer noch Verwirrung. "Italiano?" Noch mehr Verwirrung. Innerlich regte ich mich ein klein wenig über die Unwissenheit meiner Gegenüber auf. Irgendeine Sprache außer Japanisch musste sie doch wenigstens etwas können. Was sie wohl in japanischen Schulen so für Sprachen lernten? Chinesisch? Latein? Ich konnte beides nicht, aber Lateinvokabeln hatte ich eine Freundin für die Abiturvorbereitungen abgefragt. Dass sie bei der Prüfung ein Wörterbuch gestellt bekamen, hatte ja keiner wissen können. "Asinus? Salute? Habitare? Emungere?" Jetzt sah sie mich an wie fünfzehn Meter Feldweg. Gut, wenn mir jemand früher Lateinvokabeln ins Gesicht gespuckt hätte, wäre das wohl auch meine Reaktion gewesen... Ich gab die Suche nach einem gemeinsamen Nenner niedergeschlagen auf und trottete "Anko" still hinterher. Anscheinend hatte auch sie das Kommunikationsspielchen satt und stimmte in mein Schweigen ein. Nach einigen Minuten Fußmarsch erreichten wir eine... eine Klippe? Echt jetzt? Wo zum Geier gibt es denn in Baden-Württemberg so ne riesige Klippe? Hab ich die Apokalypse verpennt? Sind die Japaner in Deutschland eingefallen? Ach so. Die Japaner haben einen Invasionskrieg gestartet und haben die Soldaten in Cosplays versteckt. Jetzt wird mir alles klar. Deswegen war der eine Typ vorhin mir gegenüber auch so feindlich eingestellt. Und dieses abrupte Auftauchen war bestimmt ne neue Kampftechnik... Moment. Bin ich dann jetzt ne Kriegsgefangene? Ich hatte die ganze Zeit gedankenverloren auf die Klippe gestarrt und gar nicht bemerkt, dass sich die Cosplayersoldatin von mir entfernt hatte. Verwirrt blickte ich mich um - und fand sie am Fuß der Klippe wieder, die ja nur mal eben gefühlte 100 Meter nach unten ging. Das winzige Pünktchen mit den lila Haaren unten schien mir zuzuwinken. Etwas übertölpelt winkte ich zurück. So standen wir ein paar Sekunden da, bis ich schließlich blickte, dass sie mir anwies, nach unten zu kommen. Wie zum Geier stellt die Tuse sich das denn vor?! Wie is die da runter gekommen? Gibt’s hier irgendwo ne Leiter oder nen Seil oder wie? Ach verdammt ich hätte grad nich einfach nur blöd in die Gegend kucken sollen, die hat mir das bestimmt erklärt... Arrrg! Peinlich berührt versuchte ich ihr mit vollem Körpereinsatz klar zu machen, dass ich ihrer Aufforderung nicht nachkommen konnte. Und dann bewegte sich der lila Pixel plötzlich wieder auf mich zu, wurde größer und größer und - RENNT SIE DA GERADE DIE WAND HOCH?! Ich starrte das Spektakel unter mir mit einer Mischung aus Faszination und totaler Verzweiflung an. Hoooooooooly. Shit. Was haben die in den vergangenen Jahren denn alles für Kampfstrategien entwickelt? Wir können noch net mal funktionstüchtige Gewehre herstellen und DIE?! Die rennen einfach WÄNDE HOCH?! Ich steigerte mich schon in meinen wahnwitzigen Versuch, das ganze mit Physik und Fukushima zu erklären, da bemerkte ich ein bläuliches Schimmern an "Ankos" Füßen. Und dann dämmerte mir es langsam. Der Kunai, die Kettenhemden, die Bauchbeutelchen, die Stirnbänder, die Matrixpillen, das plötzliche Auftauchen und jetzt auch noch dieses Wändehochrennen. Ich war nicht high von Schokomuffins oder Kriegsgefangene nach Angriff der Cosplaysoldaten. Ich bin im Narutouniversum gelandet. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag, der mein Gehirn zum Vibrieren brachte. Mit einem Quieken sackte ich zusammen und das letzte, das ich sah, war schnell an mir vorbeiziehendes graues Gestein. Kapitel 3: Von FBI-Agenten und Blumenläden ------------------------------------------ Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt hatte, aber ich war noch nie ein Fan von Aufstehen gewesen. Ganz besonders dann, wenn mein Kopf dröhnte wie eine Dampflock und ich den Wunsch hatte, Bacon auf meiner Stirn zu braten. Ich grübelte wie jeden Morgen darüber nach, ob sich es lohnte, in diesem Zustand für die Schule aufzustehen, fand wie immer zur gleichen Antwort, wollte mich wie immer noch einmal umdrehen - und merkte mal wieder, dass ich nicht in meinem eigenen Bett lag. Die fünf Sekunden der besänftigenden Unwissenheit waren um und ich wurde ohne Gnade wieder in die Realität geboxt. Die Kopfschmerzen hatten nun das Ausmaß von mindestens drei Dampflocks erreicht. Bitte lass das alles nur ein Traum gewesen sein, flehte ich und kniff die Augen zusammen. Doch als ich sie wieder öffnete, hatte sich das Bild nicht verändert. Immer noch nicht mein Bett. Ein Krankenhausbett. Aber wenigstens ein BETT, dachte ich zynisch. Keine