Dann ändert sich alles von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Eine unverhoffte Begegnung -------------------------- Kapitel 5: Eine unverhoffte Begegnung     Regis neue Residenz auf der Sonnenschein-Insel sorgte in den ersten Wochen für viel reges Interesse und Neugierde auf den Seiten der alteingesessenen Inselbewohner. Selbst die betagteren unter ihnen konnten sich nicht daran erinnern, jemals zuvor ein solch prachtvolles Anwesen gesehen zu haben. Zumindest nicht auf diesem kleinen Eiland, die kaum ein Mensch vom Festland kennt, geschweige denn in natura gesehen hat. Folglich war durch das unglaublich architektonische Bauwerk für viel Gesprächsstoff gesorgt. Unterhielt man sich den einen Tag über die Bauweise der beiden Villen, ging es am darauffolgenden Tag über den botanisch angelegten Garten oder über die Bediensteten, die zahlreich vertreten waren. Das äußere Erscheinungsbild zeugte somit in den Augen der gaffenden Leute von einem glamourösen und luxuriösen Lebensstil, die eine finanzielle Notlage niemals in Betracht ziehen müssen, bzw. es überhaupt jemals werden.   Während man die Mauern des Grundstücks Tag und Nacht bewundern konnte, bekam man dessen Bewohner relativ selten zu Gesicht. Bis auf deren Namen und die Anzahl der gehobenen Gesellschaft wusste man sich im Grunde genommen nichts Weiteres über die Familie zu erzählen. In der ersten Woche hatte sich noch schnell herumgesprochen, dass der Herr des Hauses Regis, die alte Mine auf der Insel wieder in Betrieb genommen hatte und fortan jeden Tag Rohstoffe, Erze, und wenn möglich einige Schätze ans Licht beförderte. Aufgrund dessen hatte man versucht häufiger mit den feinen Leuten ins Gespräch zu kommen, aber es gestaltete sich als sehr schwierig. Die allgemeine Neugierde und Sensationslust der Inselbewohner konnte von Regis nicht genährt oder gestillt werden. Er blieb zwar höflich, jedem gegenüber, jedoch gleichzeitig so distanziert, dass ein besseres Kennenlernen unmöglich schien. Die jüngeren Herrschaften sah man ebenfalls nur sehr selten auf offener Straße. Über Sabrina und Will wusste man praktisch gar nichts zu erzählen. Es war, als wären sie Schatten, die hier und da mal im Licht des Tages auftauchten. Dagegen hatte Lilly für einen unschönen Ruf ihrer eigenen Person betreffend gesorgt. In den meisten Augen war die hochwohlgeborene junge Dame eine gewaltige Zicke, viel zu hochnäsig und eine beeindruckende Diva, die sogar Lanas Starallüren in den Schatten stellen konnte. Allerdings machte sich die feine Dame nichts im Geringsten aus dem Gerede der niederen Gesellschaft.   Im Gegensatz zu seiner Kusine, ließ das Gerede Will keineswegs unberührt. Sofern es seine Zeit außerhalb seiner Studien zuließ, versuchte er das Dorf aufzusuchen und mit seinem hin reizenden Charme für ein besseres Ansehen seiner geliebten Familie zu sorgen.     Für den jungen Herrn war Freizeit zu haben etwas Kostbares. Neben seinem Geographiestudium unternahm er gerne lange Spaziergänge. Bevorzugter weise durch fremde Wälder, die im Glanz ihrer Natur strahlen konnten. Will wusste eine Menge über Pflanzen jeglicher Art und versäumte es nie, eine schöne unbekannte Blume in ihrer ganzen Pracht zu bewundern. Der junge Mann war das genaue Gegenteil seiner Kusine, die im Gegensatz zu ihm, die Natur in ihrer reinen Form grundsätzlich mied. Natürlich wusste auch Will, wie man sich in den höheren Kreisen angemessen zu kleiden hatte, aber für ihn war diese banale Sache nicht weiter redens- und beachtenswert oder mit übertriebenem Aufwand als nötig zu betreiben, wie Lilly es gerne tat.   Jedoch, wofür sich Lilly nicht begeistern kann, kann es Sabrina umso mehr. Obwohl  die Kusinen Sabrina bereits seit ihrer Kindheit an kennen, ist es hin und wieder schwierig ihre Vorlieben  und Interessen in Erfahrung zu bringen. Regis Tochter ist extrem introvertiert und gibt deswegen nur wenig über sich Preis. Aus diesem Grund hatte es Will zur Gewohnheit gemacht lediglich durch seine Anwesenheit ihr von Zeit zu Zeit nahe zu sein, damit die junge Frau von sich aus irgendwann merken würde, dass sie dennoch keineswegs alleine ist, selbst wenn sie glauben sollte, dass keiner sie verstehen würde. Denn sie sollte wissen, dass es jemanden direkt an ihrer Seite gibt, der sie durchaus wahrnahm und ihr nur allzu gerne näher kommen würde.   