Vielleicht irgendwann von Juju ================================================================================ 33. Kapitel, in dem Mimi gesteht -------------------------------- „Du hast was?!“ Fassungslos starrte Takeru Mimi an, die wie ein Häufchen Elend vor ihm stand und ihn schuldbewusst ansah. Soeben hatte sie ihm gestanden, dass sie in der vergangenen Nacht mit einem anderen Jungen geschlafen hatte. „Takeru, es tut mir so leid“, murmelte sie mit erstickter Stimme. „Es ist einfach passiert. Wir waren angetrunken und irgendwie…“ „Und deswegen nimmst du dir einfach den Nächstbesten?“ „Nein, so war es nicht.“ Sie wich seinem Blick aus und schüttelte den Kopf, wobei ihr langes Haar hin und her schwang. Takeru atmete tief durch und ließ sich auf sein Bett fallen. Er stützte die Ellbogen auf den Knien ab und sah sie an. Er konnte nicht glauben, was sie ihm gerade offenbart hatte. Hatte sie das wirklich gesagt oder träumte er vielleicht gerade nur? „Und wie war es dann?“ Erneut schüttelte sie den Kopf und griff sich mit einer fahrigen Bewegung in die Haare, fing an, eine Strähne in den Fingern zu drehen. „Ich… ich weiß es nicht. Es war ein Fehler und es hätte nicht passieren dürfen. Es tut mir so leid.“ Takeru rieb sich die Schläfen. Ein seltsam beengendes Gefühl breitete sich in seinem Inneren aus und schien ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. Vor seinem inneren Auge erschien ein Bild von Mimi und irgendeinem Typen zusammen im Bett. Takeru verspürte auf einmal den starken Drang, sich zu übergeben. „Wer war der Typ? Kenne ich ihn?“, fragte er nach einigen Augenblicken des Schweigens. Vielleicht war es ja nur irgendwer und man konnte es wirklich auf den Alkohol schieben. Ein kurzer Moment der Schwäche. Mimi zögerte. „Taichi.“ Takeru hob eine Augenbraue und sah sie an. Das konnte nicht sein. „Taichi wer?“ Mimi biss sich auf die Unterlippe, bevor sie antwortete. „Yagami.“ Es fühlte sich an, als wäre plötzlich ein Eisbrocken in seiner Brust eingeschlagen und schlummerte nun dort vor sich hin, alles in seiner Nähe einfrierend. Taichi Yagami. Der Wildfang, den Takeru schon sein ganzes Leben kannte. Der fast so etwas wie ein Bruder für ihn war. Ungläubig starrte er Mimi an, darauf wartend, dass sie zugab, dass es doch nicht Taichi gewesen war. Er suchte nach irgendeinem Zeichen in ihrer Mimik, dass sie log, doch sie erwiderte seinen Blick. Tränen liefen ihr mittlerweile über die Wangen. „Es tut mir so leid“, wiederholte sie mit erstickter Stimme. „Es war wirklich nicht geplant. Nicht gewollt. Takeru, du… ich… bitte verzeih‘ mir.“ „Scheiße“, murmelte Takeru und stützte die Stirn auf den Händen ab. Es tat weh. Wie konnte sie ihm das nur antun? „Takeru…“ Er spürte, wie sie behutsam eine Hand auf seine Schulter legte, doch er schüttelte sie ab und sprang auf. „Lass‘ mich in Ruhe“, murmelte er und ging zum Fenster. „Lass‘ uns doch darüber reden und das klären“, bat Mimi, folgte ihm jedoch nicht. „Was sollen wir denn noch klären?“ „Naja, was wird denn jetzt mit uns?“ Er starrte sein Spiegelbild an, das von der Fensterscheibe dank der Dunkelheit draußen reflektiert wurde. Langsam schüttelte er den Kopf. „Keine Ahnung.“ „Bitte gib‘ mir noch eine Chance. Ich mache es wieder gut. Irgendwie.“ „Geh‘ jetzt einfach“, sagte er nun etwas lauter. Ein paar Sekunden lang stand sie noch hinter ihm und starrte ihn an, bevor sie leise seufzte und aus dem Zimmer ging. Takeru stand schweigend am Fenster und starrte in die Dunkelheit. Irgendwann griff er nach seinem Handy und tippte eine Nachricht an Hikari ein.   Kannst du herkommen?   Schon zehn Minuten später klingelte es und Hikari stand keuchend an der Tür. Offenbar hatte sie sich beeilt. Es war offensichtlich, dass sie bereits wusste, was passiert war, denn sie sah ihn mitleidig an, bevor sie ihn ohne Vorwarnung umarmte. Takeru ließ es einfach über sich ergehen und ging anschließend mit ihr in sein Zimmer. „Du wusstest es schon, oder?“, fragte er und lehnte sich gegen die geschlossene Tür. Hikari presste die Lippen aufeinander und nickte. „Seit wann? Gerade eben erst?