ungemütliche glitschige Höhle mehr. Ich wollte mir keine falschen Hoffnungen machen, deshalb sprang ich auf... und klatschte mit Blackout sofort wieder zurück ins Bett. Entweder hatten die Schwestern hier einen siebten Sinn oder es war nur Zufall, aber bevor ich einen weiteren Versuch machen konnte, aufzustehen, wurde die Tür geöffnet und eine junge Frau in weißem Mantel betrat das Zimmer. "Ohayo", begrüßte sie mich. "Ohayo", gab ich krächzend zurück. Das Stirnband um ihren Hals nahm mir das bisschen Hoffnung, das ich mir wider besseren Wissens gemacht hatte. Die Krankenschwester deutete auf ihren Hals und schaute mich fragend an. Ich vermutete, dass sie meine Wunde meinte, und als ich mit den Fingerkuppen darüber fuhr, war davon nur noch etwas Schorf übrig. Ich lächelte ihr dankbar zu und murmelte ein "Arigatou", da ich davon ausging, dass sie sich um mich gekümmert hatte. Ein aufmunterndes Lächeln erschien auf ihrem schmalen Gesicht, und sie stellte eine Tasche neben dem Bett ab. "Fuku", sagte sie und deutete darauf. Dann tat sie so, als würde sie sich anziehen. Anscheinend waren da frische Klamotten für mich drin. Als ich ihr durch ein Nicken zu verstehen gab, dass ich kapiert hatte, was sie meinte, wurde ihr Lächeln noch ein wenig breiter und sie hob die Hände und sagte etwas, das sehr nach Mathe klang. Für dieses Rätsel brauchte ich etwas länger, aber ich kam bald darauf, dass ich hier 10 Minuten warten sollte. Nach einem weiteren Nicken verschwand die nette Dame wieder und ließ mich mit meinen Gedanken alleine. Ich zog mir brav die Sachen aus der Tasche an, die überraschend gut passten, und setzte mich dann vorsichtig auf den Stuhl am Fenster. Die Kühle der Scheibe fühlte sich gut an gegen meine erhitzte Stirn. Ein Blick nach draußen bestätigte mich in der Annahme, dass ich in Konoha gelandet war. Ich erkannte die Struktur der Häuser gegenüber, die Grünflächen vor dem Gebäude, die vereinzelten Menschen, die auf und ab gingen, und einfach alles an der Szenerie schrie Konoha. Es brauchte garkeine in Stein gemeißelte Kage-Köpfe oder das riesige Eingangstor, um mir klar zu machen, wo ich war. Was aber nicht hieß, dass ich wirklich begriff, dass ich hier war. Es schien mir immer noch alles wie böser Scherz. Mein auf Logik ausgelegtes Gehirn verkraftete das alles nicht. Es gab sich geschlagen. Ich war also in Konoha. Ein resignierter Seufzer entkam meinen Lippen. Nicht, dass mir das Dorf nicht gefallen würde, nein, aber der Gedanke an meine Familie versetzte mir einen kleinen Stich ins Herz. Sie suchten mich jetzt bestimmt... Mein Freund würde mein Fehlen erst nach seiner Rückkehr vom Rock am Ring bemerken, aber die Vorstellung, ihn vielleicht nie wieder zu sehen, ließ mein Herz einen Schlag aussetzen. Ihn, meine Familie, mein Kaninchen, meine Freunde, einfach alles, was ich in meiner richtigen Welt zu lieben gelernt hatte. Es muss einen Weg zurück geben. Irgendwie bin ich ja hier her gekommen, dann kann ich auch irgendwie wieder zurück nach Hause. Es klopfte an der Tür. Offensichtlich waren meine 10 Minuten um. "Hai?", rief ich. Shizune, Tsunade und ein furchteinflößender Schrank von Mann, dem ich gerade keinen Namen zuordnen konnte, traten ein. Einen Augenblick grübelte ich nach, doch dann merkte ich, dass es äußerst unhöflich wäre, in Anwesenheit eines Hokages auf einem Stuhl sitzen zu bleiben. Also richtete ich mich auf und verbeugte mich, was ziemlich ungewohnt war. Ich hatte mich, wenn ich mir es recht überlegte, noch nie vor irgendjemandem verbeugt. Es gab wohl immer ein erstes Mal. Tsunade deutete mit der Hand auf den Mann rechts neben ihr. "Yamanaka Inoichi", stellte sie ihn mir vor. Ach genau. Das war doch der vom Konoha-FBI... Jetzt is auch klar, wieso der hier ist. Die wollen bestimmt wissen, ob ich nen Spion oder sowas bin... "Shizune", fuhr sie fort, auf die verlegen lächelnde Frau neben ihr zeigend, "Tsunade to..." "TonTon!", rutschte es mir heraus. Ich hatte das kleine süße Schweinchen schon bei seinem ersten Auftritt ins Herz geschlossen. Als es seinen Namen hörte, quietschte es vergnügt. Keiner der Anwesenden schien übermäßig überrascht zu sein, dass ich seinen Namen kannte. Anscheinend hatte Anko kein Detail bei ihrem Bericht ausgelassen, und schließlich wusste ich auch ihren Namen. Der Yamanaka schien jedoch ein wenig ungeduldig zu sein und kam auf mich zu. Ich wusste zwar ungefähr, was mich erwartete, aber sein ernster Gesichtsausdruck, quatsch, seine gesamte Erscheinung flößte mir gehörigen Respekt