Wie das Leben so spielt... von Sternenschwester (AU - Lose OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: Wo nach es ausschaut... ---------------------------------- Seitdem er in dieses freundliche Hotel, namens Heim für „schwer erziehbare Jugendliche“ überwiesen worden war, hatte es anfänglich kaum Gründe für Law gegeben, sich zu beklagen, dass er mit Killer ein Zimmer teilen musste. Der Junge war ein äußert ruhiger Zeitgenosse, akzeptierte die unsichtbare Grenze, welche das Zimmer gerecht in zwei Teile schnitt und veranstaltete mit ihren spärlichen sanitären Anlagen keine Schweinerein. Verglichen mit seinen anderen Mitinsassen war der nur um ein Jahr ältere Blonde ein wahrlicher Glücksgriff gewesen. Aber leider währte dieses Glück nur wenige Wochen seines neuen Daseins in diesem Heim. Ihr nächstes neues Familienmitglied nach seiner Ankunft, ein kleiner rothaariger Giftzwerg, verlaust und ungezogen direkt von der Straße geliefert, hatte von seinen ersten Tagen her einen unheimlichen Narren an seinem Zimmergenossen gefressen, sodass Law sich öfter mit dieser Wanze konfrontiert sah als ihm lieb war. So wie jetzt eben. Eigentlich fand Law, war er gegenüber Kid, wie das kleine Monster gerufen wurde, schon sehr gnädig, als er ihm erlaubt hatte, auf seinen älteren Freund im Zimmer zu warten. Doch anstatt brav und gesittet –letzteres hätte Law nicht einmal in seinen kühnsten Träumen von diesem Knirps erwartet- sich rein auf Killers Seite zu beschränken, begann Kid nach kürzester Zeit auch in seinem Teil des Zimmers Chaos zu stiften. „Hände weg.“ Mit rosigen Wangen vor Zorn versuchte der Fünfzehnjährige mühsam sich des unerwünschten Störenfrieds habhaft zu werden, welcher in boshaftem Übermut hüpfend von einem Bett zum anderen sich seiner Ergreifung entzog und dabei vergnügt Laws geliebte Mütze am Kopf hielt. „Seht her, ich bin Plüschheini persönlich.“ „Warte nur… duu…“ Weiter kam Law nicht, denn just bei diesem Sprung, mit dem Kid versuchte, aus seiner Reichweite zu entschwinden, verhedderte sich der Jüngere in der Bettdecke und stürzte. Law, welcher den Sturz geistig zu spät registrierte, stolperte seinerseits über seine eigenen Beine, als er dem am Boden liegenden Körper ausweichen wollte und fiel dabei ungünstig auf den anderen drauf. Zeitverzögert registrierte der Fünfzehnjährige, wie Kid stöhnend nach Sauerstoff schnappte, als er durch sein Malheur jegliche Luft aus den Lungen des Rotschopfes presste. Ein kurzer Schmerz durchzuckte den Älteren und im Nachhall des Sturzes in seinen Gliedern wurde er sich der spitzen Knochen des Zwerges bewusst. Nach ein paar Sekunden des Schockes, raffte Law sich geistig auf, erstmal das geliebte Kleidungsstück wieder an sich zu bringen. „Gib schon her, Pumuckel!“, keifte er den anderen mit wenig Geduld an und versuchte die rauen, klammernden Finger des Kleinen von seiner Plüschmütze zu lösen. Eine unbarmherzige Rangelei entbrannte, wobei Law Kid aus seiner benachteiligten Position nicht freigab, als dieser sich umdrehte, um den älteren Jungen von sich zu schieben. „Geh runter von mir, du schwuler Arsch.“ Kid verkrallte sich noch mehr in das weiche Kunstfell und blitzte Law warnend mit gelblichen Augen an. Erst als die beleidigend gemeinten Worte vollends in Laws Hirn einrasteten, wurde er sich ihrer körpernahen Position bewusst und verdattert über diese Erkenntnis unterband er für die nächsten Augenblicke den Kampf um sein Eigentum. Er lag immer noch auf dem schmalen Leib des Jüngeren, spürte die spitzen Gesäßknochen an seiner Hüfte und stützte sich selber mit den Ellbogen jeweils seitens vom feuerroten Haarschopf Kids ab. Hektische Atembewegungen pressten sich im monotonen Takt gegen seinen Brustkorb, während sich ein spitzes Knie schmerzhaft in seinen Oberschenkel bohrte. Als er sich auch der warmen Atemluft, welche sich auf der sensiblen Haut seines Hals brach, bewusst wurde, beschloss er, dass er dem anderen viel zu nah war. Dennoch vergingen Augenblicke, wo weder er noch Kid, der