Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 50. Kapitel, in dem Grenzen überschritten werden ------------------------------------------------ „Noch einen“, verlangte Hikari und knallte das leere Schnapsglas zurück auf den Tresen. „Immer diese Zwanzigjährigen“, grummelte der Barkeeper vor sich hin, reichte ihr aber einen neuen Wodka. „Vielleicht sollten wir es nicht übertreiben“, meinte Takeru zu ihr. Sein Blick war bereits glasig. „Hallo?“ Ungläubig starrte sie ihn an. „Heute ist der erste Tag, an dem wir uns legal betrinken dürfen. Es ist Volljährigkeitsfest!“ „Ja, aber wir hatten langsam genug, glaub‘ ich.“ „Sei nicht so ein Spießer, T.K.“ Sie setzte das Schnapsglas an und kippte es in einem Zug hinunter. Der Alkohol brannte ihr in der Kehle, doch das Gefühl war schnell vergessen. Stattdessen spürte sie nun die Wärme in ihrem Bauch und das fröhliche Gefühl, das sich in ihr ausbreitete. „Komm‘ schon, Kari!“ Momoko packte sie am Arm und zog sie mit sich zurück mitten auf die Tanzfläche. Sie jubelten, als ein Lied begann, das sie mitsingen konnten, und begannen, wild zu tanzen. Sie ließ ihre Hüften kreisen, drehte sich, wirbelte ihre Arme durch die Gegend und schüttelte das Haar. Zwischendurch wimmelte sie einen Kerl ab, der versucht hatte, sie anzutanzen. Heute hatte sie keine Lust dazu. Nicht auf einen Wildfremden. Sie wollte einfach nur Spaß mit ihren Freunden haben und die Sau rauslassen. Seit vier Stunden schon zogen sie in einer großen Gruppe durch verschiedene Clubs, die sich in Laufnähe zum Wohnheim befanden, tranken und tanzten. Hikaris Hirn war von dem verhältnismäßig vielen Alkohol, den sie heute getrunken hatte, längst benebelt. Immer wieder erwischte sie sich dabei, lauthals über Kleinigkeiten zu lachen oder über ihre eigenen Füße zu stolpern. Der Alkohol hatte sie im Griff und würde sie wohl erst allmählich loslassen, wenn sie zu Hause in ihrem Bett lag. Sie, Momoko und Kazumi, die ebenfalls beide zu der Gruppe gehörten, sangen das Lied mit und lachten dabei. Hikari fühlte zwei Hände, die sich auf ihre Hüften legten und ihre Bewegungen lenken wollten. Sie machte einfach mit und erteilte dem Kerl vorerst keine Abfuhr. Ein bisschen tanzen war schon okay. Sobald er zu aufdringlich wurde, konnte sie ihn ja einfach wegscheuchen. Sie grinste Momoko und Kazumi an, die zurückgrinsten, und rutschte ein wenig enger an den Körper hinter sich. Der Griff der Hände verfestigte sich und sie fühlte Lippen an ihrer Schulter. Sie drehte den Kopf zur Seite, um sich den Typen anzusehen, der sie da gerade anmachte und begegnete Takerus Blick, der noch immer an der Bar saß. Sobald sich ihre Blicke begegneten, wandte er sich ab und unterhielt sich mit wem auch immer neben sich. Hikari konnte die Person nicht sehen. Sie drehte sich nun ganz um, machte sich von dem Kerl los und hob abwehrend die Hände, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie nicht wollte. Der Typ versuchte, sie wieder an sich zu ziehen, doch sie schob ihn bestimmt weg, sodass er schließlich mit den Schultern zuckte und sich aus dem Staub machte. Hikari sah wieder zu Takeru, doch er sah nicht zu ihr, schien beschäftigt zu sein. Es dauerte noch eine Weile, bis der Club sich allmählich leerte und auch Hikari beschloss, nach Hause zu gehen. Es fiel ihr immer schwerer, sich zu bewegen und sie spürte beim Gehen, dass sie schwankte. Sie hatte genug. Auch Momoko und Kazumi machten sich gemeinsam mit ihr auf den Heimweg, ebenso wie Takeru und ein paar andere. Lärmend ging die Gruppe durch die Straßen, gröhlte Lieder, lachte und kam nur langsam voran. Einer nach dem anderen verabschiedete sich, um in eine andere Richtung zu gehen und schließlich auch Takeru und Hikari. Sie schlenderten auf ihr Wohnheim zu und erschöpft lehnte sie sich gegen ihn, während er die Haustür aufschloss. „Ich glaub‘, ich hatte zu viel“, lallte sie. „Ich glaub‘, wir hatten alle zu viel“, erwiderte er lachend. „Gut, dass ich jetzt schlafen gehen kann. Bin total durch.