Flash mich nochmal von Rehlein (Als wäre es das erste Mal) ================================================================================ Kapitel 1: Schmerzhafte Wunden der Vergangenheit ------------------------------------------------ Wir sind schon eins, zwei Jahre zusammen und haben schon drei, vier Sachen erlebt. Doch bist du nur 5 Minuten Mal weg, ist das wie 10 Jahre Knast für mich. Ey, du wickelst mich zu leicht um deinen Finger, wenn du durch deine blauen Augen guckst, wie immer. Ich bin hypnotisiert, wenn du vorbei spazierst es wird jeden Tag ein kleines bisschen schlimmer. Schon länger schlich sie wie ein Schatten durch die engen Gassen. Das Schwarz dieser Nacht war fast undurchdringbar und sie wurde eins mit der Dunkelheit. Nur vereinzelt erhellten die Straßenlaternen das Dunkel, doch sie wusste, wie sie sich vor neugierigen Blicken schützen konnte. Die junge Frau mit den schwarzen, brustlangen Locken und den hervorstechenden roten Augen wollte unentdeckt bleiben, weshalb sie ihren Umhang fester zu zog, als sie um eine Ecke bog und in die nächste düstere Gasse einbog. Doch in dieser Gasse war sie nicht alleine. Zuerst sah sie niemanden, doch langsam gab die undurchdringliche Dunkelheit die Silhouette eines Mannes frei, der an einer Mauer gelehnt stand und sie anzuschauen schien. Sie konnte förmlich spüren, wie sein Blick sie durchbohrte. Unwillkürlich biss sie sich auf die Unterlippe und verharrte an Ort und Stelle. Die Straßenlaterne war zu weit entfernt, um sie oder den Unbekannten der Dunkelheit zu entreißen. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns hier treffen. Es war ein Fehler deinerseits, dass du den Schutz der engen Gassen gewählt hast, Whisper“, kam es von diesem Unbekannten. Whisper. Ihr Name, der aus seinem Mund wie eine Morddrohung klang. Sie schluckte und ballte ihre Hände zu Fäusten. Diesen Namen hatten die Menschen ihr gegeben, weil sie sich so leise bewegte, wie ein Schatten. Wenn sie nicht wollte, dass jemand von ihrer Anwesenheit erfuhr, blieb sie unentdeckt. Im Normallfall. Doch dieses Mal war es anders. Es war eine Falle gewesen. Am Morgen hatte sie einen Brief vor ihrer Zimmertür gefunden. Im Moment hauste sie in einer Schenke, da sie nur zur Durchreise in der Stadt war. Natürlich konnte die junge Diebin nicht lesen, weshalb sie jemanden aufgesucht hatte, dem sie vertraute und der gebildet genug war, um Lesen zu können. Dieser Brief war ein Versprechen und eine Drohung gleichermaßen gewesen. Ein Satz war darauf zu finden gewesen, mehr nicht. Doch dieser Satz hatte sie zum Zittern, beinahe zum Zerbrechen gebracht: Ich werde dich immer finden. - Gezeichnet G. Sofort war ihr klar gewesen, wer hinter diesem mysteriösem G. steckte. Sie hatte sich eine Närrin geschellt, dass sie geglaubt hatte, endlich vor ihm sicher zu sein. Vermutlich würde sie niemals vor ihm sicher sein. Es sei denn sie würde selbst dafür sorgen, dass er endlich aus ihrem Leben verschwand und sie in Frieden ließ. Sie hatte auf diesen Brief hin überstürzt ihre Sachen gepackt. Ihr Fluchtinstinkt war größer, als die Vernunft sich erst einmal einen Plan zu überlegen. Viel Hab und Gut hatte sie nicht, weshalb sie nur eine kleine Tasche mit sich trug. Sie hatte gewartet, bis es Dunkel wurde und den Schutz der verwinkelten Gassen gewählt. Wäre sie klüger gewesen und hätte sich vorher einen Plan überlegt, wäre sie vielleicht darauf gekommen, dass dieser Mann sie kannte. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, welchen Weg sie wählen würde und wo er ihr auflauern konnte. Erneut biss sie sich auf die Unterlippe und unterdrückte einen Fluch. „Ich hatte ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen. Aber ich hätte es besser wissen müssen. Du wolltest doch nur, dass ich wie ein feiges Hühnchen davon laufe“, kam es von ihr und sie hob abwehrend ihre Hände. „Also was willst du? Ganz bestimmt bist du nicht hier, um mit mir gemütlich zu Plaudern.