ein. Er legte mir ohne Umschweife die Hände an die Schläfen und flüsterte undeutliches Zeug. Ich zuckte bei der Berührung etwas zusammen, versuchte mich aber so gut wie möglich wieder zu entspannen. Ich hatte nichts zu verbergen, und hoffentlich würden die Erkenntnisse aus diesem Verhör dazu beitragen, dass ich schnellstmöglich wieder nach Hause gelangte. Wie es sich wohl anfühlt, wenn sich jemand in meinen Verstand einhakt? Die Antwort bekam ich in der selben Sekunde. Gruselig. Ich hatte das Gefühl, als ob sich mein Gehirn verselbstständigt hätte. Meine Kopfschmerzen verstärkten sich noch ein wenig mehr, und ich sah quasi mein ganzes Leben an mir vorbeiziehen. Meine Einschulung, wie ich Mittags vor dem Fernseher hockte und Naruto schaute, Kabbeleien mit meinem Bruder, Ausflüge, Urlaube, Familienfeiern, der erste Kuss, und schließlich wie ich in dieser vermalledeiten Höhle aufwachte und auf den Typen traf. Die ganze Prozedur hatte sicherlich nicht länger als 5 Minuten gedauert, doch es fühlte sich an, als hätte ich jedes aufgeschürfte Knie und jeden Herzschmerz noch einmal erlebt. Als Inoichi von mir abließ, sank ich erschöpft in meinen Stuhl und massierte mir die pochenden Schläfen. Währenddessen wandte sich der Gedankenleser wieder an seine Begleiterinnen. Dass ich immer nur Wortfetzen verstand, ging mir zwar langsam echt auf die Nerven, aber ich konnte bis jetzt meistens erraten, worüber sich gerade unterhalten wurde. Tsunades Gesichtszüge waren wenig aufschlussreich und blieben den ganzen Vortrag lang ruhig, sie nickte nur hin und wieder zustimmend, aber Shizune schien von einem Wechselbad der Gefühle erfasst worden zu sein. War ihr Blick am Anfang noch ziemlich verwirrt, wandelte er sich langsam zu etwas, das entweder schockiert oder fasziniert war, ich konnte es nicht so recht ausmachen. Als Inoichi verstummte, schaute sie mich aber definitiv mitleidig an. Offensichtlich hatte er ihnen gerade mein Leben in unter 2 Minuten erzählt. Erheiternd, zu wissen, dass es da doch so viel zu sagen gab. Tsunade schien angestrengt zu überlegen. Nach einer Weile entgegnete sie Inoichi etwas, worauf er sich noch einmal zu mir umdrehte und die Hände hob. Er hat doch schon alles gesehen, was will er denn noch von mir? Mir ne Gehirnwäsche verpassen? Etwas beunruhigt schreckte ich mit meinem Kopf nach hinten, als er mir an die Schläfen langte, doch es war zwecklos. Plötzlich fühlte ich mich wie schizophren. Ich war nicht mehr alleine in meinem Kopf, und es war noch gruseliger als der erste Eingriff. "Willst du wieder in deine Welt zurück?" Der Gedanke tauchte einfach so in meinem Schädel auf. Nach einer Schrecksekunde gab ich ein kleinlautes "Ja" zurück. Konnte Inoichi etwa deutsch sprechen? Wieso hat er dann vorhin nicht einfach nachgefragt, anstatt meine Erinnerungen zu veruntreuen? "Ich spreche deine Sprache nicht. Aber durch mein Jutsu denke ich nun mit deinem Gehirn." Wie krank is das denn bitteschön? Aber gut, wenns funktioniert... Von mir aus. "Wie ich sehe, muss ich dir nichts mehr über diese Welt erzählen. Die Godaime lässt ausrichten, dass sie bereit ist, dir zu helfen. Da wir momentan einen Mangel an Missionen haben, wird sie sofort ein Team einberufen lassen, das der Sache nachgeht." Ich musste die aufkommenden Freudentränen unterdrücken. "Dann bin ich also bald wieder zuhause?", dachte ich. "Wir können nichts versprechen. Wir sind uns einig, dass so etwas bisher zumindest noch nie in Konoha passiert ist", versuchte Inoichi meine Hoffnungen zu dämmen. "Aber wir werden unser Bestes geben." "Richten Sie Tsunade meinen herzlichen Dank aus. Ich vermute mal, dass sie das nicht ganz ohne Eigennutzen veranlasst, aber ich stehe trotzdem tief in eurer Schuld", dachte ich und lächelte ihn an. "Da hast du nicht ganz unrecht, ein wenig Licht ins Dunkel dieser Dimensionswechselgeschichte zu bringen, könnte uns vor allem im Kampf gegen Madara weiterhelfen." Verständlich. "Außerdem habe ich eine Tochter in deinem Alter." Mir schoss ungewollt das Bild von Ino Yamanaka in den Kopf. "Genau die", entgegnete er mir und ich glaubte, den Anflug eines Lächelns über sein Gesicht huschen zu sehen. "Und an der Stelle deines Vaters würde ich mir wünschen, dass sich jemand um meine Tochter kümmert." Irgendwo in meiner Brust fing mein Herz an, kläglich zu fiepsen. Der Yamanaka im Fernseher hatte mir schon ziemlich imponiert, aber der Schrank von Mann direkt vor mir schien doch ziemlich einfühlsam zu sein. "Schrank?" Ach verdammt. Der hört ja