“ Es dauerte gefühlt Stunden, bis sie die Treppen erklommen hatten und ihren Flur erreichten. Sie gingen den Gang entlang und stoppten an Hikaris Zimmertür. „Gute Nacht. Und mach‘ keinen Blödsinn mehr“, sagte Takeru schief lächelnd. Hikari sah ihn an und hatte das Gefühl, ihre Augen nicht mehr komplett öffnen zu können. Sein Lächeln war so süß, das typische Takeru-Lächeln. Seine blauen Augen waren so tief, die Grübchen an seinen Mundwinkeln so sympathisch. Er drehte sich um, um zu gehen, doch sie hielt ihn auf. „Takeru.“ Fragend sah er sie wieder an und im selben Moment legte sie die Hände an sein Gesicht, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn. Einfach so. Sie hatte plötzlich das unerklärliche Bedürfnis danach verspürt. Grinsend sah sie ihn an, die Hände immer noch an seinem Gesicht, während sein Blick völlig verwirrt war. „Ich glaub‘, ich steh‘ ein bisschen auf dich“, nuschelte sie. „Hika…“ Dann ging es von beiden aus. Erneut trafen ihre Lippen sich, vereinten sich zu noch einem Kuss, doch diesmal löste Hikari ihn nicht sofort wieder, sondern verweilte an seinen Lippen, küsste ihn wieder und wieder, bis er leicht den Mund öffnete und sie es ihm nachmachte. Sie verloren das Gleichgewicht und Hikari stieß mit dem Rücken gegen ihre Zimmertür. Verlangend schlang sie die Arme um Takerus Hals, um ihn näher an sich zu ziehen. Die unsichtbare Grenze, die nun schon seit zwanzig Jahren zwischen ihnen bestand, war endgültig überschritten worden. Das hier war etwas völlig anderes und hatte nichts mit dem Probekuss an Takerus fünfzehnten Geburtstag zu tun, auch nichts mit Takerus Kussversuch vom letzten Jahr. Das hier löste Gefühle in ihr aus. Nicht nur in ihrem betrunkenen Gehirn, sondern auch in ihrem Herzen, das ihr gerade wild gegen den Brustkorb schlug. Nach diesem Moment würde zwischen ihnen nichts mehr so sein, wie es einmal war, doch das war ihr gerade egal. Atemlos lösten sie den Kuss und sahen sich für einen Augenblick einfach nur an, ohne etwas zu sagen. Hikari wusste, dass nicht nur sie verwirrt von dem war, was hier geschah, was es bedeutete. Wie in Zeitlupe drehte sie sich um und schloss mit zittrigen Fingern die Zimmertür auf. Als sie eintrat, drehte sie sich wieder zu Takeru um, der unschlüssig vor der Tür stand. Kurz entschlossen griff sie nach seiner Hand und zog ihn zu sich herein. Noch während sie hinter ihm die Tür zuknallte, küsste sie ihn erneut. Endlich ergriff auch er die Initiative. Sie hatte schon Angst gehabt, er wäre nicht interessiert und hätte ihren Kuss vielleicht nur aus Höflichkeit erwidert, doch nun spürte sie seine Hände auf ihrer Taille und wie er sie langsam Richtung Bett drängte. Oh Gott, was taten sie hier? Ohne den Kuss zu unterbrechen, zog Hikari den Reißverschluss seiner Jacke auf und er schüttelte sie sich von den Schultern. Auch Hikari befreite sich aus ihrer Jacke, kickte sich die Schuhe von den Füßen und presste sich an ihn, schlang die Arme wieder um seinen Hals. Seine Hände glitten verlangend über ihre Seiten, streichelten sie, wanderten zum Reißverschluss ihres Kleides auf dem Rücken und zogen ihn auf. Sie ließ die Arme sinken, damit er ihr das Kleid abstreifen konnte. Er verließ ihre Lippen und küsste ihren Hals, ihre