In den letzten Jahren hatte Will herausgefunden, dass Sabrina Blumen über alles liebte und sich darüber hinaus für Kunst begeisterte. Zu besonderen Anlässen versäumt er es nie, seiner heimlichen Angebeteten, durch kleine Gesten und Geschenke ihr Interesse und ihr Talent in dieser Hinsicht zu fördern. Sabrinas strahlende Augen, wenn sie von ihm wieder eine Farbpalette oder eine neue Leinwand bekam, ließen Will jedes Mal sein Herz vor Sehnsucht nach ihr schmerzlich vergehen. Dennoch konnte er nicht anders und musste Tag und Nacht an sie denken, obwohl er wusste, dass er sie niemals würde an seiner Seite haben können. Sabrina gehörte dem höheren Adel an, aufgrund ihrer Geburt. Das bedeutete, dass sie nur einen Mann ehelichen darf, der in derselben Klasse geboren wurde. Der junge Mann und seine Kusine kamen zwar ebenfalls aus sehr gutem Hause, waren aber einen Rang, eine Klasse unter Sabrina und ihrem Vater. Will war sich ziemlich sicher, dass ihr Vater nie und nimmer eine Liaison seiner einzigen Tochter, die eine vielversprechendere Partie haben könnte, mit ihm jemals gestatten würde. Aber er hoffte weiterhin. Und diese Hoffnung hielt ihn all die Jahre aufrecht.                                                                                              ~<>~   Nathalie konnte nicht anders. Wütend und enttäuscht ließ sie ihren gewaltigen Ausbruch gegenüber ihren Freund aus und stampfte schnaubend wieder von der Starry-Sky Ranch davon. Mark machte keine Anstalten ihr hinterherzulaufen, und das frustrierte dem jungen Mädchen noch mehr. Ziellos lief sie umher und machte ihrem Ärger Luft bis sie irgendwann erschöpft und verzweifelt auf eine Bank am Wegesrand zusammenfiel. Dabei hatte der Tag so schön begonnen. Nachdem die Putzaktion bei Lana am gestrigen Tag beendet war, tauchten überraschend Mark und Vaughn vor Lanas Haustür auf und hatten ihre jeweiligen Freundinnen ohne Widerrede abgeholt. Kichernd und amüsierend hatten die anderen Mädchen den beiden glücklichen Paaren hinterher gesehen und sich ebenfalls bald danach zeitig von Lana verabschiedet, weil Denny jeden Moment vorbeischauen würde. Und Nathalie war unbeschreiblich glücklich gewesen. Mark hatte sie zu ihrem gemeinsamen Lieblingsplatz an der Göttinenquelle geführt und einen besinnlichen Nachmittag allein zu zweit verbracht. Davon war sie beschwingt am nächsten Tag ohne Ankündigung ihren Freund aufsuchen gegangen, um einen weiteren wunderschönen Tag nur mit ihm alleine zu verbringen, nur um enttäuscht feststellen zu müssen, dass eines der Milchkühe Nachwuchs erwartete und deswegen der junge Farmer und seine Schwester nicht vom Hof wegkonnten. Vaughn und Julia waren ebenfalls anwesend gewesen und halfen, wo sie nur konnten. Doch Nathalie konnte nicht dabei sein und helfen, während ihr Freund mit eine ihrer Freundinnen Hand in Hand die trächtige Kuh umsorgten. Bei diesem Anblick hatte Nathalie Rot gesehen, ihm eine heftige Szene gemacht, verständnislose Blicke dafür kassiert und war schließlich fortgelaufen. Etwas hatte ihr einen schmerzenden Stich versetzt. Jetzt, nachdem sie wieder etwas klarer sah, wusste sie auch, was es gewesen war. Mark hatte sie nicht um  Hilfe gebeten. Er hatte noch nicht einmal Anstalten gemacht, sie zu fragen, ob sie es sich vorstellen könnte bei der Geburt eines Kalbes zu helfen. Natürlich hätte Nathalie vehement abgelehnt, weil ihr so eine Arbeit einfach zuwider und zu schmutzig war, aber trotzdem, hätte Mark sie wenigstens fragen können. Denn das, war er ihrer Beziehung mindestens schuldig, fand sie.   