alles... Um rasch das Thema zu wechseln, fragte ich ihn, ob es eine Möglichkeit gäbe, mich nützlich zu machen, bevor eine Möglichkeit gefunden wurde, wie ich wieder in meine Welt gelangte. Er schien kurz zu überlegen, und wandte sich Tsunade zu. Nach einem knappen Wortwechsel blickte er mich wieder an, und teilte mir dann über sein Jutsu mit, dass ich gerne im Blumenladen der Yamanakas aushelfen könne. "Perfekt", antwortete ich erleichtert. Ich konnte es noch nie ausstehen, nichts zu tun zu haben, und ich konnte mir wesentlich schlimmeres vorstellen, als mit der netten Blondine zusammen Blumensträuße zu binden. Jetzt drängte sich mir nur noch die Frage auf, wo ich solange wohnen sollte. Schließlich konnte ich ja nicht im Krankenhaus- "Unser Gästezimmer wäre derzeit frei", schoss es mir durch den Kopf, "Dann wäre dein Weg zur Arbeit auch kürzer." Ich blinzelte kurz. Eines musste man den Konohabürgern lassen, gastfreundlich waren sie allemal. "Arigatou", sprach ich dieses Mal aber laut aus, denn es galt jedem der drei Personen im Raum. "Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?", fragte mich Inoichi wieder über sein Jutsu. Als ich verneinte, forderte er mich auf, ihm zu folgen. Der Yamanaka ließ von mir ab, und zusammen mit Tsunade und Shizune machten wir uns auf den Weg nach draußen. Kapitel 4: Von Onigiris und Verschwörungen ------------------------------------------ Die nächsten Tage flogen nur so an mir vorbei. Was für Ino, die ich auf Schritt und Tritt begleiten durfte, nur träger Alltag war, war für mich schlichtweg faszinierend. Obwohl ich diese Welt schon oft im Fernseher gesehen hatte, kam ich mir vor wie ein Baby, das zum ersten Mal die Augen öffnete. Ich konnte die Sprache nicht, wusste nicht, wann es sich gehörte, sich zu verbeugen oder nur zu grüßen, suchte in meinem Übergangsquartier erst einmal das Bett, bis ich blickte, dass Japaner ja auf Futons schlafen, und hatte das Gefühl, dass ich bei meinem Versuchen, mein Spätzlejapanisch anzuwenden, meinen Gesprächspartner eher beleidigte als ihm einen guten Morgen zu wünschen.     Meine Fehltritte wurden mir meistens erst dann bewusst, wenn sich die Jüngste der Yamanaka hinter mir ins Fäustchen kicherte, oder ihre Mutter nicht sehr erfolgreich versuchte, ihr Lächeln zu unterdrücken. So auch bei meinem ersten Abendessen, als es die Onigiri gab, die ich zuvor unter Anleitung von Ino meiner Ansicht nach noch ausbaufähig zusammengepatscht hatte. Kochen konnte ich schon in meiner Welt nicht. Aber hier konnte ich noch nicht einmal das essen, was ich fabriziert hatte.     Nachdem mir das verdammte Reisbällchen auch beim fünften Mal aus den Essstäbchen sprang, hatte ich es satt. Es wurde erst in allen Sprachen beleidigt, denen ich halbwegs mächtig war, und schließlich erbarmungslos in der Mitte aufgespießt. SHINEEEEEE, schrie ich dabei innerlich.      Dermaßen in Rachegelüste vertieft, hatte ich gar nicht gemerkt, dass mich die beiden anwesenden Yamanakas -Inoichi schien gerade noch zu arbeiten- ziemlich amüsiert beobachteten. Ich lächelte sie kurz verlegen an und versteckte mein Gesicht schnell hinter dem massakrierten Onigiri.    So peinlich mir diese ungewollten Comedyeinlagen auch waren und so sehr ich mich auch daneben benahm, schien Ino mich aus irgendeinem Grund sympathisch zu finden. Wir verbrachten so oder so schon viel Zeit miteinander im Laden, der, wie ich von Inoichi in einer weiteren Gedankenlesersitzung erfuhr, gerade florierte, weil jeder einen Blick auf die "Außerirdische" erhaschen wollte. Ich hätte vollstes Verständnis dafür gehabt, wenn sie sich wenigstens in den freien Stunden von mir abgeseilt hätte, aber stattdessen hatte sie sich wohl in den Kopf gesetzt, mir jeden Zentimeter von Konoha zu zeigen. Ich ließ mich gerne auf ihre Stadtführungen ein, denn wenn ich schon einmal die Chance dazu hatte, dann wollte ich auch so viel wie möglich an Erfahrungen mitnehmen - und durch Grübeleien würde ich nur noch mehr Heimweh bekommen, aber nicht schneller wieder in meine Welt zurückkehren. Das lag nun in der Hand des Teams, das Tsunade freundlicherweise dafür abkommandiert hatte.   Und so schleppte sie mich mit zum Shoppen, ins Café, stellte mich Shikamaru und Choji vor, die versuchten, mir mit Händen und Füßen Japanisch beizubringen, ließ mich bei ihrem Training zusehen (das ich mit offener Kinnlade aus sicherer Entfernung beobachtete) und zeigte mir die Sehenswürdigkeiten Konohas, die riesigen Köpfe der Hokage im Berg, aber auch den Friedhof.     