allmählich aufhörte zu zappeln, etwas an ihrer Situation änderten. Selbst wenn kein Zentimeter ihrer Haut sich direkt berührte, fühlte es sich seltsam an, einem anderen Menschen so nahe zu sein. Eine bis dahin noch nie beobachtete Unsicherheit schimmerte hinter dem Gelb der Augen des Kleineren hervor, wobei Law ebenfalls nie aufgefallen war, wie sandbraun eigentlich die Augenfarbe Kids in Wahrheit war. Die Zeit schien langsamer zu verrinnen, wenn sie nicht sogar gänzlich für die folgenden Augenaufschläge feststeckte, in denen sich keiner bewegte. ~*~ „Gut, dann ist ja alles geklärt, mein Schnuckelchen.“ BonCurry Bentham kniff Killer in die Wange, welcher sich das mehr oder weniger widerwillig vom Sportlehrer gefallen ließ. „Und jetzt husch, husch zurück in dein Zimmer.“ Grummelnd und den dauerpräsenten Schal über die Nase zupfend wandte der schlaksige Blonde sich vom Pädagogen und Trainer ihres Basketballteames ab und begab sich auf den Weg zum Wohntrakt ihres Heimes. Müde von der vergangenen Trainingseinheit und noch müder von der darauf folgenden Besprechung mit BonCurry schlich Killer mehr die Stufen zu seinem Korridor rauf, als dass er sie ging, während es ihm vorkam, als würde seine Sporttasche ihn immer mehr Richtung Boden zerren. Er wusste nicht mehr genau, warum er sich vor knapp zwei Monaten hatte breit schlagen lassen, den verwaisten Posten des Mannschaftskapitäns zu übernehmen, aber er stellte sich weiterhin tapfer seiner Pflicht. Je mehr er in dieser Anstalt durch gutes Benehmen auffiel, umso mehr erhoffte er sich Buße zu tun, für den Grund, warum einst der Richter ihn in dieses Loch gesteckt hatte, wenn er auch bezweifelte, dass sie ihn vor seinem achtzehnten Geburtstag in die Freiheit entließen. Seine Aggressionsschübe hatte sich zwar in den letzten Jahren erheblich reduziert, nach Aussagen des hausinternen Psychologen, doch Killer gab nicht viel auf das Wort ihres Haussadisten und das Komitee des Heimes schien dies auch nicht zu tun. Im Stillen empfand er seinen Aufenthalt hier eher als Prüfung nicht vollends durchzudrehen und seit einem Jahr hatte er sogar einen Grund gefunden, sicher zu stellen dass er in zwei Jahren als freier junger Mann, wenn möglich sogar mit Abschluss, dieses Irrenhaus verlassen konnte. Geschlaucht vom Tag erreichte er endlich die Türe seines Zimmers, welches er mit Law teilte. Sein letzter Mitbewohner war unerwartet in eine andere Anstalt versetzt worden, nachdem er versucht hatte, einem anderen Insassen den Schädel zu zertrümmern, sodass Killer das Glück hatte, nach Bellamys Abschied aus seinem Leben, den ihm zugeteilten Raum alleine zu behausen. Zwar dauerte dieses Glück nur kurz an, aber dem Sechzehnjährigen war nur zu gut bewusst, dass es ihn hätte schlimmer treffen können, als sie ihm danach diesen seltsamen Plüschliebhaber untergeschoben hatten. Einzig die Tatsache, dass Kid sich einen Heidenspaß machte, seinem Mitbewohner auf perfideste Weise auf die Nerven zu fallen, bereitete ihm zunehmend Sorgen. Bevor der Blonde die Klinke runterdrückte, drehte er leicht den Kopf und versuchte an der Türe zu lauschen. Die unerwartete Stille, die ihn umschloss, nährte seine Hoffnung, dass Law und Kid, welcher ihn zu dieser Uhrzeit normalerweise noch aufsuchte, sich nicht in der Zwischenzeit die Köpfe eingeschlagen hatten. Mit einem unsicheren Gefühl in der Magengegend öffnete Killer zögerlich die Tür. Das erwartete Chaos hatte das Zimmer verwüstet, doch es war nicht diese Komponente, die Killer stutzen ließ. Kid lag am Boden, mit dem grässlichen, plüschigen Pilzhut, welcher sich Mütze schimpfen ließ, auf dem Kopf, während sich Law über ihn beugte. Erst ein Räuspern ließ die beiden Jüngeren aufschrecken und in den nächsten Sekunden blickten sich alle drei Jugendlichen zögerlich mit leicht roten Wangen abwechselnd an, bis Killer das Wort ergriff. „Ich hoffe sehr für euch, dass es dafür eine gute Erklärung gibt und es nicht das ist, nach dem es ausschaut.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)