Schulter, während das Kleid langsam zu Boden sank. Dann schob er sie weiter sanft Richtung Bett, bis sie dagegen stieß und sich setzte. An den Schultern drückte er sie in eine liegende Position und beugte sich über sie, um sie erneut in einen Kuss zu verwickeln. Seine Fingerspitzen fuhren über ihren Bauch und hinterließen ein Kribbeln auf ihrer Haut. Wieder wandte er sich ihrem Hals zu, wanderte weiter runter, küsste ihre Brust, ihren Bauch und spielte mit dem Bund ihres Slips. Hikaris Atem beschleunigte sich. Nervosität machte sich in ihr breit. Sie krallte die Hände in das Laken und starrte an die Decke. Seine Bartstoppeln kratzten leicht auf ihrer Haut, doch seine Lippen fühlten sich umso weicher an. Als sie seine Finger am Bund ihres Slips spürte, breitete sich ein wohliges Prickeln in ihrem Unterleib aus. Takeru richtete sich auf und zog sich das T-Shirt aus, gefolgt von seiner Hose. Für den kurzen Augenblick, in dem er dort stand und sich auszog, betrachtete sie seinen Körper. Es war das erste Mal, dass sie ihn auf diese Weise ansah. Der viele Sport tat seinem Körper augenscheinlich gut. Auf seinem Bauch zeichneten sich Muskeln ab, ebenso an seinen Oberarmen. Seine Schultern hatten genau die richtige Breite. Konnte ein Mensch einen perfekten Körper haben? Dann legte er sich wieder neben sie, beugte sich über sie und küsste sie erneut. Ihre Finger fuhren zärtlich über seine Brust, während seine Hand auf ihrem Bauch lag. „Was machen wir hier eigentlich?“, nuschelte sie in den Kuss hinein. „Keine Ahnung“, flüsterte er und schob seine Hand ohne Vorwarnung unter ihren Slip. Sie sog scharf die Luft ein, als er ihre empfindlichste Stelle berührte und war nicht in der Lage, ihn weiterhin zu küssen. Seine Lippen wandten sich ihrem Hals zu, während Hikari die Augen schloss und sich auf seine Berührungen konzentrierte. Seine Finger streichelten sie nur ganz leicht, doch das Gefühl, das er damit in ihr auslöste, war überwältigend. Hikaris Kehle entwich ein leises Seufzen und sie wollte mehr. Bereitwillig spreizte sie die Beine ein wenig, um ihm mehr Freiraum zu gewähren. Sofort verstärkte er den Druck seiner Finger, bewegte sie jedoch quälend langsam. Ihre Erregung wuchs mit jeder Sekunde. Der letzte Junge, auf den sie sich so eingelassen hatte, war Makoto gewesen, doch auch er hatte sie nicht so berührt, wie Takeru es gerade tat. Vorsichtig drang er mit einem Finger in sie ein, bewegte ihn ein wenig, zog ihn wieder heraus und streichelte sie wieder. Hikari wand sich unter ihm, bog den Rücken durch, stöhnte leise. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Wieder drang er mit einem Finger in sie ein und bewegte ihn in ihr, erst langsam, dann ein wenig schneller. Dann nahm er einen zweiten Finger hinzu und sie biss sich auf die Unterlippe. Im ersten Moment tat es etwas weh, doch er wurde langsamer, gewöhnte sie langsam daran und rieb sie dann noch zusätzlich mit dem Daumen. Hikaris Hand krallte sich in seinen Rücken und sie bog sich ihm entgegen, wollte mehr haben. Ihr Atem ging schneller und erneut stöhnte sie, diesmal etwas lauter. Er ließ von ihrem Hals ab und schien sich komplett auf ihre untere Körperregion zu konzentrieren. Immer wieder änderte er den Rhythmus seiner Bewegungen, mal schneller, mal langsamer, mal mehr, mal weniger Bewegung. Hikari spürte ihren Höhepunkt auf sich zukommen. Sie öffnete den Mund und stöhnte kehlig, wollte, dass er es beendete. Doch plötzlich zog er seine Hand zurück und Hikari öffnete verwirrt die Augen. Ihre Blicke begegneten sich. „Warum hörst du auf?