Da sie einen Blumenstrauß in der Hand hielt, den sie vorher im Laden mit extra viel Hingabe gebunden hatte, ging ich davon aus, dass wir das Grab eines nahen Verwandten oder so besuchten. Aber als Ino vor einem noch sehr neu aussehendem Stein Halt machte, fiel der Groschen. Ein Feuerzeug lag darauf.   Moment... Das is doch das Grab von Asuma, oder? Wenn er schon tot ist... An welcher Stelle von der Handlung befinden wir uns eigentlich? Hat dieses Fünf-Kage-Treffen da schon stattgefunden? Ist Danzo schon tot und Naruto schon auf dieser komischen Insel? Aber halt... Inoichi hat bei meiner Ankunft mein ganzes Gehirn abgecheckt... Wenn da was Interessantes dabeigewesen wäre, hätte er sicherlich anders reagiert. Wobei... die ganze Uchiha-Geschichte kann er doch noch gar nicht gewusst haben, oder? Wenn ichs mir recht überlege, hab ich weder Naruto noch Kakashi oder Guy oder Yamamoto hier gesehen. Also trainiert Naruto vermutlich gerade die Kontrolle vom Bijuchakra... Verdammt, genau da hab ich aufgehört wegen den scheiß Fillerfolgen... Den Rest unseres Ausflugs konnte ich nicht mehr genießen. Friedhöfe machten mich allgemein schon ziemlich traurig, aber der Gedanke, die Möglichkeit, Menschenleben zu retten, wegen meinem Hass auf dumme Sidestories vergeben zu haben, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.   Als Inoichi an diesem Abend nach Hause kam, bat ich ihn nochmal um ein "Gespräch". Wieso mir den Kopf zerbrechen, wenn ich nicht einfach jemanden fragen konnte, der Bescheid wusste.     Und so setzten wir uns nach dem Abendessen (das diesmal zum Glück nicht ich zubereitete und auch ohne größere Unfälle in meinem Mund landete) in mein Zimmer und er knipste sich in meine Gedanken ein.    "Was kann ich für dich tun?", schoss es mir durch den Kopf.    Das is ja immer noch so creepy wie beim ersten Mal...    "Ich war heute an Asumas Grab, und da ist mir eingefallen, dass ich garnicht weiß, zu welchem Zeitpunkt ich hier überhaupt aufgetaucht bin. Könnten Sie mir da weiterhelfen?"    "Wie du schon richtig vermutet hast, befindet sich Naruto gerade auf seiner Trainingsreise. Das Kage-Treffen hat schon stattgefunden, allerdings wurde es durch die Kriegserklärung vom Leader der Akatsuki überschattet. Er hat vor, seine Augen auf den Mond zu projizieren, um alle Bewohner dieser Welt einem Genjutsu zu unterwerfen. Und dazu braucht er die ganzen Bijus."     Bitte was? Seine Augen? Auf den Mo- sowas Bescheuertes hab ich ja noch nie gehört. Gut, die Uchihas haben ja eh irgendwie alle nen kleinen Schatten, aber das übertrifft ja jetz echt alles...    "Apropos Uchiha, was da vorgefallen ist, wusste ich wirklich nicht, ich hatte nur meine Vermutungen. Da der Verantwortliche schon von Sasuke selbst zur Rechenschaft gezogen wurde und Itachi eh schon tot ist, wird das allerdings keine Folgen haben. Zumindest wollte die Godaime keine alten Streitigkeiten wieder auftauen und bat mich darum, Stillschweigen zu bewahren. Und ich wiederrum muss wohl auch dich darum bitten, denn wie ich gehört habe, werden deine Sprachkenntnisse immer besser."   Die Freude über das Lob, das man von dem sonst so stillen Yamanaka bestimmt nicht oft zu hören bekam, wurde durch die Forderung zur Geheimhaltung von Itachis Beweggründen ziemlich gedämmt. Ich stand schon immer mehr auf die geheimnisvollen dunklen Typen als auf die Sunnyboys, und seinen Namen wenigstens im Nachhinein reinzuwaschen war meiner Meinung nach Pflicht von Konohas Oberhäuptern. Und wenigstens hätte mein Wissen dann einem Menschen geholfen, auch wenn dieser leider Gottes schon tot war.   "Ich verstehe deinen Standpunkt, aber du musst bedenken, wie sehr das dem Ansehen der Stadt schaden würde. Wir stehen kurz vor einem neuen Ninjakrieg und können uns solche Zwischenfälle nicht leisten," äußerte sich Inoichi in seiner ernsten FBI-Agentenstimme und sah mich eindringlich an.    Ich schrumpfte unter dem Blick gefühlte zehn Zentimeter zusammen. Ich hatte mal wieder vergessen, dass er alles mithören konnte.     "Ist okay", murmelte ich.    "Dann hätten wir das ja geklärt. Gibt es sonst noch etwas?"    Ich dachte kurz nach.     "Natürlich kannst du es versuchen. Würde mich auch interessieren, ob es klappt. Inos Team hilft dir bestimmt gerne", unterbrach er meine Gedanken, bevor ich eine genauere Frage stellen konnte.    Na das kann ja mal was werden... Kapitel 5: Von Papier und Karamellschokolade -------------------------------------------- Es hätte ein weiterer ruhiger Tag meines unfreiwilligen Konohabesuches werden können, und als ich am Morgen erwachte, deutete auch äußerlich noch nichts auf das Gegenteil hin.    