Wechselwirkung von Skeru_Seven ================================================================================ Prolog: Mutter am Morgen ------------------------ Es hätte ein wunderbar gemütlicher Samstag werden können, wenn Dylans Mutter nicht auf die Idee gekommen wäre, zu unmenschlichen Zeiten in das Zimmer ihres Sohnes zu stürmen, um die Rollläden aufzureißen. Sie würde nie lernen, dass ihr Sohn inzwischen alt genug war, um das selbst zu tun; und viel zu spät schlafen gegangen war, um schon um halb acht aus den Federn geworfen zu werden. Als Dylan unwillig die Augen einen Spalt öffnete, um den erwarteten Poltergeist zu sehen, wurde er vom gefürchteten Todesblick seiner Mutter begrüßt. Und das lag nicht daran, dass sein Boden mit Chipskrümeln und Plastikfolie dekoriert oder die Heizung bei offenem Fenster gelaufen war; der Grund lag halb in seinem Bett, halb über der Kante und wachte mal wieder nicht auf. Winston hatte das unglaubliche Talent, jedes Mal die Matratze, die extra für ihn vorbereitet wurde, in der Mitte der Nacht zu verlassen und ihm sein Bett streitig zu machen; manchmal kickte er ihn tatsächlich raus. Dylan war das latte, sie kannten sich zu lange, um deswegen Terror zu schieben, nur leider sah das seine Mutter anders. Aus irgendeinem ihm nicht verständlichen Grund hatte sie ein riesiges Problem damit. Ihr wäre es wohl sogar lieber, ihren Sohn am Morgen mit drei fremden Weibern im Bett vorzufinden statt mit seinem besten Freund, der ihm mal wieder seinen Arm ins Gesicht gehauen hatte. Aber egal, wie oft er sich rechtfertigte, sie jammerte jedes Mal darüber und kam jedes Mal nach einer viel zu langen Nacht in sein Zimmer, um wieder Beschwerde über Winston einreichen zu können. Nach im Halbschlaf rüttelte Dylan an Winston, um ihm zu sagen, dass es an der Zeit war, sich offiziell aus seinem Bett zu verabschieden. Die Miene seiner Mutter sprach Bände, aber Winston ließ sich nicht stören. Was für eine nervige Situation, nächste Woche holte er am besten wirklich ein paar Mitschülerinnen mit und platzierte sie so eindeutig wie möglich, um seine Mutter mit der anderen Alternative zu schockieren. Dylan wettete, dass sie die nämlich genauso wenig sehen wollte. Für sie war er einfach immer noch fünf Jahre alt. Weil Winston sich nicht wegbewegen wollte, musste ihn Dylan mit aller Kraft aus dem Bett stoßen und hoffen, dass er ihn auf die Matratze und nicht in die Lücke dazwischen befördert hatte. Seine Mutter war zwar immer noch sauer und entsetzt in einem, aber wenigstens dazu bereit, die beiden wieder allein zu lassen. Sicher bereitete sie unten das Frühstück vor, während sie seinem Vater die Ohren über die schädlichen Anwandlungen ihres Sohnes vollweinte. Dylan konnte es sich gut vorstellen und schlug sich imaginär die Hand vors Gesicht. Warum musste man alles so kompliziert machen und ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Winston hatte sicher anderes Interesse als die, die seine Mutter ihm insgeheim unterstellte. „Is sie weg?“, kam ein schläfriges Murmeln aus Bodennähe. „Ich glaub, ich wurde noch von niemandem so gehasst wie von deiner Mum.“ „Die hasst dich nicht, die befürchtet, du könntest mich nachts anspringen und krasse Sachen mit mir anstellen.“ „Das machen wir doch eh schon zusammen.“ „Doch nicht so.“ Da stand Winston wieder auf der ganz langen Leitung. „Am besten gehst du, bevor sie noch mal vorbeikommt und dich persönlich rauswirft.“ Aus diesem Grund kamen Übernachtungen bei Dylan selten vor, aber leider hatten sich bei Winston diverse Nahverwandten einquartiert und dementsprechend den Platz für Dylan weggeschnappt. „Besser ist es. Nächste Woche wieder bei mir, klar?“ Winston zog sich eilig seine Klamotten von gestern über und suchte verzweifelt sein Handy, bis ihm auffiel, dass es schon in der Hosentaschen steckte. Wirklich wach war er immer noch nicht, aber frühstücken konnte er auch daheim und dort lief niemand rum, der ihn permanent verdächtig musterte. Sein Vater hatte das inzwischen aufgegeben. Wie üblich verabschiedete sich Winston durchs Fenster, um nicht noch einen Spießrutenlauf durch das halbe Haus überstehen zu müssen, und Dylan blieb aus Protest noch eine halbe Stunde liegen und fragte sich, warum seine Mutter jedes Mal so ein Affentheater veranstaltete. Er würde es nie verstehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)