“ Whisper konnte es zwar nicht sehen, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er auf ihre direkte Art hin die Stirn runzelte. So, wie er es immer getan hatte. Ihre direkte Art war es gewesen, die er an ihr bewundert hatte. „Da hast du wohl Recht. Es bringt nichts, dir etwas vormachen zu wollen. Nachdem du mir damals entwischt bist, hatte ich ganz schöne Probleme am Hals. Ich habe weder das Blutgeld für dich bekommen, noch war der Hauptmann dafür, mich einfach so gehen zu lassen. Schließlich hatte ich ihnen Versprochen dich zu fangen. Also musste ich einen neuen Pakt schließen. Du würdest diesen Pakt bestimmt als Pakt mit dem Teufel bezeichnen. Ich jedoch profitiere davon. Der Hauptmann hat mir versprochen mich bei der Suche nach dir zu unterstützen. Wie glaubst du, hätte ich dich sonst hier finden können? Du bist beinahe um die halbe Welt gereist, aus Angst, dass ich dich finden könnte. Und nun stehe ich vor dir, Liebes. Es scheint mir also so, als hättest du keinen Erfolg auf deiner Flucht gehabt. Und falls ich dir einen Rat geben darf, hör am Besten auch auf zu Fliehen, denn es bringt nichts. Aber du hast Glück, heute bin ich nicht hier, um dich an den Hauptmann zu übergeben. Ich habe einen Auftrag für dich, der von großer Bedeutung ist und dich interessieren wird. Was hältst du davon? Wir beide als Partner, wie in alten Zeiten?“ Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als er das Wort Partner aussprach. „Lieber würde ich sterben, als mit dir zusammen zu arbeiten, Garian“, kam es von ihr. Nein, es kam für sie nicht in Frage mit diesem Verräter noch einmal zusammen zu arbeiten. Er hatte sie so tief verletzt, wie es noch keinem Menschen zuvor gelungen war. Aber sie hatte auch noch nie zuvor einem Menschen so sehr vertraut und so nah an sich heran gelassen. Sie hatte ihm vertraut und in keinem Moment daran geglaubt, dass er sie verraten könnte. Doch genau das hatte er getan. „Dein Wunsch sei mir Befehl“, seine Stimme trotzte nur vor Überheblichkeit. „Ich gebe dir sogar etwas Vorsprung. Also fang schon mal an zu rennen. Meine Männer sind überall und denk ja nicht, dass du entkommen kannst. Du weißt ja, ich werde dich immer finden.“ Das ließ sich Whisper nicht zweimal sagen. Geschwind machte sie auf ihrem Absatz kehrt und rannte, so schnell sie ihre Beine tragen konnten durch die engen Gassen. Dieses Mal war es ihr egal, wenn sie Jemand sah. Derjenige, vor dem sie sich versteckt gehalten hatte, hatte sie schließlich schon gefunden. Es ging um ihr Leben und um ihre Freiheit. Zwei Dinge, die ihr wohl am Kostbarsten waren. Somit hetzte sie die Gassen entlang, ohne auf ihre Umgebung zu achten. In ihrem Kopf ging sie mögliche Fluchtpläne durch. Der einfachste Weg aus der Stadt zu gelangen war weiter zu rennen. So würde sie am westlichen Tor ankommen und könnte von dort aus die Stadt verlassen. Jedoch hielt sie bei dem Gedanken an das Tor einen Moment inne. Sie befand sich in einer Stadt, die umgeben von einer festen Steinmauer war und das gerade Mal vier Stadttore besaß. Whisper schluckte. „Bin ich eine Närrin, dass ich ausgerechnet in einer Stadt Schutz suche, aus der es kein Entkommen mehr gibt.“ Somit änderte sich ihr Plan in Sekundenschnelle. Es war an der Zeit sich einen Unterschlupf zu suchen. Ein Versteck, in dem Garian und seine Leute sie nicht finden würden. „Whisper“, schrie Jemand hinter ihr und diese Männerstimme kam ihr bekannt vor. Doch zuordnen konnte sie die Stimme nicht und um sich um zu drehen, blieb keine Zeit. Getrieben von dem Gedanken ihre Freiheit nicht zu verlieren, rannte sie so schnell sie nur konnte. Bis sie an einem Haus ankam, an dem einige Kisten aufgebaut waren. Es war ein Leichtes für sie an ihnen heraufzuklettern und aufs Dach zu gelangen. Ihr Verfolger stand noch auf der Straße, als sie bereits das Dach erreicht hatte. Leider konnte sie nicht viel von ihm erkennen, da er – ebenso wie auch Garian – einen schwarzen Umhang trug. Ihr blieb sowieso keine Zeit ihren Verfolger lange zu begutachten, da sie weiter musste. In all den Jahren, in denen sie nun schon als Diebin arbeitete – wie sie es bezeichnete – war sie dutzende Male auf Häuser geklettert, um sich auf dem Dach zu verstecken oder auf diesem vor ihren Verfolgern zu flüchten. Doch selten hatte ihr Herz dabei so schmerzhaft vor Panik in ihrer Brust geklopft. Die Umstände, wer sie verfolgte, machten ihr zu schaffen. Anmerken ließ sie es sich allerdings nicht. Geschickt überquerte sie das Dach und nahm Anlauf, um genug Schwung zu haben, um das Dach des nächsten Hauses sicher zu erreichen. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie zum Sprung ansetzte, um den Abstand zu überwinden und sprang. Hart prallte sie gegen die Hauswand des anderen Hauses, schaffte es aber im letzten Moment noch sich an einem Dachziegel festzuhalten. Einen kurzen Blick warf sie in die dunkle Gasse unter ihr, doch dieser verriet ihr, dass es eindeutig zu tief war, um sich fallen zu lassen. Es blieb ihr nichts anderes übrig als sich mit ihrer ganzen Kraft nach oben zu ziehen. Was nicht gerade einfach für die zierliche Elbin war, da es ihr an Kraft in den Armen mangelte, aber sie konnte sich soweit hochziehen, dass sie ihre Beine auf das Dach schwingen konnte. Schnell zog sie sich hoch und wollte sich aufrichten, um weiter zu rennen. Es fehlte nur noch ein kleines Stück und sie würde sicher auf dem Dach stehen – Doch plötzlich traf sie etwas Hartes am Hinterkopf – es fühlte sich an, als wäre es ein Stein. Augenblicklich wurde die Welt Schwarz um Whisper herum. Weshalb sie nicht mitbekam, dass sie den Halt am Dach verlor und zu Boden stürzte. Dort blieb sie benebelt liegen und gab sich ihrem Schicksal hin. Eine undurchdringliche Schwärze lag über der Schwarzhaarigen, die sich nicht abschütteln ließ. Sie wusste weder, wer sie war, noch wo sie war, noch spürte sie etwas von dem Schmerz, den die pochende Wunde an ihrem Hinterkopf verursachte. Es war, als wäre sie in einem tiefen, traumlosen Schlaf gefangen. Nichts konnte dieses Dunkel durchdringen: weder eine Stimme, noch ein Gedanke, noch ein Gefühl. Doch hinter dem Schwarz verbarg sich etwas, doch sie vermochte es im Augenblick nicht danach zu greifen, es näher zu sich zu holen, damit sie es erkennen konnte. Es war beruhigend sich der vollkommenen Leere hinzugeben, aber was auch immer hinter dem Schwarz lauerte kam näher. Blickte sie aus warmen, blauen Augen aus an. Ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit überkam sie und sie verspürte den Drang, diesen Augen näher zu kommen und zu erforschen, wer sich dahinter verbarg. Neugierig wartete sie, bis die Augen näher kamen und langsam erkannte sie, dass sie zu einem Gesicht gehörten. Er hatte schwarze, wuschelige Haare und sie verspürte den Drang diese zu berühren. Sein Gesicht war kantig und wirkte deshalb fast schon bedrohlich, doch sie hatte keine Angst. Seine Lippen waren geschwungen und bewegten sich immer auf und zu, doch kein Laut drang an ihre Ohren. Fast wie hypnotisiert blickte sie in die blauen Augen. Ein Gefühl beschlich sie, dass sie diese Augen sehr gut kannte und sich wieder erinnern sollte, wer vor ihr war. Doch ihr fehlte jede Erinnerung. Whisper, flüsterte die Stimme und auch dieser Name sagte ihr etwas, aber sie konnte ihn nicht zuordnen. Whisper, kam es dieses Mal etwas lauter und eindringlicher von dem Schwarzhaarigen, fast schon flehend. Langsam fing sie sich an zu erinnern. Mit Whisper war sie gemeint. Das war ihr jetziger Name. Geboren wurde sie als Kalila Deryan Conert, doch diesen Namen hatte sie abgelegt. Warum eigentlich? Darauf wusste sie im Moment keine Antwort, sondern blickte fragend in die blauen Augen der noch unbekannten Person, als könnte dieser ihr die Antwort auf diese Frage geben. Whisper, komm wieder zu dir, erneut hatte seine Stimme einen eindringlichen Unterton und sie erinnerte sich wieder. Sie hatte diesen Namen abgelegt, da ihre Eltern sie weggeben hatten. Es hatte für sie keinen Grund gegeben weiterhin Geliebte genannt zu werden, wenn sie von ihren Eltern niemals geliebt worden war. Auch wollte sie nicht weiter an ihre Eltern, die sie doch nie getroffen hatte, erinnert werden. Weshalb sie den Namen ihrer Mutter, der ihr Zweitname war, so schnell wie möglich hatte loswerden wollen. Niemals würde sie wohl verstehen, warum ihre Eltern ihr diesen Namen gegeben hatten, um sie später alleine zu lassen. Noch immer durchzuckte sie der Schmerz, wenn sie an diesen Namen erinnert wurde. Er spiegelte doch ihre Vergangenheit und Herkunft wieder, an die sie lieber nicht erinnert werden wollte. Ihr neuer Name Whisper, der aus dem Mund dieses Mannes wie ein Gedicht klang, spiegelte ihre Zukunft wieder. Ob dieser Mann wohl auch zu ihrer Zukunft gehörte? Sie wusste es nicht, hoffte es nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)