Aber nachdem heute zwischen Blumensträußen binden und die Stadt erkunden ein Training mit Team Shikamaru stand, bei dem ich nicht nur gaffend am Rand hocken sollte, verbrachte ich das Frühstück und die Zeit im Laden mit einem flauen Gefühl im Magen und den Gedanken ganz woanders.     Ich malte mir jedes erdenkliche Szenario aus, wie dieser Nachmittag wohl verlaufen würde, abhängig davon, ob ich überhaupt Chakra in mir trug, und wenn ja, ob ich damit etwas anfangen konnte, welcher Elementetyp zu mir passen würde; ich spielte in Gedanken sogar durch, was passieren würde, wenn ich mich am Ende doch als Naturtalent-Supersue herausstellte.      Um meine Prinzipien als erklärter Realist und Pessimist jedoch nicht über den Haufen zu werfen, schlug ich mir das letzte schnell wieder aus dem Kopf. Wobei meine über fast zwei Dekaden herangereifte Weltanschauung seit dem Vorfall vor acht Tagen doch schon sehr ins Wanken geraten ist - hätte mir jemand davor von realen Dimensionsportalen und mehrschwänzigen Biestern erzählt, ich hätte ihn als einen verkappten Otaku abgestempelt. Mittlerweile war für mich nichts mehr unmöglich.    Wie ich einige Stunden später feststellen sollte, war es jedoch nicht von Belang, ob ich das eine Szenario nun außen vor ließ oder nicht - es trat kein einziges davon ein.     Noch ahnungslos betrat ich also am späten Mittag zusammen mit Ino den Trainingsplatz außerhalb der Stadt, der bestimmt mal eine wunderschöne Lichtung im Wald dargestellt hatte. Jetzt wies das Fußballfeld große Areal die Spuren von so einigen Sparrings auf: Zahlreiche Choji-große Rillen schlängelten sich in gekringelten Mustern durch den Boden, die Rinde der Bäume am Rand trugen kreuz und quer Kratzer von Kunais und Shuriken und teilweise waren sogar ganze Äste und Kronen abgehackt worden.     Wir marschierten direkt auf einen einzelnen Baumstumpf in der Mitte des Feldes zu, an dem bereits Shikamaru, Choji und zu meiner Überraschung auch Hinata warteten. Ich hatte schon die Befürchtung gehabt, die Zeit aller zu verschwenden, um nach zwei Stunden festzustellen, dass ich gar kein Chakra besaß. Aber ein Blick mit ihrem Kekkei Genkai würde wohl genügen, um das zu verhindern.     Nun etwas weniger nervös begrüße ich die Anwesenden, die bei unserem Anblick ihr offenbar sehr angeregtes Gespräch unterbrachen. Vermutlich waren sie genauso neugierig wie ich.    "Dann lasst uns mal anfangen", meinte Shikamaru und wandte sich Hinata zu. Mein Sprachunterricht zahlte sich langsam aus.     Meine Vermutung bestätigte sich, als die schüchterne Hyuuga daraufhin ihr Byakugan aktivierte. Nach einer kurzen Musterung nickte sie und sagte etwas, das ich leider nicht verstand.    Was denn jetzt? Ich kann sie nicht versteeeheeeen... Spannt mich doch nich so auf die Folter Gott verdammt! Was hieß dieses Nicken?     So kryptisch die Reaktion von Hinata auch war, so eindeutig war die von Choji. Er streckte den Daumen, den er gerade nicht in seiner omnipräsenten Chipstüte vergraben hatte, in die Luft, und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich seufzte erleichtert auf.     Na das sind doch mal gute Nachrichten.    Shikamaru nickte zufrieden, kramte in seiner Weste und förderte ein schnödes, weißes Blatt zutage, das er mir hinhielt. Ich nahm es und starrte es unschlüssig an. Nichts passierte.     Als ich fragend in die Runde blickte, zog er ein weiteres Blatt hervor und hob es für alle sichtbar hoch. Es fing plötzlich an, wegzukrümeln, als ob es aus Ton bestünde.    Und dann ging mir ein Licht auf. Das waren keine schnöden Papiere, was ich da in der Hand hielt, war einer dieser Chakratypentests, wie ihn Kakashi mal mit Naruto verwendet hat.   Folglich musste ich "nur" mein Chakra in den Fetzen leiten, um meinen eigenen Typ herauszufinden. Das Chakra, von dem ich bis vor einer Minute nicht einmal wusste, dass es existierte. Unmut machte sich in mir breit. Wie sollte ich etwas finden, das schon die letzten achtzehn Jahre keinen Mucks von sich gegeben hatte?     Ino schien meine Gedanken lesen zu können, denn sie legte mir die Hand auf die Schulter und deutete mir, mich an den Baumstamm zu setzen.     "Konzentriere dich einfach komplett auf deinen Körper", riet sie mir so oder so ähnlich. "Das dauert eine Weile, du musst Geduld haben."    