Sie konnte sich nicht im Geringsten erklären, warum sie jedes Mal aufs Neue dermaßen übellaunig und unkooperativ reagierte, wenn Mark keine Zeit für sie hatte. Dabei kannte sie seine Arbeit und Verantwortung für eine so große Ranch nur zu gut. Schließlich hatte sie bei der Ernte im letzten Herbst regelmäßig ausgeholfen, weswegen sie eigentlich keinen Grund haben sollte so verletzend und herrisch zu reagieren, wenn ihr Freund sie in ihren Augen vernachlässigte. Andererseits, hatte er sich nicht relativ oft um sie bemüht, und versucht ihr zu gefallen, im vorherigen Sommer, wo die Hauptsaison schlecht hin war? Hatte er da nicht auch Zeit für sie gefunden, egal zu welcher Uhrzeit es auch gewesen war? Das hatte er. Diese spontanen und unerwarteten Besuche, an diese hatte sie sich ohne es wirklich zu merken gewöhnt, und sich als attraktive und unwiderstehliche Frau gefühlt. Wo war nun diese schöne Zeit hin? Nathalie wollte sie unbedingt wieder haben. Koste es, was es wolle. Jedoch musste sich Mark erst einmal bei ihr entschuldigen, dafür dass er sie heute Morgen eiskalt ignoriert hatte. Vorher würde sie nicht wieder freiwillig zu ihm gehen. Nein. Nun war er an der Reihe, ihr erneut Avancen zu machen.   „Eine schöne und junge Frau wie Sie weint an diesem herrlichen klaren Tag?“ Erschrocken fuhr Nathalie auf und sah sich einem unglaublichen jungen attraktiven Mann gegenüber, der sie freundlich und aufmunternd anlächelte. Nach kurzem Zögern erkannte Nathalie ihn als Will, der ihr soeben ein Taschentuch reichte. Perplex starrte sie ihn an. Sie verstand seine Geste nicht und war zudem von seinen hinreißenden leuchtenden blauen Augen abgelenkt. „Ich weine nicht.“, platzte es schließlich aus ihr heraus und schallt sich innerlich für ihren patzigen Ton dabei. „Und was ist es dann, was sich heimlich einen Weg über ihre linke Wange bahnt?“, hakte Will behutsam nach und entfernte einfach selber die Träne mit seinem Taschentuch, da Nathalie keine Anstalten gemacht hatte, es zu ergreifen.   Überfordert mit dieser unverhofften Nähe durch einen anderen wunderschönen Mann, hielt Nathalie ihren Atem an, während er mit seiner Hand sanft über ihre Wange fuhr und die Träne dadurch auffing. Sie ertappte sich bei den Gedanken, dass sie sich wünschte, dass kein dünner Stoff zwischen dieser Berührung gewesen wäre, da sie ihn nur all zu gerne auf seiner nackten Haut berührt hätte. Des Weiteren schämte sie sich für diese eine Träne, die sie selber nicht einmal bemerkt hatte. „So. Nun ist wieder aller gut.“, lächelte Will sie liebenswürdig an. „Wenn ich mich richtig erinnere, sind wir uns schon einmal begegnet. Kann das sein?“ „Wie? Ähm, ja. Ja, das sind wir.“, antwortete Nathalie unbeholfen und atmete einmal tief ein und wieder aus, ehe sie fortfuhr. „Meine Familie und ich, hatten dich und deine Verwandten zu eurem Anwesen begleitet. Mein Bruder hätte beinahe einen der Koffer ins Meer fallen lassen.“, lachte sie auf und spürte, nachdem sie diesen Satz ausgesprochen hatte, kurz ein wenig Reue, die jedoch schnell wieder verflog. „Stimmt. Jetzt weiß ich es wieder. Elliot. So heißt dein Bruder, nicht wahr? Und du musst Nathalie sein?“ Nathalie nickte. Vor Freude darüber, dass sich der junge Mann an ihren Namen erinnern konnte, pochte ihr Herz vor Aufregung gegen ihre Brust und eine zarte Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab. „Habt ihr euch schon gut eingelebt?“ „Ja. Es ist wirklich sehr schön hier. Der Winter hat etwas Magisches an sich. Im Sommer muss es auf dieser Insel bestimmt unbeschreiblich schön sein, wenn alles wieder erblüht.“ „Das tut es auch. Hast du denn schon alles von der Sonnenscheininsel gesehen?“ „Noch nicht ganz. Meine Studien halten mich momentan davon ab und zusätzlich…Ach, ist nicht so wichtig. Ich möchte dich nicht langweilen oder gar weiterhin aufhalten. Darf ich dich begleiten? Eine junge Frau wie du, sollte nicht alleine durch die Gegend laufen, gerade dann, wenn die Wege hier so dicht gesäumt von Bäumen sind.“   Aufgrund dieses charmanten Angebots konnte Nathalie einfach nicht anders und sah sich wenige Sekunden später in der Begleitung eines netten jungen Mannes wieder, der ihr unerwartet, die Aufmerksamkeit schenkte, nach der sie sich seit heute Morgen gesehnt hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)