“ „Heute Morgen. Mimi hat bei uns übernachtet“, antwortete sie leise. Takeru runzelte die Stirn. „Du hast den ganzen Tag mit mir am Strand verbracht und nichts gesagt?“ „Keru, es tut mir leid. Glaub‘ mir, ich bin echt stinksauer auf Mimi und Tai, aber ich dachte, Mimi sollte es dir selbst sagen. Ich hätte es dir gesagt, wenn sie es nicht getan hätte, ehrlich“, erwiderte Hikari. Takeru dachte kurz über das nach, was sie gesagt hatte, und nickte dann schließlich. Er wusste, dass sie ihm nichts Böses wollte. „Schon okay.“ Sie schien erleichtert, dass er nicht sauer auf sie war. „Sie ist echt eine Schlampe. Ich könnte sie umbringen! Was hat sich diese blöde Kuh nur gedacht? Und dann noch dieser doofe Tai! Er ist so schwanzgesteuert momentan, das ist so nervig. Bestimmt hat er total vergessen, dass Mimi eigentlich mit dir zusammen ist, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich hätte ihm das nie zugetraut. Wie konnte er nur? Die beiden sind so scheiße!“ Takeru konnte nicht anders, als ein klein wenig zu grinsen. „Komm‘ mal wieder runter.“ Ungläubig starrte Hikari ihn an. „Warum bleibst du so ruhig?“ „Ich… irgendwie kann ich das alles nicht so richtig glauben“, seufzte Takeru und ließ sich wieder auf sein Bett fallen. Nachdenklich starrte er seine Zimmerdecke an. Ganz allmählich sickerte die Erkenntnis zu ihm durch, dass Mimi ihn betrogen hatte und was das bedeuten könnte. Ja, was bedeutete es eigentlich? „Kann ich verstehen“, murmelte Hikari und setzte sich behutsam neben ihn auf das Bett. „Die beiden sind so bescheuert.“ „Warum hat sie das nur gemacht?“, fragte Takeru und schüttelte langsam den Kopf. „Ich versteh‘ das nicht. Ich dachte, sie wäre glücklich mit mir.“ Hikari griff nach seiner Hand und drückte sie sanft. „Sie hat dich nicht verdient. Du bist viel besser als sie.“ „Aber… ich liebe sie“, erwiderte Takeru und sah Hikari an. Diese zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Keru, sie hat dich betrogen.“ „Ja, aber trotzdem.“ „Du wirst ihr das doch wohl nicht etwa verzeihen?“, fragte Hikari und musterte ihn durchdringend. Er wusste, was für eine Antwort sie hören wollte, doch er konnte sie ihr nicht geben. „Ich weiß nicht. Ich will nicht, dass es aufhört“, gab er zu und wich ihrem Blick aus. „T.K., Betrug geht gar nicht! Offensichtlich magst du sie mehr als sie dich, sonst hätte sie das ja nicht gemacht. Sie hat dich nicht verdient, du solltest sie abschießen“, sagte sie energisch und ließ seine Hand los. „Du hast leicht reden“, seufzte er und rieb sich die Augen. „Du bist ja nicht in meiner Situation.“ Hikari kletterte über ihn hinweg, lehnte sich gegen die Wand und überkreuzte die Beine. „Na und? Ich finde, du solltest dich nicht so herumschubsen lassen. Du hast etwas Besseres verdient.“ Er schwieg und versuchte, sich vorzustellen, wie es wohl sein würde, wenn er sich jetzt tatsächlich von Mimi trennen würde. Objektiv gesehen wäre es wohl die einzig vernünftige Lösung, doch Vernunft war hier fehl am Platz. „Du bleibst doch nicht wirklich mit ihr zusammen, oder?“, riss Hikari ihn wieder aus seinen Gedanken. Takeru ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Keine Ahnung. Ich glaube, wenn sie mich noch will, würde ich ihr verzeihen.“ Hikari fiel die Kinnlade herunter. „Wenn sie dich noch will? Aber… wie… du solltest sie nicht mehr wollen!“ „Vielleicht habe ich ja auch irgendwas falsch gemacht“, überlegte Takeru nun niedergeschlagen. Hatte ihr vielleicht irgendwas nicht gefallen? War er zu anhänglich? Oder zu unaufmerksam? Hatte er doch zu viel Zeit mit Hikari verbracht? Diese starrte ihn gerade fassungslos an. „Nein, du darfst nicht dir die Schuld geben! Du bist ein toller Freund. Niemand weiß das besser als ich. Mimi ist einfach nur ein Flittchen, genau wie Tai.“ Takeru war unsicher. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Hikari riet ihm unmissverständlich, sich von Mimi zu trennen und das war auch das, was sein Verstand ihm sagte. Doch sein Herz wollte sie nicht verlieren. Er wollte nicht all das aufgeben, was er bisher mit ihr hatte. Er brauchte sie doch. Mit ihr war immer alles schön. Nein, er würde sie nicht aufgeben. „Ich werde noch mal mit ihr reden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)