Weil ich auch so ne geduldige Person bin. Den Teil vom Training hab ich sogar im Anime übersprungen, dachte ich grimmig, befolgte aber Inos Anweisung und setzte mich mit meinem Papierchen im Schneidersitz hin.     "Wir werden solange selbst trainieren. Viel Glück!", rief mir Choji zu, und hob noch einmal aufmunternd den Daumen hoch.      Nachdenklich begutachtete ich die weiße, glatte Fläche in meiner Hand.    Was wohl bei den anderen Elementen passiert? Das bei Shikamaru war ja wohl offensichtlich Erde. Bei Kakashi hat das Ding nur Falten bekommen, und das war meiner Meinung nach Blitz. Und bei Feuer? Da wird das doch wohl hoffentlich nicht in Flammen aufgehen, oder?! Wobei, darum muss ich mir wohl keine Sorgen machen. Da passt wohl eher Wasser oder Erde zu mir.     Die ersten fünf Minuten schaffte ich es, alles um mich herum auszublenden und mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren. Aber als auf der anderen Seite des Platzes ein Trainingskampf zwischen Hinata und Ino gegen Shikamaru und Choji ausbrach, konnte ich einfach nicht anders, als zuzuschauen. Es war einfach viel zu faszinierend, wie schnell und scheinbar mühelos sie durch die Gegend sprangen und dabei auch noch unverschämt elegant aussahen - selbst Choji machte im Vergleich zu mir den Eindruck, als habe er in seiner Kindheit Ballettunterricht genommen.     Nach einer Weile schaffte ich es, meinen Blick von dem Geschehen loszureißen und mich wieder auf meine Aufgabe zu konzentrieren.     Einatmen, Ausatmen. Eiiiiiiiiiinatmen, warten, Auuuuuusatmen.    Wie ein Mantra murmelte ich diese Worte eine ganze Weile vor mich hin, bis ich wieder in eine Art Halbstarre verfiel. Ich horchte in mich hinein, versuchte, irgendetwas zu finden, das sich nach Chakra anfühlte. Aber da war nichts. Ich spürte zumindest nichts. Und wenn mir Hinata nicht vorhin versichert hätte, dass da was war, hätte ich schon jetzt aufgegeben.  Stattdessen versuchte ich nun krampfhaft entspannt zu bleiben und mich nicht von anderen Gedanken ablenken zu lassen. Aber wie immer, wenn ich mal versuchte, nichts, wirklich garnichts zu denken, schossen mir Bilder von absolut zusammenhangslosen Dingen wie Karamellschokolade und Algebra durch den Kopf. Mein Gehirn trollte mich wohl gerne.    Genervt entschied ich mich für ein paar Minuten Pause, um mir bei den anderen ein wenig Motivation einzuholen. Und dafür reichte es schon, ihnen dabei zuzusehen, wie sie ihren Gegnern die unterschiedlichsten Jutsus auf den Hals hetzten.     Der Kampf der Vier schien sich mittlerweile zugunsten der Männer entwickelt zu haben, zumindest machten Ino und Hinata einen relativ abgehetzten Eindruck, während Shikamaru und Choji nur etwas schneller atmeten als normal. Was verständlich war, wenn man beachtete, dass die beiden seit einer Ewigkeit ein eingespieltes Team waren - anders als die beiden Frauen, die sonst nicht einmal im selben Team kämpften.     Ich beobachtete Hinata, wie sie immer wieder versuchte, mit Shikamaru in den Nahkampf zu gehen, wie er sie seinerseit mit dem Schattenjutsu versuchte auf Abstand zu halten, wie Choji dem Boden weitere Mulden zufügte und Ino schwer damit beschäftigt war, dem riesigen Ball von Mensch auszuweichen.    Von den Fähigkeiten der Ninja inspiriert widmete ich mich nach einer Weile endgültig meinem Chakratest, der reglos auf meiner Handfläche lag. Ich schloss die Augen und begann nun in völliger Ruhe damit, mein Mantra wieder aufzunehmen.     Ein Atemzug verstrich. Noch einer. Einatmen, Ausatmen. Noch einer. Ich spürte jeden Muskel meines Körpers, jeder Herzschlag hallte in mir nach. Einatmen, Ausatmen.     Ich spürte das Kribbeln meiner Füße, denen im Schneidersitz langsam das Blut ausging, die sanfte Berührung des Stoffes meines T-shirts, das ich gestern noch mit Ino zusammen gekauft hatte, jedes einzelne Häärchen, das sich im Wind auf meinen Armen bog... und dann fühlte ich es.     In völliger Stasis überkam mich ein mir bis dahin völlig unbekanntes Gefühl. Nein, kein Gefühl, eher eine... eine Wahrnehmung, als ob ich einen neuen Sinn entdeckt hätte, als ob ich das erste Mal meinen Körper richtig spüren konnte, als hätte ich davor in einem leblosen Gefäß existiert.     Ich wollte diesen Moment nicht gehen lassen, versuchte, nach diesem Sinn zu greifen, versuchte, ihn zu packen -   und dann ging alles ganz schnell.  Kapitel 6: Von Erwartungen und Realität --------------------------------------- Ich wollte diesen Moment nicht gehen lassen, versuchte, nach diesem Sinn zu greifen, versuchte, ihn zu packen -   und dann ging alles ganz schnell.    ---    In dem Bruchteil einer Sekunde sprang ich wie vom Blitz getroffen auf und machte einen Satz zur Seite. Oder vielleicht war es falsch, zu sagen, dass ich ihn machte. Vielmehr hatten meine Beine scheinbar ein Eigenleben entwickelt. Noch bevor ich mir über die Situation klar werden konnte, schoss mein rechter Arm vor mein Gesicht. Keinen Wimpernschlag später krachte wie aus dem Nichts das harte Ende eines Nunchuks dagegen und ein ekliges Knacken tönte in meinen Ohren.     Ich hatte mir meinen Arm schon einmal gebrochen, aber der Schmerz damals war nichts gegen die glühenden Wellen der Qualen, die nun über mich hineinbrachen und mir einen stummen Schrei entlockten.     Ich wollte wegrennen, weit weg von der Angst, die mich erfasste, weit weg von diesem Ort, zurück nach Hause... doch mein Körper gehorchte mir nicht. Ich konnte mich nicht nach dem Angreifer umsehen, wie angewurzelt stand ich da, die Augen panisch aufgerissen, den ungesund verformten Arm nicht aus meinem Sichtfeld bringen könnend.     In einer weiteren ungewollten Bewegung duckte ich mich plötzlich. Aus dem Blickwinkel sah ich die Silhouette von einem kleineren Gegenstand mit rasender Geschwindigkeit an mir vorbeisausen. Doch mein Augenmerk galt etwas anderem - durch das Bücken zeigte mein Kopf nun Richtung Boden, und so sah ich nun den Grund für den Ungehorsam meines Körpers. Aus meinem Schatten schlängelte sich eine dünne schwarze Linie über den Boden, und wenn ich meinen Kopf hätte heben können, ich hätte mit Sicherheit Shikamaru am anderen Ende entdeckt.     Aber wieso wurde ich überhaupt angegriffen? Von wem? Und wieso kamen die Anderen nicht zu mir?   Ein energischer Ruck ging durch mich, und mit einer Kraft, die ich meinen Beinen in hundert Jahren nicht zugemutete hätte, sprang ich erst auf den Baumstamm hinter mir und drückte mich dann an ihm wie eine Springfeder ab.     Es fühlte sich an wie fliegen, und wenn sich mein Arm nicht anfühlen würde wie abgehackt und mein Gehirn nicht in den Fluchtmodus geschaltet wäre, hätte ich es sicherlich genossen. Stattdessen freute ich mich darüber, als ich bei der Landung sanft von Choji aufgefangen wurde. Doch bevor ich auch nur ein Wort über die Lippen brachte, befanden wir uns schon wieder in der Luft, zusammen mit Hinata. Gleichzeitig bekam ich wieder das Gefühl, die Kontrolle über meine Bewegungen wiedererlangt zu haben.    Mit riesigen Sätzen hetzten die zwei durch die Baumkronen und sahen dabei immer wieder nach hinten. Sie machten zwar auch einen besorgten Eindruck, aber ich konnte keine Panik in ihren Gesichtern erkennen.     "Was ist passiert?", versuchte ich gegen den Wind anzuschreien.    "Wir wurden von Nuke-Nin aus Sunagakure angegriffen. Es waren zu viele für uns, aber Shikamaru und Ino können sie eine Weile aufhalten, damit wir Unterstützung holen können", brüllte Choji zurück.     Ich wollte ihm weitere Fragen stellen, ob er wusste, wieso sie uns attackiert hatten, wie viele genau es waren, wieso Nuke-Nin trotz Grenzpatrouillen so nah an Konoha herankamen, doch das Stechen, das von meinem Arm ausging, wurde mit jedem Absprung schlimmer und erstickte meine Gedanken im Keim.     Als wir kurze Zeit später durch das riesige Eingangstor von Konoha rannten, ließen wir Hinata bei den Wächtern Izumo und Kotetsu zurück und machten uns auf den Weg ins Stadtzentrum. Ich ahnte schon, wo die Reise hinging, und schon bald standen wir im Foyer des Krankenhauses.    Bin ja lange nicht mehr hier gewesen.    Choji fing einen der anwesenden Weißkittelträger ab und erklärte ihm wahrscheinlich kurz, was vorgefallen war. Der Medic-Nin nickte und wies ihn an, ihm zu folgen. Als Choji jedoch Anstalten machte, mich weiterhin zu tragen, bedeutete ich ihm, mich runterzulassen. Schließlich war nur mein Arm gebrochen und nicht beide Beine, und er tat besser daran, seinem besten Freund zur Hilfe zu eilen als mich hier durch die Gegend zu schleppen.    "Nun geh endlich", sagte ich ihm, als er sich auch nachdem er mich abgesetzt hatte nicht vom Fleck rührte. Er ließ sich zwar äußerlich nichts anmerken, aber ich konnte mir denken, dass er sich gerade höllische Sorgen um sein Team machte.  Er sah mich mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Mitleid an und verschwand dann von einem Augenblick auf den anderen. Ich meinerseits wandte mich nun dem geduldig wartenden Arzt zu und folgte ihm in ein Behandlungszimmer, froh darüber, die beißenden Schmerzen bald los zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)