“, wisperte sie. „Ich mach‘ gleich weiter“, raunte er, setzte sich auf und griff nach seiner Hose, um sein Portemonnaie hervorzuziehen. „Was machst du?“, fragte Hikari nervös. „Kondom suchen“, antwortete er knapp und packte sein Portemonnaie wieder weg, nachdem er fand, wonach er gesucht hatte. „Warum das denn?“ Verständnislos sah er sie an. „Ähm… Verhütung?“ „I-ich dachte, wir würden nur… also… okay.“ „Alles in Ordnung?“, fragte er und legte eine Hand auf ihren Oberschenkel. „Ja, klar.“ Er lächelte und stand auf, um sich seine Hose auszuziehen, doch Hikari setzte sich auf, sodass er innehielt. „Warte mal. Kann… kann ich?“ Ihre Hände griffen nach dem Bund seiner Boxershorts und zogen sie langsam herunter, bis sie auf den Boden fielen. Unverhohlen starrte sie sein bestes Stück an, dem die Erregung deutlich anzusehen war. So lang waren sie nun schon befreundet und noch nie hatte sie ihn so gesehen. Vorsichtig griff sie danach, ließ ihre Fingerspitzen darüber fahren und umschloss es schließlich mit der ganzen Hand, führte langsame Bewegungen aus. Takeru setzte sich wieder aufs Bett und küsste sie erneut, während sie ihn weiter massierte. Nach einigen Augenblicken stöhnte er leise in den Kuss und schob bestimmt ihre Hand weg. Mit einigen geschickten Handgriffen streifte er sich das Kondom über und brachte sie wieder in eine liegende Position. Langsam legte er sich über sie und positionierte sich so, dass er in sie eindringen konnte. Doch als Hikari die Spitze zwischen ihren Beinen spürte, veränderte sich etwas in ihr. Plötzlich tauchte Makotos Gesicht vor ihr auf und die Erinnerungen an ihr erstes Mal, die Schmerzen. Diese unerträglichen Schmerzen. Augenblicklich verkrampfte sie sich, obwohl Takeru noch nicht einmal in sie eingedrungen war. Panik stieg in ihr auf. Sie wollte diese Schmerzen nicht noch einmal spüren, wollte nicht, dass es wieder blutete, wollte nicht wieder weinen und es bereuen. Takeru wollte in sie eindringen, doch sie schnappte nach Luft. „Nein!“ „Was?“ Erschrocken sah er sie an. „Ich kann nicht!“ Er zögerte. „Kari, entspann‘ dich.“ „Nein!“ Sie stieß ihn von sich herunter, sodass er fast vom Bett fiel. „Geh‘ bitte!“ „Was? Was ist denn los?“ „Ich kann das nicht!“, wiederholte sie nur und zog hastig die Bettdecke über sich, um ihren nackten Körper zu verbergen. „Bitte geh‘ einfach.“ Er kletterte aus dem Bett und schlüpfte wieder in seine Unterhose. „Kari, was ist denn auf einmal los? Hab‘ ich irgendwas falsch gemacht?“ „Boah, Takeru!“ Auch sie kletterte, die Decke um ihren Körper geschlungen, aus dem Bett, durchquerte ihr Zimmer und riss die Tür auf. „Geh‘ jetzt!“ „Darf ich mich vielleicht noch anziehen?“, fragte er und klang nun ein wenig genervt, während er seine Jeans anzog. Sie antwortete nicht, sondern blieb nur an der offenen Tür stehen. Er schnappte seine Jacke, sein T-Shirt und seine Schuhe und lief ebenfalls durch das Zimmer. Neben ihr angekommen blieb er stehen. „Würdest du mir das bitte noch erklären?“ Sie presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick ab. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wollte jetzt nicht anfangen zu heulen, während er sich noch in ihrem Zimmer befand. Als sie eine Zeitlang nicht antwortete, ging er wortlos aus dem Zimmer, ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen. Hikari schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Sie hatte es vermasselt. Sie hatte nicht nur die Freundschaft zu ihm mit diesem blöden Kuss vorhin aufs Spiel gesetzt, nein, jetzt hatte sie sich mit ihrer albernen Angst auch noch vollkommen lächerlich gemacht. Sie hatte alles versaut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)